Feldschuh schwer

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  • Phobos
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    • 28.04.2009
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    [Testbericht] Feldschuh schwer

    Kaufpreis: 150
    Einsatzart: Schuh für alle Fälle



    Gleich zu Beginn meines Grundwehrdienstes 2005/06 bekam ich als einen der ersten Ausrüstungsgegenstände den Feldschuh Schwer ausgehändigt. Und Schwer ist hier wirklich keine Untertreibung, der Stiefel hat ein gewaltiges Gewicht, er ist bauartbeding deutlich schwerer als andere Bergschuhe.
    Anfangs war ich skeptisch, wie sich so ein klobiges Teil tragen würde und befürchtete Blasen Ende nie - ich bin leider an der Ferse unheimlich anfällig für Blasen.

    Wohl oder übel trug ich die nächsten paar Wochen quasi keinen anderen Schuh mehr - die Feldschuhe Leicht waren während der Grundausbildung tabu. Also lief ich tagaus, tagein damit herum - im Innendienst, im Hörsaal, beim Exerzieren und natürlich am GÜPl. Anfängliche Befürchtungen zerstreuten sich schnell, und ich begann, den Schuh zu mögen. Natürlich gabs zu Beginn die eine oder andere Blase, aber schon nach kurzer Zeit passte er wie angegossen.
    Als dann der Winter kam, lernte ich ihn lieben.


    Der Schaft des Stiefels reicht ungefähr zur Mitte der Wade und ist aus sehr dickem, relativ weichem Leder. Mit den entsprechenden (Woll)Socken hält er dadurch im Winter sehr gut warm, und bei entsprechender Pflege auch gut trocken.
    Manche Kameraden "pflegten" den Schuh nur mit Glanzpaste aus dem Supermarkt, diese hatten unter extremen Bedingungen bald mit nassen Füssen zu kämpfen. Ein guter Freund, seines Zeichens Schuhmacher und kurz zuvor abgerüstet, legte mir jedoch ans Herz, den Schuh gut zu behandeln und mit richtiger Schuhcreme zu pflegen (Kiwi, Burgol,...). Dadurch blieb der Schuh tatsächlich dicht - der Winter 06 war ausgerechnet ein extremer mit Unmengen Schnee. In Berchtesgaden stürzte damals die Eislaufhalle ein, bei uns in Österreich Schulen und andere Gebäude. Als erste überhaupt ausgerückte Kompanie befanden wir uns deswegen >2 Wochen durchgehend im Einsatz zum Schneeräumen auf verschiedenen Dächern. Dabei konnte der Schuh das erste Mal wirklich zeigen, was er konnte.
    Nie bekam ich kalte Füße, nie nasse, er war nicht unbequem, keine Blasen, nichts. Hüttenpatschen wären auch nicht angenehmer zu tragen!

    Nachdem der Winter vorbei war, kamen relativ rasch warme Tage. Die meisten in der Kompanie trugen nur mehr Halbschuhe, als Kraftfahrer musste ich leider hohe Schuhe tragen. Und dabei konnte ich feststellen, dass der Feldschuh Schwer nicht wie erwartet zur Sauna wird, sondern auch bei Temperaturen über 20°C noch ein angenehmes Fussklima bietet. Durch das hervorragende Leder "atmet" der Schuh sehr gut, es ist zwar warm um den Fuß, jedoch nie heiß. Der einzige Nachteil war wiederum das Gewicht, anstrengender als mit Halbschuhen war es sicherlich.

    8 Monate lang also war der Schuh ständig im Einsatz - sowohl im "Alltag" innerhalb der Kaserne, als auch im Einsatz, nie wurde er mir unangenehm.

    Nach meiner Zeit beim Heer ging ich privat wieder mehr Wandern und verfluchte schnell jeden Wanderschuh. Mehr und mehr begann ich mich zu Ärgern, den Schuh nicht einfach "verloren" zu haben.
    Vor ca 3 Jahren stolperte ich dann über ein Angebot, Manufaktum.at hatte offenbar 1000 Stück in 2 Größen lagernd und verkaufte sie sehr günstig (85,-!), zu meinem Glück war meine Größe dabei. Sofort zugeschlagen, und seit dem nicht bereut.

    Ich trage den Schuh regelmäßig zum Wandern, auch im Hochsommer. Am Berg ist's ja eh immer ein paar Grad kühler, da nehm ich die größere Wärme gern in Kauf.
    Außerdem im Winter, sobald es draussen etwas kälter ist und ich weiß, dass ich länger als ein paar Minuten im Freien bin.
    Er ist auch völlig Wasserdicht. Mehrere Stunden im Schnee machen ihm genauso wenig aus, wie waten im Fluss.
    Der Schuh sieht zwar sehr martialisch aus, jedoch Jeans über den Schaft und er sieht aus wie jeder andere schwarze Schuh ebenfalls. Einzig etwas breiter ist er, jedoch muss man dazu schon genauer hinsehen.

    Zum Thema Gewicht und Gehkomfort: Ja, er ist definitiv nicht Ultraleicht. Ja, manchmal verfluche ich ihn, wenn ich am nächsten Tag die Beine nicht mehr heben kann. Allerdings sind 10h am Stück wohl in keinem Schuh besonders ermüdungsfrei und ich seh's als zusätzliches Training
    Dafür bietet mir der Schuh Rundumkomfort, wie ich ihn so noch nirgends erlebt habe. Er ist der einzige Schuh (den ich kenne), der meinen Zehen genügend Platz lässt, und dennoch meinen Fersen halt bietet. Durch den hohen Schaft bietet er hervorragenden Halt, sowohl seitlich als auch nach vorn und hinten. Umgeknickt bin ich damit noch nie. Das Fußklima ist sehr angenehm. Trotz des robusten Aussehens und des guten Haltes ist er eigentlich weich und sehr anschmiegsam. Ich kenne wirklich keinen anderen Schuh, der sich dermaßen angenehm trägt, abgesehen vom Gewicht finde ich ihn sogar bequemer als den Großteil meiner Straßenschuhe!

    Und jetzt zum einzigen Kritikpunkt: Die Sohle. Diese könnte meiner Meinung nach eine Spur rutschfester sein. Leider kann Ichs nicht direkt vergleichen, aber ich bilde mir ein, die Vibramsohlen auf meinen leichten Trekkingschuhen wären rutschfester. Auf nassem Stein hätte ich gerne mehr halt. Das Problem lässt sich allerdings lösen, wenn ich den Schuh neubesohlen lasse, lasse ich mir eine Vibramsohle montieren. Allerdings bekommt er deswegen nur 4 von 5 Sternen von mir - in Island am Krater, nach einem Regen, habe ich kurz mal ziemlich geflucht.



    So, jetzt noch eine Kurzbeschreibung:
    Tragekomfort: Sehr hoch - ich habe einen breiten Vorfuß und deswegen in vielen Schuhen Probleme. Dieser bietet vorne ausreichend Platz bei hervorragendem Felsenhalt. Benötigt allerdings sehr lange zum Eingehen! Das Modell beim Heer war schon durch vieles Tragen weicher, die neugekauften musste ich locker mal 100km tragen, bis sie wirklich blasenfrei passten!

    Qualität: Absolut perfekt. Kleines Beispiel: Der Schuh, den ich beim Militär bekam, war Jahrgang 1986 und damit gleich alt wie ich selbst!!! Trotzdem sah er aus wie neu und zeigte keinerlei Verschleißerscheinungen. Die wievielte Sohle er allerdings hatte, vermag ich nicht zu sagen. Auch mein jetziges Modell sieht genauso gut verarbeitet aus. Pflege bedarf er nicht viel, einmal im Jahr SnowSeal, 2 Mal im Jahr Schuhcreme, fertig.

    Einsatz: Überall. Mittlerweile liegen sie ständig im Kofferraum - man weiß ja nie :-) Es ist sogar möglich, mit dem Schuh in alte Tourenbindungen zu steigen und halbwegs vernünftig damit zu gehen. Wir hatten eigentlich eine Feldwoche am Dachstein geplant, wo wir nur mit diesen Stiefeln unterwegs gewesen wären, also gehe ich davon aus, dass er Steigeisentauglich ist. Hab ich leider aber nicht probieren können, da der Katastropheneinsatz dazwischen kam.


    Besonderes Highlight: Die Schuhe werden immer noch in Ebensee, Oberösterreich gefertigt. Herr Steinkogler von Steinkogler Bergschuh fertig außerdem verschiedenste Wander-, Berg-, Haferl- und Strassenschuhe, auf Wunsch auch nach Maß! Ich habe leider noch kein anderes Modell, werde mir mit Sicherheit allerdings nächstes Jahr zumindest Haferlschuhe machen lassen.


    Hier: http://www.steinkogler-bergschuh.at/...itär_3800.gif könnt ihr den Schuh sehen!

    Fazit

    Fast perfekt - einzig die Sohle könnte etwas rutschfester sein!
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 18.09.2013, 17:49. Grund: GearList-Text entfernt

  • Asparagus
    Erfahren
    • 08.11.2008
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    #2
    AW: Feldschuh Schwer

    Sehr schöner Bericht, danke. Ich selbst hatte auch mal mit Steinkogler Kontakt aufgenommen, weil es sehr schöne, derbe Schuhe sind;mich aber dann doch für Geiger-Schuhe entschieden...

    Aber verstehe ich das richtig? Beim Bundesheer gehen Schuhe von "Fuß zu Fuß", über mehrere Jahre?! Mit all dem Schweiß und Einsatz"spuren" trotz täglichen Tragens?

    Igitt

    Da lob ich mir unsere Bundeswehr - da ist das hygienischer...
    "Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt."
    "Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher." (beide Albert Einstein)

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    • Phobos
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      • 28.04.2009
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Feldschuh Schwer

      Genau, bei uns wird alles schön brav weitergegeben :-/

      Das einzige das du am Ende behalten kannst sind:
      -Lange Unterhose
      -Leibchen
      -Wollsocken
      -Handtücher

      und das alles ist meist vorher auch schon durch x Hände gegangen, da man das Zeugs jederzeit in der Bekleidungskammer umtauschen kann.

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      • Wandersmann63
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        • 22.02.2011
        • 59
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        #4
        AW: Feldschuh Schwer

        Hallo,

        nee echt?

        Da wird nichts am Ende der Dienstzeit ausgemustert?

        Die Schuhe können bis zu 20 Soldaten vorher schon getragen haben?

        Echt krass...

        Nee, gäbe es bei der Deutschen Bundeswehr nicht.


        Grüßle

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        • Phobos
          Gerne im Forum
          • 28.04.2009
          • 68
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          #5
          AW: Feldschuh Schwer

          Ich tippe auf deutlich mehr als 20.
          Mein Schuh war damals bereits mindestens 20 Jahre im Einsatz, Grundwehrdienst 8 Monate, Rest kannst dir ja selbst denken

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          • rhs
            Gerne im Forum
            • 08.09.2011
            • 77
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            #6
            AW: Feldschuh Schwer

            Tönt krass.

            Bei uns in der Schweiz wird die Grundausrüstung (Schuhe, Taz etc.) behalten. Jeder bekommt 2 Paar Kampfstiefel.

            Andere Einheiten wie die Schweizer Gebirgsspezialisten dürfen sich einen eigenen Bergschuh aussuchen (Steigeisenfest etc.) wobei die meisten auf einen La Sportiva zurück greifen. Dieser wird Blombiert und man bekommt von der Armee Geld dazu. Das selbe gillt für Skitourenschuhe. Normale Kampfstiefel bekommt man allerdings auch noch.

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            • Der Foerster
              Alter Hase
              • 01.03.2007
              • 3702
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: Feldschuh Schwer

              Ist das in der Schweiz noch so, dass man als Reservist selbst noch die Knarre im Schrank stehen hat?
              Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass Du es sagen darfst. Voltaire.

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              • LihofDirk
                Freak

                Liebt das Forum
                • 15.02.2011
                • 13729
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Feldschuh Schwer

                Zitat von Der Foerster
                Ist das in der Schweiz noch so, dass man als Reservist selbst noch die Knarre im Schrank stehen hat?
                • Angehörige der Schweizer Armee bekommen seit Ende 2007 keine Taschenmunition mehr mit nach Hause. Sie können seit dem 1. Januar 2010 zudem ihre Waffe im Zeughaus hinterlegen.
                • Wer die Waffe beim Ausscheiden aus der Armee übernehmen will, hat seit dem 1. Januar 2010 keine Vorzugskonditionen mehr: Er muss den üblichen Weg gehen, einen Erwerbsschein beantragen, sich kontrollieren und registrieren lassen.
                Quelle

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                • rhs
                  Gerne im Forum
                  • 08.09.2011
                  • 77
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Feldschuh Schwer

                  Zitat von LihofDirk

                  Als Reservist (sprich, wer die Wiederholungskurse leisten muss) hat die Waffe noch zu Hause - dass ist korrekt.

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                  • LihofDirk
                    Freak

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                    • 15.02.2011
                    • 13729
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Feldschuh Schwer

                    [ot] Ich hatte gerade am Sonntag auf der Rückfahrt in den Zügen von Solothurn bis Basel gerade eine Unterhaltung mit einem aus dem Geländespiel zurückkehrenden Armeeangehörigen (und Kollegen - die Schweiz ist einfach zu klein und die Firma einfach zu groß ).
                    Erschreckend war nur daß sogar Angehörige vom Aufklärungsbatallion DPM nicht von BDU unterscheiden können, die hätten ja noch nicht mal gemerkt, wer sie gerade angreift ... [ot]

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