Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Rumänien 2013
Wintereinbruch in den Südkarpaten
06. September – 14. Oktober
Vorwort
Als sich in meinem Bekanntenkreis spontan eine Mitfahrgelegenheit nach Rumänien ergab war der Entschluss schnell gefasst: Es geht wieder los! Die Südkarpaten standen schon länger auf meiner ToDo-Liste und so ergriff ich diese einmalige Chance für eine ausgedehnte Trekkingtour. Nach einigen Recherchen auf outdoorseiten.net und karpatenwilli.de war die Route schnell gefunden. An dieser Stelle auch vielen Dank an Abt für die nützlichen Tipps. Es sollte eine Gratwanderung über die zehn höchsten Gipfel der Südkarpaten (alle über 2500m) werden. Die Betonung liegt auf "sollte", denn wie üblich kam wieder alles anders. Vorlage war die Beschreibung auf http://www.eastern-images.de/KommMit...edkarpaten.htm.
Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Nebel im Gebirge schaffte ich mir ein Garmin etrex30 an. Im Nachhinein gesehen wäre die Tour ohne GPS so kaum möglich gewesen. Außerdem sprechen die meisten Rumänen kein Wort Englisch oder Deutsch und so besorgte ich mir das kleine Buch "Kauderwelsch, Rumänisch Wort für Wort" und verinnerlichte zur Vorbereitung einige grundlegende Wörter.
Anreise
Fr 06.09.2013
Heute geht es wieder los! Die Anreise erfolgt zur Abwechslung mal per LKW, fliegen kann ja jeder ;) Alleine das ist schon eine tolle Erfahrung. Der Fahrer M., ein Freund eines meiner Bekannten, kann nur einige wenige Worte Deutsch und kein Englisch. So gestalten sich die Gespräche etwas schwierig was ihn jedoch nicht davon abhält von seiner Familie zu erzählen und Witze zu reißen ;) Über Regensburg geht es nach Passau. Um 2 Uhr früh lassen wir die österreichische Grenze hinter uns. Der LKW wird an einer Tankstelle geparkt und kurz darauf ist mein Klappbett in der Fahrerkabine bereit für das erste Probeliegen.
Sa 07.09.2013
Zum Frühstück gibt es belegte Brötchen und Kaffe von der Raststätte. Um 11 Uhr setzen wir die Fahrt Richtung Wien fort. Weiter geht es durch Ungarn vorbei an Budapest. Wir halten bei einer türkischen Raststätte. M. Bestellt uns eine Art Kichererbsensuppe mit Brot und roher Paprika. Im Fernseher läuft irgendein türkischer Sender. Gegen 23 Uhr überqueren wir die rumänische Grenze. Zehn Euro extra für den netten Zollbeamten beschleunigen die Kontrolle ;) Kurz nach der Grenze steuert M. einen Lkw-Rastplatz an. Ab ins (Klapp-)Bett!
Etappe 1
Von Caransebeş nach Petroşani
Ţarcu-, Godeanu- und Retezat-Gebirge (7 Tage, 98 km, 5560 hm)
Tag 1, Caransebeş, So 08.09.2013, (ab Muntele Mic: 9 km, 900 hm, 200 hm Abstieg)
Um 9 Uhr geht die Reise weiter über Arad bis nach Caransebeş (Karansebesch). Im Tageslicht zeigt sich Rumänien hier als weites flaches Land mit Feldern soweit das Auge reicht. In den kleinen Örtchen die wir passieren stehen immer wieder riesige eingezäunte und unverputzte Privatpaläste. M. erklärt mir, dass viele dieser Häuser Zigeunern gehören die im Ausland leben und nur ein paar Tage im Jahr zum Urlaub nach Rumänien kommen. Bald schon erheben sich am Horizont die ersten Gebirgszüge. Gegen 12 Uhr erreichen wir Caransebes und ich hiefe den schweren Rucksack aus der Fahrerkanzel. Ein kurzer Abschied und die Tour kann beginnen! Doch zuerst brauche ich Geld. Man kann zwar oft in Euro bezahlen, muss dann aber mit einem relativ schlechten Wechselkurs rechnen. Die Rumänische Währung ist Lei, wobei ca. 4,4 Lei einem Euro entsprechen. Ich schlendere gemütlich durch das Ortszentrum an einer großen Kirche vorbei.
Jetzt wird erst einmal das GPS eingeschaltet um mich zu orientieren. Ich entschließe mich dazu bis zum Ortseingang zu laufen um dort hoffentlich eine Mitfahrgelegenheit über Borlova Richtung Muntele Mic abgreifen zu können. Leider schein mein großer Rucksack die wenigen Fahrer abzuschrecken. So trotte ich auf der asphaltierten Landstraße in der prallen Sonne vor mich hin. Nach Borlova sind es ca. 13 km. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben habe hält doch noch ein älterer Rumäne mit Frau. Sie fahren jedoch nur ca. 5 km bis zum nächsten Ort. Dort angekommen bedanke ich mich artig und setze den Weg wieder zu Fuß fort. Vor den Häusern sitzen überall Rumänen und schauen mich verwundert oder gelangweilt an. Kurz vor Borlova gesellen sich zwei Jungs zu mir die wohl darauf hoffen dem Fremden irgendetwas ableiern zu können. Die Süßigkeiten sind jedoch tief im Rucksack vergraben und ich bin zu faul hier auf der Straße alles auszuräumen. So gehen die beiden leer aus. Von Borlova sind es noch einmal 18 km bis zum Anfang des Wanderweges. Glücklicherweise spricht mich ein Rumäne an ob ich nicht ein Stück mitfahren möchte. Er spricht gut Englisch und erzählt mir, dass er alleine unterwegs ist, da seine Freunde keine Zeit haben. Er möchte sich einen Wasserfall in der Nähe anschauen und schlägt vor ob ich ihn nicht begleiten möchte. Dass ich lieber wandern möchte akzeptiert er nur mit leichtem Unmut. An einem kleinen Parkplatz an der Serpentinenstraße halten wir an. Hier hat man einen super Ausblick. Ich schieße ein paar Fotos für ihn und verabschiede mich.
Es ist inzwischen 15:45 Uhr und nun kann es endlich losgehen. Nach wenigen Metern entdecke ich ein Hinweisschild auf rumänisch. Bilder zeigen Wölfe, Braunbären und Luchse die hier noch in freier Wildbahn leben. Auf rumänisch heißt Braunbär wohl "Ursul brun". Wieder ein Wort gelernt ;) Die weiß-rot-weißen Markierung führt bergauf und durch ein Waldstück. Im Wald treffe ich eine Gruppe junger Rumänen an die vorhin mit ihrer Pferdekutsche an mir vorbeigefahren sind. Sie laden mich direkt auf einen selbstgebrannten Schnaps ein (stilecht aus einer 1,5 Liter PET-Flasche). Das Gebräu zieht einem fast die Latschen aus. Wenn der Trekkingurlaub schon so anfängt, eieiei Nun geht es bergab Richtung Cubuntu Meteo, einer Berghütte mit Möglichkeit zur Übernachtung. Kaum komme ich in Sicht eilt ein Schäfer herbei. Leider ist die Verständigung sehr schwierig und so führt er mich weiter entlang des Weges an den Hunden vorbei. Nach 10 Minuten erfolgloser Verständigung führt er mich zurück zur Berghütte. Hier ist ein junger Rumäne der auch sehr gut Englisch spricht. Ich frage ihn ob es hier überall erlaubt ist zu Zelten und wie es mit Bären aussieht. Alles kein Problem meint er und schlägt mir einen kleinen See als Campingspot für die Nacht vor. Von der Hütte aus geht es wieder bergauf. Anstatt über den Sadovanu-Gipfel zur Tarcu Wetterstation aufzusteigen halte ich mich nordlich davon. Es fängt an zu dämmern und die Sonne taucht das Bergmassiv in ein orangenes Licht. Den Gletschersee kann ich nicht finden und es wird nun schnell dunkel. Zum Glück gibt es hier einige kleine Bäche um den Wasservorrat aufzufüllen. Im Schein der Stirnlampe baue ich das Zelt auf. Es ist ganz schön kühl.
Tag 2, Mo 09.09.2013, 17,5 km, 950 hm, 850 hm Abstieg
Um 7 Uhr wache ich auf, es ist aber noch viel zu kalt zum Aufstehen. Eine Stunde später koche ich im Schlafsack liegend in der Apside Kaffee und Porridge. Gegen 9 scheint endlich die Sonne auf das Zelt. Über mir zieht ein Schäfer mit seiner Herde vorbei. Er fragt mich etwas das ich als "Bist du alleine unterwegs?" interpretiere.
Heute ist das Wetter nicht mehr so schön wie gestern sondern ziemlich wechselhaft. Die Kombination Hardshell und kurze Laufhose wird schon bald um eine 3/4-Lauftight erweitert. Ein teilweise kaum sichtbarer Pfad führt über sanfte Grashügel die sich nun gegen Ende des Sommers gelb-braun verfärbt haben. Nach einer Weile stoße ich auf einen durch Autos gespurten Weg. Um die Mittagszeit nähert sich plötzlich ein dumpfes Grummeln. In der Ferne sehe ich schon die Lärmquellen über die Hügel huschen. Nur wenige Minuten vergehen bis die fünf Motocrossmaschinen mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirasen. Ich traue meinen Augen nicht. Jetzt müssen diese Idioten auch noch die letzten einigermaßen unberührten Flecken Natur zerpflügen und mit Abgasen verpesten...
Da es sich bei den Karpaten um Bärenterritorium handelt gibt es Mittags warmes Essen und Abends nur Vesper. So reduziert sich hoffentlich das Risiko Bären ans Zelt zu locken. Um 13 Uhr gibt es heute also Tütennudeln. Kaum ist der Kocher ausgepackt trägt mir der Wind ein Bimmeln zu das sich langsam nähert. Als ich ein paar Meter bis zum Grat steige sehe ich eine Schafherde die sich von der anderen Seite her nähert. Die ersten Schafe sind schon an mir vorbei als die Schäfer mich bemerken. Auch den Hunden ist meine Anwesenheit nicht entgangen, sie sehen jedoch keine Gefahr in einem sitzenden Wanderer. Ich wähne mich schon in Sicherheit als direkt über mir ein großer Hütehund über den Grat schlendert. Er ist wohl etwas überrascht, dass ihn auf der anderen Seite ein sitzender Fremder erwatet und so schlägt er sofort an. Die anderen Hunde stimmen automatisch in das Gebell mit ein. Gaaanz langsam stehe ich auf um ein bisschen Abstand zwischen mein Gesicht und die Hunde zu bringen. Zum Glück sind die beiden Schäfer jetzt auf meiner Höhe und beruhigen die Kläffer. Auch diese Schäfer fragen mich leicht ungläubig ob ich denn alleine unterwegs sei. Viel mehr verstehe ich leider nicht. Mit den Schafen und sogar zwei Eseln im Schlepptau ziehen sie weiter.
Weiter geht es in die Richtung aus der die Schafherde kam. Nach wenigen Minuten kommt ein Unterstand der Hirten in Sicht. Hier verlasse ich den Kamm des Ţarcu-Gebirges und folge einem Bach durch ein kleines Tal bergab. Ich finde allerdings keinen klar erkennbaren Pfad und es wächst überall hohes Schilf. Ziemlich unübersichtlich das Ganze. Ein perfektes Bärenversteck denke ich nur und so wechsle ich mehrfach die Bachseite um eine bessere Übersicht zu bekommen. Der kleine Bach führt hinab in ein weiteres Tal wo er sich mit einem kleinen Fluss vereinigt. Eine gute Gelegenheit die Wasservorräte aufzufüllen, allerdings geht es nun wieder ein ganzes Stück bergauf zum Hauptkamm des Godeanu-Massivs.
Ein nun wieder gut sichtbarer Pfad führt in Serpentinen die Bergflanke hinauf die mit wunderschön rötlich gefärbten Heidelbeersträuchern besetzte ist. Ich folge dem Hirtenpfad und verpasse wohl eine Abzweigung nach links was mir einen kleinen Umweg beschwert. Oben angekommen erwartet mich ein weiter Ausblick auf die goldgelb schimmernden Hügel der Karpaten.
Doch was ist das? In der Ferne verdunkelt sich der Horizont nun schlagartig. Es ist wohl besser wenn ich das Tempo etwas erhöhe. Vor mir führt der Pfad zu einem Gipfel mit einem großen Felsbrocken. Vielleicht bietet er etwas Schutz für das leichte Zelt (Tarptent). Alle paar Minuten drehe ich mich um und stelle fest, dass die Unwertterfront schon um einiges nähergerückt ist. Der Felsbrocken stellt sich leider als ungeeigneter Windschutz dar. Direkt dahinter geht es jedoch ein Stück bergab in einen Sattel. Hier finde ich eine etwas abgesenkte Kuhle und baue dort das Zelt auf ca. 1900 hm auf. Es ist gerade mal 16 Uhr aber ich bin sowieso ziemlich kaputt. Merkwürdigerweise bleibt der erwartete große Wettereinbruch zunächst aus, in der Nacht regnet es dafür ordentlich.
Tag 3, Di 10.09.2013, 22 km, 1000 hm, 1150 hm Abstieg
07:40 Uhr. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich nichts. Eine dichte Nebelwand verschluckt alles. Ich habe schlecht geschlafen. Fantasiebären haben mich die ganze Nacht über wachgehalten. Außerdem hat es fast durchgehend geregnet. Ich fühle mich krank. Es ist kalt.
Doch was ist das. Warum wird es denn plötzlich so hell. Als ich gegen 8 Uhr wieder einen Blick aus dem Zelt riskiere zeigt sich der Himmel tiefblau und der Nebel ist einer atemberaubenden Aussicht gewichen. So schnell kann es gehen!
Vor mir liegt nun der Aufstieg zum Godeanu-Gipfel. Den Tucila-Gipfel lasse ich dabei rechts liegen. Zur Linken fällt das Gelände steil ab. Am Grund des Bergkessels befinden sich kleine Seen. Keine 10 Meter vor mir steigt plötzlich ein großer Raubvogel auf und gleitet im Aufwind davon. Einfach nur wow! Es geht nun stetig auf und ab über schmale Geröllpfade und gelbe Grashügel. Macht sich die Höhe bemerkbar oder warum bin ich bloß so kaputt? Außerdem zieht es ganz schön in den Beinen...Muskelkater...bin wohl nichts mehr gewohnt :P Die Markierung ist hier teilweise nicht mehr vorhanden und kaum ein Pfad zu sehen. Die Sonne brennt heute wieder ganz schön und so freue ich mich wie ein kleines Kind als ich auf eine Quelle stoße. Gegen 13 Uhr ist der Sattel über dem Scarisoara-See erreicht. Hier steht ein einsames kleines Zelt. Dem GPS-Gerät folgend steige ich hinab Richtung Nordosten nur um gleich wieder die nächste Flanke zu erklimmen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass auf der Papierkarte ein Weg eingezeichnet ist der auf dem Kamm bleibt. So konnte ich jedoch an einem kleinen Bergbach nochmals Wasser nachfassen. Zu meinen Füßen entdecke ich plötzlich ein merkwürdiges Wesen im Gras. Ein dickes fettes Heupferd. So etwas habe ich auch noch nie gesehen!
Weiter geht es in Richtung Galbena-Gipfel während hinter mir eine Wolkenfront über den Sattel zieht.
Um 14:30 Uhr mache ich eine lange Pause von 1,5 Stunden. Es wird gekocht und das Shirt im Wind getrocknet. Hier oben wächst nichts außer vertrocknetem Gras, die Täler strotzen jedoch vor endlos grünem Nadelwald. Weiter geht es. Der Galbena-Gipfel wird auf der Nordseite umgangen. Mehrere sehr schmale Pfade führen durch den Geröllhang. Nun geht es wieder bergab und an einem mannshohen Steinmännchen vorbei. Serpentinen führen durch niedrige Kiefern zu einer Hirtenunterkunft. Dabei handelt es sich um eine aus losen Steinen erbaute Hütte mit wenigen dicken Ästen als Dachgerüst. Die Schäfer bringen wohl ihre eigene Plane für das Dach mit. Das Wetter zieht nun wieder recht schnell zu. Eine halbe Stunde später tappe ich im Nebel umher. Ein letztes Mal geht es heute ca. 130 Höhenmeter hinauf. Beim Abstieg reißt der Nebel wieder auf und ich würde hier bei einer atemberaubenden Aussicht gerne das Lager aufschlagen. Beim Sondieren der näheren Umgebung stoße ich jedoch auf einige Höhlenzugänge und tiefe Felsscharten und beschließe doch lieber weiterzulaufen. Die Markierungen führen mich trotz Blitznebel zuverlässig hinab zum Paltina Sattel. Auf der Karte ist hier eine Hütte eingezeichnet. Außer einem mini See und einem wahnsinns Lichtspiel ist jedoch nichts vorzufinden. Keine Hütte weit und breit.
Nun ist guter Rat teuer. Wahrscheinlich wäre es absolut kein Problem gewesen einfach an dem kleinen "Wasserloch" zu zelten, bei der geringen Höhe und dem üppigen Bewuchs von Nadelbüschen klingelt jedoch mein Bärenalarm. So folge ich dem Weg weiter bergab und halte Ausschau nach einem geeigneten Nachtlager. So langsam beginnt es zu dämmern. Doch was ist das? In einigen hundert Metern Entfernung scheint eine Hütte zu stehen. Bei den schlechten Lichtverhältnissen ist sie nur schwer auszumachen. In Luftlinie halte ich darauf zu. Es handelt sich tatsächlich um eine Art provisorische Hütte. Die Wände sind aus Brettern zusammengezimmert zwischen denen gute eine Hand breit Platz ist. Das Ganze ist mit Kunststoffplanen abgedichtet worden.
Es ist ca. 20 Uhr als ich es mir auf dem Boden des Bretterverschlags gemütlich mache und ein wenig Kleinholz für ein Feuerchen sammle. Es ist jedoch kaum trockenes Brennmaterial zu finden. So bleibt es bei einem sehr sehr kleinen Feuerchen. Die Tür sichere ich mit einer Alarmanlage bestehend aus einer Blechdose gefüllt mit Steinchen. Diese wird mit Hilfe eines kleinen Stöckchens vorsichtig zwischen Türrahmen und die Schnur geklemmt welche die Tür geschlossen hält. Das Maschinenbau-Studium hat sich allein dafür schon gelohnt ;)
Um 3 Uhr früh wache ich auf. Der Versuch das Feuerchen wiederzubeleben bleibt von wenig Erfolg gekrönt. Es ist nur noch feuchtes Brennmaterial vorhanden und nachdem die Hütte in eine Räucherkammer verwandelt wurde wird das Feuer vorsorglich doch lieber gelöscht.
Tag 4, Mi 11.09.2013, 12,5 km, 900 hm, 700 hm Abstieg
Beim Blick aus der Hütte um 9 Uhr ist mal wieder nicht viel zu sehen. So gibt es ein gemütliches Frühstück und erst gegen 11:30 Uhr geht es weiter. Aufgrund der schlechten Sicht entscheide ich mich dafür den Scorota-Gipfel auszulassen und auf den etwas tiefer gelegenen Weg westlich davon auszuweichen. Die Grashügel und kleinen Kiefern werden zunehmend durch Felswände ersetzt und der Pfad taucht in einen Hohlweg ab bis er in das breite fast ausgetrocknete Flussbett des Scocu Dragsanului mündet.
Hier liegen wieder viele leere Getränkedosen und Plastikflaschen herum... Nach einer kleinen Extrarunde finde ich die Wegmarkierung die aus dem Tal heraus und auf den nächsten Grashügel führt. Endlich reißt der Nebel auf und gibt eine Sennhütte frei um die herum einige Pferde grasen. Weiter geht es über Hochweiden und später durch kleine Kiefernwälder. Der Weg zieht sich ganz schön hin also wird mit dem Mp3-Player etwas Stimmung gemacht. Gegen 14 Uhr erreiche ich den Plaiul Mic Sattel. Neben zwei kleinen Seen treffe ich auf zwei Studentinnen und einen Studenten aus Israel. Endlich jemand mit dem man sich auf Englisch unterhalten kann ;) Sie erzählen, dass sie die letzten Wochen in Rumänien umhergereist sind. Dabei haben sie immer wieder Touren ins Gebirge unternommen. Heute haben sie ihr Zelt in der Cabana Buta gelassen um zu einer Cabana nördlich des Bucura Sees zu laufen und morgen wieder zurückzukehren. So setzen wir den Weg gemeinsam fort. Dieser führt nun durch einen "richtigen" Wald hinab zu einem Parkplatz. Mit Hilfe einer kleinen Holzbrücke überqueren wir Fluss Peleaga und machen uns an den Aufstieg zum Bucura-See. Es regnet in Strömen. Einige Grüppchen Wanderer kommen uns entgegen. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend aber entschädigt durch die super Ausblicke auf kleine Wasserfälle und mehrere Seen. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Bucura-See mit Campingplatz und Bergwacht. Einige Zelte sind inmitten der schützenden Steinmauern aufgebaut. Wir wollen unbedingt ein kurzes Bad nehmen. Als die Erste im Wasser ist kommt jedoch Protest von der Bergwacht. Da es keinen Bademeister gibt ist es wohl aus versicherungstechnischen Gründen nicht erlaubt zu baden. Wir einigen uns also auf einige Meter hineinwaten und werden auch gleich zu einem Tee in die Hütte der Bergwacht eingeladen Frisch und munter sitzen wir also schon bald in der kleinen Hütte und wärmen uns auf. Die einzige weibliche freiwillige Helferin der Bergwacht kann Englisch, ihre männlichen Kollegen nur Rumänisch. Schon bald müssen meine israelischen Freunde weiter um heute noch die Cabana zu erreichen. Y. meint ich könne ihn ja gerne einmal besuchen kommen und es gäbe in Israel tolle Wüsten-Treks.
Nach auffüllen der Wasserreserven an der Quelle hinter der Bergwacht geht es für an den Zeltaufbau. An einem Pfosten ist ein großer Hund angeketten der bei jedem Vorbeilaufenden einen gewaltigen Radau macht. Bald ist ein Plätzchen gefunden und zu Abend gegessen. Gute Nacht!
Tag 5, Do 12.09.2013, 14,5 km, 1200 hm, 1300 hm Abstieg
Heute stehen die ersten zwei 2500er auf dem Plan, deshalb stehe ich etwas früher auf. Um 6:45 gibt es Frühstück doch leider durchkreuzt einsetzender Regen einen frühen Aufbruch. So geht es erst um 9 Uhr los. Ich schaue noch kurz bei der Bergwacht vorbei um mich nach Quellen zu erkundigen. Es gibt keine! (Es besteht jedoch die Möglichkeit zu Seen abzusteigen wie ich später feststelle.) Jedoch würden 3,5 L wohl reichen. Außerdem warnen sie mich, dass es sich nicht um einen touristischen Wanderweg wie hier zum See herauf handelt. Das passt mir ganz gut ;) Also schnell Wasser gefasst und auf gehts! Ich wähle den direkten Weg der von der Bergwacht erst nördlich und dann östlich durch steile Geröllfelder zum Peleaga-Gipfel (2509m) hinaufführt. Der Pfad ist hier noch super markiert (gelbes Kreuz). Leider spielt das Wetter wieder nicht ganz mit. Die meiste Zeit ist es neblig. Um 10 Uhr erreiche ich den ersten 2500er woohooo!
Von hier an führt der Pfad steil und kraxelig bergab zum Pelegii-Sattel. Endlich reißt der Nebel etwas auf und vor lauter Begeisterung über die tolle Aussicht übersehe ich die rechte Abzweigung. So folge ich dem roten kreuz ein Stück bergab.
Als ich den Fehler bemerke gibt es wie immer nur eine Lösung für mich: Per Luftlinie auf den richtigen Pfad wechseln. Wie immer läuft das auf eine ziemliche Kraxelei hinaus. Vielleicht nicht die vernünftigste Wahl aber auf jeden Fall die spannendste ;) Wieder auf dem richtigen Weg geht es weiter bergauf. Ein ganzes Stück tiefer liegen zur Linken die Seen mit Lacul Mare, zur Rechten der Peleaga-See. Kurz vor 12 Uhr erreiche ich den Papusa-Gipfel (2508m), den zweiten 2500er der Tour.
Beim Abstieg reißt die Nebeldecke nun endgültig auf und ermöglicht super Ausblicke. Das Gebirge ist hier wirklich wunderschön. Als sich auch noch die Sonne zeigt entschließe ich mich für eine lange Mittagspause zum Kochen, Relaxen und Trocknen der Ausrüstung. Nicht weit nach Papusa Mica bietet eine kleine Vertiefung mitten auf dem Kamm Schutz vor dem leichten Wind und so lasse ich mir von 13-15 Uhr genüsslich die Sonne auf den Pelz scheinen
Weiter geht es hinab zum Custurii-Sattel. Auf halbem Weg hinauf zum Custura-Gipfel bieten kleine Steinmauern die Möglichkeit zum Zelten mit sehr schönem Ausblick zurück zum Peleaga-See.
Das Wetter zieht leider schon wieder zu. Vom Kamm aus entdecke ich einen einsamen Angler der am See Taurile Custurii sein Zelt aufgeschlagen hat. Ab hier wird die Strecke ziemlich heftig. Es geht über viel großes Geröll das durch den einsetzenden heftigen Regen ziemlich rutschig ist. Ein Pfad ist kaum mehr zu erkennen und der Nebel macht die Sache nicht leichter. Die wenigen noch verbliebenen Grasflächen nutzend suche ich mir vorsichtige einen Weg. Es geht nun stetig leicht bergab und schon bald ersetzen niedrige Nadelbüsche die Grasflächen. Ganz wenige alte Markierungen (rotes Quadrat) sind hier und da noch zu sehen, ansonsten gibt es ein paar aufgestellte große Steine welche die grobe Richtung markieren.
Es schein mir als wäre hier seit Jahren kein Mensch durchgekommen. Zwischen Geröll und immer mehr Nadelbüschen ist es gar nicht so leicht immer einen Durchgang zu finden. Das Nachtlager möchte ich wieder möglichst oberhalb der Baumgrenze aufschlagen. Die einzige mehr oder weniger geeignete Stelle ist eine kleine entwas abschüssige Moosfläche auf 2000 Metern Höhe. Natürlich fängt es gerade beim Aufbau extrem an zu schütten. Bei der Flucht ins Zelt bleibe ich leicht am Eingang hängen und reiße eine Naht ein.... Der Rucksack ist komplett durchnässt und bleibt in einer der Apsiden. Zum Glück halten die Packsäcke dicht. Es ist 19:30 Uhr.
Um 2:30 fängt es wieder stark an zu regnen. Hinzu kommt Wind. Im Fußteil des Zeltes wird es nass und so nutze ich einen Müllsack als provisorischen Schutz für den Schlafsack.
Tag 6, Fr 13.09.2013, 17,5 km, 600 hm, 1300 hm Abstieg
Beim ersten Blick aus dem Zelt ist wieder nichts zu sehen doch kurze Zeit später scheint die Sonne und ich mache ein paar Fotos bei wunderschöner Aussicht.
Leider zieht es schnell wieder zu und so bleibe ich im Zelt wo ich gemütlich lese und koche. So kann ich den feucht gewordenen Schlafsack vielleicht auch ein wenig trockener bekommen. Unter dem Zelt suchen viele Spinnen Schutz vor dem Regen. Überall krabbelt es aber das Innenmesh hält das Getier zuverlässig auf Abstand. Nur eine Spinne verirrt nach drinnen. Sie hat eine ausgeprägte Zeichnung auf dem Rücken. Diese Art habe ich noch nie zuvor gesehen.
Erst um 13 Uhr entschließe ich mich trotz Nebels zum Aufbruch. Es geht zunächst wieder über Geröll doch plötzlich in einem Wald nahezu undurchringlicher Nadelbüsche wieder. Entweder ist der Pfad zugewachsen oder ich finde ihn nicht. So muss ich mich ein ganzes Stück durch das Dickicht kämpfen. Dabei reißen die Büsche an meiner Kleidung und schlagen mir ins Gesicht. Ohne GPS wäre ich hoffnungsvoll verloren aber so finde ich glücklicherweise endlich auf einen Pfad zurück der mich hinab in einen Nadelwald führt. Auch hier ist der Weg oft nicht mehr zu erkennen. Es geht über den Bilugu Mare und weiter über den Bilugu Mic. Mit der Zeit werden die Wege breiter. Überall sprießen Pilze aus dem Waldboden. Kurz vor dem Tulisa-Sattel gibt es eine Art Zeltwiese mit Feuerstellen. Über breite Kieswege geht es weiter und ich passiere ein großes Stahlkreuz mit der rumänischen Flagge auf der Spitze. Kurz darauf finde ich nördlich des Tulisa-Gipfels endlich wieder eine Quelle. Das Wetter fühlt sich nach Wintereinbruch an. Es ist ziemlich windig, kalt und neblig. Je breiter die Wege werden umso mehr Müll ist leider auch vorzufinden. Um 17 Uhr erhasche ich den ersten Blick auf eine Stadt mit großem Kraftwerkskamin die ich für Petrosani halte, es handelt sich jedoch um Lupeni. Der Plan ist heute eine Schutzhütte zu finden, da das Equipment doch noch ziemlich nass ist und ein relativ starker Wind geht. Auf der Karte sind nördlich von Lupeni mehrere Sennhütten eingezeichnet. Die Stana Zanoaga ist leider nur noch ein Holzgerippe und so laufe ich ein Stück zurück wo ein Weg nach Lupeni hinabführen soll. Das Unterfangen endet wieder in Querfeldeinlaufen nach GPS. Schon bald kommt die "Hütte" in Sicht und auch Lupeni ist recht nahe gerückt.
Auch diese Hütte ist fast ganz eingestürzt. Nur noch ein kleiner Unterschlupf ist übriggeblieben. Dieser wird aber scheinbar noch regelmäßig von Hirten genutzt. Die Gummimatten des Dachs sind als Isomatten ausgebreitet worden und in der Mitte wurde eine Feuerstelle errichtet. Sogar Feuerholz liegt noch bereit. So mache ich es mir gemütlich und um 19 Uhr brennt ein Feuerchen. Morgen geht es nach Lupeni und mit öffentlichen Verkersmitteln irgendwie weiter nach Petrosani.
Wintereinbruch in den Südkarpaten
06. September – 14. Oktober
Vorwort
Als sich in meinem Bekanntenkreis spontan eine Mitfahrgelegenheit nach Rumänien ergab war der Entschluss schnell gefasst: Es geht wieder los! Die Südkarpaten standen schon länger auf meiner ToDo-Liste und so ergriff ich diese einmalige Chance für eine ausgedehnte Trekkingtour. Nach einigen Recherchen auf outdoorseiten.net und karpatenwilli.de war die Route schnell gefunden. An dieser Stelle auch vielen Dank an Abt für die nützlichen Tipps. Es sollte eine Gratwanderung über die zehn höchsten Gipfel der Südkarpaten (alle über 2500m) werden. Die Betonung liegt auf "sollte", denn wie üblich kam wieder alles anders. Vorlage war die Beschreibung auf http://www.eastern-images.de/KommMit...edkarpaten.htm.
Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Nebel im Gebirge schaffte ich mir ein Garmin etrex30 an. Im Nachhinein gesehen wäre die Tour ohne GPS so kaum möglich gewesen. Außerdem sprechen die meisten Rumänen kein Wort Englisch oder Deutsch und so besorgte ich mir das kleine Buch "Kauderwelsch, Rumänisch Wort für Wort" und verinnerlichte zur Vorbereitung einige grundlegende Wörter.
Anreise
Fr 06.09.2013
Heute geht es wieder los! Die Anreise erfolgt zur Abwechslung mal per LKW, fliegen kann ja jeder ;) Alleine das ist schon eine tolle Erfahrung. Der Fahrer M., ein Freund eines meiner Bekannten, kann nur einige wenige Worte Deutsch und kein Englisch. So gestalten sich die Gespräche etwas schwierig was ihn jedoch nicht davon abhält von seiner Familie zu erzählen und Witze zu reißen ;) Über Regensburg geht es nach Passau. Um 2 Uhr früh lassen wir die österreichische Grenze hinter uns. Der LKW wird an einer Tankstelle geparkt und kurz darauf ist mein Klappbett in der Fahrerkabine bereit für das erste Probeliegen.
Sa 07.09.2013
Zum Frühstück gibt es belegte Brötchen und Kaffe von der Raststätte. Um 11 Uhr setzen wir die Fahrt Richtung Wien fort. Weiter geht es durch Ungarn vorbei an Budapest. Wir halten bei einer türkischen Raststätte. M. Bestellt uns eine Art Kichererbsensuppe mit Brot und roher Paprika. Im Fernseher läuft irgendein türkischer Sender. Gegen 23 Uhr überqueren wir die rumänische Grenze. Zehn Euro extra für den netten Zollbeamten beschleunigen die Kontrolle ;) Kurz nach der Grenze steuert M. einen Lkw-Rastplatz an. Ab ins (Klapp-)Bett!
Etappe 1
Von Caransebeş nach Petroşani
Ţarcu-, Godeanu- und Retezat-Gebirge (7 Tage, 98 km, 5560 hm)
Tag 1, Caransebeş, So 08.09.2013, (ab Muntele Mic: 9 km, 900 hm, 200 hm Abstieg)
Um 9 Uhr geht die Reise weiter über Arad bis nach Caransebeş (Karansebesch). Im Tageslicht zeigt sich Rumänien hier als weites flaches Land mit Feldern soweit das Auge reicht. In den kleinen Örtchen die wir passieren stehen immer wieder riesige eingezäunte und unverputzte Privatpaläste. M. erklärt mir, dass viele dieser Häuser Zigeunern gehören die im Ausland leben und nur ein paar Tage im Jahr zum Urlaub nach Rumänien kommen. Bald schon erheben sich am Horizont die ersten Gebirgszüge. Gegen 12 Uhr erreichen wir Caransebes und ich hiefe den schweren Rucksack aus der Fahrerkanzel. Ein kurzer Abschied und die Tour kann beginnen! Doch zuerst brauche ich Geld. Man kann zwar oft in Euro bezahlen, muss dann aber mit einem relativ schlechten Wechselkurs rechnen. Die Rumänische Währung ist Lei, wobei ca. 4,4 Lei einem Euro entsprechen. Ich schlendere gemütlich durch das Ortszentrum an einer großen Kirche vorbei.
Jetzt wird erst einmal das GPS eingeschaltet um mich zu orientieren. Ich entschließe mich dazu bis zum Ortseingang zu laufen um dort hoffentlich eine Mitfahrgelegenheit über Borlova Richtung Muntele Mic abgreifen zu können. Leider schein mein großer Rucksack die wenigen Fahrer abzuschrecken. So trotte ich auf der asphaltierten Landstraße in der prallen Sonne vor mich hin. Nach Borlova sind es ca. 13 km. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben habe hält doch noch ein älterer Rumäne mit Frau. Sie fahren jedoch nur ca. 5 km bis zum nächsten Ort. Dort angekommen bedanke ich mich artig und setze den Weg wieder zu Fuß fort. Vor den Häusern sitzen überall Rumänen und schauen mich verwundert oder gelangweilt an. Kurz vor Borlova gesellen sich zwei Jungs zu mir die wohl darauf hoffen dem Fremden irgendetwas ableiern zu können. Die Süßigkeiten sind jedoch tief im Rucksack vergraben und ich bin zu faul hier auf der Straße alles auszuräumen. So gehen die beiden leer aus. Von Borlova sind es noch einmal 18 km bis zum Anfang des Wanderweges. Glücklicherweise spricht mich ein Rumäne an ob ich nicht ein Stück mitfahren möchte. Er spricht gut Englisch und erzählt mir, dass er alleine unterwegs ist, da seine Freunde keine Zeit haben. Er möchte sich einen Wasserfall in der Nähe anschauen und schlägt vor ob ich ihn nicht begleiten möchte. Dass ich lieber wandern möchte akzeptiert er nur mit leichtem Unmut. An einem kleinen Parkplatz an der Serpentinenstraße halten wir an. Hier hat man einen super Ausblick. Ich schieße ein paar Fotos für ihn und verabschiede mich.
Es ist inzwischen 15:45 Uhr und nun kann es endlich losgehen. Nach wenigen Metern entdecke ich ein Hinweisschild auf rumänisch. Bilder zeigen Wölfe, Braunbären und Luchse die hier noch in freier Wildbahn leben. Auf rumänisch heißt Braunbär wohl "Ursul brun". Wieder ein Wort gelernt ;) Die weiß-rot-weißen Markierung führt bergauf und durch ein Waldstück. Im Wald treffe ich eine Gruppe junger Rumänen an die vorhin mit ihrer Pferdekutsche an mir vorbeigefahren sind. Sie laden mich direkt auf einen selbstgebrannten Schnaps ein (stilecht aus einer 1,5 Liter PET-Flasche). Das Gebräu zieht einem fast die Latschen aus. Wenn der Trekkingurlaub schon so anfängt, eieiei Nun geht es bergab Richtung Cubuntu Meteo, einer Berghütte mit Möglichkeit zur Übernachtung. Kaum komme ich in Sicht eilt ein Schäfer herbei. Leider ist die Verständigung sehr schwierig und so führt er mich weiter entlang des Weges an den Hunden vorbei. Nach 10 Minuten erfolgloser Verständigung führt er mich zurück zur Berghütte. Hier ist ein junger Rumäne der auch sehr gut Englisch spricht. Ich frage ihn ob es hier überall erlaubt ist zu Zelten und wie es mit Bären aussieht. Alles kein Problem meint er und schlägt mir einen kleinen See als Campingspot für die Nacht vor. Von der Hütte aus geht es wieder bergauf. Anstatt über den Sadovanu-Gipfel zur Tarcu Wetterstation aufzusteigen halte ich mich nordlich davon. Es fängt an zu dämmern und die Sonne taucht das Bergmassiv in ein orangenes Licht. Den Gletschersee kann ich nicht finden und es wird nun schnell dunkel. Zum Glück gibt es hier einige kleine Bäche um den Wasservorrat aufzufüllen. Im Schein der Stirnlampe baue ich das Zelt auf. Es ist ganz schön kühl.
Tag 2, Mo 09.09.2013, 17,5 km, 950 hm, 850 hm Abstieg
Um 7 Uhr wache ich auf, es ist aber noch viel zu kalt zum Aufstehen. Eine Stunde später koche ich im Schlafsack liegend in der Apside Kaffee und Porridge. Gegen 9 scheint endlich die Sonne auf das Zelt. Über mir zieht ein Schäfer mit seiner Herde vorbei. Er fragt mich etwas das ich als "Bist du alleine unterwegs?" interpretiere.
Heute ist das Wetter nicht mehr so schön wie gestern sondern ziemlich wechselhaft. Die Kombination Hardshell und kurze Laufhose wird schon bald um eine 3/4-Lauftight erweitert. Ein teilweise kaum sichtbarer Pfad führt über sanfte Grashügel die sich nun gegen Ende des Sommers gelb-braun verfärbt haben. Nach einer Weile stoße ich auf einen durch Autos gespurten Weg. Um die Mittagszeit nähert sich plötzlich ein dumpfes Grummeln. In der Ferne sehe ich schon die Lärmquellen über die Hügel huschen. Nur wenige Minuten vergehen bis die fünf Motocrossmaschinen mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirasen. Ich traue meinen Augen nicht. Jetzt müssen diese Idioten auch noch die letzten einigermaßen unberührten Flecken Natur zerpflügen und mit Abgasen verpesten...
Da es sich bei den Karpaten um Bärenterritorium handelt gibt es Mittags warmes Essen und Abends nur Vesper. So reduziert sich hoffentlich das Risiko Bären ans Zelt zu locken. Um 13 Uhr gibt es heute also Tütennudeln. Kaum ist der Kocher ausgepackt trägt mir der Wind ein Bimmeln zu das sich langsam nähert. Als ich ein paar Meter bis zum Grat steige sehe ich eine Schafherde die sich von der anderen Seite her nähert. Die ersten Schafe sind schon an mir vorbei als die Schäfer mich bemerken. Auch den Hunden ist meine Anwesenheit nicht entgangen, sie sehen jedoch keine Gefahr in einem sitzenden Wanderer. Ich wähne mich schon in Sicherheit als direkt über mir ein großer Hütehund über den Grat schlendert. Er ist wohl etwas überrascht, dass ihn auf der anderen Seite ein sitzender Fremder erwatet und so schlägt er sofort an. Die anderen Hunde stimmen automatisch in das Gebell mit ein. Gaaanz langsam stehe ich auf um ein bisschen Abstand zwischen mein Gesicht und die Hunde zu bringen. Zum Glück sind die beiden Schäfer jetzt auf meiner Höhe und beruhigen die Kläffer. Auch diese Schäfer fragen mich leicht ungläubig ob ich denn alleine unterwegs sei. Viel mehr verstehe ich leider nicht. Mit den Schafen und sogar zwei Eseln im Schlepptau ziehen sie weiter.
Weiter geht es in die Richtung aus der die Schafherde kam. Nach wenigen Minuten kommt ein Unterstand der Hirten in Sicht. Hier verlasse ich den Kamm des Ţarcu-Gebirges und folge einem Bach durch ein kleines Tal bergab. Ich finde allerdings keinen klar erkennbaren Pfad und es wächst überall hohes Schilf. Ziemlich unübersichtlich das Ganze. Ein perfektes Bärenversteck denke ich nur und so wechsle ich mehrfach die Bachseite um eine bessere Übersicht zu bekommen. Der kleine Bach führt hinab in ein weiteres Tal wo er sich mit einem kleinen Fluss vereinigt. Eine gute Gelegenheit die Wasservorräte aufzufüllen, allerdings geht es nun wieder ein ganzes Stück bergauf zum Hauptkamm des Godeanu-Massivs.
Ein nun wieder gut sichtbarer Pfad führt in Serpentinen die Bergflanke hinauf die mit wunderschön rötlich gefärbten Heidelbeersträuchern besetzte ist. Ich folge dem Hirtenpfad und verpasse wohl eine Abzweigung nach links was mir einen kleinen Umweg beschwert. Oben angekommen erwartet mich ein weiter Ausblick auf die goldgelb schimmernden Hügel der Karpaten.
Doch was ist das? In der Ferne verdunkelt sich der Horizont nun schlagartig. Es ist wohl besser wenn ich das Tempo etwas erhöhe. Vor mir führt der Pfad zu einem Gipfel mit einem großen Felsbrocken. Vielleicht bietet er etwas Schutz für das leichte Zelt (Tarptent). Alle paar Minuten drehe ich mich um und stelle fest, dass die Unwertterfront schon um einiges nähergerückt ist. Der Felsbrocken stellt sich leider als ungeeigneter Windschutz dar. Direkt dahinter geht es jedoch ein Stück bergab in einen Sattel. Hier finde ich eine etwas abgesenkte Kuhle und baue dort das Zelt auf ca. 1900 hm auf. Es ist gerade mal 16 Uhr aber ich bin sowieso ziemlich kaputt. Merkwürdigerweise bleibt der erwartete große Wettereinbruch zunächst aus, in der Nacht regnet es dafür ordentlich.
Tag 3, Di 10.09.2013, 22 km, 1000 hm, 1150 hm Abstieg
07:40 Uhr. Beim Blick aus dem Zelt sehe ich nichts. Eine dichte Nebelwand verschluckt alles. Ich habe schlecht geschlafen. Fantasiebären haben mich die ganze Nacht über wachgehalten. Außerdem hat es fast durchgehend geregnet. Ich fühle mich krank. Es ist kalt.
Doch was ist das. Warum wird es denn plötzlich so hell. Als ich gegen 8 Uhr wieder einen Blick aus dem Zelt riskiere zeigt sich der Himmel tiefblau und der Nebel ist einer atemberaubenden Aussicht gewichen. So schnell kann es gehen!
Vor mir liegt nun der Aufstieg zum Godeanu-Gipfel. Den Tucila-Gipfel lasse ich dabei rechts liegen. Zur Linken fällt das Gelände steil ab. Am Grund des Bergkessels befinden sich kleine Seen. Keine 10 Meter vor mir steigt plötzlich ein großer Raubvogel auf und gleitet im Aufwind davon. Einfach nur wow! Es geht nun stetig auf und ab über schmale Geröllpfade und gelbe Grashügel. Macht sich die Höhe bemerkbar oder warum bin ich bloß so kaputt? Außerdem zieht es ganz schön in den Beinen...Muskelkater...bin wohl nichts mehr gewohnt :P Die Markierung ist hier teilweise nicht mehr vorhanden und kaum ein Pfad zu sehen. Die Sonne brennt heute wieder ganz schön und so freue ich mich wie ein kleines Kind als ich auf eine Quelle stoße. Gegen 13 Uhr ist der Sattel über dem Scarisoara-See erreicht. Hier steht ein einsames kleines Zelt. Dem GPS-Gerät folgend steige ich hinab Richtung Nordosten nur um gleich wieder die nächste Flanke zu erklimmen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass auf der Papierkarte ein Weg eingezeichnet ist der auf dem Kamm bleibt. So konnte ich jedoch an einem kleinen Bergbach nochmals Wasser nachfassen. Zu meinen Füßen entdecke ich plötzlich ein merkwürdiges Wesen im Gras. Ein dickes fettes Heupferd. So etwas habe ich auch noch nie gesehen!
Weiter geht es in Richtung Galbena-Gipfel während hinter mir eine Wolkenfront über den Sattel zieht.
Um 14:30 Uhr mache ich eine lange Pause von 1,5 Stunden. Es wird gekocht und das Shirt im Wind getrocknet. Hier oben wächst nichts außer vertrocknetem Gras, die Täler strotzen jedoch vor endlos grünem Nadelwald. Weiter geht es. Der Galbena-Gipfel wird auf der Nordseite umgangen. Mehrere sehr schmale Pfade führen durch den Geröllhang. Nun geht es wieder bergab und an einem mannshohen Steinmännchen vorbei. Serpentinen führen durch niedrige Kiefern zu einer Hirtenunterkunft. Dabei handelt es sich um eine aus losen Steinen erbaute Hütte mit wenigen dicken Ästen als Dachgerüst. Die Schäfer bringen wohl ihre eigene Plane für das Dach mit. Das Wetter zieht nun wieder recht schnell zu. Eine halbe Stunde später tappe ich im Nebel umher. Ein letztes Mal geht es heute ca. 130 Höhenmeter hinauf. Beim Abstieg reißt der Nebel wieder auf und ich würde hier bei einer atemberaubenden Aussicht gerne das Lager aufschlagen. Beim Sondieren der näheren Umgebung stoße ich jedoch auf einige Höhlenzugänge und tiefe Felsscharten und beschließe doch lieber weiterzulaufen. Die Markierungen führen mich trotz Blitznebel zuverlässig hinab zum Paltina Sattel. Auf der Karte ist hier eine Hütte eingezeichnet. Außer einem mini See und einem wahnsinns Lichtspiel ist jedoch nichts vorzufinden. Keine Hütte weit und breit.
Nun ist guter Rat teuer. Wahrscheinlich wäre es absolut kein Problem gewesen einfach an dem kleinen "Wasserloch" zu zelten, bei der geringen Höhe und dem üppigen Bewuchs von Nadelbüschen klingelt jedoch mein Bärenalarm. So folge ich dem Weg weiter bergab und halte Ausschau nach einem geeigneten Nachtlager. So langsam beginnt es zu dämmern. Doch was ist das? In einigen hundert Metern Entfernung scheint eine Hütte zu stehen. Bei den schlechten Lichtverhältnissen ist sie nur schwer auszumachen. In Luftlinie halte ich darauf zu. Es handelt sich tatsächlich um eine Art provisorische Hütte. Die Wände sind aus Brettern zusammengezimmert zwischen denen gute eine Hand breit Platz ist. Das Ganze ist mit Kunststoffplanen abgedichtet worden.
Es ist ca. 20 Uhr als ich es mir auf dem Boden des Bretterverschlags gemütlich mache und ein wenig Kleinholz für ein Feuerchen sammle. Es ist jedoch kaum trockenes Brennmaterial zu finden. So bleibt es bei einem sehr sehr kleinen Feuerchen. Die Tür sichere ich mit einer Alarmanlage bestehend aus einer Blechdose gefüllt mit Steinchen. Diese wird mit Hilfe eines kleinen Stöckchens vorsichtig zwischen Türrahmen und die Schnur geklemmt welche die Tür geschlossen hält. Das Maschinenbau-Studium hat sich allein dafür schon gelohnt ;)
Um 3 Uhr früh wache ich auf. Der Versuch das Feuerchen wiederzubeleben bleibt von wenig Erfolg gekrönt. Es ist nur noch feuchtes Brennmaterial vorhanden und nachdem die Hütte in eine Räucherkammer verwandelt wurde wird das Feuer vorsorglich doch lieber gelöscht.
Tag 4, Mi 11.09.2013, 12,5 km, 900 hm, 700 hm Abstieg
Beim Blick aus der Hütte um 9 Uhr ist mal wieder nicht viel zu sehen. So gibt es ein gemütliches Frühstück und erst gegen 11:30 Uhr geht es weiter. Aufgrund der schlechten Sicht entscheide ich mich dafür den Scorota-Gipfel auszulassen und auf den etwas tiefer gelegenen Weg westlich davon auszuweichen. Die Grashügel und kleinen Kiefern werden zunehmend durch Felswände ersetzt und der Pfad taucht in einen Hohlweg ab bis er in das breite fast ausgetrocknete Flussbett des Scocu Dragsanului mündet.
Hier liegen wieder viele leere Getränkedosen und Plastikflaschen herum... Nach einer kleinen Extrarunde finde ich die Wegmarkierung die aus dem Tal heraus und auf den nächsten Grashügel führt. Endlich reißt der Nebel auf und gibt eine Sennhütte frei um die herum einige Pferde grasen. Weiter geht es über Hochweiden und später durch kleine Kiefernwälder. Der Weg zieht sich ganz schön hin also wird mit dem Mp3-Player etwas Stimmung gemacht. Gegen 14 Uhr erreiche ich den Plaiul Mic Sattel. Neben zwei kleinen Seen treffe ich auf zwei Studentinnen und einen Studenten aus Israel. Endlich jemand mit dem man sich auf Englisch unterhalten kann ;) Sie erzählen, dass sie die letzten Wochen in Rumänien umhergereist sind. Dabei haben sie immer wieder Touren ins Gebirge unternommen. Heute haben sie ihr Zelt in der Cabana Buta gelassen um zu einer Cabana nördlich des Bucura Sees zu laufen und morgen wieder zurückzukehren. So setzen wir den Weg gemeinsam fort. Dieser führt nun durch einen "richtigen" Wald hinab zu einem Parkplatz. Mit Hilfe einer kleinen Holzbrücke überqueren wir Fluss Peleaga und machen uns an den Aufstieg zum Bucura-See. Es regnet in Strömen. Einige Grüppchen Wanderer kommen uns entgegen. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend aber entschädigt durch die super Ausblicke auf kleine Wasserfälle und mehrere Seen. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Bucura-See mit Campingplatz und Bergwacht. Einige Zelte sind inmitten der schützenden Steinmauern aufgebaut. Wir wollen unbedingt ein kurzes Bad nehmen. Als die Erste im Wasser ist kommt jedoch Protest von der Bergwacht. Da es keinen Bademeister gibt ist es wohl aus versicherungstechnischen Gründen nicht erlaubt zu baden. Wir einigen uns also auf einige Meter hineinwaten und werden auch gleich zu einem Tee in die Hütte der Bergwacht eingeladen Frisch und munter sitzen wir also schon bald in der kleinen Hütte und wärmen uns auf. Die einzige weibliche freiwillige Helferin der Bergwacht kann Englisch, ihre männlichen Kollegen nur Rumänisch. Schon bald müssen meine israelischen Freunde weiter um heute noch die Cabana zu erreichen. Y. meint ich könne ihn ja gerne einmal besuchen kommen und es gäbe in Israel tolle Wüsten-Treks.
Nach auffüllen der Wasserreserven an der Quelle hinter der Bergwacht geht es für an den Zeltaufbau. An einem Pfosten ist ein großer Hund angeketten der bei jedem Vorbeilaufenden einen gewaltigen Radau macht. Bald ist ein Plätzchen gefunden und zu Abend gegessen. Gute Nacht!
Tag 5, Do 12.09.2013, 14,5 km, 1200 hm, 1300 hm Abstieg
Heute stehen die ersten zwei 2500er auf dem Plan, deshalb stehe ich etwas früher auf. Um 6:45 gibt es Frühstück doch leider durchkreuzt einsetzender Regen einen frühen Aufbruch. So geht es erst um 9 Uhr los. Ich schaue noch kurz bei der Bergwacht vorbei um mich nach Quellen zu erkundigen. Es gibt keine! (Es besteht jedoch die Möglichkeit zu Seen abzusteigen wie ich später feststelle.) Jedoch würden 3,5 L wohl reichen. Außerdem warnen sie mich, dass es sich nicht um einen touristischen Wanderweg wie hier zum See herauf handelt. Das passt mir ganz gut ;) Also schnell Wasser gefasst und auf gehts! Ich wähle den direkten Weg der von der Bergwacht erst nördlich und dann östlich durch steile Geröllfelder zum Peleaga-Gipfel (2509m) hinaufführt. Der Pfad ist hier noch super markiert (gelbes Kreuz). Leider spielt das Wetter wieder nicht ganz mit. Die meiste Zeit ist es neblig. Um 10 Uhr erreiche ich den ersten 2500er woohooo!
Von hier an führt der Pfad steil und kraxelig bergab zum Pelegii-Sattel. Endlich reißt der Nebel etwas auf und vor lauter Begeisterung über die tolle Aussicht übersehe ich die rechte Abzweigung. So folge ich dem roten kreuz ein Stück bergab.
Als ich den Fehler bemerke gibt es wie immer nur eine Lösung für mich: Per Luftlinie auf den richtigen Pfad wechseln. Wie immer läuft das auf eine ziemliche Kraxelei hinaus. Vielleicht nicht die vernünftigste Wahl aber auf jeden Fall die spannendste ;) Wieder auf dem richtigen Weg geht es weiter bergauf. Ein ganzes Stück tiefer liegen zur Linken die Seen mit Lacul Mare, zur Rechten der Peleaga-See. Kurz vor 12 Uhr erreiche ich den Papusa-Gipfel (2508m), den zweiten 2500er der Tour.
Beim Abstieg reißt die Nebeldecke nun endgültig auf und ermöglicht super Ausblicke. Das Gebirge ist hier wirklich wunderschön. Als sich auch noch die Sonne zeigt entschließe ich mich für eine lange Mittagspause zum Kochen, Relaxen und Trocknen der Ausrüstung. Nicht weit nach Papusa Mica bietet eine kleine Vertiefung mitten auf dem Kamm Schutz vor dem leichten Wind und so lasse ich mir von 13-15 Uhr genüsslich die Sonne auf den Pelz scheinen
Weiter geht es hinab zum Custurii-Sattel. Auf halbem Weg hinauf zum Custura-Gipfel bieten kleine Steinmauern die Möglichkeit zum Zelten mit sehr schönem Ausblick zurück zum Peleaga-See.
Das Wetter zieht leider schon wieder zu. Vom Kamm aus entdecke ich einen einsamen Angler der am See Taurile Custurii sein Zelt aufgeschlagen hat. Ab hier wird die Strecke ziemlich heftig. Es geht über viel großes Geröll das durch den einsetzenden heftigen Regen ziemlich rutschig ist. Ein Pfad ist kaum mehr zu erkennen und der Nebel macht die Sache nicht leichter. Die wenigen noch verbliebenen Grasflächen nutzend suche ich mir vorsichtige einen Weg. Es geht nun stetig leicht bergab und schon bald ersetzen niedrige Nadelbüsche die Grasflächen. Ganz wenige alte Markierungen (rotes Quadrat) sind hier und da noch zu sehen, ansonsten gibt es ein paar aufgestellte große Steine welche die grobe Richtung markieren.
Es schein mir als wäre hier seit Jahren kein Mensch durchgekommen. Zwischen Geröll und immer mehr Nadelbüschen ist es gar nicht so leicht immer einen Durchgang zu finden. Das Nachtlager möchte ich wieder möglichst oberhalb der Baumgrenze aufschlagen. Die einzige mehr oder weniger geeignete Stelle ist eine kleine entwas abschüssige Moosfläche auf 2000 Metern Höhe. Natürlich fängt es gerade beim Aufbau extrem an zu schütten. Bei der Flucht ins Zelt bleibe ich leicht am Eingang hängen und reiße eine Naht ein.... Der Rucksack ist komplett durchnässt und bleibt in einer der Apsiden. Zum Glück halten die Packsäcke dicht. Es ist 19:30 Uhr.
Um 2:30 fängt es wieder stark an zu regnen. Hinzu kommt Wind. Im Fußteil des Zeltes wird es nass und so nutze ich einen Müllsack als provisorischen Schutz für den Schlafsack.
Tag 6, Fr 13.09.2013, 17,5 km, 600 hm, 1300 hm Abstieg
Beim ersten Blick aus dem Zelt ist wieder nichts zu sehen doch kurze Zeit später scheint die Sonne und ich mache ein paar Fotos bei wunderschöner Aussicht.
Leider zieht es schnell wieder zu und so bleibe ich im Zelt wo ich gemütlich lese und koche. So kann ich den feucht gewordenen Schlafsack vielleicht auch ein wenig trockener bekommen. Unter dem Zelt suchen viele Spinnen Schutz vor dem Regen. Überall krabbelt es aber das Innenmesh hält das Getier zuverlässig auf Abstand. Nur eine Spinne verirrt nach drinnen. Sie hat eine ausgeprägte Zeichnung auf dem Rücken. Diese Art habe ich noch nie zuvor gesehen.
Erst um 13 Uhr entschließe ich mich trotz Nebels zum Aufbruch. Es geht zunächst wieder über Geröll doch plötzlich in einem Wald nahezu undurchringlicher Nadelbüsche wieder. Entweder ist der Pfad zugewachsen oder ich finde ihn nicht. So muss ich mich ein ganzes Stück durch das Dickicht kämpfen. Dabei reißen die Büsche an meiner Kleidung und schlagen mir ins Gesicht. Ohne GPS wäre ich hoffnungsvoll verloren aber so finde ich glücklicherweise endlich auf einen Pfad zurück der mich hinab in einen Nadelwald führt. Auch hier ist der Weg oft nicht mehr zu erkennen. Es geht über den Bilugu Mare und weiter über den Bilugu Mic. Mit der Zeit werden die Wege breiter. Überall sprießen Pilze aus dem Waldboden. Kurz vor dem Tulisa-Sattel gibt es eine Art Zeltwiese mit Feuerstellen. Über breite Kieswege geht es weiter und ich passiere ein großes Stahlkreuz mit der rumänischen Flagge auf der Spitze. Kurz darauf finde ich nördlich des Tulisa-Gipfels endlich wieder eine Quelle. Das Wetter fühlt sich nach Wintereinbruch an. Es ist ziemlich windig, kalt und neblig. Je breiter die Wege werden umso mehr Müll ist leider auch vorzufinden. Um 17 Uhr erhasche ich den ersten Blick auf eine Stadt mit großem Kraftwerkskamin die ich für Petrosani halte, es handelt sich jedoch um Lupeni. Der Plan ist heute eine Schutzhütte zu finden, da das Equipment doch noch ziemlich nass ist und ein relativ starker Wind geht. Auf der Karte sind nördlich von Lupeni mehrere Sennhütten eingezeichnet. Die Stana Zanoaga ist leider nur noch ein Holzgerippe und so laufe ich ein Stück zurück wo ein Weg nach Lupeni hinabführen soll. Das Unterfangen endet wieder in Querfeldeinlaufen nach GPS. Schon bald kommt die "Hütte" in Sicht und auch Lupeni ist recht nahe gerückt.
Auch diese Hütte ist fast ganz eingestürzt. Nur noch ein kleiner Unterschlupf ist übriggeblieben. Dieser wird aber scheinbar noch regelmäßig von Hirten genutzt. Die Gummimatten des Dachs sind als Isomatten ausgebreitet worden und in der Mitte wurde eine Feuerstelle errichtet. Sogar Feuerholz liegt noch bereit. So mache ich es mir gemütlich und um 19 Uhr brennt ein Feuerchen. Morgen geht es nach Lupeni und mit öffentlichen Verkersmitteln irgendwie weiter nach Petrosani.
Kommentar