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    [Testbericht] Helsport Stortinden 2

    Helsport Stortinden 2




    Kaufdatum: März 2011
    Hersteller: Helsport
    Modellbezeichnung: Stortinden 2
    Modelljahr: 2011
    Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers: 699 €
    max. Personenanzahl: 2
    Zelttyp: Tunnel
    Anzahl Eingänge: 2
    Anzahl Absiden: 1
    Vorgesehener Einsatzbereich: Extrembedingungen, Winter

    Materialien:
    • Aussenzelt: Helsport Superlight®1000, beidseitig silikonisiertes Ripstop-Nylon
    • Innenzelt: Polyamid Superlight-Ripstop-Gewebe und Moskitonetz
    • Boden: silikonisiertes Polyamid
    • Gestänge: 9,78 mm Air Hercules FC Scandiumgestänge mit Floating Connectors; 2 x 270; 1 x 200 cm; Segmentlänge 44 cm
    • Abspannleinen: Polypropylen-Leinen mit Alu-Dreieckspannern


    Gewicht (Herstellerangaben): 2900 g +/- 10 %

    Gewicht (nachgewogen):
    • Außenzelt: 1260 g (gewogen)
    • Innenzelt: 850 g (gewogen)
    • Gestänge: 482 g (gewogen)
    • Packbeutel 54 g


    Bewertung der Verarbeitungsqualität: sehr gut
    Bewertung des Komforts: befriedigend
    Handling (Aufbau, Abbau, Gebrauch): gut

    Pro-Kauf-Argumente (Stärken):
    • sehr windstabil
    • für einen Tunnel kleine Stellfläche
    • lange effektive Nutzlänge (Liegelänge)


    Contra-Kauf-Argumente (Schwächen):
    • niedrige Sitzhöhe, keine Sitzhöhe im hinteren Bereich
    • bei 2 Personen beschränktes Platzangebot


    Alter Testpersonen: 31-41
    Körpergrösse Testperson (in cm): 170
    Geschlecht Testperson: weiblich


    Erster Eindruck

    Stortinden 2 is a new X-TREM tent designed for those who want a lightweight tent that can handle extreme conditions.
    So beschreibt der Hersteller selbst den Einsatzbereich dieses kleinen Tunnels, der in diesem Jahr die Helsport X-trem-Serie erweitert. "Ein stabil geschrumpfter Tunnel" - das war meiner erster Gedanke, als ich das Zelt letztes Jahr auf der Outdoor sah.

    Konstruktion:

    Das Stortinden ist ein Dreibogen-Tunnel mit einer Apsis, die gleichgroßen vorderen beiden Bögen haben nur einen sehr geringen Abstand voneinander (am Gestängefuß 78 cm, im First, der vordere Bogen ist leicht gekippt, 89 cm). Am Fußende befindet sich ein dritter, kürzerer und stärker zum hinteren Ende hin gekippter Bogen (Abstand unten zum mittleren Bogen 96 cm, Abstand im First 127 cm). Dieser Bogen sorgt dafür, dass das Fußende des Innenzelts nicht, wie bei Zweibogen-Tunneln, recht früh in einer schrägen Aspis ausläuft, sondern eine lange effektive Nutzlänge entsteht. Im dritten Bogen fällt das Innenzelt steil ab und ist etwa 48 cm hoch, die IZ-Länge an diesem Punkt ist 220 cm. Also ein kleiner Tunnel, in dem auch größere Menschen liegen können, ohne dass der Wind ihnen das Zeltende auf den Schlafsack drückt.



    Raumangebot:

    Mit dem Sitzen dürften es große Menschen dagegen schwer haben. Die vorderen beiden Bögen sind 270 lang, d.h. im Außenzelt ergibt bei 140 cm Breite eine Firsthöhe von 98 cm. Der Abstand zwischen Innen- und Außenzelt ist sehr groß - zusätzlich zu Gummiaufhängungen wird das Innenzelt am vorderen Bogen durch einen Mesh-Streifen aufgehängt. Das soll offensichtlich für gleichmäßige Spannung des Innenzelts sorgen, jedoch geht das auf Kosten der Höhe. Im First ist im Eingangsbereich und unter dem ersten Bogen die Sitzhöhe 84 cm (=14 cm Abstand zum Außenzelt), an den Ecken der Bodenwanne beträgt der Abstand AZ-IZ etwa 12 cm und auf Höhe der 2. Aufhängung von unten 18 (!) cm. Durch den stark gekippten hinteren Bogen wird die frei hängende Stoffbahn zwischen Bogen 2 und 3 mit 127 cm sehr lang. Am Außenzelt, dass ich sehr sauber und stramm abspannen lässt, merkt man das kaum, doch das Innenzelt hängt, besonders, wenn das Zelt auf nicht ganz planem Boden steht.



    Von den Maßen der Bodenwanne her ergibt sich eine Nutzbreite von ca. 120 cm vorne und 98 cm im dritten Bogen, bei, wie schon angemerkt, einer nutzbaren Länge von 220 cm.

    Das ist eine luxuriöse Liegefläche für eine Person, zwei Sommerschlafsäcke wird schon sehr gemütlich, ein Winterschlafsack passt perfekt; und für zwei dicke Wintertüten wird es zu eng:



    Bezüglich des nutzbaren Raums muss man auch bedenken, dass es nur eine Apsis gibt, die (zumindest im Winter) zum Kochen komplett freigehalten werden muss, d.h. alle Ausrüstung, die man abends braucht, wandert mit ins Innenzelt.

    Die Bodenwanne ist etwa 5 bis 6 cm hochgezogen. Nähte gibt es keine, da bei 120 Innenzeltbreite kein Ansetzen nötig ist. Die Nähte in den Wannenecken sind nicht getapt. (Das würde auch nicht halten, da der Boden nicht PU-beschichtet, sondern silikonisiert ist).

    Die Eingangssapsis ist 80 cm tief und fällt sehr steil ab. Zum Kochen ist sie groß genug, auch im Winter und mit Benzinkocher dürfte das keine Probleme bereiten. Das Mittelstück der Apsis mit Lüfter und den Abspannpunkten am Boden bleibt immer stehen, der Zugang zur Apsis erfolgt wahlweise links oder rechts, wobei die Reißverschlusse längs des Bogens geführt werden.

    Ein Kuriosum ist die hintere Apsis: Das fast senkrecht abfallende Innenzelt füllt hinten das Außenzelt nicht ganz aus, so dass dort ein etwa 60 cm tiefer und an der Basis 100 cm breiter dreieckiger Raum entsteht. Eine Zugriffsmöglichkeit besteht nur von außen, und bei Winternutzung, wenn außen Schnee auf den Snowflaps liegt, gar nicht. Die Möglichkeit, die Hand inklusive einem Gegenstand, der größer und sperriger als ein Tennisball ist, durch vier Lüfterregulierungen zu friemeln, besteht allenfalls theoretisch. Ein Reißverschluss im Innenzelt würde die Möglichkeit schaffe, dort locker zwei Paar Wanderschuhe und/oder einen entpackten Rucksack zu lagern, doch eine Zugriffsmöglichkeit gibt es leider nicht.




    Eingänge:
    In die Apsis gelangt man wahlweise von links oder rechts, der komplett mit Moskitonetz hinterlegte Innenzelteingang lässt sich um 360 Grad wegzippen. Alternativ kann man nur das Moskitonetz stehen lassen und das Innenzeltmaterial in einer seitlichen Tasche mit Klettverschluss verstauen. Das ist dieselbe Eingangskonstruktion wie bei den großen Zelten der Extrem-Serie, hier macht es IMO nicht so viel Sinn, weil der Mittelteil der Apsis immer stehen bleibt und eh jeden Panoramablick versperrt. Theoretisch wäre es möglich, die Abspannpunkte der Apsis zu lösen und sie komplett nach oben wegzurollen, allerdings fehlen Befestigungspunkte im First, um sie dort zu fixieren.



    Details:

    Die Belüftung erfolgt durch zwei große Lüfter an den Tunnelenden des Außenzelts, die mit Schnürzügen reguliert werden. Vorn in der Apsis sind es zwei deckungsgleich angeordnete Lüftungstunnel, außen Silnylon, innen Mesh; am hinteren Ende vier (erst Mesh, dann Innenzeltmaterial, dann im Außenzelt wieder Mesh und Silnylon).

    Die Abspannungpunkte, Gewebedreiecke aus gedoppeltem Gestängekanalmaterial mit Ösenverstärkung, machen einen extrem soliden Eindruck. Und es gibt viele davon, man könnte fast sagen, das ist "Overkill" für so ein kleines Zelt (aber Variationsmöglichkeiten schaden ja nicht):
    Je fünf Abspannpunkte an den beiden großen Bögen, drei weitere am dritten, sowie je eine am Lüfter vorn und hinten, also 15 Punkte, an denen sich nach belieben Einzel- oder Doppelleinen anbringen lassen.



    Eine pfiffige Detaillösung sind die zwischen den beiden Stofflagen der Aufhängung verschwindenen Gummilaschen, in denen sich die aufgeschossenen Abspannleinen verstauen lassen. Nie mehr Schnursalat.



    An allen Bögen befinden sich im Innenzelt Befestigungspunkte für ein optionales, im Lieferumfang enthaltenes Gearloft.

    In je drei Innentaschen links und rechts im vorderen Bereich lässt sich reichlich Kleinkram verstauen.

    Das Außenzelt ist rundum mit Snowflaps versehen.

    Zubehör/Lieferumfang, Gewicht:
    Das nachgewogene Gewicht entspricht den Herstellerangaben, zu den mitgelieferten Heringen kann ich leider nichts sagen, da ich mit einem Prototypen unterwegs war, der nicht originalverpackt war. Das Heringssortiment wiegt laut Herstellerangabe 330 g, zu wenige werden es also auf keinen Fall sein.

    Die herstellerseits gelieferten Leinen erscheinen mir verbesserungsfähig, und die Aluspanner, wenn gleich auch sauber entgratet, sind auch nicht gerade "state of the art" (und auf keinen Fall in Kombination mit diesen Leinen). Schnüre und Spanner sind natürlich auch Geschmacksache (mir z.B. sind sie Standardleinen fast immer zu kurz), und ich bin kein Mensch, der glaubt, dass das Zelt wegfliegen wird, nur weil keine dehnungsfreien und hochpreisigen Dyneema-Spektralleinen daran sind, aber dass man bei einem Zelt für 700 Euro als erstes selbst gekaufte Schnüre anbringen muss, sollte nicht sein.

    Von links nach rechts: Kordel vom Packbeutel des Helsport Stortinden, Abspannleine des Helsport Stortinden, Abspannleine eines bekannten schwedischen Zeltherstellers:



    Die Abspannleine, zehnmal mit Druck durch den mitgelieferten Aluspanner gezogen:



    Dieselbe Schnur wird auch zur Regulierung der Lüfter verwendet. Beschädigung nach drei Wochen Tour durch den Tanka (!) eines Lüftungstunnels:



    Materialien, Verarbeitung

    Wenn man von den Abspannleinen absieht, sind die von Helsport verwendeten Materialien sehr hochwertig, das Scandiumgestänge dürfte das beste Gestänge sein, was aktuell auf dem Markt ist. die ganze Verarbeitung, Nähte und Schnitt sind sehr sauber.

    Vorläufiges Fazit:

    "Extrembedingungen" können natürlich auch im Sommer und Herbst herrschen, vom Anspruch her, und das bezieht sich nicht nur auf die Snowflaps, scheint mir das Zelt vom Hersteller klar auf den Wintergebrauch hin konzipiert zu sein. Ich formuliere das so vage, weil ich das Gefühl habe, dass das der Hersteller das selbst nicht so genau weiß (?). Bestimmte Features, etwa der aufwändig gestaltete Moskitoschutz im Eingang, qualifzieren es für den Sommer, doch dass Raum-Gewichtsverhältnis - fast drei kg für ein reines Schlafszelt mit begrenztem Nutzraum für zwei - erscheint für diese Anwendung nicht wirklich konkurrenzfähig, als Sommer-Solozelt schon gar nicht. Ich persönlich sehe die sinnvolle Nutzung einzig als Winter-Solo-Zelt. (Und so habe ich es dann auch praktisch getestet).


    Praxistest



    Ich war im März drei Wochen solo mit dem Zelt in Lappland unterwegs - ab Abisko nordwärts den Nordkalottleden lang und durch den Dividalen Nationalpark, dann ostwärts und auf der schwedischen Seite der Grenze wieder zurück nach Abisko. in den ersten 10 Tagen gab es viel Neuschnee und sehr viel Wind. Ideale Bedingungen also, um das Stortinden auf Herz und Nieren zu testen.



    Aufbau
    Der Aufbau geht, auch bei Wind, schnell und einfach und ist auch für eine Person und mit dicken Handschuhen gut zu bewältigen. Den zentralen Abspannpunkt am hinteren, windzugewandten Ende fixieren, die drei Gestängebögen (farbig gekennzeichnet) einschieben und nachspannen. Tunnelapsis vorne an zwei Punkten abspannen, und dann hinten die beiden Ecken, an denen das Innenzelt eingehängt ist. Zum Schluss dann die Leinen setzen (ich habe auf der Tour sechs Doppelleinen benutzt) und mit Schnee abdichten - auch das geht durch die Snowflaps sehr schnell. Die beiden Abspannpunkte der Apsis sind durch Gurtbänder nachjustierbar.

    Ich hatte das Zelt immer mit eingeschobenem Gestänge als Rolle in der Pulka, dann geht der Aufbau besonders fix. Ein kleines Manko sind die nachspannbaren Riemen, über die der eingefädelte Zeltfuß eine recht lange Strecke frei läuft - der Riemen dreht und faltet sich recht leicht in der Führung. Nachspannen lässt er sich zwar immer noch, aber von Zeit zu Zeit muss man sich die Arbeit machen, das ganze wieder zu enttüddeln.



    Hinteres Zeltende, abgespannt und mit angehäufeltem Schnee:



    Negativ fiel beim Praxistest auf, dass die Gummibänder in den Gestängebögen bereits ab ca. -14, -15 Grad ihre Elastizität verloren. Ab -25 Grad darf einen sowas nicht wundern, bei diesen Temperaturen schon. Ein so hochwertiges Gestänge hat bessere Gummis verdient.

    Gegen Tourende hatte ich wenig Wind und wurde ein bißchen faul. Ich habe hinten einfach nur noch den mittleren Punkt fixiert und dann seitlich Schnee angeschaufelt. An den Ecken, die ich nicht ausspannte, wurde das Innenzelt hinten etwas komprimiert, aber da ich allein unterwegs war und genug Nutzfläche hatte, störte mich das nicht.

    Raumangebot

    Die Nutzfläche ist für eine Person luxuriös, was sich ein wenig relativiert, da es nur eine Apsis gibt. So muss viel Gepäck mit ins Innenzelt. Ich stelle sonst immer die Pulka in eine Apsis, die disziplinierte Packerei war auf dieser Tour, wo sie draußen stehen bleiben musste, eine harte Probe für mich.) Die Innenzelt-Länge reicht auch für einen dicken Winterschlafsack gut aus, links und rechts davon kann man danns seine Habseligkeiten stapeln.

    Ich bin 170 groß - sitzen kann ich in dem Zelt mit geradem Rücken nicht. Wenn man unten noch 5-6 cm Isolierung hat und eine Daunenjacke mit dicker Kapuze an, ist Dauerkontakt mit dem Innenzelt vorprogrammiert. Gerade im Winter ist eine vernünftige Höhe kein Luxus, sondern Notwendigkeit, einfach weil es auch hilft, die Sachen trocken zuhalten. Das ständige "Abschubbern" von gefrorenem (oder auch wasserförmigem) Kondens bei unachtsamen Bewegungen und mein ständig krummer Rücken haben mich sehr gestört, dafür gibt es deutliche Abzüge beim Komfort.

    Aus der asymmetrischen Konstruktion ergibt sich, dass es nur eine Liegerichtung gibt, mit dem Kopf zum Eingang. Leider kann man sich Windrichtung und Gelände nicht immer aussuchen. In einer Nacht auf der Tour lag das Fußende um so viel höher, dass ich mich versuchsweise umgedreht habe. Der Schlafsack hatte dadurch praktisch flächendeckend Kontakt mit dem Innenzelt und fing sich bei jeder Bewegung Schnee und Kondens ein - keine gute Idee, am nächsten Morgen war er ganz schön nass. Gut, dafür ist das Zelt nicht konzipiert, das zeigt aber, dass symmetrische Lösungen einen Vorteil haben und flexibler sind.

    Das Gearloft soll nach Angaben des Herstellers zwischen den vorderen Bögen aufgespannt werden. das ist IMO nicht praktikabel, da bei bestücktem Loft die reale Nutzhöhe auf etwa 60 cm reduziert wird. Alternativ habe ich das Gearloft auf der Tour probeweise zwischen mittlerem und hinterem Bogen aufgespannt, dann hängt es aber schräg, und alles fällt raus. Eine etwas seitlich vom First von vorne nach hinten längs der innenzeltwand gespannte Schnur macht mehr Sinn, entsprechende Laschen, so dass man sich die selbst einknoten kann, sind vorhanden.



    Apsis

    Das Kochen im Zelt gestaltete sich erwartungsgemäß unproblematisch. Ich habe immer ein bisschen den Untergrund ausgekoffert und sogar den Petroleumkocher im Vorzelt vorgeheizt (OT: das ist natürlich verboten):



    Reißverschlüsse

    Die Profilreißverschlüsse haben sich, besonders in der ersten Woche, als es oft feucht wurde und wieder fror, gut bewährt. Die Kunststoffzähne sind unempfindlich gegen Eis und Schnee (ein wenig problematischer waren die Metallschlitten, die manchmal anfroren). Einer der Eingangsreißverschlüsse ging nach einer Woche urplötzlich kaputt (ohne jegliche Gewalteinwirkung der Benutzerin) und musste von mir provisorisch repariert werden (ich habe den linken Eingang einfach stillgelegt). Ich verbuche das einfach mal unter Pech. Diese RVs sind seit Jahren Standard bei Helsport und ich kenne Profilreißverschlüsse an anderen Zelten, die seit 15 Jahren und länger klaglos ihren Dienst versehen. Eine Fehlproduktion kommt auch bei YKK mal vor.

    Verbesserungswürdig erscheint mir die Reißverschlussführung: Die beiden RVs führt am Bogen lang und werden am unteren Ende durch das Abspannen der Apsis-Ecken unter Zug gesetzt. Wenn dann noch die Seitenwände der Apsis leicht eingedrückt werden, also eigentlich immer, denn dazu reicht schon wenig Wind und Flugschnee in Kombination mit dem außen angehäufelten Schnee, lassen sich die Reißverschlüsse nach Benutzung unten nicht mehr schließen, ca. 10 bis 15 cm stehen immer offen. Distanzschnüre zwischen Gestängefuß und Abspannung könnten da Abhilfe schaffen.



    Bodenwanne
    Die Bodenwanne ist IMO zu wenig hochgezogen, im Eingangsbereich reicht schon das Gewicht des doppelten Spiralreißverschlusses, um die Kante ganz runterzuziehen. Da ein ausreichender "Süllrand" gerade im Winter sehr wichtig ist, damit man keinen Schnee ins Innenzelt trägt, bleib die Panoramatür-Funktion von mir gänzlich ungenutzt und ich habe den IZ-Eingang immer einfach zu drei Vierteln von oben geöffnet.



    Windstabilität

    Ich hatte die zweifelhafte Ehre, mit dem Zelt einen neuen persönlichen Rekord aufzustellen. In der ersten Tourwoche habe ich vom 1. bis zum 5. März auf dem einem Pass auf knapp 900 m Höhe, auf halbem Wege zwischen Lappjordhytta und Altevatn, 88 Stunden lang einen Schneesturm ausgesessen. Die genauen Windgeschwindigkeiten kenne nicht, für den Höhepunkt des Schlechtwetters am Donnerstag, den 3. März waren für Abisko/Njuolla (ca. 20 km weiter südlich) Böen bis 38 m/Sek. vorhergesagt.

    In jedem Falle war es das mieseste Wetter, was ich je in einem Zelt ausgesessen habe, außerdem sind ca. 100 cm Neuschnee gefallen, die vom Sturm tagelang munter durch die Gegend geweht und verfrachtet wurden. In der Nacht vom 3. auf den 4. März habe ich sämtliche im Zelt befindliche Ausrüstung, einschließlich Schuhe und Schneeschaufel, mit einer Reepschnur verbunden und das Ende in die Hand genommen. Ich selbst lag angezogen und mit dem PLB (Notsender) in der Jacke im Schlafsack. Und ich bin keine ängstliche Natur.

    Aufgestellt hatte ich das Zelt mit dem Fußende in den Wind, der drehte jedoch schon wenige Stunden später um 90 Grad, am nächsten Tag nochmal um 90 Grad, und pendelte dann wieder zurück. Insgesamt würde ich schätzen, dass ich etwa 70 % der Zeit Seitenwind hatte.

    Bereits in der ersten Nacht errichtete ich seitlich Schneemauern, die aber nach wenigen Stunden schon zugeweht waren. In den folgenden Tagen nutzte ich die kurzen Phasen mit weniger Wind, um das Zelt immer wieder rundum freizugraben, ansonsten wäre es komplett überweht worden. Das Ausgraben und Abbrechen des Zeltes am Samstag, den 5. März, dauerte fünf Stunden.

    Mit dem starken, böigen Wind, insbesondere dem ständigen Seitenwind, ist das Stortinden sehr gut klargekommen. Das Scandiumgestänge (es war nicht das, mit dem der Prototyp auf den Messen unterwegs war, sondern ein komplett neues), war nicht vorgeformt. Nach dem Schneesturm sah es etwas deformiert aus; interessanterweise hat ausgerechnet der niedrigste Gestängebogen am stärksten gelitten. Man kann daraus eine gewisse Vorstellung bekommen, wie groß die Windeinwirkung gewesen sein muss, vor allem wenn man sich klarmacht, dass das Zelt gut abgespannt und die meiste Zeit zur Hälfte bis zu zwei Dritteln im Schnee eingegraben war. Alle drei Bögen haben sich verformt bis ins unterste Segment. Würde ich das Zelt weiter benutzen, müssten sicher einige Segmente ausgetauscht werden. Ein solcher Verschleiß ist aber bei so extremen Verhältnissen normal. Wichtig ist, dass kein Segment während des Sturms gebrochen ist, keiner der floating connectors wurde beschädigt, es entstanden keinerlei Haarrisse. Auch in den verbleibenden zwei Wochen hat das etwas gebeutelte Gestänge mir keinerlei Probleme bereitet, allerdings hatte ich nur noch in zwei Nächten nenneswerten Wind.

    Im Winter sind Stürme nicht nur unangenehm, sondern wirklich lebensgefährlich, und man muss ich absolut auf sein Material verlassen können. In dieser Hinsicht hat das Stortinden mich 100-prozentig überzeugt.

    Einige Bilder aus einer kurzen Atempause am morgen nach der ersten Sturmnacht (im Vordergrund die Krone der zugewehten Schneemauer, ursprünglich ca 80 cm hoch):






    Und Bilder von der Ausgrabeaktion am Morgen von Tag 5 (da hatte ich schon eine Stunde Arbeit mit der Schneeschaufel hinter mir:





    "The day after" auf der Altevasshytta: Kleine Inspektion der Gestängebögen (das extrem verbogene Segment ist der First des kurzen Bogens):



    Belüftung
    Die beiden Lüfter an den Enden sind für diesen kleinen Tunnel sehr groß und gut zu regulieren, und die Belüftung ist bei guten Bedingungen sehr gut. Allerdings sitzt der hintere Lüfter IMO durch das heruntergezogene Ende einfach zu tief. Während des Schneesturms war er sowieso zugeweht (wenn das Zelt hinten so hoch wäre wie vorne, wäre das nicht passiert), aber selbst moderater Flugschnee, wie er im skandinavischen Winter alltagsüblich ist, blockiert den hinteren Lüfter rasch:



    Bei Benutzung außerhalb des Winters dürften die großzügigen Lüfter dafür sorgen, dass trotz der dann etwas störenden Snowflaps eine gute Belüftung gewährleistet ist.

    Während des Schneesturms wurde der vordere Belüftungstunnel eher zu einem schneegefüllten Säckchen, das man von Zeit zu Zeit nach außen stülpen und leeren musste. Die sehr nassen Schneekristalle setzten sich am Moskitonetz fest und froren an, dadurch setzte sich das Netz langsam zu. Bevor es sich zusetzte, hatte ich den Eindruck, dass der Meshstoff nicht ganz schneedicht ist. Feiner kalter Flugschnee (von dem hatte ich allerdings wenig) dürfte durchgedrückt werden.

    Fazit

    Mein Fazit nach dem Praxistest ist eher gemischt. Wer vor allem einen kompromisslos stabilen Tunnel sucht, wird mit diesem Zelt glücklich werden und kann sich darauf verlassen, zu bekommen, was der Hersteller verspricht. Ob man mit der Höhe und dem Platzangebot, allein oder zu zweit, zurecht kommt, muss jeder selbst entscheiden. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die gute und ehrgeizige Idee, ein toughes, kleines Winter-Extremzelt zu schaffen, ein wenig verwässert wurde durch den Versuch, es doch irgendwie allen recht zu machen und das Stortinden in einen "Allrounder" zu verwandeln. 700 Euro sind viel Geld für ein Zelt, und Nischenprodukt nur für den Winter ist vermutlich selbst in Norwegen schwer zu verkaufen. Einige Design-Details (z. B. Gearloft, der tote Raum am Fußende, der sehr große Abstand zwischen Innen- und Außenzelt) sind in meinen Augen funktional nicht schlüssig und nicht ausgereift. Ich habe gerüchteweise gehört, dass Helsport bereits an einem Stortinden 3 bastelt. Wenn das 10 bis 15 cm höher wird, und einige der von mir angesprochenen Details verbessert werden, könnte das ein feines Zwei-Personenzelt werden.




    Hinweis der ODS-Testgruppe
    Dieses Produkt wurde der ODS-Testgruppe vom Hersteller zum Testen zur Verfügung gestellt.

     Dein Team der
    Zuletzt geändert von Sarekmaniac; 18.11.2013, 20:35.
    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
    (@neural_meduza)
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