[AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

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    [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

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    Mitreisende
    Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus
    Drei kleine Trekkingtouren zwischen Kultur und Natur in Armenien im September 2019...
    ...(meist) entlang des Transcaucasian Trails
    .


    Kapitel eins: Die Vayots-Dzor-Tour von Ughedzor nach Areni


    Kapitel zwei: die Geghama-Gebirgstour von Orbelians Karawanserei bis zum Tempel von Garni


    Kapitel drei: Eine kleine grüne Abschlussrunde mit viel Erholung im Dilijan Nationalpark


    Die Vorgeschichte
    Im Vorfeld wurde ich von Bekannten und Verwandten ja oft gefragt, wie ich denn ausgerechnet auf Armenien komme? Wo liegt das überhaupt? Wie weit Weg? Wie groß? ist es da nicht gefährlich? ...
    ...nun denn: der Kaukasus stand nun schon länger auf meiner Wunschliste und so war ich 2018 auch in Swanetien (Georgien) unterwegs. Auch wandernd - allerdings in einer organisierten Gruppenreise und mit Gepäcktransport. Mein Bedarf an organisierten Reisen ist nun auch wieder für eine Dekade oder zwei gedeckt. Beweggrund damals war hauptsächlich die Sprachbarriere, da ich weder die Georgisch noch Russisch spreche. Vor Ort sah dann doch alles sehr machbar aus, auch mit keinen Sprachkenntnissen kommt man da schon irgendwie durch. Aber viel wichtiger: die Landschaft, die Kultur und das Land gefielen mir so gut, dass ich alsbald gerne mal wieder den „Balkon Europas“ (geografisch schon Asien) besuchen möchte. Der Kaukasus blieb also auf meiner Wunschliste...
    ...just zurück in Deutschland wurde ich auf eine Crowdfunding-Kamagne von Cartisan und http://transcaucasiantrail.org aufmerksam, welche eine Wanderkarte für den Dilijan Nationalpark und den Transcaucasian Trail dort produzieren möchten (Crowdfunding auf Indigogo). Die Kampagne ist erfolgreich und kurze Zeit später bin ich einen kleinen dreistelligen Betrag ärmer, Mitglied bei Transcaucasiantrail.org und werde bald eine Wanderkarte für den Dilijan Nationalpark in Händen halten...
    ...alright...Armenien, ein Land so groß wie Brandenburg, wird mein Urlaubsziel für den Spätsommer 2019. Die Flüge am 8.9.2019 und zurück am 29.9.2019 sind alsbald gebucht. Die Planung kann beginnen...


    Ende März 2019: die Wanderkarte ist da.

    Die Planung
    Der Dilijan Nationalpark ist sicherlich gut für eine Woche Trekking, aber es müssen noch weitere Ziele in Armenien her: Geghama-Gebirge. Klingt gut. Dafür gäbe es auch schon einen TCT-GPS-Track. In Vayots Dzor gibt es auch den ein oder anderen Wanderweg. Im Juli 2019 wird dann, quasi just-in-time ein weiterer TCT-GPS-Track veröffentlicht. Das Khosrov-Waldreservat klingt ebenfalls spannend. Aber es gibt dort Guide-Zwang mit Vorausbuchungspflicht. Das passt mir nicht so recht in die flexible Ausgestaltung meiner Tour. Dann gibt es noch jede Menge Kulturdenkmäler im Land. Da würde ich mir ja schon gerne das ein oder andere erwandern und anschauen...
    ...vor dem Abflug sieht das dann ungefähr so aus:
    Erste Woche Vayots Dzor, zweite Woche Geghama-Gebirge und dritte Woche Dilijan Nationalpark. Immer schön auf dem TCT. Das ganze als Trekkingtour mit Zelt, aber auch mit der ein oder anderen Übernachtung in Gästehäusern/Hotels. Für einen „Thruhike“ wird es vermutlich nicht ganz reichen. Auf der Streichliste steht der Abschnitt zwischen Sevan und Dilijan Nationalpark. Auf eine „guided“ Tour im Khosrov-Waldreservat verzichte ich.

    Die Informationen und Beschreibungen auf Transcaucasiantrail.org sind sehr gut und hilfreich und die GPS-Tracks enthalten auch Wasserquellen/Brunnen, welche in OSM noch nicht enthalten sind. Darauf aufbauend plane ich meine Versorgungslogistik. Noch etwas die Klimadiagramme und weitere Wetterinfos studiert und entsprechend eine Packliste aufgesetzt und ein paar Tage vor Abflug mal geschaut, ob das alles auch funktioniert...


    Packchaos

    ...kurz vor Abreise ersetze ich dann noch das kurzärmelige Wanderhemd durch ein langes und es kommt jetzt noch ein zusätzliches leichtes Softshell-Jacket mit. Für die erste Woche ist nämlich eine Kaltfront in Aussicht.

    Die Anreise - 8./9. September 2019
    Die Anreise erfolgt mittels Flieger von Frankfurt über Wien, mit ein paar Stunden Aufenthalt...



    ...und dann weiter nach Yerevan...



    ...wo ich früh morgens ankomme und erst mal frühstücke und durch die Stadt streife. Denn ich muss noch etwas Zeit (gut fünf bis sechs Stunden) überbrücken, bis ich Gaskartuschen besorgen kann. Nach kurzer Zeit habe ich Begleitung in Form von streunenden Hunden...



    ...zuerst einer, dann zwei, dann ein halbes Dutzend. Wie werde ich diese wieder los? . Bis auf zwei, darunter mein treuer Begleiter auf dem Foto, werde ich die durch Gesten los, welche ich mir bei den Einheimischen abgeguckt habe. Aber die beiden sind echt hartnäckig. Ich geh in den Supermarkt noch etwas Proviant und Feuerzeuge kaufen. Lasse mir extra viel Zeit. Wer wartet draußen? Ich mache Pause, wechsele die Straßenseite. Hilft alles nix. Als ich Pause am Sasuntsi David Platz mache, verteidigt mich der Hund sogar gegen einen Taxi-Fahrer, welcher mir gerade ungefragt ein Angebot unterbreiten wollte. Der Taxi-Fahrer gibt auf...
    ...da hilft nur eins: Metro fahren. Da wird aufgepasst, dass kein Streuner mit reinkommt...

    Nach einem weiteren Frühstück schaue ich dann um zehn Uhr bei HIKEArmenia vorbei. Dort erhalte ich nicht nur aktuelle Infos, sondern auch meine Gaskartuschen. Sie verkaufen welche, aber sie haben auch übriggebliebene von anderen Wanderern für lau. Ferner gibt‘s die Visitenkarte von Tamara, der Office-Managerin, mit dem Angebot dort tagsüber auch anrufen zu können, wenn es Übersetzungsprobleme unterwegs gibt (bspw. bei den B&Bs in Vayots Dzor). Klasse Service und superfreundliche Leute dort. Eine unbedingte Empfehlung für Armenienbesucher, welche outdoors unterwegs sein möchten.

    Nach dem Besuch von HIKEArmenia buche ich mir dann ein Taxi für die 140km-Fahrt nach Vayk in der Provinz Vayots Dzor...



    Da ich vom Nachtflug ohne Schlaf noch ziemlich gerädert bin, übernachte ich dort im Hotel und es geht erst am nächsten Tag auf den Transcaucasian Trail...
    Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 25.11.2019, 17:03. Grund: Titelbild ergänzt
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  • Baciu
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    #2
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Sehr schön, da wollen wir nächstes Jahr hin. Bin mal gespannt und werde den Bericht aufmerksam verfolgen.

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    • tikro
      Anfänger im Forum
      • 25.07.2019
      • 30

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      #3
      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

      Ah was für ein Zufall, ich bin im September mit meiner Freundin auch den TCT in Vayotz Dzor gelaufen. Genauer gesagt von Areni nach Ughedzor. Wann warst du genau dort? Wir haben keine anderen Wanderer getroffen, nur eine Gruppe von polnischen Bikepackern.

      edit: ach das Datum steht ja oben, dann waren wir wohl etwa zwei Wochen später da.
      Zuletzt geändert von tikro; 10.11.2019, 20:29.

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        #4
        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

        Kapitel eins: Die Vayots-Dzor-Tour von Ughedzor nach Areni

        Ich frühstücke noch gemütlich im Hotel und anschließend besorge ich mir über die Rezeption ein „Taxi“, welches mich von Vayk zum Trailhead nach Ughedzor bringen soll. Die Verständigung im Hotel läuft ganz gut. Die Dame am Empfang spricht ziemlich gut Englisch. Nur den Namen des Dorfes Ughedzor bekomme ich wohl nich gut genug ausgesprochen. Mit Zeigen auf der Karte, welche im Offline-modus freundlicherweise auch die armenischen Schriftzeichen anzeigt, ist das aber kein Problem. Allzu bekannt scheint das Dorf aber nicht zu sein.
        Der Taxi-Fahrer, Albert („wie Einstein“ sagt er), kann ein paar wenige Worte deutsch, da er zu Sowjet-Zeiten in Roßlau an der Elbe stationiert war und dort zwei Jahre dienen durfte.
        Nach knapp 30 km ist das Ziel erreicht. Zumindest möchte Albert mit seinem Golf nicht weiter. Wir sind am Ortseingang von Ughedzor. Es wird schlammig. Dabei habe ich mich schon gewundert, dass er überhaupt soweit da reingefahren ist. Nach der gut ausgebauten Nationalstraße ging es direkt auf einen holprigen Feldweg mit tiefen Spurrillen, aber Albert hat das bestens gemeistert.
        Bei der Verabschiedung fragt er noch wo ich hin möchte. Ich antworte: Areni, zu Fuß. Er ist erstaunt, dass ich hier wandern möchte und das auch noch mehrere Tage am Stück...

        10. September 2019, kurz vor zehn Uhr: Start in Ughedzor
        ...es geht endlich los. Albert fährt zurück...


        Blick vom Ortseingang Ughedzor in Richtung Yerevan-Meghri-Highway

        ...und ich stehe alleine vor einem halb verlassenen, halb verfallenen Ort am Rande von Vayots Dzor...


        Industrieruine am Ortseingang von Ughedzor

        ...vereinzelt sind ein paar Bauern zu sehen. Der Wanderweg fängt am anderen Ende des Dorfes an und ist erst mal nicht ausgezeichnet. Dazu kommt ein kleines wegloses Stück Wiese (nicht allzu steil) bis man auf einem Bergsattel steht, wo etwas weiter oben ein paar Ruinenreste (Andranik’s Fortress) gerade noch so zu erkennen sind...


        Andranik‘s Fortress

        ...auf dem ersten Bergsattel (ca. 2400 m.ü. NHN) habe ich sowohl einen schönen Blick zurück...


        Blick zurück von Andranik’s Fortress in Richtung Ughedzor und Vorotan Pass

        ...als auch einen guten Ausblick in Richtung Artavan...



        Nach dem kurzen weglosen Stück ist ab hier der Weg für die kommenden Tage ausgezeichnet und zum Teil auch schon etwas bearbeitet...


        erste Wegemarkierung


        frisch angelegter Single Trail

        Nach zweieinhalb Stunden mache ich dann erst mal Mittagspause...


        alles bestens beschildert hier

        ...bei bester Aussicht...


        bei so einer Aussicht möchte ich eigentlich gar nicht weiter wandern...

        ...jetzt wurde ich schon ein paar mal durch flatterndes Viehzeugs aufgeschreckt habe ich schon ein paar mal die Hühner aufgescheucht, bevor ich das erste wenigstens eine Kuckucksdame vor die Linse bekomme...


        leider kein ausreichendes Tele dabei...

        Etwas später treffe ich auf ein paar Menschen, welche am Mirabellen (oder so etwas ähnliches) pflücken sind. Mir wird eine Mitfahrgelegenheit angeboten, welche dankend ablehne.

        Gegen drei Uhr erreiche ich dann das nächste Dorf: Artavan, wo ich gleich mal eine weitere Einladung ausschlage...


        Ortseingang Artavan


        Khachkare und andere alte Steine

        ...am Brunnen fülle ich dann meine Wasservorräte auf...


        Brunnen in Artavan

        ...und folge dem ausgezeichneten Wanderweg. Nach 200m vibriert meine Uhr: „Routenabweichung!“. Ich schaue auf die Karte (App). Tatsächlich bin ich einen anderen ausgezeichneten Wanderweg entlanggegangen. Ich gehe zurück und komme an der Post vorbei...


        Post in Artavan

        ...das müsste jetzt stimmen. Tut es auch. Am Ortsausgang kommt dann die nächste Einladung auf einen Vodka. Ich möchte allerdings heute noch ein paar Kilometer schaffen, daher lehne ich erneut dankend ab. Eine halbe Stunde später mache ich dennoch eine kurze Pause...


        Blick auf einen bewaldeten Berghang

        Die Stärkung kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn es folgen gut zugewachsene und somit etwas anstrengende Abschnitte...


        rechts Abbiegen sagt die Markierung...


        wo ist mein Weg?

        Das Wetter wird wechselhafter. So suche ich mir nach gut 18 km Tagesdistanz meine Campstelle etwas früher und geschützter aus. Nachdem das Zelt steht kommen auch ein paar Tropfen runter. Aber noch vor Sonnenuntergang strahlt wieder alles in vollem Sonnenlicht...


        Camp für die erste Nacht

        War jetzt gar nicht so leicht ein passendes Stückchen Land für mein Zelt zu finden. Im Wald viel Wildschweinspuren. Die ursprünglich ausgemachte Wiese zu exponiert für das Wetter. Die Wiese hier noch mit hohem Gras. Da möchte ich ja eigentlich dem Bauern das Gras nicht plattliegen. Allerdings scheint diese Wiese aktuell landwirtschaftlich eh nicht genutzt zu werden. Zu uneben...dafür hat jetzt der Adler das Nachsehen, weil ich in seinem Revier liege. Er kreist kurz ein paar mal über mir und ist dann weg. Dafür gibt es hier Fliegen...


        lästig und DEET-resistent, aber nur dämmerungsaktiv und stechen auch nicht.

        Ich esse früh zu Abend und liege kurz nach Sonnenuntergang um halb acht dann im Bett...


        viertel nach sieben in Armenien...
        Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 12.11.2019, 22:29. Grund: falscher Vogel
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          #5
          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

          11. September 2019, Pleiten, Pech und Pannen rund um Kapuyt und Gomk
          In der Nacht gibt es hin und wieder Wetterleuchten. Regen quasi keinen. Das ist auch gut so - schließlich liege ich in einer leichten Senke, eigentlich mehr in einer flachen Rinne. Bei einem Platzregen wäre es wohl etwas feucht geworden. Aber es blieb ja trocken.

          Schon nach ein paar hundert Metern verliere ich das erste mal den Wanderweg, finde ihn aber recht schnell wieder. Irgendwie könnten in diesem Abschnitt die Markierungen etwas besser sein. Gerne sind sie etwas eingewachsen/durch Gestrüpp verdeckt und erst spät oder auf den zweiten Blick zu erkennen. Und so kommt es, dass ich etwas später im Unterholz lande, da ich einem Pfad folge, welcher wohl ein Wildwechsel ist...


          Weg oder Unterholz, so richtig lässt sich das heute früh nicht immer unterscheiden

          ...weiter geht es durch den bewaldeten Hang, welcher immer wieder schöne Lichtungen bietet...



          ...allerdings muss man höllisch auf den Riesenbärenklau aufpassen, der hier überall wächst. Nach dreieinhalb Kilometern ist dann Schluss mit Wald und ich folge Wirtschaftsweg in einem kleinen v-förmigen Tal. Wasser zapfe ich mir direkt aus der noch nicht fertig installierten Leitung, welche hier gerade vergraben wird...



          Sicherheitshalber filtere ich dieses Mal...



          ...etwas weiter oben bietet sich mir dann der Blick ins nächste Seitental Richtung Kapuyt und Gomk. Sieht viel felsiger aus als die Gegend aus der ich gerade komme. Kein Wald mehr, nur noch Buschwerk und Gras...



          Die Gegend rund um Kauyt und Gomk bietet jede Menge neu erschlossene und wieder reaktivierte Wanderwege. Hier begegnet mir auch der einzige andere Wanderer auf dem gesamten Abschnitt zwischen Ughedzor und Areni. Wir begrüßen uns per Handschlag. Er ist allerdings nur auf einer Tagestour unterwegs. Hat sein Auto irgendwo weiter unten in einem Ort abgestellt, dessen Name er vergessen hat.


          reaktivierter alter Weg


          frisch angelegter Single Trail

          Beim steilen Bergabgehen zwickt dann mein Knie ein wenig. Fängt ja gut an...
          ...denn nur wenig später „fährt“ mein Trekkingstock ein und ich liege auf dem Hosenboden. War wohl nur lasch verriegelt...



          Fast 500 Höhenmeter ging es jetzt auf wenigen Kilometern runter. Während die ausgewiesenen Quellen weiter oben um diese Jahreszeit nicht sehr ergiebig waren Matschlöcher), sieht es hier ganz anders aus. Allerdings gibt es hier auch ziemlich viel Landwirtschaft. Ich warte mal mit dem Auffüllen...



          ...lasse den Felstorbogen rechts liegen...


          Blick von gegenüber auf den Felstorbogen

          ...und durchquere eine Wüstung...



          ...bis ich schließlich das Dörfchen Kapuyt erreiche. Die beiden Trinkwasserquellen lasse ich auch aus. Schließlich möchte ich das Wasser nicht bergauf schleppen und am Ortsausgang von Gomk, etwa 4-5 km von hier, ist auch auch noch ein Brunnen eingezeichnet. Den nehme ich...

          ...zwischendurch genieße ich die schöne Landschaft...


          Blick auf Kapuyt

          ...bevor ich Gomk und an dessen Ortsausgang den Brunnen erreiche...



          ...nun ja. Ziemlich trocken. Wasser bekomme ich hier aber gleich. Allerdings anders als gewünscht. Regen setzt ein. Ich kämpfe mich mit Rucksack unter meinen Poncho. Ich habe irgendwie Zuviel Kram am Rucksack außen dran, das ist jetzt irgendwie . Nach dem fünften oder sechsten Versuch (hinsetzen, Poncho über den Rucksack und dann Rucksack samt Poncho anziehen) klappt es irgendwie.
          NB: Den Poncho mustere ich nach meiner Tour dann aus. Zukünftig setze ich wieder auf Regenjacke... .
          Ich schwitze schon unterm Poncho und es fehlt immer noch eine Entscheidung: zurück ins Dorf und nach Wasser fragen oder weiter bergauf und hoffen, dass der eine oder der andere Bachlauf Wasser führt? Ich nehme Tor Nummer zwei. Nach ein paar hundert Metern stoße ich auf einen extrem trockenen Bachlauf. Daneben ein Rohr. Das Wasser wird wohl weiter oben direkt für das Dorf abgezwackt. Also weiter über die Kopfsteinpflasterroute. Wenigstens hat es aufgehört zu regnen und ich werde den -Poncho wieder los. Hinter der nächsten Kurve erscheint eine größere Landwirtschaftliche Anlage mit Kuhställen und Kuhtränken. Betrieb ist hier aktuell keiner, dafür läuft das Wasser. Puh. Geschafft...



          ...ne halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Jetzt wird es Zeit ein Camp zu suchen. Von den Höhenlinien auf der Karte sieht es hier gut aus oder aber wieder in drei Kilometern. Das ist mir zu weit. Etwas außerhalb der Anlage an einem terrassierten Hang finde ich zweieinhalb Quadratmeter Fläche für mein Zelt. Nicht ganz eben, aber dafür ohne Kuhfladen...



          ...schnell wird das Zelt aufgebaut und gekocht und husch husch ab ins Zelt. Der nächste Regen kommt...
          Dies ist keine Signatur.

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            #6
            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

            12. September 2019, Dusty Roads & Cowboys
            Eine Panne vom Vorabend darf ich noch nachreichen. Nachdem ich mich noch etwas über den Tag aufgeregt hatte und ich gerade etwas unbequem liege mache ich einen hektischen „Move“ im Schlafsack, was mir der Reißverschluss damit quittiert, dass er auf halber Länge aufgeht. Der Schieber lässt sich jedenfalls nicht mehr bewegen und der Reißverschluss nicht mehr schließen...


            zuviel Energie, zu wenig Ruhe...

            Erste Reparaturversuche in der frühen Nacht schlagen fehl. Nevermind, noch ist draußen warm genug: ich drehe die Öffnung nach unten und nutze den Schlafsack als Quilt. Mit etwas Ruhe am nächsten Morgen lässt sich das ganze dann doch ganz leicht beheben (Notiz an mich selbst: In der Ruhe liegt die Kraft!).

            Morgens packe ich direkt zusammen und lege erst mal ein paar km zurück, um einen schöneren Platz fürs Frühstück zu finden...


            Ausblick vom Frühstücksplatz aus

            Nach dem Frühstück geht es dann gemächlich weiter. Heute stehen im Gegensatz zu gestern und vorgestern deutlich weniger Höhenmeter auf dem Programm. Zudem wandere ich fast ausschließlich auf einfachen naturbelassenen Feldwegen. Den ein und anderen kleinen Umweg durchs „Gemüse“ bescheren mir die zahlreichen Kuhherden unterwegs...


            vierbeinige Wegelagerer

            ...wenn das Gelände unübersichtlich ist, dann bin ich immer schon ganz vorsichtig bis gespannt unterwegs: wo ist er denn? Wo ist der Herdenschutzhund? Aber hier ist meist keiner dabei. Dafür Cowboys zu Pferde und ohne. Könnten problemlos in jedem Italowestern mitspielen. Besonders auffällig ist der Typ mit Goldgebiss und Schrotflinte. Ist aber gerade ganz harmlos am Hagebutten pflücken und grüßt grinsend und freundlich.

            Zur Mittagszeit erreiche ich den Chumov/Mirror Lake, welchen ich aufgrund der Umgehung einer weiteren Kuhherde etwas oberhalb anstatt näher am Ufer passiere...


            Blick auf den Spiegelsee Teil 1...


            ...und Teil 2

            ...nach dem Chumov Lake erlaube ich mir einen kleinen Abstecher zu einer in den Fels gehauenen kleinen Kirche...


            unterwegs zur Martirosants-Kirche

            Es gibt dort auch einen kleinen Picknickplatz und Brunnen. Letzterer ist trocken und hinterm Picknickplatz sieht es aus wie nach einer lauen Sommernacht am Frankfurter Mainufer . Ich mache trotzdem kurz Mittag hier....


            Eingang zu Martirosants mit Khachkar


            Altar


            in der Kirche/Kapelle

            ...und breche dann auf gen Martiros. Zuerst erreiche ich „Alt-Martiros“. Eine grüne Oase im sonst recht trockenen Umfeld. Hier wachsen sogar Birken. Unfreiwillig nehme ich eine Abkürzung über eine grüne saftige Wiese...


            grüne Oase Alt-Martiros

            ...bei der Rückkehr auf den Hauptweg kommt dann doch ein aggressiver Hund aus der Ecke eines Gehöfts gesprungen. Gottseidank gut angekettet. Ich kann leicht passieren. In dem neueren Teil von Martiros ist dan schon ein bisschen was los. Viele Leute unterwegs. Am örtlichen Brunnen fülle ich meine Wasservorräte voll auf (5,5 Liter). Muss jetzt auch ein Weilchen reichen. Bis Noravank am übernächsten Tag waren keine weiteren Brunnen/Quellen eingezeichnet (die Praxis sah dann nicht ganz so schlimm aus). Hinterm Ortsausgang von Martiros lege ich dann erst mal wieder ein Päuschen ein und genieße abermals die Aussicht...


            rund und um Martiros dominiert zum ersten Mal die Ackerwirtschaft gegenüber der Weidewirtschaft.

            In der Pause buche ich online mein Hotel in Areni für den übernächsten Tag. Areni war von vornehmeren als behauster Zwischenstopp mit Proviantnachfüllmöglichkeiten eingeplant. Jetzt da ich einschätzen kann wann ich dort sein werde, buche ich schon mal meine Unterkunft vorab. Im übrigen ist mobiles Internet die letzten Tage hier überhaupt kein Problem. Fast überall gab es 3G - nur in manchen abgelegenen Seitentälern nicht...
            ...weiter geht es auf ziemlich staubigen Feldwegen. Der TCT ist auf diesem Abschnitt auch nicht mehr markiert....
            ...mir begegnet derweil die nächste Kuhherde. Ohne Schutzhund. Ohne Cowboy. Aber die Kühe scheinen den Weg zu kennen...


            Kühe mit Ziel

            Die Gegend wird zunehmend trockener...


            Blick zurück


            Dusty Roads ahead

            ...es tauchen erste sandige, steppenartige Flächen auf, deutlich geprägt von Bodenerosion...



            ...dazwischen Acker- und Weideflächen, getrennt von teils recht tiefen Erosionsfurchen, welche um die Jahreszeit kein Wasser mehr führen (in OSM aber gern mal mit Bach ausgewiesen sind)...



            ...auf der Suche nach einer Campstelle begegnet mir dann noch ein weiter Cowboy mit Hund im Schlepptau. Der kleine Vierbeiner bleibt in gebührendem Abstand vor mir stehen, der Cowboy reitet weiter. So langsam wird der Hund ungeduldig und fängt an zu knurren. Ich weiche zwei Meter vom Weg. Er schaut ziemlich kritisch traut sich aber nicht vorbei. Ich gehe weitere 3-4 Meter weg vom Weg. Jetzt packt er seinen ganzen Mut und rennt seinem davonreitenden Herrchen hinterher, der kleine Schi**er...

            Meine Zelt schlage ich dann ein paar hundert Meter weiter nicht weit abseits des Weges auf einem abgeernteten Feld auf. Eigentlich sah es 1-2 km weiter zunächst besser (geschützter) aus, aber da logiert gerade eine Kuhherde. So nehme ich halt die recht offene und gut durchlüftete Fläche, da kann ich schnell noch den Regenponcho (zehn Tropfen außen, einen Viertel Liter Schweiß innen ) trocknen...


            Zeltplatz zwischen Nagerlöchern im Feld und Pferdeäpfeln...

            Abends: Business as usual. Kochen, Abendtoilette und möglichst zum Sonnenuntergang schon ab ins Zelt. Letzteres, da es bereits zu Dämmerung deutlich abkühlt und meist kräftiger Wind aufzieht. Generell sind die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede hier deutlich größer als in Mitteleuropa. Die kontinentalen Einflüsse auf das sind deutlich zu spüren.
            Dies ist keine Signatur.

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              #7
              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

              13. September 2019, Freitag, der 13.


              Bari luis. Sonnenaufgang am Camp

              Heute gibt es zum ersten Mal ein fixes Routenziel: die inoffizielle Campstelle in Gnishik. Gnishik ist der einzige Ort entlang des Vayots-Dzor-Abschnittes des TCT, wo es keine Übernachtungsmöglichkeit in einem B&B oder Guesthouse gibt. Dafür ist eine inoffizielle Campstelle im GPS-Track hinterlegt. Da das Gelände sonst schwierig aussieht, steuere ich heute diese an.
              Zunächst geht es erst mal nach Horadis. Eine fast verlassenes Dorf voller Ruinen...

              Brotzeitzeit ist aber erst mal an einem Picknickplatz unterhalb des Dorfes...


              Schattiges Plätzchen

              Gegen zehn Uhr erreiche ich dann Horadis


              Schmetterling am Ortsrand

              Ein Gehöft ist noch (bzw. wieder) bewirtschaftet...


              Kühe stehen Schlange beim Melken

              ...vom Rest stehen nur noch Mauerreste. Das Dorf wurde wohl zu Sowjetzeiten aufgelassen


              Ruinen...


              ...über Ruinen...

              Mitten in den Ruinen schmiert mir zum zweiten Mal am Tage mein iPhone ab. Beim Versuch ein Foto zu schießen ist es plötzlich aus. Das passiert dann gleich hinter her noch einmal. Es ist Freitag der 13., ich bin allein, mein Kommunikations- und Nacigationsmittel macht komische Sachen, der Akku schwindet durch die Reboots auch ganz ordentlich. Das wär doch mal ein schöner Anfang für einen B-Movie...
              ...bei mir geht es allerdings ganz ohne Horror weiter...
              ...ich besuche als Nächstes die Kirchenruine


              Kircheneingang mit Kuhalarmanlage


              „Cabrio-Style“



              Sogar einen funktionierenden Brunnen hat das Dorf noch...


              nochmals tanken, bevor es auf die trockene Weide geht...


              jeder darf mal ran

              Ich verlasse das Dorf und werfe nochmals einen Blick zurück...



              ...und trotte gemütlich der Kuhherde hinterher, welche nach dem Melken unterwegs zu ihrer Weide ist...



              ...und verpeile dadurch völlig, dass ich eigentlich hätte schon längst abbiegen müssen. Egal. Geht es jetzt halt querfeldein und durch zwei Gräben zurück auf den Wanderweg...

              Der Nachmittag verläuft dann recht unaufgeregt. Ich nähere mich dem Dorf Gnishik...



              ...und fülle dort meine Wasservorräte mal wieder an einer Viehtränke auf...



              Gleich hinter dem Dorf erreiche ich meine Campstelle unweit eines rauschenden Wildbaches...



              Dieses Mal gut windgeschützt, dafür mit massenhaft Wild(schwein)spuren rund ums Lager.
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              • AlfBerlin
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                #8
                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                Danke für den Bericht und die Fotos. Was ist das für ein Zelt?

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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                  Zitat von AlfBerlin Beitrag anzeigen
                  Danke für den Bericht und die Fotos.
                  Gerne. Danke fürs Gucken und Lesen

                  Was ist das für ein Zelt?
                  Mein Tarptent ProTrail.
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                  • Sarekmaniac
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                    #10
                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                    Sehr spannende Unternehmung!

                    Wie kam es zu der Reisezeit? Einfach nur deine Planung, oder gibt das Klima da was vor? Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.

                    Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                    (@neural_meduza)

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                    • Ljungdalen
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                      • 2700
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                      #11
                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.
                      Ich war von Mitte Juni bis Mitte August '91 (omg!) in Ostarmenien (bei Kapan) und dann in Nordarmenien (bei Alawerdi). "Dienstlich" zwar, aber das war ein Praktikum als Geologie-Student, d.h. viel durch die Gegend laufen, und private Abstecher waren auch drin Besonders im Osten war es schon im Juni sehr trocken. Nie Regen, in den Gipfellagen (über 3500 m) am Tag noch weit über 20 °C, in den Tälern über 35 °C. Bis in den Juli hinein aber an schattigen Stellen so ab 2000 m noch Schneereste ("ganz oben" sicher ganzjährig). Aber ja, besonders in den mittleren Lagen zuerst auch viele Blumen.

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                      Sehe ich auch so. "Hühner" gibt es da aber auch, besonders Chukarhühner (Alectoris chukar, a.k.a. Chukarsteinhühner) - die können einen ganz schön durch plötzliches Auffliegen direkt vor den Füßen erschrecken, wie Reb- oder Schneehühner.

                      Und mehrfach werden ja auch Haus- und Wildschweine gezeigt und erwähnt: Da die Hausschweine dort frei herumlaufen, sieht man gelegentlich Mischlinge aus Haus- und Wildschweinen. Die haben dann so einzelne Fellflecken. (Ich habe die in Nordarmenien gesehen, in eher bewaldeter Gegend.)

                      Ach ja. Interessanter Bericht. Vielen Dank. Ob ich da wohl nochmal hinkomme? (Krass, es gibt jetzt Wegweiser für Wanderwege. 1991 wurde man angeguckt wie ein Außerirdischer, wenn man jemanden sagte, man würde nur "for fun" irgendwo lang- oder hinwandern. Allgemein wusste man natürlich von der Existenz dieses Vergnügens, aber doch nicht *in Armenien*, in *diesen Zeiten*!)

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                        #12
                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                        Sehr spannende Unternehmung!

                        Wie kam es zu der Reisezeit? Einfach nur deine Planung, oder gibt das Klima da was vor? Rein von den Bildern her, wo man ständig diese vertrocknete Grassteppe sieht, würde ich meinen, früher im Jahr, im Juni/Juli, müsste es dort fantastisch blühen.
                        Für dieses Jahr kam für mich urlaubsplanungstechnisch nur noch August bis November in Frage. August wäre mir viel zu heiß gewesen (geht vielleicht gerade so in Dilijan). Ab Oktober ist im Geghamagebirge mit Wintereinbruch zu rechnen. Zudem ist September der Monat mit den geringsten Niederschlägen in Armenien. Wer also gerne trockener und bei stabilen Wetterlagen wandern möchte ist da gut aufgehoben. Die Blütezeit im Juni und Juli muss gigantisch sein. Steht noch auf meiner Wunschliste. Da kauft man sich allerdings gut zugewachsene deutlich schwerer zu passierende Abschnitte ein (Schöne Grüße vom Riesenbärenklau, der dort heimisch is). Zudem gibt es je nach Region (viel) Altschnee und im Geghamagebirge ein deutlich erhöhtes Gewitterrisiko.

                        Im übrigen ist das Gras meist nicht ganz so vertrocknet, wie es auf den Ersten Blick ausschaut. Meist gibt es noch einen grünen Kern. Je nach Bewölkung und Lichteinfall schimmerte das auch in unterschiedlichen gelblichen und grüngelblichen Tönen.

                        Das "Huhn" in Post 4 ist IMO ein weiblicher Kuckuck.
                        Uuuups. Ornithologe werde ich wohl keiner mehr.
                        Dies ist keine Signatur.

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                          • 19.01.2018
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                          #13
                          AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          ... (Krass, es gibt jetzt Wegweiser für Wanderwege. 1991 wurde man angeguckt wie ein Außerirdischer, wenn man jemanden sagte, man würde nur "for fun" irgendwo lang- oder hinwandern. Allgemein wusste man natürlich von der Existenz dieses Vergnügens, aber doch nicht *in Armenien*, in *diesen Zeiten*!)
                          Viele der Wanderwegweiser sind nigelnagelneu. Im Dilijan Nationalpark hat Armenien mit EU-Mitteln und Unterstützung ein großes Förderprojekt zum Ausbau des Tourismus und Wandernetzes am Laufen. Auch in Vayots Dzor wurde da wohl viel über Entwicklungshilfe angestossen. Man versucht hier schon das ganze gezielt auszubauen und der ländlichen und wirtschaftlich sehr schwachen Region, neue Einnahmemöglichkeiten zu ermöglichen (ähnlich wie in Swanetien).
                          Dies ist keine Signatur.

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                            • 20.07.2009
                            • 12335
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                            #14
                            AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                            Schöne Bilder aus einer zumindest mir völlig unbekannten Landschaft. Jetzt kannst Du Dich aber nicht mehr Taunuswanderer nennen. Der nick greift zu kurz.
                            Ditschi

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                              • 23.07.2011
                              • 433
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                              #15
                              AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                              Danke, sehr spannender Bericht.
                              I.d.T. Im Juni sieht es am Sevan so aus.

                              @Ditschi: Ggf. ist er der Wanderer aus dem Taunus?
                              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                              Eberhard Elsner

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                              • Taunuswanderer

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                                • 19.01.2018
                                • 4722
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                                #16
                                AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                14. September 2019, hohes Gras und alte Steine

                                Morgens um halb sieben in Armenien...



                                Heute steht die letzte Etappe der ersten Tour an. Noch bin ich auf knapp 2000 m Höhe und darf heute hinunter auf ca. 1050 m Seehöhe. Hinab ins Arpatal. Zwischendurch liegt aber auch noch der ein oder andere Aufstieg noch auf der Route. Los geht es durch ein schmales, wildromantisches Tal...



                                ...auf Teils schmalen Pfaden...





                                ...hin und wieder darf ich den kleinen Fluß furten...



                                ...und zudem ist der Weg an einigen Stellen wegerodiert. Spannend.



                                ...nach zweieinhalb Kilometern komme ich an einer Hütte vorbei. Die Brandspuren sind noch nicht alt. Man riecht noch das gelöschte Feuer. Zuerst dachte ich, dass das ganze unbewohnt ist, aber kurz nach dem Foto habe ich einen Aggroköter an der Backe und zwei weitere Tölen sind im Anmarsch. Gottseidank erlaubt mir die Wegeführung das langsame und rückwärtsgehende Entfernen in Zielrichtung, so dass ich die Wachhunde stets im Auge behalten kann. Eine Umgehung am Hang durchs Unterholz bzw. durchs Fließgewässer wäre ziemlich lästig geworden. So geht es entspannt weiter...



                                ...das Hundegebell muss ich mir allerdings noch ein wenig anhören. Der Feldweg verliert sich nach wenigen hundert Metern und es geht zum Teil weglos und zum Teil über gut zugewucherte und halb wegerodierte alte Wege weiter. Das hohe Gras macht das vorankommen nicht gerade leicht ...



                                ...dazu kommt in den Querrinnen dichtes Buschwerk - gerne mit Dornen. Das fördert meine Wegefindefähigkeiten. Meine außen angebrachte Isomatte darf heute auch einige Dornen und Kratzer einstecken...


                                irgendwo links am Hang geht‘s weiter


                                close-up der Schlucht

                                Als ich es dann endlich durchs Buschwerk und hohe Gras geschafft habe, folgen noch zwei steilere Anstiege, bei denen ich gerne mal die Hand an den Fels lege...



                                Retrospektiv war das technisch einer der anspruchsvollsten Abschnitte (T3) auf meiner Armenienreise. Nach dem Anstieg von grob 1700 auf 1950 m Höhe wird es dann wieder einfach. Es gibt wieder breite Feldwege und die Route ist wieder markiert und beschildert. Und nicht nur das. Es gibt auch Erklärbärschilder. Fast wie im Taunus....


                                ...von denen ist mir keiner untergekommen...


                                ...von denen schon. Meist war ich zu langsam für ein Beweisfoto...

                                ...und es gibt hier sogar offizielle Campsites...



                                Zur Mittgszeit erreiche eine kleine überdachte Picknickbank. Auf der gegenüber liegenden Seite kann ich schon das Treiben in Noravank beobachten. Noch bin ich aber gute zwei Stunden Fußmarsch vom Kloster aus dem 13. Jahrhundert entfernt...



                                Der gut beschilderte Bergwanderweg (T2) führt zunächst ins Tal...



                                ...überquert die Klosterzufahrtsstraße und steigt auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil auf. In der prallen Sonne verdunstet mein Trinkwasser im Nu...



                                Das Kloster betrete ich durch den Hintereingang. Nicht erst dort falle ich auf. Schon im Anstieg wurde ich mittels Drohne gesichtet. Vermutlich winke ich jetzt in irgendeinem YouTube-Video freundlich in die Kamera. Mein erstes Ziel im Kloster ist nun der Trinkwasserbrunnen. Und danach ist erst mal Pause im Schatten angesagt bevor es auf Besichtigungstour geht...





                                Eine gute Dreiviertelstunde mische ich mich unter die Bustouristen und bestaune das alte Gemäuer, welches auf der Vorschlagsliste zum Weltkulturerbe steht. Danach breche ich Wieder auf. Ich wähle dazu den einfachen Weg, der Straße entlang. Es gibt zwar schon einen GPS-Track vom TCT, welcher über die rechte Bergseite und dann hinunter ins Arpatal führt, aber dazu gibt es noch keine detaillierte Wegbeschreibung und keine Kennzeichnung (und ausgebaut ist er auch nicht). Das ist mir heute zu anstrengend. Ich muss noch Waschen und Einkaufen später.

                                Es könnte ein wunderbares Tal sein...



                                ...ohne den Klosterzubringer im Bundesstraßenformat. Erfreulicherweise hält sich der Verkehr stark in Grenzen.

                                Entlang des Weges führt auch eine Wasserpipeline ins Tal. An mehreren Stellen ist die aber schon ziemlich marode...


                                typisches Problem in Armenien. Top-Fernstraßen, aber ziemlich marode Wasserversorgung

                                Am späten Nachmittag, nach gut 19 km Tagesdistanz und 95 km Gesamtdistanz erreiche ich mein Hotel direkt am Yerevan-Meghri Highway. Die erste Tour ist geschafft. Ich checke ein, nehme eine Dusche, wasche meine Klamotten und auf gehts...

                                ...auf eine kleine Abdendtour (ca. 5 km). Als erstes besichtige ich den Areni-1 Cave direkt am Hotel...


                                Außenansucht der Höhle


                                statt Innenfotos (ich hatte den Aufpasser im Nacken) gibt’s nur eines von der Infotafel

                                Hier wurde nicht nur der älteste erhaltene Lederschuh gefunden (5500 Jahre alt), sondern auch eine ganze Weinkellerei ausgegraben. Über 6000 Jahre alt, die bislang älteste der Welt. (Und in Georgien letztes Jahr behaupteten sie noch, sie wären die Wiege des Weinbaus...tststs). Danach machte ich noch einen Abstecher ins Ortszentrum, um meine Vorräte für die kommenden Tour aufzufüllen. In Areni gibt es zwar keinen Supermarkt, aber den ein oder anderen Kiosk, einen Markt und zahlreiche Markstände direkt an der Straße...


                                Obst, Gemüse, selbstgemachte Konserven, Obstbrand (fruit vodka) mit und ohne Früchte und hausgemachter Wein (aus Trauben oder Granatäpfeln) in Plastikflaschen werden zahlreich fabriziert und angeboten

                                Der Wein/Alkohol wird auch gerne in gebrauchte Cola- und Limoflaschen abgefüllt. Gerüchteweise dient das dem einfacheren Schmuggel des Stoffs über die iranische Grenze...

                                Nach der kleinen Tour esse ich dann noch im Restaurant am Areni-1 Cave zu Abend. Zur Vorspeise gibt es unter anderem das typische armenische Fladen-Brot Lavash (das Dünne in der Mitte), welches als immaterielles Weltkulturerbe eingetragen ist. Außer Mehl, Salz un Wasser ist da nix drin.

                                Früh geht es heute ins Bett. Die Hitze hat mir doch etwas zu schaffen gemacht und morgen steht ein ordentlicher Anstieg von über 1000 Höhenmetern auf dem Programm.

                                Ende Kapitel eins
                                Dies ist keine Signatur.

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                                  • 2381
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                                  #17
                                  AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                  Wirklich sehr interessant, die Tour und dein Bericht!

                                  Vielen Dank!

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                                    • 19.01.2018
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                                    #18
                                    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                    Manchmal kommt es anders...Intermezzo in Yeghegnadzor
                                    15. September 2019, Ruhe- und Genußtag

                                    Die Nacht verlief jetzt nicht so prickelnd. Irgendwie hatte ich mir gestern einen leichten Sonnenstich zugezogen und Nachts lag ich irgendwie in der Zugluft. Ich bin leicht verschnupft. An durchgehenden Schlaf war auch nicht zu denken.
                                    Nach kurzem überlegen verwerfe ich den Plan heute in voller Sonne den Aufstieg in Richtung Hors anzugehen. Ich buche mir eine weitere Unterkunft im nahegelegenen Yeghegnadzor, der Provinzhauptstadt von Vayots Dzor und lege einen Ruhetag ein. Meinen nächsten Tourabschnitt verkürze ich auf die Strecke Orbelians Caravanserei/Selim-Pass nach Geghard/Garni über das Geghama-Gebirge.

                                    Nach dem Frühstück in Areni lasse ich mich nach Yeghegnadzor fahren und drehe eine kleine Tour durch die Kleinstadt. Diese bietet einiges an Sowjetarchitektur und auch moderne Hipster-Kaffees...



                                    ...am frühen Nachmittag checke ich in das B&B ein, um noch ein Nachmittagsschläfchen halten zu können. Beim Check-In wird der Übersetzungsservice des Nachwuchses der Chefin in Anspruch genommen. Ich werde noch gefragt, ob ich Abendessen und vorweg noch eine kleine Weinprobe haben möchte. Da höre ich mich nicht nein sagen.


                                    Blick vom B&B auf Yeghegnadzor

                                    ...aber erst mal ein Nickerchen. Am Abend geht es dann ins Weingut. Das Arpatal rund um Areni und Yeghegnadzor ist eines der Hauptanbaugebiete für Armenischen Wein. Während zu Sowjetzeiten aus dem Wein hauptsächlich Armenian Brandy („Konjak“) hergestellt wurde, wird neuerdings wieder vermehrt Qualitätswein fabriziert. Das Ergebnis lässt sich schmecken. Sehr gut sogar...



                                    ...nach der Weinprobe gab es dann noch ein typisches armenisches Dinner: ziemlich viel und gutes von allem. Massig Salat und Gemüse zur Vorspeise und Brot darf natürlich nicht fehlen. Dazu eine Suppe und zum Hauptgericht Fleisch und noch mehr Gemüse und Reis.

                                    Übrigens: Beim löchrigen Ziegenkäse sollte man erst mal vorsichtig probieren. Hier wird gerne extrem viel Salz bei der Herstellung verwendet, welches die Natriumchlorid-Toleranzschwelle des gemeinen Taunuswanderers schnell überschreitet.

                                    Neben einem weiteren Gläschen Wein gibt es auch leckeres Antialkoholisches: durch Früchte/Gewürze aromatisiertes Wasser und „Compote“ (Kompottfrüchte mit Sirup mit Wasser aufgegossen). Beides scheint sehr beliebt zu sein in Armenien.

                                    Bei der Weinprobe und dem Abendessen komme ich auch schnell mit den anderen Gästen - ein Schweizer Pärchen, sowie ein holländisches Pärchen - ins Gespräch. Nachdem ich erzähle, dass ich hier alleine, wandernd und mit Zelt unterwegs bin, werde ich für etwas verrückt erklärt. schließlich gäbe es hier ja viele gefährliche Tiere... ich ergänze: syrische Braunbären und persische Leoparden! aber von beiden gibt es nicht mehr so viele und scheu seien diese auch...

                                    Nach einer ruhigen und entspannten Nacht und einem typischen armenischen Frühstück am nächsten Morgen...


                                    Frühstück in Armenien: Brot, viel Milchprodukte, ein wenig süßes und gerne auch was deftiges. Dazu Tee oder armenischen Kaffee

                                    ...mache ich mich dann auf den Weg zum nächsten Tourabschnitt. Zunächst geht es mit dem Taxi zur Orbelians Caravanserei...
                                    Dies ist keine Signatur.

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                                    • Rattus
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                                      • 15.09.2011
                                      • 5177
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                      Ich bekomme Hunger Toller Bericht aus einem mir ziemlich unbekannten Land, Danke.
                                      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                                      • Ljungdalen
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                                        • 28.08.2017
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                                        AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

                                        Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
                                        ...auch leckeres Antialkoholisches: durch Früchte/Gewürze aromatisiertes Wasser und „Compote“ (Kompottfrüchte mit Sirup mit Wasser aufgegossen). Beides scheint sehr beliebt zu sein in Armenien.
                                        Auch ein sowjetisches (oder älteres) "Relikt". Mehr oder weniger überall in der ex-UdSSR, russisch компот = "kompot".

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