[CL/AR] Patagonien März 2005

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  • Phil24
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    • 20.07.2004
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    • Meine Reisen

    [CL/AR] Patagonien März 2005

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Chile
    Land: Argentinien
    Region/Kontinent: Südamerika

    Nachdem ich schon längere Zeit hier mitlese ist es an der Zeit, selber mal einen Reisebericht zu veröffentlichen. Meine Freundin und ich sind im März 4 Wochen durch Patagonien gereist. Einen Großteil der Zeit davon sind wir gewandert.
    Stück für Stück folgt hier unserer Reisebericht und später auch ein paar Fotos.

    Tag 1, Di, 01.03.05

    Um 19:55 Uhr geht's los. Von Düsseldorf zuerst nach Madrid, dann weiter nach Santiago und von dort über Puerto Montt nach Punta Arenas. Insgesamt über 24 Stunden Reisedauer! Die nette Dame am Flughafen in Düsseldorf versprach uns auch, Fensterplätze für den 13 1/2- Stunden-Flug nach Santiago zu reservieren. Aber zunächst gilt es die Hürde Sicherheitskontrolle zu nehmen. Zwar piepen diesmal ausnahmsweise die Ösen und Haken an den Wanderschuhen nicht, dafür wird aber der Handgepäckrucksack bis aufs kleinste untersucht. Vor allem die Benzinflasche des Kochers erregt Aufsehen - gut dass wir sie vorher mit Tee gefüllt hatten. Wahrscheinlich fragt man sich noch heute, warum wir mit einer Benzinflasche voll Tee reisen... Auf dem Flug nach Madrid passiert nichts aufregendes, wir sind auch pünktlich und müssen uns keine Sorge wegen des Anschlussfluges machen. Doch dann die böse Überraschung: die Dame, die uns in Düsseldorf Fensterplätze versprach, hat uns stattdessen die Plätze genau in der Mitte der Sitzreihen gegeben. Also die mittleren Sitze des 4er Sitzblocks. Von beiden Seiten eingequetscht und ohne Zugang zum Gang müssen wir die Nacht verbringen.

    Tag 2: Mi, 02.03.05

    Irgendwie haben wir in der Nacht doch ein wenig Schlaf gefunden. Vom Landanflug auf Santiago am Morgen bekommen wir aber nicht viel mit, wir sitzen ja in der Mitte. So kann man die Anden unter uns nur erahnen. Und dann auch das noch: Als wir unser Gepäck abholen wollen stellt sich heraus, dass Philips Gepäck immer noch in Madrid ist. Wir können nur hoffen, dass das Nachschicken funktioniert, aber immerhin wussten die Leute am Flughafen schon Bescheid, wo der Rucksack gerade ist.
    Weiter geht's dann nach Punta Arenas. Bei schönstem Wetter bietet sich uns eine grandiose Aussicht auf die Anden tief unter uns. Als wir in Puerto Montt zwischenlanden regnet es allerdings. Ob das in Punta Arenas auch so ist? Doch kaum sind wir wieder in der Luft, lockern die Wolken auf und uns bietet sich ein fantastischer Blick auf die Berge, Seen und das patagonische Inlandeis. Nebenbei erhaschen wir schon mal die ersten Blicke auf unsere Wanderziele in den nächsten Tagen, den Fitz Roy und den Torres del Paine Park. Auch in Punta Arenas ist schönstes Wetter, blauer Himmel und richtig warm, nur ein wenig windig. Genau das richtige Wetter, um einen ersten Ausflug in die Stadt und an den Strand zu machen. Untergekommen sind wir übrigens im Hospedaje Magallanes, in dem Sebastian, ein Deutscher, zusammen mit seiner chilenischen Frau ein paar Betten vermietet. Als wir zurückkommen erzählt er uns, dass die Fluggesellschaft angerufen hat, die unser Gepäck morgen am späten Nachmittag vorbeibringen will.

    Tag 3: Do, 03.03

    Für heute hatten wir sowieso einen Tag in Punta Arenas eingeplant, um uns die Pinguine anzusehen. Insofern ist es nicht ganz so schlimm, dass das Gepäck noch nicht da ist. Aber gut, dass das Wetter so schön ist, die Regenjacke ist nämlich dummerweise auch im Gepäck. Die Fahrten zu den Pinguinkolonien starten immer erst nachmittags, so haben wir morgens bei bestem Wetter Zeit, uns den Friedhof der Stadt anzusehen. Die prächtigen Grabmäler und Mausoleen zeigen viel vom vergangenen Reichtum der Stadt. Ebenfalls sehr sehenswert ist der Palacio Braun. Von Bädern aus italienischem Marmor, französischen Tapeten bis zum extra aus England herbeigebrachten Billardtisch ist hier alles vom feinsten. Die Schafsbarone des 19./20. Jahrhunderts wussten schon zu leben. Aber fast nichts kommt hier aus Patagonien, alles ist aus Europa importiert.
    Nachmittags geht es dann per Bus zu der Pinguinkolonie am Seno Otway. Eigentlich wollten wir zu Isla Magdalena (dort gibt es wesentlich mehr Pinguine) aber vermutlich mangels Teilnehmern findet die Fahrt heute nicht statt. Aber auch am Seno Otway gibt es genügend von den possierlichen Tierchen zu sehen. Als wir dort ankommen, fahren die letzten Busse schon wieder, wir haben also mit den 15 Personen aus unserem Bus die Pinguine ganz für uns alleine.
    Als wir dann am Abend wieder in unser Hospedaje zurückkehren die böse Überraschung: das Gepäck ist leider immer noch nicht da, so ein Mist!!! Damit erledigt sich auch unser Plan, am nächsten Tag direkt mit dem ersten Bus nach Puerto Natales zu fahren.

    Tag 4: Fr, 04.03.

    Der Tag beginnt mit der Ungewissheit, ob und wann denn wohl das Gepäck ankommt. Also heißt es erst mal warten! Aber um etwa 11 Uhr kommt es doch. Allerdings etwas ramponiert, im Deckelfach des Rucksacks sind einige Löcher, trotz Rucksackhülle (die ist aber auch kaputt). Sieht so aus, als ob er in Madrid vom fahrenden Gepäckwagen gefallen ist. Aber egal, wir besorgen uns schnell bei Sebastian, der auch eine Reiseagentur besitzt, Busfahrkarten nach Puerto Natales und für den nächsten Tag weiter in den Torres del Paine Nationalpark und machen uns auf den Weg. In Puerto Natales angekommen belagert uns direkt eine Schar von Leuten, die uns alle in ihr Hostel locken wollen. Wir gehen ins "Hostal Nancy", welches wir uns schon im Reiseführer ausgeguckt haben. Alles ist dort noch ziemlich neu und teilweise noch nicht ganz fertig, aber alles in allem recht schön. Wir leisten uns ein Doppelzimmer mit eigenem Bad für je $7000,- (ca. 9,50 ?). Den Nachmittag verbringen wir mit einem "Stadtbummel" (eigentlich ist der Ort ja ziemlich hässlich), spazieren die ganz nette Uferpromenade entlang und genießen dort den Blick auf den "Seno Ultima Esperanza". Vor der anstehenden mehrtägigen Nudeldiät leisten wir uns noch mal einen leckeren Hamburger bei Masay.

    Tag 5: Sa, 05.03.

    Heute geht es richtig los: früh morgens um 7.30 holt uns der Bus in den "Torres del Paine" Nationalpark in unserer Pension ab. Vorher erfreuen wir uns noch an einem tollen Sonnenaufgang mit rosa gefärbten Wolken. Die Fahrt dauert etwa 2,5 h und führt hauptsächlich über Schotterstraßen. In Parknähe können wir aus dem Bus heraus schon mal ein paar Blicke auf Guanakos und Flamingos werfen, aber auch auf verkohlte Überreste des Brandes. Da wegen des verheerenden Waldbrandes der "Circuito" offiziell gesperrt ist werden wir das "W" laufen und lassen uns an der Anlegestelle des Katamarans zum Refugio Pehoé absetzen. Bis zu Abfahrt des Bootes bleibt noch genügend Zeit den beeindruckenden "Salto Grande" (ein Wasserfall) anzusehen und die ersten Fotos von den "Cuernos del Paine" zu schießen. Man weiß ja nie ob die nicht die nächsten Tage hinter den Wolken verborgen bleiben. Auf der Überfahrt über den Lago Pehoé verschlechtert sich leider das bis dahin schöne Wetter: starker Wind zieht auf und es fängt an zu regnen. Das fängt ja gut an!
    Der Weg in Richtung Refugio Grey bietet zunächst nicht viel Besonderes, es geht allerdings überwiegend bergauf. Nach einiger Zeit bieten sich aber schon mal die ersten Ausblicke über den Grey-Gletscher. Bis zum Refugio Grey geht es dann in stetigem Auf- und Ab im Regen durch Wälder und Büsche bis wir nach insgesamt 3,5 Stunden endlich das Refugio erreichen wo wir uns erst mal in der gemütlich warmen Hütte aufwärmen und unseren "Mittagsimbiss" (inzwischen ist es schon 17 Uhr) einnehmen. Eigentlich wollten wir ja noch 4 km weiter zum Campamento Guardas laufen, aber da es sowieso regnet und wir, wie eigentlich immer am Anfang einer Tour, schwer mit der Last auf dem Rücken zu kämpfen haben, schlagen wir letztendlich doch unser Zelt auf dem Zeltplatz neben dem Refugio auf. Als der Regen etwas nachlässt machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt auf die Gletscherzunge.

    Tag 6: So, 06.03.

    Die ganze Nacht über regnet es und auch am Morgen ist noch keine Besserung in Sicht. Aber es hilft nichts, als der Regen etwas nachlässt, quälen wir uns aus den Schlafsäcken, frühstücken stehend unser Müsli und packen die nassen Sachen zusammen. Zunächst geht es den gleichen Weg wieder zurück zum Lago Pehoé. Zum Glück klart es jetzt etwas auf und auch der Regen hört auf. Wie anders der selbe Weg doch aussehen kann, wenn man nicht völlig durchnässt durch den Regen laufen muss. Noch einmal können wir die (heute viel schönere) Aussicht auf den Glaciar Grey genießen, bevor es wieder hinunter zum Lago Pehoé geht. Und dort lässt sich doch tatsächlich die Sonne für einen kurzen Augenblick sehen! Gestärkt geht es nach einer Mittagspause weiter zum Campamento Italiano. 2 Stunden führt der Weg durch dichtes Gestrüpp und verkrüppelte Wäldchen ohne nennenswerte Steigungen bis wir schließlich ziemlich erschöpft den Campingplatz erreichen.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:12. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Robiwahn
    Fuchs
    • 01.11.2004
    • 2099
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    jojo, nur weiter so, wo bleiben die Fotos ??? War schon Herbst ? Wenn nicht, habt ihr die schönste Zeit verpasst. Ich sag nur Stichwort "Indian Summer". Aber erzähl einfach weiter, und lass dich vom dummen Geschwafel eines Patagonienvirusinfizierten nicht irre machen .

    grüße, Robert, der zwar lieber die XI. Region Aysen propagieren will, dafür aber mal seine eigenen Reisetagebücher abtippen müsste.
    quien se apura, pierde el tiempo

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    • Phil24
      Anfänger im Forum
      • 20.07.2004
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      • Meine Reisen

      #3
      Ich bin zur Zeit ein wenig im Stress, aber ich denke dass ich nächste Woche wieder ein wenig zum tippen komme. Dann gibts auch Fotos.

      Philip

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      • Phil24
        Anfänger im Forum
        • 20.07.2004
        • 23

        • Meine Reisen

        #4
        So, weiter geht es mit dem Bericht:

        Tag 7: Mo, 07.03.

        Heute machen wir zunächst ohne Gepäck einen Abstecher ins Valle del Francés. Der Weg führt durch den Wald stetig bergauf. Zuerst recht steil, doch dann wird es ebener. Es ist richtig kalt und hin und wieder schneit es. Auf den Bergen um uns herum liegt Neuschnee. Nach 2 Stunden erreichen wir das Campamento Britanico. Noch ein kurzer Aufstieg und uns bietet sich ein grandioser Blick ins Tal hinunter und auf die umliegenden, allerdings wolkenverhangenden Berge und die Cuernos del Paine. Hin und wieder zeigt sich blauer Himmel, aber um die Berge herum bleiben die Wolken leider beharrlich hängen. Als wir schließlich vom eisigen Wind völlig durchgefroren die Abstieg beginnen wollen, verziehen sich die Wolken doch noch und geben nun endlich den Blick auf die Cuernos frei. Natürlich müssen wir dann noch ein wenig bleiben und ausgiebig fotografieren.
        Nach etwa 2 Stunden Abstieg erreichen wir wieder den Campingplatz, bauen unser Zelt ab und brechen in Richtung Campamento Cuernos auf. Wieder geht es hauptsächlich durch Wald und niedriges Gestrüpp zunächst zum Lago Nordenskjöld hinunter und dann über Geröll an seinen Ufern weiter, bis wir den leider sehr steinigen Campingplatz erreichen. Eigentlich wollten wir uns dort mal wieder eine schöne warne Dusche gönnen, doch gerade in dem Moment, wo wir unter der Dusche stehen, geht das Gas zuende (was wir natürlich da noch nicht wissen) und es gibt nur noch kaltes Wasser. Wie ärgerlich! Draußen ist es ziemlich windig - hoffentlich bleibt unser Zelt stehen - und recht kalt. Aber dafür können wir zum ersten Mal den sternenklaren Himmel bewundern.

        Tag 8: Di, 08.03.
        Der erste Blick am Morgen nach dem Aufwachen aus dem Zelt fällt auf den blauen Himmel. Also nichts wie raus aus dem Schlafsack um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. So können wir miterleben, wie sich die wenigen Wolken von weiß über rot nach orange verfärben und die Cuernos im ersten Sonnenlicht golden erstrahlen. Traumhaft schön! Das Wetter ist heute richtig angenehm zum wandern: schön sonnig und warm. Der Weg führt zunächst wie gewohnt in mehr oder weniger starkem auf und ab durch Sträucher und über Wiesen. Irgendwann geht es dann aber doch schweißtreibend ziemlich steil nach oben, dafür bieten sich aber schöne Ausblicke über den Lago Nordenskjöld und weite Teile des Parks. Bis zum Refugio Chileno geht es dann auf sehr einfachem Weg zunächst weiter bergauf, aber leider auch wieder bergab ins Flusstal. Gestärkt durch ein kleines Päuschen machen wir uns auf, die letzen km und Höhenmeter zum Campamento Torres zu bezwingen. Der Weg führt hier durch schönen Südbuchenwald (sieht fast so aus wie zu Hause, warum sind wir überhaupt um die halbe Welt gereist? :wink: ) leider nicht nur bergauf, sonder bei jedem kleinen Bächlein auch wieder einige Meter hinab. So sind wir dann doch ganz froh, als wir am Ziel ankommen und uns nach kurzer Suche einen der letzten schönen Plätze für unser Zelt sichern können. Es ist ziemlich windig und kalt und so verziehen wir uns nach dem Essen schnell mit einem Becher "Glühwein" ins Zelt. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum sind wir im trocknen, fängt es an zu schütten und es wird richtig stürmisch.

        Tag 9: Mi, 09.03.
        Wir haben sicherheitshalber mal den Wecker gestellt, vielleicht ist es ja wieder schön und wir können die Torres del Paine im Sonnenaufgang bewundern. Es ist auch herrliches Wetter, aber leider verschlafen wir den richtigen Zeitpunkt zum Aufstehen, so dass wir gerade noch durch die Baumwipfel hindurch die Spitzen die Torres golden leuchten sehen. Die ganze Nacht war es so stürmisch, dass wir vor lauter Rauschen der Bäume den Wecker nicht gehört haben :bash: . Trotzdem machen wir uns sofort auf den 45-minütigen Anstieg zu den Torres, deren Zacken von der Morgensonne beschienen in den strahlend blauen Himmel ragen. Einfach fantastisch dieser Anblick! Nur der Wind bläst weiter so stark, dass man aufpassen muss, nicht von dem steinigen Weg gefegt zu werden. Wieder am Campingplatz angekommen, packen wir unsere Sachen und laufen das Tal wieder hinunter zur Hosteria Torres, wo wir den Bus zurück nach Puerto Natales nehmen. Auf der Busfahrt können wir noch mal ein paar klägliche Überreste der Vegetation beobachten, die der Waldbrand übrig gelassen hat: verkohlte Baumstämme und verbrannte Erde deren Staub der Wind in die Luft wirbelt.

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