[IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

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  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
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    [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    27.07.17


    Die Entscheidung


    Halleluja, was für eine Power!
    Der Wind bläst mir wieder und wieder mit voller Wucht in den Rücken. Mehrmals konnte ich einen Sturz nach vorne nur mit großer Mühe verhindern. Immer noch besser, als wenn der Wind von vorne käme, denke ich unwillkürlich. Natürlich ist mir nicht entgangen, dass der Wind schon seit Stunden zum heftigen Sturm mutiert ist. Seit etwa 3 Stunden befinde ich mich auf dem Eis des Síðujökull, im äußersten Südwesten des gewaltigen Vatnajökull Gletschers. Ich habe endlich auf meinen GPS - Track zurückgefunden. Das war nötig geworden, da ich einen anderen Zugang auf die Eiskappe gewählt hatte, als es der vorgegebene Track auswies. Seit dieser Zeit jagen die sich zum Teil widerstrebenden Gedanken durch meinen Kopf. Es ist bereits 22.00 Uhr, und an dieser Stelle will ich mein Zelt für die Nacht errichten. Mitten auf dem Eis, aber das wusste ich bereits vorher. An einem ebenen Platz mangelt es auf diesem eher flachen Gletscher - Plateau nicht und rasch habe ich zwei mitgeführte Eisschrauben in in die frostige Oberfläche gedreht. Zwei Abspannleinen verknote ich fest und in Windrichtung mit den Schrauben, damit mir nicht gleich das Zelt im Stück davonfliegt. Der Wind fährt unverzüglich und in einer geradezu abnormen Gewalt unter die Zeltplane. In Sekundenschnelle haben sich gleich mehrere Abspannleinen aus den Befestigungsgummis gelöst und, ohne auch nur den Hauch einer Chance einzugreifen, haben sich die Leinen miteinander verdrillt und so sehr heillos ineinander verheddert, daß an ein Aufrichten des Zeltes und seiner Stangen nicht mehr zu denken ist.
    Jetzt habe ich ein Problem. Der Tag war lang und anstrengend. Neben der physischen Belastung wurde insbesondere meine Geduld auf eine ganz besondere Probe gestellt. Wie viele Flussarme habe ich heute durchwatet und wie oft musste ich stehendes Wasser umgehen und über dem Gletscher ausweichen? Wie oft bin ich heute an der Wasserscheide, im Übergang zum festen Eis, immer wieder im Modder und Morast und bis zur Oberkante des Oberschenkels eingesunken? Ich weiss es nicht und habe auch nicht mitgezählt. Es hat sich jedenfalls gezogen und gezogen und…..viel zu lange gedauert.
    Für den Fall, daß ich mein Zelt nicht errichten kann, will ich weiterlaufen, notfalls die ganze Nacht.
    Vielleicht, so hoffe ich, lässt unterwegs der Sturm etwas nach, und ich kann doch noch mein Zelt aufstellen.
    Ich habe seit vielen Stunden nur wenig gegessen und getrunken und sehne mich nach etwas Ruhe, einen heißen Tee und einer warmen Mahlzeit.
    Urplötzlich erfasst mich eine Sturmböe, reißt mich aus meinen Gedanken und drückt mich schlagartig nach vorne auf das Eis. Im letzten Moment kann ich den drohenden Sturz gerade noch mit einem Ausfallschritt verhindern. Ich muss mich mit vollem Einsatz und meiner ganzen Kraft gegen den Sturm stemmen. Ich werde hier ordentlich gebeutelt. Unter diesen Umständen weitergehen? Es dämmert bereits stark. Wie dunkel wird es eigentlich auf dem Eis? Ich suche Argumente, um mich zum Weitergehen zu motivieren, mich überhaupt zu motivieren. Plan B erscheint mir irgendwie sinnlos, oder ist es nur meine Dehydrierung, die meine aufkommende Lustlosigkeit befeuert? Plan C, was für ein Plan war das noch mal? Es gibt keinen Plan C. Ein Zurück kommt für mich zu keinem Zeitpunkt in Frage: Noch einmal im Dunkeln durch die Wasserscheide, den Modder, die unzähligen Wasserläufe? Auf keinen Fall! Das wäre wirklich super - gefährlich.
    Ach ja, fällt mir ein, ich habe ja noch das Delorme. Mein Gerät für den Notfall. Ist das hier jetzt bereits ein Notfall? Ich sehe ( und fühle ) mich nicht in Gefahr, schon gar nicht in Lebensgefahr. Da ist auch kein Gefühl von Angst in mir. Es ist eher der Eindruck einer aufkeimenden Ausweglosigkeit. Mir wird sehr klar: Ich stecke fest und befinde mich in einer klassischen Sackgasse.
    Dann bemerke ich es: Mir ist kalt und es wird schlimmer. Dabei ist die Luft selbst hier auf dem Eis gar nicht soo kalt. Es ist der Wind Chill Faktor, und der treibt die realen, vielleicht +5 Grad Celsius, gefühlt in den deutlichen Minusbereich. Meine Hände sind schon fast gefühllos geworden, obwohl ich sie zuletzt immer wieder in die Hosentasche gesteckt habe. An die Handschuhe komme ich nicht ran - sie liegen ganz unten im Rucksack. Die Kälte kriecht mir auch in die Beine und ganz besonders in die Füsse und die sind nass. Was mir tagsüber und in Bewegung wenig ausmacht - jetzt ist es ein Problem und es wird größer, weil auch meine Füße langsam gefühllos werden. Ich stehe hier auch schon fast eine Stunde mehr oder weniger auf der Stelle - kein Wunder also.
    Das Delorme, das Delorme. Nimm doch das Delorme, dafür hast du es doch dabei. Mein Unterbewusstsein versucht mir den „ Rettungsgedanken ” wie einen „ Serviervorschlag ” schmackhaft zu machen, doch ich will nicht. Ich will nicht gerettet werden. Mir scheint das nicht angemessen genug. Wann ist, wann wird es angemessen sein? Ich quäle mich in meiner Ratlosigkeit, in meinem „ Abwägen ” der Möglichkeiten, die ich habe - im Angesicht meiner Ausweglosigkeit. Gibt es wirklich keinen anderen Weg aus diesem Dilemma? Ich bin jetzt wütend und schreie meine Wut in die Nacht hinaus. Erleichterung spüre ich nicht. Ich denke nur: Schon wieder gescheitert? Ja, gescheitert, auch diesmal.

    Die Zeit ist nicht mehr. Stillstand. Sind da Geräusche? Wenn ja, ich höre sie nicht. Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein. Wie lange stehe ich schon hier? Viel mehr als eine Stunde? Eine Stunde…eine Stunde? Was ist eine Stunde? Mir ist kalt….so kalt. Wo bin ich hier und wie bin ich hier hergekommen? Was mache ich hier überhaupt? Das Leben, es könnte so anders sein. Mein Leben könnte so anders sein. Mir ist kalt…. Was ist mit mir? Das beginnende Delirium?

    Mit brutaler Gewalt reißt mich eine gewaltige Sturmböe aus meiner Schockstarre, zurück in die Gegenwart. Diesmal gibt es genau zwei Möglichkeiten: Stürzen, oder mit dem Wind davonlaufen.
    Ich stürze, jedenfalls so ein bisschen.
    Als ich mich wieder aufgerichtet habe, fällt mein Blick auf den nächtlichen Sturmhimmel: Bedrohlich - dunkle Sturmwolken, eingetaucht in das rote Licht der untergehenden Abendsonne, die sich noch ein wenig abzeichnet. Bedrohlich, aber auch schön, schaurig - schön.
    Bis hierher ist mir das alles sehr schwer gefallen: Das Beurteilen, das Abwägen. Es ist 23.04 Uhr.
    Ich bin jetzt ganz klar.
    Dann drücke ich den roten SOS - Knopf des Delorme Geräts.




    - to be continued -
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • tjelrik
    Fuchs
    • 16.08.2009
    • 1244
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    #2
    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

    Alter Falter, danke, dass du den Knopf gedrückt hast. Bitte mal ganz zügig continuen!
    bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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    • Homer
      Freak

      Moderator
      Liebt das Forum
      • 12.01.2009
      • 16920
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      #3
      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

      Zitat von Homer Beitrag anzeigen
      fieser cliffhanger

      sofort weiterschreiben
      das gilt auch für dich
      420

      Kommentar


      • basstardo
        Erfahren
        • 04.12.2013
        • 255
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

        Oha, da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht...

        Bist Du das??

        http://icelandreview.com/de/news/201...rm?language=de
        :: FlickR ::
        :: Stein am Rhein nach Cuxhaven ::

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        • codenascher

          Alter Hase
          • 30.06.2009
          • 4957
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          #5
          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

          Das Bild ist traumhaft schön, wahnsinn! Schade das damit anscheinend das Ende deiner Tour eingeläutet wurde. Bin gespannt, wie die Tour bis dahin verlaufen ist und bleibe als interessierter Leser dabei.

          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

          meine Weltkarte

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          • blackteah
            Dauerbesucher
            • 22.05.2010
            • 777
            • Privat

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            #6
            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

            Klasse Bild. Schaurig-schön trifft es gut!

            Ich bin auch gespannt wie es weiter geht bzw angefangen hat. Schön, dass du offenbar wieder gesund zu Hause angekommen bist . Schnell weiter schreiben!

            Kommentar


            • Reddo
              Erfahren
              • 08.04.2017
              • 344
              • Privat

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              #7
              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

              Oha, was für eine Story! Da bin ich ja mal super-gespannt, wie es weitergeht!

              Und was für ein Wahnsinns-Bild !!
              "What is above knows what is below, but what is below does not know what is above. One climbs, one sees. One descends, one sees no longer, but one has seen. There is an art of conducting oneself in the lower regions by the memory of what one saw higher up. When one can no longer see, one does still know.” - René Daumal

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              • qwertzui
                Alter Hase
                • 17.07.2013
                • 2871
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                Alles richtig gemacht! Ich glaube ich habe noch nie eine Zeitungsmeldung über eine Bergung gelesen, in dem nicht Fehler des Geretteten kritisiert wurden. Hier hingegen "war gut ausgerüstet" ""war schnell zu finden, weil er an der Stelle, an der er den Notruf absetzte, blieb"

                Auch mit guter Planung und Vorbereitung kann man in eine ausweglose Situation kommen, der richtigen Reaktion verdanken wir es, dass es hier einen Bericht zu lesen gibt, noch dazu einen spannenden, bitte schnell weiter schreiben!

                Kommentar


                • Rhodan76

                  Alter Hase
                  • 18.04.2009
                  • 3033
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                  In Sekundenschnelle haben sich gleich mehrere Abspannleinen aus den Befestigungsgummis gelöst und, ohne auch nur den Hauch einer Chance einzugreifen, haben sich die Leinen miteinander verdrillt und so sehr heillos ineinander verheddert, daß an ein Aufrichten des Zeltes und seiner Stangen nicht mehr zu denken ist.
                  Sorry, irgendwie fehlt mir hier etwas die Phantasie oder viell. hab ich's falsch verstanden? Soll das heißen, du konntest das Zelt (nur) nicht aufbauen, weil sich die Abspannleinen verheddert haben? Hätte sich das Problem nicht lösen lassen - klar Erschöpfung und kalte Hände sind da wenig hilfreich, aber trotzdem...?

                  Kommentar


                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1824
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                    Zitat von basstardo Beitrag anzeigen
                    Oha, da bin ich mal gespannt, wie es weitergeht...

                    Bist Du das??

                    http://icelandreview.com/de/news/201...rm?language=de
                    Yep - Treffer! Interessant, ich wusste gar nicht, dass die Iceland review darüber berichtet hatte.
                    30m/s kommt übrigens gut hin. Die Wettervorhersage sprach von 25m/s. Dazu später mehr.
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1824
                      • Privat

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                      #11
                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                      Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                      Sorry, irgendwie fehlt mir hier etwas die Phantasie oder viell. hab ich's falsch verstanden? Soll das heißen, du konntest das Zelt (nur) nicht aufbauen, weil sich die Abspannleinen verheddert haben? Hätte sich das Problem nicht lösen lassen - klar Erschöpfung und kalte Hände sind da wenig hilfreich, aber trotzdem...?
                      Ahoi Rhodan,

                      um die Leinen wieder zu entwirren, habe ich unter optimalen, windstillen Bedingungen danach etwa 90 Minuten gebraucht. Das wäre mit den weitgehend gefühllosen Fingern nicht zu schaffen gewesen. Ob dann das Aufrichten der Stangen geklappt hätte, wäre sicher interessant gewesen. So ging es jedenfalls nicht.
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • HaegarHH

                        Alter Hase
                        • 19.10.2009
                        • 2925
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                        Spannend ... schliesse mich an, bitte weiter schreiben!

                        Btw. auch wenn es vermutlich auf dem einen oder anderen Bild noch zu sehen sein wird, was für ein Zelt war es denn?
                        Aktuelle Bilder von unterwegs … kommindiepuschen auf Instagram

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                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
                          • 1824
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                          Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare.


                          Zitat von HaegarHH Beitrag anzeigen
                          Spannend ... schliesse mich an, bitte weiter schreiben!

                          Btw. auch wenn es vermutlich auf dem einen oder anderen Bild noch zu sehen sein wird, was für ein Zelt war es denn?
                          Ich hatte ein Big Sky International Chinnok 1Plus dabei.

                          Heute abend / spätestens morgen folgt der nächste Teil.
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                          • Akelei
                            Erfahren
                            • 09.04.2013
                            • 341
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                            Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                            Yep - Treffer! Interessant, ich wusste gar nicht, dass die Iceland review darüber berichtet hatte.
                            30m/s kommt übrigens gut hin. Die Wettervorhersage sprach von 25m/s. Dazu später mehr.
                            Hattest du vorher gewusst, dass so starker Wind kommen wird? Weil du hier von einer WetterVORhersage schreibst. Und hattest du dann trotzdem geplant auf dem Gletscher zu zelten? Klar, die Anstrengung davor war nicht geplant, aber hätte es denn mit 25m/s und du nicht erschöpft mit dem Zelten geklappt? Gemütlich stelle ich mir das auch dann nicht vor.
                            ¤´¨)
                            (¸.·´¨) RETTET DIE ERDE! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade!
                            ¨ ¸* ¸·*¨)
                            (¸.·` ¤

                            Kommentar


                            • Antracis
                              Fuchs
                              • 29.05.2010
                              • 1280
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                              #15
                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                              Ich freue mich erstmal, dass Du das offenbar gut überstanden hast.

                              Gerade die Kombi aus Nässe, Temperaturen nahe Null und Wind ist extrem tückisch, habe ich zuletzt gemerkt, als ich mit einem Kumpel bei diesen Bedingungen im März in Schottland ein Staika aufgebaut habe. Ohne Sturm, nur mit stärkerem Wind und guten Handschuhen. Das war sehr unkomfortabel und wir waren froh, als wir fertig waren. Feinmotorische langandauernde Entwirrungsarbeiten, da wäre nicht dran zu denken gewesen.

                              Ich freue mich auf die Fortsetzung.

                              Kommentar


                              • berniehh
                                Fuchs
                                • 31.01.2011
                                • 2402
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                Sehr spannend geschrieben
                                .......aber gut daß du da heil wieder rausgekommen bist!

                                Das Foto ist ja der Hammer. Sieht aus wie auf dem Mars

                                Bin gespannt wie es weitergeht
                                www.trekking.magix.net

                                Kommentar


                                • evernorth
                                  Fuchs
                                  • 22.08.2010
                                  • 1824
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                  Zitat von Akelei Beitrag anzeigen
                                  Hattest du vorher gewusst, dass so starker Wind kommen wird? Weil du hier von einer WetterVORhersage schreibst. Und hattest du dann trotzdem geplant auf dem Gletscher zu zelten? Klar, die Anstrengung davor war nicht geplant, aber hätte es denn mit 25m/s und du nicht erschöpft mit dem Zelten geklappt? Gemütlich stelle ich mir das auch dann nicht vor.
                                  Tja, wer weiss? Morgens, bei Aufbruch, war es noch fast windstill. Bei 25 - 30m/s wäre das auf dem Gletscher alles andere als gemütlich im Zelt geworden. Dem Zelt hätte ich das zugetraut. Ob es gutgegangen wäre? Für das Chinook wäre das sicher eine Grenzerfahrung geworden. Das mit dem Wetterbericht werde ich in meinem Bericht noch aufklären.
                                  Ich sage nur: Tragisch - dumm gelaufen.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • TilmannG
                                    Fuchs
                                    • 29.10.2013
                                    • 1332
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                    ...

                                    Das Foto ist ja der Hammer. Sieht aus wie auf dem Mars

                                    ....
                                    Wo du schon überall warst....
                                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1824
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                      Reisezeit: 21.07.17 - 11.08.17





                                      Prolog

                                      Für 2017 hatte ich mir vorgenommen, die Tour von 2016, - Klick - , zu vervollständigen, und: Ich wollte diesmal wieder alleine gehen.
                                      Der Knackpunkt war dort die Traverse des Skeiðarárjökull: Der sog. „ Black Forest ” erwies sich als unüberwindbares Hindernis. Deshalb musste zunächst eine verbesserte, möglichst leichte Eisausrüstung her.
                                      Nach etwas Recherche bestellte ich folgendes:




                                      Eispickel von Climbing Technology (CT) Alpin Tour Light, Länge: 50cm, Gewicht: 300g



                                      Steigeisen von Petzl, Leopard FL, Gewicht ( nachgemessen im beigefügten Packbeutel ): 417g


                                      Etwa 2 Wochen vor meiner Abreise nach Island warf ich dann meinen Plan noch einmal um.
                                      Irgend etwas in mir sagte mir, daß ich die Traverse über den Skeiðarárjökull ganz auslassen sollte.
                                      Was wollte ich mir dort beweisen? Das die Tour so doch noch möglich ist? Ich hatte große Zweifel. Die Traverse hatte ich in der Gegenrichtung schon einmal erfolgreich begangen, aber der Gletscher hatte sich in den letzten 5 Jahren dramatisch verändert. Eine, zum großen Teil, intuitive Entscheidung. " Nö ", sagte der Bauch.
                                      Ich suchte also nach einem alternativen Zugang zur Route und da bot sich ( fast ) alternativlos der Einstieg über Núpstaðarskógar an, eine Gegend, die für mich schon einmal ( 2012 ) Ausgangspunkt für eine Tour in diesem Teil Islands war. Klick!
                                      Neue Steigeisen und Pickel waren nun eigentlich überflüssig, aber ich entschied mich, sie trotzdem mitzunehmen, da sich das Mehr - Gewicht in Grenzen hielt.


                                      21. + 22.07.17

                                      Chilly Reykjavík

                                      An einem Freitag Abend fliege ich, wie schon im Vorjahr, etwas umständlich von Hamburg, über Düsseldorf nach Reykjavík, wo ich nach Mitternacht den CP im Laugardalur erreiche. Am Samstag schlafe ich etwas länger und mache mich nach dem Frühstück auf, mit dem Leihrad nach Downtown zu fahren. Es ist bewölkt, aber trocken, bei angenehmen 14 Grad. Vor kurzer Zeit muss es aber heftig geregnet haben, denn überall zeugen große Pfützen auf dem CP davon.
                                      Ich mache einen größeren Abstecher über etwas nördlich gelegene Stadtteile, da ich möglichst auf einer Tankstelle meine Gaskartuschen erwerben will, die dort wohl etwas günstiger sein sollen. Ich habe jedoch an 2 oder 3 Tankstellen keinen Erfolg, auch nicht an der Tankstelle, die etwas unterhalb vom BSÍ liegt.
                                      Im Zentrum werde ich dann aber in in einem Trekking - Shop im Laugavegur fündig. Teuer, doch immer noch etwas günstiger, als auf dem CP.
                                      Dann hänge ich noch etwas zum Chillen in dem sehr netten Kaffibrennslan im Laugavegur ab ( sehr lecker! ) und schon geht es wieder zurück zum CP. Gegen Abend schlendere ich noch hinunter zum Hot Dog Stand am Laugardalslaug für einen Imbiss. Nach einem Schluck Laphroig Quater cask gehe ich früh schlafen.







                                      23.07.17

                                      Ernüchterung

                                      Um 07.10 Uhr nehme ich den Sterna - Bus in Richtung Skaftafell, da er etwa 2 Stunden schneller ist ( weniger und kürzere Stops an den Touristen - Hot Spots ). In Vík í Mýrdal komme ich beim dortigen Stop mit der isländischen Busbegleiterin ins Gespräch. Sie spricht davon, dass das Wetter im Süden in den letzten Tagen „ terrible ” gewesen sei, eine Information die noch am Abend für erhebliche Unannehmlichkeiten sorgen wird. Wenn das eine Isländerin sagt, dann muss es wirklich schlimm gewesen sein.
                                      Um 13 Uhr erreiche ich Kirkjubæjarklaustur, wo ich auf dem CP wieder mein Proviant - Paket für die Anschluss - Tour deponiere. Um 15 Uhr nehme ich den RE - Bus und bitte den Busfahrer, dass er mich am Abzweig zum Jeep - track nach Núpstaðarskógar rauslassen soll. Gesagt - getan und so stehe ich dann gegen 15.40 Uhr an der besagten Stelle.
                                      Das Wetter ist inzwischen richtig schön und warm geworden und ich stehe hier tatsächlich im T - Shirt für ein Start - selfie in der Sonne. Die vorhandene Funkverbindung nutze ich noch für ein paar Mails, und schon geht es los.




                                      Ready to start! Noch prächtige Laune.



                                      Da geht`s hin.











                                      Übernachtung: Hier werde ich fündig.


                                      Ich möchte heute noch bis zum Skogar und seiner Kette kommen. Je nachdem, da es schon später Nachmittag ist, könnte es knapp werden.
                                      Schon nach einer guten Stunde stehe ich an der Furt über die Núpsá. Vor 5 Jahren gab es hier noch eine klar erkennbare Stelle, wo die Jeeps die Núpsá durchfahren. Außer einem Schild in der Nähe ist hier aber rein gar nichts zu sehen. Nichts deutet auf eine Möglichkeit zur Jeep - Passage hin. Ich kann es nicht fassen und laufe ein großes Stück Ufer ab - Nichts! Als wäre hier schon seit vielen Monaten kein Jeep mehr gefurtet. Hohe Schotter - Wälle verstärken noch den Anschein.
                                      Da ich hier eh ohne Jeep stehe, sehe ich einer Furt prinzipiell mal gelassen entgegen. Wenn da nicht dieser gewaltige Wasserstand wäre. Richtig, es soll ja die vergangenen Tage erheblich geregnet haben. Das erklärt natürlich so einiges. Ich steige in das Wasser und will mir einen Eindruck vermitteln, komme aber an einer relativ ruhigen Stelle nicht weit. Bereits in Ufernähe steht mir das eiskalte Wasser bereits über dem Knie. Der Wasserdruck ist gewaltig. Dann schaue ich etwas stromaufwärts und erstarre: In einer scharfen Linkskurve bricht eine gewaltige Wassermenge schäumend - weiß hervor und schlägt krachend an das gegenüberliegende Ufer, keine 200 Meter entfernt.
                                      Eine Furt kann ich hier und am heutigen, späten Nachmittag vergessen. Ich bin konsterniert, da ich damit nicht gerechnet habe. Da kommt mein Zeitplan bereits früh durcheinander.
                                      Aber hey, das Wetter ist schön und ganz in der Nähe befindet sich ein schöner Wasserfall, in dessen Nähe habe ich einige gute, grasige und ebene Lagerplätze entdeckt.
                                      Ruck zuck erkläre ich einen dieser Plätze zu meinem Lager 1 und baue das Zelt auf.
                                      Da es noch relativ früh ist, kann ich das schöne Wetter noch etwas genießen, aber viel zu kurz ist die Zeit, und schon ist die Sonne auch schon wieder hinter den Bergen des Lómagnúpur verschwunden. Es wird jetzt schnell kalt, und nach dem Essen bin ich schon bald im Zelt verschwunden.
                                      Morgen will ich in aller Frühe einen neuen Versuch unternehmen.




                                      Camp 1



                                      Rechts kann man die Núpsá sehen


                                      - to be continued -
                                      Zuletzt geändert von evernorth; 29.11.2017, 00:29.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                        #20
                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                        Da bin ich mal gespannt, ob der Wasserstand am nächsten Morgen genügend abgesunken ist...

                                        Dein Teaser ist ja wirklich der Hammer! Allein die Vorstellung, nach der von Dir nur angedeuteten unmenschlichen Anstrengung, den Síðujökull zu erreichen, entkräftet und ausgekühlt im Sturm auf dem Gletscher zu sein, treibt meinen Blutdruck hoch. Zum Glück ist es gut gegangen, sonst könnten wir jetzt nicht Deinen extrem spannenden Bericht lesen.

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