[GB] Schottland - Highlands und WHW + Fotos

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  • Melanie
    Dauerbesucher
    • 03.09.2004
    • 686

    • Meine Reisen

    [GB] Schottland - Highlands und WHW + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Wir sind heil, zufrieden und ziemlich chaotisch wieder im Lande angekommen und ich hab mir brav Notizen gemacht um euch mit einem Reisebericht erfreuen zu können.

    Hier also die ersten Tage:

    [snip]

    Es geht los

    Nach Schottland also soll es gehen, da Lappland außerhalb der finanziellen Möglichkeiten ist. In die Highlands, falls es das Wetter zulässt in die Letterewe-Wilderness.

    Nach - zumindest meinerseits - etwas chaotischen Reisevorbereitungen und nachdem nun klar ist, dass wir uns sinnvollerweise in Mainz und nicht in Frankfurt treffen, da der Shuttlebus eh von dort fährt tun wir genau das und packen dann erstmal teilweise um, da ich noch Packsäcke mitbringe, die Stephan braucht.

    Offenbar sind wir bei der Zeitplanung doch noch von Frankfurt ausgegangen, wir haben ewig viel Zeit, sowohl in Mainz, als auch am Flughafen.

    Da wir das Gewicht nur grob überschlagen haben gehen wir auf gut Glück zum Checkin, rechnen aber damit umpacken zu müssen. 15kg pro Nase ist wirklich nicht viel, wenn man 10kg allein an Nahrungsmitteln dabei hat.

    Die gute Waage meint dann auch prompt: 34kg, also zuviel. Wir holen fröhlich ungefähr 5 oder 6kg raus und versuchen es wieder: 32kg. Dumme Blicke unsererseits und das Vorzeigen des schweren Handgepäck-Rucksacks nutzen nichts, wir können entweder nochmal umpacken oder 2kg Übergepäck zahlen - wir sind faul und tun letzteres.

    Je nach Sicht der Dinge ist der Flug angenehm ruhig (Melanie) oder viel zu harmlos (Stephan) - jedenfalls kommen wir um 20:40 Ortszeit in Prestwick an. Für billige 2,60 Pfund kommen wir nach Glasgow.

    Dass Euro-Hostel liegt direkt an der Central Station - man kann natürlich aber auch einmal drumherum laufen, wenn man das lieber mag. Noch am Abend versuchen wir das Gewicht halbwegs fair zu verteilen. Ich habe das Glück ein 4er für mich alleine zu haben, Stephan darf sich mit nächtens Handy telefonierenden Mitbewohnern herumärgern.


    Wo wollten wir nochmal hin?

    Wir treffen uns mehr oder weniger gleichzeitig zum Frühstück und ziehen dann zu letzten Einkäufen in der Zivilisation los.

    Zwei Querstraßen oberhalb der Buchanan Station fallen wir beim Tiso ein und kaufen Benzin, Gas, ein Buff für mich und ein kleines Buch über die Northern Highlands.

    Dann setzen wir uns in den Bus nach Inverness, leider ohne vorher gefragt zu haben wie lange er denn bis dort braucht und ohne Futter. Vier Stunden später kommen wir ziemlich hungrig in Inverness an und beschließen vor weiteren Aktionen etwas zu essen. Allerdings wollen wir noch kurz in Erfahrung bringen wann wir denn wie weiter kommen um nicht durch einen blöden Zufall den Bus knapp zu verpassen. Hätte ich beim Fragen Kinlochewe mal hingeschrieben dann wäre es nicht zu der folgenschweren Verwechslung gekommen. Die Auskunft lautet, dass der Bus nach Fort William in 10 Minuten abfährt und wir dort Anschluss nach Kinlochleven bekommen. Die besorgte Nachfrage ob wir denn "hill walking" machen wollen erweist sich im Nachhinein als reichlich lächerlich - das kann man schließlich so ziemlich überall in Schottland mehr als ausführlich.

    Es erscheint uns merkwürdig, aber viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, also besorgt Stephan in der Bäckerei eine Art Minimalfutterversorgung während ich die Tickets kaufe. Stephan hält noch den Bus auf und wir springen rein. Am Loch Ness entlang geht es nun also nach Fort William.

    Zwei Stunden später kommen wir dort an und entdecken auf der Suche nach dem weiteren Weg unseren Irrtum. Nun also offenbar zumindest für diese Nacht in Fort William gestrandet setzen wir uns in den nächsten Pub, probieren Haggis (durchaus essbar) und schmieden Pläne. Zuerst mal brauchen wir einen Zeltplatz für die Nacht. Wir werden dann wohl also im Dunkeln das erste Mal gemeinsam aufbauen, nun ja, gutes Training. Morgen früh wollen wir dann sehen wie es weiter gehen soll. Entweder gleich wieder Richtung Norden oder - da wir nun schonmal hier sind - doch dem Ben Nevis einen Besuch abstatten.

    Die Idee am Loch einen Zeltplatz zu finden erweist sich schnell als undurchführbar. Das Ufer ist steinig und sehr schmal. Also müssen wir wohl irgendwie raus aus dem Ort. Irgendwie kam die Idee "berghoch" vom Himmel gefallen und wir mühen uns inzwischen schon recht müde mit den schweren Rucksäcken den Berg hoch zum Ziel der "letzten Häuserreihe da oben". Ganz die letzte haben wir nicht erwischt, aber ein halbwegs abgelegenes Plätzchen in einem "Wald" das sich bei näherer Betrachtung am nächsten Morgen dann eher als wilde Müllkippe entpuppte.

    Zeltplatz im Gestrüpp:


    Irgendwann steht irgendwie das Zelt und wir haben uns wohnlich drin eingerichtet. Die erste Nacht draußen und noch dazu in bewohntem Gebiet ist ein wenig unruhig, aber es kann ja nur besser werden.

    Ben Nevis

    Wir stecken offenbar noch zu sehr in der Zivilisationshektik, entsprechend haben wir gestern abend vergessen Wasser mitzunehmen und stehen nun ohne selbiges da. Uns bleibt also nicht viel anderes übrig als einzupacken und wieder runter zu laufen zur Bushaltestelle samt Supermarkt um uns mit Wasser zu versorgen und zu frühstücken.

    Angesichts der zu Tage tretenden Umgebung fällt uns der Aufbruch nicht besonders schwer und wir sitzen bald frühstückend und Tee kochend an der Bushaltestelle.

    Allerdings bietet der morgendliche Blick über das Tal schonmal einen Vorgeschmack auf schottisches Wetter:

    Blick ins Tal:


    Und ein paar Minuten später ist da plötzlich ein See:


    Wir entscheiden uns tatsächlich mal zum Ben Nevis zu laufen und einfach mal zu schauen wie weit wir ohne Rucksäcke kommen. Vorher kaufen wir aber noch Äpfel und eine entsprechende Karte von OS in einem der zahlreichen Outdoorläden im Ort. Im Ben Nevis Center dürfen wir unsere Rucksäcke deponieren und ziehen mit einem "Daypack" bewaffnet um 13 Uhr los. Bis 20 Uhr müssen wir spätestens zurück sein, aber dann ist es eh dunkel.

    Der kleine Lederrucksack ist denkbar ungeeignet weil hoffnungslos zu klein für uns beide. Stephan schnürt er die Schultern noch mehr ab als mir und auch Äpfelwettessen hilft nicht besonders viel. Dennoch sind wir recht fix unterwegs und bald schon auf dem Plateau zwischen Ben Nevis und
    Meall an t-Suidhe auf ca. 600 Metern. Aber wir hatten uns vorgenommen um 16 Uhr umzudrehen und tun das auch obwohl das Wetter durchaus annehmbar ist, wenn auch mit Nieselregen.

    Blick von der Flanke des Ben Nevis ins Glen Nevis:


    Im Nachhinein gesehen hätten wir uns auch böse sowohl in Höhe als auch Entfernung des Gipfels verschätzt. Die angebenen acht Stunden für Auf- und Abstieg sind vielleicht ein bisschen großzügig gerechnet (zumindest bei gutem Wetter) aber offenbar sehr wohl realistisch.

    Wir sind fix wieder unten und in Fort William (ungefähr 18:30) und nutzen mal wieder die Toiletten des Supermarkts. Auf dem Weg zurück finden wir auch ein netteres Zeltplätzchen für die Nacht am River Nevis. Durch Fort William bummelnd sehen wir mehr Outdoorläden als sonst etwas und entdecken einen Pub, der Stephans Gelüste nach Pizza zu stillen verspricht. Also zurück zum Ben Nevis Center die Rucksäcke abholen.

    Das Restaurant über dem Pub ist überaus edel und warm.... sehr warm! Aber das Futter macht satt und stärkt uns für den langen Weg zum Zeltplatz mit den schweren Rucksäcken - warum haben wir eigentlich so elend viel dabei?

    Auf dem Weg zum Zeltplatz laufen wir noch am Busbahnhof vorbei und schauen nach wann ein Bus in den Norden fährt. Wir beschließen um 14:00 nach Kyle of Lochalsh zu fahren (gegenüber der Insel Skye) um von dort aus per Anhalter oder sonstwie weiter zu kommen.
    Es ist natürlich längst dunkel als wir am Zeltplatz ankommen, aber wir haben ja schon die Nacht vorher geübt und diesmal deutlich mehr Platz und vorhin schon ein wenig aufgeräumt.
    Zuletzt geändert von November; 06.11.2011, 16:31.
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  • Fjaellraev
    Freak
    Liebt das Forum
    • 21.12.2003
    • 13981
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Na das kann ja heiter werden :wink: . Wenn es in dem Stil weiter geht gibt das einen guten, lustigen Bericht von einer "interessanten" Tour.
    Bin schon gespannt auf den weiteren Verlauf...

    Welcome back
    Henning
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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    • Stephan79
      Erfahren
      • 15.10.2003
      • 114
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      • Meine Reisen

      #3
      ...das war noch der eher geordnet verlaufene teil unserer tour *g*
      Gruß, Stephan
      www.ubiquitaer.com

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      • Thomas
        Alter Hase
        • 01.08.2003
        • 3118
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Ich versuche grad vor dem geistigen Auge die Route bis jetzt nachzuvollziehen und komme irgendwie auf einen ziemlichen Zickzack-Kurs.

        Bin gespannt, wie es weiterging.
        Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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        • Melanie
          Dauerbesucher
          • 03.09.2004
          • 686

          • Meine Reisen

          #5
          Kinlochleven (Kinlochlihvin gesprochen) hört sich - noch dazu mit halb verschlucktem "l" und "n" halt ziemlich genau so an, wie ich mit meinen (zugegebenermaßen eher spärlichen) Englischkenntnissen annahm, dass Kinlochewe ausgesprochen würde. Auf "Kinlochijuh" wär ich wahrlich zuletzt gekommen.

          Und das war ja erst der Anfang....

          Melanie
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          • Thomas
            Alter Hase
            • 01.08.2003
            • 3118
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Wir mussten damals auch erst lernen, dass "Guinness" nicht ganz so ausgesprochen wird, wie man es vermutet, um die Pubs nicht durstig verlassen zu müssen. ;)
            Ansonsten sprechen die Schotten allgemein nicht gerade Oxford.
            Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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            • boehm22

              Lebt im Forum
              • 24.03.2002
              • 8237
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Da hatte ich aber mächtig Glück, daß ich beim Busfahrer nicht nach Kinlochewe - sondern nach Poolewe (sprich: Poolijuh) gefragt hatte.

              Meine Aussprache war auch total daneben - aber es gab nix mit dem es zu verwechseln gewesen wäre
              Viele Grüße
              Rosi

              ---
              Follow your dreams.

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              • Melanie
                Dauerbesucher
                • 03.09.2004
                • 686

                • Meine Reisen

                #8
                Wie erwähnt: das Zickzack geht weiter...

                [snip]


                Der Ausflug in die nördlichen Highlands

                Die erste richtige Nacht draußen und ein Frühstück auf der Kiesbank am Fluss lässt so langsam die Zivilisationshektik hinter uns zurück bleiben. Das kalte Wasser beim Waschen im Fluss vertreibt dann endgültig jegliche Zweifel ob wir wirklich draußen sind.

                Ganz langsam entwickelt sich auch eine gewisse Routine beim Einpacken und wir stehen uns nicht mehr so im Weg rum. Die Schlafsäcke trocknen und zu lüften während des Frühstücks. Mein Trockenwunder von Handtuch geht aber lieber im Wind auf Wanderschaft, verfehlt aber zum Glück die Schlammpfütze und den Fluss doch knapp.

                Wir laufen nach Fort William hinein und kaufen noch einige Postkarten bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machen.
                Der Citylink-Bus lässt nicht lang auf sich warten und wir steigen - diesmal mit ein wenig Proviant versorgt - ein.

                Einer der unzähligen Citylink-Busse die uns durch die Gegend schaukelten:


                Die Fahrt nach Kyle of Lochalsh verschlägt uns mehrfach den Atem. Die Landschaft ist unfassbar schön und das Wetter liefert heftiges Schneegestöber mit Sturmböen kostenlos dazu. Letzteres lässt uns die Idee durch die Letterewe Wilderness zu laufen ein wenig fragwürdig erscheinen, aber noch wissen wir nicht einmal ob und wie wir dort hin kommen und wollen erstmal abwarten, ob wir in Kyle of Lochalsh nicht nähere Informationen auch zum Wetter bekommen können.

                Die Tourist Information ist allerdings geschlossen, es gibt also auch keine Infos. Da wir annehmen am heutigen Tag nirgendwo mehr hinzukommen außer trampenderweise laufen wir - halb auf der Suche nach einem Zeltplatz - durch den Ort und schauen uns an der Küste um.
                Die Insel Skye liegt direkt gegenüber und wir überlegen zwischendurch ob wir dorthin fahren sollten - die Brücke die hinüber führt ist vom Hafen aus zu sehen.

                Die Brücke nach Skye:


                Wir beschließen, dass es nicht notwendig ist, dass ein Geograph oder eine Biologin wissen müssen ob man es bei dem Gewässer vor sich mit der Nordsee oder mit dem Atlantik zu tun hat und lassen uns von den wahnsinnig schnell wechselnden Stimmungsumschwüngen im schottischen Wetter faszinieren:

                Wenige Kilometer weiter ein ganz anderes Bild:


                Durch Zufall stolpern wir mehr oder minder am Bahnhof über einen vertrauten Namen: "Achnasheen" 15km von Kinlochewe entfernt. Zu unserem Glück fährt auch wenig später ein Zug. Wir vertreiben uns die Zeit damit das Örtchen anzuschauen - die Rucksäcke lassen wir im Bahnhof - und sitzen wenig später im Zug ins Landesinnere. Die Bahnstrecke verläuft quer durch Schottland und endet in Inverness - Inverness? Waren wir da nicht schonmal?

                Je tiefer wir ins Landesinnere kommen, desto mehr Schnee liegt bzw. schneit vom Himmel, so auch in Achnasheen. Besagter Ort besteht aus 3 Häusern, einer Schule und dem Bahnhof samt Tourist Information und großzügiger Toilette.

                Zumindest diese Nacht müssen wir hier verbringen also laufen wir die Straße entlang Richtung Kinlochewe und wollen uns ein ruhiges Plätzchen suchen. Da es immer windiger wird und langsam zu dämmern anfängt haben wir es ein wenig eilig und landen schlußendlich auf einer recht feuchten Weide in einem flachen ost-westwärts ausgerichteten Tal - ohne jeglichen Windschutz.

                Während wir das Zelt aufbauen beginnt es wieder zu schneien und plötzlich sind wir recht schnell und schaffen es das Zelt halbwegs trocken aufzubauen. Auch wenn es immer heißt es ginge nicht: auch Zelte deren Innenzelt man am Gestänge einhängen muss kann man mit dem Außenzelt zuerst aufbauen - es erfordert eben ein wenig Akkrobatik aber dafür bleibt das Zelt trocken.

                Es ist nicht daran zu denken draußen zu kochen, Hunger haben wir aber dennoch, also werfe ich den Gaskocher in der kleinen windabgewandten Apsis an. Kocher draußen, ich drinnen (meistens), so lässt sich auch bei fiesem Wetter halbwegs brauchbar was zaubern. Beim Wasserholen fliegt mir allerdings der Beutel des Filters samt Reinigungsschwamm weg und verschwindet in der Dunkelheit. Es gibt Tee und Suppe - nicht sehr nahrhaft aber besser als nichts.


                Da wir annehmen, dass die Schlafsäcke in erster Linie durch die Berührung des Kondenswassers am Zelt nass werden beschließen wir uns im Zelt in den Biwaksack zu verkrümeln. Mit Isomatten und Schlafsäcken drin ist es dann aber schon recht eng. Dennoch wird mir nachts ziemlich kalt (trotz Icebreaker). Besonders von unten kommt die Kälte ziemlich durch, meine Isomatte ist eben doch nicht so das wahre und der Puma ist auf der Rückseite eh eher dünn befüllt. Da es die einzige kalte Nacht wurde nehme ich aber an, dass ich einfach zu wenig gegessen hatte.


                Flucht auf schon bekannten Wegen

                Es hat die ganze Nacht geschneit und tut es auch den Morgen über. Entsprechend müssen wir das Zelt von Schnee und Eis befreien.
                Stephan trifft fast der Schlag als er feststellt, dass ich dem armen trotz kräftigem Wind nur 4 Heringe (plus die für die Apsiden) gegönnt habe.
                Morgens sah das Zelt von der Windseite dann so aus:


                Wir bauen zügig ab und verziehen uns zum Kochen und Waschen zurück zum Bahnhof. Dort wollen wir auch entscheiden wie es weiter gehen soll. Bei der aktuellen Wetterlage erscheint es uns wenig sinnvoll uns ganz abseits von der Zivilisation zu bewegen.
                Am Bahnhof angekommen entscheiden wir uns für den Rückweg: zurück nach Inverness und von dort weiter nach Fort William. Dann nochmal mit etwas mehr Ruhe und Vorbedacht nochmal den Ben Nevis besuchen gehen und dann die dortige Gegend (von der wir nun ja schon eine Karte haben) auf eigene Faust unsicher machen.

                Wir kochen windgeschützt im Wartehäuschen: Nudelsnack Bolognesesauce mit Salami und Olivenöl aufgestockt und Tee natürlich.
                Währenddessen reißt es auf und das schottische Wetter zeigt uns wie es auch sein kann: strahlender Sonnenschein über den weißen Kuppen der umliegenden Berge.


                Doch wir haben inzwischen genug spontane Wetterwechsel gesehen um zu wissen, dass es in einer halben Stunde wieder ganz anders aussehen kann.

                Gekocht, gegessen und gespült passt das Timing perfekt für den Zug nach Inverness. Der Nordsee zu (diesmal sind wir uns auf Anhieb einig und sicher) wird es wieder wärmer und in Inverness liegt gar kein Schnee mehr.

                Die Stunde Aufenthalt in Inverness nutzen wir um ein wenig durch die Stadt zu bummeln, unsere Cookie-Vorräte zu ergänzen und Tee zu trinken. Da wir kein Wasser auftreiben konnten um selbst (mal wieder an der Bushaltestelle) welchen zu kochen kaufen wir zwei Becher. Richtig mit Milch!

                Zum zweiten Mal fahren wir dann das unendliche Loch Ness entlang in Richtung Fort William - dank des selbst für schottische Verhältnisse rasanten Fahrstils des Fahrers wird aber auch diese Fahrt nicht langweilig.

                Wir suchen den schon wohlvertrauten Supermarkt auf und kaufen wieder eine Ladung Äpfel für den zweiten Ben Nevis Versuch sowie ein wenig Fleisch, dass wir am Feuer am Fluss zu grillen gedenken.

                Den schon bekannten Zeltplatz am Fluss erreichen wir noch vor der Dämmerung und bauen das erste Mal in Ruhe im Hellen auf. Es bleibt sogar noch lang genug hell um in Ruhe Holz für das Feuer zu suchen und eine sinnvolle Feuerstelle zu bauen.

                Erstmal kochen wir aber ganz regulär: Couscous mit Mais (Luxus) und altem Gouda.

                Dann versuchen wir ein Lagerfeuer in Gang zu bringen. Meine Selbstbau-Feuerstarter brennen gut aber das Holz nicht. Irgendwann wird es uns zu bunt und wir fangen an mit Benzin rumzuzündeln aber auch das ist von wenig Erfolg gekrönt, wenn man von kurzzeitiger Glut absieht. Nach einer Stunde haben wir die Nase voll und erklären das Holz für zu nass oder uns für unfähig. Das Fleisch braten wir in einer größeren Sauerei in der Pfanne über dem Kocher - auch so sehr lecker.

                Da der Biwaksack sich bewährt hat kommt er wieder zum Einsatz, nur diesmal mit der Abwandlung, dass die Isomatten draußen bleiben was die Bewegungsfreiheit doch deutlich erhöht.
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                • Johannes2801
                  Erfahren
                  • 16.06.2004
                  • 259
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Das nennt ich wirklich chaotisch... :wink:
                  Witziger Bericht, die Ausspracheprobleme kenne ich, wobei ich den schottischen Akzent ziemlich genial finde. Freu mich schon drauf, ab Freitag selber dort zu sein und mir die Menschen anzuhören, frei nach dem Motto: ich versteh Euch zwar nicht immer aber es hört sich genial an....
                  Und der Weg durch das Glen Shiel ist wirklich ein Traum.
                  Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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                  • Melanie
                    Dauerbesucher
                    • 03.09.2004
                    • 686

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Ben Nevis die Zweite

                    In der Nacht hat es geschneit, aber morgens strahlt die Sonne vom Himmel. Wir lassen es uns bei einem ausführlichen Frühstück auf der Kiesbank im Fluss gut gehen. Der Pegel des Flusses ist deutlich niedriger als noch vor zwei Tagen, offenbar tut man gut daran Zeltplätze in Flussnähe ausreichend oberhalb zu wählen wenn man nicht nachts auf einem Wasserbett aufwachen will.

                    Unser Zeltplatz am River Nevis in Fort William:


                    Übermütig geworden durch die warme Sonne waschen wir uns die Haare im Fluss. Stephan hilft mir mittels Wassersack ("Juhu! Ich darf Mel nass machen!") und nach dem dritten Kälteschock merkt man auch nicht mehr viel. Ich möchte lieber nicht wissen, wie viele Hirnzellen das umgebracht hat...

                    Gegen 12 Uhr sieht man uns auf dem Weg zum Nevis Inn. Dort lassen wir unsere Rucksäcke und ziehen mit dem umgebauten Deckelfach meines Rucksacks als Daypack los. Das ist zwar auch nicht optimal, aber allemal besser als die erste Variante mit Lederrucksack. Die Frau vom Nevis Inn meint es sei sehr kalt dort oben und erkundigt sich besorgt nach unserer Ausrüstung. Brav verweisen wir auf Handschuhe, Mützen, heißen Tee, Äpfel, Karte, Kompass und Biwaksack und einigermaßen beruhigt wünscht sie uns einen angenehmen Tag.

                    Auf dem Weg zum See erleben wir - wie den ganzen Vormittag schon - abwechselnd Schneeschauer und strahlenden Sonnenschein. Trotz teilweise kräftigem Wind während der Schneeschauer empfinden wir es beide nicht als kalt. Am See angekommen erwischt uns wieder ein Schneeschauer, der hier schon deutlich windiger und kühler ist, dank Nuptse aber nach wie vor nicht unangenehm.

                    Blick ins Glen Nevis:


                    Uns entgegen kommende Bergsteiger warnen uns sehr besorgt vor dem weiteren Aufstieg - sie scheinen zu glauben, dass wir in jedem Fall auf den Gipfel wollen - und fragen nach Karte und Kompass und unseren Fähigkeiten damit umzugehen. Wir versuchen sie zu beruhigen, dass wir keine Lust auf Abenteuer haben und nur soweit gehen werden wie wir uns sicher sind den Rückweg jederzeit auch im Dunkeln zu finden. Am Gipfel gibt es wohl zur Steilseite hin einige Wächten und die Sicht ist - wie wir selbst bald feststellen - wirklich nicht gerade berühmt. Dennoch gehen wir weiter, denn die Abstiegsrichtung ist offensichtlich (mit Kompass erst recht) und wir hoffen, dass auch dieser Schauer wie die vorherigen bald wieder aufhört. Von Absturzgefahr kann bei dem Gelände sowieso mal gar keine Rede sein.

                    Dummerweise tut uns der Schneeschauer nicht den Gefallen bald wieder aufzuhören. Wir stapfen noch einige hundert Meter weiter durch den Schnee und beschließen dann doch umzukehren. Sehen kann man eh nichts. Wenige hundert Meter weiter blinzelt die Sonne wieder durch die Wolken und lässt im Hintergrund wieder blauen Himmel erahnen. Also wieder kehrt und weiter bergan. Da wir vom ersten Besuch abschätzen können wie schnell wir bergab sind entscheiden wir bis 16 Uhr weiter zu laufen, da wir dann noch gemütlich vor der Dämmerung ins Tal kommen - wir wollen ja auch noch einen neuen Zeltplatz ein Stück ins Glen Nevis rein suchen.

                    An der Flanke des Nevis geht es immer weiter langsam bergauf, aber schon ziehen die nächsten schweren Schneewolken auf. Es wird uns zu dumm, den Gipfel erreichen wir eh nicht mehr, wir drehen um. Kaum getan bricht wieder die Sonne durch und beschert uns geniale Sicht auf Glen Nevis und die umliegenden Berge. Angesichts dieser Aussicht setzen wir uns ein bisschen in den Schnee, trinken Tee und staunen:




                    Eine dicke Wolke, die über Meall an t-Suidhe hängt wird uns unserer Vermutung nach beim Abstieg voll erwischen, aber das kümmert uns nicht weiter.
                    Während des Abstiegs zum See erwische ich dann doch noch eine glatte Stelle und lege mich der Länge nach hin. Etwas ungeschickt abgefangen mosert mein Handgelenk danach ein wenig rum, gibt aber dank Einsatz des allzeit greifbaren Arnika bald wieder Ruhe.

                    Die dicke Schneewolke zieht es vor, vor dem Ben Nevis rechts abzubiegen. Wir sind mal wieder vom schottischen Wetter verarscht worden. Ben Nevis strahlt die ganze Zeit in voller Pracht hinter uns her als wolle er uns auslachen - wären wir weiter gegangen hätten wir nun von oben doch eine grandiose Sicht. Was soll's, vielleicht kommen wir ja mal wieder, weglaufen wird er wohl kaum.



                    Auf dem Weg ins Tal halten wir schon einmal Ausschau nach brauchbaren Zeltplätzen und sehen mehrere in der Nähe der Jugendherberge. Dann kehren wir im Nevis Inn ein und genießen das Kohlefeuer - entsprechend schwer fällt der Aufbruch. Die Strecke zu den schönen Zeltplätzen sah von oben deutlich kürzer aus als sie jetzt mit den Rucksäcken und einem hungrigen Magen tatsächlich ist. Aber dann finden wir doch ein schönes Plätzchen auf einer Insel, die bei dem aktuell niedrigen Wasserstand gut zu erreichen ist. Die Dämmerung ist mal wieder schneller als wir drum müssen wir mal wieder mit Stirnlampen aufbauen und kochen.

                    Es gibt Spaghetti mit Bolognesesauce aus Tomatenmark und dem Globi-Rindfleisch mit Käse. Das Fleisch hat eine mehr als merkwürdige Konsistenz und ist auch geschmacklich nicht gerade ein Hochgenuss. Für den Preis hatte ich mehr erhofft. Das Zeug kommt jedenfalls nicht wieder mit.

                    Wir schlafen wunderbar in inzwischen bewährter Manier im Biwaksack auf wunderbar ebenem Boden. Meine Isomatte bekommt eine Beule und ich fürchte, dass diese im Lauf der Zeit größer werden wird.
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                    • Melanie
                      Dauerbesucher
                      • 03.09.2004
                      • 686

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Auf eigenen Pfaden

                      Wir frühstücken auf unserer Insel, packen zusammen und studieren die Karte. Wie es scheint gibt es einen Weg am River Nevis entlang. Diesem wollen wir bis Abhain Rath am Fuße der "The Mamores" entlang folgen und uns dann am Loch Eilde Beag und am Loch Eilde Mor entlang nach Kinlochleven wenden. Es scheint ja so, als sei dieses Reiseziel uns so zugedacht. Dort angekommen wollen wir dann entweder auf eigene Faust weiter die Gegend erkunden oder doch noch ein paar Meter auf dem Westhighlandway zurück legen.

                      Ein schmaler Fußpfad...



                      führt am Ufer des River Nevis entlang und gewährt immer wieder schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge.



                      An einem alten Friedhof mit großen alten Buchen machen wir Pause und kochen uns Suppe mit Speck.

                      Die nächste Brücke führt über einen schönen Wasserfall und wir überqueren sie, um auf der straßenlosen Flussseite weiter über Schafsweiden zu wandern. Der Weg hier ist frisch angelegt und zivilisiert mit Schotter versehen - das ist zwar trockener, aber weniger angenehm zu laufen.



                      Bald erreichen wir eine weitere Brücke mit noch imposanterem Wasserfall. Ein offenbar von Schafen geliebter Liegeplatz bietet sich als Zeltplatz geradezu an. Da es außerdem zu regnen beginnt bauen wir schnell das Zelt auf.



                      Der Schauer hört bald wieder auf und wir turnen in den ausgewaschenen Strukturen des Falls herum. Ein Versuch die andere Seite zu erreichen scheitert aber da die Steine sehr rutschig sind. Die Felsen sind fast bis zur Höhe unseres Zeltplatzes ausgewaschen und lassen erahnen, dass der Fluss bei Hochwasser alles andere als zahm sein dürfte.

                      Der bisher trockene Tag endet im Regen. Stephan wird beim Wasser holen nass (im weiteren Verlauf der Tour würden wir den aktuellen Zustand seiner Jacke nicht einmal eines Wortes mehr für würdig erachten, aber das wussten wir da ja noch nicht) und ich koche mal wieder in der Apsis - diesmal allerdings etwas geschickter und ausführlicher in der großen Apsis des Zelts: Kartoffelpüree mit Corned Beef - eine gewagte Kombination, aber sättigend - sowie den obligatorischen Tee.

                      Wir ziehen den Biwaksack diesmal nur über das Fußende, zappeln aber des Nachts wohl zu viel herum. Den tosenden Wasserfall im Hintergrund schlafen wir recht gemütlich ein.


                      Wasser wohin man schaut

                      Auch morgens regnet es noch und wir hegen beide keine große Motivation das trockene Zelt zu verlassen. Also frühstücken wir erstmal im Zelt in der Hoffnung, dass es irgendwann aufhört. Da es das nicht tut bleibt uns nichts anderes übrig als recht ungemütlich abzubauen: Stephan ziemlich nass draußen, ich ziemlich kalt von unten drinnen.

                      Wir versuchen das Zelt trocken abzubauen, also das Innenzelt unter dem Außenzelt weg. Das klappt ganz gut. Das Innenzelt steht im Vergleich zum Außenzelt sowieso um 180° verdreht da, weil wir beim Aufbau nicht auf die Laschen aufgepasst haben - aber ein Zelt, dass mit 4 Heringen im Schneesturm steht, steckt auch derartige Basteleien locker weg. Wir versuchen halbwegs regensicher einzupacken, aber mangels Erfahrung gelingt uns das - wie sich noch zeigen wird - eher mäßig.

                      Wir stapfen über nasse Weiden den River Nevis stromaufwärts in Erwartung des Pfades, der uns recht steil über einen Hügel hinweg um einen Taleinschnitt führen soll. Entgegenkommende Engländer erkundigen sich nach unserem Woher und Wohin und meinen, dass der kommende Wegabschnitt "difficult to follow" ist, was - typisch englisch - sich als großzügigst untertrieben herausstellt.

                      Irgendwann kommen wir irgendwo vom Pfad ab und schlagen uns mehr oder minder querfeldein und halb auf allen Vieren kletternd einem Zaun folgend den Hügel hoch. Wohin man schaut, greift oder tritt ist Wasser und Stephan hat das erste Mal das zweifelhafte Vergnügen Wasser im Schuh zu haben. Oben angekommen sehen wir den Pfad dann wieder und folgen ihm nun deutlich schneller ins Tal - in der Ferne rauscht ein beeindruckender Wasserfall über mehrere hundert Meter zum River Nevis herunter.



                      Von oben versuchen wir die in der Karte eingezeichnete Footbridge auszumachen. Stephan: "Wenn das da die Footbridge - bzw deren Reste - ist, dann haben wir ein Problem!"
                      Nun, es war die Footbridge und nicht nur deren Reste und das Problem war zwar durchaus vorhanden, aber - unter heftigem Adrenalineinsatz - lösbar. Besagte Brücke bestand schlicht und ergreifend aus einem über den Fluss gespannten Drahtseil mit zwei Halteseilen links und rechts. Der Fluss war hier und jetzt deutlich schneller und führte mehr Wasser, so dass wir beide reichlich skeptisch am einen Ende der Brücke standen. Den Rucksack erstmal an einen Baum gelehnt versuchte ich zaghaft erste Schritte und wippte ein wenig durch die Gegend - aber die Idee mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken dort rüber zu laufen gefiel mir ganz und gar nicht. Stephan erging es nicht besser: "Hey, so gut kann ich nicht schwimmen!" und meine Antwort, dass ihm das bei der Strömung und den vermuteten Stromschnellen im Taleinschnitt eh nicht helfen würde machte die Sache vermutlich nicht besser. Die Idee den Hügel wieder überqueren zu müssen fand ich allerdings auch nicht besonders prickelnd und alle halbwegs flachen Zeltplätze an denen wir bisher noch vorbei gekommen waren erschienen mir extrem hochwassergefährdet. Wir legten einen von Stephans Stöcken quer über die beiden recht weit auseinander liegenden Halteseile - das erschien uns beiden ein wenig vertrauenserweckender.



                      Unüberlegterweise äußerte ich etwas in die Richtung, dass ich mir zutrauen würde Stephans Rucksack auch rüber zu tragen, worauf dieser meinte "Ich geh da nicht nach Dir rüber!" sich flugs auf die Brücke schwang und mich verdattert am Ufer stehen ließ. Nachdem Stephan wohlbehalten drüben angekommen war blieb mir wenig anderes übrig als einen Rucksack zu schultern und mich selbst auf den Weg zu machen. So gesehen war Stephans schneller Entschluss das einzig wahre, denn mir blieb keine Zeit zu überlegen und nach Alternativen zu suchen. Erstaunlicherweise war die Überquerung weniger schlimm als ich befürchtet hatte - der Rückweg um meinen Rucksack zu holen war fast unangenehmer, weil auf dieser Seite der Fluss tiefer war und schneller strömte.

                      Nach diesem nervenzehrenden Abenteuer und angesichts unseres Durchweichungsgrades entschließen wir uns gleich einen Zeltplatz zu suchen. Es muss die durch die eben ausgestandene Gefahr erwachte Wasserphobie sein, die uns vom Fluss wegtreibt. Alle niedrig gelegenen ebenen Plätze scheinen uns zu unsicher und wir suchen das nächstgelegene ebene Fleckchen ein Stück den Hang hinauf. Da auch der Hang - wie alles rundum - tropfnass und von Bächen durchzogen ist gestaltet sich die Suche etwas schwierig und wir landen schlußendlich auf einem reichlich windexponierten annähernd ebenen Flecken.

                      Der Wind, der uns beim Aufbauen schon störte hätte uns spätestens warnen müssen, besonders da das Tal genau in Windrichtung ausgerichtet war. Im Zelt sitzend und den Kompass zu Rate ziehend beschließen wir, dass ich nochmal um die nächste Ecke schaue und gucke, ob da nicht vielleicht doch noch was geschützteres zu finden ist. Mir scheint das aber alles deutlich zu flussnah so entschließen wir uns an Ort und Stelle zu bleiben.

                      Beim Wasser holen bekomme ich dann noch eine kalte Dusche ab und hole mir beim Kontrollgang ums Zelt auch noch kalte Füße, weil ich auf die irrsinnige Idee komme dieses mal eben barfuß zu tun. Mit dem imposanten Wasserfall an der gegenüberliegenden Talseite wäre das Plätzchen bei Windstille sicherlich genial - so ist es eher ungemütlich.

                      Da die Wiese draußen die Heringe eh nur mäßig gut hält und die Sturmleinen im Regen festgeknotet werden müssten beschließen wir die inneren Abspannlaschen zu nutzen und spannen diagonale Verstrebungen durchs Zelt. Das stabilisiert die Sache doch noch um einiges. Stephan in großer Sorge um das Zelt, ich in Sorge um unser beider Wohlbefinden wollen wir wach bleiben um im Zweifel reagieren zu können.

                      In der derzeit noch ruhigen Lage (im Vergleich zu dem was uns bzw. dem Zelt noch bevor stand) - koche ich Couscous mit Thunfisch und Tee in der provisorisch ein wenig aufgespannten kleinen Apsis.

                      Nach mehreren heftigsten überstandenen Böen und teilweise abwechselndem Dösen schlafen wir um zwei Uhr des Nachts dann doch. Sollte es das Zelt zerlegen werden wir das schon merken und tun können wir nun eh nichts mehr.
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                      • boehm22

                        Lebt im Forum
                        • 24.03.2002
                        • 8237
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Hi Melanie,

                        das war so eine friedliche Ecke dort, als ich seinerzeit im Mai dort war.
                        Kleiner Wasserfall, nette Drahtbrücke, an der wir geturnt sind - und so ne schöne Wiese zum Picknicken.

                        Komisch - kaum wiederzuerkennen.
                        Viele Grüße
                        Rosi

                        ---
                        Follow your dreams.

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                        • Melanie
                          Dauerbesucher
                          • 03.09.2004
                          • 686

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Das liebe kleine Flüsschen hat uns auch ziemlich in Erstaunen versetzt. 24 Stunden vorher dürfte das Fleckchen vermutlich tatsächlich noch ein gemütliches Plätzchen gewesen sein und die Brück eine schöne Spielwiese, aber so....

                          [snip]

                          Abgeschnitten

                          Früh wachen wir in dem immer noch brav dem Sturm trotzenden Zelt wieder auf. Wir studieren die Karte, erinnern uns der Worte der Engländer, dass das Wetter die nächsten Tage so bleiben soll und beschließen zurück nach Fort William zu laufen. Es gibt einen Weg auf der hiesigen Flussseite, der eine nochmalige Überquerung der Brücke unnötig macht - falls er nicht durch das Hochwasser vom Fluss selbst oder einer der Zuläufe blockiert ist.

                          Weiterzulaufen nach Kinlochleven halten wir angesichts der Wassermassen und mehrfach notwendiger Flussquerungen auf diesem Weg für wenig intelligent, besonders da wir dann noch mehrere Tage (wir schätzen mindestens 3) ohne Trocknungsmöglichkeiten oder sonstige Zivilisation unterwegs wären.

                          Also packen wir flugs im Zelt alles zusammen und bauen mit vereinten Kräften das Zelt ab. Beim Zusehen wie die Böen das Zelt schütteln wird uns noch nachträglich schlecht, aber da wir wortwörtlich Mühe haben uns auf den Beinen zu halten und diverse Kleinigkeiten am Wegfliegen zu hindern bleibt keine Energie übrig um einen ernstlichen Nervenzusammenbruch davonzutragen. Letztlich landet das Zelt dann reichlich nass irgendwie im Packsack und wir verziehen uns von dem windigen Plateau.

                          Der Fluss ist speziell in dem engen Tal mehr als imposant. Der Pfad führt mehrfach dicht an den rauschenden Wassermassen vorbei und ist an manchen Stellen auch knapp überspült - zum Glück aber umgehbar.

                          Die ersten artistischen Übungen sind am nächsten "Bach" zu absolvieren, der sich zu einem ausgewachsene Wasserfall gemausert hat. Wir versuchen es mit der Methode: ein Mensch rüber, Rucksäcke rüberschwingen, zweiten Mensch rüber. Zwei entgegen kommende Schotten (offenbar beim Nachmittagsspaziergang) amüsieren sich und nutzen unsere Stöcke. Der weitere Weg wird zunehmend feuchter von unten und langsam bekommen wir richtig Hunger, ganz davon abgesehen, dass es klug wäre mal etwas zu trinken. Doch immer wenn wir eine Pause machen wollen fängt es wieder an zu regnen und wir ziehen das Weiterlaufen dem sitzend nass werden vor. Die noch zu überquerenden Zuläufe bereiten uns ein wenig Kopfzerbrechen - besonders der nächste scheint aus der Ferne kniffelig, doch zu unserem Glück gibt es über diesen sogar eine angelegte Brücke. Recht zügig erreichen wir darum die Brücke am Wasserfall wo wir die vorherige Nacht noch wohlbehütet zelteten. Der Wasserfall ist nicht wiederzuerkennen. Die Felsen auf denen wir gestern noch fröhlich durch die Lande turnten sind komplett verschwunden und der Zeltplatz ist nur noch ein paar handbreit über dem rauschenden Fluss.



                          Wir wollen hier endlich Pause machen und uns einen Tee kochen, da es endlich mal ein wenig trocken zu bleiben scheint - aber kaum habe ich den Kocher ausgepackt fängt es schon wieder an. Also weiter. Auf nun wohl bekanntem Weg geht es schnurstracks weiter zur nächsten Brücke mit dem Plan spätestens bei der nahebei gelegenen Sheepfarm dort Pause zu machen und etwas zu trinken. Der Wasserfall dort würde jede Waschmaschine vor Neid erblassen lassen.



                          Die Idee im Windschatten der Sheepfarm Tee zu kochen endet im angebauten miefigen Toilettenhäuschen derselben. Stephan ist das erste Mal über seine verstopfte Nase glücklich, ich finde mich mit der Situation irgendwie ab. Der Benzinkocher in direkter Nachbarschaft von lackierten Holzpaneelen hat einen gewissen Gruselfaktor, aber nass und müde wie wir sind stört uns das wenig und die Sheepfarm steht noch.

                          Meine Füße schwimmen schon seit längerem in den Schuhen aber gleichzeitig rückt auch das Nevis Inn in Reichweite. Der Satz "Wo ein Körper ist kann kein zweiter sein." ist für Wasser definitiv nicht zutreffend: wo durch Körperwärme angewärmtes Wasser ist kann sehr wohl noch kaltes Wasser hin und besagtes warme Wasser verdrängen. Ein unangenehmer Vorgang, der mich auch weiterhin versuchen lässt nicht allzu sehr durchs Wasser zu waten, was angesichts des Untergrundes von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Desgleichen gibt Stephans schon etwas ältere Jacke langsam auf und nur das darunter getragene Softshell verhindert, dass er tropfnass wird. Meine Jacke hält glücklicherweise annähernd dicht. Einziger Lichtblick in diesem harten Materialtest sind die Mammut Nuptses. Mit jeglicher normalen Hose wäre ich kläglichst abgesoffen und bin darum heilfroh mein Konto vor der Abreise doch noch so strapaziert zu haben.

                          Das Wort "trocken" streichen wir aus dem Wortschatz nachdem mehrfach Sätze wie "Komm hier lang, hier ist es trockener." zum knöcheltiefen Fußbad des Nachfolgenden geführt haben. Statt dessen einigen wir uns auf die Steigerungsfolge: nass, sehr nass, schottisch. Am Friedhof vorbei und durch die Uferwälder, denen wir dank vieler herumliegender armdicker Äste und kräftigem Wind skeptisch begegnen, geht es weiter. Unglaublich wie viel Wasser dumm in der Landschaft herumliegen kann!

                          Obwohl es längst unnütz ist weiter Fußbäder vermeiden zu wollen bemühen wir uns dennoch darum, wobei Stephans Versuche dank höherer Schuhe und Goretex von deutlich mehr Erfolg gekrönt sind. Ich gebe irgendwann auf und latsche einfach geradeaus, aber einige Querungen erfordern dennoch Kletterei über Rundhölzer an stacheldrahtbewehrten Weidezäunen vorbei da die Bäche schlicht zu tief sind um sie zu durchwaten.

                          Wir nähern uns dem Nevis Inn und halten uns an Phantasien von einem leckeren Steak in einem Pub in Fort William aufrecht - nur noch ein Bach von der Schulter des Ben Nevis, den wir schon bei unseren Ben Nevis Besuchen gesehen haben ist zu überqueren. Nur leider ist der Bach kein Bach mehr sondern ein Wasserfall, der es in sich hat. Viel zu breit um an einen Sprung zu denken, viel zu schnell und viel zu kräftig. Man hört sogar Steine mitrollen und dem Geräusch nach zu urteilen sind es keine kleinen Steine. Ein hineingeworfener Baumstamm von dem wir uns erhoffen, dass er vielleicht eine querbare Brücke ergibt wird schlicht und ergreifen weggespült. Allein der Gedanke da mit dem Rucksack hineinzufallen lässt mich zittern.

                          Aber wir sind nicht bereit aufzugeben und gehen hangaufwärts in der Hoffnung eine schmalere Stelle oder einen querliegenden Baum zu finden. Doch die einzig mit viel Wagemut denkbare Stelle erweist sich selbst rucksacklos als völlig utopisch. Reichlich demoralisiert und ziemlich am Ende beschließen wir erstmal an Ort und Stelle wenigstens eine Kleinigkeit zu kochen. Dann wollen wir zurück zur Sheepfarm laufen und von dort über die Landstraße oder hoffentlich per Anhalter nach Fort William. Alternativ ziehen wir in Erwägung über die Schulter des Ben Nevis zum See aufzusteigen und auf der anderen Seite über den regulären Weg ins Tal zu gelangen - mit den schweren Rucksäcken wäre das aber keine so spaßige Angelegenheit.

                          Angesichts der Erschöpfung die uns beim Kochen überfällt und den völlig durchweichten Klamotten entscheiden wir dann aber an Ort und Stelle zu bleiben um morgen einen der beiden Pläne auszuführen oder vielleicht über den dann ruhiger gewordenen Bach hinüber zu kommen. Wir finden bald ein annehmbares Plätzchen und das Zelt steht sehr schnell und noch schneller liegen wir drin.

                          Wir wollen ein bisschen Pause machen um uns aufzuwärmen und zu erholen und dann später noch etwas zu kochen. Ungefähr eine Stunde später wache ich kurz soweit auf um es wenigstens zu schaffen den Biwaksack um unsere inzwischen recht traurig aussehenden Schlafsäcke zu ziehen. Obwohl alles mehr oder minder durchweicht ist und auch Drache und Puma ihren Teil Wasser abbekommen haben frieren wir nachts dennoch nicht.
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                          • Melanie
                            Dauerbesucher
                            • 03.09.2004
                            • 686

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Für alle die immer noch mitlesen geht's hier weiter:

                            [snip]

                            Wieviel Grad hält ein Lederschuh aus?

                            Da wir gestern schneller eingeschlafen sind als wir gucken konnten wachen wir heute recht früh wieder auf - was wohl auch gut ist, sollten wir wirklich zurücklaufen müssen. Trotzdem frühstücken wir nun erstmal ausgiebigst: Müsli, Tee, den Rest vom Dosenbrot mit Butter und Erdnussbutter und ein Stück Käse.

                            Beim Einpacken gibt es dann erste Verluste zu betrauern: Der "Kleine Prinz" den ich für Stephan zum Lesen mitgenommen hatte ist unrettbar durchweicht. Ebenfalls dem Wasser zum Opfer gefallen ist blöderweise auch der Ausdruck mit dem Bestätigungscode für die Flugbuchung - schlimmstenfalls müssten meine Eltern dann wohl zu mir nach Hause fahren und die Mail nochmal ausgraben, aber zuerst will ich versuchen herauszufinden ob das überhaupt nötig ist.

                            Es regnet immer noch aber wir bauen in einer Regenpause zügig ab. Natürlich ist alles noch klamm und besonders die Schuhe sind schlichtweg nass, Der Fluss scheint etwas weniger Wasser zu führen und unser erster Weg führt uns darum schnurstracks zum "Bach des Scheiterns" um nachzuschauen ob wir nicht vielleicht doch rüber kommen.

                            Und siehe da, es geht! Zwar stehe ich mit beiden Füßen im Wasser und mache beinahe den gepflegten Abgang über einen Baumstamm, den mein Schienbein freundlicherweise abfängt, aber wir kommen rüber.

                            Am Nevis Inn findet sich sogar jemand, der bereit ist uns einzuchecken. Zwar mag dieser Mensch erstmal 20 Pfund pro Nase von uns haben, aber nachdem wir ihm den Aushang zeigen, der etwas von 11 Pfund sagt ist auch das geklärt. Da wir kein Kleingeld haben erlässt er uns freundlicherweise sogar 1 Pfund.

                            Wir hängen auf der Stelle alles auf: im Trockenraum die Klamotten, Puma und Drache auf eine Stange, Kleinkram bei den Betten und das Zelt, die Isomatten und die Karte in der Küche. Stephans Blick als er das Zelt in der Küche stehen sieht ist sehenswert - noch besser wird er als ich meine dampfenden Schuhe aus dem Backofen ziehe.



                            Wir finden das Hostel beide sehr angenehm. Die Küche ist groß und die Dusche warm. Speziell letzteres nutzen wir in aller Ruhe aus bevor wir uns daran machen etwas zu kochen. Kartoffelpüree mit Salami und Paprikasauce gibt es und literweise schwarzen Tee der unseren Eingeweiden nach der mangelhaften Versorgung der letzten Tage deutlich zusetzt.

                            Als die wichtigsten Dinge für weitere Fortbewegung (Schuhe, Socken und Jacken) soweit getrocknet sind, dass man sie mit etwas gutem Willen als "nur noch feucht" bezeichnen kann, machen wir uns auf den Weg nach Fort William um einzukaufen und das uns selbst versprochene gute Essen zu genießen.

                            Ein Zwischenstop in einem der Outdoorläden auf dem Weg bestärkt Stephan in dem Gedanken sich vor einem neuen Schlafsack erstmal eine neue dichte Jacke zuzulegen. Dosenbrot oder ähnliches gibt es hier allerdings nicht.

                            Im Pub gibt es dann für jeden für uns eine Grillplatte und Guinness bzw. Tee. Essen im Warmen, Trockenen an einem richtigen Tisch hat schon irgendwie was. Da es so warm und gemütlich ist und es draußen eh wieder regnet bleiben wir noch eine ganze Weile sitzen und schreiben Reiseberichtnotizen und Postkarten (Melanie) bzw. lesen selbiges (Stephan).

                            Es ist schon dunkel als wir uns auf dem Rückweg machen - zuerst noch an der Straße entlang, später dann aber am Fluss. Erst nach mehreren voll getroffenen Pfützen, die die Schuhe wieder durchweichen, fällt mir ein, dass es einen Grund hat, dass meine Zipka in der Hüfttasche ihren Platz hat, die immer an der Frau ist. Auf halber Strecke zeigt uns das schottische Wetter dann nochmal wo der Hammer hängt und versetzt uns mittels Regensturm wieder in einen komplett durchweichten Zustand.

                            Im Hostel angekommen hängen wir wieder alles zum Trocknen auf und ich komme auf die Idee einige Dinge mal durchs Wasser zu ziehen. Speziell T-Shirts und meine Icebreaker, wobei ich bei letzteren feststellen muss, dass sie das Sitzen auf den Holzbänken nicht vertragen haben.

                            Die etwas kurzen Betten beherbergen uns recht bald und die im Wind klappernde Notausgangstür wird von mir mittels in die Ritzen gestopftem Klopapier zum Schweigen gebracht.


                            Trocknen dauert...

                            Stephans interner 8-Uhr-Wecker funktioniert in der ungewohnten Dunkelheit des Hostels nicht so recht, drum wachen wir erst um 9 Uhr auf. Da die Klamotten aber eh noch alle klamm bis feucht haben wir es sowieso nicht eilig.

                            Erschwerend kommt hinzu, dass die Lagerung der Rucksäcke samt bisher noch trockenem Inhalt unter den Betten keine allzu kluge Idee war denn dort befindet sich nun eine große Pfütze. Wir frühstücken also in aller Ruhe und schauen den Sachen beim Trocknen zu.

                            Das gesamte Sammelsurium liegt in der Küche ausgebreitet - erstaunlich was in zwei Rucksäcke passt! Wir beschleunigen den Trocknungsvorgang durch rotierende Belegung sämtlicher verfügbarer Heizungen. Selbige wird zwischenzeitlich verdächtig kühl und da Stephan just zu der Zeit beschließt sich nochmals eine Dusche zu gönnen wird es eine kalte solche für ihn. Eine halbe Stunde später genieße ich dann wieder warmes Wasser und die Heizungen werden auch wieder warm.



                            Das ein oder andere Paar Socken würde sich inzwischen durchaus für Giftgasanschläge eignen und auch die Nutzung des Backofens im Verein mit meinen nassen Schuhen ändert wenig daran. Stephans Einlagen trocknen im Ofen gut, gehen aber des Dämpfungspolsters verlustig. Alle Versuche im weiteren Verlauf der Tour Sekundenkleber zu kaufen scheitern an den mangelhaften Merkleistungen unserer ruheverwöhnter Großhirne. Meine Hoffnung, die Schuhe mittels Backofen soweit trocken zu legen, dass ich an neu einwachsen denken kann sind leider illusorisch.

                            Beim Packen fällt mir auf, dass Uncle Ben's Glasware nicht wirklich rucksackgeeignet ist und wir vernichten den Inhalt an Ort und Stelle zusammen mit zwei Kochbeuteln Reis.

                            Gegen 15 Uhr schaffen wir es dann doch noch los zu kommen. Zur Abwechslung mal mit gut gepackten Rucksäcken. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten am Youth Hostel und einem letzten zivilisatorischen Akt - Einwurf von Postkarten - sind wir dann auf dem WHW.

                            Den Hügel hoch gehen wir viel zu schnell an und sind darum recht schnell kaputt. Entsprechend früh suchen wir uns ein nettes Plätzchen und finden eins im Fichtenwald auf genial weichem Moos in der Nähe eines Baches - letzteres verwundert wohl niemanden mehr.

                            Wir haben alle Zeit der Welt zum Zeltaufbau und lassen uns diese auch. Danach kochen wir gemütlich auf einem kleinen Wiesenstück am Bach und spielen in selbigem herum mit der Idee aus Steinen einen kleinen Damm zu bauen. Das kalte Wasser, das fehlende Baumaterial und die Fließgeschwindigkeit überzeugen uns recht bald von der Vergeblichkeit des Vorhabens und wir strecken uns wieder im Zelt an der frischen Luft aus.
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                            • Fjaellraev
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                              • 21.12.2003
                              • 13981
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                              #15
                              Also mindestens Einer liest noch mit :wink: .
                              Die Vergleichsbilder sind schon heftig. Immer wenn man denkt es kann ja nur noch besser werden kommt bei euch die nächste kalte Dusche. Hoffentlich hattet ihr trotzdem euren Spass....

                              Gruss
                              Henning
                              Es gibt kein schlechtes Wetter,
                              nur unpassende Kleidung.

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                              • Stephan79
                                Erfahren
                                • 15.10.2003
                                • 114
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                keine sorge, das liest sich vermutlich alles viel schlimmer, als es in der realität war. wir hatten spass ohne ende und würden die tour jederzeit wieder machen
                                Gruß, Stephan
                                www.ubiquitaer.com

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                                • Fjaellraev
                                  Freak
                                  Liebt das Forum
                                  • 21.12.2003
                                  • 13981
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Zitat von Stephan79
                                  keine sorge, das liest sich vermutlich alles viel schlimmer, als es in der realistät war. wir hatten spass ohne ende und würden die tour jederzeit wieder machen
                                  Na das ist doch die Hauptsache.
                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                  nur unpassende Kleidung.

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                                  • Melanie
                                    Dauerbesucher
                                    • 03.09.2004
                                    • 686

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    ... und würden die tour jederzeit wieder machen
                                    Ich? Mit Dir??? Was veranlasst Dich denn zu der Annahme???
                                    :wink:

                                    [snip]

                                    Ein Platz an der Sonne

                                    Wir frühstücken auf der Wiese am Bach und freuen uns über die durch die Bäume schimmernde Sonne. Derweil trocknen die Schlafsäcke, der Biwaksack, das Außenzelt und diverse andere Dinge auf der Leine oder so in die Bäume gehängt. Offenbar hat das Moos in der Nacht ganz ordentlich Feuchtigkeit abgegeben.

                                    Wir packen recht gemütlich ein und sind dennoch erstaunlich früh (11 Uhr) wieder auf dem Weg durch die Sonne. Eine kurze Zeit lang geht es noch über einen Forstweg, dann aber über, leider mit Schotter angelegte, Fußpfade durch den sonnendurchstrahlten Wald:



                                    Zurückblickend tun sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Glen Nevis auf:



                                    Gegen mittag geraten wir dann plötzlich in "Menschenmassen" - oder das was wir hier draußen inzwischen als Menschenmassen empfinden. Dutzende Trail Running Läufer und mehrere Wanderer sind unterwegs. Bald wird es uns zu bunt und wie verziehen uns auf einen Hügel mit Blick auf das nächste Tal um in der Sonne Mittagspause zu machen.

                                    Wir müssen tatsächlich mehr als 10 Meter zurück laufen um Wasser zu holen - es dürften sogar fast 100m sein, ein Novum!

                                    Die vor lauter Wonne etwas undurchdachte Kochaktion endet in Asia-Nudeln mit lauwarmem Chicken-Curry. Nachdem wir auch noch Tee mit Cookies in der Sonne genossen haben und die Läufer größtenteils vorbei zu sein scheinen machen wir uns wieder auf die Socken.

                                    Stephans Knie mosert rum und Kinlochleven rückt zügig näher, drum lassen wir uns auf einem ebenen Fleckchen direkt neben dem Weg inmitten der hiesigen Heidekraut- und Geröllwüste häuslich nieder. Die Schlafsäcke trocknen und lüften ausführlich über Steinen in der Sonne und fühlen sich sichtlich wohl.

                                    Wir faulenzen in der Sonne und bauen erst als uns kühl wird das Zelt auf. Zu futtern gibt es diesmal Kartoffelpüree mit Ölsardinen, wobei wir letztere ein wenig anbraten, da es weder Stephan noch mir gelingt ein Schaf zu fangen, die ohne Scheu bis auf wenige Meter zu uns heran kommen.

                                    Da recht schnell Nebel aufzieht sobald die Sonne hinter dem Berg verschwindet verkrümeln wir uns ins Zelt und meine Idee in der klaren Nacht Sterne zu gucken ist damit auch hinfällig.



                                    Eine ruhige Nacht ganz ohne direkt um uns herum plätscherndes Wasser wird nur von kurzen "Kaut da ein Schaf am Zelt" - Gedanken unterbrochen.


                                    Ein Abenteuerwasserspielplatz

                                    In kräftigem Wind schauen wir der Sonne dabei zu, wie sie den Nebel vertreibt. Durch den Wind ist alles wunderbar trocken, selbst die Schuhe sind in einem Zustand der ein Neueinwachsen zulässt.

                                    Wir frühstücken im kalten Wind und packen mal wieder unseren Krempel zusammen. Da wir früh wach waren sind wir trotz gemütlichem Aufbruch um 11 Uhr wieder unterwegs.

                                    Langsam aber sicher gehen uns die Schotterwege auf den Keks und führen zu merkwürdigen Assoziationen: Schottland = "Schuttland" oder "Schottland = Steine und Schafscheiße in veränderlichen Gewichtsanteilen + Spuren von Gras"



                                    An einem der nächsten Bäche bietet sich eine große Holzbohle geradezu als Waschplatz an und wir haben mal wieder unseren Spaß beim Haare waschen. In Wind und Sonne trocknen die Haare auch wieder schnell.

                                    Wieder einige Bäche weiter - so ziemlich der einzige Entfernungsmaßstab der hier funktioniert, es sieht rundherum eh alles gleich aus - entdecken wir ein schönes Pausenplätzchen an einem kleinen Wasserfall. Die drumherum stehenden Bäume sind gerade in wunderbarer Schaukel- und Kletterhöhe. Erst einmal kochen wir gemütlich und ausführlich im Windschatten: Spaghetti mit gelungener Tomatensoße aus angebratenen Zwiebeln, Tomatenmark, Wasser, Salami und Gewürzen. Die ersten Ausfallerscheinungen am Gewürzrad zeigen sich, aber noch ist der Inhalt annähernd klar definiert voneinander getrennt.

                                    Wir wollen einen Verdauungsspaziergan auf der anderen Seite des Baches in Richtung der Schlucht machen in die dieser zu verschwinden scheint und stoßen auf einen mehr als genialen Wasserfall. Uns ist beiden schleierhaft, warum dieser nicht als sehenswert in der Karte markiert ist, obwohl er nur wenige Meter neben dem Weg ist. Aber vielleicht ist es sogar gut so, dann wird kein breit ausgebauter Weg hingebaut mit Aussichtsplattform und allem Drum und Dran und es bleibt ein verstecktes Plätzchen für Menschen die genug Ruhe haben um auch mal links und rechts vom Weg zu gucken.

                                    Auf dem Weg nach unten macht sich Stephans Knie recht deutlich bemerkbar und da es die nächsten Tage doch vermutlich weiter auf Schotterwegen rauf und runter geht zieht Stephan in Erwägung es morgen mal zu bandagieren.

                                    Auf dem Abstieg fehlt definitiv die Schafscheiße in der Zusammensetzung des örtlichen Bodens: wir schliddern beide mehrfach recht unelegant durch die Gegend und schließlich rutscht Stephan auf einem glatten Stein aus und kann nur durch ein gewagtes Abfangmanöver den endgültigen Sturz verhindern. Dabei - so vermuten wir später - verstaucht er sich den Fuß, was er erst nichtmal merkt, dann im folgenden Aufstieg aber sehr schmerzhaft wird. Nach der Tour stellt sich dann heraus, dass Stephan sich den Fuß im Mittelfuß richtig gebrochen hat! Die Ärzte gucken allesamt verwundert bis entsetzt als er ihnen erzählt, dass er damit noch eine Woche mit Rucksack über Stock und Stein gelaufen ist.

                                    In Kinlochleven angekommen erleichtern wir die öffentliche Toilette um eine Rolle Klopapier und sorgen unfreiwillig für Verstopfung im Rohrsystem.

                                    Mühsamst geht es dann noch wenig Meter nach oben zum örtlichen Wasserfall, der auch als sehenswert gekennzeichnet ist, aber uns nach unserer eigenen Entdeckung nicht mehr recht begeistern kann, besonders da Stephans Fuß nun richtig übel zu schmerzen begonnen hat. Auf Kletteraktionen über die freiliegenden Felsen im Bachbett näher hin zum Wasserfall verzichten wir aus diesem Grund auch.

                                    Zum Ausgleich für die Strapazen finden wir einen wunderbar ebenen Zeltplatz am Fluss und genießen in aller Ruhe Bannock. Zu spät fällt mir ein, dass man die Sache würziger hätte gestalten können indem man den Teig mit Gemüsebrühe anrührt, aber auch so ist es sehr lecker.
                                    Neue Homepage!

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                                      #19
                                      nein Henning, du bist nicht der einzige, der sich über diesen Tourbericht regelmäßig herzlichst amüsiert. Vor allem über die teilweise recht mangelhafte Ausrüstung, wo man doch hier im Forum das alles vorher hätte erklärt bekommen können, oder vielleicht sogar hat .
                                      Aber Hut ab vor der bei mangelhafter Ausrüstung notwendigen und hier anscheinend ausreichend vorhandenen Lässigkeit im Umgang mit derselben.

                                      Grüße, Robert
                                      quien se apura, pierde el tiempo

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                                      • Thomas
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                                        • 01.08.2003
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                                        #20
                                        Learning by doing ist doch aber viel interessanter.

                                        Gruß, Thomas - ebenfalls aufmerksam lesend
                                        Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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