Notsender - Erfahrungsbericht

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  • Dieter

    Dauerbesucher
    • 26.05.2002
    • 533
    • Privat

    • Meine Reisen

    Notsender - Erfahrungsbericht

    Notsender?
    ... manche schleppen ja einen mit sich herum. Aber hat ihn schon jemand benutzen müssen?

    Bei mir war's soweit.

    Diesen Juli auf Solotour über den Langjökull (Island). Wettersturz in der zweiten Nacht auf dem Gletscher. Sturm und Schneefegen - Nullsicht - muß abwettern. Am Morgen Luvseite des Zeltes von Schneeanraum eingedrückt. Windschutzmauer gebaut und weiter abgewettert. Am zweiten Morgen Leeseite des Zeltes durch Schnee eingedrückt. Beim Ausschaufeln ist es dann passiert: die Muskeln kalt und vorher 36 Stunden nur gelegen: Hexenschuß!
    Alle weiteren Arbeiten (Abschaufeln, Windschutzmauer erweitern) auf Knien. Hoffnung auf Wetterbesserung erfüllt sich nicht.
    Dritter Tag keine Besserung und wieder nur auf Knien geschaufelt. Gehen nur gebückt möglich. Klatschnaß wieder im Zelt und die Situation versucht zu analysieren. Selbst bei einer Wetterbesserung komme ich nicht aus eigener Kraft vom Gletscher runter.
    Mittags (12:30 Uhr) schwerer Entschluss den Notsender (Mini B300) zu aktivieren.
    Alarm geht gegen 16:00 Uhr bei der isl. Rettungsorganisation ein.
    Ein Heli startet und um 18:00 höre ich ihn über mir Suchschleifen fliegen. Ich stecke in einer dünnen Schicht aus Wolken und Triebschnee, er kann mich also nicht sehen nur meinen Sender anpeilen. Horizontalsicht um die 100 m. Dann verschwindet das Hubschraubergeräusch.
    21:30 Uhr Hubschraubergeräusch?
    21:45 Vier Snowscooter eines Rettungsteams errreichen mein Zelt.
    Alles Material wird geborgen, verladen und bei quasi Nullsicht und nur nach GPS zurück zum Ausgangspunkt meiner Tour gefahren.
    24:00 Uhr Protokoll auf der Polizeistation in Borganes (70 km vom Gletscher entfernt)

    Zwei Tage später besuche ich die Zentrale der Rettungsorganisation. Dort hatte ich vor meiner Tour alle meine Daten, Tourenplan, Kartenkopie mit der Route und meine GPS Wegpunkte hinterlegt. Bei meiner nach den Frage nach den Kosten wird abgewunken. Den Zeitungsberichten nach waren bis zu 40 Mann und ein Heli an der Suche beteiligt.

    So ein Notsender kann einem schon ganz schön helfen, wenn man in der Sch... steckt.

    Dieter
    http://www.isafold.de

  • Snuffy

    Alter Hase
    • 15.07.2003
    • 3708
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Wie jetzt Du hast nix bezahlt?? Oder wollten die es dir nur nicht sagen.?

    Snuffy
    Gibt Dir dat Leben eenen Knuff,
    dann weene keene Träne.
    Lach Dir'n Ast, und setz' Dir druff,
    und baum'le mit die Beene.


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    • Dieter

      Dauerbesucher
      • 26.05.2002
      • 533
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Wie jetzt Du hast nix bezahlt?? Oder wollten die es dir nur nicht sagen?
      Tatsächlich kamen und kommen keine finanziellen Forderungen auf mich zu. Island ist eine Fischereination und der See- und Landrettungsdienst wird als eine Hoheitsaufgabe angesehen. Die Presse hat aber ein waches Auge auf Rettungseinsätze welche von Ausländern ausgelöst werden. Da kommen gerne Stimmen auf, welche dann die Kosten vorrechnen.

      Trotzdem: ich habe versprochen freiwillig einen ordentlichen Betrag zu stiften und die Arbeit des isl. Rettungsdienstes in Zukunft ideell und finanziell zu unterstützen.

      Dieter
      http://www.isafold.de

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      • jasper

        Fuchs
        • 02.06.2003
        • 2462
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Ein Heli startet und um 18:00 höre ich ihn über mir Suchschleifen fliegen. Ich stecke in einer dünnen Schicht aus Wolken und Triebschnee, er kann mich also nicht sehen nur meinen Sender anpeilen. Horizontalsicht um die 100 m. Dann verschwindet das Hubschraubergeräusch.
        Also muss man fuer solche Faelle am besten auch noch ein kleines Paket Signalraketen mitnehmen?

        MfG,

        J.
        www.backcountry-hiking.de
        ... unterwegs in der Natur

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        • Dieter

          Dauerbesucher
          • 26.05.2002
          • 533
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Also muss man fuer solche Faelle am besten auch noch ein kleines Paket Signalraketen mitnehmen?
          Hätte ich mir auch eins gewünscht. Aber da Anreise mit Flugzeug und auch bei regelmässigiger Benutzung von Inlandsflügen ist die Mitnahme von Pyrotechnik nicht möglich.

          Dieter
          http://www.isafold.de

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          • mark23
            Erfahren
            • 19.11.2002
            • 289
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Zitat von jasper
            Also muss man fuer solche Faelle am besten auch noch ein kleines Paket Signalraketen mitnehmen?
            Ich würde ein Strobelight/Emergency Beacon wie z.B. die ACR Firefly 2 bevorzugen. Hat IMHO einige Vorteile gegenüber einer Fackel/Rakete/Rauchpatrone. Bei einem "Fehlalarm", bzw. besonders Nachts, wenn der Helikopter vielleicht noch weiter entfernt ist, als er sich anhört, ist das Blitzlicht leichter anzusteuern, da es eben länger (Firefly2: 8h+) "funktioniert" als eine Rakete o.ä. und damit leichter/präziser "anfliegbar sein sollte.

            Ich steige gerade auf eine Firefly2 um, da ich für meinen alten Comet Signalgeber keine Patronen mehr bekomme und zum Führen einen kleinen Waffenschein benötige ...

            Ansonsten: Gute Tourvorbereitung zahlt sich aus - in solchen Fällen doppelt.

            Gruß

            mark23

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            • Dieter

              Dauerbesucher
              • 26.05.2002
              • 533
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Hallo Mark,

              die Verwendung eines Strobelight/Emergency Beacon wie z.B. die ACR Firefly 2 leuchtet mir ein (im wahrsten Sinne des Wortes )

              Möglicherweise wäre das Blitzlicht durch die Wolkenschicht sichtbar gewesen. Sicher aber hätte es dem Motorschlittenteam die Suche ein wenig erleichtert. Die Koordinaten, die der Hubi durch Peilung des Senders durchgegeben hat lagen 1,2 km daneben. Die Sicht betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 200 - 300 m. Das Team kam günstigerweise von der Seite, von der mein rotes (!) Hilleberg Tarra nicht durch Triebschnee und Scneemauer verdeckt war.

              Danke für den wertvollen Tip!

              Dieter
              http://www.isafold.de

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              • mark23
                Erfahren
                • 19.11.2002
                • 289
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Zitat von Dieter
                [...] Danke für den wertvollen Tip! [...]
                Kostet ca. 60 EUR. Besonders für den direkten Anflug, d.h. im unmittelbaren Nahbereich, sollte man aber darauf achten, dass man ein Gerät hat, bei dem man ggf. von der Blitzlichtfunktion auf ein etwas schwächeres Dauerlicht umschalten kann. IIRC hat mir ein befreundeter Arzt, der auch oft im Rettungshubschrauber mitfliegt, dazu erzählt, dass die Piloten bei dem "Blitzlichtgewitter" dieser Notblitze (ca. 50-60 Blitze pro Minute) teilweise Schwierigkeiten bekommen, Entfernungen präzise abzuschätzen - das ist aber gerade bei der Landung und ggf. der Nahsuche in niedriger Flughöhe extrem wichtig.

                Gruß

                mark23

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                • marcus
                  Alter Hase
                  • 01.12.2004
                  • 3324
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  da kann man mal sehen wie schnell das gehen kann. aber zum glück biste ja mit nem blauen auge davon gekommen.
                  viel glück für die zukunft....
                  \"wir haben gelernt wie vögel zu fliegen, wie fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt wie menschen zu leben\"

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                  • Nicht übertreiben
                    Hobbycamper
                    Lebt im Forum
                    • 20.03.2002
                    • 6979
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Deswegen wird wohl inzwischen hauptsächlich 406 mHz Sender im Einsatz, da ist die Position genauer bestimmbar...muss ja ein ganz schönes Unwetter gewesen sein, wenn es nen Tarra eindrückt!

                    Hoffe der Rücken ist auch wieder ok.

                    Viele Grüße
                    Thorben

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                    • Loon
                      Fuchs
                      • 20.09.2004
                      • 2249
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      @mark23:
                      Wo hast du dein Blitzlicht gekauft? Ich hab mal (kurz) gegoogelt und nur amerikanische, bzw. englische Seiten gefunden. Würde mich nämlich auch für so ein Teil interessieren.

                      Gruß Philip
                      "Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben." Kurt Tucholsky

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                      • mark23
                        Erfahren
                        • 19.11.2002
                        • 289
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Zitat von Loon
                        @mark23:
                        Wo hast du dein Blitzlicht gekauft? [...]
                        Hallo Philip, das Gerät habe ich mir von einer guten Freundin aus den USA mitbringen lassen. Ein paar deutsche Anbieter (Segelsportbedarf) findet Google auch, z.B. http://www.kk2.de/lights/.

                        Es gab eine ganze Zeit lang mal die Militärvariante der ACR Firefly2 bei www.khs-pro.de, vielleicht haben die noch Restbestände. Die Militärvariante verfügt allerdings über für den Zivilgebrauch besonders sinnvolle Features wie z.B. Infrarotfilter, damit das Blitzlicht nur noch per Nachtsichtgerät gesehen wird oder einen Blaufilter, damit die eigenen Piloten das Blitzlich nicht für Mündungsfeuer halten ...

                        Es muß IMHO aber nicht ACR sein, bei den üblichen Verdächtigen etc. gibt es bestimmt alternativen. Die Sichtbarkeit (natürlich unter Idealbedingungen) des Blitzes der ACR Firefly2 von ca. 9 km ist aber - wenn auch nur auf dem Papier - schon beeindruckend. Vergleiche mit anderen Geräten habe ich leider nicht!

                        Gruß

                        mark23

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                        • Dieter

                          Dauerbesucher
                          • 26.05.2002
                          • 533
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                          #13
                          Thorben hat geschrieben:
                          ...muss ja ein ganz schönes Unwetter gewesen sein, wenn es nen Tarra eindrückt!
                          Das Tarra hat relativ flache Apsiden. Der Schneeanraum war schwer und vom Wind (betonmässig) hartgepresst. So wurden die Apsiden langsam (etwa bis zur Hälfte) heruntergedrückt und die Zugbelastung der Randbögen nahm stetig zu. Von innen war das erst mal nur an den lappig herunterhängenden Innenzelteingängen zu bemerken. Ansonsten hat sich das Zelt hervorragend gehalten. Das Tarra steht normalerweise ruhig im Wind. Die Lärmentwicklung war trotzdem so, daß ich - zur Beruhigung - auch tagsüber oft Ohrenstöpsel getragen habe. Eine etwa 800 m tiefer gelegene automatische Wetterstation im Hochland hat während dieser Tage Windgeschwindigkeiten um die 20 m/s gemessen.
                          Ein Gestängebogen wies nachher einen Haarriß auf, der aber auch beim Ausgraben und Abbau passiert sein kann, bei dem das Zelt noch zwei weitere kleine Schäden erlitt.

                          Dieter

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                          • Nicht übertreiben
                            Hobbycamper
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                            • 20.03.2002
                            • 6979
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Sei froh, dass das Tarra das Innenzelt in der Mitte hat...sonst wird es nämlich innen verdammt klein...

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                            • Gast-Avatar

                              #15
                              Hmm, harte Story.
                              @Dieter

                              Was mich mal interessieren wuerde: Wenn Du anstatt des Notsenders ein Satfon dabei gehabt haettest, haette dies Deiner Meinung nach Vorteile oder Nachteile mit sich gebracht??

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                              • Nicht übertreiben
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                                • 20.03.2002
                                • 6979
                                • Privat

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                                #16
                                Ein Satfon kann nicht angepeilt werden, bringt daher bei der Suche wenig - wenn nicht ein exakter Standort durchgegeben werden kann (GPS) und bei der Suche eine GPS-Position ermittelt werden kann.

                                Die modernen Baken kombinieren häufig einen Notruf über 406 mHz, ein Peilfrequenz auf 121,5 mHz und (bei den high-end-Geräten) GPS-Koordinaten.

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                                • Dieter

                                  Dauerbesucher
                                  • 26.05.2002
                                  • 533
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                                  #17
                                  Ein Stafon wäre im konkreten Fall nicht schlecht gewesen, denn über mein GPS hatte ich ja meine exakten Koordinaten. Dadurch hätte auch der Material- und Personalaufwand für die Bergung niedriger gehalten werden können.

                                  Im Notfall wäre es sicher gut alle Gadgets, und diese auch auf dem letzten Stand der Technik bei sich zu haben. Tatsächlich macht man aber auch in der Sicherheit Ausrüstungskompromisse.

                                  Mal rein aus Interesse: wer hier im Forum hat auf Tour einen Notsender dabei?

                                  Dieter
                                  http://www.isafold.de

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                                  • Tarvandyr
                                    Erfahren
                                    • 24.10.2004
                                    • 244
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Hallo Dieter,

                                    ich hoffe Deinem Rücken geht es wieder gut.

                                    Mit Interesse haben ich Deinen Beiitrag gelesen. er bringt einen schon zum Nachdenken.

                                    Bis auf eine Ausnahme hatte ich bisher keinen Notsender dabei, immer nur ein Handy.

                                    Waren aber auch alles keine Solotouren und auch nicht so extrem wie eine Tour über einen Gletscher. Aber manchmal denkt man schon darüber nach, was wäre, wenn man Hilfe braucht, denn mit dem Handy hat man auch eher selten Empfang und wenn was schlimmeres passiert nützt es auch wenig, wenn man zu zweit ist.

                                    Für das nächste Jahr ist eine längere Skitour geplant. Ich denke, ich werde mich mal intensiver mit dem Thema beschäftigen.

                                    Was kostet denn so ein Notsender?

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                                    • Nicki
                                      Fuchs
                                      • 04.04.2004
                                      • 1304
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Finde ich auch interesant.
                                      Auch in nicht so einsamen Gegenden kann es Solo böse ausgehen. Bei schlechtem Wetter kann man Tage hängen bleiben, und Händy klappt nicht immer.- Ich selbst hatte es schon so am Rücken das ich nicht alleine auf das Klo kam( zum Glück nicht auf Tour).

                                      grüße Folko
                                      www.mitrucksack.de
                                      Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                      • Dieter

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                                        • 26.05.2002
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                                        #20
                                        ich hoffe Deinem Rücken geht es wieder gut.
                                        Danke der Nachfrage, die heißen Quellen Islands sind der ideale Ort für den Einschub einer Wellnesswoche. Nach dieser Kur hab ich noch eine 5-Tagestour (zu Fuß) entlang der Nord- und Westseite des Langjökulls unternommen.

                                        Was kostet denn so ein Notsender?
                                        Puhhh - wenn ich mich recht erinnere, hab ich für den ACR Mini B300 bei Globi so um die 250 Euro bezahlt. Jetzt haben sie ihn nicht mehr im Programm. Vorsicht die Frequenz 121,5 MHz wird ab Anfang 2009 nicht mehr überwacht.

                                        Dann noch ein Bild vom Abend vor dem Sturm:

                                        Über dem Scheitel des Langjökull liegt eine Wettergrenze. Die Wolken von Nordwesten (rechts) schafften es nicht nach Südosten (links) vorzudringen. In der Nacht kam dann der Sturm von Süd!

                                        Dieter
                                        http://www.isafold.de

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