[CH] Alpinkurs im Wallis - oder wie man es nicht macht

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  • Melanie
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    • 03.09.2004
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    • Meine Reisen

    [CH] Alpinkurs im Wallis - oder wie man es nicht macht

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    Da der Reisebericht eh getippt werden muss und er noch nicht ganz fertig ist, so dass ich ihn nicht auf die Homepage stellen kann, schreibe ich ihn einfach happenweise nach bewährter Manier hier. Wenn er dann fertig ist gibt es auch Bilder und das ganze in einem Rutsch.

    Vorweg: es lief alles ein bisschen anders als wir uns das erhofft hatten. Wie immer waren wir teils selbst schuld, teils waren es Verkettungen unglücklicher Umstände (in erster Linie die zeitliche Verkettung: Umzug - Urlaub )
    Trotzdem haben wir eine Menge gelernt.

    [snip]

    Samstag, 6.8.2005, der Tag vor der Tour

    Ganz viel Chaos: Chaos in der Wohnung, Chaos, das in die beiden Chaoten einzuräumen ist, Chaos bei den Finanzen: "Wir brauchen Schweizer Franken???" - also ein ganz normaler Vor-Tour-Tag. Zudem waren wir beide noch reichlich müde vom Umzug und saßen große Teile des Tages lesend in der Gegend rum. Immerhin kamen die bestellten Karten doch noch rechtzeitig per Post an - nachdem die Alpinschule so frei war den Kursort um einige dutzend Kilometer zu verlegen hatten wir noch Karten nachbestellen müssen. Die geliehenen Steigeisen passten auf meine Schuhe und der komplette Krempel samt Schlafsäcken und Seil zu meinem großen Erstaunen in die beiden Rucksäcke. Irgendwann war das gröbste Chaos gelichtet, die Wohnung in einem Zustand in dem man sie alleine lassen konnte und die meisten Lebensmittel durch Verzehr vernichtet. Die kurz aufflackernden Pläne ins Kino zu gehen verschoben wir auch, so dass wir zu halbwegs ausreichend Schlaf kamen.

    Sonntag, 7.8.2005, Aufbruch ins Ungewisse

    Unsere wohldurchdachten Fahrkartenpläne scheiterten an logistischen und kommunikativen Problemen. So waren wir also gezwungen normale Fahrkarten zu kaufen - ein teurer Spaß! Ökologie hin oder her werden wir wohl doch bei zukünftigen Alpentouren das Auto für die Anreise nutzen. Dank geändertem Kursort waren auch unsere Übernachtungspläne hinfällig: wir fuhren also mal wieder ins Blaue.
    Ob es uns wohl jemals gelingen wird den ersten Abend nicht mit der hektischen Suche nach einer (bezahlbaren) Unterkunft zu verbringen?
    Um nicht auch noch in Zeitnot zu geraten fuhren wir so früh wie möglich los und saßen damit um 7:35 Uhr im Zug Richtung Süden und kamen nach diversen Umstiegen am nachmittag in Martigny an. Dort durften wir feststellen, dass Zug fahren in der Schweiz recht teuer ist: das letzte Stück nach Champex kostet jedenfalls mehr als wir gedacht hatten. Dort angekommen - nach lustiger Busfahrt über Serpentinen - suchten wir also zuerst nach einem Platz für die Nacht. Die überraschend angetroffene SAC-Hütte erwies sich leider als voll belegt aber ein Stück weiter die Straße entlang kamen wir in einer Art Hostel für sage und schreibe 19 Euro pro Nacht und Nase unter. Unsere Vorstellung von einem nicht so teuren Urlaub begrabend bewältigten wir abends noch die "Tour du Lac" - eine ca. 20-minütige Runde um den See. Die Suche nach einer warmen Mahlzeit, die unsere Reisekasse nicht auf der Stelle atomisiert erwies sich als ähnlich schwierig und endete in einem deftigen Crepes und einem Omelett.
    Unter viel zu kurzen Decken lagen wir bald im Bett mit dem Vorsatz am nächsten Tag noch Blasenpflaster zu kaufen (meine Ferse meldete schon leise erste Bedenken an, trotz Tape).
    Zuletzt geändert von November; 06.11.2011, 16:36.
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    #2
    Und wann kommt das mit "...oder wie man es nicht macht"? Wart Ihr also in der Montblanc-Gruppe?

    Gruß, Martin *schon gespannt*
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    • Melanie
      Dauerbesucher
      • 03.09.2004
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      • Meine Reisen

      #3
      Bald geht's weiter. Die letzten beiden Tagen brachten wir in erster Linie damit zu die Tapete quadratzentimeterweise von der Wand zu kratzen... :-(



      Aber es wird... und dann habe ich vielleicht auch mal wieder Zeit für den Reisebericht. Vielleicht sogar noch vor der nächsten Tour...

      Melanie
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      • Melanie
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        • 03.09.2004
        • 686

        • Meine Reisen

        #4
        Montag 8.8.2005, der Aufstieg zur Hütte

        Um 11 Uhr sollten wir uns am Sessellift La Breya treffen. Wir waren schon recht früh unterwegs, frühstückten ausgiebig, kauften noch Ersatz für die vergessene Kappe von Stephan und Compeed. Um gar nicht erst Probleme zu bekommen versorgte ich meine Fersen gleich schonmal mit Tape und fühlte mich damit und mit dicken Socken sowie einem paar dünnen Unterziehsocken auf der sicheren Seite. Viel früher als notwendig waren wir dann am Sessellift und genossen dort die Sonne.
        Kurz darauf entdeckten wir auch Alex und Frank, die beiden anderen Kursteilnehmer, und nicht viel später tauchte auch Hansi, unser Bergführer, auf. (Wobei mir wohl ewig verborgen bleiben wird, wie ein erwachsender Mensch sich freiwillig "Hansi" nennen lassen kann.)
        Der nun folgende Ausrüstungscheck endete damit, dass wir einen nicht unerheblichen Teil unserer viel zu schweren Rucksäcke in Alex' Auto deponierten: Schlafsäcke, Kocher, Töpfe, Biwaksack... Unser Seil allerdings war willkommen und blieb bei mir im Rucksack.
        Als erstes Abenteuer stand mir dann eine Sesselliftfahrt bevor - wobei ich bei Ein- und Ausstieg den Vorteil langer Beine neu entdecken durfte und in beiden Fällen verletzungs- und chaosfrei rein bzw. raus komme.
        Der dann folgende Aufstieg zur Cabane d´Orny (2826m) über gut 600 Höhenmeter erwies sich als - wortwörtlich - atemberaubend. Ich schnaufte wie eine asthmatische Diesellok und dass Stephan mir irgendwann das Seil abnahm half auch nur wenig. So mussten die anderen immer wieder warten und ich hatte reichlich Gelegenheit über den Zustand meiner Kondition nachzudenken. Stephan versuchte mir zwar dauernd zu erzählen, dass ich mich nur noch nicht an die Höhe gewöhnt habe, aber da die anderen ebenso wie ich gerade erst aus dem Tal kamen konnte ich das nicht recht glauben.
        Schon auf dem Weg nach oben merkte ich, dass das Tape offenbar wenig genutzt hatte. In der Hoffnung schlimmeres zu verhindern versorgte ich beide Fersen gleich mit Blasenpflaster. Hansi schüttelte angesichts der zwei paar Socken entsetzt den Kopf und ließ sich auch von meinem Einwand, dass ich diese Kombination genau so vorgeschlagen bekommen habe, nachdem ich mit einem paar Socken schon einmal kläglich gescheitert war, nicht wirklich überzeugen.
        Irgendwann kam ich irgendwie oben an der Hütte an und konnte dann später - als ich nicht mehr nach Luft schnappte - auch die Umgebung und, das erste Mal in meinem Leben, einen Gletscher aus der Nähe betrachten.
        Vor dem Essen besprachen wir den Plan für die nächsten Tage und schauten uns unsere Ausrüstung mit allem Für und Wider ein wenig genauer an. Unsere Nuptses (noch dazu in Kombination mit den Wollpullovern und meinem erbärmlichen Anblick beim Aufstieg) wurden natürlich belächelt aber angesichts des Windes der um die Hütte pfiff war ich recht froh darum.
        Zum Abendessem gab es eine leckere Suppe, Nudeln mit Putenschnitzel und Möhren- und Rettichsalat und zum Nachtisch eingelegte Birne. Stephan schlief schon beim Essen halb ein und mich hielt auch nur der Hunger wach. Entsprechend früh verließen wir die anderen und verschwanden in den Betten. Selbige waren lang genug und mit warmen Decken versehen eine durchaus angenehme Ruhestätte.
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        • Melanie
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          • 03.09.2004
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          #5
          Dienstag, 9.8. 2005, Knoten und Klettern

          Frühstück um 7 Uhr war nach so reichhaltigem Schlaf sogar erträglich. Danach packten wir das gesammelte Kletterzeug zusammen und liefen die paar Meter zum Klettergarten hoch. Oben angekommen bastelten wir uns mehr oder minder erfolgreich in die Gurtkombination und allen Anwesenden wurde recht schnell klar, warum sich der Brustgurt so wenig an Beliebtheit erfreut. Dennoch ließ uns Hansi, den ganzen Vormittag in selbigem rumturnen. Allerdings bezweifele ich, dass dieser Erziehungsversuch den Effekt hatte, den er sich erhoffte.
          Dann ging's an's Knoten üben. In erster Linie Mastwurf und HMS. Ich dachte ich könnte beide blind und im Schlaf, musste aber feststellen, dass es am Karabiner in der Wand doch nochmal etwas anderes ist. Stephan - sonst fast nur mit Reverso unterwegs - hatte es aber noch deutlich schwerer. Viele Versuche später klappte es dann bei allen, notfalls auch einhändig oder mit Links - zumindest dachten wir das da noch.
          Nach einer Mittagspause, zu der wir uns "gehen übend" über's Blockgelände nach unten hüpfend bewegten, ging es wieder hoch zum Klettergarten. Diesmal mit der Ansage: "Oben sagt jeder wie oft er die Hände zum Abstützen gebraucht hat."
          Noch vor der Mittagspause konnten wir Hansi davon überzeugen endlich den Hängetest zu machen, damit wir die vermaledeiten Brustgurte endlich los würden. Um das ganze real zu gestalten holten wir einen Rucksack dazu, meinen Chaos. Hansi hatte dann die wenig geniale Idee selbigen mit einem Stein zu beschweren, was, zusammen mit der eher rüden Behandlung, zu wunderbaren Löchern in selbigem führte. Hansis eher abfällige Bemerkung es sei ja nur ein Gebrauchsgegenstand machte mich nicht eben glücklicher. Zudem durfte ich feststellen, dass mein Gurt hoffnungslos zu groß ist mich mittels Abschnüren der Halsschlagader wohl eher in Schwierigkeiten bringen würde als mich vor diesen zu bewahren. Zugegeben, ich hatte ihn nicht vorher ausprobiert und mich einfach darauf verlassen, dass das "vollverstellbar" wohl ausreichen würde um ihn auf meine Bedürfnisse anzupassen.
          Nach der Mittagspause also wieder oben angekommen und mit Gurten versehen sollten wir nun erstmal einige Meter im Quergang bouldernd den Betonklötzen an unseren Füßen vertrauen lernen. Das hatte einen ziemlich genialen Lerneffekt: anfangs klebten wir alle noch mit viel Armeinsatz am Fels, nach vier Runden ging es dann einhändig und erstaunlich locker.
          Dann ging es richtig zum Klettern. Hansi richtete zwei Topropes ein, in denen wir uns austoben konnten. Leichtes Gelände eigentlich - mit Kletterschuhen hätten wir uns wohl alle totgelacht. Aber mit den schweren Schuhen erwies sich schon das als Herausforderung - zumindest anfangs. Besonders auf Reibung zu stehen fiel uns schwer. Doch mit der Zeit ging es besser und wir tauschten die Routen.
          Danach rekapitulierten wir nochmal die Knoten für den Standplatzbau sowie das Kräftedreieck und die Reihenschaltung. Sicher, sowohl Mastwurf als auch HMS zu beherrschen, legten wir im Vorstieg los - und mussten allesamt feststellen, dass es eine Sache ist, das auf festem Boden zu machen - eine ganz andere aber irgendwo in einer Route auf unsicheren Füßen mit den Karabinern zu kämpfen.
          Irgendwann kam dann aber von mir und Alex: "Stand!" und Stephan und Frank kamen nach und kletterten überschlagend weiter zum nächsten Haken, wo wieder Stand gemacht wurde. Hansi turnte dazwischen herum udn verteilte großzügig abendlich auszugebende Weinrunden für nicht zugeschraubte Karabiner. Stephan und ich schlagen uns dabei aber recht gut: auf uns kommt nur eine Runde und das auch nur, weil Stephan auf Hansis "Ok!" zum HMS mit zwei Halbseilsträngen, mit dem wir uns rumschlagen durften, wartete. Als ich am Stand ankam stellte sich zudem noch heraus, dass der HMS, den Hansi als korrekt freigegeben hatte, gar kein solcher war...
          Als wir allesamt heil oben angekommen waren - wir über die zwei Halbseilstränge fluchend, Alex und Frank die 60m verwünschend - ging es ans Abseilen.
          Unten angekommen sammelten wir alles ein und machten uns - schon sicherer auf den Füßen - auf den Rückweg zur Hütte. Dort legten wir vor dem Abendessen noch einen Schnellkurs in Erster-Hilfe hin bevor es zum Abendessen Kartoffelpüree mit Schinken und Erbsen und Möhren und vorher Spargelcremesuppe gab. Frank gab - der vergessenen Karabinerschraube wegen - eine Runde Wein aus, die für kräftig Wärme und die nötige Bettschwere sorgte. Wir verschwanden alle recht bald im Bett.
          Sechs bis acht Jungs rund um die 11 Jahre alt, sorgten noch für Abwechslung im Schlafraum. Zudem blieben des Nachts alle Fenster geschlossen, so dass es nachts ziemlich warm und sauerstoffarm wurde.
          Stephan, Alex und Frank schauten am nächsten morgen auch reichlich verknittert aus der Wäsche.
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