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    • 02.04.2011
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    [Testbericht] Helsport Finnmark 6-8

    Helsport Finnmark 6-8

    Kaufpreis: 1050.00
    Einsatzart: Zelten mit Familie in unterschiedlichen Regionen bei mildem Klima

    Kaufdatum: April 2011
    Hersteller: Helsport Norwegen
    Modellbezeichnung: Finnmark 6-8
    Unverbindliche Preisempfehlung: ca. 1170 Euro
    Personenanzahl: 6-8 Personen, als Lavvo zum Wohnen max 4 Erwachsene oder 2 Erw./4 Kinder
    Zelttyp: Lavvo/Tipi
    Vorgesehener Einsatzbereich: Gruppenzelt / Ganzjahreszelt
    Ausstattung und besondere Details: Stehhöhe dank einer Mittelstange, 2 Eingänge, Boden teilbar
    Material Aussenzelt: flammhemmendes Ripstop-Polyester 65g/m² mit 4000 mm WS
    Material Innenzelt: flammhemmendes Polyamid 60g/m²
    Material Boden: silikonisiertes Polyamid 90g/m² mit 5000 mm WS
    Material Gestänge: Aluminium
    Material Heringe: 30 einfache Aluminium V-Profil Heringe leider ohne Bohrung
    Gewicht min. (in kg): ohne Innenzelt 5,9
    Gewicht normal (in kg): 9,3
    Packmaße (in cm): 70 x 30 cm (Länge x Durchmesser)
    Anzahl Eingänge: 2
    Anzahl Lüfter: 2 am Boden, 1 in der Spitze
    Bewertung der Verarbeitungsqualität: gut - sehr gut
    Bewertung des Komforts: sehr gut
    Handling (Aufbau, Abbau, Gebrauch): sehr gut

    Pro-Kauf-Argumente (Stärken):
    einfacher Aufbau auch als Einzelperson, Innenzelt nahezu moskitosicher, Platzangebot ideal für Familie mit mehreren Kindern oder eine kleine Gruppe Erwachsener, beheizbar mit Ofen, für den Komfort vergleichbar geringes Gewicht, sehr gute Belüftungsmöglichkeiten

    Contra-Kauf-Argumente (Schwächen):
    nur wenige Händler in Deutschland, Ersatzteile nur über Versand beziehbar, nur mit vielen Heringen sturmsicher aufzubauen, auf Campingplätzen nicht so flexibel wie zwei Einzelzelte, bei Regen kein Vordach für den Eingangsbereich, für sehr warmes Klima wäre Technical Cotton besser

    Alter Testpersonen: 0-28
    Outdoorerfahrung Testpersonen (1-wenig bis 7-hoch): 0-4

    Wozu:
    Für die Touren mit der Familie, die aus den Eltern und zwei Kindern besteht, reichte das „kleine“ Tatonka ALASKA 3 nicht mehr aus. Die Kriterien an ein Familienzelt waren zuerst sehr einfach: Ein großer Raum (weil die Kinder noch sehr klein sind und wir auch mal einen Regentag darin verbringen möchten), gut transportierbar (auch mal auf dem Fahrrad, Kanadier) und auch alleine aufzubauen, wenn der Rest erst einmal planschen geht.
    Nach der Messe Globeboot und damit verbundenen Antesten verschiedener Zelte, konnten wir ergänzen: Auf jeden Fall ein Lavvo!, ein moskitosicheres Innenzelt (damit Bergans Lavvu raus) und nicht über 1000 Euro (damit Tentipi leider raus ).
    Die Entscheidung für den Lavvo-Typ fiel deswegen, weil Stehhöhe und Flächennutzung hier einfach im genialen Verhältnis stehen und große Tunnelzelte beim Aufbau nicht mithalten können.

    Nachdem wir uns nun also einige Modelle angeschaut haben (Bergans, Tentipi, GoLite, Helsport) entschieden wir uns aus folgenden Gründen für das Finnmark:
    - Einziges Modell mit zwei Eingängen fürs Querlüften
    - Komplettes Innenzelt (z.B. im Vergleich zum Varanger)
    - Preislich nur knapp über dem Limit
    - Zweiter Eingang bei drehendem Wind oder nervigen Campingplatznachbarn von Vorteil



    Einkauf:
    Da wir uns eigentlich ein Limit von 1000 Euro gesetzt hatten, war das Finnmark leider drüber. Wir suchten daher auf ein gutes Angebot und wurden bei Outdoorfair.de mit einem Preis von knapp 1050 Euro fündig. Da gerade die Fairschenkt-Aktion lief, bekamen wir dank eines sehr engagierten Mitarbeiters (Hr. Broß) noch einen Wunschartikel dazu. So waren die 50 Euro zu verkraften. Der Versand ging dann recht schnell, obwohl Bernwardt von Helsport erst noch Beziehungen spielen lassen musste, weil im Europalager doch keins mehr war. So haben wir wohl im April das letzte Finnmark bekommen, was vor der Neulieferung im Juni erhältlich war. Noch einmal vielen Dank an die beiden.

    Lieferumfang:
    Zum Lieferumfang gehören das Aussen- und das Innenzelt (kann beim trockenen Einpacken eingehängt bleiben), eine etwa 255 cm lange teilbare Mittelstange, 30 Heringe mit V-Profil, 20 Abspannleinen mit dazugehörigen Seilspannern (alles bereits moniert), ein Wäschetrockenring für das Innenzelt, ein selbstklebendes Reperaturset und jeweils verschiedene Packsäcke.

    Gewicht der Teile:
    Außenzelt: 4000
    Innenzelt mit Boden: 3400
    Mittelstange: 1200 g
    Heringe: 520 g
    Kleiderstange: 130 g
    Packsäcke: 50 g
    Gesamtgewicht: 9300

    Aufbau:
    Der Aufbau ist bei allen Lavvos ähnlich leicht und kann in der Regel von einer Person erledigt werden. Zuerst muss man sich entscheiden, ob man nur das Außenzelt (AZ) aufbauen möchte oder auch das Innenzelt (IZ). Ein nachträgliches Einhängen ist etwas umständlicher, weil man dann um die Mittelstange muss.
    Das AZ oder beide zusammen werden also ausgelegt und in der Zehneckform mit 10 Heringen am Boden befestigt. Anschließend wird die Mittelstange in die stabile Hutze im Giebel eingefädelt und in die Mitte gestellt. Außer bei stärkerem Wind reicht das schon aus und muss nur noch einmal an den Schlaufen bei den Heringen nachgespannt werden. Zu empfehlen sind bei Wind zusätzlich die 10 Schnüre an den Nähten und bei Sturm 9 Klappen auf den Zeltflächen, die abgespannt werden können. Die verbleibende zehnte Fläche ist die Tür.
    Ich spare mir hier die Aufbau-Fotos, denn Youtube liefert das passende Videotutorial von jurtenland.de

    Die 30 Heringe sind natürlich erst einmal viel und es braucht ein bisschen Übung, bis das ausgelegte Zelt auf Anhieb so festgetackert ist, dass die Mittelstange perfekt sitzt. Dafür lässt sich aber nach dem Prinzip von Tenttipi eine einfache Schablone bastelt: Ein Zehneck auf Pappe (ca. 20x20 cm) wird in der Mitte mit einem Zimmermannsnagel oder Hering am Boden im gewünschten Zeltmittelpunkt fixiert. Mit einer am Nagel befestigten Reepschnur in entsprechender Länge können nun dank Zehneckpappe die Heringe vor dem Aufbau in richtiger Richtung und Abstand abgespannt werden, bevor das Zelt ausgebreitet wird. So weiß man vorher, ob der Platz reicht und hat das Zelt am Boden schnell windsicher verankert.

    Richtig aufgebaut (also sauber und bei geschlossenen Türen abgespannt) steht das Finnmark windstabiler als mancher Tunnel. Das war auch der Punkt, wo ich vorher skeptisch war, aber nach einer Woche Zelten an Nord- und Ostsee über Ostern mit starkem Ostwind ungeschützt aufs Zelt bin ich nun doch überzeugt.


    Funktionen / Details:

    Aussen:
    Das Außenzelt kann ohne Innenzelt aufgestellt werden. Es kann an 30 Punkten fixiert werden und steht dann stabil am Boden. Bei keinem oder sehr schwachem Wind reichen 10 Heringe je Ecke aus. Die Schlaufen an den Ecken sind in der Länge verstellbar und können das Zelt ausreichend abspannen. Rund um das Finnmark finden sich angemessene Sturmlappen/Snowflaps, auch unter den Eingängen.
    In der Spitze des Finnmarks befindet sich ein großer Lüfter, der von innen reguliert werde kann. Dazu findet sich im Inneren ein Seilzugsystem, mit dem man an zwei Seiten jeweils die Hälfte der Spitze aufziehen (grün) oder zuziehen (rot) kann. Diese Abluft kann mit einem Moskitonetz um die Mittelstange komplett verschlossen werden. Die Hutze ist im Sommer abnehmbar.
    Im Winter lässt sich durch diese Öffnung ebenfalls ein kleines Feuer im Feuerkorb mit Funkenschutz betreiben oder ein Ofenrohr durchführen.
    Im Bodenbereich finden sich zwei weitere von Innen verschließbare Lüfter mit Moskitogaze, so dass ein Kamineffekt bei der Belüftung eintreten kann. Dieser Effekt kommt bei sommerlichen Temperaturen jenseits der 25 Grad und im prallen Sonnenschein aber an seine Grenzen. Dank Plastikhaut staut sich dann auch mit allen Lüftern und beiden Türen offen so viel Hitze, dass man es nicht aushält. Morgens bleibt es aber ein wenig länger kühl, so dass man ausschlafen kann.
    Wer überwiegend bei hohen Temperaturen unterwegs ist, sollte dennoch zu einem Baumwollzelt z.B. von Tentipi greifen.

    Innen:
    Das IZ wird in das AZ eingehängt, wobei man sich vor dem Aufbau für oder gegen IZ entscheiden sollte. Die Fläche beträgt etwa 14 m² (Herstellerangabe). Der äußere Rand bietet sich als Staufläche an, dann folgt schnell Sitzhöhe und im mittleren Bereich kann ich mit 185 cm gut stehen.
    Das Finnmark verfügt über keine Apsis. Durch das gelbe IZ wirk es angenehm hell im Inneren.
    Man gelangt über zwei gegenüberliegende Eingänge in das Zelt. Diese lassen sich sowohl über das AZ, das Moskitonetz am AZ als auch die Tür vom IZ schließen. Die Ecken der Reißverschlüsse sind überdeckt, also schneesicher.
    Der Reisverschlüsse des AZ sind dabei auf der linken Seite, der des IZ auf der rechten Seite. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, hilft aber, bei schlechtem Wetter kaum Regen/Schnee in das Innenzelt gelangen zu lassen, weil beide Seiten wie ein Vorhang zusammenfallen. Hier wären wir aber auch schon bei einem der Schwachpunkte des Finnmarks. Leider verfügt es über kein Vordach. Eine Nachrüstung mit Tarp ist kompliziert und genügt meinem Anspruch bisher nicht, Ideen finden sich aber im Forum. Kommt nun die ganze Famillie im Regen heim, watscheln 4 Personen ins Zelt und können sich erst dort abkleiden. Der Eingangsbereich sollte daher großzügig ausgespart bleiben und ein Wischhandtuch darf bei nasser Witterung nicht fehlen.
    Alternativ lässt sich der Boden des Finnmarks in der Mitte von Eingang zu Eingang per Klettverschluss aufteilen und dann zur Seite rollen. So entsteht ein etwa 1 Meter breiter Korridor, auf dem man z.B. Kochen kann. Zum Feuermachen ist das sowieso Pflicht. Alternativ kann man auch V-förmig von der Mittelstange bis zum Eingang öffnen, so dass man einen „Dreckschuh-Bereich“ hat. (Echte Wintercamper denken jetzt auch an die Schneeklappe zum Kaffeewasser „holen“. Noch härtere an die Notfalltoilette im Schneesturm. Aber bitte nie beides!)
    Im Innenzelt lässt sich ein mitgelieferter Wäschetrocken-Ring einhängen, an dem man auch gut seine Lampe anbringen kann. Da genug Ösen im Innenraum vorhanden sind, ließe sich hier aber minimal Gewicht sparen. Es finden sich außerdem 8 kleine Taschen.
    Zuletzt noch der Hinweis darauf, dass sich das Innenzelt bei tiefen Temperaturen absenken lässt, um Volumen zu sparen.

    Drei kleinere Mängel:
    [*] Leider fehlen mir innen an allen Zippern diese kurzen Zipperschnüre. Gerade am Außenzelt sollte es bei einem Winterzelt für Handschuhbedienung eigentlich selbstverständlich sein. Hier kann man aber schnell selbst nachrüsten.[*] Ebenso ist mir nicht nachvollziehbar, warum an einigen Packsäcken Kordelstopper sind und an anderen nicht.[*] Die Enden der Spannleinen sind leider nicht alle sauber verschmolzen gewesen, so dass ich nacharbeiten musste.


    In dieser Preisklasse sollte zumindest nicht an solchen Kleinigkeiten gespart werden, zumal das Zelt selbst tadellos ist.


    Fazit:
    Das Finnmark war die richtige Entscheidung. Unsere Ansprüche (siehe oben) werden allesamt befriedigt und Details wie der verschließbare Lüfter und die unerwartete Windfestigkeit überzeugen total. Die kleinen Mängel irritieren zwar etwas, sind aber verschmerzbar.
    Nach einer Woche zelten möchte ich es nicht mehr hergeben und auch der Rest der Familie ist sehr angetan.

    Modifikationen:
    1) Austausch der Heringe
    - Die mitgelieferten Heringe wurden gegen Hilleberg Y-Pegs ausgetauscht, die gleichlang sind, aber sich besser in härteren Boden treiben lassen. Außerdem sind jetzt noch ein paar Exped Sandanker und Nordisk Sandheringe mit an Bord, für den ganz weichen Boden.
    2) Austausch von 10 Spannleinen gegen reflektierende von Exped geplant, aber leider sauteuer.

    Erkenntnisse aus den Praxis-Test:
    1) Erster Testaufbau im Garten.
    - Aufbau problemlos alleine durchführbar, auch ohne stundenlanges Studium der Anleitung.

    2) Nordfriesland - der erste Einsatz unter normalen Bedingungen.
    - bei leichtem Wind reichen zwar 10 Heringe, dann flattert aber der Rest des Zeltes. Also doch besser abspannen, wenn man in Ruhe schlafen möchte.

    3) Schlei – starker Ostwind auf ungeschütztes Zelt
    - das Zelt steht abgespannt sehr stabil und flattert nicht. Die Mittelstange steht bombenfest. Bei 85 % Luftfeuchtigkeit in der ersten Nacht gab es dann aber trotz offenem Deckenlüfter ordentlich Kondenswasser am AZ. Das IZ blieb aber trocken.

    4) Thüringen – Gewitter mit starken Böen
    - bei Böen müssen die Sturmlappen mit Steinen oder Ästen am Boden gehalten werden, um winddicht zu bleiben. Unter das Zelt stopfen geht auch.

    So, ich hoffe, es hilft dem ein oder anderen weiter. Die Angaben von Helsport sind ja leider eher dürftig. Bei Händlern stehen dann oft noch alte Informationen, der Zeltboden ist nämlich aktuell wirklich am Innenzelt nicht am Außenzelt wie früher.
    Fragen und Kommentare sind herzlich willkommen. Details schau ich gerne nach.

    Fazit

    Das Finnmark war die richtige Entscheidung. Unsere Ansprüche an ein Familienzelt (siehe ausführlicher Test) werden allesamt befriedigt und Details wie der verschließbare Lüfter und die unerwartete Windfestigkeit überzeugen total. Die kleinen Mängel irritieren zwar etwas, sind aber verschmerzbar.
    Ich möchte es nicht mehr hergeben und auch der Rest der Familie ist sehr angetan.
    Zuletzt geändert von ; 18.09.2013, 20:52.
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