[SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

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    [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

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    Nachdem meine Freundin und ich die Entscheidung gefällt hatten, im Sommer in den ersten beiden Augustwochen eine zweiwöchige Rundwanderung mit dem Zelt durch das Jämtlandsfjäll zu machen, ging es an die schwierige Aufgabe, die benötigte Ausrüstung mit sehr schmalem Budget zu realisieren. Die Schuhe kaufte ich gebraucht über E-Bay (Lowa Bergschuhe), ebenso einen neuwertigen Rucksack (Jokkmokk). Ob Leihgaben, Sonderangebote oder Billiganbieter: Letztlich bekamen wir alles zusammen. Zelt und Schlafsäcke waren bereits vorhanden - es konnte also losgehen. Es war unsere erste Zelttour in nördlicheren Gefilden.

    Die Anreise erfolgte per Zug über Stockholm und verlief problemlos. Per Taxi-Shuttle ging es von Undersåker nach Vålådalen. In Vålådalen machten uns ein schwedisches Trekker-Pärchen netterweise darauf aufmerksam, dass die Rückreise mit dem Shuttle-Taxi zum Bahnhof in Undersåker im Voraus reserviert werden musste, was sie dann auch gleich für uns erledigten. Man wünschte sich eine gute Reise und machte sich unter einsetzendem Regen auf den Weg, so etwa gegen 17:00 Uhr.

    Wir wollten erstmal über Vålåstugorna zum Helags marschieren, und je nach Vorankommen sehen, wie weit wir den Bogen auf dem Rückweg nach Vålådalen gestalten. Wir waren voller Entdeckungsfreude und gespannt, was wir in den nächsten zwei Wochen sehen und erleben würden.
    Der Weg führte durch sumpfig-waldiges Gelände, was im Regen recht stimmungsvoll daherkam. Außer uns war niemand zu sehen oder hören. Ein freches Eichhörnchen flüchtete vor uns auf einen Baum und beobachtete uns aus sicherer Höhe. Nach einigen Kilometern zerriss plötzlich ein lautes Kreischen die Stille, und zwei Kraniche erhoben sich aus einer hohen Baumkrone und schwebten majestätisch über die regenverhangene Sumpflandschaft. Ein toller Anblick.








    Später gelangten wir an eine Brücke die über einen großen Fluss führte und beschlossen, dort unser Zelt am Ufer aufzuschlagen.





    Wir kochten unsere Nudeln und aßen im Zelt, begeistert vom Ausblick auf die Flussgabelung und dem Gelingen einer schmackhaften Mahlzeit. Angesicht der aggressiven Mücken machten sich unsere Moskitohüte gleich am ersten Abend bezahlt.





    Entgegen unserer Erwartung war der Wald nachts ziemlich still (oder der Fluss einfach sehr laut) und angesichts der Strapazen von Anreise und Tagesmarsch war es kein Problem in den Schlaf zu finden. Normalerweise schlafe ich in der ersten Nacht bei einer Zelttour kaum.
    In den ersten Nächten hängten wir auch eine unserer Wandersocken außen ans Zelt - wegen der Bären Eine Maßnahme, die wir nach wenigen Nächten zu vernachlässigen begannen.


    2. Tag:

    Am nächsten Morgen zeigte sich der Himmel immer noch bedeckt, aber es hatte aufgehört zu regnen. Nach einem heißen Tee ging es weiter. Der Weg führte vormittags durch Waldgelände, wir begegneten einigen Wanderern und das Wetter begann sich zunehmend zu bessern. In der Ferne sah man bisweilen die Berge des Fjälls zwischen den Bäumen hindurch.








    Der Weg wurde steiler und der Wald wich einer Vegetation aus Krüppelgewächs.
    Schließlich ließen wir am frühen Nachmittag die Baumgrenze hinter uns. Vor uns lag das Fjäll in seiner ganzen Pracht. Dazu begann die Sonne endgültig durch die Wolken zu brechen und es wurde angenehm warm. Dabei war es absolut windstill, was eine Seltenheit im Fjäll sein dürfte, wie uns später schnell klar wurde.





    In der Ferne konnten wir erste Rentiere entdecken - nicht viel mehr als ein schwarzer Punkt, aber bei uns beiden löste bereits das einen Euphorieschub aus. Nachdem wir unsere Flaschen an einem Bach aufgefüllt hatten, marschierten wir weiter. Ziel war es, nach Möglichkeit noch die Vålåstugorna-Hütte zu passieren. Jedoch, als die Hütte einfach nicht in Sicht kommen wollte, schlugen wir schließlich unser Lager auf. Wir aßen vor einer grandiosen Kulisse und fühlten uns mittlwerweile pudelwohl in dieser prachtvollen Landschaft. Auch hier waren die Mücken recht nervig, auch wenn sie die Tendez hatten sich mit einer Landung auf dem heißen Deckel des Kochers zu suizidieren. In Gedanken spie ich leider in das Netz meines Moskitohutes vor meinem Gesicht, was recht unangenehm war und mir danach auch nicht wieder passiert ist.
    Nach Sonnenuntergang begann es empfindlich kalt zu werden, dafür aber nur sehr allmählich dunkel.









    3. Tag:


    Am nächsten Morgen war es recht windig, aber der Himmel war komplett wolkenlos und die Sonne strahlte. Daher wurde es schnell ziemlich warm, und die Reise wurde im T-Shirt nach dem Frühstück fortgesetzt. Allerdings nicht ohne zuvor darüber zu streiten, ob die kleinen Schnitte in meinem Schlafsack vom Wurstschneiden durch meine Freundin auf selbigem stammten oder nicht. Na ja, schließlich versöhnten wir uns nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, und es konnte weitergehen. Nach wenigen hundert Metern entdeckten wir auch die Vålåstugorna-Hütte hinter einer Hügelkuppe. Hier wollten wir ein wenig Vorräte ergänzen und überhaupt mal einen Eindruck von den Hütten und ihrem Angebot bekommen. Auch neigte sich der Inhalt meines Tabakbeutels langsam der Neige zu. Als der Wirt mir sagte, dass er keine Zigaretten verkaufe, begann mir langsam zu dämmern, dass ich den Großteil der Reise als "Nicht-raucher" erleben würde. Egal, vielleicht hatten die anderen Hütten ja welche. Wir erkundigten uns noch nach der Wetterprognose, die ziemlich sonnig war, kauften etwas abgelaufene Marmelade im Angebot und setzten unseren Weg nach einer Dose Fanta fort.
    Nach einiger Zeit kamen wir an einen größeren Fluss und beschlossen, das strahlend gute Wetter für eine Wäsche zu nutzen.








    Vom kühlen Nass erfrischt, setzten wir die Reise fort. Vor uns lagen einige Höhenmeter, und der Weg war recht beschwerlich. Dafür wurde der Ausblick immer besser.





    Während ich so ging, tat es auf einmal rechts hinter mir einen lauten Knacks. Ich fragte meine Freundin, ob sie das auch gehört habe, und bat sie, einmal an meinem Rucksack nachzusehen - und tatsächlich: Das Hartplastik der Halterung meines rechten Schultergurtes war sauber durchgebrochen! Schöne Scheiße. Obwohl mir sofort klar war, dass das im Zweifel den ganzen Urlaub ruinieren konnte, blieb ich erstaunlich ruhig. Immerhin hielt den Rucksack noch der Justierriemen, aber wie lange würde der halten? Ich holte also Panzertape und Taschenmesser aus dem Rucksack und versuchte, den Riemen bestmöglich mit Tape zu reparieren. Abends besserte ich nochmal nach und ich darf vorwegnehmen: Dieses Provisorium hat Gott sei Dank die komplette restliche Tour gehalten.





    Als wir den Anstieg später schließlich bewältigt hatten, waren wir beide recht erschöpft, und beschlossen, eine Rast einzulegen. Es war trotz strahlender Sonne aufgrund des Windes ziemlich kalt hier oben und wir kauerten uns in eine kleine Mulde. Der Ausblick und die Weite waren großartig und Wurst, Schokoriegel und Zigarette schmeckten fantastisch. Doch der Anstieg war wohl doch recht anstrengend gewesen, da ich trotz des ungemütlichen Ortes merkte, wie ich tatsächlich neben meinem Rucksack erschöpft einzudösen begann. Als ich fast schon im Reich der Träume war, drängte mich meine Freundin durch Rütteln zum Aufbruch. Derart ausgeruht ging es weiter.
    Nach einiger Zeit war in der Ferne am Horizont zum ersten mal der schneebedeckte und wolkenverhangene Gipfel des Helags zu sehen - ein toller Anblick. Immer wieder mussten wir kleinere Bäche und Flüsse überqueren, was mal mehr, mal weniger schwierig war. Auf jeden Fall ist es sehr idyllisch, wenn immer irgendwo ein Bach plätschert. Wir wanderten noch ein paar Stunden, bis am späten Nachmittag die Schutzütte Ljungan in Sicht kam und meine Freundin vorschlug, an einem kleinen Bach zu campieren. Gesagt getan. Wir bauten das Zelt auf und machten uns an die Zubereitung einer Portion Nudeln.








    Wir bewunderten einen wunderschönen Sonnenuntergang, während es zunehmend kälter wurde, weswegen sich meine Freundin ins Zelt zurückzog. Ich wollte noch ein wenig die Landschaft genießen, und setzte mich etwas weiter entfernt auf einen Felsbrocken. Kaum dass ich mich dort niedergelassen hatte, hörte ich auf einmal Geräusche hinter einer Hügelkuppe. Irgend etwas war da. Dann hörte ich ein grunzendes Geräusch. Und auf einmal waren sie da: eine kleine Gruppe Rentiere kam gemütlich im rötlichen Licht der letzten Sonnenstrahlen des Tages auf mich zugetrottet. Unbeirrt zogen sie friedlich an mir vorüber. (Leider gaben die Akkus der Videokamera ausgerechnet in diesem Moment den Geist auf )








    Ein sehr erhabener Moment, der mich später im Zelt zufrieden einschlafen ließ.

    4. Tag

    Morgens wurden wir von herrlichstem Sonnenschein geweckt. Mittlerweile hatten wir ordentlich Sonnenbrand auf Unterarmen und im Gesicht. Leider hatten wir keine Sonnencreme dabei - wir hatten so viel Sonne einfach nicht erwartet. Entspannt und Gutgelaunt setzten wir die Reise fort, unser Tagesziel dabei immer deutlich sichtbar vor uns: Der majestätische Helags.





    Wir trugen uns in der Ljungan-Schutzhütte ins Hüttenbuch ein und gingen frohen Mutes weiter. Nach wenigen Metern kreuzte ein breiter Fluss unseren Weg. Da wir keine Chance sahen, trockenen Fußes ans andere Ufer zu gelangen, suchten wir uns eine seichte, aber breite Stelle flussaufwärts und beschlossen, den Fluss barfuß watend zu überwinden. Das Wasser war ziemlich kalt, aber wir kamen beide heil und ohne Probleme ans andere Ufer. Als wir dort unsere Füße trockneten, sahen wir flussabwärts einen Wanderer, der es im Gegensatz zu uns offenbar schaffte, trockenen Fußes den Fluss zu überwinden. Meine Freundin und ich grinsten uns an.
    Im Laufe des Tages begann sich der morgens noch blaue Himmel zu bewölken und die Sonne verabschiedete sich erstmal. Angesichts des Sonnenbrandes störte uns das kaum. Der Weg führte durch relativ ebenes Gelände, mit vielen kleinen und größeren Seen. Irgendwo dort verlor ich wohl meine Mütze, die ich aufgrund ständig wechselnder Temperaturen griffbereit in der Hosentasche getragen hatte. Gott sei Dank hatte die Jacke meiner Freundin eine sehr winddichte Kapuze, so dass sie mir ihre Mütze fortan netterweise leihen konnte. Für meine Ohren war das gut, für mein modisches Erscheinungsbild weniger - aber da muss man eindeutig Prioritäten setzen ;) .





    Es wurde windig und regnerisch, als uns am Nachmittag schließlich nur noch ein kleinerer Berg von der Fjällstation Helags trennte. Vor uns lag jedoch ein steiler Aufstieg im Regen. Da wir jedoch immer wieder größere Rentiergruppen in nicht allzu großer Entfernung beobachten konnten, war der Aufstieg sehr kurzweilig und unterhaltsam.





    Nachdem wir den Anstieg bewältigt hatten, bot sich uns der imposante Anblick des Helags inmitten von Wolken und Regen, davor Dutzende von Rentieren im Tal.





    Um die Fjällstation herum standen sicher ein knappes Dutzen Zelte und wir sahen seit Tagen erstmals wieder eine größere Menschengruppe. Wir schlugen unser Zelt etwas weg von der Fjällstation Richtung Helags auf, ergänzten unseren Proviant und machten uns ans Abendessen. Aufgrund von Wind und Regen kochten wir im Zelt, was für uns eine Premiere darstellte. Wir sorgten für Belüftung und eine ebene Abstellfläche und schritten zur Tat. Die Nudeln wurden wie immer bisher super und nichts wurde verschüttet oder abgefackelt. In unseren Schlafsäcken ergötzten wir uns aus dem Zelt heraus an dem großartigen Panorama. Drei Rentiere kamen keine fünfzehn Meter vor unserem Zelt entlanggelaufen. Zwar begann man sich an die stetige Anwesenheit der Tiere zu gewöhnen, aber sie aus der Nähe beobachten zu können (oder von ihnen beobachtet zu werden) war immer wieder ein tolles Erlebnis.

    Wir besprachen, ob wir denn nun am nächsten Tag den Helags besteigen, oder lieber den Weg fortsetzen wollten. Wir einigten uns darauf, es einfach vom Wetter abhängig zu machen.

    5. Tag

    Morgens wurden wir vom sanften Klappern der Rentierhufe geweckt, als eine immense Schar Rene gemütlich an unserem Zelt vorbeizog. Einige kamen fast bis auf Armeslänge heran, was mal eine sehr nette Begrüßung war. Auch das Wetter schien es sehr gut mit uns zu meinen: Strahlender Sonnenschein und der Gipfel des Helags frei von Wolken. Die Entscheidung war also gefallen. Nach einem Frühstück zwischen den Rentieren packte ich meinen Rucksack mit Proviant und anderen Dingen für die Besteigung des Helags. Wir rechneten mit einem halben Tag für Auf- und Abstieg. Mit einem Fettstift versuchten wir, unsere mittlerweile knallroten Unterarme und Gesichter vor der Sonne zu schützen.











    Dann ging es los, rauf auf den Helags. Wir waren bei weitem nicht die einzigen, die das gute Wetter ausnutzen wollten, auf dem Berg verlief sich das jedoch recht schnell. Mit jedem Meter, den wir emporklommen, wurde der Ausblick imposanter. Auf ungefähr halber Strecke, als es linkerhand mehrere hundert Meter steil bergab ging, begann sich bei mir eine leichte Höhenangst einzustellen: Ich bemerkte ein Gefühl des Unwohlseins an mir und irrationale Gedanken gingen mir durch den Kopf, wie z.B.: Könnte der Berg kollabieren? Ich zog sogar in Erwägung, eine Umkehr vorzuschlagen und tat das dann auch. Meine Freundin plädierte jedoch für's Weitergehen. Ich hielt mich von da an von der Felskante fern und riskierte lieber ein paar kleine, unbequeme Umwege, als mehr oder weniger direkt am Abgrund zu kraxeln.
    Das Gefühl des Unwohlseins wich dann auch nach kurzer Zeit und der Ehrgeiz den Gipfel zu erreichen, war wieder da. Plötzlich sahen wir links von uns das schwedische Pärchen aus Vålådalen, sie waren bereits auf dem Rückweg. Wir tauschten uns kurz über Routen und Erlebnisse aus, bevor wir unseren Weg fortsetzen. Die beiden empfohlen uns noch einen Zeltplatz an einem See vor dem Berg Kläppen auf dem Weg nach Sylarna, von dem sie sehr angetan schienen. Auch verwiesen sie auf größere Mengen Brennholz für ein schönes Feuer, die sich dort befänden. Leider sollte ich mit diesem schönen Ort noch überwiegend negative Erinnerungen verbinden, aber der Reihe nach.











    Wir setzten unseren Weg zum Gipfel fort, mittlerweile schon lange jenseits der Vegetationsgrenze, wo allenfalls Flechten noch den nackten Fels bedeckten. Während ich wieder voll in meinem Element war, begann nun meine Freundin sich unwohl zu fühlen - war es bei mir die Höhe gewesen, so war es bei ihr die Unwirtlichkeit der kahlen, felsigen Gipfelzone. Dann war er plötzlich da, der Gipfel.
    Oben angekommen, genossen wir ersteinmal die Aussicht, machten Fotos und filmten. Der Wind pfiff ganz ordentlich, und trotz der Sonne war es ziemlich kühl. Natürlich trugen wir uns auch in das Gipfelbuch ein. Auch rauchte ich die letzte Zigarette, die ich dafür extra zurückgehalten hatte. Der Ausblick war absolut überwältigend, wohin man auch schaute: Berge, Flüsse, Seen und sanft gewellte Ebenen bis zum Horizont.














    Nach vielleicht einer halben Stunde begannen wir uns auf den Rückweg zu machen. Weiter unten rutschte meine Freundin aus und legte drei Meter grasbewachsenen Abhang auf dem Hintern zurück. Da sie die Rutschpartie ohne Blessuren überstand, mussten wir beide ziemlich lachen.
    Schließlich ereichten wir wohlbehalten unser Zelt, das war am späten Nachmittag, wir hatten die Unternehmung zeitlich deutlich unterschätzt. Nach einem wieder mal sehr gelungenen Mahl und erneutem Rentierbesuch vor unserem Zelt legten wir uns zufrieden schlafen.
    Zuletzt geändert von Nuklid; 17.10.2013, 02:02.

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    6. Tag:

    Am nächsten Morgen wieder das gleiche Bild: Rentiere ums Zelt herum und strahlender Sonnenschein. Da es auch in der Fjällstation am Helags keinen Tabak gab, war mir nun klar, dass es den Rest der Strecke ohne Tabak gehen musste. War im Grunde auch kein Problem, jedoch in den Pausen oder abends vor dem Zelt bei grandioser Aussicht habe ich die "Panorama-Zigarette" schon vermisst.





    Wir genossen noch einmal die Kulisse des Helags und machten uns nach dem Frühstück - das übrigens zumeist aus Kneckebrot, Salami und Tee/Süppchen bestand - auf den Marsch nach Norden in Richtung Sylarna.
    Apropos Essen: Wir hatten, aufgrund vom hervorragenden Energie-Gewicht-Verhältnis einige Packungen Sonnenblumenkerne und Trocken-Cranberries mitgenomen, die man zwischendurch immer gut naschen konnte. Aber nach ein paar Tagen gingen die uns beiden auf den Senkel (bisschen was davon sogar wieder mitgebracht), und wir ärgerten uns, dass wir nicht stattdessen mehr von den Schokomüsliriegeln mitgenommen hatten. Aber so lernt man halt dazu.
    Jedenfalls führte der Weg durch ebenes, grasbewachsenes Gelände das von Bächen und Flüssen durchzogen war. Die Sonne schien, und wir fühlten uns etwas an das Auenland erinnert.








    Am frühen Nachmittag bekam meine Freundin dann leichte Knieprobleme, wohl in Folge des Helags. Wir versuchten, das Knie mit einer Bandage aus Mull etwas zu entlasten, aber ob das irgend etwas gebracht hat wage ich zu bezwifeln.
    Na ja, wir gingen jedenfalls weiter, denn wir hatten uns vorgenommen, noch am selben Tag den Kläppen zu erreichen. Man hatte uns den Platz zum Übernachten ja empfohlen und ein schönes Feuer schien uns ebenfalls reizvoll. Wir erreichten den Kläppen dann abends auch, aber die letzten vier Kilometer waren doch recht strapaziös, wir merkten gegen Ende, wie unsere Trittsicherheit merklich nachließ. Im Nachhinein wissen wir jetzt, dass eine 18 km-etappe mit ca. 15 Kilo Gepäck zwar für uns machbar, aber nicht mehr unbedingt spaßig ist. So 12-14 km pro Tag waren dagegen überhaupt kein Problem. Natürlich steckte uns wohl auch noch der Helags in den Knochen - vor allem im Knie meiner Freundin.
    Ziemlich erschöpft erreichten wir also unser Ziel: Ein kleiner See vor ein paar Bergen, direkt gegenüber ein großes Schneefeld.








    Wir schlugen unser Zelt direkt am See auf, während der Wind zunehmend stärker wurde. Deswegen kochten wir wieder im Zelt. Aus irgendeinem Grund (Erschöpfung?) ging ich diesmal nicht so überlegt zur Sache, sondern rief, nachdem ich den Kochtopf mit Wasser gefüllt hatte, zu meiner Freundin im Zelt, "Mach Platz, Platz!" und kroch auch schon mit dem Topf eilig ins Zelt. Eine kleine Überschwemmung war die Folge dieser ungestümen Dummheit.
    Letztlich gelang uns aber wieder ein gut schmeckendes Mahl. Auch ein paar Rentiere schauten wieder bei uns vorbei. Ich machte mir ein wenig Sorgen um das Knie meiner Freundin, auch wenn es bisher nichts dramatisches zu sein schien.
    Nach dem Essen machte ich mich daran, trotz des immer noch zunehmenden Windes ein Feuer in Gang zu setzen, denn es gab tatsächlich einen Haufen Brennholz und eine Feuerstelle. Das zog sich hin und gestaltete sich äußerst schwierig, als Zunder hatten wir nur Papier und eine paar Splitter und Fasern aus den größeren Holzstücken. Angesichts des veritablen Sturms der mittlerweile tobte, hatte sich meine Freundin zügig ins Zelt zurückgezogen, und ich wusste eigentlich, dass das Feuer keinen Sinn mehr machte, aber der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Das führte dazu, dass ich schließlich, mit Skimaske vorm Gesicht im Sturm hockend, das Feuer mit dem Gaskocher anstatt des Feuerzeugs, erfolgreich aber letztlich sinnlos, in Gang setzte.
    Durch den starken Wind wurde das Feuer ziemlich wild, wärmte aber trotzdem kein Stück, wenn man nicht Verbrennungen riskieren wollte. Ich ärgerte mich ein wenig über den Sturm, der mir mein schönes Feuer ungenießbar machte. Dann begannen auch noch Funken zu fliegen, wobei ich schnell feststellte, dass das Zelt wohl doch etwas zu nahe am Feuer war, und sah das Zelt bereits vor meinem geistigen Auge in Flammen aufgehen. (Habe am nächsten Tag aber nachgelesen, dass es nicht sofort entflammt, laut Hersteller zumindest. Aber auch ein Loch im Zelt ist nichts schönes.) Daher löschte ich das Feuer nach nicht allzu langer Zeit mit dem Seewasser und verzog mich ebenfalls ins Zelt. Meine Regenjacke und die Skimaske stanken unfassbar nach Rauch, was den Gebrauch der Skimaske von da an ziemlich unangenehm machte.
    Nachts tobte der Sturm ungemindert weiter und Regen setzte ein. Das Zelt schien dem aber gut standzuhalten, unser Schlaf wurde dadurch nicht beeinträchtigt.


    7. Tag:


    Ich wachte gutgelaunt auf, obwohl es draußen unablässig regnete. Nur der Wind hatte ziemlich nachgelassen. Zum ersten Mal hatten wir richtigen Regen auf unserer Tour, mehr als ein paar kurze Schauer hatte es bisher ja nicht gegeben. Da wir uns schon über das anhaltend gute Wetter gewundert hatten, machte uns das auch nichts aus. Wir blieben erstmal im Zelt und spielten eine Runde Schach. Als das Wetter etwas besser war, beschlossen wir einmal zu dem Schneefeld gegenüber vom See zu gehen und dabei auch Wasser zu holen. Beide klagten wir, wie anstrengend der kurze Weg sei und dass wir den Marsch von gestern spürten - leider war es bei mir nicht der "Marsch von gestern". Irgendwie verspürte ich zeitweise ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, das ich nicht so recht einzuordnen wusste. Mir schoss alles durch den Kopf, was ich in Foren wie z.B. diesem hier oder anderswo über Magen-Darm-geschichten im Fjäll gelesen hatte. Am Schneefeld hielt sich meine Begeisterung dann auch deutlich in Grenzen, aber ich merkte noch gar nicht wirklich, wie fertig ich doch schon gewesen sein muss.





    Der Regen hatte zeitweise aufgehört und der See lag in völliger Windstille da, tatsächlich glatt wie ein Spiegel. Aber dafür hatte ich keine Augen - wieso war nur jeder verdammte Schritt so anstrengend? Ohne Rucksack?!? Zurück am Zelt beschlossen wir, heute zu rasten und erst morgen weiterzuziehen. Das Kribbeln in meinem Magen hatte sich mittlerweile zu einem deutlich spürbaren, krampfartigen Rumoren entwickelt, bis sich schließlich ein ziemlich schlagartiger Drang auf's Klo bildete.
    Nachdem ich etwas entfernt vom Zelt quasi die Probe aufs Exempel gemacht hatte, herrschte Gewissheit: Ich hatte, sagen wir mal, von der Konsistenz her gesehen, das absolute Maximum an Durchfall. Ich kam völlig erschöpft von den paar Metern zum Zelt zurück, und teilte meiner Freundin die frohe Botschaft mit. Es war erstaunlich, wie sich meine blendende Verfassung nach dem Aufwachen binnen ca. drei Stunden in das Gegenteil verwandelte:
    Jede Bewegung war anstrengend, nach jedem Klogang fühle ich mich wie nach einem Marathonlauf. Ansonsten lag ich entkräftet im Zelt und versuchte zu dösen. Meiner Freundin merkte ich die psychische Belastung an, sie spürte schlagartig den Druck der Verantwortung und war natürlich in Sorge um mich. So versicherte ich ihr, dass das bestimmt bald vorüber sei. In meinem Kopf liefen allerdings schon ganz andere Filme: Was mach ich, wenn das nicht besser wird? Wie komm ich hier im weg? Durch eigene Kraft in dem Zustand jedenfalls nicht. Ich hatte wenig Lust auf einen Rettungshubschrauberflug ins Krankenhaus und einen ruinierten Urlaub.
    In unserer Reiseapotheke befand sich DUMMERWEISE nichts gegen Durchfall. Ich dachte mir, "was haste zu verlieren", und bröselte mir etwas Holzkohle von der Feuerstelle ins Wasser und trank das Zeug - angeblich soll das ja helfen. Ich kann nur sagen, dass ich eine knappe Stunde später Erbrechen musste. Das blieb aber das einzige Mal.
    Ich aß nichts für den Rest des Tages, das einzige worauf ich achtete war, immer genug Wasser zu trinken und möglichst rechtzeitig aus dem Zelt zu kommen, wenn es wieder an der Zeit war. Es ging mir echt dreckig.





    Schließlich, so gegen Abend, machte meine Freundin den Vorschlag, zu den Zelten zu marschieren die wir ca. einen Kilometer hinter uns auf der Anreise gesehen hatten und dort nach Medikamenten zu fragen. Ich weiß nicht, ob ich das heute von hier aus befürworten würde, aber damals tat ich es. Obgleich ich doch sehr besorgt war: Was, wenn sie stürzen und sich ernsthaft verletzen würde, kurz vor der Dämmerung? Aber vor allem bestand sie sowieso darauf. Ich erinnerte sie noch daran Karte, Kompass, Taschenlampe, Handy und ein paar Müsliriegel mitzunehmen, nur zur Sicherheit.
    Ich war sehr erleichtert, nach ca. einer halben Stunde bereits wieder Schritte zu vernehmen und meine Freundin ins Zelt kriechen zu sehen. Sie gab mir Tabletten und erzählte, dass sie mit dem Fernglas eine Zeltgruppe in ein paar hundert Metern Entfernung entdeckt hatte, zu der sie dann gegangen war. Dort hatte man ihr eine Restpackung mit 5 Tabletten gegeben, mit einer Einnahmeanleitung. (Vielen Dank dafür!) Leider stellte ich fest, dass die Tabletten seit einem halben Jahr abgelaufen waren - und abgelaufene, unbekannte Medikamente einzunehmen ist jetzt nicht so mein Ding. Aber in Anbetracht der Umstände und nach kurzer Risiko/Nutzen-Überlegung nahm ich die Tabletten und legte mich wieder hin. Meine Freundin war jetzt auch irgendwie etwas beruhigt. Sie versuchte mich zum Essen zu überreden, aber da war mir mal so gar nicht nach.
    Dann kam die Nacht. Eine unangenehme Nacht, mit mehreren unfreiwilligen Exkursionen nach draußen, zu Sitzungen im Regen. Jedes Mal eine größere Anstrengung als alles andere auf der Tour. Leider musste ich in meiner Not beginnen, die flachen Steine der Feuerstelle zum Abdecken meiner zahlreicher werdenden Hinterlassenschaften zu nutzen.


    8. Tag:

    Der nächste Tag unterschied sich kaum von dem vorhergehenden. Ich nahm weiter zwei Tabletten, las ein wenig oder döste und sch*** mir immer wieder die Seele aus dem Leib. Dummerweise stand unser Zelt in Sichtweite des Weges (wenn auch weiter entfernt), und ich betete jedesmal innerlich, wenn es soweit war, dass da niemand sein möge. Im Notfall blieb sonst nur der tote Winkel des Zeltes. Im Verlauf des Tages begannen mir langsam zudem Klopapier und Steine auszugehen. Es blieb mir am Abend nichts anderes mehr übrig, als auf meinen Waschlappen zurückzugreifen und diesen danach möglichst gut auszuwaschen, was alles noch viel anstrengender machte. Ich fühlte mich immer noch entsetzlich schwach.
    Dazu hatte ich die ganze Zeit die Sorge, dass meine Freundin auch Symptome zeigen könnte oder dass das noch tagelang so blieb.
    Ob es die Tabletten waren, oder der natürliche Verlauf: Abends meinte ich, eine leichte Verbesserung meines Zustands zu bemerken und aß auch ein wenig und etwas Hoffnung keimte auf. Die Nacht war für mich ähnlich wie die zuvor, jedoch nicht mehr ganz so schlimm.





    9. Tag:

    Morgens hörten wir auf einmal ein merkwürdiges Schnauben direkt neben unserem Zelt. Meine Feundin und ich schauten uns kurz mit großen Augen an: Ein Bär? "Nein", dachte ich mir, "das ist ziemlich unwahrscheinlich", wollte dann aber doch mal nachschauen. Doch schon beim Öfnnen des Zeltes hörten wir das vertraute Geräusch von Rentierhufen. Eins stand direkt neben unserem Zelt und musste wohl für das Schnauben verantwortlich sein. Irgendwie bekam ich ein schlechtes Gewissen, als die Rentiere zwischen meinen Hinterlassenschaften grasten. Ich hatte das ganze Areal quasi verseucht. Aber was hätte ich tun sollen? Ich kann nur hoffen, dass niemand in den Tagen danach versucht hat, dort zu campieren oder gar Steine für die Feuerstelle zu sammeln.

    Es ging mir deutlich besser, die Schwäche war weg, auch wenn ich mich nicht gerade frisch fühlte, nach den zwei Tagen. Wir beschlossen es zu wagen und erstmal loszugehen. Da wir in Richtung Fjällstation (Syrlana) gingen, konnte das nicht falsch sein, zudem brauchten wir langsam Proviant und dringendst Klopapier.
    Ich muss sagen, es ging mir erstaunlich gut, nach ein paar hundert Metern fühlte ich mich wie neugeboren, die Sonne kam raus und alles war prima. Direkt vor uns lag das Sylarna-Massiv. Eigentlich hatten wir vorgehabt, vom Weg runter einige Kilometer Richtung Westen zu einem kleinen Bergsee aufzusteigen, der laut Karte bereits norwegisches Territorium ist. "Einmal kurz in Nowegen übernachten" war in etwa die Idee. Angesichts der Umstände wäre es aber nicht allzu schlau gewesen, sich von der Station weg und vom Weg runter zu bewegen und damit bei einem "Rückfall" noch weiter ab vom Schuss zu sein. Also ging es weiter zur Fjällstation. Auch das Knie meiner Freundin hatte sich nach zwei Tagen Pause offenbar gut erholt. Es machte wieder richtig Spaß, und angesichts dieser Entwicklung waren wir beide in Hochlaune.





    In der Fjällstation, die - im Gegensatz zu der beim Helags - ziemlich "verlassen" wirkte, kauften wir uns Proviant, Batterien und Klopapier etc. Wir speisten vor der Hütte und ich aß in meinem Übermut voller Appetit eine Scheibe Brot mit Tomate und dick Schmand drauf. Das habe ich eine halbe Stunde später bereut, als mein Magen plötzlich zu rumoren begann. Nicht nochmal von vorne, dachte ich! Es grummelte noch ein, zwei Stunden vor sich hin, aber Brot und Schmand blieben drin und ich betrachtete mich daher als geheilt, da auch andere Prozesse sich zunehmend weiter normalisierten. Ich wüsste ja gerne mal, was ich mir wo eingefangen hatte.
    Gutgelaunt kamen wir ordentlich voran und passierten eine malerische Seenlandschaft.





    Gegen Nachmittag verschwand die Sonne hinter den Wolken, aber es blieb trocken. Schließlich erreichten wir am Abend den Fluss, den wir schon seit einiger Zeit als blaues Band in einem atemberaubenden Panorama vor uns liegen sahen.





    Der Fluss bildete hier eine wilde Klamm durch die das Wasser mit lautem Getöse hindurchrauschte. Eine Brücke führte auf die andere Seite. Wir beschlossen, auf einer vorgelagerten Fläche am Fluss unser Zelt aufzuschlagen. Eine Feuerstelle verriet, dass der Platz wohl nicht völlig ungeeignet war.





    Abermals machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung, sich nach dem Essen an einem schönen Feuerchen zu erfreuen. Aber angesichts des einsetzenden Regens war ich einsichtig genug, es diesmal von vornherein bleiben zu lassen.
    Da wir einen Spülschwamm vergessen hatten, haben wir unser Geschirr übrigens immer mit feinem Kies gesäubert, das hat zumindest optisch gut funktioniert.


    10. Tag:


    Wechselnd starker Regen begrüßte uns am nächsten Morgen. Also frühstückten wir erstmal und spielten eine Partie Schach. Der Regen ließ dann auch etwas nach und wir machten uns an den Aufbruch.




    Wir ließen den Fluss hinter uns und spazierten durch eine leicht bewaldete Hügellandschaft. Dort fand sich im Matsch eine Gewehrpatrone, die natürlich sofort mitgenommen wurde (mittlerweile führten wir auch ein kleines Geweih mit uns).
    Später gelangten wir an einen breiten Fluss, der gefurtet werden musste. Dabei griffen wir erfolgreich auf unsere Barfußmethode zurück. Auf der anderen Seite war eine Schutzhütte in der wir uns trockneten. Irgendwie begann es dann beinahe schlagartig von Menschen zu wimmeln (für dortige Verhältnisse). Dabei konnten wir auch eine Gruppe Wanderer beobachten, die es verstanden, trockenen Fußes den Fluss zu überwinden. Wir hatten das beide für absolut unmöglich befunden. Waren wir etwa zu blöd?
    Nach so vielen Menschen beschlossen wir, einem unmarkierten Pfad entlang des Flusses zu folgen. Da von einem Pfad irgendwann nicht mehr viel zu sehen war, gingen wir irgendwann einfach querfeldein, in etwa parallel zum Fluss. Das Gelände war ziemlich hügelig und es war frappierend, wie langsam wir nur vorankamen. Der Regen hatte aufgehört. Gegen Abend schwenkten wir nach rechts zum Fluss und schlugen dort unser Zelt auf. Auch hier trieben sich ein paar Rentiere herum. Interessant war jedoch, als eins von ihnen keine sieben Meter von uns entfernt auf und ab zu gehen begann. Wir saßen vor dem Zelt und kochten Nudeln. Das Tier wirkte dabei nicht bedrohlich, aber wir hatten den Eindruck, als wenn wir und unser Zelt quasi im Weg säßen, und es vorbei wolle. Nachdem es mehrere Minuten auf und ab ging und uns immer wieder musterte, stieg es schließlich langsam in den Fluss und durchquerte ihn, um auf der anderen Seite seinen Weg fortzusetzen.








    Zuletzt geändert von Nuklid; 17.10.2013, 14:40.

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      #3
      AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

      11. Tag:

      Am nächsten Morgen war ich früh wach. Meine Freundin schlief noch, und so bestieg ich einen kleinen Hügel in der Nähes des Zeltes. Dort setzte ich mich hin und genoss die Stille und den Sonnenaufgang über der Landschaft. Es war einfach herrlich.
      Nachdem wir gefrühstückt und unsere Sachen gepackt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Gåsenstugorna. Der Weg führte querfeldein stetig bergauf. Es wimmelte vor Insekten die im Sonnenschein über den Büschen umherschwirrten.
      Weiter oben hatten wir eine tolle Begegnung: Ein einzelnes Rentierjunges mit weißem Fell lief in der Gegend umher, und kam auf einmal blökend auf uns zu. Gespannt blieben meine Freundin und ich stehn. Das Junge kam tatsächlich immer näher direkt auf uns zu, bis es schließlich einen Meter vor uns stand. Es schaute uns an, stampfte einmal mit dem Huf auf den Boden und rannte dann links an uns vorbei den Berg weiter hinauf.
      Später machten wir eine Pause und nutzten die letzten Gasreserven um uns Kartoffelbrei zu kochen, den wir bei herrlicher Aussicht aßen.





      Schließlich erreichten wir so gegen Mittag die Gåsenstugorna. Dort bekamen wir vom Hüttenwirt eine selbstgemachte Limonade in die Hand gedrückt, die extrem schmackhaft war. Wir hatten schon voher festgestellt, dass offnensichtlich nur das schwedische Format(?) an Gaskartuschen in den Hütten verkauft wurde. Notgedrungen kauften wir eine kleine Kartusche davon, in der Hoffnung, sie könnte irgendwie auf unseren Kocher passen (und zwei Dosen Thunfisch in Öl falls nicht), und machten uns dann wieder auf den Weg.





      Das Gelände wurde sehr felsig und es ging wieder bergab. Die Kulisse traumhaft, auch wenn sich die Sonne erstmal wieder verabschiedete. Auch begann es zeitweise ordentlich zu regnen. Am späten Nachmittag schlugen wir unser Lager neben einem kleinen Bach auf, ein paar hundert Meter von der Säntja-Schutzhütte entfernt auf. Angesichts eines möglichen Gewitters (hatte der Hüttenwart gesagt) erschien uns das sinnvoll.
      Tja, ich begann mich mit Kocher und Kartusche zu beschäftigen um festzstellen, dass es zumindest nicht füreinander vorgesehen war. Wenn man jedoch den Plastikstutzen beim Kocher entfernte, ließ er sich auf die Kartusche aufdrücken, das ganz war jedoch sehr instabil. Es gelang mir auch den Kocher zu entzünden, wenn man ihn jedoch schief anguckte, löste sich der Kocher und Gas trat aus der Kartusche aus. Das wurde mir dann doch zu kriminell, dann zur Not lieber kein warmes Essen. Eine Hoffnung blieb allerdings noch: Das offene Feuer.
      Ein solches in Gang zu kriegen war angesichts von Nässe und Brennstoffmangel fast aussichtslos. Grinsend überlegten wir, ein paar Winterwanderungsmarkierungen oder das Brennholz aus der Schutzhütte zu verfeuern, was wir aber natürlich nicht taten. So wurde das Feuer dann auch recht kümmerlich und es gelang uns nicht, das Wasser zum Kochen zu bringen bevor unser trockenes Holz aufgebraucht war. In unsere Freude auf ein warmes Essen hoffte meine Freundin sogar, die Nudeln mögen auch unter 100° gar werden - was sie nicht wurden. So blieb uns nur der Thunfisch in Öl mit Knäckebrot, was wir beide auch lecker finden, aber eine warme Mahlzeit wäre doch schön gewesen. Abends konnten wir einen herrlichen Sonnenuntergang zu bestaunen.





      12. Tag:

      In der Nacht hatte es bgeonnen, wie aus Eimern zu schütten, und das setzte sich morgens unvermindert fort. Also erstmal eine Runde Schach. Da der Regen aber nicht weniger wurde, beschlossen wir irgendwann aufzubrechen und das Zelt im Regen abzubauen. Das war etwas ungemütlich, aber schließlich standen wir, gut in Regenzeug verpackt, bereit zur Weiterreise. Wir marschierten durch den Regen und die Aussicht auf die tiefer liegenden Wälder in Richtung Vålådalen war fantastisch.








      Am Nachmittag spazierten wir durch genau diese Wälder, bis wir die Stensdalsstugorna am späten Nachmittag erreichten. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen. Dort begrüßte uns der Hüttenwirt Werner aus Suttgart, und wir kauften Proviant nach. Wir tauschten uns noch etwas mit ihm aus und er teilte uns mit, dass die nächsten drei Tage Regen gemeldet sei
      Meine Schuhe und Füße waren mittlerweile komplett nass. Allerdings machte mir das gar nicht so viel aus. Dafür hatte ich nach dem Urlaub später dieses "Haut-schält-sich-vom-Fuß"-Phänomen.
      Als dann auch noch der Regen wieder richtig loslegte nachdem wir gerade weitermarschiert waren, war die Moral von mir und meiner Freundin nicht mehr die beste. Es fehlte einfach die Aussicht auf ein wärmendes Essen.
      Wir hatten beide keinen Bock mehr durch den Regen zu marschieren und nach einem guten Zeltplatz zu suchen, und schlugen unser Lager daher einfach am Wegesrand auf "wo Platz war".
      Im Zelt stellten wir fest, dass der Thunfisch von Werner nur in Wasser und nicht in Öl eingelegt war (was einem wesentlich schneller zu den Ohren rauskommt) - wir hatten 4x200g Dosen gekauft. Die Moral war am Boden: Die restlichen Tage bei Regen ohne warmes Essen (und ohne Tabak)? Das erheitert nicht gerade. Einziger Luxus: Marabou-Schokolade. Zudem mussten wir Wasserpfützen aus dem Zelt schöpfen, die wohl dem Aufbau im Regen geschuldet waren. Auch die Nacht über regnete es weiter.


      13. Tag:

      Morgens erstmal Schach. Entgegen unserer Erwartung hörte der Regen auch tasächlich auf. Schnell das Zelt abbauen! Genau dabei fing der Regen dann wieder an.
      Wir wanderten weiter und begegneten zum letzten Mal auf der Tour ein paar Rentieren. Es kam tatsächlich die Sonne raus, wenn auch immer wieder von kräftigen Schauern unterbrochen. Der Weg führte größtenteils durch Waldgebiete. Unterwegs nahm ich ein Stück dicke Birkenrinde von der größe ca. Din A3 mit. Sah etwas bescheurt aus, aber es hieß doch, dass die Birkenrinde gut als Zunder taugt und sogar nass brennt. Auch wenn ich wenig Hoffnung hatte angesichts der Nässe - einen Versuch schien mir ein warmes Essen allemal Wert.
      Schließlich gingen wir am Nachmittag zu der Stelle mit der Brücke, an der wir die erste Nacht verbracht hatten.





      Ich machte mich nach dem Zeltaufbau (bei dem wir schon wieder von einsetzendem Regen überrascht wurden - wollte uns da jemand ärgern?) daran, ein Feuer in Gang zu kriegen. Da wirklich alles ziemlich nass war, ein beinahe aussichtsloses Unterfangen. Ich stellte jedoch fest, dass kleinere Stückchen der Birkenrinde, einmal in Brand gesetzt, auch nass ordentlich weiterbrannten und ziemlich ergiebig waren. Also fort mit dem anderen Holz und nur noch die Rinde verfeuert. Der Topf färbte sich pechschwarz und war außen voll mit schmierigen Ölrückständen(?), aber es gelang tatsächlich die Nudeln zu kochen, trotz einsetzendem Regen. Man kann sich leicht vorstellen, wie groß unsere Freude über ein warmes Essen war, und wie herrlich es uns schmeckte.


      14. Tag:





      Das Wetter war zwar etwas wechselhaft, aber auch immer wieder recht sonnig und es ging durch den Wald nach Vålådalen. Die Birkenrinde, von der noch mehr als die Hälfte übrig war, nahmen wir mit. In Vålådalen ergänzten wir Vorräte und suchten uns einen Zeltplatz an ein einem breiten Strom in der Nähe.
      Wieder kochten wir erfolgreich über offenenem Feuer ein schmackhaftes Essen. Birkenrinde ist wirklich ein Super-Brennmaterial.
      Nachts bekamen wir Besuch von irgendwelchen Nagern, da wir dämlicherweise Thunfischreste in das Vorzelt gegossen hatten
      Zudem war der Untergrund überall von Grasbuckeln übersät, so dass man ersteinmal die Kuhlen mit Rucksack oder Jacke ausfüllen musste, bevor an Schlaf überhaupt nur zu denken war. Draußen rauschte starker Wind durch die Bäume und es war aufgrund all dessen eine ziemlich schlaflose Nacht.








      Am nächsten Tag begann die Rückfahrt nach Deutschland. Auf der Strecke Undersåker - Östersund fehlte uns das Ticket, und Werner hatte gesagt, man könne per Karte im Zug kaufen, da in Undersåker keine Möglichkeit bestand, ein Ticket zu erwerben. Leider gingen aber nur Kreditkarten, nicht die Bankkarte. BArgeld reichte knapp nicht mehr und Rechnung ins Ausland ging auch nicht.
      Meine Freundin und ich befürchteten schon, aus dem Zug geschmissen zu werden. Doch die Kontrolleurin meinte: "Wissen Sie was? Sie bleiben hier jetzt einfach sitzen. And just keep smiling." Waren wir erleichtert über diese freundliche Behandlung. Kann ich mir hierzulande bei der DB nur schwer vorstellen.
      Wie auch immer, wir hatten dann noch einen schönen Aufenthalt in Stockholm bei prallem Sonnenschein und danach eine zermürbende Zugreise über knapp 24 St., die aber auch ihre schönen Momente hatte.

      Alles in allem eine tolle Reise, nächstes Jahr soll es wohl wieder nach Nordschweden gehen. Dann aber mit Durchfalltabletten, mehr Schokoriegeln, weniger Sonneblumenkernen und ausreichend Gasvorrat.

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      • Nuklid
        Erfahren
        • 09.06.2013
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        #4
        AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

        Ähm, alos falls das unklar ist: Anmerkungen, auch kritischer Natur, sind durchaus willkommen

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        • ronaldo
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          • 24.01.2011
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          #5
          AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

          Je nu, wenn du schon danach fragst: Auf einem deiner Bild ist euer Zelt uneben aufgebaut, das führt eigentlich zum sofortigen Ausschluss aus dem Forum...

          Ne Spaß, passt schon, netter Bericht. Und viele nützliche Beispiele, wie mans möglichst *nicht* machen soll, z.B. im Rentierland aus dem Fluss trinken, mit offenen Gaskartuschen spielen, was kurzärmliges tragen, wenn die Sonne sticht usw...
          Unbedingt positiv zu vermerken wäre das Mitschleppen eines Schachspiels...

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          • bblume
            Erfahren
            • 19.06.2013
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            #6
            AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

            Sehe den Bericht jetzt erst... Leider!

            Sehr schöner Bericht!!! Auch mit einigen schönen Fotos!
            Was für Kartuschen habt ihr denn gekauft? Primus Schraubkartuschen?

            Des Berichtes wegen haben wir beschlossen, uns Jämtland auch einmal genauer anzuschauen! Danke für die Anregung

            Edit: Wie heißt der Fluss, der auf den letzten Bildern zu sehen ist?
            Zuletzt geändert von bblume; 03.11.2013, 01:18.

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            • Echnathon
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              #7
              AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

              Hehe, scheint als ob der Norden oder ("oder" gemäß Boolescher Definition) das Trekken trotz widriger Umstände doch Ein bis Zwei weitere Freunde gefunden haben.

              Der Fakt dass ihr eure Tour trotz 2 Tage Zwangsaufenhalt gut habt zueende führen können spricht für eine gute Planung.
              Es ist immer einfacher Umwege einzubauen oder Pausentage einzufügen als Zeit aus einer Strecke raus zu holen.

              Danke für den netten und erheiternden Bericht,

              Frederik

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              • Fjaellraev
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                • 21.12.2003
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                #8
                AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                Und viele nützliche Beispiele, wie mans möglichst *nicht* machen soll, z.B. im Rentierland aus dem Fluss trinken, ...
                Naja so eng sollte man das nicht sehen, sonst verdurstet man dort recht schnell Von kleinen stehenden Gewässern sollte man die Finger lassen, aber ansonsten ist es eher nicht so tragisch. Und da ja nur eine von zwei Personen betroffen war kann man es eh nicht verallgemeinern.
                Zitat von bblume Beitrag anzeigen
                Edit: Wie heißt der Fluss, der auf den letzten Bildern zu sehen ist?
                Müsste sich gemäss Karte um den Vålån handeln.

                Gruss
                Henning
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

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                • Waldhexe
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                  • 16.11.2009
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                  #9
                  AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                  Ich habe auch im "Rentierland" fließendes oder stehendes Wasser aus Seen immer ungefiltert und unbehandelt getrunken - bisher ohne Probleme. Durchfall auf Tour, vorallem wenn nur einer betroffen ist und beide das gleiche gegessen und getrunken haben kann auch "hausgemacht" sein, sprich eine Schmierinfektion aufgrund unzureichender Hygiene.
                  Weil das auf Tour eben schwierig ist, hilft ein kleines Fläschchen Handdesinfektionsmittel, ein Tropfen in den Händen gründlich verreiben, auf jeden Fall nach dem "Spatengang", besser auch vor dem Essen.
                  Imodium sollte für alle Fälle in das Erste-Hilfe-Set.

                  Apropos, in Sachen Umweltschutz noch Tipps:
                  Eine kleine Schaufel sollte zum Gepäck gehören und Fäkalien wenn es irgendwie geht vergraben.
                  In so gehölzarmen Gegenden mit sehr kurzer Vegetationsperiode (und dadurch sehr kurzer Regenerationsmöglichkeit) sollte auf ein Feuer wirklich verzichtet werden.

                  Außerdem noch Tipps: Im Fjäll ist der ideale Kocher ein Trangia mit Spiritusbrenner, Spiritus ist am ehesten erhältlich und der Kocher funktioniert zuverlässig, auch bei Sturm.
                  Nudeln sind zwar lecker, verbrauchen aber viel Brennstoff, da viel Wasser gekocht werden muss (was dann weggeschüttet wird) und die Kochzeit recht lang ist. Probier es mal mit Kouskous, der muss nur in Brühe (passend abmessen) ziehen und kein Wasser muss weggeschüttet werden. Kouskous kann statt Nudeln mit Soße gegessen werden, oder mit Trockengemüse (mit ziehen lassen) oder einfach als "Einlage" in Tütensuppe. Dann reicht auch eine Gaskartusche!
                  Die Sonne dort oben nicht unterschätzen, die Luft ist meist recht klar!

                  Ansonsten schöne Tour, ihr werdet bestimmt zurück kommen!

                  Liebe Grüße,

                  Claudia

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                  • Nuklid
                    Erfahren
                    • 09.06.2013
                    • 437
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                    #10
                    AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                    Dankeschön erstmal für Feedback und Ratschläge!

                    Unbedingt positiv zu vermerken wäre das Mitschleppen eines Schachspiels...
                    Leider war es immer sehr schwierig, im Fjäll eine ebene, ausreichend große Fläche für unser Gartenschach zu finden.

                    Im Ernst, also, wir haben da ja jetzt nicht ein 80x80 cm großes Schachspiel mit Specksteinfiguren durchs Fjäll geschleppt. War so'n kleines Reiseschachspiel, etwa 10x5x2 cm Packmaß und vielleicht 200g Gewicht. Das kommt nächstes Mal definitiv wieder mit Es gibt kaum etwas effektiveres, um die Zeit im Zug totzuschlagen. Auch bei Regen-im-Zelt-abwarten einfach sehr praktisch - und zeitlich wesentlich ergiebiger als ein Buch (aber ein paar Reclam-Hefte hatten wir auch mit).

                    Nee, überflüssig waren auf meiner Packliste im Nachhinein eher der halbe Liter Wodka und ein Paar Turnschuhe. Das Kilo zu Schleppen würde ich mir beim nächsten Mal wohl Sparen.

                    @bblume:
                    Das freut natürlich zu hören. Wir sind auch durch einen Tourbericht hier auf die Gegend aufmerksam geworden
                    Jap, wir haben dort eine Primus-Kartusche nachgekauft. Wieso?
                    Die Gegend ist wirklich wunderschön, vorbehaltlos zu empfehlen.

                    @Fluss: Das ist der Vålån, bzw. bei der Brücke dann schon der Stensån.

                    Es ist immer einfacher Umwege einzubauen oder Pausentage einzufügen als Zeit aus einer Strecke raus zu holen.
                    Amen. Ich will auf keinen Fall gehetzt durch die Pampa rennen und von der Angst getrieben sein, meinen Rücktransfer zu verpassen. Dann kann ich auch gleich im Alltag verweilen. War übrigens auch ein Grund für die Entscheidung: Im Jämtlandsfjäll kann man die Route ziemlich flexibel anpassen und gut "rundwandern" - da uns unsere Tagesleistung unbekannt war, schien uns das erstmal sinnvoller als eine A-B Strecke.
                    Ohne die Möglichkeit abzukürzen, werde ich wohl in Zukunft ca. ein knappes Drittel der zur Verfügung stehenden Zeit als Reservetage einplanen, gerade auch nach der Erfahrung meiner "Zwangspause". Vorher ein paar Ideen skizzieren, was man mit den Tagen machen kann, wenn man sie nicht "braucht" - und alles ist gut.


                    @Wasser:
                    Klingt vielleicht blöd, aber: Wie groß sollte ein stehendes Gewässer denn mindestens ungefähr sein, um als trinkbar zu gelten? Wir sind lieber auf Nummer sicher gegangen und haben uns nur aus fließendem bedient.

                    @Waldhexe:
                    Ok, Handdesinfektionsmittel und ein Schäufelchen (scheinen ja weder teuer noch schwer zu sein) kommen nächstes Mal mit. Hatte nur irgendwo hier im Forum gelesen, die Mit-Fels-abdeck-methode gehe im Fjäll in Ordnung. (Ich habe keine Ahnung, aber ist es - rein ökologisch gesehen - evtl. nicht sogar besser, überirdisch zu "lagern"? Schnellere Zersetzung und kein zerstören von Planzen beim Loch graben? )

                    Bzgl. "Feuer im Fjäll" habe ich hier mittlerweile einige Diskussionen im Forum gelesen. Die Feuerstelle am See befand sich auf einer Felsplatte - das sollte doch kein größeres Problem darstellen? (Sofern man jetzt nicht mit CO2-Emissionen oder Feinstaubbelastung argumentieren will) Eine andere befand sich unten im Wald neben einer Brücke und einer Holzbank, an einem offenbar häufig frequentierten Lagerplatz. Ansonsten hast du wohl recht, das war uns da aber noch nicht so klar.

                    Nudeln sind zwar lecker, verbrauchen aber viel Brennstoff, da viel Wasser gekocht werden muss (was dann weggeschüttet wird) und die Kochzeit recht lang ist. Probier es mal mit Kouskous, der muss nur in Brühe (passend abmessen) ziehen und kein Wasser muss weggeschüttet werden.
                    Wir haben kein Wasser abgießen müssen. Haben möglichst wenig Wasser verwendet, und damit dann die Maggi-Soße gemacht. Leider ist Kouskous nicht unbedingt so mein Ding. Aber ich werd's mir merken, wenn so viel Effizienz bei einer Tour mal nötig sein sollte - in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen.
                    Den Kocher behalte ich ebenfalls mal im Hinterkopf. Eigentlich wollten wir einfach beim nächsten Mal drei statt zwei Kartuschen mitnehmen. Apropos: Oder kann es im August etwa schon zu kalt für Gas sein - so auf Höhe Abisko/Nikkoluakta? Dahin gehen unsere Überlegungen für das nächste Jahr momentan nämlich. Denn wir wollen in der Tat zurückkommen und freuen uns jetzt schon drauf.

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                    • Mortias
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                      #11
                      AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                      Schöner Bericht, hat Spaß gebracht zu lesen. Die Fotos zeigen sehr schön, dass das Jämtlandsfjäll eine sehr lohnenswerte Wandergegend ist. Freut mich natürlich auch zu lesen, dass ihr trotz gewisser Schwierigkeiten und schlechtem Wetter nächstes Jahr wiederkommen wollt.

                      Bezüglich Wasser, ich hab schon problemlos aus solchen kleinen Tümpeln getrunken:



                      Sofern das Wasser klar ist und nach einem Probeschluck nicht gerade allzu moorig schmeckt, bin ich bezüglich der Größe des Gewässers nicht gerade wählerisch.

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                      • Fjaellraev
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                        #12
                        AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                        Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                        Apropos, in Sachen Umweltschutz noch Tipps:
                        Eine kleine Schaufel sollte zum Gepäck gehören und Fäkalien wenn es irgendwie geht vergraben.
                        In meinen Augen ein doch eher zweischneidiger Tipp. Für das Auge und die Füsse der nachfolgenden Wanderer ist die Verwendung der Schaufel sicher OK, aber die Vegetationsdecke ist (auch durch die kurze Vegetationsperiode) deutlich empfindlicher als in gemässigteren Regionen. Dadurch sind die Schäden am Wurzelwerk halt auch gravierender als bei uns, was zum absterben der Pflanzen und damit zu verstärkter Erosion führen kann.
                        Dann doch lieber unter einen Stein kacken, oder eine sonstwie geeignete Stelle suchen und das Papier nach Möglichkeit verbrennen (Brandgefahr bei Trockenheit beachten).
                        Es spricht übrigens auch nichts dagegen eine (auch von Fremden) schon einmal benutzte Kackstelle erneut zu benutzen...
                        Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                        In so gehölzarmen Gegenden mit sehr kurzer Vegetationsperiode (und dadurch sehr kurzer Regenerationsmöglichkeit) sollte auf ein Feuer wirklich verzichtet werden.
                        Sofern eine Feuerstelle und Totholz vorhanden sind sehe ich das sehr locker, aber neue Feuerstellen sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

                        Ich denke, beim Wasser bekommt man mit den Jahren einfach auch ein gewisses "Bauchgefühl" wo man sich ruhig mit Nachschub versorgen kann und wo besser nicht. Fehler sind natürlich nie ganz auszuschliessen.

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • Cyrus2010
                          Erfahren
                          • 17.08.2010
                          • 154
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                          #13
                          AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                          Ich denke, beim Wasser bekommt man mit den Jahren einfach auch ein gewisses "Bauchgefühl" wo man sich ruhig mit Nachschub versorgen kann und wo besser nicht. Fehler sind natürlich nie ganz auszuschliessen.
                          Es hilft auch das Wasser in einer klaren PET-Flasche zu lagern/transportieren und der Sonne auszusetzen - Stichwort Wasseraufbereitung. Das ist in dieser Handhabung keine 100%ig sichere Methode, aber besser als gar nichts und Sonne gab es scheinbar genug.
                          Zuletzt geändert von Cyrus2010; 14.11.2013, 14:46.

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                          • Fjaellraev
                            Freak
                            Liebt das Forum
                            • 21.12.2003
                            • 13981
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                            OT: Das bedingt aber dass man das Wasser lange mitschleppt. Und genau das mache ich (und viele andere) eben nicht, die 0.5l-Flasche im Rucksack bleibt meistens den ganzen Tag lang unberührt und es wird zwischendurch aus (fast) jedem Bach getrunken,

                            Gruss
                            Henning
                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                            nur unpassende Kleidung.

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                            • Mucci
                              Erfahren
                              • 18.12.2012
                              • 121
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                              Cool, dass endlich mal jemand über diese Ecke mit einer Mehrtageswanderung schreibt. Schön geschrieben & schöne Bilder

                              Etwas ganz ähnliches planen wir derzeit für September nächsten Jahres, da kommt der Bericht gerade recht. nur dass wir wahrscheinlich langsamer unterwegs sein werden. Wir waren vor einem Jahr in der Gegend, allerdings nur mit Tageswanderungen. Aber da uns die Gegend soo gut gefallen hat.

                              Also merci für den Bericht

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                              • paxyobo
                                Anfänger im Forum
                                • 06.12.2013
                                • 11
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                                Sehr schöner Bericht, kommt gleich mal auf die Liste der ersten eigenen Tour für nächstes Jahr!

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                                • TeilzeitAbenteurer
                                  Fuchs
                                  • 31.10.2012
                                  • 1415
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                                  Auch von mir vielen Dank für den Bericht! Die Ecke ist derzeit nicht zuletzt aufgrund dieses Berichts mein Favorit für die erste Zelt-Trekkingtour nächstes Jahr mit Freundin.
                                  Habt ihr eine Ahnung, wie kalt es nachts ungefähr war? Ich frage mich gerade, ob es ratsam ist, mit Schlafsäcken loszuziehen, die einen Komfort-Bereich knapp über 0 haben, oder ob wir da besser noch aufrüsten sollten. Wir würden wohl eher kurzfristig planen; falls eine Kaltfront ansteht, könnten wir also voraussichtlich problemlos ein paar Tage früher oder später losziehen.
                                  Für Tourentipps für 3-5 Tage wäre ich auch dankbar, gerne auch per PN.

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                                  • alascora
                                    Anfänger im Forum
                                    • 17.09.2009
                                    • 20
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                                    Lieben Dank für diesen kurzweilig geschriebenen Reisebericht aus einem Gebiet, für das ich mich bisher noch nicht wirklich interessiert habe - was sich nun aber doch inRichtung: "Könnte man sich mal genauer anschauen" gewandelt hat.

                                    Schön, dass ihr so oft Rentiere aus nächster Nähe beobachten konntet. Ich habe diese auf meinen Skandinavien-Reisen bisher immer nur aus der Ferne sehen können.

                                    Etwas schmunzeln musste ich bei der Erwähnung des Sonnenbrandes. Dass man dort oben Sonnencreme (auch im Winter) braucht, vermutet man als "Neuling" nicht so wirklich... Zu dominant ist das Bild des "kalten" Nordens, dass man als Mitteleuropäer ohne eigene Erfahrungen schon als Kind irgendwie "eingepflanzt" bekommt. So habe ich mir dann auch bei meinem ersten Rucksackurlaub in Norwegen im Juli 2002 (hach, wo sind nur die Jahre hin... ?) den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens geholt.

                                    Liebe Grüße
                                    Cora

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                                    • Nuklid
                                      Erfahren
                                      • 09.06.2013
                                      • 437
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                                      So, ich bin endlich dazu gekommen, unser 2:30St.-Reisevideo in ein youtube-kompatibles "TrailerFormat" umzuschneiden.

                                      Die pathetische Musik ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber so gewollt.

                                      Die Qualität hat beim Hochladen ziemlich gelitten - das ist natürlich nicht so gewollt
                                      Falls jemand da also einen Ratschlag hat...


                                      http://www.youtube.com/watch?v=mqD0g709dnM

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                                      • Polte
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                                        • 23.04.2012
                                        • 1538
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                                        #20
                                        AW: [SE] Jämtlandsfjäll im August 2013

                                        Ein Ratschlag was die Bildqualität angeht nicht. Aber was mir nicht so gefallen hat waren die doch recht schnellen Bildfrequenzwechsel. Teilweise konnte ich nicht wirklich sehen was da passiert. Und gerade zu der Musik hatte ich die Bildausschnitte länger laufen gelassen und ruhige Wechsel eingebracht.

                                        Grüße

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