Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Annapurna Base-Camp Trek
Zeitraum:
23.April - 01.Mai
Vorgeschichte
Meine Freundin und ich hatten das große Glück - trotz unterschiedlicher Studienfächer - im Frühjahr 2014 beide gleichzeitig unseren Abschluss zu machen. So nahm bereits Ende 2013 der Traum nach einer großen Reise mehr und mehr Gestalt an. Sie war schon einmal fünf Wochen durch Südindien gereist und fasziniert von der kulturellen und landschaftlichen Vielfalt. Ich wollte zum ersten mal außerhalb Europas reisen und wirklich einmal in der Ferne unterwegs sein. Beide wollten wir wandern, draußen sein, die Natur genießen. So bot sich Nepal als Traumreiseziel an. Auf unserem Programm stand DER Trekking-Klassiker: Die Annapurna Runde. Wir hatten dafür drei Wochen eingeplant und wollten von Besisahar nach Ghorepani wandern und von dort auf den Annapurna Base-Camp Treck wechseln und sehen, wie weit wir dort noch kommen würden. Die Tour sollte dann in Pokhara enden.
Die Wanderung auf der Annapurna-Runde verlief allerdings nicht ganz so, wie geplant. Nach acht Tagen wurden wir in Ghyaru (3700m) von der Höhenkrankheit gestoppt. Daraufhin stiegen wir wieder nach Pisang ab um uns zu erholen. Dort erfuhren wir von einem Guide, der mit einem Kollegen im High Camp telefoniert hatte, dass jener dort mit seiner Gruppe im hüfthohen Schnee stecken geblieben war und nicht über den Pass gehen konnte. Außerdem war die Wettervorhersage für die kommenden Tage ziemlich schlecht - es sollte immer kälter werden und noch mehr schneien. So entschieden wir uns nicht länger zu warten, sondern abzusteigen, mit dem Bus von Besisahar nach Pokhara zu fahren und von dort aus den Annapurna Base-Camp Trek (ABC) zu starten, damit wir wenigstens noch diesen Treck ganz laufen konnten. Gesagt, getan, wir verbrachten noch drei Tage in Pokhara um uns zu erholen, neue Permits (TIMS und ACAP, jeweils ca. 18 Euro) zu besorgen und dann ging es los, auf den ABC.
Der Phewa-See, an dessen Ufer Pokhara liegt, im Abendlicht
Die Eisriesen der Annapurna-Gruppe im Hintergrund. Links der fast 7000m hohe Machhapuchhre
Ausrüstung:
Da wir vorher bereits auf der Annapurna-Runde unterwegs gewesen waren, hatten wir einige unnötige Ausrüstung und Kleidung in Pokhara zurück gelassen. Man braucht z.B. kein Fleece-Inlay für den Schlafsack und auch keine vier Paar Wandersocken. Unnötig sind außerdem - zumindest für uns - viele Bücher, sie sind schwer und man kommt nicht so viel zum Lesen. Außerdem gibt es in den meisten Lodges kleine Büchersammlungen, die frühere Trekker zurück gelassen haben.
Man braucht außerdem auch keinen Wasserfilter mitzunehmen. Fast jede Lodge hat einen eigenen Wasserfilter. Die am Trek liegenden Dörfer haben sich vor einiger Zeit darauf geeinigt, dass keine Plastikflaschen mit Wasser mehr verkauft werden dürfen, da es keine Entsorgung für den Müll gibt. Daher muss man seine eigenen Flaschen mitbringen und kann sie sich dann dort auffüllen lassen.
Unbedingt notwendig sind jedoch wasserdichte Wanderschuhe (wir waren 1,5 Tage im nassen Schnee unterwegs) und ein warmer Schlafsack. Wir hatten Schlafsäcke mit Comfort-Temperaturen von -3°C und -5°C, die beide wunderbar warm waren. Es gibt in den meisten Lodges auch Decken, die aber eigentlich von den Trägern (die keine Schlafsäcke dabei haben) verwendet werden. Man bekommt häufig noch eine Decke, wenn man danach fragt, sollte es aber keine mehr geben und man hat keinen ausreichenden Schlafsack, wird es sicherlich eher ungemütlich. Als unentbehrlich hat sich außerdem ein Mückenspray erwiesen. Auf der Annapurna-Runde hatten wir mit den Plagegeistern keine Probleme, auf dem ABC wurden wir während der ersten drei Tage immer wieder gestochen. Bei einigen Mitwanderer*innen, die wir getroffen haben, hatten sich die Stiche auch allergisch entzündet, weswegen ein bisschen Schutz sicher nicht schaden kann ...
Tag 1: Pokhara - Phedi - Pothana
Unser Rother Wanderführer "Annapurna Treks" schlug vor, mit dem Taxi von Pokhara nach Phedi zu fahren und von dort den Trek zu starten. So starteten wir nach einem letzten ausgiebigen Frühstück auf vier Rädern mit dem Taxi (800 Rupien). In Phedi angekommen wurden wir sofort von einer Gruppe von Frauen belagert, die Schmuck aus tibetischer Produktion verkaufen wollten - good Quality, good Price … wie immer - und die wir erst wieder los wurden, nachdem wir ein Armband gekauft hatten. Phedi selbst ist eine Ansammlung von einigen Häusern, die an der Straße Richtung Baglung liegt. Dementsprechend unspektakulär ist auch der Starpunkt des ABC. Es gibt ein Metallschild hinter dem eine Natursteintreppe steil nach oben in den Wald hineinführt. Bereits nach wenigen Minuten wurden uns zwei Dinge klar: 1. Mangos als Verpflegung sind zwar extrem lecker, aber zu schwer und im Tiefland in der Mittagshitze an einem Südhang einen steilen Weg, der fast ausschließlich aus Treppen besteht, hinaufzuwandern, ist einfach keine gute Idee. Es war unglaublich heiß, unglaublich schwül und - wie bereits betont - unglaublich steil. Positiv betrachtet war dieser Abschnitt jedoch ein erstes gutes Training für die zigtausend Stufen, die uns im weiteren Verlauf der Wanderung noch erwarten würden.
Uns fiel auf dieser Etappe auf, dass deutlich weniger Menschen unterwegs waren, als auf der Annapurna Runde. Eine Begegnung war allerdings besonders eindrücklich: Wir waren schon fast zwei Stunden unterwegs und machten kurz vor Dhampus noch eine Mango-Pause im Schatten, als eine kleine Frau, mit weißen Haaren und kleinem Rucksack in gemütlichem Tempo von hinten zu uns aufschloss. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, sie war aus Kanada und schon diverse Male in Nepal unterwegs gewesen. Irgendwann meinte sie: "I'm here for seven months … and in September I'm trying to climb Manaslu". Zuerst dachte ich, dass sie die Manaslu-Runde gehen möchte, aber dann machte sie klar, dass sie wirklich vor hat, zum Gipfel zu gehen, und dass sie es 2008 schon einmal probiert hatte, wegen schlechtem Wetter allerdings umkehren musste. Sie war auch nicht auf dem Trek um zum Annapurna Base-Camp zu wandern, sondern um als "little training" einen 6000er in der Region zu besteigen. Den kleinen Rucksack konnte sie sich auch nur leisten, weil sie sechs Träger dabei hatte …
Abgesehen von solchen interessanten, menschlichen Begegnungen fiel uns schon am ersten Tag auf, dass es einen großen Unterschied zwischen dem ABC und der Annapurna-Runde gibt: Auf ersterem gibt es (fast) keine Straße. Man läuft auf schmalen Pfaden durch Reis und Mais-Terrassen, durch kleine Häuseransammlungen und über schmale und alte Hängebrücken über reißende Flüsse. Die endlosen Passagen auf der staubigen Schotterpiste, die wir auf der Annapurna-Runde hassen gelernt hatten, gab es hier einfach nicht.
Die erste Etappe unseres Reiseführers hätte uns eigentlich nur bis Dhampus geführt, wir waren jedoch aufgrund des Trainings auf der Annapurna-Runde relativ schnell unterwegs und beschlossen deshalb noch eine Stunde weiter bis Pothana zu wandern. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert. Pothana ist wunderschön gelegen (mit Blick auf Annapurna South). Wir waren im Gurung Guest House (rechte Seite), welches einen fantastischen Garten hat, in dem man die Füße hochlegen und die warme Sonne genießen kann.
Auf dem Weg nach Dhampus
Typisches Bauernhaus in den tieferen Regionen
Der Weg nach Pothana in wunderschönem Abendlicht
Garten in Pothana
Der Blick auf die Annapurna-South am nächsten Morgen
Tag 2: Pothana - Landruk
Wir starteten früh am Morgen, da die Lodgebesitzerin uns erklärt hatte, dass es zu dieser Jahreszeit fast täglich zwischen zwei und drei Uhr Nachmittags zu regnen beginnt. Da wir an diesem Tag eigentlich die sechs Stunden bis New Bridge laufen wollten, war Eile geboten. In Pothana hatten wir unseren günstigsten Aufenthalt auf der gesamten Tour. Wir bezahlten pro Person ca. 6 Euro (Übernachtung + Essen), wobei die Übernachtung mit 100-300 Rupien nicht ins Gewicht fällt.
Von Pothana aus läuft man über Grasmatten und vereinzelte Stufen durch einen lichten Wald, der immer wieder den Blick auf die gegenüberliegende Talseite und - bei guter Sicht - auf die Annapurna-Gruppe freigibt. Es geht zunächst leicht bergan, ab Pitam Deurali (dem ersten Punkt über 2000m) dann steil bergab. Der wunderschöne Wald, der uns umgab, konnte uns nicht von dem an dieser Stelle extrem anstrengenden Pfad ablenken. Es geht auf unebenen, teilweise lockeren Steinstufen in unterschiedlichster Höhe hinab. Wir kamen außerdem in eine Karawane von geführten Gruppen, die sich langsam den Weg hinab schlängelte. Mit viel Geduld schafften wir es immer wieder Teile der langgezogenen Gruppen zu überholen; sobald wir aber auch nur eine kurze Verschnauf- oder Energie-Riegel-Pause machten, kam der Pulk schon wieder von hinten an uns heran, sodass wir uns den Vormittag über immer wieder gehetzt gefühlt haben. Nach einiger Zeit trafen wir wieder die Kanadierin vom Vortag, die noch früher los gelaufen war, und die langsam, aber stetig wanderte. Gut gelaunt meinte sie: "You're clever, you have been using sunscreen all day. I just didn't think of it … now I might be looking like a lobster." Sie hatte recht.
Kurz darauf erreichten wir Tolka - der einzige Abschnitt der Tour, bei dem man einige Zeit auf der Schotterpiste wandert. Kurz hinter Tolka, bei einer Linkskurve, die durch einen Fluss führt, kann man allerdings wieder auf den alten Wanderpfad wechseln, der einen zumindest für eine Weile von der Straße wegführt. In der Mittagshitze erreichten wir dann - ziemlich erschöpft - Landruk und folgten der Empfehlung unseres Reiseführers ins Tibetean-Guest House. Die schwüle Hitze und die zunehmende Bewölkung ließen schon auf nichts Gutes schließen, trotzdem machten wir Halt für ein Mittagessen. Das Essen war super lecker, allerdings extrem mit Knoblauch gewürzt … Geschmackssache ;)
Als wir mit dem Essen fertig waren, hatte sich weiter oben im Tal - also in der Richtung, in die wir wandern wollten - schon eine dunkelgraue Regenwolke eingenistet. Daher beschlossen wir, die Nacht in Landruk zu verbringen und kein Risiko einzugehen. Die Vorstellung noch eine Stunde in strömendem Regen wandern zu müssen, war überhaupt nicht verlockend, zumal wir die Befürchtung hatten, dass unsere Kleidung, wenn sie einmal nass geworden wäre, bei der schwülen Hitze nie wieder getrocknet wäre.
Im Nachhinein war die Entscheidung in Landruk zu bleiben goldrichtig. Kaum eine halbe Stunde später fing es an, in Strömen zu gießen. Der Regen hielt bis ca. 6 Uhr an, danach kam so schnell die Sonne wieder heraus, wie sie gegangen war und es traf eine japanische Reisegruppe in unserer Lodge ein. Die sechs Rentner*innen waren mit drei Trägern und einem Guide unterwegs und waren auf der vorletzten Etappe ihrer fünf Tages Rundreise durch die niedrigeren Regionen des ABC Treks und der Annapurna-Runde. Obwohl die sechs fast kein Englisch sprachen, entwickelte sich eine fröhliche Gesprächsrunde beim Abendessen, die dem Tag ein versöhnliches Ende gab und für uns mit einer Einladung nach Japan endete.
Das Tibetean Guest House in Landruk am frühen Morgen. Im Hintergrund wieder die Annapurna South in der Morgensonne
--- Fortsetzung folgt ---
Zeitraum:
23.April - 01.Mai
Vorgeschichte
Meine Freundin und ich hatten das große Glück - trotz unterschiedlicher Studienfächer - im Frühjahr 2014 beide gleichzeitig unseren Abschluss zu machen. So nahm bereits Ende 2013 der Traum nach einer großen Reise mehr und mehr Gestalt an. Sie war schon einmal fünf Wochen durch Südindien gereist und fasziniert von der kulturellen und landschaftlichen Vielfalt. Ich wollte zum ersten mal außerhalb Europas reisen und wirklich einmal in der Ferne unterwegs sein. Beide wollten wir wandern, draußen sein, die Natur genießen. So bot sich Nepal als Traumreiseziel an. Auf unserem Programm stand DER Trekking-Klassiker: Die Annapurna Runde. Wir hatten dafür drei Wochen eingeplant und wollten von Besisahar nach Ghorepani wandern und von dort auf den Annapurna Base-Camp Treck wechseln und sehen, wie weit wir dort noch kommen würden. Die Tour sollte dann in Pokhara enden.
Die Wanderung auf der Annapurna-Runde verlief allerdings nicht ganz so, wie geplant. Nach acht Tagen wurden wir in Ghyaru (3700m) von der Höhenkrankheit gestoppt. Daraufhin stiegen wir wieder nach Pisang ab um uns zu erholen. Dort erfuhren wir von einem Guide, der mit einem Kollegen im High Camp telefoniert hatte, dass jener dort mit seiner Gruppe im hüfthohen Schnee stecken geblieben war und nicht über den Pass gehen konnte. Außerdem war die Wettervorhersage für die kommenden Tage ziemlich schlecht - es sollte immer kälter werden und noch mehr schneien. So entschieden wir uns nicht länger zu warten, sondern abzusteigen, mit dem Bus von Besisahar nach Pokhara zu fahren und von dort aus den Annapurna Base-Camp Trek (ABC) zu starten, damit wir wenigstens noch diesen Treck ganz laufen konnten. Gesagt, getan, wir verbrachten noch drei Tage in Pokhara um uns zu erholen, neue Permits (TIMS und ACAP, jeweils ca. 18 Euro) zu besorgen und dann ging es los, auf den ABC.
Der Phewa-See, an dessen Ufer Pokhara liegt, im Abendlicht
Die Eisriesen der Annapurna-Gruppe im Hintergrund. Links der fast 7000m hohe Machhapuchhre
Ausrüstung:
Da wir vorher bereits auf der Annapurna-Runde unterwegs gewesen waren, hatten wir einige unnötige Ausrüstung und Kleidung in Pokhara zurück gelassen. Man braucht z.B. kein Fleece-Inlay für den Schlafsack und auch keine vier Paar Wandersocken. Unnötig sind außerdem - zumindest für uns - viele Bücher, sie sind schwer und man kommt nicht so viel zum Lesen. Außerdem gibt es in den meisten Lodges kleine Büchersammlungen, die frühere Trekker zurück gelassen haben.
Man braucht außerdem auch keinen Wasserfilter mitzunehmen. Fast jede Lodge hat einen eigenen Wasserfilter. Die am Trek liegenden Dörfer haben sich vor einiger Zeit darauf geeinigt, dass keine Plastikflaschen mit Wasser mehr verkauft werden dürfen, da es keine Entsorgung für den Müll gibt. Daher muss man seine eigenen Flaschen mitbringen und kann sie sich dann dort auffüllen lassen.
Unbedingt notwendig sind jedoch wasserdichte Wanderschuhe (wir waren 1,5 Tage im nassen Schnee unterwegs) und ein warmer Schlafsack. Wir hatten Schlafsäcke mit Comfort-Temperaturen von -3°C und -5°C, die beide wunderbar warm waren. Es gibt in den meisten Lodges auch Decken, die aber eigentlich von den Trägern (die keine Schlafsäcke dabei haben) verwendet werden. Man bekommt häufig noch eine Decke, wenn man danach fragt, sollte es aber keine mehr geben und man hat keinen ausreichenden Schlafsack, wird es sicherlich eher ungemütlich. Als unentbehrlich hat sich außerdem ein Mückenspray erwiesen. Auf der Annapurna-Runde hatten wir mit den Plagegeistern keine Probleme, auf dem ABC wurden wir während der ersten drei Tage immer wieder gestochen. Bei einigen Mitwanderer*innen, die wir getroffen haben, hatten sich die Stiche auch allergisch entzündet, weswegen ein bisschen Schutz sicher nicht schaden kann ...
Tag 1: Pokhara - Phedi - Pothana
Unser Rother Wanderführer "Annapurna Treks" schlug vor, mit dem Taxi von Pokhara nach Phedi zu fahren und von dort den Trek zu starten. So starteten wir nach einem letzten ausgiebigen Frühstück auf vier Rädern mit dem Taxi (800 Rupien). In Phedi angekommen wurden wir sofort von einer Gruppe von Frauen belagert, die Schmuck aus tibetischer Produktion verkaufen wollten - good Quality, good Price … wie immer - und die wir erst wieder los wurden, nachdem wir ein Armband gekauft hatten. Phedi selbst ist eine Ansammlung von einigen Häusern, die an der Straße Richtung Baglung liegt. Dementsprechend unspektakulär ist auch der Starpunkt des ABC. Es gibt ein Metallschild hinter dem eine Natursteintreppe steil nach oben in den Wald hineinführt. Bereits nach wenigen Minuten wurden uns zwei Dinge klar: 1. Mangos als Verpflegung sind zwar extrem lecker, aber zu schwer und im Tiefland in der Mittagshitze an einem Südhang einen steilen Weg, der fast ausschließlich aus Treppen besteht, hinaufzuwandern, ist einfach keine gute Idee. Es war unglaublich heiß, unglaublich schwül und - wie bereits betont - unglaublich steil. Positiv betrachtet war dieser Abschnitt jedoch ein erstes gutes Training für die zigtausend Stufen, die uns im weiteren Verlauf der Wanderung noch erwarten würden.
Uns fiel auf dieser Etappe auf, dass deutlich weniger Menschen unterwegs waren, als auf der Annapurna Runde. Eine Begegnung war allerdings besonders eindrücklich: Wir waren schon fast zwei Stunden unterwegs und machten kurz vor Dhampus noch eine Mango-Pause im Schatten, als eine kleine Frau, mit weißen Haaren und kleinem Rucksack in gemütlichem Tempo von hinten zu uns aufschloss. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, sie war aus Kanada und schon diverse Male in Nepal unterwegs gewesen. Irgendwann meinte sie: "I'm here for seven months … and in September I'm trying to climb Manaslu". Zuerst dachte ich, dass sie die Manaslu-Runde gehen möchte, aber dann machte sie klar, dass sie wirklich vor hat, zum Gipfel zu gehen, und dass sie es 2008 schon einmal probiert hatte, wegen schlechtem Wetter allerdings umkehren musste. Sie war auch nicht auf dem Trek um zum Annapurna Base-Camp zu wandern, sondern um als "little training" einen 6000er in der Region zu besteigen. Den kleinen Rucksack konnte sie sich auch nur leisten, weil sie sechs Träger dabei hatte …
Abgesehen von solchen interessanten, menschlichen Begegnungen fiel uns schon am ersten Tag auf, dass es einen großen Unterschied zwischen dem ABC und der Annapurna-Runde gibt: Auf ersterem gibt es (fast) keine Straße. Man läuft auf schmalen Pfaden durch Reis und Mais-Terrassen, durch kleine Häuseransammlungen und über schmale und alte Hängebrücken über reißende Flüsse. Die endlosen Passagen auf der staubigen Schotterpiste, die wir auf der Annapurna-Runde hassen gelernt hatten, gab es hier einfach nicht.
Die erste Etappe unseres Reiseführers hätte uns eigentlich nur bis Dhampus geführt, wir waren jedoch aufgrund des Trainings auf der Annapurna-Runde relativ schnell unterwegs und beschlossen deshalb noch eine Stunde weiter bis Pothana zu wandern. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert. Pothana ist wunderschön gelegen (mit Blick auf Annapurna South). Wir waren im Gurung Guest House (rechte Seite), welches einen fantastischen Garten hat, in dem man die Füße hochlegen und die warme Sonne genießen kann.
Auf dem Weg nach Dhampus
Typisches Bauernhaus in den tieferen Regionen
Der Weg nach Pothana in wunderschönem Abendlicht
Garten in Pothana
Der Blick auf die Annapurna-South am nächsten Morgen
Tag 2: Pothana - Landruk
Wir starteten früh am Morgen, da die Lodgebesitzerin uns erklärt hatte, dass es zu dieser Jahreszeit fast täglich zwischen zwei und drei Uhr Nachmittags zu regnen beginnt. Da wir an diesem Tag eigentlich die sechs Stunden bis New Bridge laufen wollten, war Eile geboten. In Pothana hatten wir unseren günstigsten Aufenthalt auf der gesamten Tour. Wir bezahlten pro Person ca. 6 Euro (Übernachtung + Essen), wobei die Übernachtung mit 100-300 Rupien nicht ins Gewicht fällt.
Von Pothana aus läuft man über Grasmatten und vereinzelte Stufen durch einen lichten Wald, der immer wieder den Blick auf die gegenüberliegende Talseite und - bei guter Sicht - auf die Annapurna-Gruppe freigibt. Es geht zunächst leicht bergan, ab Pitam Deurali (dem ersten Punkt über 2000m) dann steil bergab. Der wunderschöne Wald, der uns umgab, konnte uns nicht von dem an dieser Stelle extrem anstrengenden Pfad ablenken. Es geht auf unebenen, teilweise lockeren Steinstufen in unterschiedlichster Höhe hinab. Wir kamen außerdem in eine Karawane von geführten Gruppen, die sich langsam den Weg hinab schlängelte. Mit viel Geduld schafften wir es immer wieder Teile der langgezogenen Gruppen zu überholen; sobald wir aber auch nur eine kurze Verschnauf- oder Energie-Riegel-Pause machten, kam der Pulk schon wieder von hinten an uns heran, sodass wir uns den Vormittag über immer wieder gehetzt gefühlt haben. Nach einiger Zeit trafen wir wieder die Kanadierin vom Vortag, die noch früher los gelaufen war, und die langsam, aber stetig wanderte. Gut gelaunt meinte sie: "You're clever, you have been using sunscreen all day. I just didn't think of it … now I might be looking like a lobster." Sie hatte recht.
Kurz darauf erreichten wir Tolka - der einzige Abschnitt der Tour, bei dem man einige Zeit auf der Schotterpiste wandert. Kurz hinter Tolka, bei einer Linkskurve, die durch einen Fluss führt, kann man allerdings wieder auf den alten Wanderpfad wechseln, der einen zumindest für eine Weile von der Straße wegführt. In der Mittagshitze erreichten wir dann - ziemlich erschöpft - Landruk und folgten der Empfehlung unseres Reiseführers ins Tibetean-Guest House. Die schwüle Hitze und die zunehmende Bewölkung ließen schon auf nichts Gutes schließen, trotzdem machten wir Halt für ein Mittagessen. Das Essen war super lecker, allerdings extrem mit Knoblauch gewürzt … Geschmackssache ;)
Als wir mit dem Essen fertig waren, hatte sich weiter oben im Tal - also in der Richtung, in die wir wandern wollten - schon eine dunkelgraue Regenwolke eingenistet. Daher beschlossen wir, die Nacht in Landruk zu verbringen und kein Risiko einzugehen. Die Vorstellung noch eine Stunde in strömendem Regen wandern zu müssen, war überhaupt nicht verlockend, zumal wir die Befürchtung hatten, dass unsere Kleidung, wenn sie einmal nass geworden wäre, bei der schwülen Hitze nie wieder getrocknet wäre.
Im Nachhinein war die Entscheidung in Landruk zu bleiben goldrichtig. Kaum eine halbe Stunde später fing es an, in Strömen zu gießen. Der Regen hielt bis ca. 6 Uhr an, danach kam so schnell die Sonne wieder heraus, wie sie gegangen war und es traf eine japanische Reisegruppe in unserer Lodge ein. Die sechs Rentner*innen waren mit drei Trägern und einem Guide unterwegs und waren auf der vorletzten Etappe ihrer fünf Tages Rundreise durch die niedrigeren Regionen des ABC Treks und der Annapurna-Runde. Obwohl die sechs fast kein Englisch sprachen, entwickelte sich eine fröhliche Gesprächsrunde beim Abendessen, die dem Tag ein versöhnliches Ende gab und für uns mit einer Einladung nach Japan endete.
Das Tibetean Guest House in Landruk am frühen Morgen. Im Hintergrund wieder die Annapurna South in der Morgensonne
--- Fortsetzung folgt ---
Kommentar