[NZ] North-West-Circuit oder am anderen Ende der Welt+Fotos

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  • mash71
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    • 07.06.2005
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    • Meine Reisen

    [NZ] North-West-Circuit oder am anderen Ende der Welt+Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Australien/Ozeanien

    Als Neuling hier im Forum denke ich, ich sollte mich erst einmal gebührend vorstellen und da dachte ich, käme ein Reisebericht besser als die langweiligen technischen Details der Marke, Alter, Größe, Schlafsacktyp. Es folgt somit ein Bericht über meine letzte größere Wanderung im Januar diesen Jahres: den South-West-Circuit auf Stewart Island, Neuseeland. Ich befürchte, wie einige andere Reiseberichte, die ich hier gelesen habe, wird das ein Drama in mehreren Akten.

    Die Reisevorbereitung
    Ohne es zu dem Zeitpunkt schon zu wissen, startet die Reisevorbereitung vor ziemlich genau einem Jahr, als ich beschloss, dass Trekking nicht nur im Urlaub in den fernen Gefilden Irlands (einen Teil des Western Ways von Connemara nach Achill-Island) und in Schottland (den WHW) sondern grundsätzlich auch in der nahen Eifel und somit am Wochenende als Freizeitbeschäftigung in Frage kommt. Also durchstreifte ich den Sommer über die nahe Rureifel zwischen Aachen, Monschau und Mechernich.


    Sommerliches Fittnesscenter

    Als dann der Winter kam, freute ich mich zunächst noch auf einen zweiwöchigen Tauchurlaub in Ägypten zusammen mit einem befreundetet Pärchen. Die beschlossen jedoch Anfang Dezember bald ein Haus kaufen zu wollen und somit wollten sie – verständlicher Weise – ihr Geld zusammenhalten bis sie wüssten, wie teuer das würde. Also: nix mit Ägypten, denn alleine irgendwo in einem Hotel abhängen in einem Land dessen Sprache ich nicht spreche umgeben von ziemlich viel Wüste klingt für mich eher nach Stress als nach Erholung. Eine Alternative musste her. Zunächst fiel mir nichts Sinnvolles ein, denn ich gestehe freimütig: ich bin ein Weichei und im Winter wandere ich nicht durch die nähere Umgebung, das ist mir zu nass und zu kalt.
    Irgendwann spielte ich mal wieder eines meiner Lieblingsspiele: wie teuer ist eigentlich ein Flug zu all den Ländern, die du schon immer mal besuchen wolltest. Siehe da, Neuseeland war erheblich billiger, als ich gedacht hatte. Auf die Idee war ich gekommen, weil mein Chef dort zurzeit für 1,5 Jahre mit seiner Familie lebt.
    Damit war der Anfang gemacht, ich wusste schon mal, wo ich hin wollte, jetzt musste ich mir nur noch überlegen, was ich dort mache. Da ich mit Sicherheit alleine unterwegs sein würde, kam ich schnell auf die Idee, wandern zu gehen. Also befragte ich das allwissende Internet, wo man in NZ am Besten wandern kann. Schnell fand ich meinen Traum: Stewart Island, die dritt „größte“ Insel Neuseelands ca. 35km südlich der Südinsel. Von meiner Wohnung bis nach Half Moon Bay (früher „Oban“), der einzigen Siedlung auf der Insel, sind es nur rund 18634km laut MapSource und ca. 35 Stunden Flug mit Übernachtung in Dubai auf dem Hinflug, ein Katzensprung sozusagen.


    Katzensprung

    Warum Stewart Island?
    Mich hatten die Informationen, die ich über diese Insel und insbesondere über den NWC gefunden hatte gereizt: ca. 400 Einwohner, alle in Oban, keine 30km Straßennetz, rund 200km Wanderwege, 760km Küstenlinie und arktischer Regenwald – Gott muss an Leute wie mich gedacht haben, als er diesen Fleck auf der Welt erschuf ,-)
    Zudem hab ich einige Berichte über einen Trekking-Pfad dort gelesen, eben jenem North-West-Circuit: ca 120km lang, Dauer 8-12 Tage, man wandert von Hütte zu Hütte um die Nordspitze der Insel. In den Trailbeschreibungen tauchen die Worte „Mud“, „up“ und „down“ häufig auf, besonders beliebt sind Formulierungen wie „up, down, up, down, mud, mud, mud…“. Irrtümlich nahm ich an, es gehen entweder hoch oder runter oder durch den Schlamm. Naja, dazu später mehr. Zudem hielt ich das alles für etwas übertrieben und leicht angeberisch, bei 10 Tagen und 120km macht das 8-16km pro Tag, lächerlich, wie ich dachte, zumal die Höhenunterschiede nicht dramatisch sind, der höchste Punkt meiner Wanderung war 399m hoch, aber auch dazu demnächst mehr.
    Wie sich herausstelle, hatte ich eine gute Wahl getroffen, denn ich hatte durch meinen Chef und das Internet einiges in Erfahrung bringen können, über dieses Land, von dem ich bis dahin nicht viel mehr wusste, als dass es auf der Weltkugel uns so ziemlich gegenüber liegt. Erstens: im Januar haben die Neuseeländer Hochsaison, da ist dann nämlich Sommer. Nicht wirklich überraschen, deswegen flog ich ja hin. Aber dass die dann auch Schulferien haben, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Zweitens: „Tramping“, wie sie Trekking nennen, ist dort kein Volksport sondern Massenhysterie. Drittens: die bekannten Wege, wie den Milford-Trail, muss man vorher reservieren, der nächste freie Termin wäre im März oder April gewesen. Für den NWC gilt das nicht, wie noch etwas anderes für Stewart Island nicht gilt, das für die restlichen Walks in Neuseeland Standard ist: sie sind gut ausgebaut. Auf dieser Insel rühmt man sich, die Wege möglichst natürlich zu belassen, insbesondere den NWC und den SWC (South-West-Circuit). Der Raikura Walk gehört zu den „Great Walks“ und ist somit durchgängig befestigt oder auch so gut zu begehen.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 13:20. Grund: Reisecharakter eingestellt
    \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

  • mash71
    Erfahren
    • 07.06.2005
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    #2
    Hab jetzt auch eine Gallerie mit den Bildern vom Trail.

    Allerdings spiele ich noch mit der Software rum
    \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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    • mash71
      Erfahren
      • 07.06.2005
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      #3
      1. Tag

      Der Beginn des eigentlichen Weges

      Der Weg beginnt gut befestigt und bis Port William gehört er neben den NWC auch zum Rakiura Trail, einem Great Walk, was heißt, er ist gut begehbar, vergleichbar mit kleinen Waldwegen in der Eifel. Berg rauf und runter hält sich in Grenzen und wenn, dann gibt es sogar Stufen. Besonders matschige Teile sind mit Brettern überdeckt, die mit Maschendraht bespannt sind, damit sie nicht glitschig werden. Man kommt am Maori Beach an einem „Shelter“ vorbei mit frischem Wasser und Bänken, wo ich denn gleich auch mal eine Rast machte. Am Magnetic Beach musste ich, da Flut, den Umweg machen, da das Wasser zu tief war. Die nächste Rast folgte dort.
      Bis hierher war also alles sehr einfach, allerdings hatte ich schon Bekanntschaft mit den kleinen schwarzen Fliegen gemacht, die auf den Namen „Sandflies“ hören und die neuseeländische Verwandten der Stechmücken sind. Streng genommen sind sie mit selbigen wohl überhaupt nicht verwand, das einzige was sie gemeinsam haben, ist dass sie Blut von Menschen abzapfen und dazu ein Gift injizieren, dass die Gerinnung verhindern soll und anschließend einen Juckreiz auslöst. Anders als Mücken und andere stechenden Plagegeister, haben Sandflies keinen Stechapparat sondern müssen zubeißen. Das hat einen Vorteil und einen entscheidenden Nachteil: der Vorteil ist, sie benötigen entblößte Haut, um an das Blut zu kommen, Kleidung schützt also, der Nachteil ist jedoch, dass die Verletzung der Haut erheblich größer ist, als bei einem sauberen Stich. Die gute Nachricht ist, der Juckreiz hält sich – zumindest bei mir – durchaus in Grenzen, die schlechte ist, wegen der größeren Reizung der Haut neigen die Stiche dazu sich zu entzünden, noch heute trage ich Narben, die nur sehr langsam verschwinden?. Insektenschutzmittel hilft durchaus. Entgegen häufig getätigter Aussagen, hilft auch das aus Deutschland. Selbst habe ich Zedan genutzt, danach stinkt man zwar wie eine Zeder, aber das mit dem Gestank ergibt sich auf der Tour sowieso ?. Neuseeländer schwören auf Dimp … ich hege den Verdacht, dass das hier bei uns, nie die Zulassung erhalten würde.
      Sandflies treten fast ausschließlich an Stränden auf, dort allerdings zu Milliarden und sie finden jeden Ort Haut, den man vergessen hat.
      Genug dazu, weiter mit dem Weg: am Magnetic Beach trennen sich der Rakiura Trail und der NWC, was insbesondere bedeutet, ab hier ist Schluss mit Lustig. Zwischen Port William Hut bis Bangeree Hut beginnt das Schlammwaten und das angekündigte Up und Down. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass „up, down, up, down, mud, mud, mud“ nicht sequenziell gemeint war, sondern dass sowohl „up“ wie auch „down“ sich hervorragend mit „mud“ kombinieren lassen. Für die nächsten 6km benötigte ich 4 Stunden. Damit lag ich am oberen Ende der vom DOC veröffentlichten Etappenzeiten. Was zum einen dran lag, dass ich nicht mehr taufrisch war, da ich ja zuvor die erste Etappe gemacht hatte, zum anderen aber auch daran, dass ich versuchte, dem Schlamm auszuweichen. Was mir auf dieser Teilstrecke auch noch größtenteils gelang. Zwar war die Hose nachher bis zu den Knien dreckig, aber nicht weil ich bis zu selbigen im Schlamm gestanden hätte, sondern „einfach so“.
      Meinen ersten Sturz, der einzige der Tour, der mit einer Platzwunde endete, hab ich auch auf dieser Teilstrecke absolviert, und er sollte symptomatisch für alle weiteren Stürze werden: nicht an den komplizierten, steilen und/oder schlammigen Stellen schloss ich nähere Bekanntschaft mit dem Boden, nein, ich machte es immer dann, wenn es einfach wurde und ich meine Konzentration abschweifen ließ. In diesem besonderen Fall auf einem befestigten Teilstück des Weges, als ich mit meinem schlammigen Schuhen trotz Maschendraht wegschlitterte und seitlich aufs Knie fiel. Autsch! Da die Platzwunde blutete, machte ich ein Pflaster drauf und weil der Schmerz schnell nachlief und nichts weitere mehr weh tat, beschloss ich weiter zu gehen.

      Typische Hängebrücke

      Kurz hinter der Brücke über den Little River (blöder Name, so könnte man die anderen 20.000 Flüsse der Insel auch nennen) lag ein Baum quer über den Weg, so dass man darüber klettern musste. Das fand ich zu dem Zeitpunkt noch so bemerkenswert, dass ich einen Wegpunkt in meinem GPS gesetzt habe. Die Arbeit habe bei den nächsten 100 Bäumen mir dann nicht mehr gemacht, obwohl viele davon weit schwieriger zu überqueren bzw. zu umgehen waren, als dieser.
      Wie ich bereits hier herausfand, stimmt die Karte der Insel, 1:50.000, nur zu ungefähr. Nicht alle Flüsse sind verzeichnet und auch der Weg ist nur sehr grob eingetragen, die Höhenlinien sind gemittelt: schmale Täler, wie sie durch zahllosen Flüssen auftreten, sind nicht eingezeichnet. Dabei machen Gerade diesen den Trail so anstrengend. Man geht nicht vom Strand auf einen 200-300m hohen Berg, nein man geht 50m hoch, dann wieder 20m fast senkrecht runter zum Fluss und auf der anderen Seite wieder 20m hoch. Dann läuft man 200m und macht das ganze einfach noch mal und noch mal und noch mal. Das gilt allerdings „nur“ für die ruhige Ostseite der Insel, auf der windigen Ostseite gibt es weiniger Flüsse.
      Bungaree Hut liegt am Ende eines 800m langen gebogenen Sandstrands. Mit seinen Palmen am Waldrand wirkte der Strand wie ein Import aus der Karibik, allein die Temperaturen von um die 20 Grad passten nicht so richtig. Die Hütte selbst bietet einen fantastischen Ausblick auf das Meer und den Strand.
      Das erste was mir auffiel, als ich die Hütte erreichte, war, dass schon jemand vor mir eingetroffen ist, denn über der Trockenleine auf der Veranda hingen verschiedenste Sachen zum Trocken. Das erste, was ich dachte, war: „Welcher Idiot läuft eigentlich in Jeans durch den Regenwald?“

      Veranda der Bungaree Hut mit Jeans

      Selbige Jeans gehörte einem von zwei Amerikanern. Mutter und Sohn waren an dem Tag von Port William Hut aus hierher gekommen. Die Mutter hatte ihm die Neuseelandreise als zum Abschluss einer College-Zeit geschenkt. Sie erzählten mir, sie wollten den Trail in maximal 8 Tagen machen, da sie noch so viel von Neuseeland sehen wollten. Für den nächsten Tag planten sie entsprechend die nächste Hütte, Christmas Village, zu überspringen und zur übernächsten, Yankee River, weiter zu laufen. Falls sie das nicht schaffen würden, wollten sie bei Lucky Beach zelten. Ich schaute mir die Jeans an und das Gepäck an und beschloss lieber nichts zu sagen. Der Sohn ahnte wohl, was ich dachte und zeigte auf der Karte auf Yankee River „That’s what we hope“, dann auf Lucy Beach „That’s what we plan“ und anschließend auf Christmas Village „That’s what will happen“. Prophetische Gaben hatte er offensichtlich nicht, doch dazu später mehr.
      Die beiden gingen noch baden im Meer und machten ein großes Lagerfeuer, auf dem auch gekocht wurde. Ich selbst, begnügte mich mit Tee, in Wasser gelösten Magnesiumtabletten und einer Ration mit Wasser aufgegossenem Trockenfutter. Anschließend schrieb ich in mein Reisetagebuch: „Der Pfad hier ist echt heftig. Up/down, up/down, mud/mud/mud, nix davon ist gelogen, die grüne Hölle“ – offensichtlich verfüge ich auch über keinerlei prophetische Gaben. Im Nachhinein war der Teil des Trips wirklich einfach und auch kaum schlammig.
      Danach trug ich mich noch in das Hüttenbuch ein, das dient zum einen der Statistik zum anderen dazu, dass bei einer Rettungsaktion die Ranger sehen können, wie auf welcher Teilstrecke man verloren gegangen ist. Außerdem dient es der Belustigung anderer Reisender, insbesondere die Felder „Main Activity“ und „Comment“. Zu diesem Zeitpunkt trug ich als „Activity“ noch „Tramping“ ein.
      Danach ging ich ins Bett. Da die Hütte drei Zimmer hat, einen Gemeinschaftsraum und zwei Schlafräume, hatte ich diese Nacht mein eigenes Zimmer. Ich schlief erschöpft ein, als ich dem Meer beim Rauschen lauschte.
      \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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      • mash71
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        • 07.06.2005
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        • Meine Reisen

        #4
        2. Tag – von Bungaree nach Christmas Village
        Wie gewohnt, wache ich für meine Verhältnisse früh auf. Ein Überbleibsel des Jet-Lags, der sich ansonsten für 12Stunden Zeitdifferenz erstaunlich in Grenzen gehalten hat. Das einzig andere Problem ist, dass ich nachts zwischen 1 und 2 Uhr dringendst mal wo hin muss, ein Problem, dass ich sonst nicht habe.
        Meine beiden Mitbewohner, Mutter und Sohn, waren schon wach. Während ich frühstückte, kehrte sie die Hütte – gut, brauchte ich das schon mal nicht machen Danach sattelten sie auf. Er hatte sich gegen seine Jeans und eine kurze Hose entschieden. Der Tag sah auch viel versprechend aus, aber das kann sich auf der Insel schnell ändern. Sie brachen ca. 20-30 Minuten vor mir auf. Ich brauche morgens immer meine Ruhe, um aus dem Quark zu kommen.
        Nachdem ich alles verstaut hatte und einen letzen, prüfenden Blick in die Hütte geworfen hatte, zog ich denn auch los.
        Der Weg beginnt einfach, zunächst recht flach. Nach einer Stunde traf ich die beiden wieder. Vom DOC sind 5 Stunden angesetzt für den Weg, ich sah schwarz, was ihre Planungen anbetraf.

        Eine leichte Steigung nach einem Fluss

        Der Weg wurde nicht schlimmer, eigentlich war es sogar einer der einfachsten Abschnitte, auch wenn ich das natürlich nicht so sah.. Zur Halbzeit erreichte ich einen langen Strand, Murray Beach, an dessen Ende ich eine Pause einlegte. Hier kamen mir 3,5 Leute entgegen: zwei Männer, eine Frau und ein Kleinkind, das auf dem Rücken eines der Männer ritt. Die Frau und einer der Männer gingen schnurstracks zum Ende des Strandes, wo eine breite Flussmündung war, die auch recht tief war da sie ins Meer überging. Beide zogen sich splitterfasernackt aus, bündelten ihre Sachen und wateten durch das hüfthohe Wasser. Mit dem dritten, der mit dem Kind, hab ich ein wenig gequatscht und so erfahren, dass sie Biologen waren, die hier ein Basislager hatten. Sie gehörten zu einem Projekt, das die YEPs (Yellow Eyed Penguins) beobachten. Die YEPs sind eine aussterbende Tierart und es ist aktuell ungeklärt, warum die Populationen zur Zeit wieder schrumpfen, wo man in den letzten Jahren so große Erfolge feierte. Das Problem der YEPs sind die eingeführten Säugetiere. Sie brüten auf dem Boden nahe dem Meer mit dem Nest an einem Abhang. Anders als andere Pinguine bilden sie keine großen geschlossenen Kolonien sondern brüten eher weitläufig, was ihre Nester und Eier verwundbar gegenüber Ratten macht. Allerdings scheint das nicht mehr das aktuell vordringlichste Problem für den Rückgang der Pinguine zu sein, der Grund dafür ist/war ungeklärt. Ich selbst hab übrigens keinen zu Gesicht bekommen, der Trail wird bewusst weitläufig um die Brutstätten herumgeführt.

        Murray Beach - eigentlich gehört der in die Karibik, haben die Kiwis aber billig erstanden

        Bevor wir uns verabschiedeten, erzählte ich ihm, dass ich nun 3,5-4 Stunden unterwegs wäre und hoffte bald an zu kommen. Er meinte darauf, dass das zu lange wäre, schließlich wäre das noch der einfache Teil des Weges gewesen. Ich glaubte ihm nicht, und ging davon aus, dass er sich mit den anderen hat via Water-Taxi am Strand hat absetzen lassen und nicht wissen könne, was ich schon durchgemacht habe. Die Vermutung wird wohl gewesen richtig sein, die Schlussfolgerung allerdings definitiv nicht
        Direkt hinter dem Strand, wieder auf dem Pfad Land einwärts, kam ich am Basislager der YES-Beobachter vorbei: einer Konstruktion aus Zelt- und Plastikplanen, diversen Gerätschaften und Holz-Paletten als Fußboden, alles recht schlammig, aber das bleibt auf Stewart Island wohl kaum aus.
        Die nächsten 1-2 km gingen über einen Holzweg sehr zügig und ich frohlockte schon, bald da zu sein. Doch dann hörte der Holzweg auf und der Schlamm hatte mich wieder. Weiterhin versuchte ich verzweifelt möglicht unverschlammt den Weg hinter mich zu bringen. Was mich viel Zeit, Nerven und Kräfte kostete.

        Hier also wohnt der Weihnachtsmann und nicht am Nordpol

        Nach insgesamt 7,25 Stunden erreichte ich die Hütte, also hab ich ca. 50% länger gebraucht als veranschlagt. Zudem hatte ich mir kleinere Blasen gelaufen. Trockene Füße sind ein Luxus, den ich erst auf dieser Tour so richtig zu schätzen lernte. Dem Schlamm halten die besten Schuhe auf Dauer nicht stand. Ich fühlte mich mies und unfähig. Allerdings nicht lange. Ein heißer Tee und die Feststellung, dass die Blasen nicht schlimm sind, reichten da völlig aus.

        Das Haus vom Nikolaus: Xmas Village Hut

        Zum Abendessen hab es gefriergetrocknetes Hühnchen a la Thai Curry – würg. Es gibt nicht schlimmeres als Huhn, wenn es um Trockenfutter geht. Zudem schien ein Gewürz im Huhn zu sein, dass ich nicht vertragen habe, ich hatte kurz nach der Mahlzeit Schluckbeschwerden, die sich allerdings mit meinem Grünen Tee binnen 10 Minuten heilen ließen. Na gut, wahrscheinlich wären sie auch ohne den Tee abgeklungen. Ich machte mir ernsthaft sorgen, dass ich das Trockenfutter gar nicht vertrage und fragte mich schon, was ich dann die nächste Woche essen sollte. Gott sei Dank war es nur dieses Thai Hühnchen, was ich nicht vertrug
        Als es Anfing dunkel zu werden, begann ich mir ernsthaft sorgen wegen der beiden Amerikaner zu machen. Der letzte Teil der Strecke war, verglichen mit dem, was noch kommen sollte, nicht wirklich dramatisch gewesen, aber den letzten Abhang hinunter von der Kreuzung zum Hunters Camp ist in der Dunkelheit nicht zu empfehlen. Kurz vor Dunkelheit kamen dann doch noch zwei neue Ankömmlinge: Rob und Steve. Ein Engländer, der in Neuseeland lebt und ein wasch echter Neuseeländer. Steve genoss seinen letzten Urlaub in Freiheit für die kommende Dekade und darüber hinaus. Seine Frau hat einige Monate später Zwillinge bekommen. Sie fragten mich, ob ich der Hüttenwart wäre, was ich natürlich verneinte.

        Rob und Steve

        Die beiden kamen von der ersten Hütte, Port William, die ich übersprungen hatte. Eine gute Methode, die Übernachtungskosten in Half Moon Bay zu sparen. Steve rannte in kompletter Army-Montur rum. Sämtliche Klamotten waren von der Neuseeländischen Armee, wo er noch vor ein paar Monaten gedient hatte, jetzt war er Reservist. Rob war das krasse Gegenteil, er erinnerte eher an einen Spät-Hippi - schon ein seltsames Pärchen, aber lustig. Steve hatte einen schier unerschöpflichen Vorrat an Süßigkeiten und Knabberzeugs bei, den er im Austausch gegen ein Glas von meinem Whisky bereitwillig teilte. Rob hingegen diente zu diesem Zeitpunkt als unersetzlicher Übersetzter für mich vom Neuseeländischen ins Englische ,-)
        Beide hatten auch die Amerikaner getroffen und berichteten, dass beide am Stand auf etwa der Hälfte des Weges ihr Zelt aufgeschlagen hätten. Das beruhigte mich denn doch, wenigstens sah ich sie nicht mehr mit gebrochenen Knochen im Regenwald liegen.
        Auch wenn sie es noch nicht wussten, so sollten die beiden meine Wegbegleiter bis zum Ende des Trails werden. Mein Plan war Montags oder Dienstags fertig zu werden, sie hingegen mussten spätestens Sonntag wieder in der Zivilisation sein, da Steve am Montag wieder arbeiten musste. Letzten Endes gingen beide Pläne auf, wenn auch anders als wir dachten.
        \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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        • chill^out
          Erfahren
          • 14.12.2003
          • 303

          • Meine Reisen

          #5
          Super geschrieben und schöne bilder.... sehr interessant ... weiter so... ivh habe auch eine nacht in bluff gezeltet, bin dann aber wieder weiter nach norden und nicht übergesetzt... lustig find ich nur dass alle die gleichen problemchen da unten haben, sandflies und das nächtliche pinkeln, zur exakt der gleichen zeit (dieses phänomen hat mich 2 monate begleitet)...

          Freue mich auf deinen nexten teil ...

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          • Bernie
            Erfahren
            • 01.03.2004
            • 130

            • Meine Reisen

            #6
            Danke für den Bericht und die tollen Bilder, beides gut gelungen !

            Macht Lust auf selber ....

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            • mash71
              Erfahren
              • 07.06.2005
              • 178

              • Meine Reisen

              #7
              @chill^out: Danke erstmal, ich werd versuche weiter zu schreiben.
              Da ich wenig von Neuseeland gesehen habe, ausser beim Drüberfliegen, will ich nicht behaupten, du hättest den schönsten Teil knapp verpasst, aber einen wahnsinnig interessanten auf jeden Fall.

              Zu Bluff fällt mir ein, dass ich auf einer der Hütten auf SI eine Zeitschrift von AirNewZealand gefunden habe, in der ein Artikel über Bluff stand. Er war getitelt mit "Bluff - The end of the world". Naja und ich saß in ner Hütte auf SI hinter Bluff und fragte mich, wo ich dann wäre

              @Berni: Danke, der nächst Teil kommt bestimmt. Ich hoffe morgen. Mehr Bilder zum NWC gibt's in meiner Gallerie, falls du sie nicht bereits gefunden hast.
              \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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              • mash71
                Erfahren
                • 07.06.2005
                • 178

                • Meine Reisen

                #8
                3. Tag – Christmas Village nach Yankee River
                Der Morgen begann schon schlecht, ich hätte gleich merken müssen: das war nicht mein Tag! Als erstes entdeckte ich, dass ich Depp mein zweites Paar Socken verloren hatte, oder besser gesagt, in einer der vorherigen Hütten unabsichtlich zurückgelassen habe. :bash: Die, die ich an hatte, standen jetzt schon vor Dreck. Hohe Schuhe hin, hohe Schuhe her, dieser Schlamm durchdringt alle … so glaubte ich.

                Die Mündung des Yankee River - Ziel des Tages

                Zunächst frühstückten wir gemeinsam, für mich gab es Haferflocken mit Milchpulver und Tee, für Steve gab es Rührei (frisch!), fehlte eigentlich nur noch der Toast und der Speck, was Rob gegessen hat, weiß ich nicht mehr. Die beiden brachen ca. 10 Minuten vor mir auf, aber auf der Strecke haben wir uns, wie überhaupt in den kommenden Tagen, ständig gegenseitig überholt. Zumeist holte ich sie auf den Anstiegen ein. Steve war mit seinem Riesenrucksack da im Nachteil, sie holten mich meist kurz nachdem ich eine Rast einlegte ein und gingen weiter. Alles in allem habe ich herausgefunden, dass ich schneller bei Anstiegen und erst recht in der Ebene am Sandstrand entlang schneller war, sie auf Steinstränden (ich sah mich immer schon mit gebrochenen Hacken auf den Steinen liegen) und den Berg runter. Vielleicht liegt es an meiner Höhenangst, aber bergab werde ich sogar von Schnecken überholt, da ich viel zu vorsichtig bin.
                Der Tag war die Hölle: die Strecke ist die mit Abstand schwierigste an der Westküste. Hier erfuhr ich, dass der Schlamm der Vortage nur ein Vorgeplänkel für das war, was ab hier begann. Die Versuche neben dem eigentlichen Weg oder an seinem Rand entlang zu gehen, verlor ich nicht nur sehr viel Zeit sondern gelegentlich auch die Balance. Einmal wäre ich fast vorwärts den Hang runtergestürzt, danach war ich Rand voll Adrenalin und froh, dass nichts passiert ist.
                Bislang hatte ich noch keine aufregenden Tiere gesehen, nur ein paar kleinere, flugfähige Vögel, keine Kiwis, keine YEPs. Ich entwickelte auf diesem Trip mit all dem Schlittern, rutschen, schlammwaten, dem ewigen rauf und runter eine Theorie bezüglich der Kiwis von Stewart Island, die auch erklären, warum der Brown Stewart Island Kiwi der einzig tagaktive Kiwi ist: sie sitzen irgendwo im Farn, wo sie die besonders schwierigen Stellen des Weges beobachten und den vorbeikommenden Touristen Noten für die Pflicht (wandern) und die Kür (ausrutschen) geben. Die Nächte verbringen sie damit den Weg mit ihren kräftigen Füßen aufzugraben und das Wasser in die so entstandenen Kanäle zu leiten, so dass ein schöner tiefer Schlammgraben entsteht, den die Leute vom DOC dann „Trail“ nennen.
                Alles in allem besteht der Teil zwischen Xmas Village und Yankee River aus drei Etappen: zunächst geht es auf ca. 260m hoch dann zu einem gut zwei Kilometer langen Strand und abschließend noch mal auf 180m rauf und wieder runter zum Strand.

                Diesmal kein Sand- sondern ein "Misch"-Strand

                Natürlich geht es nicht einfach nur rauf und wieder runter, wie bereits geschrieben: es geht 20m rauf und 10m senkrecht wieder runter zum Fluss und wieder rauf, dann wieder 20m weiter usw. usw. usw. Aber das kannte ich ja schon. Auf dieser Strecke werden neue Hindernisse eingeführt: umgestürzte Bäume. Aber nicht mehr wie am ersten Tag, wo man einfach drüber steigen konnte, diese hier muss man entweder weiträumig durch dichten Farn umgehen, versuchen darüber zu [b]kletern[/] oder aber drunter durch zu kriechen. Die absolute Härte war jedoch ein Baum, der so geschickt auf den Weg gefallen ist, dass man die 90Grad Abzweigung glatt verpasst und stattdessen weiter gerade aus rennt (siehe Foto). Da man nicht der erste ist, dem das passiert ist, scheint der Trampelpfad sogar zunächst noch zu existieren, nur die Wegweiser fehlen. Nach etwa 50 m kommt man zu der Überzeugung, dass das nicht der Weg ist. Also wieder zurück bis zu dem Punkt, an dem ich mir sicher war, noch auf dem Weg zu stehe. Dort habe ich in meinem GPS erst einmal einen Anker gesetzt: egal was jetzt passieren würde, hierher musste ich zurück finden. Ich legte eine Snack-, Pinkel-, Trink- und Rauchpause*) ein, in der Hoffnung, dass Rob und Steve mich einholen würden und eine Idee hätten. Nach 15 Minuten gab ich das Warten auf und entschied statt dessen, dass der umgestürzte Baum vielleicht doch so unglücklich auf den Weg gefallen ist, dass er genau auf dem Schlamm lag, der für gewöhnlich den Weg markiert. Nach wenigen Metern wusste ich, dass ich Recht hatte.

                Baum - zur Abwechslung mal längs und nicht queer über dem Weg

                Der Weg war angesetzt auf 6 Stunden, gebraucht habe ich aber 9 1/4 Stunde. Mein Schnitt mit rund 50% mehr Zeit ist also geblieben, na ja, etwas schneller schon aber auf jeden Fall zu lang. Ich begann mir wegen der 8 Stunden Trips Sorgen zu machen, von denen noch zwei vor mir lagen, das wären dann 12 Stunden für mich. Ich nahm mir vor an den Tagen früh aufzustehen, die Sonne blieb ja lange genug am Himmel.

                Irgendwo auf der Strecke hatte ich meine Karte verloren, sie war mir aus der Hose gefallen. Ich sag ja, das war nicht mein Tag. So wie am Tag zuvor, als ich meine Wasserflasche verloren hatte, so wurde auch die Karte von den beiden Wanderern hinter mir gefunden. Rob und Steve kamen eine dreiviertel Stunde nach mir an. Das baute mich auf, es gab noch andere, die auch nicht schneller waren. So langsam entwickelte ich den Glauben, dass die Zeiten, ebenso wie die Kilometerangaben vom DOC reinste Fantasieangaben waren oder zu einer Zeit gegolten haben, als die Wege noch Wege und keine Aneinanderreihung von 100m langen Schlammpfützen.

                Yankee River Hut - die Hütte ist nicht so beeindruckend...

                Egal wie hart der Tag auch gewesen sein mag, Yankee River Hut entschädigt für alles. Sie ist meiner persönlichen Meinung nach die am Schönsten gelegene Hütte der Wanderung bei so einem Anblick, wusste ich, wofür ich gelitten hatte. Sollte ich jemals wieder nach Stewart Island kommen, so werde ich dort bestimmt einen Tag verbringen. Die Hütte liegt ca. 50m vom Strand entfernt an einem wunderschönen Fluss, das Licht war fantastisch. Das einzige was störte war, dass meine Freunde, die Sandfliegen auch schon alle da waren und die Hütte (als einzige) kein Fliegengitter an den Fenstern hatte. Doch damit konnte ich leben.

                ... aber die Aussicht

                Da ich ja mein anderes Paar Socken verloren hatte, beschloss ich dieses zu Waschen. Der Abend war schön sogar die Sonne schien, ich hoffte, dass die Socken bis zum nächsten morgen schon trocken würden, wenn nicht: auch egal, nass waren sie sowieso. Überhaupt legte ich einen Waschtag ein, inkl. Haare waschen, so richtig mit allem was dazu gehört und das mitten in der Wildnis.
                Wie gesagt, nicht mein Tag: zwei dicke Blasen an den dicken Zehen hab ich mir gelaufen, sie waren aber noch geschlossen und ich stellte die ewig alte Frage: aufschneiden und pflastern oder zu lassen. Bei kleinen Blasen ist meine Erfahrung: zu lassen, solange sie nicht aufgehen oder größer werden, ist das die beste Variante. Bei großen hingegen besteht immer die Gefahr, dass sie sich von selbst öffnen und dann wundscheuern. Trotzdem beschloss ich das Problem auf den morgigen Vormittag zu vertagen.
                Nach dem Waschen gab es Abendessen, bei mir wieder Trockenfutter mit heißem Wasser versetzt, Rob war, wie sich herausstellte Vegetarier (als ob ich’s nicht geahnt hätte :wink: ), also Nudeln mit irgendwelchem Trockengemüse und Steve kochte wieder, wieder Rührei (wieder Frisch) dazu Nudeln und irgendeine Militärfleischpastensauce. Kein Wunder, dass er gleich Zwillinge gezeugt hat, bei den ganzen Eiern, die der gefuttert hat.
                Da es später denn doch kühl wurde, machten wir Feuer im Ofen und hängten unsere nassen Schuhe, T-Shirts und Hosen darüber auf, in der irrigen Hoffnung, sie würden über Nacht trocknen. Bei Tee, Whisky, Studentenfutter, Snakes (Fruchtgummie, Steve, wer sonst) und einem Spiel namens Black Jack beendet wir den Tag im Kerzenschein und zogen uns dann „auf unsere Zimmer“ zurück. Was sie Black Jack nannten, entspricht übrigens dem deutschen MauMau. Was sie so witzig fanden, dass wir nach ihren Regeln aber mit den deutschen Begriffen spielten.

                *) Ja, ich hab geraucht, aber ich schwöre, nicht eine Zigarette habe ich auf der Insel zurückgelassen, die nicht entweder im Feuer oder einem Mülleimer gelandet ist. Letztere gibt es nur in Half Moon Bay. Ich hätte das als Sakrileg empfunden.
                \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                • jasper

                  Fuchs
                  • 02.06.2003
                  • 2462
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Hey Mash!

                  Der Bericht gefaellt mir schon sehr gut. Der Weg muss wirklich strapazioes gewesen sein.
                  Meine persoenliche Empfindung bei Kuestenpfaden: Schoenes Wetter, super Kilometerschnitt - schlechtes Wetter, Kilometerschnitt unterirdisch!

                  Freu mich auf mehr!

                  MfG,

                  jasper
                  www.backcountry-hiking.de
                  ... unterwegs in der Natur

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                  • mash71
                    Erfahren
                    • 07.06.2005
                    • 178

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Hi, danke für das Lob, freut einen zu wissen, das man sich die Mühe nicht ganz umsonst mach
                    Ein wirklicher Küstenpfad ist das nicht, ist eben arktischer Regenwald. Da ich in tropischem noch nicht war, kann ich nicht sagen, ob das ähnlichist, stelle es mir aber in den Tropen noch schlimmer vor.
                    Über das Wetter kann ich nicht klagen, aber bei 275 Regentagen (Statistik) wäre ich bei reinem, eitlem Sonnenschein auch schwer entäuscht gewesen. Der Matsch ist also garantiert. Ich hab einen Bericht von jemandem gelesen, der bei fast 30°C die Strecke gelaufen ist, mir wäre nicht aufgefallen, dass in dem Bericht, das Wort "mud" seltener aufgetaucht wäre als in anderen. Die Vegetation hält die Feuchtigkeit und schützt durch ein recht dichtes Blätterdach den Boden auch vorm austrocken. Dass erzeugt eine beeindruckende Fauna und irre Lichtverhältnisse ... und Schlamm auf den Wegen, wo das Wurzelwerk fehlt, direkt neben den Wegen ist der Boden fest und der Farn meist undurchdringlich.
                    \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                    • Julia
                      Fuchs
                      • 08.01.2004
                      • 1384

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Hei, auch ich lese ganz gespannt und begeistert mit, da ich mit dieser Ecke von Neuseeland und besonders dem Treck auch schon geliebäugelt habe. Abgesehen davon, das daraus wohl in absehbarer Zeit nix wird, sollte ich mir das anscheinend eh nochmal sehr genau überlegen :wink:. Um so mehr geniesse ich Deinen tollen Bericht!

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                      • mash71
                        Erfahren
                        • 07.06.2005
                        • 178

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Lass dich von meinem Bericht nicht abschrecken. Ich bin war zwar fit genug für den Trail falle aber bestimmt nicht in die Kathegorie "superfit". Wie du im weiteren Verlauf lesen wirst, gibt es auch Leute, die gut, naja deutlich besser, mit der Umgebung klar gekommen sind, ist vor allem auch eine Übungssache.

                        Solltest du wirklich mit dem Trail geliebäugelt haben und doch nach mal nach NZ kommen: MACH IHN

                        Eigentlich wollte ich das Ergebnis ja nicht vorweg nehmen, aber es gibt für mich ein klares Fazit:

                        Der Trail war (für mich) super anstrengen, ich habe ihn streckenweise gehasst und es war häufig ein einziges Schlammwaten - aber: er war es wert, die Szenerie ist fantastisch und ich würde es wieder tun.

                        Ich denke - ohne Scheiß - darüber nach, ob ich für Januar nicht den Sothern Ciruit ins Auge fassen soll: er ist kürzer, er ist härter und er ist weniger besucht. Ich sollte schon mal mit dem Training anfangen.

                        Bin ich süchtig nach dieser Insel? JA

                        Ein weitgereister Globetrotter, der auch viele Bücher veröffentlich hat und dessen Name mir leider entfallen ist, soll mal gesagt haben: seit er auf Stewart Island gewesen ist, wäre er sich nicht mehr sicher, welches der zweit schönste Platz ist, an dem er je gewesen wäre.
                        8)
                        \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                        • mash71
                          Erfahren
                          • 07.06.2005
                          • 178

                          • Meine Reisen

                          #13
                          4. Tag – Von Yankee River nach Long Harry
                          Der Tag begann gut, das Wetter war sonnig. Nach dem bislang eher durchwachsenem Wetter, machte ich mir allerdings nicht allzu viele Hoffnungen, dass die Sonne sich durchgängig würde halten können. Insbesondere die letzten Tage waren kühl gewesen. Nach dem Aufstehen stellte ich fest, dass sich meine Hoffnung auf trockene Socken über dem Ofen leider nicht erfüllt hatte. Aber gut, nass würden sie im Schlamm der nächsten Kilometer sowieso wieder, was soll’s. Bevor ich sie anzog versorgte ich denn doch noch meine Blasen an den beiden Zehen, die sich leider nicht auf wundersame Weise aufgelöst hatten. Ich schnitt sie auf und klebte Blasenpflaster drauf. Dann die Socken drüber, in der Hoffnung, dass sie durch die Körperwärme während des Frühstücks doch noch etwas trockener würden.
                          Meine beiden Mitbewohner waren bereits vor mir aufgestanden und schon fast mit dem Frühstück fertig: bei Rob gab’s schon wieder Ei … hatte der Kerl ein Huhn im Rucksack? Zuzutrauen wäre es ihm.
                          Die beiden zogen deutlich vor mir los, ich musste noch packen und die Hütte auf Vordermann bringen.

                          Das zwischen den Farn ist der Weg

                          Der Weg geht zunächst über eine Bretterpiste den Weg des Vortages inseleinwärts ca. 500m zurück den Weg des Vortages bis zu einer der lieb gewordenen Hängebrückenkonstruktionen. Diesmal überquert man den Fluss allerdings. Direkt dahinter geht es dann innerhalb von zwei Kilometern auf 250m rauf anschließend wieder innerhalb von 1,5 km die ganze Strecke wieder runter. Ne echte Schlitterpartie, Skier würden sich hier lohnen. Unten angekommen steht man vor riesigen Dünen. Dies ist auch eine der ganz wenigen Stellen, wo der Weg nicht offensichtlich ist, da sich auf Dünen kein Matsch bildet Direkt die erste Düne nimmt man von der Flanke her steil rauf durch den tiefen Sand. Dann hat man wenigstens noch ein wenig Sand in den Schuhen und nicht nur Schlamm. Der nächste Teil bis zum Strand ist einfach zu laufen, zieht sich aber, Smokey Beach ist ein echt langer und tiefer Strand mit seeeehr viel Sand.

                          1. Blick auf Smokey Beach

                          Als ich über den letzten Dünenkamm kam traf ich Rob und Steve wieder, sie waren gerade mitten in der Mittagspause. Ich beschloss, dass der Platz dafür wirklich ideal war und tat es ihnen nach. Sie beendeten die Pause vor mir und zogen weiter den Strand entlang, ich rastet noch etwas und folgte ihnen dann noch in Sichtweite. Der Strand ist gut 2km lang und nach den Strapazen des bisherigen Weges so eine Art Schnellstraße. Wie ich bereits schrieb, in der Ebene war ich schneller als sie, und so holte ich sie fast bis zum Ende des Weges ein. In der „Anleitung“ zum NWC des DOC stand, dass man bei Ebbe am Ende des Strandes durch den Fluss waten könne und so ein wenig abkürzen könne. Rob dreht lief auf die Düne bis zur Flussmündung drehte ab und ging ins Landesinnere. Ich beschloss erst gar nicht bis auf die Anhöhe zu laufen und ihnen gleich Richtung Brücke hinter her zu laufen. An der Brücke holte ich sie dann ein, da man die Konstruktion jeweils nur einzeln überqueren darf, bilden die Brücken eine Art natürlichen Flaschenhals für Reisegruppen. Hinter der Brücke endete die Schnellstraße mit dem ersten Schritt auf festen Boden: Schlammlöcher! Es gibt zurück bis zu der Stelle, an der Rob abgebogen war, dort stellten wir als erstes fest, dass man an zu dieser Zeit und an dieser Stelle problemlos die Flussmündung hätte überqueren können , na ja auf die 15 Minuten Umweg kam es nun wirklich nicht an.

                          Halbzeit, Pause … ach ja, das bin ich übrigens

                          An dieser Stelle geht es denn auch gleich wieder steil den Berg rauf, zunächst felsig, dann matschig. Wir liefen ständig aneinander vorbei. Zuletzt setzte ich mich dann doch ab – wie gesagt rauf war ich besser, aber wir mussten ja auch wieder runter. In gut 200m Höhe läuft man dann eine Weile fast eben. Hier machte ich Pause und wurde von den beiden doch noch vor dem Berg-Ab eingeholt. Der Weg oben auf den Bergen ist auf der Nord-Ostseite der Insel in aller Regel relativ trocken. Es scheint dort so etwas wie eine „Matsch-Grenze“ zu geben, analog zur Schneegrenze in höheren Gebirgen. Ich schätze, dass liegt daran, dass der Matsch durch den Regen entsteht und sich durch das Wasser halten kann, dass die Berge runter fließt. Steht man oben auf dem Berg, kann sich das Wasser nicht so lange sammeln.
                          Am Ende des Hochplatos geht es dann gleich wieder steil runter. Wenn man dann am Ende aus dem Wald heraustritt sieht man die Hütte kurz vor sich auf einer Anhöhe liegen und denkt sich: „In 5 Minuten bist du da“ – Fehler! Der Weg wendet sich zunächst nach rechts ab und führt weiter bis zum Strand. Dabei kommt ja jedoch an einer wirklich schönen Stelle vorbei, die den Umweg wert ist.

                          Fast am Ziel? – Long Harry Hut

                          Die Entschädigung für den Umweg

                          Davon mal abgesehen, kann man von dem Blick auf die Hütte den schmalen Graben jedoch auch nicht einsehen, der den Umweg über den Strand notwendig macht. Vom Strand aus geht es wieder ein kleines Stück Berg auf zur Hütte.
                          Zu Long Harry muss gesagt werden, dass es sich nicht mehr um die Hütte handelt, von der man in vielen Reiseberichten im Internet liest, der kleinen Hütte, wo man regelmäßig „Harry“ treffen konnte, einen Steward Island Brown Kiwi, der häufig an der Hütte vorbei gekommen ist auf seinem täglichen Rundgang, oder was Kiwis sonst so morgens und abends treiben. Dafür ist die Hütte nahezu neu. Anders als die Hütten zuvor bestand sie aus einem einzigen großen Raum und war sehr hoch.
                          In der Hütte traf ich natürlich die kurz vor mir eingetroffenen Mitwanderer und zudem eine junge Frau, die hier Station machte und zu den YEP-Beobachtern gehörte. Von ihr, weiß ich auch die Sachen, die ich bereits über die YEPs geschrieben hatte.
                          Da der Weg diesen Tages relativ kurz war und nicht sonderlich anstrengend war ich relativ früh am Nachmittag angekommen, zudem war es wunderschön warm, leicht windig und sonnig. Ich beschloss den Trick mit dem Sockenwaschen und Schuheaufhängen noch mal zu versuchen.
                          Kurz nach mir kam noch ein weiteres Pärchen an. Zu den beiden kann ich wenig sagen: die fielen in die Kategorie: Powerwanderer. Sie hatten Yankee River übersprungen, ebenso wie sie am Folgetag auf East Rugedy verzichten würden. Sollte mal jemand die Tour unter Zeitdruck machen: diese beiden Hütten kann man überspringen, sollte sich aber genug Zeit dafür nehmen, also früh aufstehen, im Falle von East Rugedy rate ich allerdings davon ab!
                          Die beiden sagten nichts, kochten sich schnell etwas und verschwanden im Schlafsack. Entweder hatten sie beim Gepäck extremoptimiert oder aber sie konnten sich keine zwei davon leisten
                          Regelmäßig ging ich nach draußen auf die Veranda, genoss den Ausblick und schob die Schuhe wieder in die Sonne. Dabei hab ich allerdings vergessen, meine Füße, die ja nackt waren, mit Insektenschutzmittel einzureiben … großer Fehler.:bash: Am nächsten Morgen, sahen sie aus wie zwei Pizzen. Aber die Bisse jucken wenig und anders als zwei an der Hand, entzündeten sie sich auch nicht.

                          Ausblick von der Terrasse – Blick auf die Südinsel Neuseelands

                          Die Beobachterin kam auch einmal auf die Terrasse und bewegte ihr Handy wie in Pantomime, als würde sie mit einem Kabelsuchgerät eine Wand absuchen. War auch nicht ganz falsch die Vermutung, sie suchte nach Empfang. Als sie ihn hatte telefonierte sie denn auch gleich, erfreut ihn zu haben.
                          Beim Abendessen wurde ich dann richtig neidisch: die YEP-Beobachterin war mit ganzen Tonnen angereist und fing richtig an zu kochen … und das nach drei Tagen Trockenfutter *grummel*. Nach dem Essen spielte der Rest von uns, der nicht in einem Schlafsack eingezwängt lag, zunächst eine Runde Mau Mau, was uns allerdings schnell zu langweilig wurde, darum schwenkten wir um und stellten uns Gegenseitig Rätsel. Alles in allem ein kurzweiliger Abend.
                          Meine beiden Blasen machten mir zu schaffen, sie brannten, sahen aber nicht entzündet aus. Trotzdem hinderten sie mich am Einschlafen so dass ich mich genötigt sah eine Aspirin zu nehmen. Wer mich kennt, weiß was das heißt
                          Mann der ich nun einmal bin, gibt es mich nur gesund oder sterbenskrank. Vor dem Einschlafen beschloss ich letzteres zu sein und ergab mich in Selbstmitleid, überlegte, ob ich die Pinguin-Frau nicht fragen sollte, ob sie mir ein Wassertaxi rufen könne und ich den Weg hier beenden sollte. Wenn nicht hier, dann wäre Fresh-Water-Landing der nächste Punkt, die Route zu beenden, denn bis dahin gab es kein Entrinnen mehr, und ob man dort – im Paterson Inlett – zufällig auf ein Wassertaxi trifft ist ungewiss. Ab der nächsten Hütte wäre es vorwärts genau so weit wie zurück, the Point of No Return.
                          \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                          • chill^out
                            Erfahren
                            • 14.12.2003
                            • 303

                            • Meine Reisen

                            #14
                            weiter, weiter, mehr, mehr....

                            sehr schön zu lesen, kann mich nur wiederholen, freu mich auf den nächsten teil (ich nehme mal an du hast dir kein wassertaxi kommen lassen )

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                            • mash71
                              Erfahren
                              • 07.06.2005
                              • 178

                              • Meine Reisen

                              #15
                              5. Tag – Von der Hütte zum Ritz
                              @chill^out: auch wenn der Titel anders klingt: nein, hab ich nicht und dein Wunsch ist mir Befehl:

                              Es ward Abend, es ward Morgen: der 5. Tag. Dank der Aspirin hatte ich gut geschlafen, war mir aber noch unsicher, was ich machen sollte. Also erstmal in Ruhe aufstehen und bei den Dicken Zehen nachhören, was sie so zu sagen haben. Es kamen noch leichte Beschwerden und ich beschloss ihnen Zeit bis nach dem Frühstück für eine Entscheidungsfindung zu geben.
                              Das Wetter war, wie man es sich nicht besser wünschen konnte: die Sonne lachte vom Himmel, die Temperaturen müssen so um die 20-22° gelegen haben – gefühlt. Also nicht zu kalt, nicht zu warm. Aber ich war auf der wetterabgewandten Seite der Insel, wer weiß, was sich auf der anderen Seite gerade zusammenbraut und dort sollte es heute hingehen.
                              Während des Frühstücks kam mir ein Gedanke: ich war nun 4 Tage unterwegs, geplant waren 10-12 und in NZ war ich für drei Wochen. Ein Stadtkind bin ich nun wirklich nicht, und was ich hier bislang an Städten gesehen hatte, ermutigte mich auch nicht, eine Städterundfahrt zu beginnen. Für Christchurch waren ohnehin 2 ½ Tage vor dem Abflug bereits eingeplant. Was sollte ich also mit der ganzen Zeit anfangen. Meine Zehen stimmten den Überlegungen zu, als ich ihnen mitteilte, dass ein Wunder geschehen war: die Schuhe und Socken waren trocken.

                              Küste vor Long Harry Hut

                              Ich verpflasterte die Zehen, genoss es meine Füße in trockene Socken und dann in trockene Schuhe zu stecken. Wen interessieren bei solchen Wohlgenüssen schon ein paar 100 Sandfliesbisse auf den Füßen und bestens versorgte Blasen.
                              Diesen Tag brach ich – wie bislang immer – als letzter auf, nur die YEP-Beobachterin war noch da, als ich loszog. Sie holte mich kurze Zeit später wieder ein: ich schob ihre Leichfüßigkeit im Schlamm auf die Gummistiefel und das fehlen eines Rucksacks – da kannte ich „Herz-Luge-Beine“ aber auch noch nicht.
                              Zunächst ging es bergauf durch mittlerweile gewohntes Terrain. Ich hatte mir bereits abgewöhnt „tramping“ in das Hüttenbuch unter „Main Activity“ einzutragen und war zu „mud surfing“ übergegangen. Wahrscheinlich haben Rob/Steve und ich uns ständig gegenseitig überholt, sicher bin ich mir da aber nicht. Sicher ist hingegen, dass ich sie bei meiner größten Niederlage des Weges einholen sollte, einem namenlosen, hackenbrechenden, ewiglangen Steinstrand.
                              An seinem Anfang holte ich sie ein, als sie eine Pause machten. Es war gegen Mittag also machte ich auch Pause und ließ sie von dannen ziehen. Wieder einmal hatte ich meine Karte verloren, machte mir deswegen aber keine Sorgen. Auf diesem Weg war ich ohnehin der einzige, der eine bei hatte. Wozu auch: sie ist viel zu ungenau, die Beschilderung ist meistens ausreichen und im Wald folgt man einfach der Matschspur. Die beiden brachen 10 Minuten vor mir auf und ich verfolgte ihr fortkommen. Bei Sandstränden galt auf dem Trip, dass die die Durchschnittgeschwindigkeit drastisch erhöhten, bei Steinstränden das genaue Gegenteil. Es sind nicht diese kleinen Kieselsteine aus Nachbars Steingarten, es sind wild aufeinander geschmissene Miniberge, manche „spitz“, manche wacklig, manche einfach nur so doof.

                              Auf dem Weg nach Westen – könnte sogar Codfish Island sein, bin mir aber nicht sicher

                              Als ich ihnen nach 10 Minuten folgte, verlor ich sie aus den Augen, da ich mich auf das Steinspringen konzentrieren musste. Der Strand umfasst nicht eine Bucht sondern zwei, wie „W“. Schnell sah ich sie also gar nicht mehr. Da die Steine auch noch viele Töne von grau darstellen, Steve ohnehin in Tarnklamotten rum rannte und Rob auch nicht besonders Farbenfroh gekleidet war, auch der Rucksack nicht, konnte sah ich sie vor dem Hintergrund nicht mehr. Darum ging ich davon aus, dass der Weg nicht den gesamten Strand umfasst, sondern irgendwo vorher wohl abzweigt und wieder in die Berge geht, denn sonst – so meine Theorie, müsste ich sie noch sehen. Ich ging weiter ca. ¾ des Weges, dann beschloss ich, dass ich zu weit wäre und rannte, ähh nein, und hüpfte und kletterte die halbe Strecke noch mal zurück, als ich mir sicher war, dass ich die Ausfahrt nicht verpasst haben konnte, nahm ich die Strecke dann zum dritten Mal. Der Ausgang war am Ende
                              Der Weg ging wieder in die Berge. Kurz vor dem letzten Abstieg gab es eine Abzweigung zu einem Aussichtspunkt. Jemand hatte hinter dem offiziellen Schriftzug so was wie „mud“ oder „really muddy“ eingeritzt. Ich beschloss die 150m trotzdem zu laufen. Es waren in der Tat, die bislang matschigsten 150m aber die Aussicht entlohnte alles. Von dem Aussichtpunkt, einem Felsen am Ende der Abzweigung, hat man eine herrliche Sicht auf die kleinen vorgelagerten Inseln, den Sandstrand und das Innland.

                              Blick zum Strand – West Ruggedy Beach


                              Das Innland von Stewart Island

                              Als ich zum Aussichtspunkt unterwegs war, hörte ich, wie hinter mir zumindest zwei Leute vorbeigingen. Wo kamen die denn her? Hatten die etwas Long Harry übersprungen?
                              Nach dem intensiven Genuss des Aussehens und einer Rast, machte ich mich an den Abstieg zum Strand. West Ruggedy ist der wohl einzige Strand, den der Weg berührt einen aber nicht automatisch zum Meer führt. Ich beschloss, das Meer Meer sein zu lassen und zog direkt zur Hütte weiter. Zwischen die Hütte und den Strand hatte das DOC jedoch den Ruggedy River gesetzt und zwar diesmal ohne Brücke. Der Sand ist extrem weich und der „Fluss“ in aller Knöcheltief, gerade so, dass er über die Schuhe reicht und es gibt Löcher im Flussbett. Ich lief den Strom zunächst aufwärts, in der Hoffnung eine günstige Stelle zu finden, fand aber keine. Wären die Blasen nicht gewesen, hätte ich die Schuhe ausgezogen, so hatte ich die Hoffnung es trockenen Fußes zu schaffen. So entschied ich mich für die breiteste, davon ausgehen, dass dort der Wasserstand am niedrigsten ist. Der Plan wäre auch fast aufgegangen … fast. Nun gut: morgens mit trockenen Schuhen los und bei der Ankunft steht das Wasser drin, warum nicht.
                              Danach ging es dann auch noch durch die Sanddünen den Hang rauf, so dass sich zum Wasser auch noch der Sand gesellte. Aber die Hütte war dann endlich erreicht. Alles in allem einer der härteren Tage, mich hat er geschlaucht, was aber vor allem meiner Kür am Steinstrand zu verdanken ist, sonst wäre es ein „gewöhnlicher“ Tag gewesen.

                              Ein warme Mahlzeit in Sicht

                              Die Hütte liegt im Wald, relativ weit entfernt vom Strand etwas im Wald verborgen. Ich überlegte, ob das bedeutet, dass dort keine Sandflies sind, schließlich gibt es die im Wald so gut wie gar nicht. Meine kleinen Freunde machten jedoch für Hütten eine Ausnahme von dieser sonst gültigen Regel.
                              Nach meiner Ankunft im Ritz zog ich erstmal die Schuhe aus und befreite sie vom Dreck. Mit Schuhen darf man ohnehin nicht in die Hütten. Außerdem spülte ich auch den Sand raus, da sie eh schon vom Fluss her unter Wasser standen, sah ich darin kein Hindernis. Meinen Füßen ging es trotzt des Steinstrandes erstaunlich gut. Die beiden Zehenblasen muckten kaum rum. Dafür entzündeten sich zwei Sandfliegenstich an der Hand ziemlich übel, so dass bis heute noch eine Narbe davon habe. Es schmerzte nicht, aber zunächst glaubte ich an Borreliose, sah zumindest genauso aus. Können Sandfliegen das Übertragen? Zecken an der Hand. Wie sich später ergab, gibt es in ganz Neuseeland keine Zecken, die wussten überhaupt nicht wovon ich Sprach, bis Rob (Engländer) es ihnen erklärte.

                              Das Ritz

                              In der Hütte traf ich erwartungsgemäß Rob und Steve und ein Geschwisterpärchen, beide so Mitte. Beides Kiwis (Neuseelander) allerdings arbeitete sie als Englischlehrerin in Australien, er studierte noch. Sie konnte ich gut verstehen, er sprach ohnehin wenig. Sie hatten meine Karte gefunden, eigentlich waren die beiden anderen ja dafür zuständig meine Habseligkeiten hinter mir aufzusammeln. Nun gut, auf diese Weise hatte ich zumindest für ein gemeinsames Gesprächsthema gesorgt und mich ins Zentrum des Spotts gebracht. Die beiden hatten auch die beiden Amerikaner getroffen. Sie hatten nicht abgebrochen, sondern zogen tapfer weiter. Er trug erstens mittlerweile auch den Rucksack seiner Mutter und zweitens wieder seine Jeans. Das katapultierte mich aus dem Fokus des Spotts. Mutter und Sohn waren an dem Tag auf dem Weg zur Long Harry Hut gesichtet worden man vermutete, sie würden auf dem Weg dorthin zelten. Außerdem wussten die beiden neuen zu berichten, dass noch drei weitere eintreffen würden. Sie boten mir auch warmes Wasser zum Waschen aus ihrem Blackbag an … endlich noch mal mit warmen Wasser zumindest die Haare waschen
                              Ein Mann und zwei Frauen kamen noch dazu. Sie hatten sich an irgendeinem Strand mit dem Wassertaxi absetzten lassen und wollten nur bis Freshwater Landing, dort hatten sie bereits ein Taxi bestellt. Das waren alles in allem vier Tage. Zumindest die beiden Frauen hatten den NWC schon mal gemacht und wollten nur noch mal diesen Teilabschnitt laufen. Die drei kannten sich aus einem „Traming Club“, also einer Wandergruppe. Die gibt es in Neuseeland wohl so häufig wie Kegelclubs in Deutschland. Die beiden Frauen schätzte ich auf Mitte 40, er war Anfang bis Mitte 50.

                              Hütte im Wald mit Aussicht

                              Es wurde noch ein wenig gequatscht allerdings nicht mehr sehr lange, bevor es dann ins Bett ging. Vorsichtshalber legte ich mir abends schon mal meine Wasserflasche und ein Aspirin bereit, habe sie aber nicht mehr gebraucht. War wohl wirklich männliche Hypochondrie gewesen, jetzt hatte ich ja den Insektenstich um darüber panisch zu werden, und der sah nur übel aus, schmerzte aber nicht. Na dann … gute Nacht.
                              \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                              • mash71
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                                • 07.06.2005
                                • 178

                                • Meine Reisen

                                #16
                                6. Tag – Vom Ritz zum Hellfire Pass
                                Der Tag begann wie jeder andere auch mit aufstehen. Ich kletterte also von meiner „Bank“ aus der oberen „Etage“ runter auf den Boden, zog mich an, putzte mir brav die Zähne und machte mir mein Frühstück. Wie lange kann man eigentlich von Trockenfutter und Haferschleim leben, bevor einem die Zähne ausfallen, weil sie sich überflüssig vorkommen? Nein, diese Frage stellte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht, morgens nach dem Aufstehen bin ich zu solch klaren Gedankengängen nicht fähig; die kam mir erst gerade.
                                Brüderchen und Schwesterchen schmierten sich noch Brote für die Mittagsrast, vielmehr sie schmierte die Brote und zwar als wollte sie eine Armee versorgen. Über meinem Haferbrei wurde ich neidisch. Wie hatten die das alles in ihre Rucksäcke bekommen? Egal, ein paar Pfunde weniger schaden mir auch nicht, also nur kein Neid.
                                Ein Blick aus dem Fenster offenbarte: nach dem sonnigen Wetter des Vortages beginnt dieser Tag mit Regen, Regen und noch mehr Regen. Na gut, es schüttet nicht aus Eimern, zumindest nicht durchgängig aus Eimern aber der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre. Bei dem Sauwetter beschloss ich meine Digitalkamera sicher im trockenen Rucksack zu lassen und das war dämlich, dämlich, dämlich. Aber nicht halb so dämlich wie Steve es in wenigen Minuten - kurz nach dem Aufbruch - sein würde.
                                Ich wollte zeitig aufbrechen: heute stand laut DOC eine 7-8 Stundentour auf dem Plan. Doch zum einen hatte ich bislang nur am ersten Tag die Zeit einhalten können und zum anderen hatte der Streckenverlauf sich geändert gegenüber dem der Zeitangabe geändert: eine zusätzliche Schleife zum East Ruggedy Strand hinunter, was den Weg a) verlängerte und b) eine weitere Steigung ins Spiel brachte. Ich rechnete vorsichtshalber mit 12 Stunden, war aber dann doch deutlich schneller, es müssen so um die 10 Stunden gewesen sein. Aufgebrochen bin ich als vorletzter kurz hinter Steve und Rob so gegen halb Zehn morgens, nur der ältere Neuseeländer war noch da, streng genommen, war er gerade erst aufgestanden.
                                Ich war noch keine 500m über festen Boden (!!) gelaufen da traf ich auch schon wieder auf Rob und Steve, beide wild in meine Richtung gestikulierend: der eine nickte wild mit dem Kopf, der andere zog mir eine Nase, beide winkten mich aufgeregt schnell aber leise zu kommen. Was war da los? Ich kam vorsichtig näher. Und da sah ich ihn: einen großen, freundlichen Kiwi („a big & friendly kiwi“, wie’s im Hüttenbuch immer vermerkt wird). Um der Wahrheit die Ehre zu geben, vermuteten wir später das es eine sie war, kein er: die Weibchen sind Größer und streifen auch mehr um her als ihre männlichen Artgenossen. Das ich ihn am Tag sah, ist grundsätzlich ungewöhnlich, da Kiwis nachtaktiv sind, außer der Stewart Island Brown Kiwi, der ist tagaktiv. Beeindruckende Erscheinung: sie stand mitten auf dem Weg, rannte ein bisschen hin und her und untersuchte mit ihrem riesigen Schnabel den Boden. Ich hatte sie mir nicht so groß vorgestellt, das Exemplar ging mir aufgerichtet bestimmt bis zu den Knien (ich bin 1,80), ich schätze daher, sie war voll ausgewachsen (bis zu 50cm). Kiwis sehen aus wie Stehaufmännchen mit riesigem Schnabel, weshalb sie nicht aufrecht stehen, sondern wegen der Schwerkraft und des Hebelgesetzes eine Schieflage in Richtung des Schnabels haben.

                                Apteryx australis (Braunkiwi) Bild aus der Wikipedia entliehen
                                Wo war noch mal mein Fotoapparat? Genau! Aber Steve hatte seinen zur Hand und machte ein paar Fotos… so glaubte er! Nicht einmal hat das Sch***teil funktioniert! Nicht ein verd**tes Foto!
                                Ich hatte als Reisevorbereitung einige Berichte über den NWC gelesen und viele hatten (angeblich) einen Kiwi gesehen, keiner hatte ihn fotografiert. Damals glaubte ich das schon gar nicht mehr, jeder erzählte dasselbe. Tja, und was soll ich sagen: uns ging’s genauso! Sollte der geneigte Leser mir auch nicht glauben wollen, ich kann’s nur zu gut verstehen: so viele Bilder und ausgerechnet den Kiwi soll ich verpasst haben?
                                Ich habe meine Theorie über Kiwis derweil erweitert: neben Ausgeben von Schlammpfützen und Juryarbeit beim Punkteverteilen für Pflicht und Kür bei vorbeiziehenden Trampern, ergötzen sie sich daran, den Wanderern genau dann vor die Füße zu springen, wenn gerade kein Fotoapparat zur Hand ist. Wahlweise gibt es eine eifersüchtig wachende Maori-Gottheit, die verhindert, dass Kiwis abgelichtet werden
                                Steve erklärte nachher, das sie nicht weg lief, läge daran, dass sie uns wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte: Kiwis wären nahezu stocktaub und halbblind hätten aber einen ausgezeichneten Geruchssinn.
                                Ich holte meinen Fotoapparat raus, packte ihn in eine Plastiktüte und steckte ihn in die Seitentasche meiner Hose, der nächste Kiwi war reif … natürlich hab ich auf dem Trip keinen mehr zu Gesicht bekommen.
                                Kurz nach der Kiwisichtung ging es den Berg runter, durch eine Sand-Felsen-Formation, die wirkte wie eine karge Mondlandschaft.

                                Runter zum East Ruggedy Beach

                                So erreichte ich also die Ostküste bei Wind und Regen. Auch das Meer sah ganz anders aus, als das auf den wetter-geschützten Nord- und Westseiten, es war/ist dort sehr viel stürmischer. Kein Wunder schließlich ist in Blickrichtung der nächste Stopp Argentinien.

                                Meer am East Ruggedy Beach

                                Der Strand ist ca. zwei Kilometer lang und ich kam entsprechend gut voran, natürlich wußte ich, dass sich das noch ändern würde.

                                East Ruggedy Beach: Blick zurück zu Rob und Steve

                                Zunächst ließ ich Rob und Steve weit hinter mir, schließlich ging es ja über eine Ebene, den Strand eben. Am Ende des Strandes schrieb ich ein „Last Exit to Hell…fire“ für sie in den Sand und machte mich auf in den Wald. Erst bleibt es noch flach, dann kam ich auch noch an einer waren Müllhalde vorbei, eine Schande in der sonst so unberührten Natur, keine Ahnung wie die dort hingekommen ist. Sah aus, wie ein verlassenes Kamp mit allem was man so zurücklassen kann. Dort verlor ich kurz den Weg aus den Augen und wusste nicht, wo ich langgehen sollte. Also wartete ich auf die beiden, wenn schon verlaufen, dann doch lieber gemeinsam. Das Verlaufen blieb aus und es ging endlich wieder den Berg rauf und am Hang wartete auch schon der seit der letzten Hütte vermisste Schlamm. Im Grunde alles wie immer, bis auf den heftigen Regen. Irgendwo auf der Strecke überholte mich der ältere Neuseeländer mit einem Tempo, dass ich fast vom Fahrtwind vom Weg abgekommen wäre. Rob taufte ihn bei einem unserer späteren Treffen Mr. Heart-Lung-Legs (Herz-Lunge-Beine), denn aus was anderen schien er nicht zu bestehen.
                                Auf der anderen Seite ging es wieder runter zu einem Strand und der war der Hammer! Der Wind pfiff so stark, dass es unmöglich war gerade aus zu gehen und dazu musste man zunächst über riesige Steine springen und am Ende über eine Barriere aus angeschwemmten Holz, die keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck machte. Am Ende wartete dann ein Fluss, den es zu überqueren galt: wieder ohne Brücke und dieses mal nicht nur noch einige hundert Meter bis zur Hütte, sondern ziemlich genau zu Halbzeit. Wieder hatte ich Wasser in den Schuhen, aber bei dem Wetter, war das ohnehin nicht zu verhindern. Ich schätze auf dieser nun folgenden Strecke habe ich die Grundlage für die Blasen geschaffen, die ich mir am nächsten Tag erlaufen sollte.
                                Nach dem Strand natürlich wieder Berg rauf, dieses mal richtig steil. Die 200 Höhenmeter macht man ich ca. 800m, danach geht es dann flach aber umso schlammiger weiter. Der Schlamm steigert sich bis zum letzten Kilometer immer mehr, eben jene letzten 1000m sind fast eine einzige Schlammpfütze ohne die gewohnten Unterbrechungen alle 20-80m. Ich überlegte ob es helfen würde, wenn ich mich ein wenig an den Rand des Weges setzten und weinen würde, mir war danach. Auf dieser Etappe bin ich echt an meine Grenzen gekommen und ich dachte nach den letzten Tagen schon, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Das einzige, was mich vorantrieb, war mein GPS: ich hatte die Koordinaten der Hütten vor beginn der Wanderung eingegeben und wusste, dass es nicht mehr weit war. Wenigstens regnete es nicht mehr so stark, gelegentlich hörte es sogar ganz auf.

                                Hellfire Pass

                                Kurz vor der Hütte erreicht man den Hellfire Pass, eine Art Höhndruchbruch des Sandes ins Innenland hinein. Anders kann ich es nicht beschreiben. Auf 200m Höhe hat man plötzlich einen Sattel zwischen zwei Anhöhen, der mit Sand gefüllt ist. Von hier aus, hat man nochmals einen schönen Blick ins Innenland der Insel. Jener Gegend, in der es keine Wege aber viele Farnbäume gibt.
                                Kurz hinter dem Pass ist die Big Hellfire Hut. Ich war zwar nicht da, aber ich vermute, die Little Hellfire Hut ist das Plumsklo. Wie die vom DOC die Hütte hier oben aufgestellt bekommen haben, war mir schleierhaft: die müssen die Einzelteile mit dem Hubschrauber eingeflogen haben. Außer Steve, der zusammen mit Rob kurz nach mir eintraf, waren alle Kiwis schon da. Klar, sonst hätte ich sie ja überholen müssen.
                                Das neuseeländische Geschwisterpärchen erzählte, dass sie direkt vor dem Pass, also direkt nach dem 1000m Schlammbad erstmal eine Pause eingelegt hätten, um ihre Brote zu essen. Tja, 100m weiter hätten sie in der Hütte dabei wenigstens im Trockenen gesessen … ich bin also doch nicht der einzige Depp unterwegs. 8)
                                Mr. Herz-Lunge-Beine war Holz organisieren (wahrscheinlich ist er dafür eben mal nach Half Moon Bay rüber :wink: ) und wir machten es uns kuschelig warm. Die nassen Klamotten wurden auf einen Wäscheständer gehangen, den man an einem Seil zur Decke zieht, wie ihn jede Hütte hat, was dafür sorgte, dass das Kondenswasser die Fenster nur so runter lief. Nach dem Essen teilte ich meinen Whisky mit denen, die wollten und bekam von Steve dafür eine Tasse Heißen Kakao – instant mit heißem Wasser aufgefüllt und einem Schuss von dem dafür eigentlich viel zu teuren Whisky hinein: noch nie hat mir ein Kakao so gut geschmeckt :kaffee:
                                Als ich ins Bett ging, legte ich mir wieder eine Wasser und ein Aspirin bereit, die ich wieder nicht gebraucht habe.
                                \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                                • chill^out
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                                  • 14.12.2003
                                  • 303

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  ... und ich lese immernoch ...

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                                    • 07.06.2005
                                    • 178

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    7. Tag – Hellfire Pass nach Mason Bay
                                    Irres Licht

                                    Morgendämmerung am Hellfire Pass

                                    Rob und Steve hatten vor Mason Bay Hut zu überspringen, zwar war der Trip dorthin lang und auf 7 Stunden angesetzt, von Mason Bay nach Feshwater Landing allerdings ist es zwar vergleichsweise weit, 14 km reicht normalerweise für 10 Stunden auf SI, aber dafür durchgängig flach und gut ausgebaut. Rob war bereits früher schon mal den Southern Ciruit Track gelaufen und kannte das Stück, da die Strecke ab Mason Bay zu beiden Tracks gehört.
                                    Sie brachen also als erste auf. Schon am Abend hatte ich Steve eine Gaskartusche von mir als Abschiedsgeschenk gegeben, ich war mit drei Stück los gezogen und hatte die erste noch nicht leer, was sollte ich also damit. Als Austausch gab es einen von seinen Armee-Schoko-Riegeln, den ich mir als Belohnung bis Mason Bay aufhob. Wir hatten auch email-Adressen getauscht. Die beiden waren schon weg, als ich aufstand. Ich ging davon aus, sie nie wieder zu sehen.
                                    Als nächstes legte ich mich fast mit einer der beiden Frauen des Tramping Clubs an, erst fragte sie, wer diese Nacht durch die Hütte gelaufen wäre, rumgepoltert hätte und dann auch noch laut geschnarcht. Tja, das war wohl ich, meinte ich zunächst, ich bin aufgestanden (so gegen 1h um – wie jede Nacht in NZ – auf’s Klo zu gehen … na, ich geb’s zu: zum nächsten Busch, da ist eh alles nass und es regnete immer noch. Und das ich schnarche habe ich schriftlich vom Arzt hier zu hause liegen. Ist nicht gefährlich (bei mir) aber lästig (für die anderen).

                                    Ausblick aus der Hütte am Hellfire Pass

                                    Wobei sich in den Nächten vorher noch niemand beschwert hatte, obwohl wir da auch nebeneinander geschlafen hatten. Ich schnarche zwar, aber wohl nicht durchgehend und nicht übermäßig laut. „Hat eher was beruhigendes, einschläferndes“, wurde mir mal gesagt. Ich glaub’s zwar nicht, weil mich schnarchen immer stört, aber bitte :wink:
                                    Als sie dann damit anfing, ich hätte auch mit der Ofentüre mehrfach krach gemacht, widersprach ich denn doch, ich bin nie am Ofen gewesen, und schon gar nicht mehrfach, so klein ist meine Blase nun auch wieder nicht. Sie ließ sich nicht davon abbringen und fing immer wieder davon an. Von da an, herrschte zwischen uns Eiszeit, wie immer bei so was: Kleinigkeiten :gelb: - Na gut, da ich mir einbilde eigentlich ein umgänglicher Mensch zu sein: wir beide haben das Thema gemieden und uns auch sonst nur noch wenig unterhalten.
                                    Als ich loszog war Mr. Herz-Lunge-Beine noch da, er zog sich gerade an und kochte Tee, als ich loszog.
                                    Der erste Teil der Strecke ist angenehm zu laufen: Gut es fängt sofort mit einer riesigen Schlammpfütze hinter der Hütte an und anschließend geht es anschließend geht es heftig steil nach oben, aber dann läuft man über einen Bergkamm mit fantastischer Aussicht der halbwegs trocken ist, ständig glaubt man, man hätte den höchsten Punkt der gesamten Reise erreicht und wäre nun auf 399m. Auch das Wetter war wieder umgeschlagen und somit sonnig.
                                    Irgendwo auf der Strecke überholte mich Herz-Lunge-Beine nach einer guten halben Stunde. Wir machten beide eine kurze Pause für ein Schwätzchen, dann düste er mit Kondensstreifen an den Ohren weiter. Anders als ich, machte er sich gar nicht erst die Mühe, dem Schlamm auszuweichen, er lief knietief in das nächste Schlammloch, rutschte beim Versuch wieder rauszukommen ab, murmelte etwas und versuchte es erneut. Das nächste Mal habe ich ihn in der Hütte gesehen.

                                    Blick vom höchsten Punkt auf Little Hellfire Beach

                                    Hat man den höchsten Punkt denn wirklich erreicht, geht es steil bergab, in zwei Schüben, dann erreicht man Little Hellfire Beach. Einem kleinen, nicht mal 1km langen Sandstrand mit schönem, buntem Sand.
                                    Die Brandung sieht aus wie aus der Faa Werbung.

                                    Brandung am Hellfire Beach

                                    Hinter dem Strand geht es dann innerhalb von 1 ½ km wieder auf 250m berg rauf und auf der anderen Seite auch gleich wieder runter. Dieses mal so steil, dass sogar Seile zum Festhalten oben an den Bäumen festgebunden worden waren. Den ganzen Tag über schon ging es nicht gleichmäßig Berg ab sondern immer in 50-100cm großen „Stufen“ auf deren „Boden“ einen eine kleine, aber unausweichliche und vor allem eist tiefe Schlammpfütze erwartete.
                                    Das einzige was mich aufrecht hielt, war die Hoffnung Mason Bay Beach zu erreichen und dann einen 5km-Sprint über den Strand zur Hütte zurück zu legen. So hatte es immer geheißten: Mason Bay, ein beeindruckender riesiger Sandstrand!

                                    Mason Bay
                                    Was dabei nicht erwähnt wird ist allerdings, dass die ersten Kilometer von Norden kommend noch überhaupt kein Sandstrand sind, sondern der zweitübelste Steinstrand der Strecke. Geschlagen nur durch den kleinen Strand des Vortages mit dem starken Wind und [b]der war wirklich kurz[/i].

                                    Nördlicher Teil von Mason Bay

                                    Jedes Mal, wenn sich das Wasser zurückzog, sah man verheißungsvollen Sand, leider kam die Brandung aber immer noch bis über die Steine. Ich überlegte, ob ich auf den Tiefstand warten sollte, wusste aber nicht, ob das die Ebbe war oder die Flut. Außerdem wollte ich nach 14 km – was ansonsten die maximale Tagestour gewesen war und ich hatte noch 5 km vor mir – nur noch „nach Hause“. Also sprang ich mal wieder von Stein zu Stein. Den Tag über hatte sich eine Blase unter dem Fuß gebildet, direkt in der Mitte unterhalb der Zehen. Da machte das Steinspringen gleich doppelt Spaß. Auf dem Foto kann man eine Vorsprung erkennen, ich redete mir ein, dass ich es nur bis dort schaffen müsste und dahinter der Sand begänne. Die Theorie stimmte sogar zur Abwechslung mal :wink:
                                    Auf der hälfte der Strecke dorthin traf ich – wen wohl – Rob und Steve. Sie hatten entschieden, doch nur bis Mason Bay zu laufen und am nächsten Tag von Freshwater Landing zusammen mit den anderen Kiwis das Wassertaxi zu nehmen. Hier saßen sie nun und warteten darauf, dass die Ebbe den Sand frei legen würde. Ich rauchte zusammen mit ihnen eine und beobachtete das Wasser. Schließlich entschied ich, doch lieber zu gehen. Nach ca. 200-300m konnte man die Steine an der wasserabgewandten Seite umgehen, ich versuchte verzweifelt ihnen das mitzuteilen, aber die Brandung war zu laut. Da ich für die Strecke gut 15 Minuten gebraucht hatte, wollte ich auch nicht zurück laufen, denn das Wasser zog sich wirklich zurück, ihr Plan schien aufzugehen. Nach weiteren 15 Minuten war das Meer in der Tat so barmherzig die meiste Zeit über so viel Sand freizugeben, dass man neben den Steinen her weiterlaufen konnte. Man musste nur das Wasser im Auge behalten, denn hin und wieder kam eine Welle, die weiter auf den Strand spülte als die anderen. Man hatte aber Zeit rechtzeitig die Steine hinauf zu springen und trocken zu bleiben. Das funktionierte so lange gut, bis einer von diesen hier:

                                    Nördlicher Teil von Mason Bay

                                    So einen Krach neben mir schlug, dass ich hingesehen habe. Meine rechte Seite war danach Nass bis zur Hüfte

                                    Weiter ging es über den Strand. In der Mitte von Mason Bay biegt man dann links ab und erreicht die Hütte nach einem weiteren guten Kilometer ebener, trockener Erde. Die neue Blase schmerzte beim Auftreten allerdings dermaßen, dass ich das nicht mehr genießen konnte, sondern einfach nur hinter mich bringen wollte.

                                    Mason Bay Hut ist eine teilbewirtschaftete Hütte, will heißen, gelegentlich gibt es dort einen „Warden“, einen Wärter. Als ich ankam war eine solche Wärterin da. Sie fragte mich wo ich herkommen, wie lange ich bleiben und wo ich hin wolle. Außerdem ob ich einen Hüttenpass hätte. Ich meinte, sicher hätte ich einen, den für den NWC, irgendwo in meinem Protomonai tief vergraben in meinem Rucksack – da war er ja auch wirklich. Sie meinte nur, dann wäre ja alles klar oder ob ich noch fragen hätte. Die Hütte selbst hat zwei getrennt zugängliche Bereiche, den Kochbereich und den Schlafbereich.
                                    War auftreten mit Schuhen schon eine Qual gewesen, ohne war es die Pest. Ich hatte mir den Tag so viele Blasen gelaufen, dass ich sie gar nicht mehr erst zählte. Solange ich saß, war alles ok, wenn ich sie belastete wollte ich nur noch weinen. Egal, ich wollte erst den nächsten Tag abwarten, bevor ich irgendeine Entscheidung treffen konnte, schließlich hatte ich ja schon mal gejammert und beinahe den Trip viel zu früh abgebrochen.
                                    Außer den erwarteten Gästen war auch noch ein junger Schreiner aus Neuseeland da, der Kiwi-Spotting machte. Er zeigte mir Fotos von Ulva Island, einer kleinen Insel im Paterson Inlett von Stewart Island, die von den Neuseeländern von jeglichen Säugetieren befreit worden war und wo man einige einheimische Tiere, die vom Aussterben bedroht waren, wieder ansiedelte, in der Hoffnung, dass sie dort wieder heimisch würden. Ähnlich wie bei Codfish Island, das Douglas Adam in „Last Chance to See“ (dt. Titel: „Die letzten Ihrer Art“) beschreibt, was übrigens ca. 3 km vor der Ostküste von Stewart Island liegt. Codfish Island darf jedoch nicht ohne Sondergenehmigung betreten werden und die bekommt kein normal Sterblicher. Gesehen habe müsste ich es eigentlich vom East Ruggedy Beach aus, kann mich aber nicht mehr daran erinnern.
                                    Ich entschied, Ulva Island, zu besuchen, wenn ich wieder in Half Moon Bay wäre. Man kann sich ein Wassertaxi dahin mieten, eigentlich nimmt man einfach eines, die fahren so ca. alle Stunde rüber.
                                    Nachdem ich mich gewaschen und gegessen hatte, ging ich auch gleich ins Bett, ich war völlig fertig.
                                    \"Zum Glück ist das Denken nicht ansteckend.\" - zugeschrieben Oscar Wilde

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                                      • 08.01.2004
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                                      #19
                                      Hey Mash, ich bin süchtig und warte auf eine Fortsetzung :wink:!

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                                        • 14.12.2003
                                        • 303

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                                        Zitat von Julia
                                        Hey Mash, ich bin süchtig und warte auf eine Fortsetzung :wink:!
                                        tjo, ich wollte einmal nichts sagen, aber es wird zeit für ne fortsetzung

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