[AR] Aconcagua

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    [AR] Aconcagua

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Argentinien
    Reisezeit: Januar 2010
    Region/Kontinent: Südamerika


    Vorlauf
    Auf die Idee, den Aconcagua zu besteigen, hat mich Olli im Sommer 2008 gebracht, als er mir berichtete, wie er einer Kollegin den Berg ausreden musste. Nachdem ich feststellte, dass man hierfür grob 3 Wochen über die Weihnachtszeit hinweg benötigt und somit ein Urlaubsantrag realistische Chancen hat, ging es an die Planung.
    Ant sagte recht schnell zu, und ein Reiseveranstalter (Verkehrsbuero.at) war auch schnell gefunden. Ab Winter 08/09 wurde das Zelt auf Herz und Nieren getestet, der restliche Ausrüstungskram kam im Verlauf von 09 dazu. Der Absprung von Ant im Verlauf 2009 konnte mein Vorhaben nicht stoppen, gehe ich halt alleine. Den Abschluss der Vorbereitungsphase bildete dann Silvester 09/10. Den Zeitraum rund um Neujahr verbrachte ich mit Leuten aus dem Forum um und oberhalb von Zermatt. Dank der vier Übernachtungen auf 3400 bzw. 3900m hatte ich mich schon etwas akklimatisiert.


    Montag, 4.1.2010; Tag -2
    Schlechte Nachrichten von Verkehrsbuero.at. Wir dürfen nicht 2x 23kg, sondern 2 Gepäckstücke mit insgesamt 23kg mitnehmen. Ein sehr sportliches Limit, und so muss ich all die Annehmlichkeiten wie leichtes Schuhwerk und Sommerkleidung für die Anreise streichen. Abends ist Probepacken dran, dank der verordneten Ausrüstungsdiät geht alles problemlos in den Rucksack sowie die Reisetasche rein.


    Dienstag, 5.1.2010; Tag -1
    Mit zwei schweren Gepäckstücken bewaffnet kreuze ich auf der Arbeit auf, um in der Warenannahme einmal einen Gewichtscheck durchzuführen. Irgendwie stimmt wohl meine kleine Küchenwaage nicht oder Excel hat sich verrechnet, denn anstelle der geplanten 23kg bringt mein Gepäck 26kg auf die Waage. Tagsüber brüte ich dann darüber, wie ich weitere 3kg verschieben kann, um unter das Limit zu kommen. Die einzige Lösung besteht darin, möglichst viele Kleidung sowie die dicken Bergstiefel anzuziehen.


    Mittwoch, 6.1.2010; Tag 0 - Abflug
    Der letzte Arbeitstag geht nicht gerade konzentriert vorüber, um 17 Uhr dann mach ich den Abflug Richtung München. Südlich davon wohnt meine Cousine, dort bleibt mein Auto die nächsten 3 Wochen stehen.


    Donnerstag, 7.1.2010; Tag 1 - Schwarzfahrer
    Gegen 8 Uhr gibt es Frühstück, dann setzt mich meine Cousine zusammen mit dem Gepäck an der S-Bahn ab. Obwohl es unter Null Grad hat, friere ich nicht wirklich. Kein Wunder, denn neben Plastikbergstiefeln habe ich zwei Hochtourenhosen und vier Lagen Kleidung am Oberkörper an. Die S-Bahn rollt schneller ein als ich das Münchner Tarifsystem kapieren kann, 50 Euro Scheine frisst der Automat eh nicht, also geht es eben als Schwarzfahrer in Richtung Flughafen. Am Ostbahnhof darf ich die Bahn wechseln, und nach einer Bretzel und einer Flasche Cola habe ich auch Kleingeld für ein Ticket.
    Unter den staunenden Blicken der Mitfahrer wuchte ich mein Zeugs in die nächste Bahn, und erst im Laufe der öden Fahrt Richtung Flughafen schwant mir, dass ich womöglich ein falsches Ticket gelöst habe. Da aber keine Kontrollen stattfinden, bleibt mir eine Diskussion erspart.
    Mein Terminal im Flughafen finde ich recht schnell und verbringe dann eine knappe Stunde damit, in der Warteschlange von Iberia vor mich hinzuschwitzen. Mein grosses Fluggepäck wiegt 22.7kg und wird gleich bis Mendoza eingecheckt, mit dem Rest darf sich erstmal der Zoll vergnügen. Am Röntgengerät dauert es etwas, bis ich alle Klamotten und den restlichen Kram in die kleinen Schächtelchen verpackt habe, und bis ich dann selber durch den Metalldetektor gewatschelt bin, herrscht am Bandende Stau. Dies sowie die Unterbringung meiner Elektronik in den Schuhen im Handgepäck führt zu einigen Verzögerungen bei den anderen Passagieren und viel Freude bei den Beamten und einigen Fragen. Mir solls egal sein, ich hab Zeit. Mit weit geöffneten Lüftungsschlitzen an der äussern Latzhose, die Schuhe nicht zugeschnürt schlurf ich dann Richtung Gate. Ein zweiter potentieller Kolleger war mir schon in der Warteschlange aufgefallen, denn Leute in 8000er Daunenjacken sind selten auf einem Flug in den Süden.
    Mein Gespür trügt mich nicht, es handelt sich um den zweiten Alex der Truppe. Nach einem kurzen Hallo geht es dann gegen 12 Uhr in den ersten Flieger nach Madrid. Dort haben wir über 7 Stunden Aufenthalt, bis endlich unser Flug nach Santiago de Chile beginnen soll. Da die Transferzone nicht wirklich für dauerhafte Unterhaltung sorgt und vom Rest der Gruppe nichts zu sehen ist, verkriechen wir uns in eine der Kneipen und testen ausgiebig das spanische Bier. Gegen 22 Uhr und sieben Runden Bier später eiern wir dann zum Terminal und treffen dort auf Norbert (AT), Sepp, Otti und Much (alle IT). Diese bekamen einen späteren Flug München-Madrid gebucht (WTF?) und mussten nur knappe 3 Stunden am Flughafen herumlungern.
    Der Flug selber dann ist unspektakulär, das Abendessen nicht wirklich der Reisser. Dafür muss ich im klimatisierten Innenraum nacht nicht einmal eine Decke benutzen, mir ist eher zu heiss in meinem Anzug.


    Freitag, 8.1.2010; Tag 2 - Sommer
    Touchdown in Chile, die Zollformalitäten sind schnell erledigt und die Trekkingmahlzeiten im Handgepäck gehen ohne Ärger durch die Importkontrolle. Wir sind in Chile. Für mich das erste Mal Südamerika, für Norbert und Thomas dagegen nichts Unbekanntes. Beide waren schon mehrfach in den Anden unterwegs. Auch Alex hat mit einem abgebrochenen 7000er im Himalaya Expeditionserfahrung, lediglich unsere Botzner und ich glänzen mit totaler Unwissenheit.


    Beim Anflug auf Chile, die Anden werden zum ersten Mal überquert


    Am Flughafen von Santiago. Auf den Bildern sind unsere Botzner (Otti, Much, Sepp), Alex, sowie Knut und Lars

    Die jetzt folgende Wartezeit verbringen wir mit dem Test von chilenischem Bier, Much testet zudem, ob sein Italienisch mit dem chilenischen Spanisch kompatibel ist und himmelt die Bardame an. Auch den restlichen Leuten in der Wartezone sieht man deutlich die Umgebung an. Leichtbekleidet und von Haus aus dunkelhäutig, da fallen wir in der schweren Bergmontur schon etwas auf.
    Der Flug nach Mendoza ist kurz (35 min) und fast schmerzlos. Dank Thermik wird der Flieger in der Landephase etwas durchgeschüttelt, was Much gar nicht gefällt. Dafür können wir unterwegs einen Blick auf den Aconcagua und beim Aussteigen auf eine sehr attraktive Südamerikanerin werfen - endlich Urlaub. Die Strafe folgt auf den Fuss, wir dürfen nämlich zum Terminal übers Rollfeld laufen und dort dann im nicht klimatisierten Gebäude auf die Zollformalitäten warten. Bei 35°C im Schatten bin ich mir nicht sicher, ob nun die vier Schichten eher die Hitze von innen stauen oder von aussen abhalten, mir den Pelz zu verbrennen. Auf jeden Fall ist mir schlichtweg zu heiss.
    da der Zoll auch hier zwar alles röntgt, aber keinerlei Interesse an unserem Kram zeigt, sind wir doch recht schnell abgefertigt. Draussen erwartet uns Thomas von Azimuth und leitet uns zum wartenden Bus, der uns in die Innenstadt zum Hotel bringt. Dieses ist wirklich angenehem, mit Pool und gemütlich eingerichteten Zimmern. Die Zeit bis 18 Uhr verbringen wir am Pool im Innenhof, nachdem wir bei einem kurzen Ausflug einen Tante-Emma Laden gleich ums Eck ausfindig gemacht und uns mit Lebensmitteln eingedeckt haben (ganz recht - argentinische Bier und Chips). Kaum 100m vom Hotel entfernt finden wir dann bereits einen Outdoorladen mit allem möglichen Kram, sowie direkt gegenüber ein Restaurant. Auch die Preise sind angenehm, für 6x Steak, 2x Nachtisch, 3 Flaschen Mineralwasser und 5 Flaschen Wein legen wir zusammen 97 USD auf den Tisch, und die Steaks schmecken gigantisch.


    Und wieder zurück - im Flieger nach Mendoza bzw. nach der Ankunft dort. Das ganze Gepäck soll mit bis auf über 4000m üNN



    Erste Eindrücke von Mendoza, unserem Restaurant, und ganz wichtg - dem Essen


    Samstag, 9.1.2010; Tag 3 - Bürokratie
    Thomas holt uns gegen 9:30 Uhr ab. Zu Fuss geht es durch die Innenstadt, zuerst auf eine Bank und dann in das Tourismusbüro, wo das Permit gelöst werden muss. Ich tausche 550 USD in 2050 argentinische Pesos und ernte vernichtende Blicke vom Manager, als ich unsere Geldstapel in der Bank ablichte. 1800 Pesos gehen dann gleich für das Permit drauf, mit den Rest will ich vor allem Lebensmittel für die Tour im Supermarkt einkaufen. Die Permitausstellung dauert jedoch etwas. Zuerst wird das Geld eingesammelt, dann muss mit dem Beleg und einem ausgefüllten Zettel (schwanger? och nöö) gewartet werden, bis man aufgerufen wird und man dann das Permit erhält. In dem Raum tummeln sich neben uns vor allem Leute, denen ich eine Besteigung eher weniger zutrauen würde. Die meisten sehen aus, als ob sie vorher noch nie einen Berg zu Gesicht bekommen hätten. Aber das ist nicht mein Problem. Der Supermarkt im Anschluss entpuppt sich als wirklich gross und umfassend. Lediglich spezielle Trekkingnahrung und Energyriegel sucht man vergebens, aber damit habe ich gerechnet. Nudeln, Sossen, Getränkepulver, Brot, Müsliriegel, Tütennudeln von Knorr und auch Mate Coca findet sich in diversen Varianten.


    Tag 2 - Kohle hole und dieses dann gleich wieder ins Permit stecken. Auffallend an Mendoza sind die vielen Bäume, die entlang qusi jeder Strasse stehen und die Sonne etwas abschirmen.

    Eine Strassenbahn sowie Impressionen vom Hotel. Otti bei der Präsentation seine Gipfelmontur sowie ein Grössenvergleich dessen, was man im Hotel für 8 Pesos (rechts) bzw. im Supermarkt ums Eck (4.5 Pesos) bekommt. Auf die Grösse kommt es doch an.

    Der restliche Tag ist wieder frei, und da Mendoza nicht wirklich zu einer Rundtour einlädt, verbringen wir die Zeit zuerst am Pool und dann im gleichen Restaurant wie am Vortag.


    Alex in Anbetracht des Steaks am zweiten Abend.


    Sonntag, 10.1.2010; Tag 4 - Anden
    Endlich steht der letzte Tag der Anreise an. Unser Bus holt uns morgens ab und karrt uns Richtung Penitentes (ca. 2700m üNN), einem Skigebiet, 10km vom morgigen Startpunkt entfernt. Die Fahrt geht erst durch die Vorstadt von Mendoza mit seinen niedrigen Häusern, dann durchs Flachland und den Weinanbaugebieten und endlich durch die Anden selber. Die Strasse ist breit und in recht gutem Zustand, was unseren Fahrer zur recht freien Interpretation der Strassenregeln veranlasst. Nach etwa 3.5 Stunden und einer kurzen Pause zwischendrin erreichen wir Penitentes. Die Fahrt bis dorthin selber war sehr abwechslungsreich. Insbesondere die Gesteinsformationen mit den unterschiedlichen Färbungen und die recht kurvige Strecke sorgten für Kurzweil. Unser Hotel entpuppt sich als recht gemütlich, lediglich die Dusche ist etwas kurzatmig und nur lauwarm. Der Ort selbst besteht aus einer Handvoll Gebäude, die meisten davon sind Hotels, welche im Sommer geschlossen sind. Das Skigebiet ist an Alpenverhältnissen gemessen winzig, geht aber dennoch bis auf fast 3300m hoch. Auch die Pisteneinteilung in mit blau, rot, schwarz sowie schwarz gestrichelten (extrem schwere Alpinabfahrten) Kategorien ist etwas aus der Luft gegriffen.


    Packen und Abmarsch sowie ein paar Schnappschüsse bei der Fahrt raus aus der Stadt.


    Plattes Gelände direkt rund um Mendoza, aber die Anden sind schon in Sichtweite







    Weitere Impressionen von der Anfahrt. Die Schilder wereden generell ignoriert, überholt wird, wo Platz ist.


    Staubiger Bruder, ein Vorgeschmack auf das, was da noch kommen wird.


    Nicht nur Weinanbau wird hier betrieben, das Zeugs muss ja auch weg. Die Weinkarte ist beeindruckend.

    Da bis zum Abendessen noch viel Zeit ist, beginne ich gleich mit einer Erkundungs- und Akllimatisierungstour. Nach 2 Stunden gemütlichem Schleichen sitze ich auf einer Bergkante oberhalb des Lifts, geniesse die Aussicht und feier das Erreichen der 3000er Marke auf amerikanischem Boden. Beim Abstieg treffe ich auf die einzigen anderen Wanderer an dem Berg und wunder mich etwas über ihre Art der Akklimatisierung. Mit Stöcken und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kommen sie in Fallinie die Piste heraufgeschossen. Keine Ahnung was das bringen soll, aber auch das ist nicht mein Problem.
    Beim Abendessen dann, welches bei weitem nicht an Mendoza herankommt, stelle ich fest, dass die Sonne wirklich heftig ist. Sogar die Handrücken sind verbrannt, etwas was ich in den Alpen nie erlebt habe. Aus dem Grund verabschiede ich mich von der Idee, im T-Shirt zu wandern, und krame für den nächsten Tag gleich das dünne Wollhemd raus. Die Kopfbedeckung steht zum Glück schon fest. Da mit viel Sonne, Wind und fliegendem Dreck zu rechnen ist, habe ich mein Kopftuch mitgebracht, welches ich vor ein paar Jahren in Kuwait gekauft habe. Das teil stellt sich dann im Laufe der nächsten Tage als ideal für die Gegend heraus.





    Aufnahmen rund um Penitentes, entstanden während des ersten Ausflugs.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:21. Grund: Reisecharakter eingestellt
    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

  • Becks
    Freak

    Liebt das Forum
    • 11.10.2001
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [AR] Aconcagua

    Bilder und mehr Text folgen...

    Alex
    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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    • Snorri
      Erfahren
      • 17.01.2009
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      #3
      AW: [AR] Aconcagua

      Hallo Becks

      Klingt schon mal interessant. Bin gespannt wies am Berg selber war, ist sicherlich ein Erlebnis! Ich war bis jetzt erst bis nicht ganz 4000m in den schweizer Alpen unterwegs, und möchte falls alles klappt diesen Sommer meinen ersten 4000er machen, und fand auch da die Aussicht schon gigantisch!
      Waren die paar Tage in Zermatt alles was du an Höhenaklimatisation gemacht hast?

      Gespannt auf mehr bin.....

      Grüsse Snorri
      Wenn man auf die Stille der Natur horcht, so kriegt man eine wunderschöne Geschichte erzählt

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      • peter-hoehle
        Lebt im Forum
        • 18.01.2008
        • 5175
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [AR] Aconcagua

        Schöner Anfang

        Gruß Peter
        Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
        Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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        • lina
          Freak

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          Liebt das Forum
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          #5
          AW: [AR] Aconcagua

          Genau, super, mehr 'von!

          Schnell weiterschreiben bitte!
          Zuletzt geändert von lina; 15.02.2010, 19:54.

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          • SteveA
            Dauerbesucher
            • 07.03.2008
            • 656
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            #6
            AW: [AR] Aconcagua

            Der Aconcagua steht auch noch auf meiner Liste.
            Mal schauen wann es soweit ist.
            Bin auf deinen weiteren Bericht gespannt.
            http://www.uptothetop.de
            Trailrunning, Außergewöhnliche Projekte, Tourenberichte, Interviews, Ausrüstungstests u.v.m.

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            • Becks
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              #7
              AW: [AR] Aconcagua

              Zu Zermatt: Jau, war das einzige an Vorbereitung. Hab zudem mal hier hinterm Haus 25kg Gepäck den Hang hochgetragen, und nach 1400 Hm entdeckt, daß ich die angegeben Zeit auf den Wegweisern problemlos unterboten habe. Also habe ich auf spezielles Konditionstraining verzichtet.

              Ach ja, dieser Bericht wird präsentiert von dem da:

              Und er wurde nicht einmal erschossen, auch wenn Bergsteiger meist anders aussehen.


              Alex
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              • Flachlandtiroler
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                #8
                AW: [AR] Aconcagua

                Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                Zu Zermatt: Jau, war das einzige an Vorbereitung. Hab zudem mal hier hinterm Haus 25kg Gepäck den Hang hochgetragen, und nach 1400 Hm entdeckt, daß ich die angegeben Zeit auf den Wegweisern problemlos unterboten habe. Also habe ich auf spezielles Konditionstraining verzichtet.
                Jaja, Joggen ist was für Flachlandtiroler... man fragt sich wirklich was noch kommen muß damit Du mal anfängst zu sporteln.
                OT:
                (Als nächstes kommt wahrscheinlich die Feststellung dass der Aco auch nur ein Wanderberg war -- so wie Bietschhorn, Montblanc, ... )


                Ansonste nur weiter so, liest sich bislang sehr ämusant!

                Gruß, Martin
                Meine Reisen (Karte)

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                • Becks
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                  #9
                  AW: [AR] Aconcagua

                  Das war ein Wanderberg.

                  Alex
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                    #10
                    AW: [AR] Aconcagua

                    Montag, 11.1.2010; Tag 5 - Confluencia
                    Ein neuer Tag, ein neuer Transport Zuerst bekommen wir unser Gas ausgehändigt (ich habe 7 Kartuschen reserviert, viel zu viel), dann geben wir unser schweres Gepäck für den Mulitransport ab. Obwohl meine 120L Tasche rappelvoll ist, wiegt das Teil gerade mal 25kg. Eigentlich schade, denn bei 30kg Maximalgewicht hätte ich noch einmal 5kg Material abgeben können, welche aus Platzmangel eben von mir nun geschleppt werden muss.
                    Während wir auf den Bus warten, unterhalten wir uns mit einem Österreicher, welcher aufgrund einer Darmerkrankung seine Tour abbrechen musste. Hoffen wir, dass uns so etwas nicht passiert.






                    Aufnahmen aus dem Eingangsbereich des Parks, u.a. mit Teilen der Gruppe, und dem Weckerheli, welcher immer morgens im Tiefflug über die Camps donnert.

                    Unser Bus kommt pünktlich, und nach kurzer Zeit stehen wir dann endlich am Eingang des Honocors Tals auf etwa 2900m Höhe. Hier am Beginn des Parks findet die Permitkontrolle statt, während derer man zwei zusätzliche Plastiktüten erhält. Die eine dient als Müllbeutel, die zweite als Toilette für unterwegs. Na ja, mal abwarten, so begeistert ist keiner von uns beim Anblick der dünnwandigen Tüten.
                    Zum Ausgleich erweist sich der Park als wirklich hübsch. Schon zu Beginn kann die Aconcagua Südwand sowie nach kurzer Wanderung ein See bestaunt werden. Sogar Gras und Blumen gibt es auch noch, etwas, worauf wir weiter oben verzichten müssen. Der Weg führt zunächst einer ungeteerten Strasse entlang, überquert eine Brücke und mündet dann in mehreren, parallel verlaufenden Trampelpfaden. Für leute ohne Permit ist hier Endstation, für uns nicht. Zusammen mit mehreren anderen Gruppen gehen wir langsam in Richtung Tagesziel und gewöhnen uns schon einmal an die neuen Freunde, Wind und Staub.


                    Confluencia

                    Confluencia erreichen wir nach knapp 3 Stunden, unsere Gruppe ha sich bis dahin komplett zersplittert, jeder geht wie er will. das Camp auf 3500m Höhe besteht aus einem umzäunten Areal, auf dem sich zwei Gebäude der Ranger, die fest montierten Zelte der Veranstalter sowie mehrere Zelte der einzelnen Reisegruppen befinden.




                    Bilder aus der Stadt und was passiert, wenn man sein Zelt nicht anbindet.

                    Bei Ankunft muss man sich registrieren, was dank der nicht vorhandenen Warteschlange schnell klappt. Die Ranger wollen grob wissen, was man plant, und danach darf man beim Doc vorbeisehen. Zuvor jedoch such ich unsere Azimuthtruppe und treffe dort auf Thomas sowie unsere Köchin. Der Rest der Truppe tröpfelt nach und nach ein, und zusammen stürzen wir uns auf das Willkommensbuffet. Oliven, Wurst, Käse, Brot, Knabberkram und Tee wandern recht schnell in die Bäuche. Ein gutes Zeichen, denn solang der Hunger noch nicht nachlässt ist alles in bester Ordnung. Mein Pulsoxymeter ist der Renner und wechselt ständig von Mann zu Mann, auch wenn die Deutung der Werte nicht allgemein bekannt ist. Die anschliessende Kontrolle durch den Doc sorgt ebenfalls für Diskussionen. Mir z.B. wird wegen des hübschen Blutdrucks von 160 zu 90 epfohlen, weniger Salz zu essen und mehr zu trinken. Dafür passen meine Sauerstoffwerte, ausserdem fühl ich mich topfit. Dem Rest geht es ähnlich, auch sie kassieren ähnliche Tipps.


                    Staub


                    Norbert vor unserem Aufenthaltszelt


                    Bilder rund ums Camp. Confluencia von oben, inklusive Sandteufel.


                    Das üben wir noch. Eine Truppe beim Aufbau von Trangos.



                    Es gibt luxuriösere Einrichtungen, aber kaum ein Hotel hat ein Bad mit der Aussicht.


                    Bilder aus dem Gruppenzelt. Einmal Alex, dann unsere Botzner Truppe sowie der ansehnliche Rücken unserer Kollegin von Azimuth


                    Much; Otti; Gruppenaufnahme mit Thomas, Sepp, Otti und Much; Alex und Norbert


                    Und während rund um unser Aufenthaltszelt die Windböen fegen und oben in Cholera der Sturm die Zeltstadt zerlegt (später erfahren), gönnen wir uns die gut durchgebratene Steaks, welche unsere Köchin zubereitet. Anschliessend geht es recht schnell in die Zelte, denn nach Sonnenuntergang wird es doch rapide frischer. Hier stellen Alex und ich fest, dass wir beide dringend die Socken wechseln sollten, denn die Dinger stinken jetzt schon mörderisch. Aber noch ist Mulas nicht erreicht und Ersatz nicht in Sicht. Durchhalten ist angesagt und Socken in Ziplockbeutel einschliessen hilft auch.



                    Sonne runter...


                    Dienstag, 12.1.2010; Tag 6 - Francia

                    ...Sonne rauf


                    Ein 8 Uhr Weckerheli.

                    Die Nacht war recht böig, morgens dann flaut der Wind ab. Die Temperatur lag so knapp bei 0°C. Ich hab seelig gepennt, das Pulsoxy bestätigt morgens meine Vermutung - 93% O2 und 65er Puls.. Much und Otti dagegen hatten Schlafprobleme, die sie ab morgens um 4 Uhr mittels lautstarker Diskussion an die umliegenen Zelte weiterreichen. Eine Truppe Franzosen, ebenfalls mit Azimuth unterwegs, reagiert entsprechend genervt auf die Beschallung.
                    Heute steht eine Akklimatisierungsrunde an, mit Ziel Plaza Francia (4100m). Dabei handelt es sich um den Ausgangspunkt für die Südwandrouten am Aconcagua. Doch bevor es losgeht, kämpfen wir erst einmal mit kleineren technischen Schwierigkeiten. Es gibt zunächst kein Trinkwasser, denn die Leitung ist eingefroren. Nach Sonnenaufgang löst sich das Problem von ganz alleine, und mit 2L Wasser sowie einem hübschen Lunchpaket im Gepäck können wir loslegen. Der Weg führt die ersten 200m in Richtung Plaza de Mulas, zweigt dann aber beim ersten Bach rechts ab und verschwindet in ein Nebental.


                    An der Abzweigung in das Seitental, an dessen oberen Ende Francia liegt


                    Blick zurück. Links hinter der Ecke nach dem Schatten liegt Confluecia


                    Eine Wasserquelle und gleichzeitig ein eindrückliches Zeichen dafür, wie extrem das Klima ist. Friedlich nebeneinander vereint finden sich fliessendes Wasser, Eis, sowie Salzablagerungen, welche durch das Verdunsten grosser Wassermengen entsehen. Und nur dort, wo der Mix aus Salz, Hitze und Kälte passt, wächst Gras.

                    Der Weg erklimmt zunächst mit einer mässigen Steigung rund die 3800m-Marke und flacht dann stark ab. Wir gehen extra langsam, immer darauf bedacht, nicht unnötig Energie zu verschwenden oder in Atemnot zu geraten. Für mich recht einfach, denn ich spüre von der Höhe überhaupt nichts, während meine italienischen Kollegen doch schon etwas ausgebremst werden. Insbesondere Otti fühlt sich schlapp und hat Kopfweh.



                    Pflanzenwelt auf fast 3600m Höhe




                    Diverse Aufnahmen vom Tal und der Umgebung. Ab 3800m wächst nichts mehr, dann ist man in einer Marslandschaft unterwegs.

                    Etwa 2 km von Francia entfernt passieren wir den ersten Photopunkt (Miradore) und einer der Sammelplätze bzw. Rastpunkte diverser Gruppen, die sich hier tummeln. Wir gehen an dem gut besuchten Platz vorbei und erreichen nach weiteren 20 Minuten einen zweiten Rastplatz. Hier herrscht kein Andrang, nur zwei Deutsche sonnen sich und kochen Essen. Sie sind zum zweiten Mal am Acon, nachdem sie im ersten Anlauf gescheitert sind. Laut eigener Ansicht haben sie damals elementare Fehler begangen, indem sie von Anfang an im Zelt genächtigt haben. Dadurch hätten sie pro Tag 1 kg Gewicht verloren und somit zu viel Energie, um den Gipfel angehen zu können. Dank des verschleiss im Anmarsch sind sie nicht über Nido hinausgekommen. Die Tour morgen soll übrigens die erste echte Herausforderung werden.
                    Wir graben uns ebenfalls in den Sand der Kuhle, staunen über die beachtliche Südwand und die Horrorstories der Kollegen und legen eine lange Akklimatisierungspause ein. Nach einer Stunde dann habe ich genug und watschel wieder zurück. Unterwegs überhole ich notgedrungen doch ein paar Gruppen, da diese mir zu sehr schleichen. Ausserdem werde ich einmal mehr Zeuge des üblichen Ausbildungsstands. Kaum wird das gelände steiler und minimalst anspruchsvoller, sind die Leute überlastet. Mit Staunen schau ich einem Pärchchen zu, wie sie recht hilflos ein kurzes steileres Pfadstück herunterstochern. Dabei ist dieses aufgrund von Sand und kleinen Kieselsteinen lediglicher etwas rutschiger. Auch Alex schildert mir hinterher ähnliche Beobachtungen, so haben Leute aufgrund schlechter Schuhe teilweise Problem, überhaupt die staubigen Wege sicher hochzukommen und rutschen immer wieder aus.


                    Bilder von unserem Umkehrpunkt, rund 1km von Francia entfernt. Im Hintergrund die beeindruckende Südwand des Aconcagua


                    Geführte Gruppe beim geschlossenen Abmarsch.

                    Im Lager beratschlagen wir, ob wir den Doc doch noch einmal aufsuchen sollen. Aber da die Warteschlange zu lang ist und eh Essen ansteht, pfeifen wir auf die Ratschläge. Ottis Kopfweh wird mit einem Ibuprofenhämmerchen (sorry, hab nur 600mg Tabletten dabei) erlegt, der Rest fühlt sich eh gut.


                    Bilder abends vom Lager. Ein Trupp argentinische Soldaten, welche uns bis zum Gipfel immer wieder begegnen werden, und eines der Mulis, welche ums Lager herumstromern
                    Zuletzt geändert von Becks; 18.02.2010, 10:07.
                    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                    • Freak
                      Lebt im Forum
                      • 02.05.2006
                      • 5217
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [AR] Aconcagua

                      gönnen wir uns die gut durchgebratene Steaks
                      well done -> Todsünde!

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                      • Becks
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 11.10.2001
                        • 19606
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [AR] Aconcagua

                        eher: "well, done" beim Blick auf das dunkle Fleisch

                        Alex
                        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                        • Skysurfer
                          Erfahren
                          • 19.04.2009
                          • 287
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                          #13
                          AW: [AR] Aconcagua

                          Du kannst und doch jetzt nicht mittendrin hängen lassen...
                          Wann können wir denn mit der Fortsetzung rechnen?

                          (merke für die Zukunft: Keine unfertigen Reiseberichte mehr anfangen!)

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                          • Thunderbird
                            Dauerbesucher
                            • 14.03.2006
                            • 651
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [AR] Aconcagua

                            Zitat von Becks Beitrag anzeigen


                            Bilder rund ums Camp. Confluencia von oben, inklusive Sandteufel.


                            Bilder aus dem Gruppenzelt. Einmal Alex, dann unsere Botzner Truppe sowie der ansehnliche Rücken unserer Kollegin von Azimuth

                            OT: Ich glaube das Projekt "Jurte" fürs Forum sollte nochmal überdacht werden!

                            Echt klasse Bericht und super Bilder!! Bin gespannt wie es weiter geht. Das mit den Tüten fürs Geschäft find ich schon ein bisschen eklig Aber bevor es da oben stinkt wie auf nem Raststätten-WC....

                            MfG Dennis
                            Thunderbird´s kleiner Outdoor-Flohmarkt

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                            • OliverR
                              Dauerbesucher
                              • 16.02.2007
                              • 981
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                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [AR] Aconcagua

                              Ja, echt super Impressionen, die Du da mitgebracht hast! Sehr schöner Bericht bisher. Ich bin mächtig gespannt auf die Fortsetzung
                              The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                AW: [AR] Aconcagua

                                Ein bis jetzt sehr schöner Reisebericht... ich hoffe es geht bald weiter

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                                • Mr.Sunrise
                                  Fuchs
                                  • 01.02.2007
                                  • 1230
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [AR] Aconcagua

                                  Ein super Bericht bisher, da bin ich doch schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!

                                  Gruß,
                                  Daniel
                                  Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
                                  Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

                                  Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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                                  • Becks
                                    Freak

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                                    • 11.10.2001
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                                    #18
                                    AW: [AR] Aconcagua

                                    Mittwoch, 13.1.2010; Tag 7 - Ipod Run
                                    Heute steht der lange Marsch nach Mulas (4350m) an. Den Beschreibungen von gestern nach steht uns ein Horrortag bevor. Die Karte sagt lediglich eine lange Laufstrecke sowie knapp 1000Hm vorraus. Die üblichen Tourenguides sprechen zudem von etwa 8 Stunden Tourendauer. "Schaun wir mal", "wird schon gehn" ist da eher meine Ansicht.
                                    Wir frühstücken extra früh um 7 Uhr, ich packe zudem schon vorm Essen mein Kram, füll die Trinkflasche und verschwinde frühstmöglich in Richtung Mulas. Ich will unbedingt möglichst weg und die kühleren Stunden ausnutzen, so wie auf Korsika auch.



                                    Impressionen rund ums Zeltlager

                                    Die Sonne steht zwar schon im Camp, das Tal selber ist noch im Schatten - Aufbruch früh am morgen


                                    Etwa 1 Stunde nach Aufbruch. Der Berg im rechten Bild, hinten rechts am Talende ist das erste Etappenziel.


                                    Wir gehen von Anfang an getrennt, begegnen uns aber unterwegs doch immer mal wieder an irgendwelchen Rastpunkten. der weg führt nach der Überquerung des Bachs vom Vortag eine kurze Stigung hinauf und von dort aus immer dem Honocoros Bach aufwärts. Der Weg ist ziemlich monoton, lediglich alle halbe Stunde ändert sich die umgebung, wenn man wieder an einem der umliegenden Bergwände vorbeigezogen ist. zur Abwechslung und Ablenkung schmeiss ich den Ipod an und werde ab da dann nur von vorbeirennenden Mulikarawanen aus meiner Ruhe geholt. Nach 3h erreiche ich Placa Ibanez, einem Lagerplatz etwa 12km von Confluencia entfernt. Bis dahin bestand die einzige Schwierigkeit darin, dass zweimal dem Bach ausgewichen werden muss und der untergrund von sandig auf Schotter wechselt, der das Vorankommenetwas bremst. Laut Schild sind es von hier aus noch 4 Stunden bis Mulas. Nach einer Pause dort folge ich weiter dem Pfad, und nun wird die Strecke doch abwechslungsreicher. Er erklimmt den seitlichen Rand des Tals und umgeht somit eine Engstelle des Talbodens. Anschliessend geht es immer wieder auf und ab, Richtung unteres Mulas (4100m). Dort lege ich eine kurze Pause ein, trink noch etwas Wasser und begebe mich auf den abschliessenden Teil, einem kurzen Steilstück hinauf zum eigentlichen Camp. Mulas dann ist nach insgesamt 6 h erreicht und ich frage mich, wo der angekündigte Horror bleibt.



                                    unterwegs im Tal, immer wieder ziehen Mulikarawanen vorbei. Rechts im Bild Alex, der mich unterwegs überholt.

                                    Blick nach rechts, hoch zum Aconcagua, sowie endlose Weiten.


                                    Die erste Etappe ist vollendet, der Weg knickt nach rechts ab und offenbart endlich das eigentlche Talende


                                    Nach einer kurzen Anfrage bei den Rangern während dem Checkin lande ich bei Azimuth, der rest tröppelt nach und nach ein. Wir haben am unteren Campende einen Bereich für uns. Neben dem Küchenzelt besteht dieser aus drei Aufenthalts- und einem Vorratslagerzelt. Genächtigt wird in Mountain Hardwear Trangos, in denen für jeweils zwei Personen schon dicke Schaummatten drin liegen. Unsere Lageraufsicht besteht aus Tschatschu und Daniela. Sie kochen und sorgen für einen konstenten Nachschub an heissem und kaltem Wasser. Aber zunächst gibt es einmal wieder das Empfangsbuffet, bestehend aus Käse, Brot, Oliven, Knabberkram, Tee und kalten Getränken. Ich bezieh wieder mit Alex ein Zelt, und wir beide kommen zur Einsicht, dass Socken und Füsse tödlich sein können. Ein Rinnsal ist schnell gefunden, direkt neben unseren Zelten fliesst etwas undefiniert den Hang runter. Also Füsse ins eiskalte Wasser rein und abschrubben.
                                    Vor dem Essen dann darf ich noch Dolmetscher und Konfliktlöser spielen. Otti hat artigerweise unterwegs seine Mobiltoilette benutzt, aber das Ding leider nicht bei den Rangern abgegeben sondern im Klo von Azimuth versenkt. Es dauert eine Weile, bis ich die Jungs davon überzeugt habe, dass dies ein Versehen war und es sinnlos ist, den Beutel wegzuwerfen. Otti kommt mit Anschiss und einer neuen Tüte davon, muss aber die eigentlich anstehende Strafe von 200 USD nicht zahlen.
                                    Das Abendessen ist gigantisch, wir bekommen neben Suppe und Nachtisch ein dickes Stück Rindsbraten aufgetischt, welches zudem nicht totgebraten ist. Nebenbei unterhalten wir uns mit einer österreischischen Gruppe, welche an dem Tag am Gipfel war und direkt bis nach Mulas abgesteigen ist. Sie sehen ziemlich erledigt aus, was entweder an den Bedingungen (Wind und Schneefall im Abstieg) oder der Tourlänge liegt. Sie sind von Berlin (6000m) aus gestartet und warten auf einen Kollegen, der morgens um 2 Uhr von Nido (5500m) losgelaufen ist.
                                    Die Infos in Kombination mit der Wettervorhersage, dass die nächsten 4 Tage mies sein sollen, mit einer leichten Besserung übermorgen, führen zu ausgiebigen Diskussionen über die Taktik am Hang. Dazu kommen die diversen Hochlager (Canada 5050m, Alaska 5300m, Nido 5500m, Berlin 6000m, Cholera 6000m), die zur Auswahl stehen und somit einige Variationen ermöglichen. Also erstmal in Mulas rasten, sich an die Höhe gewöhnen, Energie zu sparen und dann nach Canada oder direkt nach Nido? Einer oder zwei Materialtransporte, das miese Wetter so gut es geht ausnutzen? Oder doch eine Bergtour auf einen der Buckel rings herum durchführen?
                                    Und so beginnt das lustige Schachspiel, bei man Zug um Zug sich am Hang hocharbeitet, und da wir keinen Bergführer besitzen, darf jeder seine eigene Strategie entwickeln. Mein Plan steht recht schnell fest. Das Pulsoxy sowie mein Kopf sagen: "alles ok, Pause ist sinnlos", ausserdem kostet ein Umzug in ein neues Lager immer Energie. Daher will ich morgen gleich mal mit wenig Material hoch bis auf Nido und dort ein Depot einrichten. Schnell weiter akklimatisieren, den Weg kennenlernen und so gut es geht das miese Wetter ausnutzen. Aussserdem will ich weder auf Canada noch auf Berlin mein Zelt aufstellen, sondern direkt ab Nido zum Gipfel gehen. Um 2 Uhr losgehen sollte nicht das problem sein, so etwas kenn ich aus den Alpen. Stellt sich nur die Frage, was hier "mieses Wetter" bedeutet.

                                    Wir dürfen gespannt sein.






                                    Knapp vor Mulas, ich hol Norbert ein, sowie das Begrüssungsschild vom Camp







                                    aufnahmen vom ersten Streifzug durch das Lager. ziemlich gut organiaisert das Ganze, mit einem Netz aus Schläcuchen für die Wasserversorgung. Internet, Fixzelte, sogar eine Ausstellung gibt es.


                                    Gaaanz wichtig, Füsse waschen. pfeif auf die Kälte, der Gestank war nicht mehr auszuhalten


                                    Lagerverpflegung abends

                                    Donnerstag, 14.1.2010; Tag 8 - Höhenrekorde
                                    Ohne Sonne ist es recht frisch im Lager, ob nun abends oder morgens. Ab 9 Uhr kommt langsam Licht ins Camp, dann erwacht das Leben. Ich mach erst einen Streifzug durch Mulas, geh dann zum Doc und werde nach Check der Lunge sowie der Puls-, Blutdruck und O2-Werte für gipfeltauglich eingestuft. Alex, der wenig später ebenfalls den Check über sich ergehen lassen will, wird mit dem Kommentar: "erst nach mindestens 24h Aufenthalt im Camp" wieder rausgeworfen, Protest sinnlos.
                                    Nach etwas Diskussion darf er zumindest mal bis auf 5000m hoch.




                                    Morgenstimmung im Camp

                                    Nach dem Frühstück um 9:30 Uhr wandere ich gegen 10:30 Uhr los. Der Weg ist nicht zu verfehlen, er schlängelt sich weit sichtbar den Hang hinter dem Camp hoch, und diverse Gruppen dienen zusätzlich als wandernde Wegweiser. Der Pfad verläuft in Serpentinen aufwärts, durchquert auf etwa 4500m ein kurzes Felsband und führt dann weiter zu Camp Canada auf 5050m. Der Weg selbst besteht aus festgetretenem Schutt und teilweise etwa losem Dreck. Canada erreiche ich nach 2.5h, dort setz ich mich zur Feier der 5000er erst mal neben einen Stein und schau eine Weile lang dem Treiben zu. Wie auch beim Anmarsch, so ist hier Tod und Elend am Hang versammelt. Manche sind ohne Stöcke, andere mit 120L Gepäck und viele in voller Daunenmontur, mit aufgesetzter Gesichtsmacke und 8000er Stiefel an den Füssen unterwegs. Ich selbst habe gerade mal ein dünnes, langärmliges Wollhemd sowie leichte Trekkingstiefel an, und daran ändert sich erst weiter oben etwas. Keine Ahnung, wie man da nicht eingeht, aber die hochroten Gesichter und die Schleicherei zeigt, dass sich diese Leute nicht ganz wohl im Pelz fühlen können.



                                    Aufstieg zu Camp Canada. Blick zurück zu Mulas. Erst von oben wird die wahre Größe sichtbar


                                    Links: Camp Canada (5050m), ein kleiner Platz auf einem Vorsprung in der Halde
                                    Mitte: Blick in die anschließende Querung zu Camp Alaska (hinter dem Sattel)
                                    Rechts: Noch einmal Camp Canada

                                    Nach ein paar Minuten schlägt dann Alex auf, verstaut seinen Kram oberhalb von Canada, und geht wieder runter. Ich beweg mich weiter Richtung Alaska. Zunächst muss der Hang komplett gequert und erreicht auf knapp 5200m einen Sattel, hinter dem sich ein weiterer flacher hang anschliesst. Alaska selber besteht aus mehreren Stellplätzen für Zelte, aber im Gegensatz zu Canada sind keine Camper anwesend. Meine Kleidung darf ich nun doch etwas ändern, es ziehen Wolken herein. Mit Kappe, dünnen Handschuhen und Softshell bewaffnet ist es aber weiterhin ausreichend warm.



                                    Links & Mitte: In der Querung zu Alaska
                                    Rechts: knapp unterhalb von Nido - das Wetter kippt

                                    Der Weg zu Nido dann zieht sich etwas. Erst wird der Hang weit nach rechts ausholend bis auf 5450m erklommen, danach folgt eine Querung nach links, und nach knapp 500m Strecke ist eine Bergkante erreicht, hinter der sich Nido befindet (2.5h ab Canada)



                                    Erste Eindrücke von Nido de Condores



                                    Beim Abstieg bzw. Aufnahmen von Canada auf dem Weg nach unten


                                    Mulas in Sicht

                                    Im Camp treffe ich auf Thomas, gemeinsam verstauen wir unseren Kram unter dem gleichen Stein und verziehen uns zurück nach Mulas, welches wir nach 1h 45 min erreichen. Das Wetter ist gekippt, Nebel bzw. Wolken treiben ihr Unwesen und leichter Schneefall hat eingesetzt. Laut Tschatschu soll es die nächsten 5 Tage mies bleiben, tolle Aussichten.




                                    Schlechtwettereinbruch am Abend
                                    Zuletzt geändert von Becks; 21.03.2010, 09:22.
                                    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                    • cd
                                      Alter Hase
                                      • 18.01.2005
                                      • 2983
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [AR] Aconcagua

                                      Ich freu mich auf die Fortsetzung!

                                      chris

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                                      • Mika Hautamaeki
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                                        • 30.05.2007
                                        • 3979
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [AR] Aconcagua

                                        Sehr schöner Bericht und sehr unterhaltsam geschrieben!
                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                        A. v. Humboldt.

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