[NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

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  • Borgman
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    [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Norwegen, Nordland Fylke

    Reisezeit: 26. August bis 11. September 2016



    Schon wieder nach Norwegen?

    Es gibt so viele faszinierende Länder auf der Welt, und in meiner Schublade stapeln sich die Pläne, sie zu bereisen. Aber dann schweifen meine Gedanken wie von einem Magneten angezogen geradewegs nach Norden, und plötzlich finde ich in der Schublade nur noch halb ausgearbeitete Pläne für Wanderungen in der Finnmark oder an der Nordlandküste. Als wäre dort meine ursprüngliche Heimat, in die es mich immer wieder zurückzieht. Das kennen bestimmt manche von Euch: der Sog ist unwiderstehlich und kann nur mit dem konkreten Projekt einer Reise in die vertraute und doch immer wieder überraschende Seelenlandschaft des Nordens besänftigt werden.

    Eigentlich wollte ich dieses Jahr mal wieder im Saltfjell wandern, wo ich im August 1998 auf einer grandiosen Tour von Mo i Rana (durch das Vesterdal, über das Glomvassfjell zur Beiarstua und über Lønsdal und Balvatnet) nach Sulitjelma schon mal durchgekommen bin. Aber dann beschlich mich irgendwann im Winter hinterrücks die fixe Idee, dass ich doch eigentlich über die nächsten Jahre noch einige der 37 norwegischen Nationalparks besuchen könnte, die ich noch nicht kenne. Rein zufällig liegen manche davon in der Finnmark oder eben an der Nordlandküste.

    Im Anschluss an meine Lomsdal-Visten-Durchquerung habe ich jetzt noch satte zwei Wochen Zeit um mich in Nordnorwegen herumzutreiben. Bodø soll das Ziel sein, weil von dort am 11. September mein Rückflug startet. Ansonsten habe ich zwar viele Ideen, aber noch keinen konkreten Plan. Dann fange ich doch mal im Láhko NP an.


    Tag 1
    Anreise

    Bislang stehe ich noch in Mosjøen an der Haltestelle und warte auf den Bus nach Sandnessjøen, der dann auch pünktlich um 16:30 Uhr kommt. Am Bahnhof wird er ganz voll, bis auf den letzten Platz, es ist Freitag. Als wir eine Stunde später über die Helgelandsbru auf die Insel Alsta rollen, ist von den imposanten Bergen (Sju Søstre) nicht viel zu sehen. Die Wolken hängen tief, und es weht ein kalter Wind in Sandnessjøen. Von einem gemütlichen Nachmittag am Hafen, wie vor neun Tagen in Brønnøysund, kann keine Rede sein, deshalb halte ich mich auch nicht lange auf, sondern laufe zielstrebig etwa drei Kilometer nach Südwesten, um mir in dem Waldgebiet am Høgåsen einen Platz für die Nacht zu suchen. Als das Zelt an einem winzigen Bach steht, beginnt es sofort zu regnen. Mir ist das für den Moment egal, ich lasse mir das erste Bier seit einer guten Woche schmecken. Zusammen mit dem stetigen Trommeln der Regentropfen wirkt das ungeheuer einschläfernd.


    Tag 2
    Weiter Anreise

    Um 04:30 klingelt der Wecker. Lass das, ich bin im Urlaub! Oder nein, warte mal, da war doch was. Langsam dämmert mir, dass das Schnellboot nach Bodø ja schon um 06:45 Uhr abfährt und das nächste erst morgen Mittag. Keine Panik, es reicht noch für einen Kaffee zum Aufwachen. Und ein Rosinenbrötchen mit Kardamom, die liebe ich. Es regnet schon weniger stark, als ich das nasse Zelt einpacke und nach Sandnessjøen zurücklaufe, wo die Straßen noch ausgestorben sind. Am Kai liegt das Boot schon startklar, außer mit trudeln noch vier oder fünf andere Fahrgäste ein. Nachdem ich ein paar Sachen zum Trocknen ausgebreitet habe, lasse ich mich in den gemütlichen Sitz fallen und freue mich auf die Fahrt.


    Schnellboot nach Bodø

    Dreieinhalb Stunden dauert die Fahrt bis Ørnes, dazwischen laufen wir etliche kleine Häfen an, wo überall zwei, drei Menschen zusteigen oder Pakete abgeliefert werden. Trotz Regen sieht man viel von der wunderschönen Nordlandküste. Ich male mir aus, wie es wohl wäre, auf einer der vielen Inseln zu leben. Die Abgeschiedenheit hat wohl auch ihren Reiz, aber an diesem rauen, windigen Tag bekomme ich schon fast eine Vorstellung davon, wie stürmisch und unwirtlich es hier im Winter sein mag.

    In Ørnes angekommen habe ich jetzt viel Zeit, denn der Bus nach Glomfjord fährt erst am Nachmittag. Da es immer noch Regenschauer gibt, möchte ich irgendwo das Zelt aufstellen, Kaffee kochen und mir mal eine Wettervorhersage für die nächsten Tage verschaffen. Ersteres geht prima in dem Tal, das hinter dem Wohngebiet beginnt, und für das Wetter telefoniere ich mit meiner Frau. Sie kann mir nur für morgen und übermorgen Hoffnung machen, da soll es den ganzen Tag trocken sein. Danach wieder viel Regen.

    Das kommt nicht ganz unerwartet in dieser niederschlagsreichen Gegend. Meine favorisierte Route durch den Láhko NP, am Arstadvatn vorbei, durch das Nordre Hábresdal und östlich des Hábresgletschers nach Trones zu laufen, werde ich wohl ändern müssen. Das geht nur bei gutem Wetter, und wie ungemütlich es hier werden kann habe ich schon 1998 erlebt, als ich für zwei Tage in dichten Regenwolken auf dem Glomfjell festsaß, weil ich den steilen, pfadlosen Abstieg bei praktisch Null Sicht nicht wagen wollte. Dann wird es wohl der Normalweg über Gråtådalstua, damit ich an den trockenen Tagen das Küstengebirge hinter mich bringe, wo sich erfahrungsgemäß das meiste abregnet.


    Ørnes

    Um 16:00 Uhr fährt dann endlich der Bus, den ich am Fykanvatn wieder verlasse. Ein Schauer folgt dem anderen, also erst mal das komplette Regenzeug anziehen, dann geht’s los. Auf die Treppe habe ich unter den Umständen keine Lust, ich folge lieber der Straße. Im Tunnel ist es wenigstens trocken.


    Fykanvatnet


    Der erste Tunnel

    Und der ist zwar ca. 1,5 km lang, aber unerwartet angenehm zu durchlaufen, es gibt sogar einen Gehweg. Im Schein der Stirnlampe erkenne ich auf diesem allerdings recht viele aus den Felswänden gebrochene Steine, es wird wohl nur die Fahrbahn geräumt. Zwei Autos kommen mir entgegen, bergauf ist niemand unterwegs. Nach dem Tunnel gehe ich noch bis zum Abzweig ins Holmvassdal und ein Stück weiter bis zum Fluss, wo ich das Zelt für die Nacht aufstelle. Den ganzen Weg hoch zum Namnlausvatn schaffe ich nicht mehr, und für eine Pause ist es zu nass.


    Tag 3
    Store Sandvatnet – Skavldalen

    Gestern Abend hat es mich in den Schlaf begleitet und beim Aufwachen höre ich es wieder: das stichelnde, vollkommen gleichmäßige Klopfen mittelgroßer Regentropfen, die auf das Außenzelt treffen. Ein Geräusch, so selbstverständlich und unaufdringlich, dass ich es mühelos ausblenden könnte, wäre heute ein Ruhetag. Ist aber nicht, im Gegenteil – heute ist laut yr.no einer von zwei sicher trockenen Tagen, was soll also dieser verdammte Regen? Der Regen antwortet in seiner ruhig-überlegenen Arroganz, dass ihn der norwegische Wetterdienst mal kreuzweise kann und er selber entscheidet, wer hier wann nass wird und wer nicht.

    O.K., der Regen macht einen auf unbeeindruckt, das kann ich auch. Bei kühlen 2°C streife ich mir das noch schweißfeuchte T-Shirt von gestern und die nassen Regensachen über und packe zusammen. Die nach dem Zeltabbau gefühllos gefrorenen Hände stecke ich noch in die wasserdichten Überhandschuhe und laufe etwas missmutig weiter auf der Straße bis zum Storglomvassdam, wo der markierte Pfad beginnt. Der zweite Tunnel ist harmlos, man sieht am Eingang schon den Lichtschein vom Ausgang.


    Storglomvassdammen, hier gab es mal ein schönes Tal - vor dem Kraftwerkbau

    Im Vergleich zur meist weglosen Wildnis in der vergangenen Woche geht es auf dem deutlich ausgetretenen Pfad mühelos voran, man kann einfach loslaufen. Meine Laune bessert sich rapide. Schon auf den ersten Kilometern gibt es schöne Karstmerkmale wie die Reliefbänder und ausgewaschene Felsen. Die kommen in der Nässe sogar gut zur Geltung.





    Ich komme jetzt in den Láhko Nationalpark, der 2012 eingerichtet wurde um die besondere Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen in diesem größten alpinen Karstgebiet Norwegens zu schützen. Wie gerne würde ich jetzt das spannende Gebiet um Saravatnet und Corbels Canyon erkunden. Aber ich befürchte, dass es hier, nahe der Küste, besonders heftig regnen wird und möchte lieber auf dem kürzesten Weg nach Osten laufen.

    Während der Frühstückspause am Ostende des Store Sandvatn zieht noch ein letzter Nieselschauer vorüber, dann bessert sich das Wetter.


    Store Sandvatn

    Durch sanft hügeliges Wiesengelände geht es anschließend zum Litle Storglomvatn, einem Teil des riesigen Stausees, wo sich der Blick in Richtung Svartisen öffnet. Aber bald ist es mit der Ruhe vorbei. Von Süden nähert sich plötzlich ein Hubschrauber. Also, ich muss jetzt ausnahmsweise mal nicht gerettet werden. Im Gegenteil - ich hatte eigentlich sogar gerade angefangen mich richtig wohl zu fühlen, bevor diese lärmende Maschine in niedriger Höhe durch das Tal geschrotet kam. Er fliegt auf diese Weise durch alle Täler und sucht offensichtlich was. Dann sehe ich eine Rentierherde das Kvitsteindal entlangrennen, verfolgt vom Helikopter. O.K., das ist offensichtlich ein Rentierhalter, der wissen will wo sich seine Tiere aufhalten oder sie in ein anderes Tal treibt. Zeit ist Geld, auch in Norwegen. Was früher mehrere Tage gekostet hat, ist heute in zwei Stunden abgehakt.


    Kvitsteindalsgammen, links oberhalb der gelbe Hubschrauber

    Die Gamme selbst sieht sehr sauber und gemütlich aus, es stehen sogar Hausschlappen bereit. Da ich die Strecke durch das Glomdal von früher schon kenne, zweige ich jetzt auf den relativ neuen Pfad ins Skavldal ab. Zwar gibt es noch keinen richtigen Trampelpfad, aber die Route ist brauchbar markiert.



    Endlich Sonne! Die Mittagspause nutze ich, um alles zum Trocknen auszubreiten, auch das tropfnasse Zelt und den klammen Schlafsack. Dabei ist es immer noch sehr frisch, nur 4°C, das habe ich beim Laufen gar nicht gemerkt. Mit dem herrlichen Gefühl von 100% trockenen Sachen geht es jetzt weiter das Skavldal hoch. Da „Skavlen“ das Firnfeld bedeutet, erwarte ich oben auf dem Pass etwas mehr Schnee. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufstieg und genieße den wunderschönen Nachmittag.


    Unteres Skavldalen


    Nordre Glomvassfjellet


    Mittleres Skavldalen




    Anstieg zum Pass

    Auf dem langgezogenen Pass gibt es dann tatsächlich nicht so viel Schnee wie erwartet, aber die Vegetation ist sehr spärlich. Hier treffe ich einen Belgier, der heute schon aus dem Beiardal über den Gipfel Kamtinden und Gråtådalstua gelaufen ist und in der Kvitsteindalsgamme übernachten will. Er wirkt noch bewundernswert fit und unangestrengt nach der langen Strecke, hat aber auch nur Minimalgepäck für drei Tage Rundtour dabei. Vielleicht sogar etwas zu minimal, denn als wir über das Wetter und den drohenden Regen sprechen, stellt er fest, dass er kein Regenzeug dabei hat. Finde ich in dieser Gegend einen kleinen Tick zu sorglos.

    Weil mir der karge Pass und die Aussicht auf die Berge im Südosten außerordentlich gut gefällt, suche ich hier einen Platz für die Nacht. Der Bach zum Waschen ist allerdings eisig, danach bin ich völlig durchgefroren.










    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von Borgman; 04.10.2016, 05:02.

  • OttoStover
    Fuchs
    • 18.10.2008
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    #2
    AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

    Very good start for the trip Borgman. I like the pictures you have taken, so good. Looking forward to the continuation!
    Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
    Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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    • Borgman
      Dauerbesucher
      • 22.05.2016
      • 724
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

      Thanks Otto. Let's tackle the next day, there's some rain ahead...


      Tag 4
      Gråtådalstua – Roligholhammaren

      Schon gegen halb Sechs bin ich wach und ausgeschlafen. Nach der kalten Nacht ist das Innenzelt übersät mit Kondenswassertröpfchen, die Belüftung des Soulo lässt eben doch zu wünschen übrig. Strahlend blauer Himmel begrüßt mich bei einem notwendigen Gang nach draußen, das Thermometer zeigt -1°C. Allerdings wird die Sonne noch einige Zeit brauchen um über den Berg zu kommen, es lohnt nicht darauf zu warten. Nach dem obligatorischen Frühkaffee krame ich erst mal Mütze und Handschuhe aus den Tiefen des Kleiderbeutels heraus und packe zusammen.



      Nach den letzten steinigen Metern über den Pass komme ich in das herrliche, weite Gråtådal, wo die Markierungen nach Osten abbiegen und am Hang des Vegdalsfjells entlangführen. Das ist zwar der direkte Weg zur Gråtådalstua, aber es müssen einige unangenehm steile Stellen gequert werden, an denen ich ganz schön ins Schwitzen komme. Ich frage mich, ob man hier wirklich die beste Route für den Pfad gewählt hat. Lieber wäre ich vom Skavldal direkt ins Gråtådal abgestiegen und im Talboden gelaufen, wäre auch kein größerer Umstand gewesen. Die ohnehin spärlichen Markierungen sind gegen die Sonne fast nicht erkennbar.


      Oberes Gråtådalen


      Gråtådalstua

      An der Hütte komme ich jetzt auf den gut ausgetretenen Pfad Richtung Beiarstua, den ich von früher schon kenne. Während das Tal steil abfällt, führt er mit phantastischer Aussicht weiter den Hang hinauf. Es wäre schon Zeit für eine Pause, aber ich bin gerade so gut in Schwung und der Pfad ist so angenehm zu gehen, dass ich noch einige Kilometer bis zu einem Bach unterhalb des Kamtinden weiterlaufe. Gegen den kalten Wind stelle ich das Zelt auf, dann kann es gleich trocknen.




      Vegdalen


      Das Gråtådal ist hier tief eingeschnitten



      Stundenlang kann ich es hier in der Sonne dösend aushalten, raffe mich aber doch auf um noch ein paar Kilometer zu schaffen. Bald muss ich mich entscheiden, ob ich heute noch ganz hinunter ins Beiardal gehe oder vor dem Abstieg einen Platz suche. Auf dem Kammweg über das Monsfjell gibt es kein Wasser, daran kann ich mich noch erinnern. Damals war ein heißer Tag und ich hatte noch keine Wasserflasche dabei. Den Ausschlag gibt dann die Wettervorhersage, die für morgen viel Regen androht. Wenn ich den Tag abwettern muss, dann wenigstens mit schöner Aussicht und nicht unten im Tal. Dann suche ich mir mal das letzte Wasser vor dem Abstieg.


      Über dem Simlebreen ziehen schon Wolken auf


      Monsfjellet, da gibt es kein Wasser

      Roligholvatnet scheidet aus, das hat keinen Zu- und Abfluss, ist von Schafen bevölkert und außerdem halb ausgetrocknet. Aber ein paar hundert Meter westlich davon finde ich einen winzigen Bach und nach längerer Suche einen akzeptablen Platz mit Aussicht ins Tal für das Zelt. Die Schafe beäugen mich anfangs noch misstrauisch, gewöhnen sich aber bald an ihren neuen Nachbarn und lassen sich nicht weiter in ihren Verrichtungen stören. Am Abend beginnt der Regen.




      Tag 5
      Abwettern

      Schön, wenn man sich auf den Wetterbericht verlassen kann. Dauerregen war angesagt, und genau das bekommen wir jetzt, die Schafe und ich. Der kräftige Westwind besorgt uns nie versiegenden Nachschub an Regenwolken und hält die Temperatur bei kühlschranktauglichen 4 bis max. 5°C. Für den Moment bin ich ganz zufrieden damit, ich habe einen trockenen Schlafsack, ein gutes Buch und einen mehr als großzügigen Vorrat an Kaffee und Bixit-Keksen. Das Problem beginnt eigentlich erst, wenn der Kaffee nach einiger Zeit den Ausgang sucht...

      Am Nachmittag gibt es schon Regenpausen, manchmal kommt sogar für wenige Augenblicke die Sonne durch. Prima, da kann ich ja mal zusammenpacken und noch ein Stück laufen. Aber gerade als die Matte zusammengerollt und der Kocher verstaut ist, kommt es noch mal richtig dicke, da gebe ich den Plan umstandslos wieder auf.


      Lichtblick am Abend


      Tag 6
      Gråtåhaugen – Trones

      Nach dem gestrigen faulen Ausruhtag brauche ich nicht viel Schlaf, schon in der Morgendämmerung gegen halb Fünf bin ich wach. Es ist sehr windig aber trocken. Wenn ich jetzt superschnell mein Zeug zusammenraffe, kann ich noch vor dem Regen das Zelt abbauen. Falsch gedacht, der Regen ist wieder schneller. Während ich aufpasse, dass nichts unnötig nass wird und die Intersport-Plastiktüte einfange, die der Wind gerade in einem Stoß fünfzig Meter weit weg geblasen hat, fluche ich laut vor mich hin. Missmutig stapfe ich zurück zum Pfad und über den Bergkamm zu der Stelle, wo der Abstieg beginnt.

      Da in den nächsten Tagen keine Wetterbesserung zu erwarten ist, verzichte ich auf die Strecke durch das Tverrådal, die ich außerdem schon kenne. Also laufe ich nicht zur Beiarstua, sondern weiter nach Norden, wo ein guter Pfad, der auf der Karte nicht eingezeichnet ist, über Kvasshaugen und Gråtåhaugen verläuft. An zwei Stellen verliert er sich im Moor, da muss ich etwas suchen, aber dann erreiche ich wie erhofft die Schotterstraße im unteren Gråtådal. Nasse Frühstückspause im Wald.

      Jetzt folgen sechs Kilometer bis Trones auf der Straße, die ich schnell hinter mich bringe. Anhand der Kilometermarkierungen am Straßenrand zähle ich interessehalber die Schritte, die ich gehen muss um einen Kilometer zurückzulegen. Es sind ziemlich genau 1.200 Schritte in knapp 12 Minuten. Nach nur 1 ¼ Stunden stehe ich tropfend im winzigen Coop Trones. Wenn ich heute schon im Regen laufe und so nah an der Zivilisation bin, kann ich mir den Tag auch mit ein oder zwei Dosen des ortsüblichen Gerstengetränks versüßen. Man trinkt Nordlandspils.

      Danach laufe ich noch einen Kilometer Straße und biege auf einen Forstweg ab, der ein Stück den Hang hinauf führt. Bald merke ich, dass ich nicht wie beabsichtigt auf den Schotterweg zum Hof Nesli stoße und folge deshalb dem Bach Lilleåga bergauf durch den Wald. Wie sich herausstellt ist das ein Glück, denn so finde ich den perfekten Platz für das Zelt, wahrscheinlich die einzige trockene Stelle im ganzen Wald. Im Windschatten einer großen Kiefer erreichen nur ganz wenige Regentropfen den Boden. Ein herrliches Gefühl, aus dem trockenen Zelt in den Regen zu blicken und dabei ein Bier zu schlürfen. Hätte doch ein Foto machen sollen. Durch das Tal kriechen Nebelschwaden.


      Fortsetzung folgt...

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      • Sylvie
        Erfahren
        • 20.08.2015
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        #4
        AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

        So ein feiner Bericht. Ich verfolge Dich aufmerksam. Superschöne Bilder! Zu dumm, dass das Wetter einen zum Abwettern zwingt.

        Dort in der Gegend scheint es keine Hütten zu geben, oder?

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        • Antracis
          Fuchs
          • 29.05.2010
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          #5
          AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

          Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen

          Dort in der Gegend scheint es keine Hütten zu geben, oder?
          Bisher hat die Route doch zumindest an 2 Hütten vorbeigeführt (O.K., eine war eine Gamme, aber die ist sehr kuschlig und wundervoll gelegen. ) und eine weitere Hütte in Tagesreichweite wurde erwähnt.

          @Borgmann: Ich verfolge den schönen Bericht ebenfalls aufmerksam, da ich Ja auch bald wieder in dieser Gegend unterwegs sein will.

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          • Borgman
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            • 22.05.2016
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            #6
            AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

            Danke für Euer Interesse! Es kommen auch wieder ein paar Bilder, wenn das Wetter sich bessert.

            @Sylvie: Láhko NP gehört auch zu den niederschlagsreichsten Gebieten in ganz Skandinavien, da sollte man ein paar Tage zum Abwettern einplanen. Es ist wohl so eine Macke von mir, dass ich praktisch nie in Hütten übernachte, selbst im größten Schietwetter. Ausnahme vor ein paar Jahren in der Geaidnojávrihytta (Laksefjordvidda), aber da hatte es eine Woche lang nur geschüttet und ich musste dringend Sachen trocknen.

            @Antracis: die Route über Arstadvatn und Nordre Hábresdal geht mir auch noch im Kopf herum, bin vielleicht auch nicht zum letzten Mal in der Gegend gewesen...

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            • Borgman
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              • 22.05.2016
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              #7
              AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

              Tag 7
              Storjord – Langvatnet

              Meine wunderbare Kiefer hat mir tatsächlich die ganze Nacht den Regen vom Zelt gehalten. Heute früh das gleiche Bild: stetiger, mittelstarker Regen. Mittlerweile bin ich froh, dass ich den kürzesten Weg Richtung Lurfjellhytta und Åselidalen gewählt habe. So kann ich vielleicht an den Regentagen die landschaftlich weniger interessante Strecke zurücklegen und auf Wetterbesserung hoffen.

              Nach dem Frühstück warte ich noch eine Stunde und packe dann gegen 10:00 Uhr zusammen. Die ersten Kilometer geht es auf dem Schotterweg zum Hof Nesli, später weiter auf einem groben Waldweg, der am Neshågen schließlich in einen Schafspfad mündet. Alles naturgemäß sehr nass und teilweise matschig. Der Regen hat mittlerweile aufgehört, aber von den Birken tropft noch genügend Wasser, so dass ich mich nicht umgewöhnen muss.



              Nach kurzem Abstieg lande ich wieder auf einem Forstweg, dem ich bis zum Hof Os an der Hauptstraße folge. Jetzt sind es nur noch gute drei Kilometer, bis es hinter Storjord endlich wieder ins Gebirge geht. Die Straße ist zwar wenig befahren, aber eben langweilig. Dafür entdecke ich am Fluss eine angelegte Angelstelle mit großzügig überdachtem Grillplatz, den ich sofort in Beschlag nehme um meine nassen Sachen im Wind zu trocknen. Jedenfalls so lange wie es eben dauert einen Kaffee zu kochen und ein paar Löcher in die Luft zu starren.



              Inzwischen sieht das Wetter freundlicher aus, es bleibt aber kühl und windig. Im winzigen Ort Storjord angekommen, nutze ich noch mal die Annehmlichkeiten norwegischer Zivilisation, soll heißen ich rasiere mich in der öffentlichen Toilette vor einem richtigen Spiegel und besuche den örtlichen Coop. Am meisten freue ich mich auf ein frisches Brot (immer das dunkelste verfügbare Mischbrot, erkennbar an der Tütenfarbe), dazu Italiensk Salat, Würstchen und ein Dreierpack Kvikk Lunsj. Auf das ansonsten obligatorische Bier verzichte ich, weil heute noch ein Anstieg von mehr als 500 Metern vor mir liegt.

              Als ich vor über 20 Jahren das erste Mal in Norwegen war, gab es in kleinen Supermärkten immer nur zwei Sorten Brot: Loff (einfaches Weißbrot) und Kneippbrød, das war damals Loff mit kleinen Malzkörnchen drin. Inzwischen bekommt man überall sehr leckeres Brot. Wenn das nur im Rucksack formschonender zu verstauen wäre, würde ich noch mehr Tütenmahlzeiten durch Brot und Käse ersetzen.

              Am Ortsausgang beginnt hinter einem kleinen Wohngebiet der Forstweg, von dem kurz vor dem Bach Mosåga ein unmarkierter Pfad abzweigt. Zwar ist es spürbar wärmer geworden, aber es ziehen auch schon wieder dicke Wolken auf. Erste Regenschauer fallen, als ich östlich vom Bach durch den schönen Wald weiter aufsteige. Neben den üblichen Beeren gibt es hier extrem viele Pilze. Bei meiner Frau würde jetzt der Sammlertrieb voll durchbrechen und wir könnten den Rest des Tages abschreiben.






              Blick zurück

              Weiter oben komme ich auf eine Fahrspur, die zu einem Hüttengebiet am Langvatn führt. Die Birken werden immer kleiner und spärlicher, und auf der Vardheia öffnet sich dann der Blick über die Hochebene.


              Vardheia

              Wenige Minuten später fängt es kräftig an zu regnen, meine Hoffnung, noch halbwegs trocken einen Platz für die Nacht zu finden, ist dahin. Ehrlich gesagt bin ich einigermaßen genervt von der Aussicht, das Zelt im Regen aufstellen und wieder nasse von feuchten von trockenen Sachen trennen zu müssen. Meine Laune verschlechtert sich noch, als ich östlich des Langvatn eine halbe Stunde durch das steinige, nasse Gelände stapfe um einen Platz zu suchen und nichts Passendes finde. Für heute muss ein hubbeliges Nachtlager ausreichen, kann ja die Unebenheiten unter der Matte mit den letzten trockenen Sachen ausgleichen. Das Thermometer fällt schnell auf 4°C.

              Tag 8
              Beiarskardet – Lurfjellet

              Noch keine Wetterbesserung in Sicht. Sehnsüchtig denke ich an meinen letzten Platz unter der Kiefer, wo es selbst im Regen freundlich aussah. Auf dieser kahlen Hochebene ist es nur kalt, windig, grau und nass. Was habe ich hier eigentlich verloren? In Spanien ist es doch auch schön. Während des Frühstücks vertreibe ich die Zweifel an meiner Urlaubsplanung und versuche mich zum Aufbruch zu motivieren. Muss sowieso mal dringend raus, also nutze ich eine Regenpause und gehe kurz nach Neun los.

              Der Pfad zur Beiarskardet ist gut mit Steinmännchen markiert und kaum zu verfehlen. Als ich mich in den nassen Sachen warmgelaufen habe, bessert sich auch meine Laune. Bewegung ist sowieso immer das beste Mittel gegen depressive Phasen. Bald komme ich wieder durch interessante Karstlandschaft mit Bächen, die in Höhlen verschwinden und einer eleganten Felsbrücke (Jarbrua).





              Kurz dahinter stoße ich auf den markierten Pfad, dem ich ab jetzt nach Nordwesten Richtung Lurfjellet folge. Hier steht auch der auf dem Bild zu sehende Stein für das Beiarskardstevne, keine Ahnung wer sich hier warum versammelt, das Kreuz deutet aber auf einen christlichen Hintergrund hin. Weiß jemand etwas darüber?

              Durch den Richtungswechsel treibt mir der kräftige Wind den Regen mitten ins Gesicht, so dass ich bald keine Lust mehr habe und an einem Tümpel am äußersten Ausläufer des Indre Lurfjellet für mehrere Stunden das Zelt aufbaue. Und tatsächlich habe ich Glück: der Regen hört auf, und sogar die Sonne kommt durch und trocknet das Zelt. Ein Adler zieht seine Kreise am Berghang über dem Gjømmervatn, ohne einen einzigen Flügelschlag.


              Gjømmervatnet


              Am Lurfjell, Åselitindan in der Ferne

              Der Pfad verläuft jetzt immer am Nordosthang des Lurfjells entlang, mit schönem Ausblick ins Tal und ist sehr nass nach dem Regen. Überall fließt Wasser den Berg hinunter. Mir gefällt dieser Weg ausgesprochen gut, weil die Landschaft sehr abwechslungsreich ist. Man durchquert dicht mit Silber- und Strauchweiden bewachsene Abschnitte, Beerenheide und ein paar Geröllfelder. Später, unter dem Indre Hompen geht es auch wieder mal über glattgeschliffene Felsplatten.


              Blick zurück

              Leider hält das Wetter nicht, es gibt noch einmal kräftige Regen- und Hagelschauer bei stürmischem Wind von vorn. Mit schmerzenden Händen (vom Hagel) kämpfe ich mich noch einen Kilometer weiter und suche mir dann gegen 17:00 Uhr einen halbwegs windgeschützten Platz an einem Bach, der so kurz ist, dass er in der Karte nicht eingezeichnet ist. Er bricht aus einem Loch im Berg, fließt vielleicht 30 m durchs Tal und verschwindet wieder in einer Höhle. Karstlandschaft eben. Das Waschen im Bach bei 4°C und starkem Wind brauche ich nicht zu beschreiben, danach sind nicht nur Hände und Füße gefühllos gefroren. Nach vier Regentagen muss ich auch dringend wieder Wäsche waschen. Es wird noch ein sonniger Spätnachmittag, aber nicht für mich, ich bin schon im Schatten des Lurfjells. Hier sinkt die Temperatur schnell auf 0°C. Trotzdem ein toller Platz mit Blick über den Skorrigorrivatn (schöner Name) bis zum Misværfjord.

              Tag 9
              Lurfjellhytta - Øvre Åselivatnet

              Obwohl ich es im Schlafsack kuschelig hatte, konnte ich in der Nacht nicht gut schlafen. Wieder viel Kondenswasser bei -1°C, aber das stört mich nicht, denn der Blick nach draußen verspricht einen sonnigen Morgen. Der kräftige Südwind hat die gewaschenen Sachen schon fast getrocknet. Abmarsch gegen 07:30 Uhr, das gute Wetter muss ich nutzen.




              Lurfjelltinden

              Weiter geht es hügelig und teilweise matschig am Lurfjellhang entlang, später hinunter zur Lurfjellhytta. Heute komme ich mal flott voran und drücke ein bisschen aufs Tempo, weil ich das Åselidal möglichst noch bei gutem Fotowetter erreichen möchte. An der Hütte herrscht emsige Betriebsamkeit, eine große Gruppe von vielleicht 20 Wanderern macht sich zum Aufbruch bereit.


              Mein Ziel: Åselidalen


              Noch mal Lurfjelltinden, etwas dramatischer




              Lurfjellhytta

              Hier ist es mir dann doch zu wuselig für die Frühstückspause, da laufe ich noch 10 Minuten weiter und stelle das Zelt für eine halbe Stunde zum Trocknen auf. Ich freue mich schon auf das Åselidal, nur noch zwei Kilometer durch Moor und über den nächsten Hügel, dann beginnt endlich der steinige Aufstieg zum Pass. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreiche ich den See Skardvatn unter den hoch aufragenden Gipfel der Børvasstinden, da ziehen schon wieder Wolken auf.


              Skardvatnet





              Sanft absteigend komme ich jetzt in das wunderschöne grüne Åselidal, umrahmt von mächtigen Bergen. Es wirkt wie ein entrückter Ort, in sich abgeschlossen und ohne sichtbare Verbindung mit der restlichen Welt. Die Bilder können diese besondere Stimmung leider nicht wiedergeben, man muss es erleben.







              Am See 381 m, kurz vor der Abbruchkante in die gewöhnliche Welt, gäbe es perfekte Zeltmöglichkeiten. Aber vor dem nach der Karte fast senkrechten Abstieg habe ich Respekt und es beginnt schon zu nieseln. Im Regen und auf nassen Steinen möchte ich da nicht hinuntergehen. Also nur eine kurze Pause.


              Abbruchkante, Øvre und Nedre Åselivatnet

              Aus der Nähe betrachtet möchte ich hier auch bei Trockenheit nicht hinuntergehen, aber es hilft ja nichts. Neben dem tosenden Wasserfall beginnt die erste Steilstufe, und die ist gar nicht so schlimm wie sie von oben aussieht. Die Kette, die hier zur Sicherung angebracht ist, wäre nicht mal zwingend nötig gewesen. Kurzer Blick auf den Wasserfall, dann folgt die zweite Steilstufe und gleich dahinter die dritte, beide genauso unproblematisch und mit Ketten gesichert.





              Danach quert der Pfad auf einem schmalen Sims den Hang bis zum Bach der vom Børtind herunterstürzt, an dem es dann steil und steinig bis zum Øvre Åselivatn bergab geht. Diesen letzten Abstieg merke ich ganz schön in den Knien, vielleicht auch deshalb, weil ich heute nicht die gewohnten langen Pausen hatte.


              Westlicher Teil der Abbruchkante


              … und der östliche Teil, hier verläuft der Pfad

              Am Südufer des Øvre Åselivatn gibt es einen perfekten Lagerplatz, aber ich will zumindest noch um den See herumlaufen. Zum Hierbleiben ist es bei dem vergleichsweise guten Wetter, trotz gelegentlicher Nieselschauer, noch zu früh. Der Pfad am Ostufer des Sees ist sehr viel stärker ausgetreten als im oberen Tal, offensichtlich kommen hier viele Tagesausflügler entlang. An manchen steilen Felsen wurde dadurch die Pflanzendecke, auf der man Halt finden könnte, längst abgeschabt, was bei Nässe etwas unangenehm ist. Außerdem sind die matschigen Stellen tief ausgetreten.


              Südufer


              Ostufer

              So bin ich ganz froh, als ich den Abfluss erreiche und auch gleich dahinter einen schönen Platz direkt am See für das Nachtlager entdecke. Mit dem Zeltaufbau beeile ich mich, denn es beginnt jetzt kräftiger zu regnen. Dafür ist es fast windstill bei milden 12°C. Ein einzelner Wanderer ist auf dem Weg zum Südufer und richtet sich dort ein.

              Erfüllt mit den großartigen Eindrücken des Tages sitze ich kurze Zeit später mit einem dampfenden Kaffee im Zelteingang und bin wieder vollkommen zufrieden mit der Welt.




              Fortsetzung folgt...
              Zuletzt geändert von Borgman; 13.10.2016, 12:39.

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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1441
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                #8
                AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                Schöne Gegend, super Bilder, toller Bericht, Danke, dass wir mitreisen dürfen!

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                • Prachttaucher
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 21.01.2008
                  • 11905
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                  #9
                  AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                  Schöne Bilder !

                  Bei dem Abstieg war mir vorher auch etwas mulmig und danach beim Raufschauen nochmal : Huch, da bin ich runter...aber es ging überraschend gut.

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                  • Dogmann
                    Fuchs
                    • 27.09.2015
                    • 1022
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                    Danke,schöner Bericht!
                    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                    • OttoStover
                      Fuchs
                      • 18.10.2008
                      • 1076
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                      It was a good decision to go to the Øvre Åselivatn before camping. Not only for the slippery stones in the decent, but it is for a reason that there are no trees in the Åselidalen. Windconditons may be extreme, and great care should be taken to secure the tent.

                      And btw very impressive pictures you have taken. I await with anticipation the continuation.
                      Otto
                      Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                      Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                      • Borgman
                        Dauerbesucher
                        • 22.05.2016
                        • 724
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                        #12
                        AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                        Danke für die netten Kommentare bisher – und schön, dass Ihr dabei seid.

                        Hoffentlich klinken sich beim folgenden Tag nicht zu viele Puristen aus, aber keine Sorge: nach der langen Straßenetappe kommt noch der im Titel angedeutete Abstecher.


                        Tag 10
                        Nedre Åselivatnet – Saltstraumen – Tverrlandet

                        Und wieder beginnt ein schöner neuer Tag … mit dicken Regenwolken. Dabei ist doch heute Sonntag. Sonntag, ja? Søndag, aus dem altnordischen „sunnudagr“: Tag der Sonne! Das Wetter ist in diesem Jahr, auf dieser Tour, wirklich herausfordernd. Normalerweise komme ich schon klar mit dem Regen, aber ein paar trockene Tage am Stück könnte ich jetzt wirklich brauchen.

                        Als dann meine Frau per SMS die Vorhersage für die kommenden Tage durchgibt (nur morgen trocken, dann kommt es richtig dicke), überlege ich erst mal, was ich mit der restlichen Woche noch anfangen kann. Eine längere Tour im Sjunkhatten NP ist mir unter den Umständen zu riskant, deshalb will ich mich mal auf den südwestlichen Teil beschränken, von da kann ich am Ende direkt nach Bodø laufen.

                        In einer Wanderstunde kann ich am Rv. 17 sein. Der Bus fährt erst gegen 16:00 Uhr, das heißt entweder hier sieben Stunden herumsitzen oder an der Straße auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Oder eben das zu tun, wofür ich eigentlich hier bin – laufen! Als alter Streckenwanderer finde sofort Gefallen an der Idee, und bis zum Mittag wird sich der Autoverkehr in Grenzen halten.


                        Auch im Regen idyllisch: Øvre Åselivatnet

                        Erst mal muss ich die zwei Kilometer bis zur Straße schaffen, und die sind bei dem Wetter sehr viel unangenehmer als erwartet. Auf den abschüssigen Felsplatten erkennt man die glatten Bereiche oft erst beim Drauftreten, da bin ich vorsichtig und umgehe lieber einige steile Stellen. Die Senken zwischen den felsigen Abschnitten sind zur Abwechslung wahre Schlammschlachten, die den Spaßfaktor aber nur geringfügig erhöhen (und auch das nur für bestimmte Altersgruppen). Immerhin wird es nie langweilig.


                        Variante 1: Fels


                        Variante 2: Matsch

                        In der Nähe der Matschsuhlen sind meist Bohlen ausgelegt, so wie auf dem Foto zu erkennen, immer nur genau eine Brettlänge und selten da, wo sie eigentlich gebraucht würden. Über den Sinn dieser Maßnahme zermartere ich mir eine Weile den Kopf. Warum immer nur eine Bohlenlänge spendiert wurde ist klar: Sparsamkeit, da hat sich der Finanzvorstand gegenüber den Praktikern durchgesetzt. Aber warum führen sie nicht durch den Matsch? Hier zwei einleuchtende Theorien:

                        - Bohlen, die im Matsch liegen, verrotten schneller. Also haben die Wanderer länger etwas davon, wenn sie daneben ausgelegt werden. Theorie A: Haltbarkeit.
                        -Auf Bohlen, die im Matsch liegen, bildet sich bald eine Algenschicht, die Oberfläche wird glatt wie Schmierseife. Wanderer, die darauf ausrutschen, landen außerdem unweigerlich mit dem Hintern in der braunen Brühe. Theorie B: Unfallverhütung.

                        Mit derlei tiefschürfenden Denkanstrengungen vertreibe ich mir die Zeit bis zur Straße. Die Wolken, die einen hoffnungsvollen Moment lang aufgerissen waren, ballen sich wieder zusammen und ergießen ihren lebensspendenden Inhalt großzügig über die Landschaft.


                        Nedre Åselivatnet

                        Auf der Straße ist es tatsächlich noch sehr ruhig, da komme ich gut in meinen Trott. Gehirn auf Durchzug schalten und die Beine machen lassen was halt zu tun ist, nämlich Kilometer um Kilometer abzureißen. Bis Saltstraumen geht es praktisch von selbst, fast bin ich überrascht, dass ich schon da bin. Noch eine angenehme Überraschung: vor der Brücke gibt es einen sonntagsoffenen Supermarkt.

                        Toll, da kann ich mir was Nettes zum Mittagessen und ein Kvikk Lunsj zur Stärkung der Moral besorgen. Natürlich kann man hier, wie überall in Norwegen, sonntags keine frischen Brötchen erwerben, und der Bierverkauf ist bekanntlich zwischen Samstag 18:00 Uhr und Montag 09:00 Uhr illegal. Aber es gibt noch ein paar akzeptable Brötchen vom Vortag zum Sonderpreis und Rekesalat (ich steh auf das Mayonnaisezeug), ein Festessen für tropfnasse Wanderer.


                        Saltstraumbrua

                        Saltstraumen finde ich nicht sooo weltbewegend aufregend, aber immerhin bin ich jetzt auch mal über die Brücke gegangen und habe es kräftig strömen gesehen. Vielleicht ist meine mangelnde Begeisterung auch der Tatsache geschuldet, dass es sich beim Saltstraum nur um Wasser handelt, von dem ich heute in Tropfenform schon genug hatte. Erst mal suche ich mir hinter dem Ort auf einer heidigen Waldlichtung einen Platz für eine lange Mittagspause, die jetzt dringend nötig ist.

                        Ungefähr eine Stunde später – Zeichen und Wunder! – hört der Regen auf und sogar die Sonne lässt sich gelegentlich blicken. Es bleibt aber kühl und windig, die 10°C-Marke knacken wir heute wohl nicht. Als ich dann satt und trocken weiterlaufe, muss ich feststellen, dass der Autoverkehr drastisch zugenommen hat. Das nervt jetzt wirklich, zum Glück sind es nur noch gut drei Kilometer bis zum Godøystraum, wo eine ruhigere Nebenstraße abzweigt.


                        Godøystraumen

                        Am Nachmittag bin ich irgendwie nicht mehr so gut zuwege wie vorher, ich fühle mich angeschlagen und kraftlos. Hoffentlich nichts Ernstes. Sollte bald mal den Feierabend einläuten.

                        Auf der Nebenstraße sind auch ein paar Radfahrer unterwegs, mit einem davon unterhalte ich mich eine Weile. Er ist früher öfter in der Gegend zwischen Bodø und Festvåg gewandert und freut sich, mir mit dem aktuellen Wetterbericht weiterhelfen zu können. Ja, es soll regnen nächste Woche, sagt er, aber nicht so viel wie in vier Wochen. Wie bitte? Ja, im Oktober regnet es hier immer mehr als im September. Danke, das hilft mir sehr und bestätigt wieder mal meine Erfahrung, dass man in Norwegen, besonders an der Westküste, niemals einen Einheimischen nach dem Wetter fragen sollte. Es ist sinnlos.

                        Direkt hinter dem Ort Godøynes verlasse ich die Straße und gehe durch ein Weidetor Richtung Küste. Da ich nicht weiß, ob man in dem angrenzenden Naturreservat zelten darf, bleibe ich innerhalb der Schafweiden, das Gelände steht nach dem Regen sowieso größtenteils unter Wasser. Der passende Platz auf einem Hügel ist bald gefunden. Ich fühle mich immer noch kränklich und will mich nur noch hinknallen. Kräftiger Regen am Abend.

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                        • Borgman
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                          • 22.05.2016
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                          #13
                          AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                          Tag 11
                          Løding – Vatnvatnet – Sørfjorden

                          Heute früh lasse ich noch ein paar leichte Regenschauer durchziehen, frühstücke in aller Ruhe und packe kurz nach Neun zusammen. Zwar ist nicht, wie gestern befürchtet, ein Infekt ausgebrochen, aber ich fühle mich nicht wirklich fit und bin etwas schwach auf den Beinen. Das passt mir nun überhaupt nicht ins Konzept, denn heute soll es trocken sein, wogegen für die kommenden Tage viel Regen vorhergesagt ist. Da werde ich mich heute mal zusammenreißen müssen und morgen an einem schönen Platz am Fjord ausruhen.

                          Also zurück über die Schafweide, deren Bewohner mich verständnislos anglotzen, zur Straße. Auf dieser laufe ich erst mal die wenigen Kilometer bis zum Ort Tverrlandet, wo ich einkaufen will. Teilweise ist es sonnig am Vormittag, aber durch den eisigen Nordwind bleibt es ungemütlich.

                          Beim Coop kaufe ich dann alles für die letzten sechs Tage meines Urlaubs. Grundnahrungsmittel wie Müsli, Brot, Haferkekse und einen neuen Klotz Käse, außerdem ein paar Extras für die Regentage. Schokolade werde ich brauchen, wenn ich einsam im Zelt hocke, und zwei Dosen Bier können auch nicht schaden. Oh, es gibt frische Rosinenbrötchen...

                          Als das ganze Zeug im Rucksack verstaut ist und ich ihn auf den Rücken wuchte, kommen mir leise Zweifel, ob ich das wirklich alles brauche. Man soll halt doch nicht mit knurrendem Magen einkaufen. Schwer beladen mache ich mich auf den Weg nach Hopen, wo eine ruhige Schotterstraße unter der Bahnlinie hindurch zum Vatnvatnet abzweigt.

                          Jetzt ist auch bald Zeit für die Mittagspause. Weil es wieder leicht nieselt (das zählt hier als trockenes Wetter, also kein Grund die Vorhersage zu beanstanden), sollte ich das Zelt aufbauen. Nahe der Lysløype gibt es geeignete Plätze. Zwei Stunden später bin ich halbwegs ausgeruht und setze meinen Weg fort.


                          Vatnvatnet

                          Bis zum Parkplatz am Hatten folge ich der Straße, dann zweigt nach Norden ein unmarkierter, aber gut sichtbarer Pfad ab. Seltsam, sobald ich statt Schotter wieder einen richtigen Wanderpfad unter den Füßen habe, verschwindet das flaue Gefühl, das ich seit gestern hatte. Stattdessen strömt wieder Energie durch meinen Körper - herrlich!

                          Der Pfad hier macht auch wirklich Spaß. Nach dem ersten Hügel geht es hinunter zum Klubbvatn, an dessen felsigem Ufer ein komfortabler Holzsteg entlangführt.


                          Am Hatten, Blick Richtung Mjønestindan


                          Klubbvatnet




                          Klubbvatnet

                          Der weitere Weg am See entlang verläuft etwas anders als auf der Karte eingezeichnet, nämlich auf neu angelegten Bohlenwegen durchs Moor. Im Gegensatz zum Åselidal wurden hier keine Kosten und Mühen gescheut, man gelangt tatsächlich trockenen Stiefels zum Seezufluss. Hinter der Brücke und der letzten privaten Hütte überschreite ich bald die Grenze zum Sjunkhatten Nationalpark.



                          Hier ist der Pfad nicht mehr so komfortabel ausgebaut und sehr nass, immer mitten durch den Matsch. Dafür gibt es am Bladtjønn noch einmal eine tolle Holzkonstruktion am Steilufer, die dem Wanderer einen Umweg erspart.







                          Danach folgt eine gesicherte Kletterstelle. Die letzten gut zwei Kilometer geht es am Moor entlang, manchmal auch durch das Moor, bis zur Landzunge Langnes am Sørfjord. Insgesamt bin ich vom Parkplatz am Hatten knapp zwei Stunden gelaufen. Hier steht eine kleine Hütte, von der mir der Radfahrer schon erzählt hatte. Sie gehört dem Bodø JFF und kann für einen moderaten Betrag gemietet werden.

                          (Ganz ehrlich, wenn ich heute früh schon gewusst hätte, was mich morgen erwartet, dann wäre ich auf der Stelle nach Bodø gefahren, hätte die 800 Kr für zwei Übernachtungen hingelegt und mir eine schöne Zeit in der Hütte gemacht. Hätte, hätte, Fahrradkette. War aber nicht so...)




                          Sørfjorden, rechts Storvikfjellet

                          Ich bin begeistert von dieser herrlichen Landschaft am Sørfjord. Den Rucksack lasse ich erst mal liegen und erkunde die Umgebung. Dabei entdecke ich den perfekten Zeltplatz auf Krähenbeerenheide, mit Panoramablick auf Storelvdalen, Heggmotinden und Storvikfjellet. Nur der Bach ist etwas weiter entfernt, damit kann ich leben.




                          Heggmotinden

                          Sehr zufrieden richte ich mich ein, hole Wasser und wasche mich im Bach. Weil ich so reichlich eingekauft habe, muss ich nicht sparen und kann es beim Abendessen so richtig krachen lassen.

                          Am Abend kommt plötzlich noch mal die Sonne durch und taucht Storvikfjellet und Storelvdalen in goldenes Licht.






                          Tag 12
                          Ruhetag

                          Der Morgen beginnt still, und sogar ein paar Sonnenstrahlen schaffen es durch die lockere Wolkendecke. Eigentlich perfektes Wetter zum Wandern, aber zwei Gründe sprechen dagegen: erstens brauche ich wirklich mal einen Ruhetag, und zweitens sind ab dem späten Vormittag und morgen ganztägig starke Niederschläge vorhergesagt. Da fällt mir die Entscheidung leicht, den Tag hier an diesem wunderschönen Platz zu verbringen.

                          Gegen 10:00 Uhr frischt der Wind merklich auf und drückt jetzt von Osten direkt auf den Zelteingang. Das passt mir nun gar nicht, also drehe ich erst mal das Zelt um 180°. Zur Sicherheit schleppe ich ein paar Steine heran, weil die Heringe auf der Ostseite in der dünnen Krautschicht, die auf dem Felsen wächst, fast keinen Halt haben. Dann beginnt es zu regnen und der Wind weht noch stärker. Also muss ich noch mal raus in das schön ziemlich ungemütliche Wetter, um von weiter her noch größere Steine zu holen und baue daraus drei bombensichere Abspannpunkte auf der Wetterseite. Das sollte reichen.

                          Hätte es wahrscheinlich auch, aber der Wind peitscht den Regen mit einem Höllenlärm gegen das Außenzelt, und die stürmischen Böen schaffen es mittlerweile, das Zelt oben um eine Handbreit nach Westen zu drücken. Wenn das noch schlimmer wird, will ich nicht mehr an diesem exponierten Platz sein, also packe ich kurzerhand zusammen und flüchte in das geschützte Tal westlich der Landzunge. Dort finde ich eine Stelle zwischen den Bäumen, von der ich annehme, dass sie auch bei andauerndem Regen nicht überschwemmt wird. Hier kann ich das Zelt zwar nicht ganz straff abspannen, aber es wird sich noch herausstellen, dass ich den richtigen Riecher hatte.


                          Nicht schön, aber sicher.

                          Ja, hier kann man es aushalten. Nur sind durch den Umzug einige meiner vorher perfekt trockenen Sachen nass geworden, damit muss ich leben. Jetzt meine bewährte Abwetter-Methode: keinen Gedanken an irgendeine Strecke, die ich noch laufen wollte, zulassen, sondern etwas lesen bis ich schläfrig werde und dann entspannt dahindämmern. Jede unabwendbare Aktion so lange wie möglich hinauszögern, eine Art Winterruhe.


                          Tag 13
                          Zurück zum Hatten

                          Heute früh regnet es kräftig und ausdauernd, ist aber spürbar milder geworden. Ich richte mich auf einen weiteren Ruhetag ein, bei Regen werde ich sowieso immer schläfrig. Als der Regen am späten Vormittag
                          etwas nachlässt, mache ich einen Erkundungsgang nach draußen. Die freie Fläche zwischen den Bäumen, die sich gestern scheinbar besser zum Zelten angeboten hätte, steht komplett unter Wasser, genau wie der angrenzende Wald.

                          Gegen Mittag bessert sich das Wetter noch weiter. Ich warte noch eine Weile ab und mache mich dann auf den Rückweg. Keine Experimente durch pfadloses Terrain heute, ich gehe genau den Pfad, auf dem ich gekommen bin. Wie erwartet, wird es eine sehr nasse Angelegenheit. Im Moor steht das Wasser, Bäche sind stark angeschwollen und die Seen über die Ufer getreten. Teilweise kann ich hindurchwaten, manchmal muss ich mir einen Weg um die überschwemmten Stellen herum suchen.


                          Abschied vom Sørfjord


                          Langnesbu





                          Ab dem Klubbvatn geht es dank der Bohlenwege besser voran. Ich gehe noch bis zum Hatten und suche mir dort einen halbwegs trockenen Platz auf Heidekraut. Als das Zelt steht, bring der Wind, der jetzt auf West-Südwest gedreht hat, wieder kräftige Regenschauer. Ich bin froh, dass ich die regenfreie Zeit so gut ausgenutzt habe.


                          Fortsetzung folgt...

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                            • 22.05.2016
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                            #14
                            AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                            Tag 14
                            Vatnlia – Steigtinden – Skaugskardet

                            In der Nacht hat es viel geregnet, aber die ungewohnte Stille heute früh lässt wieder einen Hoffnungsschimmer in mir aufkeimen. Kein Regen klopft an, kein Wind rüttelt am Zelt. Wenn das Wetter sich einigermaßen hält, kann ich noch eine kleine Tour über Steigtinden und Skaugskaret machen, bevor ich Kurs auf Bodø nehme. Das wäre doch noch ein schöner Abschluss.

                            Gut gelaunt packe ich nach einem schnellen Kaffee zusammen und laufe die paar Kilometer entlang des Innervatn zurück zur Vatnlia Leirskole.


                            Innervatnet

                            Hier beginnt ein deutlich ausgetretener Pfad nach Norden, der durch nassen Wald geradewegs zur Storelva führt. Fast unmerklich beginnt es zu nieseln, und nach und nach entwickelt sich daraus ein stetiger, unbeirrbarer Nordlandküstenregen. Meine gute Laune hat sich wieder deutlich eingetrübt, als ich entlang des Flüsschens, das ich für Langvasselva halte, den Pfad hoch stapfe. Das Tal wird ziemlich eng, was es eigentlich nicht sein sollte, und als dann der Pfad ohne Brücke den reißenden Wildbach quert, bin ich mir sicher, dass ich einem falschen Pfad gefolgt bin. Der ist auf der Karte nicht eingezeichnet und verläuft an der Svartvasselva zum Svartvatn.

                            So blöd kann man doch gar nicht sein. Ich ärgere mich, dass ich das nicht früher gemerkt habe und mache hinter der Furt erst mal Frühstückspause. Danach schlage ich mich einen guten halben Kilometer pfadlos durch den Wald und stoße endlich auf den richtigen Pfad. Hier erreiche ich auch bald die versprochene Brücke.


                            Brücke über Langvasselva

                            Kurz dahinter zweigt ein schmaler, aber gut sichtbarer Pfad Richtung Steigtinden ab. Anfangs moderat, später steil ansteigend folge ich diesem durch tropfnassen Birkenwald bis zu einem wunderschönen Aussichtsbalkon mit See auf halber Höhe. Die Landschaft hier gefällt mir ausgesprochen gut, weniger allerdings das Wetter. Es fängt jetzt wieder kräftig zu regnen an, und dazu habe ich momentan einfach keine Lust mehr. Ich bin schon völlig durchnässt, bei frischen 8°C. Also baue ich das Zelt für eine verfrühte Mittagspause auf und denke nach.


                            Am Pfad zum Steigtind



                            Ich beschließe, dass ich heute nicht mehr im Regen laufen will. Entweder es hört auf, dann gehe ich weiter, oder ich bleibe hier. Und siehe da: eine Stunde später lässt der Regen tatsächlich nach, es kommt sogar Minutenweise die Sonne durch. Geht doch!



                            Ab hier geht es über den felsigen, sanft ansteigenden Südwesthang des Steigtind weiter. Steinmännchen weisen jetzt die Richtung. Die Wolken hängen immer noch tief, und immer mal wieder behindern Nebelschwaden die Sicht, manchmal brauche ich eine Weile, um das nächste Steinmännchen zu finden.


                            Rundvatnet




                            Steigtinden hüllt sich in Nebel

                            Auf 600 m Höhe angekommen, steige ich nicht hoch zum Steigtind, obwohl die Route, soweit zu erkennen, machbar aussieht. Im Nebel erscheint mir das sinnlos. Stattdessen folge ich einem ebenfalls gut mit Steinmännchen markierten Pfad nach Westen zum Tonfjell.


                            See am Steigtind



                            Die Strecke über das Tonfjell, mit großartiger Aussicht nach Norden und Süden, gefällt mir besonders gut, ich bekomme noch mal richtig Spaß am Wandern. Interessant ist der Kontrast zwischen den kahlen Felsplatten auf der Südseite und der vergleichsweise üppigen Vegetation auf dem stark verwitterten Gestein der Nordseite des Bergrückens. Kurz vor dem Abstieg zum Skaugskar kreuzen sogar einige Rentiere meinen Weg.


                            Blick nach Norden, Mjellefjellet






                            Steigtinden nebelfrei


                            Blick nach Süden, Rundvatnet





                            Schon von Weitem kann ich erkennen, dass es direkt auf dem Pass Skaugskaret perfekte, ebene Zeltplätze gibt. Jetzt muss ich nur noch Wasser finden, was auch nicht schwer ist. Nach dem vielen Regen rieselt in jeder noch so schmalen Rinne ein Bächlein. Nachdem mein Zelt mit weiter Aussicht nach Südosten aufgestellt ist und ich mich im Bach gewaschen habe, sitze ich noch eine Weile glücklich mit einem Kaffee im Zelteingang und genieße die herrliche Landschaft.

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                            • Ditschi
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                              • 20.07.2009
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                              #15
                              AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                              Zitat Borgmann:
                              Saltstraumen finde ich nicht sooo weltbewegend aufregend, aber immerhin bin ich jetzt auch mal über die Brücke gegangen und habe es kräftig strömen gesehen.
                              Gut geschriebener Bericht und schöne Bilder. Ich lese alle Reiseberichte, auch wenn ich nicht alle kommentiere. Was nichts mit deren Qualität zu tun hat.
                              Aber zum obigen Zitat: ich schließe aus ihm, daß Du kein Angler bist. Denn der stärkste Gezeitenstrom der Welt ist Meeresangler`s Traumziel. Den muß man gesehen haben. Leider nur ein Foto von der Brücke?
                              Ich hoffe, ich darf:



                              Da standen wir unter der Brücke, weil es -- oh Wunder-- in Strömen regnete.

                              Ditschi

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                              • evernorth
                                Fuchs
                                • 22.08.2010
                                • 1839
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                                #16
                                AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                                Hach....Steigtinden, Tonfjellet....herrlich! Höchst persönlich gemachte, mir bestens bekannte Ansichten.
                                Feiner Bericht und prima Fotos.
                                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                • Borgman
                                  Dauerbesucher
                                  • 22.05.2016
                                  • 724
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                                  #17
                                  AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                                  @Ditschi: Natürlich hast Du Recht - ich bin kein Angler und habe den Strom nur oben von der Brücke gesehen. Habe von dort aus auch ein Foto gemacht, aber das war nicht gut. Danke für Dein ergänzendes Bild von unter der Brücke! Muss eindrucksvoller sein, wenn man direkt am Wasser steht.

                                  @evernorth: Deinen schönen Bericht vom vergangenen Jahr kenne ich selbstverständlich und habe ihn jetzt, nach meiner eigenen Erfahrung dort, nochmal gelesen. Du wart ja auch Anfang September da, bei nur teilweise besserem Wetter. Ich hätte was darum gegeben, in der Langnesbu übernachten zu können...

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                                  • Antracis
                                    Fuchs
                                    • 29.05.2010
                                    • 1280
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                                    Habe jetzt auch nochmal alles gelesen, viele Teilstrecken kenne ich ja auch, glücklicherweise bei deutlich besserem Wetter.

                                    Meine Güte, da hast Du ja echt ein paar feuchte Wochen abgegriffen. Ich muss gestehen, dass ich unter diesen Umständen wohl regelmäßig den einen oder anderen Birkenholzofen aufgesucht hätte. Wandern bei solchem Wetter kann zwar auch Spaß machen, aber irgendwann schlägts dann doch aufs Gemüt, und selbst wenns nur Stundenweise ist.

                                    Immerhin hattest Du in Lomsdal-Visten mehr Glück.

                                    Den Belgier ohne Regenzeug finde ich interessant, zumal bei den beschriebenen Temperaturen und Konditionen. Aber man wird ja mittlerweile schon schräg angeschaut, wenn man in solche Gebiete "im Sommer" Handschuhe mitnimmt ( oder sogar mehrere. ).

                                    Aber alles in allem wirklich eine sehr schöne Landschaft, das Aselidalen wollten wir uns auch gerne nochmal bei Sonne anschauen. Den Strand dort habe ich auf Deinem Bild erstmals in voller Länge gesehen, bei uns war die Sichtweite arg begrenzt.
                                    Zuletzt geändert von Antracis; 23.10.2016, 09:15.

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                                    • Borgman
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                                      #19
                                      AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                                      Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                      Immerhin hattest Du in Lomsdal-Visten mehr Glück.
                                      Genau! Und deshalb fange ich auch nicht an übers Wetter zu jammern. Wenn man mehrere Wochen an der Nordlandküste wandert, ist das immer Mischkalkulation, egal in welchem Monat.

                                      In Erinnerung bleiben doch meistens die schönen Momente, z.B. wenn nach dem Regen die Sonne durchkommt und die Herbstfarben plötzlich in einer Intensität leuchten, die uns nach drei grauen Tagen in einen euphorischen Rauschzustand versetzt. Mir geht es jedenfalls so. Es ist nicht nur die Herausforderung, dem Wetter zu trotzen - ich erlebe die Natur dann viel intensiver und einprägsamer.

                                      Den Belgier habe ich übrigens noch mal getroffen, das habe ich gar nicht erwähnt. Er ist (angesichts der Wetterprognose?) letzten Endes die ganze Runde, für die wir mindestens vier Tage eingeplant hätten, in knapp zwei Tagen gelaufen und hat es vor dem Regen bis zum Auto geschafft .

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                                      • Borgman
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                                        #20
                                        AW: [NO] Von Glomfjord nach Bodø und ein Abstecher zum Sjunkhatten NP

                                        Tag 15
                                        Skaugtuva – Steinmofjellet

                                        In der Nacht hat der Wind gedreht und weht jetzt straff aus Ost-Südost genau auf den Zelteingang. Wenn das so anhält, erwarte ich einen ungemütlichen Wandertag, denn mein weiterer Weg wird oft ungeschützt auf den Bergrücken verlaufen. Die restliche Strecke bis Bodø wäre an einem Tag zu schaffen, ich möchte sie aber aufteilen und heute nur bis zu einem der Seen auf dem Steinmofjell laufen. Schließlich habe ich noch zwei Tage übrig, mein Flug geht erst Sonntag Mittag.


                                        Blick aus dem Zelt um 06:00 Uhr

                                        Noch vor dem Frühstück wage ich einen ersten Gang nach draußen und bin überrascht, wie nah die Lofotwand über Nacht gerückt ist. Auf dem Bild kann man das nicht so gut erkennen, aber für eine Viertelstunde leuchten ihre Berge in der Morgensonne auf.


                                        Lofoten, zum Greifen nahe

                                        Danach schließen sich leider die Lücken in der Wolkendecke. Ich lasse mir Zeit mit dem Müsli und stelle mich erst gegen halb Zehn (für meine Verhältnisse eher spät) der ungemütlichen Außenwelt. Einen Vorteil hat der straffe Wind von vorn dann aber doch: ich komme beim Aufstieg zur Skaugtuva praktisch nicht ins Schwitzen...


                                        Tonfjellet und Rundvatnet


                                        Sandjordvatnan


                                        Windschutz auf der Skaugtuva

                                        Eine Stunde nach Aufbruch stehe ich auf der Skaugtuva und bin dankbar für den aus Steinen aufgeschichteten Windschutz, der seine Funktion tadellos erfüllt. Ein netter Aussichtshügel mit Meerblick, aber für Fotos ist es mir heute zu grau.

                                        Nach ein paar Minuten bin ich wieder unten und folge weiter dem gut von Schafen ausgetrampelten Pfad, der jetzt immer auf dem windexponierten Hügelkamm nordwestlich der Sandjordvatnan verläuft. Hier zweigen naturgemäß viele Schafpfade ab, und nicht immer ist klar welches der richtige ist, aber andererseits ist das auch egal, denn verlaufen kann man sich in der offenen Wiesenlandschaft nicht.

                                        Zur Abwechslung ist das Wetter jetzt mit Nieselschauern gewürzt, aber es sind keine dicken Regenwolken in Sicht, also wird es wohl hoffentlich nicht viel Niederschlag geben. Bald erreiche ich das Middagsdalfjell, hinter dem der Pfad ein paar Meter abfällt. Nicht nur der Name des Bergs ist einladend für eine Mittagspause, an dem deutlich eingeschnittenen Bach findet sich auch ein windgeschütztes Plätzchen für das Zelt. Wenn ich schon eine tragbare Hütte dabei und noch reichlich Spiritus übrig habe, kann ich das auch ausnutzen und es mir gemütlich machen.

                                        Nach dem Mittagessen koche ich mir noch einen Kaffee und warte eine Weile ab, ob das Wetter sich bessert, was aber nicht der Fall ist. Also packe ich irgendwann zusammen und laufe im Dauernieselregen ein paar Kilometer weiter. Immerhin hat der Wind nachgelassen. Nach Süden kommt jetzt der Soløyvatn in Sicht.


                                        Soløyvatnet

                                        Immer noch geht es angenehm auf Schafpfaden durch grüne Wiesen. Vielleicht nicht besonders aufregend, aber mir gefällt es hier. Meine leise Hoffnung, dass die Sonne doch noch durchkommt und mir einen freundlichen Nachmittag beschert, erfüllt sich allerdings nicht. Als ich den oberen der kleinen Seen auf dem Steinmofjell erreiche, beeile ich mich mit dem Zeltaufbau, denn es beginnt stärker zu regnen.

                                        Das macht mir jetzt aber auch nichts mehr aus, gegen Ende der Tour sehe ich das ganz entspannt. Für heute habe ich noch mal einen wirklich schönen Platz gefunden, mit Blick zur Insel Landegode, und morgen ist es nicht mehr weit nach Bodø, da könnte ich mir notfalls auch ein Zimmer nehmen, falls es ungemütlich wird.


                                        Tag 16
                                        Endspurt nach Bodø

                                        Wieder bin ich früh wach, es ist still und kalt. Viel Kondenswasser. Der erste Gang nach draußen hält eine angenehme Überraschung bereit: die Wolken habe sich verzogen, das sieht nach einem schönen Tag aus. Mit einem glücklichen Lächeln krieche ich zurück in Zelt und vertreibe die Kälte mit einem heißen Kaffee. Momentan ist das Zelt noch im Schatten, es würde bestimmt noch ein paar Stunden dauern, bis die Sonne das Zelt trocknet. Aber so viel Geduld habe ich nicht, ich will jetzt sofort aufbrechen.


                                        Mein kleiner See, im Hintergrund die Insel Landegode


                                        Blick Richtung Børvasstindan und Åselidalen


                                        Blick nach Norden


                                        Landegode


                                        Selbstportrait mit Heiligenschein

                                        Der kurze, steile Abstieg zum Bertnesskar ist nach dem Regen glatt wie Schmierseife. Nach den ersten paar Ausrutschern halte ich mich lieber neben dem Pfad. Statt danach den nächsten Hügel, Løpsfjellet, zu überqueren, folge ich einer Laune und gehe nach Süden hinunter ins Tal. Ein sehr matschiger Pfad führt hier durch den Wald bis zum Hof Skarddalen, wo ein Schotterweg beginnt.


                                        Skarddalen



                                        In der Sonne wird es mittlerweile schon richtig warm, ein herrliches Gefühl, an das ich mich fast schon nicht mehr erinnern kann. Wann bin ich zuletzt im T-Shirt gelaufen? Keine Ahnung, muss aber mehr als eine Woche her sein.

                                        Nach 500 Metern auf der Straße biege ich ab auf die Vågøyvatnløype Richtung Maskinisten, auf der ich flott vorankomme. Jetzt wäre eine gute Zeit für die Frühstückspause, also suche ich mir am westlichen Ende des Sees einen netten Platz, wo ich dann auch die letzten nassen Sachen und das Zelt zum Trocknen in die Bäume hängen kann.


                                        Am Vågøyvatn

                                        Nach der Pause muss ich zuerst kurz in die Stadt gehen um für meine Tochter einige Päckchen Lefse zu kaufen, das habe ich ihr versprochen. Da kann ich gleich das traditionelle Urlaubs-Abschluss-Bier abgreifen, muss nur noch den nächsten Supermarkt finden. In Bodø war ich zwar schon öfter, bin aber immer entweder mit dem Zug, dem Schnellboot oder der Autofähre angekommen, deshalb kenne ich hauptsächlich die Innenstadt, weniger die Wohnviertel.

                                        Fündig werde ich schließlich kurz vor dem Einkaufszentrum City Nord im KIWI Stormyra. Danach geht’s den ganzen Weg wieder zurück bis zum Parkplatz Maskinisten, der mittlerweile gerammelt voll ist mit Autos von Tagesausflüglern. Hunderte von Menschen nutzen das warme Wetter für eine Wanderung in der Bodømarka, sie haben ja, wie ich, lange auf einen sonnigen Tag warten müssen.

                                        Ich reihe mich ein in den Strom, der von hier Richtung Keiservarden unterwegs ist, klinke mich aber nach einem Kilometer wieder aus, um nach einem etwas versteckten Platz im Wald zu suchen, wo ich das Zelt stehen lassen kann. Das dauert eine Weile, weil ebene Plätze hier rar sind. Vielleicht hätte ich doch weiter hoch gehen sollen, aber ich habe morgen früh einen langen Weg zum Flughafen, den ich nicht unnötig verlängern will.

                                        Schließlich steht das Zelt, und nach einem reichhaltigen Mittagessen spaziere ich auch zum Aussichtsberg Keiservarden. Wenn da so viele Leute hin wollen, muss es ja lohnend sein!


                                        Keiservarden


                                        Oben, mit Landegode


                                        Nochmal ein Blick zum Åselidal

                                        Zurück am Zelt muss ich feststellen, dass ich bei der Platzwahl nicht genug aufgepasst habe. Zahlreiche Ameisen krabbeln über das Innenzelt und interessieren sich für alles, was ich achtlos in die Apsis geworfen habe. Wie blöd kann man sein, das Zelt mitten auf einer Ameisenstraße aufzubauen? Als wäre ich ein blutiger Anfänger!

                                        Also einen neuen Platz suchen, den Waldboden genauer ansehen und das ganze Geraffel dorthin schleppen. Ameisenfrei. Jetzt wasche ich mich noch mal gründlich im Bach, rasieren kann ich morgen im Flughafen, dann beginnt der entspannte Teil des Abends. Als alles erledigt ist, höre ich wieder das vertraute Geräusch mittelgroßer Regentropfen, die sanft auf das Außenzelt klopfen. Alles gut, alles wie immer...


                                        Tag 17
                                        Rückreise und Fazit

                                        Es hat sich eingeregnet über Nacht. Stetiger Nordlandküstenregen der hartnäckigen Sorte, der Regen der den Eindruck erweckt als wolle er niemals aufhören, begrüßt mich am Morgen. Aber heute habe ich nichts weiter vor als die knapp sieben Kilometer zum Flughafen zu laufen, und die Zeit reicht sogar noch für ein gemütliches Frühstück. Gegen 08:30 Uhr packe ich ein letztes Mal zusammen und marschiere los. Irgendwie passt das Wetter ja auch, bei strahlendem Sonnenschein würde mir der Abschied schwerfallen. So freue ich mich auf Zuhause, meine Familie und ein heißes Bad.

                                        Auf meinem Weg quer durch Bodø denke ich noch einmal an die Erlebnisse der vergangenen Wochen. Klar, das war eine meiner nasseren Wandertouren, aber sie war eben auch unglaublich abwechslungsreich. Rückblickend bin ich froh, dass ich nach der großartigen und so wunderbar geglückten Lomsdal-Visten-Durchquerung keinen festen Plan hatte, sondern nach Wetterlage und Lust improvisieren konnte.

                                        Die landschaftlichen Höhepunkte (Skavldalen, Åselidalen, Sørfjorden und die Strecke über Steigtinden) haben mich immer wieder zum Weitergehen motiviert, auch wenn es dazwischen einige Durchhänger gab. Stunden, an denen man sich einfach nur hartnäckig durchbeißen muss, gehören für mich auch dazu, gerade dann merkt man doch, was man noch für ungeahnte Kraftreserven mobilisieren kann.

                                        Am Flughafen angekommen habe ich noch reichlich Zeit um mich reisefertig zu machen. Die gewaschenen Wechselsachen sind gestern zum Glück getrocknet, alles andere wird in den Rucksack gestopft. Pünktlich um 12:40 Uhr startet mein Flieger nach Oslo, wo ich erfahre, dass hier in Südnorwegen zwei Wochen lang herrliches Sommerwetter mit Sonnenschein und Temperaturen um 20°C geherrscht hat. Ja, das ist wohl keine Seltenheit, aber trotzdem liebe ich den Norden!

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