[RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

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    [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Rumänien 2013

    Wintereinbruch in den Südkarpaten
    06. September – 14. Oktober



    Vorwort
    Als sich in meinem Bekanntenkreis spontan eine Mitfahrgelegenheit nach Rumänien ergab war der Entschluss schnell gefasst: Es geht wieder los! Die Südkarpaten standen schon länger auf meiner ToDo-Liste und so ergriff ich diese einmalige Chance für eine ausgedehnte Trekkingtour. Nach einigen Recherchen auf outdoorseiten.net und karpatenwilli.de war die Route schnell gefunden. An dieser Stelle auch vielen Dank an Abt für die nützlichen Tipps. Es sollte eine Gratwanderung über die zehn höchsten Gipfel der Südkarpaten (alle über 2500m) werden. Die Betonung liegt auf "sollte", denn wie üblich kam wieder alles anders. Vorlage war die Beschreibung auf http://www.eastern-images.de/KommMit...edkarpaten.htm.
    Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Nebel im Gebirge schaffte ich mir ein Garmin etrex30 an. Im Nachhinein gesehen wäre die Tour ohne GPS so kaum möglich gewesen. Außerdem sprechen die meisten Rumänen kein Wort Englisch oder Deutsch und so besorgte ich mir das kleine Buch "Kauderwelsch, Rumänisch Wort für Wort" und verinnerlichte zur Vorbereitung einige grundlegende Wörter.




    Anreise

    Fr 06.09.2013
    Heute geht es wieder los! Die Anreise erfolgt zur Abwechslung mal per LKW, fliegen kann ja jeder ;) Alleine das ist schon eine tolle Erfahrung. Der Fahrer M., ein Freund eines meiner Bekannten, kann nur einige wenige Worte Deutsch und kein Englisch. So gestalten sich die Gespräche etwas schwierig was ihn jedoch nicht davon abhält von seiner Familie zu erzählen und Witze zu reißen ;) Über Regensburg geht es nach Passau. Um 2 Uhr früh lassen wir die österreichische Grenze hinter uns. Der LKW wird an einer Tankstelle geparkt und kurz darauf ist mein Klappbett in der Fahrerkabine bereit für das erste Probeliegen.



    Sa 07.09.2013
    Zum Frühstück gibt es belegte Brötchen und Kaffe von der Raststätte. Um 11 Uhr setzen wir die Fahrt Richtung Wien fort. Weiter geht es durch Ungarn vorbei an Budapest. Wir halten bei einer türkischen Raststätte. M. Bestellt uns eine Art Kichererbsensuppe mit Brot und roher Paprika. Im Fernseher läuft irgendein türkischer Sender. Gegen 23 Uhr überqueren wir die rumänische Grenze. Zehn Euro extra für den netten Zollbeamten beschleunigen die Kontrolle ;) Kurz nach der Grenze steuert M. einen Lkw-Rastplatz an. Ab ins (Klapp-)Bett!


    Etappe 1
    Von Caransebeş nach Petroşani
    Ţarcu-, Godeanu- und Retezat-Gebirge (7 Tage, 98 km, 5560 hm)





    Tag 1, Caransebeş, So 08.09.2013, (ab Muntele Mic: 9 km, 900 hm, 200 hm Abstieg)
    Um 9 Uhr geht die Reise weiter über Arad bis nach Caransebeş (Karansebesch). Im Tageslicht zeigt sich Rumänien hier als weites flaches Land mit Feldern soweit das Auge reicht. In den kleinen Örtchen die wir passieren stehen immer wieder riesige eingezäunte und unverputzte Privatpaläste. M. erklärt mir, dass viele dieser Häuser Zigeunern gehören die im Ausland leben und nur ein paar Tage im Jahr zum Urlaub nach Rumänien kommen. Bald schon erheben sich am Horizont die ersten Gebirgszüge. Gegen 12 Uhr erreichen wir Caransebes und ich hiefe den schweren Rucksack aus der Fahrerkanzel. Ein kurzer Abschied und die Tour kann beginnen! Doch zuerst brauche ich Geld. Man kann zwar oft in Euro bezahlen, muss dann aber mit einem relativ schlechten Wechselkurs rechnen. Die Rumänische Währung ist Lei, wobei ca. 4,4 Lei einem Euro entsprechen. Ich schlendere gemütlich durch das Ortszentrum an einer großen Kirche vorbei.



    Jetzt wird erst einmal das GPS eingeschaltet um mich zu orientieren. Ich entschließe mich dazu bis zum Ortseingang zu laufen um dort hoffentlich eine Mitfahrgelegenheit über Borlova Richtung Muntele Mic abgreifen zu können. Leider schein mein großer Rucksack die wenigen Fahrer abzuschrecken. So trotte ich auf der asphaltierten Landstraße in der prallen Sonne vor mich hin. Nach Borlova sind es ca. 13 km. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben habe hält doch noch ein älterer Rumäne mit Frau. Sie fahren jedoch nur ca. 5 km bis zum nächsten Ort. Dort angekommen bedanke ich mich artig und setze den Weg wieder zu Fuß fort. Vor den Häusern sitzen überall Rumänen und schauen mich verwundert oder gelangweilt an. Kurz vor Borlova gesellen sich zwei Jungs zu mir die wohl darauf hoffen dem Fremden irgendetwas ableiern zu können. Die Süßigkeiten sind jedoch tief im Rucksack vergraben und ich bin zu faul hier auf der Straße alles auszuräumen. So gehen die beiden leer aus. Von Borlova sind es noch einmal 18 km bis zum Anfang des Wanderweges. Glücklicherweise spricht mich ein Rumäne an ob ich nicht ein Stück mitfahren möchte. Er spricht gut Englisch und erzählt mir, dass er alleine unterwegs ist, da seine Freunde keine Zeit haben. Er möchte sich einen Wasserfall in der Nähe anschauen und schlägt vor ob ich ihn nicht begleiten möchte. Dass ich lieber wandern möchte akzeptiert er nur mit leichtem Unmut. An einem kleinen Parkplatz an der Serpentinenstraße halten wir an. Hier hat man einen super Ausblick. Ich schieße ein paar Fotos für ihn und verabschiede mich.



    Es ist inzwischen 15:45 Uhr und nun kann es endlich losgehen. Nach wenigen Metern entdecke ich ein Hinweisschild auf rumänisch. Bilder zeigen Wölfe, Braunbären und Luchse die hier noch in freier Wildbahn leben. Auf rumänisch heißt Braunbär wohl "Ursul brun". Wieder ein Wort gelernt ;) Die weiß-rot-weißen Markierung führt bergauf und durch ein Waldstück. Im Wald treffe ich eine Gruppe junger Rumänen an die vorhin mit ihrer Pferdekutsche an mir vorbeigefahren sind. Sie laden mich direkt auf einen selbstgebrannten Schnaps ein (stilecht aus einer 1,5 Liter PET-Flasche). Das Gebräu zieht einem fast die Latschen aus. Wenn der Trekkingurlaub schon so anfängt, eieiei Nun geht es bergab Richtung Cubuntu Meteo, einer Berghütte mit Möglichkeit zur Übernachtung. Kaum komme ich in Sicht eilt ein Schäfer herbei. Leider ist die Verständigung sehr schwierig und so führt er mich weiter entlang des Weges an den Hunden vorbei. Nach 10 Minuten erfolgloser Verständigung führt er mich zurück zur Berghütte. Hier ist ein junger Rumäne der auch sehr gut Englisch spricht. Ich frage ihn ob es hier überall erlaubt ist zu Zelten und wie es mit Bären aussieht. Alles kein Problem meint er und schlägt mir einen kleinen See als Campingspot für die Nacht vor. Von der Hütte aus geht es wieder bergauf. Anstatt über den Sadovanu-Gipfel zur Tarcu Wetterstation aufzusteigen halte ich mich nordlich davon. Es fängt an zu dämmern und die Sonne taucht das Bergmassiv in ein orangenes Licht. Den Gletschersee kann ich nicht finden und es wird nun schnell dunkel. Zum Glück gibt es hier einige kleine Bäche um den Wasservorrat aufzufüllen. Im Schein der Stirnlampe baue ich das Zelt auf. Es ist ganz schön kühl.




    Tag 2, Mo 09.09.2013, 17,5 km, 950 hm, 850 hm Abstieg
    Um 7 Uhr wache ich auf, es ist aber noch viel zu kalt zum Aufstehen. Eine Stunde später koche ich im Schlafsack liegend in der Apside Kaffee und Porridge. Gegen 9 scheint endlich die Sonne auf das Zelt. Über mir zieht ein Schäfer mit seiner Herde vorbei. Er fragt mich etwas das ich als "Bist du alleine unterwegs?" interpretiere.



    Heute ist das Wetter nicht mehr so schön wie gestern sondern ziemlich wechselhaft. Die Kombination Hardshell und kurze Laufhose wird schon bald um eine 3/4-Lauftight erweitert. Ein teilweise kaum sichtbarer Pfad führt über sanfte Grashügel die sich nun gegen Ende des Sommers gelb-braun verfärbt haben. Nach einer Weile stoße ich auf einen durch Autos gespurten Weg. Um die Mittagszeit nähert sich plötzlich ein dumpfes Grummeln. In der Ferne sehe ich schon die Lärmquellen über die Hügel huschen. Nur wenige Minuten vergehen bis die fünf Motocrossmaschinen mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirasen. Ich traue meinen Augen nicht. Jetzt müssen diese Idioten auch noch die letzten einigermaßen unberührten Flecken Natur zerpflügen und mit Abgasen verpesten...

    Da es sich bei den Karpaten um Bärenterritorium handelt gibt es Mittags warmes Essen und Abends nur Vesper. So reduziert sich hoffentlich das Risiko Bären ans Zelt zu locken. Um 13 Uhr gibt es heute also Tütennudeln. Kaum ist der Kocher ausgepackt trägt mir der Wind ein Bimmeln zu das sich langsam nähert. Als ich ein paar Meter bis zum Grat steige sehe ich eine Schafherde die sich von der anderen Seite her nähert. Die ersten Schafe sind schon an mir vorbei als die Schäfer mich bemerken. Auch den Hunden ist meine Anwesenheit nicht entgangen, sie sehen jedoch keine Gefahr in einem sitzenden Wanderer. Ich wähne mich schon in Sicherheit als direkt über mir ein großer Hütehund über den Grat schlendert. Er ist wohl etwas überrascht, dass ihn auf der anderen Seite ein sitzender Fremder erwatet und so schlägt er sofort an. Die anderen Hunde stimmen automatisch in das Gebell mit ein. Gaaanz langsam stehe ich auf um ein bisschen Abstand zwischen mein Gesicht und die Hunde zu bringen. Zum Glück sind die beiden Schäfer jetzt auf meiner Höhe und beruhigen die Kläffer. Auch diese Schäfer fragen mich leicht ungläubig ob ich denn alleine unterwegs sei. Viel mehr verstehe ich leider nicht. Mit den Schafen und sogar zwei Eseln im Schlepptau ziehen sie weiter.



    Weiter geht es in die Richtung aus der die Schafherde kam. Nach wenigen Minuten kommt ein Unterstand der Hirten in Sicht. Hier verlasse ich den Kamm des Ţarcu-Gebirges und folge einem Bach durch ein kleines Tal bergab. Ich finde allerdings keinen klar erkennbaren Pfad und es wächst überall hohes Schilf. Ziemlich unübersichtlich das Ganze. Ein perfektes Bärenversteck denke ich nur und so wechsle ich mehrfach die Bachseite um eine bessere Übersicht zu bekommen. Der kleine Bach führt hinab in ein weiteres Tal wo er sich mit einem kleinen Fluss vereinigt. Eine gute Gelegenheit die Wasservorräte aufzufüllen, allerdings geht es nun wieder ein ganzes Stück bergauf zum Hauptkamm des Godeanu-Massivs.

    Ein nun wieder gut sichtbarer Pfad führt in Serpentinen die Bergflanke hinauf die mit wunderschön rötlich gefärbten Heidelbeersträuchern besetzte ist. Ich folge dem Hirtenpfad und verpasse wohl eine Abzweigung nach links was mir einen kleinen Umweg beschwert. Oben angekommen erwartet mich ein weiter Ausblick auf die goldgelb schimmernden Hügel der Karpaten.



    Doch was ist das? In der Ferne verdunkelt sich der Horizont nun schlagartig. Es ist wohl besser wenn ich das Tempo etwas erhöhe. Vor mir führt der Pfad zu einem Gipfel mit einem großen Felsbrocken. Vielleicht bietet er etwas Schutz für das leichte Zelt (Tarptent). Alle paar Minuten drehe ich mich um und stelle fest, dass die Unwertterfront schon um einiges nähergerückt ist. Der Felsbrocken stellt sich leider als ungeeigneter Windschutz dar. Direkt dahinter geht es jedoch ein Stück bergab in einen Sattel. Hier finde ich eine etwas abgesenkte Kuhle und baue dort das Zelt auf ca. 1900 hm auf. Es ist gerade mal 16 Uhr aber ich bin sowieso ziemlich kaputt. Merkwürdigerweise bleibt der erwartete große Wettereinbruch zunächst aus, in der Nacht regnet es dafür ordentlich.


    Tag 3, Di 10.09.2013, 22 km, 1000 hm, 1150 hm Abstieg
    07:40 Uhr. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich nichts. Eine dichte Nebelwand verschluckt alles. Ich habe schlecht geschlafen. Fantasiebären haben mich die ganze Nacht über wachgehalten. Außerdem hat es fast durchgehend geregnet. Ich fühle mich krank. Es ist kalt.



    Doch was ist das. Warum wird es denn plötzlich so hell. Als ich gegen 8 Uhr wieder einen Blick aus dem Zelt riskiere zeigt sich der Himmel tiefblau und der Nebel ist einer atemberaubenden Aussicht gewichen. So schnell kann es gehen!



    Vor mir liegt nun der Aufstieg zum Godeanu-Gipfel. Den Tucila-Gipfel lasse ich dabei rechts liegen. Zur Linken fällt das Gelände steil ab. Am Grund des Bergkessels befinden sich kleine Seen. Keine 10 Meter vor mir steigt plötzlich ein großer Raubvogel auf und gleitet im Aufwind davon. Einfach nur wow! Es geht nun stetig auf und ab über schmale Geröllpfade und gelbe Grashügel. Macht sich die Höhe bemerkbar oder warum bin ich bloß so kaputt? Außerdem zieht es ganz schön in den Beinen...Muskelkater...bin wohl nichts mehr gewohnt :P Die Markierung ist hier teilweise nicht mehr vorhanden und kaum ein Pfad zu sehen. Die Sonne brennt heute wieder ganz schön und so freue ich mich wie ein kleines Kind als ich auf eine Quelle stoße. Gegen 13 Uhr ist der Sattel über dem Scarisoara-See erreicht. Hier steht ein einsames kleines Zelt. Dem GPS-Gerät folgend steige ich hinab Richtung Nordosten nur um gleich wieder die nächste Flanke zu erklimmen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass auf der Papierkarte ein Weg eingezeichnet ist der auf dem Kamm bleibt. So konnte ich jedoch an einem kleinen Bergbach nochmals Wasser nachfassen. Zu meinen Füßen entdecke ich plötzlich ein merkwürdiges Wesen im Gras. Ein dickes fettes Heupferd. So etwas habe ich auch noch nie gesehen!



    Weiter geht es in Richtung Galbena-Gipfel während hinter mir eine Wolkenfront über den Sattel zieht.



    Um 14:30 Uhr mache ich eine lange Pause von 1,5 Stunden. Es wird gekocht und das Shirt im Wind getrocknet. Hier oben wächst nichts außer vertrocknetem Gras, die Täler strotzen jedoch vor endlos grünem Nadelwald. Weiter geht es. Der Galbena-Gipfel wird auf der Nordseite umgangen. Mehrere sehr schmale Pfade führen durch den Geröllhang. Nun geht es wieder bergab und an einem mannshohen Steinmännchen vorbei. Serpentinen führen durch niedrige Kiefern zu einer Hirtenunterkunft. Dabei handelt es sich um eine aus losen Steinen erbaute Hütte mit wenigen dicken Ästen als Dachgerüst. Die Schäfer bringen wohl ihre eigene Plane für das Dach mit. Das Wetter zieht nun wieder recht schnell zu. Eine halbe Stunde später tappe ich im Nebel umher. Ein letztes Mal geht es heute ca. 130 Höhenmeter hinauf. Beim Abstieg reißt der Nebel wieder auf und ich würde hier bei einer atemberaubenden Aussicht gerne das Lager aufschlagen. Beim Sondieren der näheren Umgebung stoße ich jedoch auf einige Höhlenzugänge und tiefe Felsscharten und beschließe doch lieber weiterzulaufen. Die Markierungen führen mich trotz Blitznebel zuverlässig hinab zum Paltina Sattel. Auf der Karte ist hier eine Hütte eingezeichnet. Außer einem mini See und einem wahnsinns Lichtspiel ist jedoch nichts vorzufinden. Keine Hütte weit und breit.



    Nun ist guter Rat teuer. Wahrscheinlich wäre es absolut kein Problem gewesen einfach an dem kleinen "Wasserloch" zu zelten, bei der geringen Höhe und dem üppigen Bewuchs von Nadelbüschen klingelt jedoch mein Bärenalarm. So folge ich dem Weg weiter bergab und halte Ausschau nach einem geeigneten Nachtlager. So langsam beginnt es zu dämmern. Doch was ist das? In einigen hundert Metern Entfernung scheint eine Hütte zu stehen. Bei den schlechten Lichtverhältnissen ist sie nur schwer auszumachen. In Luftlinie halte ich darauf zu. Es handelt sich tatsächlich um eine Art provisorische Hütte. Die Wände sind aus Brettern zusammengezimmert zwischen denen gute eine Hand breit Platz ist. Das Ganze ist mit Kunststoffplanen abgedichtet worden.



    Es ist ca. 20 Uhr als ich es mir auf dem Boden des Bretterverschlags gemütlich mache und ein wenig Kleinholz für ein Feuerchen sammle. Es ist jedoch kaum trockenes Brennmaterial zu finden. So bleibt es bei einem sehr sehr kleinen Feuerchen. Die Tür sichere ich mit einer Alarmanlage bestehend aus einer Blechdose gefüllt mit Steinchen. Diese wird mit Hilfe eines kleinen Stöckchens vorsichtig zwischen Türrahmen und die Schnur geklemmt welche die Tür geschlossen hält. Das Maschinenbau-Studium hat sich allein dafür schon gelohnt ;)

    Um 3 Uhr früh wache ich auf. Der Versuch das Feuerchen wiederzubeleben bleibt von wenig Erfolg gekrönt. Es ist nur noch feuchtes Brennmaterial vorhanden und nachdem die Hütte in eine Räucherkammer verwandelt wurde wird das Feuer vorsorglich doch lieber gelöscht.


    Tag 4, Mi 11.09.2013, 12,5 km, 900 hm, 700 hm Abstieg
    Beim Blick aus der Hütte um 9 Uhr ist mal wieder nicht viel zu sehen. So gibt es ein gemütliches Frühstück und erst gegen 11:30 Uhr geht es weiter. Aufgrund der schlechten Sicht entscheide ich mich dafür den Scorota-Gipfel auszulassen und auf den etwas tiefer gelegenen Weg westlich davon auszuweichen. Die Grashügel und kleinen Kiefern werden zunehmend durch Felswände ersetzt und der Pfad taucht in einen Hohlweg ab bis er in das breite fast ausgetrocknete Flussbett des Scocu Dragsanului mündet.



    Hier liegen wieder viele leere Getränkedosen und Plastikflaschen herum... Nach einer kleinen Extrarunde finde ich die Wegmarkierung die aus dem Tal heraus und auf den nächsten Grashügel führt. Endlich reißt der Nebel auf und gibt eine Sennhütte frei um die herum einige Pferde grasen. Weiter geht es über Hochweiden und später durch kleine Kiefernwälder. Der Weg zieht sich ganz schön hin also wird mit dem Mp3-Player etwas Stimmung gemacht. Gegen 14 Uhr erreiche ich den Plaiul Mic Sattel. Neben zwei kleinen Seen treffe ich auf zwei Studentinnen und einen Studenten aus Israel. Endlich jemand mit dem man sich auf Englisch unterhalten kann ;) Sie erzählen, dass sie die letzten Wochen in Rumänien umhergereist sind. Dabei haben sie immer wieder Touren ins Gebirge unternommen. Heute haben sie ihr Zelt in der Cabana Buta gelassen um zu einer Cabana nördlich des Bucura Sees zu laufen und morgen wieder zurückzukehren. So setzen wir den Weg gemeinsam fort. Dieser führt nun durch einen "richtigen" Wald hinab zu einem Parkplatz. Mit Hilfe einer kleinen Holzbrücke überqueren wir Fluss Peleaga und machen uns an den Aufstieg zum Bucura-See. Es regnet in Strömen. Einige Grüppchen Wanderer kommen uns entgegen. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend aber entschädigt durch die super Ausblicke auf kleine Wasserfälle und mehrere Seen. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Bucura-See mit Campingplatz und Bergwacht. Einige Zelte sind inmitten der schützenden Steinmauern aufgebaut. Wir wollen unbedingt ein kurzes Bad nehmen. Als die Erste im Wasser ist kommt jedoch Protest von der Bergwacht. Da es keinen Bademeister gibt ist es wohl aus versicherungstechnischen Gründen nicht erlaubt zu baden. Wir einigen uns also auf einige Meter hineinwaten und werden auch gleich zu einem Tee in die Hütte der Bergwacht eingeladen Frisch und munter sitzen wir also schon bald in der kleinen Hütte und wärmen uns auf. Die einzige weibliche freiwillige Helferin der Bergwacht kann Englisch, ihre männlichen Kollegen nur Rumänisch. Schon bald müssen meine israelischen Freunde weiter um heute noch die Cabana zu erreichen. Y. meint ich könne ihn ja gerne einmal besuchen kommen und es gäbe in Israel tolle Wüsten-Treks.

    Nach auffüllen der Wasserreserven an der Quelle hinter der Bergwacht geht es für an den Zeltaufbau. An einem Pfosten ist ein großer Hund angeketten der bei jedem Vorbeilaufenden einen gewaltigen Radau macht. Bald ist ein Plätzchen gefunden und zu Abend gegessen. Gute Nacht!




    Tag 5, Do 12.09.2013, 14,5 km, 1200 hm, 1300 hm Abstieg
    Heute stehen die ersten zwei 2500er auf dem Plan, deshalb stehe ich etwas früher auf. Um 6:45 gibt es Frühstück doch leider durchkreuzt einsetzender Regen einen frühen Aufbruch. So geht es erst um 9 Uhr los. Ich schaue noch kurz bei der Bergwacht vorbei um mich nach Quellen zu erkundigen. Es gibt keine! (Es besteht jedoch die Möglichkeit zu Seen abzusteigen wie ich später feststelle.) Jedoch würden 3,5 L wohl reichen. Außerdem warnen sie mich, dass es sich nicht um einen touristischen Wanderweg wie hier zum See herauf handelt. Das passt mir ganz gut ;) Also schnell Wasser gefasst und auf gehts! Ich wähle den direkten Weg der von der Bergwacht erst nördlich und dann östlich durch steile Geröllfelder zum Peleaga-Gipfel (2509m) hinaufführt. Der Pfad ist hier noch super markiert (gelbes Kreuz). Leider spielt das Wetter wieder nicht ganz mit. Die meiste Zeit ist es neblig. Um 10 Uhr erreiche ich den ersten 2500er woohooo!



    Von hier an führt der Pfad steil und kraxelig bergab zum Pelegii-Sattel. Endlich reißt der Nebel etwas auf und vor lauter Begeisterung über die tolle Aussicht übersehe ich die rechte Abzweigung. So folge ich dem roten kreuz ein Stück bergab.



    Als ich den Fehler bemerke gibt es wie immer nur eine Lösung für mich: Per Luftlinie auf den richtigen Pfad wechseln. Wie immer läuft das auf eine ziemliche Kraxelei hinaus. Vielleicht nicht die vernünftigste Wahl aber auf jeden Fall die spannendste ;) Wieder auf dem richtigen Weg geht es weiter bergauf. Ein ganzes Stück tiefer liegen zur Linken die Seen mit Lacul Mare, zur Rechten der Peleaga-See. Kurz vor 12 Uhr erreiche ich den Papusa-Gipfel (2508m), den zweiten 2500er der Tour.



    Beim Abstieg reißt die Nebeldecke nun endgültig auf und ermöglicht super Ausblicke. Das Gebirge ist hier wirklich wunderschön. Als sich auch noch die Sonne zeigt entschließe ich mich für eine lange Mittagspause zum Kochen, Relaxen und Trocknen der Ausrüstung. Nicht weit nach Papusa Mica bietet eine kleine Vertiefung mitten auf dem Kamm Schutz vor dem leichten Wind und so lasse ich mir von 13-15 Uhr genüsslich die Sonne auf den Pelz scheinen



    Weiter geht es hinab zum Custurii-Sattel. Auf halbem Weg hinauf zum Custura-Gipfel bieten kleine Steinmauern die Möglichkeit zum Zelten mit sehr schönem Ausblick zurück zum Peleaga-See.



    Das Wetter zieht leider schon wieder zu. Vom Kamm aus entdecke ich einen einsamen Angler der am See Taurile Custurii sein Zelt aufgeschlagen hat. Ab hier wird die Strecke ziemlich heftig. Es geht über viel großes Geröll das durch den einsetzenden heftigen Regen ziemlich rutschig ist. Ein Pfad ist kaum mehr zu erkennen und der Nebel macht die Sache nicht leichter. Die wenigen noch verbliebenen Grasflächen nutzend suche ich mir vorsichtige einen Weg. Es geht nun stetig leicht bergab und schon bald ersetzen niedrige Nadelbüsche die Grasflächen. Ganz wenige alte Markierungen (rotes Quadrat) sind hier und da noch zu sehen, ansonsten gibt es ein paar aufgestellte große Steine welche die grobe Richtung markieren.



    Es schein mir als wäre hier seit Jahren kein Mensch durchgekommen. Zwischen Geröll und immer mehr Nadelbüschen ist es gar nicht so leicht immer einen Durchgang zu finden. Das Nachtlager möchte ich wieder möglichst oberhalb der Baumgrenze aufschlagen. Die einzige mehr oder weniger geeignete Stelle ist eine kleine entwas abschüssige Moosfläche auf 2000 Metern Höhe. Natürlich fängt es gerade beim Aufbau extrem an zu schütten. Bei der Flucht ins Zelt bleibe ich leicht am Eingang hängen und reiße eine Naht ein.... Der Rucksack ist komplett durchnässt und bleibt in einer der Apsiden. Zum Glück halten die Packsäcke dicht. Es ist 19:30 Uhr.

    Um 2:30 fängt es wieder stark an zu regnen. Hinzu kommt Wind. Im Fußteil des Zeltes wird es nass und so nutze ich einen Müllsack als provisorischen Schutz für den Schlafsack.


    Tag 6, Fr 13.09.2013, 17,5 km, 600 hm, 1300 hm Abstieg
    Beim ersten Blick aus dem Zelt ist wieder nichts zu sehen doch kurze Zeit später scheint die Sonne und ich mache ein paar Fotos bei wunderschöner Aussicht.



    Leider zieht es schnell wieder zu und so bleibe ich im Zelt wo ich gemütlich lese und koche. So kann ich den feucht gewordenen Schlafsack vielleicht auch ein wenig trockener bekommen. Unter dem Zelt suchen viele Spinnen Schutz vor dem Regen. Überall krabbelt es aber das Innenmesh hält das Getier zuverlässig auf Abstand. Nur eine Spinne verirrt nach drinnen. Sie hat eine ausgeprägte Zeichnung auf dem Rücken. Diese Art habe ich noch nie zuvor gesehen.



    Erst um 13 Uhr entschließe ich mich trotz Nebels zum Aufbruch. Es geht zunächst wieder über Geröll doch plötzlich in einem Wald nahezu undurchringlicher Nadelbüsche wieder. Entweder ist der Pfad zugewachsen oder ich finde ihn nicht. So muss ich mich ein ganzes Stück durch das Dickicht kämpfen. Dabei reißen die Büsche an meiner Kleidung und schlagen mir ins Gesicht. Ohne GPS wäre ich hoffnungsvoll verloren aber so finde ich glücklicherweise endlich auf einen Pfad zurück der mich hinab in einen Nadelwald führt. Auch hier ist der Weg oft nicht mehr zu erkennen. Es geht über den Bilugu Mare und weiter über den Bilugu Mic. Mit der Zeit werden die Wege breiter. Überall sprießen Pilze aus dem Waldboden. Kurz vor dem Tulisa-Sattel gibt es eine Art Zeltwiese mit Feuerstellen. Über breite Kieswege geht es weiter und ich passiere ein großes Stahlkreuz mit der rumänischen Flagge auf der Spitze. Kurz darauf finde ich nördlich des Tulisa-Gipfels endlich wieder eine Quelle. Das Wetter fühlt sich nach Wintereinbruch an. Es ist ziemlich windig, kalt und neblig. Je breiter die Wege werden umso mehr Müll ist leider auch vorzufinden. Um 17 Uhr erhasche ich den ersten Blick auf eine Stadt mit großem Kraftwerkskamin die ich für Petrosani halte, es handelt sich jedoch um Lupeni. Der Plan ist heute eine Schutzhütte zu finden, da das Equipment doch noch ziemlich nass ist und ein relativ starker Wind geht. Auf der Karte sind nördlich von Lupeni mehrere Sennhütten eingezeichnet. Die Stana Zanoaga ist leider nur noch ein Holzgerippe und so laufe ich ein Stück zurück wo ein Weg nach Lupeni hinabführen soll. Das Unterfangen endet wieder in Querfeldeinlaufen nach GPS. Schon bald kommt die "Hütte" in Sicht und auch Lupeni ist recht nahe gerückt.



    Auch diese Hütte ist fast ganz eingestürzt. Nur noch ein kleiner Unterschlupf ist übriggeblieben. Dieser wird aber scheinbar noch regelmäßig von Hirten genutzt. Die Gummimatten des Dachs sind als Isomatten ausgebreitet worden und in der Mitte wurde eine Feuerstelle errichtet. Sogar Feuerholz liegt noch bereit. So mache ich es mir gemütlich und um 19 Uhr brennt ein Feuerchen. Morgen geht es nach Lupeni und mit öffentlichen Verkersmitteln irgendwie weiter nach Petrosani.

    Zuletzt geändert von tarpir; 06.12.2013, 12:59.

  • grenzenlos
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    • 25.06.2013
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

    Echt schöner Bericht und tolle Bilder!
    Wir kennen die Gegend etwas. Allerdings liegt dies schon über 25 Jahre zurück. Trotzdem kommen viele, viele Erinnerungen zurück. Dankeschön und weiter so!

    Gruß Wi grenzenlos
    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

    Gruß, Wi grenzenlos

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    • Baciu
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      #3
      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

      Sehr schöner Bericht von einer tollen Gegend. Schade das mit dem vielen Nebel und Regen. Ja so ne Anreise mit Lkw ist schon recht originell. Mit dem Trampen im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten habe ich auch schon meine Erfahrungen gemacht. 1988 zu viert mit 4 großen Rucksäcken nie ein Problem. Jetzt scheint es so, je dicker die Autos desto geringer die Bereitschaft anzuhalten. Aber es hat ja dann doch noch geklappt
      Das Tarcu ist leider bekannt für Allrad und Enduro-Rennen
      Das rote Quadrat ist normalerweise die Nationalparkbegrenzung. Die Gruniu-Kette runter nach Lupeni steht auch noch auf meiner to-do-Liste.
      Bin mal gespannt auf die restlichen 2500er

      Grüße
      Falk
      Zuletzt geändert von Baciu; 02.11.2013, 11:15.

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      • Enja
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        #4
        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

        Um die Zeit waren wir gar nicht weit weg. Insofern bin ich gespannt auf den Wintereinbruch.

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        • Abt
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          #5
          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

          Vielen Dank für deinen Bericht.
          Mich hat schon immer gewundert, welch faszinierende Anziehungskraft auf Trekker diese grasbewachsenen Berge dort ausüben.

          Deine Bärenangst scheint mir etwas übertrieben. Die Tiere werden offenbar stark bejagd, so dass die Bestandsangaben nicht mehr stimmen und Sichtungen oder eskalierende Situationen mit Menschen sind allgemein selten in der Region. Wir haben am Plaiul Mic Sattel immer deren blauschwarzen Kot gefunden, mitunter auch Spuren an den Bäumen

          Gab es Gründe, weshalb du anscheinend nicht auf den bekanntesten Gipfel des Tarcugebirges, den Tarcu hoch bist?
          Schleißlich machen sie doch das Wetter da. Sorry, wenn ich es nicht richtig gelesen habe


          Schade mit dem Wetter, aber das habe ich dort auch meist so erwischt. Heute würde ich seelenruhig in der nächsten Hütte abwarten, bis das Mistwetter weg ist.
          Zuletzt geändert von Abt; 13.11.2013, 17:02.

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          • tarpir
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            #6
            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

            @Falk: Aah, gut zu wissen das mit den roten Quadraten

            @Enja: Wo wart ihr denn?

            @Abt: Den Tarcu habe ich tatsächlich ausgelassen Grund war die Empfehlung des Hüttenwarts auf der Route nördlich davon zu übernachten. Am nächsten Morgen hatte ich dann keine Lust auf den Umweg, Hauptziel waren ja die 2500er ;)

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            • Enja
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              #7
              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

              Am eisernen Tor und dann weiter die Donau entlang. Im September war es schon zu kalt, um noch im Schwarzen Meer zu baden. Und in der Ukraine erklärte man uns, es sei der kälteste September seit 90 Jahren. Dazu passt doch dann der "Wintereinbruch".

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              • Abt
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                • 26.04.2010
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                #8
                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                Was hattest du eigentlich für eine Softweare zum orientieren? Ohne GPS ist das kein leicht zu lösendes Problem da vor Ort.
                Den Sadovanu-Gipfel beispielsweise kann ich weder auf der alten noch auf einer neueren Karte irgendwo finden. Woher stammt diese Angabe?

                Hier hilfsweise noch einmal eine uralte Karte die ich noch da habe:


                Hier einmal die neuere Version
                Zuletzt geändert von Abt; 14.11.2013, 00:29.

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                • Baciu
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                  • 18.07.2013
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                  #9
                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                  Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                  Den Sadovanu-Gipfel beispielsweise kann ich weder auf der alten noch auf einer neueren Karte irgendwo finden. Woher stammt diese Angabe?
                  Also auf meiner alten Wanderkarte (Munţii Nostri Harta Turistică – Muntele Mic – Ţarcu (1989)) ist ein 1996 m hoher Vorgipfel auf dem Weg zum Ţarcu eingezeichnet. Dieser heißt laut OpenStreetMap Sadovanu. Ob das korrekt ist kann ich nicht sagen.

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                  • nicki1005
                    Erfahren
                    • 30.04.2011
                    • 374
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                    Danke für den Bericht! Hoffentlich gehts bald weiter :-)

                    Auf meiner Karte von 2013 ist der Sadovanu Gipfel übrigens eingezeichnet.

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                    • Abt
                      Lebt im Forum
                      • 26.04.2010
                      • 5726
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                      #11
                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                      Also ich habe die Karte vom Muntii Nostre von 1990 zur Hand, da ist der Sadovanu genannte Berg nicht drauf, die von Falk angegebene Höhenmarke ist namenlos und liegt westlich vom Tarcu. Bei uns war der Berg zuletzt auch ganz im Nebel.

                      Nicki, kannst du bitte mal eine Angabe zur neuen Karte machen?

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                      • blauloke

                        Lebt im Forum
                        • 22.08.2008
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                        #12
                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                        Zitat von Baciu Beitrag anzeigen
                        Also auf meiner alten Wanderkarte (Munţii Nostri Harta Turistică – Muntele Mic – Ţarcu (1989)) ist ein 1996 m hoher Vorgipfel auf dem Weg zum Ţarcu eingezeichnet. Dieser heißt laut OpenStreetMap Sadovanu. Ob das korrekt ist kann ich nicht sagen.
                        Hier ein Link zur OpenStreetMap Karte.
                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                        • Abt
                          Lebt im Forum
                          • 26.04.2010
                          • 5726
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                          #13
                          AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                          Ja Danke.
                          Ich habe es schon registriert, dass es da offensichtlich unterschiedliche Angaben zwischen den dargestellten Karten und neuerer elektronischer Software gibt. Schlimm genug. Die alte Karte habe ich in Absprache mit den User zur Übersicht hereingestellt.
                          Ich bitte euch, jetzt den schönen Beitrag des Users hier nicht mit unserer Kartedisskusion zu zumachen. Das war nicht meine Absicht. Ich danke für euer Verständnis.
                          Gruß Ali

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                          • tarpir
                            Anfänger im Forum
                            • 27.03.2013
                            • 19
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                            Sorry für die späte Antwort! Als GPS-Datensatz habe ich die Freizeitkarte basierend auf der OSM verwendet (http://www.freizeitkarte-osm.de/de/index.html). Allerdings sind hier lange nicht alle Wanderwege verzeichnet (siehe zweiten Teil des Reiseberichts). Zudem war der Hüttenwart so nett und hat mich den Kartenausschnitt abfotografieren lassen:

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                            • tarpir
                              Anfänger im Forum
                              • 27.03.2013
                              • 19
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                              #15
                              AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                              Etappe 2
                              Von Petroşani nach Sibiu (Herrmannstadt)
                              Paring- und Lotru-Gebirge (5 Tage, 100 km, 5100 hm)


                              Dieser Abschnitt der Tour verlief leider nicht wie geplant. Auf der Karte ist der zu Fuß zurückgelegte Weg in rot eingezeichnet. Der rote Kreis stellte das eigentliche Ziel der Tour dar, die Hohe Rinne (Păltiniș). Leider habe ich mich gegen Ende verlaufen und so den gelb eingezeichneten Weg als Beifahrer eines Holztransporters zurückgelegt.



                              Tag 7, Sa 14.09.2013, ab Petrosani: 8,5 km, 1000 hm
                              Ein Feldweg führt mich bergauf an den letzten Häusern vorbei. Es beginnt wieder zu regnen und so stelle ich mich kurz bei einem Carport unter. Der Feldweg wird schon bald zu einem matschigen Wald- und Wiesenpfad mit einigen Viehgattern. Von Zeit zu Zeit kommt ein Bauernhof in Sicht. Zwei Rumänen kommen mir mit prall gefüllten Pilzbeuteln entgegen, ansonsten begegne ich nur einem Hirten dessen Hund mich mit lautem Gebell begrüßt. Kurz vor 16 Uhr erreiche ich einen kleinen Ort und die Cabana Buta. Hier wollte ich möglicherweise übernachten, als ich jedoch sehe, dass es sich dabei um ein teures Wellnesshotel handelt, verwerfe ich diesen Plan schnell wieder. Stattdessen frage ich an der Rezeption freundlich ob ich mein Handy laden könne. Mit fast leerem Akku will ich nicht unbedingt in die Berge ziehen. Der Rezeptionist kann gut Englisch und ist sehr freundlich. Während der Akku lädt gönne ich mir in der Hotelbar ein Bier und einen Kaffee. Die wenigen Leute wundern sich über den komisch gekleideten schlammverschmierten Wilden, zumindest kommt es mir so vor Draußen schüttet es wieder wie aus Kübeln.



                              Um 17 Uhr ziehe ich mit voll geladenem Handyakku weiter. Der Weg führt ziemlich steil an einem Sessellift entlang. Eine Stunde später erreiche ich einen kleinen Wintersportort. Auf der Karte ist hier eine Schutzhütte eingezeichnet. Bei der Suche kommen mir zwei Rumänen entgegen. Sie haben ihre Tour aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen. Es regnet schon wieder heftig, zudem soll weiter oben ein Schneesturm toben. Na das sind ja schöne Aussichten! Die Schutzhütte ist nicht auffindbar und so spreche ich eine Gruppe Rumänen an die trotz des miesen Wetters am Grillen ist. Sie sind ungefähr in meinem Alter und so versuche ich mein Glück mit Englisch. Tatsächlich verstehen sie mich, von einer Schutzhütte wissen sie jedoch nichts. Kurzerhand werde ich eingeladen bei ihnen zu übernachten Die Frau des Gastgebers zeigt mir mein Zimmer, danach gibt es Essen und Bier. Bis in die frühen Morgenstunden feiern wir bei einem Musikmix aus Rockklassikern und rumänischen Liedern. Aus dem Schwarzwald habe ich in weiser Voraussicht ein paar Kirschwässerchen mitgebracht die gut ankommen.

                              Tag 8, So 15.09.2013, 13 km, 1350 hm, 600 hm Abstieg
                              Gegen 9 Uhr wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf Im Esszimmer herrscht allgemeine Katerstimmung. Gegen 13 Uhr packe ich meine Ausrüstung zusammen, verabschiede mich von allen und ziehe weiter. Heute ist wider Erwarten super Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ich komme an ein paar kleineren Cabanas, Aprés-Ski-Hütten und einer Skilift-Station vorbei. In der Ferne sind die weißen Bergspitzen des Paring-Gebirges zu sehen. Der erste Schnee der Saison!



                              Der Kammweg mit der weiß-rot-weißen Markierung führt an der Südflanke unterhalb des Parangul Mic Gipfels entlang. Hier kommt mir ein einzelner Wanderer entgegen. Seiner Aussage nach sind die Schneeverhältnisse oben nicht bedenklich. Nach 1,5 Stunden lege ich eine kurze Pause ein, da ich heute noch nichts gegessen habe. Mit zunehmender Höhe schließt sich die Schneedecke immer weiter. Die Schutzhütte hier oben ist nur für den Notfall zu empfehlen. Im Inneren ist es ziemlich schlammig und es gibt keinen Tisch oder eine andere erhöhte Schlafmöglichkeit. Leider hat sich das Wetter doch wieder verschlechtert. Die Sicht beträgt teilweise nur 5-10 Meter. Kurz vor dem Carja-Gipfel kommen mir zwei weitere Wanderer entgegen. Sie warnen mich vor einer Bärenmutter die mit ihren zwei Jungen hinter dem Gipfel etwa 50 Meter vom Wanderweg entfernt im Schnee spielt. Ich solle aufpassen und das Pfefferspray bereithalten. Mit ziemlich erhöhtem Adrenalinspiegel setze ich den Weg fort. Bei 10 Meter Sichtweite habe ich keine Chance einen Bären von weitem zu entdecken. So bleibt mir nur eines übrig: Die Bärin mit Lärm auf mich aufmerksam machen um sie nicht zu erschrecken. Nun ist also ist Singen und Stöcke aneinander schlagen angesagt. Immer wieder sehe ich mich in alle Richtungen um, kann jedoch nichts entdecken.

                              Kurz vor dem dritten 2500er, dem Parangul Mare, reißt der Nebel endlich auf. Die Schneehöhe beträgt hier ca. 20 cm. Am Grat entdecke ich zum ersten Mal ein wunderbares Phänomen: Auf der linken Seite des Kammwegs liegt das Tal im Nebel, von rechts scheint die Sonne. Auf dem Nebel entsteht nun eine Art Regenbogen mit meiner Silhouette im Mittelpunkt. Einfach nur wow!



                              Um 18 Uhr ist der Parangul Mare Gipfel mit seinen 2519m geschafft. Der Ausblick ist super aber es geht ein heftiger Wind und so mache ich mich nach ein paar Fotos schnell an den Abstieg.



                              So langsam sollte ich mich nach einem geeigneten Zeltspot umsehen, wenn möglich windgeschützt und ohne Schnee. Der ursprüngliche Plan war es zu einem der nördlich gelegenen Seen abzusteigen, von hier oben sieht das Terrain jedoch absolut ungeeignet aus. Auf der Nordseite ist es ziemlich stürmisch und am See ist keine geröllfreie Stelle auszumachen. Glücklicherweise finde ich gegen 19:30 eine windstille Grasfläche südlich des Paclisa-Gipfels. Die Sonne geht bereits unter und erzeugt ein tolles Farbspiel zusammen mit den Bergen und Wolken. Es ist ganz schön kalt und so wird im Schlafsack gegessen.



                              Tag 9, Mo 16.09.2013, 29 km, 900 hm, 1300 hm Abstieg
                              Ich erwache gegen 7 Uhr mit der ersten Morgenröte. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich eine wahnsinnig tolle Morgenstimmung und springe zum Fotoschießen schnell nach draußen. Es ist a-kalt aber bei dem Anblick lohnt sich das Frieren allemal. Vor mir schiebt sich die Sonnenscheibe langsam über die Berge, hinter mir glüht der Parangul-Mare im Morgenrot.





                              Doch nun schnell wieder zurück in den warmen Schlafsack! Ich döse noch ein bisschen bevor es ans Frühstücken geht. Jetzt sind auch meine letzten Wasserreserven aufgebraucht. Gegen 9:30 ist alles im Rucksack verstaut und es geht weiter. Nächste Aufgabe: Wasser finden. Auf der Karte sind keine Quellen entlang des Grates verzeichnet. Eine sichere Möglichkeit an Wasser zu kommen wäre der Abstieg zu einem der Seen vom Piatra Taiata Sattel aus (Markierung rotes Kreuz). Dies stellt auch eine der beiden beschriebenen Varianten dar. Ich entscheide mich trotzdem für die zweite Variante welche dem Kammweg folgt.

                              Kurz nach 12 Uhr erreiche ich den Sattel vor dem Iezer-Gipfel an dem man den markierten Kammweg in Richtung Carbunele 1 verlässt. Hier erwarten mich schon Schafherden mit ihren Hunden. Zum Glück verjagen die Schäfer die Hunde bevor ich gefressen werde Der Puls ist trotzdem jedes Mal erhöht, wenn bis zu sieben große Schäferhunde bellend und mit gefletschten Zähnen auf einen zugerast kommen. Erst wenige Meter entfernt stoppen sie dann um einen zu umzingeln. Da heißt es Ruhe bewahren, keine schnellen Bewegungen machen, auf die Waden aufpassen und mit den Hunden reden ;) Vom Carbunele 1 hat man im Südosten einen guten Blick auf die Hochstraße 67C, die sich hier durch die Berge schlängelt. Schon von Weitem ist eine Ansammlung von Hütten zu sehen wo der Weg am Carbunele 2 auf die Hochstraße trifft. Es handelt sich dabei um Fressbuden und Ramschläden für die Autotouristen. Da ich bis jetzt immer noch kein Wasser gefunden habe kaufe ich mir hier eine 2 Liter Flasche für 6 Lei.



                              Ab hier geht es ein kleines Stück entlang der Hochstraße bis zur ersten Abzweigung, an der man die asphaltierte Hochstraße nach rechts verlässt und einer unbefestigten Straße (Feldweg) folgt.



                              Kurz nach der Abzweigung lege ich eine Mittagspause ein. Eine Vertiefung bietet Schutz vor dem Wind und sogar die Sonne zeigt sich Plötzlich taucht ein Hund auf, angelockt von der Salami die ich gerade für den Bohneneintopf schneide. Es wird sich wohl um einen Streuner handeln denke ich mir. Wenigstens hält er einen großen Abstand. Keine zwei Minuten später kommt ein zweiter dazu. Und ein dritter. Und ein vierter. So langsam wird die Sache ein wenig brenzlig, ich möchte ja nicht wegen einer Salami von einer Meute streunender Hunde zerfleischt werden. Inzwischen sind es schon sechs und einer kommt ganz frech auf wenige Meter heran. Ich stehe auf und spreche mit ihm während ich überlege was nun zu tun ist. In diesem Moment schlendert ein Schäfer um die Ecke. Es sind also doch keine wilden Streuner! Puuh! Er grüßt freundlich und läuft an mir vorbei den nächsten Hügel hinauf. Die Hundemeute folgt ihm widerwillig. Jetzt ist endlich essen und relaxen im Sonnenschein angesagt. Plötzlich ruft mir der Hirte vom Hügel aus etwas auf Rumänisch zu. Leider habe ich keine Ahnung was er meinen könnte und bin mir auch nicht sicher ob er überhaupt mich meint. Im Nachhinein glaube ich er wollte mich vor dem herannahenden Unwetter warnen. Bis ich alles für den Aufbruch zusammengepackt habe ist er schon wieder unten bei mir angelangt. Er begrüßt er mich mit "Servus!". Das höre ich hier auch zum ersten Mal Als ich erzähle, dass ich zum Vidra See laufe, gibt er mir den Tipp dem Sessellift ins Tal zu folgen. Ich verabschiede mich und folge dem Feldweg der sich so weit das Auge reicht am Hang entlangzieht.

                              Das Wetter verschlechtert sich nun schlagartig. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken und ein kalter Wind weht. Auf dem Weg vor mir taucht plötzlich ein Hund auf. Er ist nicht wirklich damit einverstanden mich durchzulassen. Zum Glück kommt gerade ein Auto dem er bellend hinterher rennt. Wie auf einen Schlag fängt es an heftig zu Hageln. Alle Umgebungsgeräusche werden vom Prasseln der Eiskörner auf die Kaputze der Hardshell verschluckt. Und schon wieder versperrt mir ein Hund den Weg. Als ein lauter Donnerschlag die Luft zerreist zuckt er jedoch zusammen und sieht völlig verängstigt aus. Er gibt keinen Mucks mehr von sich und folgt mir stattdessen auf den Fersen. Immer wieder hält er an und schaut sich um, vermutlich sucht er seine Herde. Ich komme an einer Abzweigung vorbei an der ich mich rechts auf dem Feldweg halte. Etwas weiter stoße ich auf ein "Zigeunerlager". Hier stehen Autos, Zelte und provisorisch errichtete Unterstände. Ich werde von einem entgegenkommenden Mann direkt nach Zigaretten und Alkohol gefragt. Noch ein Stück weiter komme ich an eine weitere Abzweigung. Sie führt nach links zu einer Liftstation hinauf. Leider habe ich von dem Gebiet hier keine Papierkarte sondern nur unvollständige GPS-Daten. Dem Rat des Hirten folgend nehme ich diese Abzweigung und folge dem matschigen Pfad. Ein ganzes Stück rechts des Weges ist eine Art Hütte mit Umzäunung. Die Hunde lassen nicht lange auf sich warten. Zwei an der Zahl stürmen auf mich los und fletschen die Zähne. So langsam geht es mir ganz schön auf die Nerven mit diesen Kläffern. Auch dieses Mal kommt kein Hirte zu Hilfe. Eine gute Viertelstunde rede ich auf die beiden ein bis sie mehr oder weniger das Interesse verlieren. Ganz langsam setze ich den Weg fort. Das Gebell verstummt erst als ich außer Sichtweite bin. Ein Weg führt nun entlang eines Sessellifts hinunter in Richtung Vidra-See. Nichts ahnend folge ich ihm bis zur unteren Liftstation nur um festzustellen, dass der Weg hier endet. So muss ich den ganzen Weg wieder nach oben laufen und habe eine gute halbe Stunde verloren.



                              Um den Hunden von vorhin auszuweichen gehe ich querfeldein den direkten Weg zur ursprünglichen Schotterstraße zurück. Hier begegne ich nun dem Hirten mit seinen Schafen. Er erklärt mir, dass ich dem anderen Lift viel weiter vorne hätte folgen müssen. Vom planlosen Rumirren habe ich jedoch genug und folge nun strikt dem im GPS eingespeicherten Weg. Er windet sich stetig bergauf bis gegen 19:30 Vârful Pietrii (1970 m), der erste Gipfel aus kristallinem Kalkstein, in Sicht kommt. Zumindest vermute ich, dass es sich um diesen handelt ;)



                              Schon kurz darauf ergibt sich ein super Ausblick auf den fast vollständig unter Wolken verdeckten Vidra-See in der Abenddämmerung.



                              Ich folge dem Weg in Serpentinen hinab in den Sattel und wieder hinauf Richtung Vârful Pietrii. Im Dämmerlicht blicken mir ein paar grasende Esel verwundert nach. Die Sonne ist schon untergegangen und der Vollmond taucht die Natur in ein kaltes Licht. Etwas unheimlich ist es hier schon so ganz allein. Im Schein der Stirnlampe geht es weiter bis kurz vor die Abzweigung Richtung Norden die zur Straße Dn7a hinunterführt. Morgen geht es von hier aus nur noch bergab bis zum Vidra-See.

                              Tag 10, Do 17.09.2013, 27 km, 1000 hm, 1000 hm Abstieg
                              Gegen 8 wache ich das erste Mal auf. Draußen stürmt es leicht und Wasser tropft vom Mesh-Innenzelt. Mit dem Reisehandtuch wird alles einigermaßen trocken getupft. Gegen 9 Uhr werde ich durch Glockengeläut geweckt. Ich habe das Zelt in der Nacht nicht weit von einer steil abfallenden Felswand aufgebaut. Unterhalb des Spots liegen große Weideflächen. Von einer nahe gelegenen Alm ziehen jetzt die Kühe hier herauf. Um 9:30 ist wieder alles bereit zum Aufbruch. Es sind nur ein paar hundert Meter von hier bis zur Abzweigung. Von dort führt ein Schotterweg bergab über Hochweiden bis er weiter unten in den Wald eintaucht. Bis zur Straße Dn7a sind es ca. 3 Kilometer. Der Straße folge ich dann stetig bergab bis zum Vidra-See über vier lange Kilometer Asphalt. Wenn jemand weiß wie man dieses Stück vermeiden kann, würde ich mich über eine kurze Beschreibung freuen ;)



                              Am See angekommen zweigt man rechts ab und folgt einer unbefestigten Straße Richtung nordöstlichem Seezipfel. Nach ca. einem Kilometer gelangt man zu großen, vermutlich verlassenen, Hochhäusern. Das ganze erinnert stark an eine Geisterstadt. Direkt an der Straße befindet sich eine Art Restaurant das sogar geöffnet hat. Aus dem Inneren dringen Stimmen zu mir nach draußen. Nach weiteren 3,5 km erreicht man die Staumauer. Es ist inzwischen 12 Uhr. Ich komme mit einem älteren rumänischen Ehepaar ins Gespräch. Der Mann kann sogar ziemlich gut Deutsch. Sie sind mit dem Auto hierher gefahren um sich die Staumauer anzuschauen. Wenn ich möchte könne ich gerne mit ihnen bis nach Paltinis (Hohe Rinne) mitfahren. Dankend lehne ich natürlich ab ;)
                              Weiter geht es über die Staumauer und in südwestlicher Richtung weiter entlang des Seeufers. Um kurz vor 13 Uhr lege ich am Wegrand eine Vesperpause ein. Ca. 4,5 km nach der Staumauer erreicht man eine kleine Brücke. Vor der Brücke führt ein Weg rechts ab in den Wald hinein.



                              Nun geht es wieder stetig bergauf entlang eines Baches. Am Wegrand treffe ich immer wieder auf Lager von Waldarbeitern die mit Hilfe von Pferden die gefällten Bäume aus dem Wald ziehen. Der Schotterweg wird immer schmaler. Plötzlich hallt Lärm durch den Wald. Ich halte es zunächst für eine Kettensäge und denke mir nichts weiter dabei, bis hinter mir eine Gruppe Motocrosser angerast kommt. Der Weg ist jetzt so schmal, dass ich mich halb ins Gebüsch drücken muss um die Crosser durchzulassen... Ihr Lärm wird schon bald wieder von den Bäumen verschluckt. Ich rege mich immer noch über diese Typen auf als ich einen von ihnen auf dem Weg stehen sehe. Er hat wohl Probleme mit seiner Maschine. Nur wenige Meter von ihm entfernt trete ich laut knackend auf einen Ast. Er sieht erschrocken auf. Hat mich wohl für einen Bären gehalten Jetzt kommen auch schon die anderen zurückgefahren. Den Grund dafür stelle ich schon wenige Minuten später fest als der Pfad im Nichts endet! Nun ist guter Rat teuer. Mir bleibt nichts anderes übrig als mich durch die dichte Vegetation zu kämpfen.



                              Anfangs folge ich dem Bachlauf so gut es geht, dabei mache ich schön Lärm um keinen Bären zu überraschen. Das Vorankommen ist sehr anstrengend und laut GPS muss ich nun den Bach verlassen um mich eine steile Bergflanke hinaufzukämpfen. Endlich lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf Hochweiden frei. Von Weitem höre ich es auch schon wieder bellen, die Schafherde ist jedoch so weit weg, dass die Hunde sich nicht die Mühe machen mich über diese Entfernung zu jagen :P Es geht nun stetig bergauf Richtung Piatra Alba (2178). An einer Gruppe von mannshohen Steinen lege ich eine kurze Verschnaufpause ein.



                              Am Gipfel angekommen stoße ich wieder auf den markierten Pfad. Es ist jetzt 17:15 und das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Im Sattel zwischen Piatra Alba und Cristesti baue ich das Zelt an einer kleinen Grasschulter auf wo es vor dem Wind ein wenig geschützt ist. Kaum im Inneren fängt es an heftig und lange an zu regnen. Wieder tropft es ins Innenzelt... Sind die Nähte nicht dicht oder handelt es sich schlicht um Kondensat?

                              Tag 11, Mi 18.09.2013, 23 km, 850 hm, 1500 hm Abstieg
                              Der Wind hat in der Nacht gedreht und bläst nun mit voller Breitseite auf das Zelt. Zudem ist die Temperatur ziemlich abgesunken. Die Zeltplane ist gefroren! Ich bekomme den Reisverschluss kaum auf. Es ist wieder ziemlich neblig. Alles um mich herum ist weiß.



                              Von hier aus gibt es nun zwei Wege zur Hohen Rinne (Păltiniş): Eine kurze Variante bei der man nach Norden hin abzweigt und eine lange Variante bei der man dem Hauptkamm des Lotru-Gebirges über den Cristeşti-Gipfel (2233 m) folgt. Wahrscheinlich war auch mein Gehirn an diesem Morgen ein wenig eingefroren, denn ich halte den Weg über den Hauptkamm, aus welchem Grund auch immer, für den kürzeren. Wieder einmal weiche ich von dem zu Hause geschmiedeten Plan ab. Der Vorteil ist, dass der Kammweg eigentlich gut markiert sein sollte. Der Nachteil ist das fehlende Kartenmaterial. Auch auf dem GPS sind nur anfangs Wege eingezeichnet.



                              Der Wind ist so kalt, dass die dünnen Liner-Handschuhe nicht ausreichend wärmen. So befestige ich die Trekkingstöcke an der Brusttasche und ziehe die Ärmel der Hardshell über die Hände. Vollständig vermummt kann es um 9 Uhr losgehen und das Laufen wärmt ja zusätzlich. Der Kammweg führt nun über den Cristeşti-Gipfel (2233 m) zum Ştefleşti (2244 m). Es ist gar nicht so leicht den Wegmarkierungen im dichten Nebel zu folgen. Einige Male bin ich doch sehr erleichtert als nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einer der weiß-rot-weiß markierten Steine auftaucht. Mit der Zeit wird die Sicht etwas besser, aber es ist immer noch schweinekalt. Nach etwa drei Stunden erblicke ich in der Ferne zwei Punkte die sich langsam auf mich zubewegen. Zwischen Negovanu Mare und Clabucet treffen wir aufeinander. Es ist ein französisches Pärchen. Die beiden sind ungefähr in meinem Alter und bereits seit drei Monaten unterwegs. Sie überqueren die gesamten Karpaten von Nord nach Süd! Sehr beeindruckend! Was sie über das Fagarasch-Gebirge berichten gefällt mir jedoch gar nicht. Dort hat es wohl so stark geschneit, dass man auf tiefere Routen ausweichen muss. Naja, darüber kann ich mir zu gegebener Zeit noch Gedanken machen. Wir tauschen schnell E-Mail-Adressen aus und ziehen weiter. Endlich zeigt sich die Sonne Da stört der leichte Schneeregen auch nicht weiter. Die Hochweiden sind nun nicht mehr in Weiß gehüllt und werden so langsam von Nadelbüschen abgelöst.



                              Hinter dem Clabucet-Gipfel (2054) verliere ich kurz den Weg, bin jedoch schnell wieder auf Kurs. Es geht nun hinab zum Wald. In der Nähe einer Hütte begegne ich zwei Schäfern mit Herde. Am Waldrand beginnt ein breiter Wanderweg. Es ist nun angenehm warm und die perfekte Gelegenheit für eine Mittagspause. Inzwischen ist es auch schon wieder 14 Uhr. Direkt am Waldrand finde ich ein Stück Wiese mit Quelle. Schnell ist das Kochzeug ausgepackt und Couscous zubereitet. Zum Nachtisch gibt es eine Tafel Schokolade Gegen 15 Uhr geht es weiter. Leider verpasse ich irgendwo eine Abzweigung und folge stattdessen dem breiten Schotterweg bergab. Markierungen habe ich nun schon länger nicht mehr gesehen und die GPS-Karte hilft mir auch nicht weiter. Nach einer Weile treffe ich auf Waldarbeiter die eine Art Graben ausheben und frage sie nach dem Weg zur Hohen Rinne. Die Verständigung ist sehr schwierig aber ich begreife, dass sie keinen Wanderweg dorthin kennen. Der Weg auf dem ich mich befinde führt zwar auch zur Hohen Rinne, jedoch über 24 km! Nach einer Weile Hin und Her kommt ihr Chef aus dem Wald gestapft. Er fackelt nicht lange und fährt mich mit seinem Jeep ein Stück weiter bis zu einer Forsthütte.



                              Da die Nacht bald anbricht (um 17 Uhr ist es dunkel) bietet er mir an hier zu übernachten. Bis zum nächsten Morgen will er eine Karte besorgen und mich mit dem Jeep bis zum Einstieg des richtigen Weges bringen. Ich bin begeistert von der Gastfreundschaft und nehme das Angebot an Er zeigt mir die Wasserquelle am Haus, spaltet noch schnell ein wenig Holz für den Ofen und kehrt dann wieder zu den anderen Arbeitern zurück. Gegen 18 Uhr fahren alle hinunter ins nächste Dorf. Er hält noch einmal kurz bei mir und läd mich auf einen Selbstgebrannten ein, dann habe ich die Hütte wieder für mich. Schnell ist ein Feuer entfacht und ich koche zum ersten Mal in meinem Leben Kaffee auf einem Holzofen. Schon was Tolles!

                              Tag 12, Do 19.09.2013
                              Um 9:30 kommt der Förster mit den Arbeitern zurück. Er fährt mich den Weg hinauf bis zum Anfang eines auf seiner Karte markierten Weges. Es handelt sich dabei jedoch nicht um den Kammweg den ich ursprünglich nehmen wollte. Er zeichnet mir eine Skizze und sagt ich solle immer nur geradeaus laufen und nur ein Mal links abbiegen. Leider kann er mir nicht genau erklären wo diese Abbiegung sein soll. Auf seiner Karte sieht es aus als müsste ich vor einer abgeholzten Fläche abbiegen. Ich verarbschiede mich, mache noch ein Foto mit seinem Jeep, schenke ihm eine kleine Flasche Kirschwasser und verspreche mich bei Erreichen des Ziels bei ihm zu melden.

                              Guter Dinge laufe ich drauf los und erreiche nach eine Weile tatsächlich eine große Lichtung. Hier biege ich links ab. Der Weg führt jedoch in eine völlig falsche Richtung, zumindest sieht es auf dem GPS so aus. Also wieder zurück und doch noch weiter geradeaus. Ziemlich verunsichert erreiche ich nach einer Weile eine Gruppe Waldarbeiter. Hier frage ich nach dem Weg. Sie sagen ich wäre total falsch und es gäbe hier keinen Weg zur Hohen Rinne. Nach etwas hin und her bringen sie mich zu einem jungen Lkw-Fahrer. Er kann zwar etwas Deutsch, aber einen Wanderweg kennt er auch nicht. Dafür bietet er mir an mich mit dem Sattelschlepper bis kurz vor Sibiu (Herrmannstadt) mitzunehmen. Mein Ehrgeiz lässt es eigentlich nicht zu den Weg unvollendet abzubrechen, aber die Aussicht auf planloses Umhergeirre und möglicherweise irgendwo mitten im Wald schlafen zu müssen ist auch nicht gerade toll. So nehme ich das Angebot schließlich an, auch wenn mich dieses Ende der Tour noch die nächsten Tage aufregt.
                              Der Fahrer ist etwas jünger als ich. Er hat damals in der Schule Deutsch gelernt und versteht fast alles was ich sage. Ganz stolz zeigt er mir ein Bild eines Holztransporters der vom Weg abgekommen und in einen Graben gestürzt ist. Kurz darauf zeigt er auf eine Stelle und meint das Bild sei hier entstanden. Er habe vor einer Woche einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen wollen.... Sehr vertrauenserweckend Der Weg ist ganz schön holprig und wir werden in der Fahrerkabine ziemlich durchgeschüttelt. Nach einer Ewigkeit im Schneckentempo erreichen wir eine richtige Straße. Sie zieht sich durch süße kleine Orte mit bunten Häusern. Es sind viele Pferdekutschen unterwegs.



                              Kurz nach Tălmaciu muss der Lkw wegen einer Kontrolle abgestellt werden und ich setze den Weg Richtung Sibiu zu Fuß fort. Der Straße folgend versuche eine Mitfahrgelegenheit aufzugabeln. Niemand hält. Als ich schon fast keine Lust mehr habe den Daumen auszustrecken kommt wenigstens ein Taxi vorbei das mich mitnimmt. Der Fahrer bringt mich direkt in die Altstadt zu einer Jugendherrberge. Hier werde ich die nächsten Tage verbringen.

                              Sibiu (Herrmannstadt)
                              Altstadt:






                              Bier in Zwei-Liter-Flaschen und gesalzene Sonnenblumenkerne:


                              Freilichtmuseum:

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                                #16
                                AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                Sehr schön. Bei meiner Karpatendurchquerung 1997 habe ich mich auch im Lotru verlaufen, musste mich dann querfeldein durchs Gebüsch bis zum Cindrel durchkämpfen und konnte von dort dann zur Hohen Rinne absteigen. Ist halt die am schlechtesten dokumentierte Ecke der Südkarpaten wie ich finde.

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                                  • 14.07.2008
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                                  #17
                                  AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                  Ganz großes Kino!
                                  Sehr schön beschrieben.
                                  Die Ecke Rumäniens wollte ich auch schon immer einmal noch weiter und detaillierter erkunden.
                                  Aber die Zeit...

                                  Jedenfalls hast Du mir gerade sehr gut die Mittagspause versüßt!

                                  Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                  daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                                  • Enja
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                                    • 18.08.2006
                                    • 4751
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                                    #18
                                    AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                    Da bricht der Winter ja ganz ordentlich ein. Zeitgleich haben wir uns am Schwarzen Meer den Hintern abgefroren.....

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                                    • Gast-Avatar

                                      #19
                                      AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                      Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                      Da bricht der Winter ja ganz ordentlich ein.
                                      Ein bisschen Schnee in den Südkarpaten ist hoffentlich noch kein ordenlicher Winter!

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                                      • Enja
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                                        • 18.08.2006
                                        • 4751
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [RO] Wintereinbruch in den Südkarpaten

                                        Eher der Herbst. Der Mitte September aber eigentlich auch noch nicht fällig ist. Es war der kälteste September seit 90 Jahren dort.

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