[IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

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    • 07.10.2006
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    [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

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    Reisebericht in mehreren Teilen, die ich als weitere Beiträge unten anhängen werde...



    Island per Rad 2013 - Kurzfassung und Übersicht


    Stichwörter: 5 wöchige Radreise im Sommer 2013, Ringstrasse, 3 Hochlandpisten, Westfjorde, ca 4000km...

    Zu Beginn ein paar kurze Eckdaten zur Geschichte Islands: die Besiedelung Islands - die sog. Landnahme - begann Ende des 9. Jhdt., geschichtlich wurde insbesondere Ingólfur Arnarson vermerkt, dem kurze Zeit später etwa 400 Häuptlingsfamilien aus Norwegen folgten, die sich das Eiland untereinander aufteilten: Bald hatte man die Idee sich jährlich zu treffen, um Gesetzgebung und Rechtsprechung zentral zu handhaben. Diese Mischung aus Parlamentarismus und Oligarchie, das Althing, fand in Þingvellir statt (siehe auch Karte/Bilder Punkt 21).
    Als eingefleischte Wikinger wollten die Isländer nicht nur Landwirtschaft betreiben, sondern auch hinaus aufs Meer und so segelte Erik der Rote mit 800 Leuten nach Westen und gründete zwei Siedlungen auf Grönland. Später entdeckte von dort aus Leif Eriksson ( sein Sohn, wie man an den isländischen Namensregeln erkennen kann) weiter im Westen die Küste Nordamerikas und nannte es Vinland.

    Das Mutterland Norwegen versuchte ab dem 13 Jhdt vermehrt das bislang unabhängige Island zu kontrollieren und erzwang durch Handelsboykott einen Vertrag der das ermöglichte. Die Dänen lösten ab dem 15.Jhdt (1397 Kalmarer Union) die Norweger als bestimmender Faktor in Island ab. Immer wieder gab es Katastrophen in Island, Vulkanausbrüche brachten die Landwirtschaft zum erliegen und die Pest kostete 2/3 der Isländer das Leben.
    Als im Jahre 1627 algerische Piraten die Westmännerinseln (Karte/Bilder Punkt 24) und einige Küstenorte Islands plünderten, und Frauen und junge Leute in die Sklaverei verschleppten, war von der Schutzmacht Dänemark wenig zu sehen.

    Politische Strömungen Europas erfassten auch Island Anfang des 19.Jhdt, die Ideen des Nationalismus wurden von Isländern, die im europäischen Ausland studierten, in die Heimat importiert und 1840 wurde das Althing (nachdem es machtlos 1800 abgeschafft worden war) als ratgebende Versammlung neu in Reykjavík gegründet. Treibende Kraft im Kampf um ein unabhängiges Island war Jón Sigurðsson.
    1918 leitete der auf 25 Jahre festgelegte Unionsvertrag mit Dänemark die Unabhängigkeit Islands von Dänemark ein. Nach dem Volksentscheid im Jahre 1944 wurde am historischen Ort des Althing, in Þingvellir, die Republik Island ausgerufen.

    In Island wohnen heute rund 300 000 Menschen, 2/3 davon im Grossraum Reykjavík, auf rund 100 000km² also aufs ganze Land gerechnet sind das rund 3 Menschen pro km² (zum Vergleich: die gut 12 000 000 Einwohner Bayerns leben zusammen auf 70 000km² das sind rund 175 Menschen pro km²).

    Auf dem ersten Bild zeige ich ein paar Strassen und Landschaften, die im Verlauf des Berichts immer mal wieder auftauchen werden.



    Die erst 1974 fertiggestellte sogenannte Ringstrasse oder "1er", folgt grob der Küste Islands (ohne die zahlreichen Halbinseln zu bedienen); sie ist 1336km lang und blau gezeichnet. Rot eingetragen sind drei der sogenannten Hochlandpisten (isländ. Landsvegir), die ich auf meiner Tour gefahren bin: das sind unbefestigte Schotterpisten, teils ohne Brücken über die zahlreichen Flußläufe, so dass man furten muss.
    In grüner Schrift ist das Gebiet der Westfjorde im Nordwesten Islands und die Halbinsel Snæfellsnes markiert.



    Auf der zweiten Karte sieht man in blau meine Reiseroute per Fahrrad und mit Nummern habe ich verschiedene Sehenswürdigkeiten oder Meilensteine eingetragen, anhand derer ich den später folgenden Bericht gliedern will.

    Die Reise beginnt Mitte Juli in Kevlavik, dem internationalen Flughafen Islands, im Südwesten der Insel, führt entlang der Südküste ins Wandergebiet um 1 Þórsmörk



    und weiter bei mässigem Wetter am berühmten Wasserfall 2 Skógafoss vorbei nach Vik, der südlichsten Siedlung Islands



    und durch den 3 Mýrdalssandur und weitere Sanderflächen zum Gletschergebiet



    4 Skaftafell und dem Wasserfall Svartifoss.



    Am 5 Jökulsárlón werden Eisberge gekalbt und schwimmen aufs Meer hinaus



    In den 6 Ostfjorden wird es zunehmend einsamer, so zum Beispiel über den Pass Hellisheiði auf dem Weg nach Norden



    Das hufeisenförmige Tal 7 Asbyrgi soll von Odins achtbeinigem Pferd Sleipnir stammen und den leistungsstärksten Wasserfall Europas 8 Dettifoss kannte ich nur als "Ditti-foss", so erzählte es mir mein Arbeitskollege Florian K., der dort vor rund 30 Jahren seinem Ditti, also Schnuller, vermutlich auf sanftes Drängen seines Papas für immer entsagte...



    In der gegend von 9 Husavik landete im 9. Jhdt der alte Schwede Garðar Svavarson und traf vielleicht damals schon auf zahlreiche Buckelwale die man dort in der Bucht beobachten kann



    Grosses Glück hatte ich mit dem Wetter auf der Hochlandpiste 10 Sprengisandur



    und im sehr beliebtem Wandergebiet 11 Landmannalaugar.



    Vielleicht der berühmteste Wasserfall Islands, der 12 Gullfoss, präsentierte sich mir am frühen Morgen bei bestem Wetter weitgehend ohne weitere Touristen bevor ich dann auf die zweite grosse Hochlandpiste, die Kjölur, fuhr.



    und in 13 Kerlingarfjöll Station machte, um mir auf einigen Wanderungen die Bergwelt anzusehen.



    Im Geothermalgebiet 14 Hveravellir gibt es wie an so vielen anderen Orten in Island einen hot pot, ein etwa 40° heisses Badebecken das mit kochend heissem Wasser und einem kalten Fluß gespeist wird.



    Auf der 15 Vatnsnes Halbinsel kann man Seehunde beobachten und photographieren, wozu man dank der Behäbigkeit der Seehunde keine besonders flinke Kamera braucht. Noch weniger flink muss man für den Hvítserkur sein, ein steingewordener Troll...



    Ein weiterer Abschnitt der Reise waren die 16 Westfjorde Islands, besonders beeindruckt hat mich in Reykjanes ein 50m Becken, das durch Geothermie auf 40° geheizt wird..., und zugegebenermassen lieferte der Sonnenuntergang, bzw. das kurze Eintauchen unseres unauffälligen Hauptreihensterns des Hertzsprung-Russell-Diagramms im Nordmeer eine recht fulminante Farbenpracht...



    Der 17 Dynjandi Wasserfall in den Westfjorden ist fast 60m breit und stürzt in mehreren Kaskaden zusammen rund 100m in die Tiefe.



    der Vogelfelsen 18 Látrabjarg ist der westlichste Ort Islands (und Europas) und Heimat vieler Seevögel, vor allem Papageitaucher, Lummen und Tordalken.



    Die Insel 19 Flatey im Fjord Breiðafjörður ist seit der Landnahme kontinuierlich bewohnt, aktuell sind meines Wissens nach 10 permanente Einwohner dort gemeldet...



    Am westlichen Ende der Halbinsel 20 Snæfellsnes erhebt sich der 1446 m hohe Stratovulkan Snæfellsjökull, von dem Jules Verne in seinem Roman "Reise zum Mittelpunkt der Erde" eine Geschichte zu erzählen weiss



    In 21 Þingvellir traf man sich, wie oben bereits erwähnt, einmal jährlich zu einer parlamentarischen Versammlung, aus geologischer Sicht liegt der Ort inmitten einer Grabenbruchzone und ist von vier aktiven Vulkansystemen umgeben.



    Der 22 Geysir im Hochtemperaturgebiet Haukadalur war namensgebend für heisse Wasserfontänen weltweit, abgebildet ist hier der Nachbargeysir Strokkur der alle paar Minuten ausbricht und dessen Wassersäule bis zu 35m erreicht...



    In der Nähe des durchaus sehenswerten 23 Seljalandsfoss wurde der Hafen Landeyjahöfn gebaut, von dort dauert die Überfahrt zu den



    24 Vestmannaeyjar, den Westmännerinseln, rund 30 Minuten. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, rund 70000-100000 Jahre alt und haben zuletzt vor 50 und 40 Jahren erheblichen Zuwachs erfahren.



    Zum Schluss verbrachte ich ein paar Tage in der Hauptstadt 25 Reykjavík, besuchte Museen, Kirchen, dachte über meine vergangenen Wochen in Island nach



    und aß Skyr und trank Kaffee.

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    Das war der Schnelldurchlauf, um die einzelnen Stationen der Reise kurz vorzustellen und eine Orientierung zu geben. Wer Lust auf weitere Bilder und einen ausführlicheren Bericht hat klickt sich zum ersten Teil der Reise...

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    #2
    AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

    Teil 1




    1 Wandergebiet Þórsmörk
    2 Zwischen Skógafoss und Vik
    3 Mýrdalssandur und weitere Sanderflächen
    4 Skaftafell und Svartifoss
    5 Jökulsárlón
    6 Ostfjorde und der Nordosten Islands
    7 Asbyrgi und 8 Dettifoss
    9 Husavik


    1 Wandergebiet Þórsmörk

    Bis wir in Þórsmörk sind, wie die Überschrift verspricht, dauert es noch ein wenig. Ein Direktflug von München brachte mich samt Fahrrad Mitte Juli nach Keflavík, dem internationalen Flughafen Islands (ca 50km südwestlich von der Haupstadt Reykjavík).
    Ich wollte loslegen und auch das Wetter lud zunächst nicht zum Verweilen ein und so radelte ich an der Blauen Lagune vorbei nach Grindavík. Grindavík zählt zu den wichtigsten Fischerorten Islands u.a. wird dort Hering, Lodde, Seewolf und Kabeljau gefangen und verarbeitet, wobei sich die Verarbeitungsmethoden geändert haben: bis ins 19. Jhdt hat man den Fisch getrocknet, dann wurde er in Salz gelegt und heutzutage wird er eingefroren. Ein Museum gibt Auskunft über Fang- und Verarbeitungsmethoden.

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    Durch diverse Lavafelder führte die Strasse an der Küste entlang nach Þorlákshöfn und brachte mich schliesslich ein Stück landeinwärts nach Selfoss, dort liegt zwar nicht der Hund begraben (wirklich viel los ist dort wirklich nicht), aber der Schachweltmeister Bobby Fischer hat dort ein Grab gefunden. In Selfoss können Radreisende aber gut ihre Vorräte auffüllen, gen Osten wird es nun etwas karger diesbezüglich. Als fliegende Apotheke hatte ich für die Notfallversorgung eines befreundeten Münchner Radfahrers, der sich in Island seinen Fußrücken mit Nudelwasser verbrüht hatte, diverse Pflaster nach Island importiert und wir hatten dort gegen Mittag ein Treffen vereinbart.

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    In östlicher Richtung Selfoss verlassend, nun auf der berühmten Hringvegur (dt. Ringstraße) oder auch Þjóðvegur (Nationalstraße), kam ich am wasserreichsten Wasserfall Islands, dem Urriðafoss, vorbei. Der Fluss Þjórsá liefert rund 360 m³/s aus dem Hochland an.

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    Mit dem Sonnenschein - der sich am Nachmittag gezeigt hatte - war es dann erst mal vorbei, der Seljalandsfoss zeigte sich von seiner dusteren Seite. Dennoch waren viele Touristen auf Besuch und man kann auf einem Pfad hinter dem Wasserfall durchgehen (wobei man je nach Windrichtung und -stärke ordentlich nass wird). Ich werde am Ende der Reise nochmal Bilder von diesem Wasserfall bei Sonnenschein zeigen können...

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    Die Wochen vor meiner Reise, also Anfang Juli, hat es in Island richtig viel geregnet. Das machte sich vermutlich auch auf dem Weg nach Þórsmörk nun bemerkbar: die Furten waren ordentlich mit Wasser gefüllt.

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    Von der Ringstrasse zweigt beim Seljalandsfoss eine Hochlandpiste nach Þórsmörk ab. Die Piste ist für Räder eine Sackgasse, so dass man die rund 40km wieder zurückradeln muss.

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    Þórsmörk liegt zwischen den Flüssen Krossá, Þröngá und Markarfljót.

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    Ein beliebter Trekkingweg, der Laugavegur (isländisch für Weg der heißen Quellen) führt von Skógar an der Südküste über Þórsmörk nach Landmannalaugar.

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    Am Nachmittag und am drauffolgenden Morgen machte ich kurze Wanderungen in die umliegenden Berge. Die begrenzte Sicht und später auch der Regen trieben mich bald wieder zurück zur Ringstrasse.

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    Das schlechte Wetter, die holprige Piste (auf der sich die Schrauben meines Gepäckträgers durch das Schütteln lockerten) und die oben schon erwähnten tiefen Furten haben mir gleich zu Beginn der Reise einen gewissen Respekt vor den Hochlandpisten Islands eingeflößt.


    2 Zwischen Skógafoss und Vik

    Komplett durchnässt kam ich in Skógar gegen Mittag an; eine warme Suppe und eine trockene Stube waren attraktiver als der vor der Haustür liegende Skógafoss (ihr habt es vermutlich schon bemerkt: foss heisst Wasserfall) und das Freilichtmuseum Byggðasafnið að Skógum. Bei schönem Wetter gibt es hier sicherlich einige photogene Motive.

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    In Vik, der südlichsten Siedlung Islands, war ich auf dem Zeltplatz und konnte mich in der gut besuchten grossen Gemeinschaftsküche etwas aufwärmen. Vik hat auch ein nettes Schwimmbad mit 40 Grad heissem heitur pottur im Freien, auch hot pot genannt, ein ganz heisser Topf, den ich abends mit 2 Französinnen und einer Belgierin vom Zeltplatz besuchte. Diese hot pots sind überaus angenehm wenn es abends regnet, das Aussenthermometer 7 Grad anzeigt, Nebelschwaden und leichter Nieselregen vorherrscht, und nach längerem Aufenthalt ist der ganze Körper so voller Wärme, dass es für ein Abendessen im T-shirt vorhielt und bis in den warmen Schlafsack noch Vorrat da war.

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    Vik hat einen sehr schönen schwarzen Lavastrand und bei den Felsnadeln Reynisdrangar, Skessudrangur, Landdrangur und Langsamur vor der Küste handelt es sich um versteinerte Trolle, die ein Schiff ans Land bringen wollten. Ein Gedenkstein erinnert an vor Island umgekommene deutsche Hochseefischer und isländische Helfer.



    3 Mýrdalssandur und weitere Sanderflächen

    Auf der Ringstrasse weiter gen Osten radelt man durch die Sanderfläche Mýrdalssandur, die durch die zahlreichen Gletscherläufe des Mýrdalsjökull entstand (jökull, ihr ahnt es, ist isländisch für Gletscher) und

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    fährt durch riesige Felder mit Alaskalupinen. Bis 1550 war in Kirkjubæjarklaustur ein Nonnenkloster, nach den Schwestern von damals ist der Wasserfall Systrafoss benamst. Ich hab mir dort zugegebenermassen nur eine isländische Spezialität geleistet: pylsa með öllu, das ist ein Würstchen meist von der Wurstfabrik Sláturfélag Suðurland in der auch Lammfleisch drin ist und die als hot dog mit Zwiebeln und Sauce verspeist wird.

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    4 Skaftafell und Svartifoss

    Gestärkt durch dieses Würstchen wanderte ich im Skaftafell-Nationalpark zum Wasserfall Svartifoss, der vor schwarzen Basaltsäulen herunterströmt. Die zahllosen Touristen dort am Nachmittag haben meinen Aufenthalt eher kurz ausfallen lassen und ich suchte mir einen Zeltplatz einige Kilometer südlich des Nationalparkzentrums.

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    5 Jökulsárlón

    Leider war es mit dem Sonnenschein dann erst mal wieder vorbei. Die Gletscherflusslagune Jökulsárlón auf der bis zu 15m hohe verschiedenfarbige Eisberge von der Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull driften ist einer von mehreren Gletscherseen in dieser Gegend. Ein kurzer Fluss verbindet den See mit dem Meer und spült die Eisberge aus dem See ins Meer. Einige Eisberge gehen gar nicht auf grosse Fahrt, sondern bleiben am Strand im schwarzen Basaltsand liegen.
    Der Jökulsárlón ist ein beliebter Drehort für Kinoproduktionen, u.a. war er Schauplatz in den Filmen James Bond – Stirb an einem anderen Tag, James Bond 007 – Im Angesicht des Todes, Tomb Raider, Beowulf & Grendel und Batman Begins.

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    Abends blieb ich in Höfn übernacht und besuchte erneut (allmählich wurde mir klar, dass dies weniger eine Radreise werden sollte als ein pool-Urlaub) das dortige Schwimmbad. Es war bis 21Uhr geöffnet und hatte zu meiner Freude auch mehrere Wasserrutschen. Wie man auf den folgenden Bilder sehen kann, hatte ich am nächsten Tag an der Küste entlang nach Djúpivogur und Breiðdalsvík (vík=Bucht, also Bucht des breiten Tales) reichlich Nebel, so dass mir bei einem Bild der Kontrast, bei einem anderen die Farbe ausging.

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    6 Ostfjorde und der Nordosten Islands

    In Breiðdalsvík gibt es einen kostenlosen Zeltplatz hinter einem kleinen Hotel (und ein Schwimmbad). Ich traf dort einen Amerikaner, der ein Jahr lang per Rad Europa erkunden wollte und sein Geld anscheinend bislang in Colorado damit verdient hatte, indem er das Erdgeschoss seines auf Kredit gekauften Hauses zu einem Gewächshaus für bestimmte Pflanzen aus der Ordnung der Rosenartigen, genauer Familie der Hanfgewächse umgebaut hatte und anscheinend ein florierendes Geschäft damit betreiben konnte (und den Kredit zurückzahlen). Am 6. November 2012 liess das Colorado Amendment 64 die Preise stark fallen und er beschloss, sich nun als Radreisender zu versuchen.



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    Das Wetter klarte für den nächsten Vormittag etwas auf und ich radelte weiter nach Stöðvarfjörður, Fáskrúðsfjörður und Reyðarfjörður, ihr habt es vermutlich erraten: fjörður übersetzt sich mit Fjord.

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    Auf dem Weg nach Norden geht es etwas bergauf, auf 350m ist die Passhöhe erreicht, und Egilsstaðir war die erste grössere Stadt seit Tagen auf meinem Weg (von der ich aber keine nennenswerten Bilder gemacht habe). Hier war ursprünglich von mir geplant ins Hochland zu fahren, aber die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren eher zweifelhaft und so entschied ich mich auf befestigten Strassen zu bleiben und den Nordosten Islands zu besuchen. Von der Ringstrasse bog ich ab auf die 917

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    und fuhr über die Hellisheiði ein 730m hoher Pass nach Vopnafjörður.

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    Wie man auf den Bilder vielleicht erkennen kann war die Fernsicht nicht immer überragend und frisch wird es dort auch leicht.

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    Die Strassen waren meist ungeteert im Nordosten und da das Wetter die meiste Zeit nasskalt war machte ich nur wenige Bilder auf meinem Weg nach Þórshöfn (Schwimmbad). Der kleine Zeltplatz dort war gut gefüllt mit motorisierten Touristen, vor allem Motorradfahrer, die gerade mit der Fähre Norröna in Seyðisfjörður angekommen waren (von Dänemark über die Färöer nach Island).

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    Auch der kommende Vormittag war trüb und ich machte mich auf den Weg über Kópasker nach Ásbyrgi und zum Dettifoss.

    7 Ásbyrgi und 8 Dettifoss

    Man sagt Odins achtbeiniges Pferd Sleipnir habe hier seinen Hufabdruck hinterlassen, und so sei das hufeisenförmige Tal entstanden. Ich blieb dort auf dem Zeltplatz und machte abends noch einen Radlausflug zum Dettifoss im Jökulsárgljúfur-Nationalpark.

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    9 Húsavik

    Der schwedische Wikinger Garðar Svavarson überwinterte 875 in Húsavik und war vermutlich früher in Island als Ingólfur Arnarson. Er benannte die Insel nach sich selbst Garðarsholmur, konnte sich aber damit augenscheinlich geschichtlich nicht durchsetzen. In Húsavik (zu deutsch Häuserbucht) kann man mit kleinen Schiffen in die Skjálfandi-Bucht rausfahren und dort Wale beobachten.

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    Fünf Buckelwale sah ich insgesamt auf der rund 3h langen Fahrt. Hier ist stellvertretend für viele ähnliche Bilder die ich machte eine "Tauchfahrt" dokumentiert. Die einzelnen Wale kann man übrigens anhand der Zeichnung auf der Unterseite ihrer Schwanzflosse auseinanderhalten.

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    Das war der erste Teil des Berichts. Weiter gehts nun auf die Hochlandpiste Sprengisandur im Teil 2...

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      #3
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      Teil 2



      10 Hochlandpiste Sprengisandur
      11 Landmannalaugar


      10 Hochlandpiste Sprengisandur

      Nachdem rund um das Jahr 1000 der Althing in Þingvellir beschlossen hatte das Christentum als Staatsreligion einzuführen, hat ein gewisser Þorgeir die letzten heidnischen Götterbilder in den Wasserfall geworfen, der nun Goðafoss (= Götterwasserfall) hiess.
      Der Goðafoss zählt zu den bekannteren Sehenswürdigkeiten Islands und während des Tages sind dort viele Touristen.

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      Hier beginnt die Hochlandpiste Sprengisandur bzw. isländisch Sprengisandsleið, das heisst offiziell erst rund 45km weiter südlich in der Nähe des Hofes Mýri im Tal Bárðardalur.

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      In einem kleinen Birkenwäldchen mit vielen Bächen kann man sein Zelt aufbauen, ich wollte ungestört schreiben, ganz so war es nicht: nicht-stechende Mücken waren an dem Abend sehr zahlreich, so daß ich mich zunächst schnell ins Zelt zurückzog und im Innenzelt mein Essen kochte. Diese Viecher sind sehr eindringlich und versuchen in sämtliche Körperöffnungen reinzukriechen.

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      Am nächsten Morgen begann die eigentliche Hochlandpiste, Strassenkürzel F26, in der Nähe des Wasserfalls Aldeyjarfoss.

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      Da ich oben das Althing in Þingvellir gerade wieder erwähnte: über die Sprengisandur ritt man früher aus den Ostfjorden zum Althing, das jährlich im Juli stattfand. Auch der Bischof von Skálholt benutzte diese Route, wenn er sich zu Visitationen in die nordöstlichen Provinzen begab. Im 17. Jahrhundert wurde die Sprengisandur nicht mehr bereist und erst zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt. Nicht nur Trolle und böse Geister waren hier in früheren Zeiten anzufinden, auch für Geächtete war das Hochland ein Rückzugsgebiet. Ein berühmtes isländisches Volkslied, „Á Sprengisandi“, erwähnt das (link zu youtube bzw. Liedtext). Einar Brynjólfsson war einer der Wegbereiter im 18. Jahrhundert und spürte bei dieser Expedition das bekannteste Räuberpaar Islands, Halla und Fjalla-Eyvindur im Jahre 1772 im Hochland auf.

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      Wegen der Wetterumschwünge und Trockenheit war die Sprengisandsleið immer schon gefürchtet und die Namensgebung kommt daher, dass Pferde möglichst schnell darüber "sprengen" sollten, damit sie die gefährliche Strecke schnell überwunden haben. In dieser Tradition fuhr ich die Piste auch relativ schnell Das erste Auto fuhr übrigens im Jahre 1933 über die Piste, ein Boot beförderte es über die Tungnaá.

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      Rund um die Flüsse gibt es kleine grüne Flecken, ansonsten sind die Schotterebenen schier endlos und die Zahl der lebendigen Farben stark eingeschränkt. Von der eigentlichen Sprengisandurroute zweigt eine weitere Piste nach Laugafell ab,

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      die ich nach vielen Stunden Fahrt erreichte. Der isländische Alpenverein Ferðafélag betreibt dort eine Hütte. Sehr angenehm für mich und andere Wanderinnen dort an diesem Abend: der natürliche hot pot, wie er auf den Bildern unten zu sehen ist.

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      Am nächsten Morgen gings auf einer weiteren Piste über einige Furten zurück zur Hauptroute F26, die ich nach rund 36km erreichte.

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      Über das Furten im Hochland wird ja viel Radlerlatein verbreitet. Ich habe je nach Tiefe der Furt verschiedene Ansätze.
      Solange das Wasser mir nur bis zum Kinn reicht verwende ich eine Technik, die ich auf meinen weitläufigen Reisen zum Beispiel in Tansania abgeschaut habe: ich hebe mein bepacktes Fahrrad hoch und balanziere es einfach mit dem Tretlager auf meinem Kopf.
      Als zweite Möglichkeit bei tiefen Flüssen, bzw. auch nur just-for-fun, befestigte ich wasser- und luftdichte leere Packsäcke seitlich und unterhalb meiner Fahrradtaschen, so dass mein Rad schwimmfähig wird. Um in der teils starken Strömung voran zu kommen entwickelte ich einen speziellen Impeller den ich über Pedale und Kette antreiben kann und statt dem Ritzelpaket (und damit Hinterrad) einklinke; angesaugtes Wasser wird im Rohrsystem meines Rades beschleunigt und durch steuerbare Düsen hinten hinausgejagt. Damit wird mein Rad zu einer Art Jet-Ski und ich kann über Stromschnellen flussaufwärts pesen. Das war in Nýidalur hilfreich, als ein Jeep etwas oberhalb der Furt im Wasser steckenblieb. Ich sass gerade bei einer Nudelsuppe als der Hüttenwirt mit seinem Allradauto losfuhr, er konnte aber den havarierten Jeep nicht erreichen, so dass ich auf dem Wasserweg mit meinem Fahrrad-jet-ski zunächst Frauen und Kinder in einer dramatischen Aktion in Sicherheit brachte.
      Die dritte Methode beruht auf der Weiterentwicklung des Siemenslufthakens zu einer Art Kranvorrichtung. Dazu hatte ich auch passendes Anschlagmittel dabei, einen Schlupf der bis zu einer Tonne Tragfähigkeit hat. Mit einer Funkfernbedienung deren Akkus ich über meinen Nabendynamo aufladen konnte (wie auch die Akkus meiner Kamera, GPS, Handy etc.) konnte ich das ganze steuern und somit mein Rad von einem Ufer zum anderen kranen, wobei ich manchmal entgegen aller Sicherheitsvorschriften auf der Last selbst mitfuhr...

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      Oben ist die Ferðafélag Hütte Nýidalur zu sehen, dort löffelte ich also eine Nudelsuppe und die Geschichte mit dem steckengebliebenen Jeep ist dort im Kern auch passiert. Der Hüttenwirt war übrigens selbst ein Radfahrer und erzählte mir von seiner Teilnahme am Styrkeprøven in Norwegen. Mein Tacho hat eine Temperaturanzeige und dort in der windgeschützten Hüttenwand auf dem Tisch zeigte er eine Temperatur von 50 Grad an, was in Island sonst eher selten ist.

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      Die Piste wurde ab Nýidalur eher schlechter und abends waren nach 110km nicht die Beine das primäre Problem, sondern die Aufmerksamkeit, also Kopfsache, da man den ganzen Tag aufpassen muss wegen Sand, Schlaglöchern, Waschbrett, Steinen etc.

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      Mein Zelt schlug ich in der Nähe der Hütte Versalir auf, die aber leider nicht mehr bewirtschaftet ist und anscheinend gänzlich verlassen.

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      Von Versalir warens am nächsten Morgen noch rund 40km bis zur Abzweigung nach


      11 Landmannalaugar

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      Von Norden kommend war die weitere Piste bisweilen direkt unangenehm: der feine Lavasand bremst ungemein und bisweilen musste ich nach einem Fahrfehler absteigen und viele Meter unter einiger Anstrengung "rausschieben" bis ich wieder festeren Boden unter den Reifen hatte.

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      Der Zeltplatz in Landmannalaugar war gut besucht und viele Tagestouristen, die mit Bussen angekarrt wurden, kamen noch dazu.

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      Es ist aber auch einer der schönsten Plätze Islands mit vielen ungewöhnlichen Farben, so besteht der nahe Vulkan Bláhnjúkur, den ich abends bestieg, aus graublauem Pechstein. Der Vulkan Brennisteinsalda hat rötlich-braune Hänge aus Rhyolithgestein und Quarztrachyt. Dazwischen sind graue, bläuliche und weiße Farbschattierungen zu sehen, wenn es streckenweise Schwefel- und Kalkausfällungen gab. Schnee, grünes Moos und das schwarz glänzende Obsidianlavafeld, Laugahraun, sind weitere Farbtupfer, die ich auf den folgenden Bildern versuche wiederzugeben.

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      Das Bild rechts unten zeigt den Campingplatz wie man ihn vom Bláhnjúkur aus sieht, von links schiebt sich das erstarrte Lavafeld heran.

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      Ich bin vom Bláhnjúkur dann auf einer anderen Route abgestiegen und kam "hinter" dem Lavafeld wieder runter und bin dann teilweise durchs Lavafeld, teilweise an einem Fluss entlang, der zwischen Bláhnjúkur und dem Lavafeld Richtung Zeltplatz rauschte, wieder zum Ausgangspunkt zurück. Eine sehr erquickliche und empfehlenswerte kurze Wanderung. Da es schon etwas später war, die Sonne geht ja praktisch nicht unter in Island zu dieser Jahreszeit, waren kaum Leute unterwegs.
      Abends dann noch ein Bad im heissen Fluss, auch ein Erlebnis.

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      Auch am nächsten Morgen bestes Wetter und ich verliess das Hochland in westlicher Richtung auf einer sehr schönen Piste und übernachtete in Flúðir, dort versorgte ich mich mit frischen Lebensmitteln.

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      Das waren meine Eindrücke von der Hochlandpiste Sprengisandur und meinem Ausflug nach Landmannalaugar. Ich bin also wieder für eine Abend in der "Zivilisation" bevor ich nun im Teil 3 des Reiseberichts den sehr photogenen Gullfoss besuche und auf der Hochlandpiste Kjalvegur in den Norden Islands zurückkehre...

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        #4
        AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

        Teil 3



        12 Gullfoss
        13 Kerlingarfjöll
        14 Hveravellir


        12 Gullfoss

        Die Sprengisandurpiste lag gerade hinter mir, doch das Wetter war so gut, daß es mich weiter vorwärts drängte und so verliess ich Flúðir schon kurz nach 6, der Morgennebel lichtete sich bald

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        und der Wasserfall Gulfoss präsentierte sich von seiner besten Seite mit noch etwas tief stehender Morgensonne. Er gehört zusammen mit Þingvellir und den benachbarten Geysiren zum sogenannten "Gullni hringurinn", dem "goldenen Ring", zu den touristischen Haupattraktionen Islands die von Reykjavík aus alle innerhalb eines Tages per Bus abgeklappert werden können. Glücklicherweise waren so früh am Morgen noch keine Busse eingetroffen.

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        Die Plakette erinnert an Sigríður Tómasdóttir, die sich (zusammen mit dem Rechtsanwalt und späteren Präsidenten von Island Sveinn Björnsson) dafür einsetzte dass um 1920 nicht ein englischer Investor einen Staudamm und ein E-Werk errichtete, sondern der Wasserfall isländischer Staatsbesitz wurde. Seit 1979 steht der Gulfoss unter Naturschutz.

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        13 Kerlingarfjöll

        Die folgenden Bilder sind noch nicht Kerlingarfjöll, sondern zeigen die kurz hinter dem Wasserfall Gulfoss beginnende Hochlandpiste Kjölur, auch Kjalvegur genannt, die mich zwischen den Gletschern Langjökull und Hofsjökull hindurch nach Norden brachte.

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        Die Gegend ist auch beliebt bei Freunden des Reitsports, wobei bekanntermassen die berühmten Islandponies neben Schritt, Trab und Galopp zusätzlich über die Gangarten Tölt und Pass verfügen, wobei gerade der Tölt für den Reiter besonders angenehm ist (erschütterungsfrei!), da es sich um eine gelaufene Gangart ohne Schwebephase handelt (im Gegensatz zu Trab und Galopp). Auf den Bildern zeige ich ein paar Ponies die mit unterschiedlicher Begeisterung bei der Sache sind...

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        Irgendwann tauchte dann die Weggabelung nach Kerlingarfjöll auf, ein vulkanischer Gebirgszug einige Kilometer östlich der Kjölurpiste.

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        Ich schlug mein Zelt auf und zog mir die Wanderstiefel an, um das Hochtemperaturgebiet weiter oben in den Bergen zu besuchen. Zahlreiche heiße Quellen, Schlammtöpfe, Fumarolen und dampfende Bäche warteten auf mich. Basaltschichten bedecken im Kerlingarfjöll die Tafelvulkane aus Rhyolith-Gestein. Das Farbenspiel ist faszinierend und bei gutem Wetter würde ich längere, ausgedehntere Wanderungen dort dringend empfehlen. Sehenswert.

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        In Kerlingarfjöll traf ich einige Radfahrer, die ich auch die nächsten Tage immer mal wieder sehen würde. Am nächsten Morgen machte ich eine weitere Wanderung und badete später im etwa 30min flussaufwärts entfernten hot pot.

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        14 Hveravellir

        Zum Geothermalgebiet Hveravellir wars nur ein Katzensprung, die Piste war allerdings recht holprig und teilweise ärgerlich schwer zu fahren. An der Wegkreuzung von Kerlingarfjöll mit der Kjölurpiste stand ein VW Bus mit dem Kennzeichen MB wie Miesbach (tags zuvor hatte ich bereits mit einer Frau mit Rosenheimer Kennzeichen gequatscht), die gerade überlegten, ob sie nach Kerlingarfjöll fahren sollten. Ich blieb stehen, wir unterhielten uns, im Fluss der Unterhaltung über Island, Erlebnisse und Sehenswertes wanderten eine Banane und Schokolade in meinen Magen ohne gross den Redefluss zu unterbrechen, und einige Minuten später hielt ein Mietwagen an und zwei Rosenheimer gaben sich zu erkennen, ein südostoberbayerisches Gipfeltreffen im isländischen Hochland...

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        Nun also das Hochtemperaturgebiet Hveravellir mit Heißwasserquellen, die von Sinterterrassen umgebene Bláhver (also „Blaue Quellen“), Fumarolen und dem fauchenden Solfatar Öskurhöll (soviel wie „Brüllender Hügel“). Der isländische Alpenverein Ferðafélag hat dort eine Hütte bei der man auch zelten kann. Der geächtete Dieb Fjalla-Eyvindur (ich erwähnte diese Gauner, die im Hochland Zuflucht suchten, bereits bei der Sprengisandur) lebte im 18. Jahrhundert dort in einer höhlenartigen Hütte.

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        Es war ein erholsamer Nachmittag und Abend mit netten Gespräche am und im Zelt und im recht adretten hot pot der fußläufig zu erreichen war. Später verschlechterte sich das Wetter und es regnete seit Tagen zum ersten Mal. Auch der nächste Morgen und der ganze Tag war regnerisch und kühl, aber ich habe das Gefühl die Strecke nördlich von Hveravellir ist auch bei schönem Wetter nicht mehr so interessant wie der südliche Teil der Kjölurpiste.

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        Es geht im folgenden weiter nach Blönduós, zurück an die Nordküste Islands, und im nächsten und vierten Teil beschreibe ich meinen Abstecher zur Vatnsnes Halbinsel und erkunde die Westfjorde...

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        • radlfahrer
          Gerne im Forum
          • 07.10.2006
          • 58
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch



          in diesem und folgendem Beitrag...

          15 Vatnsnes Halbinsel
          16 Westfjorde
          17 Dynandi Wasserfall

          18 Látrabjarg

          15 Vatnsnes Halbinsel

          Das Hochland wusch mich nach Norden hin mit Regen raus und nach ein paar Kilometern auf der Ringstrasse erreichte ich das Städtchen Blönduós. Mit einer Französin, die ich in Kerlingarfjöll kennengelernt hatte, maß ich mich abends im Wettrutschen auf den beiden Wasserrutschen im örtlichen Schwimmbad.
          Am nächsten Morgen umrundete ich die Vatnsneshalbinsel, die Strasse ist überwiegend nicht geteert aber gut zu fahren.

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          In einigen Seehundkolonien leben dort sowohl die Ringelrobbe als auch der Gemeine Seehund. Alle Seehunde lagen dort nur auf der faulen Haut und zeigten kein Interesse Kunststückchen zu machen.

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          Am Felsen Hvítserkur nisten Dreizehenmöwen und Eissturmvögel, nach einer isländischen Sage handelt es sich um einen versteinerten Troll, der anscheinend Ärger mit dem nahegelegenen Kloster Þingeyrar suchte und von der Sonne überrascht wurde.

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          Abends blieb ich in einem Zeltplatz am Hrútafjörður mit einer schönen Gemeinschaftsküche mit Blick über den Fjord und verbrachte quatschend mit 2 Reiseradlern aus England (Vater und Sohn) locker 3h im nahegelegenen hot pot. In keinem Urlaub zuvor hab ich je soviel Zeit in grösseren Badewannen verbracht...

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          16 Westfjorde

          Die beiden Engländer hatten auf ihrem Weg nach Reykjavík (Süden) vermutlich mehr Glück mit dem Wind als ich auf meinem Weg in die Westfjorde gen Norden nach Hólmavík. Ein strammer Nordwind bremste mich auf 13-15km/h ein, während ich bei kleinen bis mittleren Gängen eine Kraft aufwendete die für knapp 30km/h mit nur Fahrtwind genügt hätte...

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          Hólmavík beherbergt das Museum of Icelandic Sorcery & Witchcraft und mich beherbergte, nach gut 100km Kampf gegen den Wind ziemlich verhext, ein Zeltplatz mit einem Schwimmbad und einem Supermarkt in weniger als 100m Entfernung. Sehr praktisch.

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          Für die Hochebene Steingrímsfjarðarheiði (440m) zeigte das isländische Verkehrsleitsystem am nächsten morgen eine Temperatur von 3 Grad an und dazu kam ein überaus frischer Wind. Trotz warmer Kleidung und natürlich Handschuhen: selten so gefroren und was war ich froh wieder auf Meereshöhe zu sein.

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          Jetzt begann die Fjordlandschaft der nördlichen Westfjorde, ich hatte den Ísafjarðardjúp erreicht, die Strasse 61 von Borðeyri über Hólmavík nach Ísafjörður, die überwiegend sich um die Fjorde schlängelt (und nicht im Hinterland über Pässe abkürzt) nennt sich auch Djúpvegur.

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          In Reykjanes, direkt am Ufer des Ísafjarðardjúp, blieb ich die Nacht auf dem Zeltplatz der zu einem Hotel gehörte. Das Hotel hat man anscheinend in einer alten Schule eröffnet und sieht von aussen recht heruntergekommen aus, die Innenausstattung war deutlich besser.

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          Zur Anlage gehörte auch ein 50 x 12m grosser hot pot, der durch ein nahegelegenes Geothermiegebiet beheizt wurde.

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          Der nächste Tag war wettermässig ein Glücksfall, Sonnenschein und praktisch ohne Wind schlängelte ich mich raus und rein immer am Meer entlang bis nach Ísafjörður.

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          Unterwegs kam ich an ein oder zwei Häusern vorbei, die Kaffee und Kuchen anboten. So kam ich morgens zu einem netten Frühstück. Sonst hat sich in Island oft erst mittags eine Gelegenheit ergeben.

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          Auch einige Seehunde fläzten sich im Meer.

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          Die Stadt Ísafjörður liegt am Skutulsfjörður zwischen Eyrarfjall (731 m) und Kirkjubólsfjall (832 m) und ich war gerade zur Zeit der Europäischen Meisterschaft im Schlammfussball vor Ort, Austragungsort: "mein" Zeltplatz. Eine kurze Suche bei youtube brachte u.a. dieses Video zum Vorschein, damit ihr Euch einen Eindruck machen könnt.
          Von Ísafjörður gibt es auch Schiffsverbindung zur Halbinsel Hornstrandir, da wird es stellenweise richtig einsam und das könnte mal ein spannendes Projekt zu Fuß sein...

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          Von jetzt an gings in südliche Richtung und als ich mit dem Rad auf den 9km langen Tunnel Vestfjarðagöng zufuhr, der Ísafjörður mit Flateyri verbindet, sah ich links eine kleine Strasse abbiegen, die alte Strasse über die Breiðadalsheiði. Der erste Eindruck: gut, geteert, erst seit 1996 obsolet, warum nicht...

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          Der Asphalt endete recht bald und die Strasse wurde zunehmend holprig und steil;

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          sobald ich die Passhöhe überwunden hatte verengte ein Schneefeld die Strasse erheblich und ein massiver Steinschlag machte es notwendig das Rad teilweise zu tragen.

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          Immerhin war die Aussicht gut, wie erhofft, aber ich würde diese Strecke nicht ohne Vorbehalte weiterempfehlen.

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          Der Tag blieb sonnig und weitere Pässe warteten heute auf mich, über die Gemlufallsheiði fuhr ich zunächst nach Þingeyri am Dýrafjörður und weiter über die Hrafnseyrarheiði in den Adlerfjord Arnarfjörður, der am Nordufer von gletschergeformten Bergen aus Gabbro und Rhyolith gesäumt wird. Die Strasse ist hier in den Westfjorden nur teilweise geteert, aber deutlich besser zu fahren als Hochlandpisten, kein Vergleich.

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          Recht früh am Tag kam ich dann schon zum Dynjandi Wasserfall, auf dem Bild rechts unten bereits im Hintergrund zu erspähen.

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          • radlfahrer
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            • 07.10.2006
            • 58
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

            17 Dynjandi Wasserfall

            Dynjandi“ heißt in etwa "der Dröhnende, Tobende", und besteht aus mehreren Wasserfällen nacheinander; nach dem großen Fjallfoss folgen Hundafoss, Göngufoss, Háifoss, Úðafoss und Bæjarfoss.

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            Ich nutzte das schöne Wetter mir mein Rad mal etwas genauer anzusehen, die vielen Kilometer im Hochland hatten die Bremsbeläge ziemlich abgeschliffen. Neue Bremsbeläge, etwas Öl auf die Kette, Schrauben an den Gepäckträgern kontrollieren und etws an den Speichen der Laufräder herumzupfen. Ich hatte auf der ganzen Reise keine Probleme mit dem Rad: kein Speichenbruch, kein Plattfuss, nichts.

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            Spätabends besuchte ich den Dynjandi erneut und machte einige Aufnahmen mit langer Belichtungszeit, zu der Tageszeit brauchte ich dazu keinen Graufilter mehr.

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            Bei beeindruckenden Wolkenformationen am Himmel fuhr ich am nächsten Morgen zur Passhöhe Helluskarð und dann weiter nach Bíldudalur. All diese Tage waren recht gemütlich und ich fand Mittags hin und wieder ein Cafe und setzte mich für eine Stunde in die Sonne.

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            Im Arnarfjörður bei Bíldudalur sichtete ich die Seemonster fjörulalli, hafmaður, skeljaskrímsli und faxaskrímsli, die man dort aber auch in einem Museum sich ansehen kann...

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            Ein weiterer Pass brachte mich nach Tálknafjörður; auf Empfehlung eines Allgäuer Radfahrers in Bíldudalur blieb ich dort auf dem Zeltplatz direkt neben dem Schwimmbad.

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            Zwischen Tálknafjörður und Patreksfjörður musste ich einen kleinen Bergrücken überwinden, bevor ich dann bei frischem Wind nach Látrabjarg zum Kap Bjargtangar, dem westlichsten Punkt Islands (und Europas) rausradelte. Das ist eine Sackgasse, man muss wieder zurück...


            18 Látrabjarg

            Die Strasse zum Kap Bjargtangar ist ungeteert und hat einige Schlaglöcher. Zunächst sah ich mir das 1912 erbaute Schiff an, das in der Nähe von Patreksfjörður am Ufer liegt; es scheint das älteste in Island gebaute Stahlschiff zu sein.

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            Weiter gings zum Museum Hnjótur, dort hat Egill Olafsson zwei Schiffsunglücke (1947 und 48) an der Steilküste von Látrabjarg dokumentiert und einige Exponate zu den Anfängen der Luftfahrt in Island zusammengetragen.

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            Millionen Seevögel leben in den bis zu 450m hohen Klippen, darunter vor allem Papageitaucher, Lummen und Tordalken.

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            Ich hatte zunächst geplant dort draussen mein Zelt aufzuschlagen, aber der teilweise extrem starke Wind motivierte mich zu einem Zeltplatz in Breiðavík zurückzuradeln.

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            Auf einigen der Bilder hier kann man, denke ich, den Wind fast sehen...

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            Von Breiðavík gings zurück zum Barðastrandarvegur und über Kleifaheiði an die Südküste der Westfjorde. Dort sah ich auch schon mein (über-)nächstes Ziel: der Vulkan Snæfellsjökull am Westende der Halbinsel Snæfellsnes. Doch zunächst radelte ich zum Schwimmbad in Bjarkarholt und weiter zum Fährhafen nach Brjánslækur.

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            Weiter gehts im nächsten Teil mit der Fähre Baldur von Brjánslækur zur Insel Flatey. Ich übernachte dort und nehme die Fähre am nächsten Morgen nach Stykkishólmur auf der Halbinsel Snæfellsnes.

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            • radlfahrer
              Gerne im Forum
              • 07.10.2006
              • 58
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch



              in diesem und dem nächsten Beitrag
              19 Flatey
              20 Snæfellsnes
              21 Þingvellir


              Das Gebiet der Westfjorde verlasse ich nun und fahre abends mit der Fähre Baldur von Brjánslækur zur Insel Flatey.

              19 Flatey

              Am Fährhafen Brjánslækur hatte ich bis zur Abfahrt viel Zeit und las den Kriminalroman "Flateyjargáta", "Das Rätsel von Flatey" des isländischen Autors Viktor Arnar Ingólfsson. Neben der Kriminalgeschichte wird in dem Buch auch Bezug genommen auf das Buch Flateyjarbók, die umfangreichste Handschriftensammlung der isländischen Frühzeit, die zwar nicht in Flatey geschrieben wurde, aber eine Weile in Flatey aufbewahrt wurde und aus dieser Zeit ihren Namen bekam. Der Bischof von Skálholt, Brynjólfur Sveinsson, schenkte das Flateyjarbók im 17. Jhdt. dem dänischen König und erst 1971 wurde es nach Island zurückgebracht.

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              Bei der Überfahrt mit der Fähre war das Wetter klar (und windig) und man sah in der Ferne den Snæfellsjökull.

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              Der Abend und der nächste Vormittag waren sehr entspannt. Auf der 2km langen und maximal 400m breiten Insel gibt es keine Autos. Die Insel ist seit der Landnahme durchgehend bewohnt, allerdings sind heute nur noch 10 Einwohner in Flatey gemeldet. Der Rest der Häuser sind anscheinend zeitweise bewohnte Ferienhäuser.

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              Ein Liegeradler aus Deutschland war auf der Fähre mit dabei und wir übernachteten auf dem Zeltplatz in Flatey neben dem Zelt eines Photographen, der einige spannende Buchprojekte gemacht hat und gerade an weiteren arbeitet und mit seiner Familie reiste. Hat mich sehr gefreut, bei einem griechischen Kaffee und Schokolade den Vormittag bis zur Ankunft der Fähre zu verratschen.

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              Ich hatte den Eindruck, dass alle Bewohner der Insel am Anleger sich versammelten, als die Fähre mittags anlegte... und sie brachte mich nach Stykkishólmur im Norden der Halbinsel Snæfellsnes.


              20 Snæfellsnes

              Snæfellsnes wird auch Mini-Island genannt, weil auf kleinster Fläche alle Reize der großen Insel vorhanden sind. Lavafelder...

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              ... Fjorde ...

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              ... smileys auf den Feldern und gletschergeformte Berge wie der Kirkjufell der als Nunatak zwischen Eiszeitgletschern zugeschliffen wurde.

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              Am Westende der Halbinsel befindet sich der Snæfellsjökull (dt. „Schneeberggletscher“) ein 1446 m hoher Stratovulkan und der Eingang zum Mittelpunkt der Erde laut Jules Verne...

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              Der 1959 errichtete 412 Meter hohe Sendemast Gufuskálar ist das höchste Bauwerk Westeuropas und diente der Funknavigation der US-Armee bis Mitte der 1990er Jahre. Heute wird ein isländisches Radioprogramms im Langwellenbereich ausgestrahlt.

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              Das Wetter trübte sich ein und der Wind wurde stärker. Ich umrundete Snæfellsnes und machte eine Wanderung Nahe des Ortes Arnarstapi an der Küste entlang, dort kann man u.a. Mantelmöwen, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Küstenseeschwalben beobachten.

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              Bei einer Kaffeepause sah ich dann, daß Island anscheinend gerade von google ins Visier genommen wird...

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              Abends besuchte ich in der Nähe des Hofes Snorrastaðir den Schweißschlackenkegel Eldborg í Hnappadal. Der 50m tiefe und ca 200m Durchmesser grosse Krater liegt im Lavafeld Eldborgarhraun und ist sehr ebenmässig geformt.

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              Am nächsten Morgen Richtung Borgarnes begann der (Gegen-)Wind. Unvorhersehbare seitliche Böen machten mir auch den Weg ins Tal der Hvítá nicht einfach. Nasskaltes Wetter den ganzen Tag. Ich schaute mir aber die Wasserfälle Hraunfossar an, die direkt aus dem Lavafeld zu entspringen scheinen.

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              Ein Zeltplatz mit Schwimmbad in Húsafell, nicht weit weg vom Beginn der Hochlandpiste Kaldidalur, bzw. Kaldadalsvegur, gab mir in einem Wäldchen Windschutz für 2 Nächte. Ich traf dort Dänen und Holländer, die schon ihren 9ten bzw. 7ten Urlaub in Island verbrachten und ebenfalls dort auf besseres Wetter warteten.

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              Ich verbrachte einen Tag lesend im Zelt und die nähere Umgebung durch Wanderungen erkundend bis ich tagsdarauf bei immer noch nicht so recht überzeugendem Wetter weiterfuhr.

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              • grenzenlos
                Dauerbesucher
                • 25.06.2013
                • 566
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                Schöne Bilder. Toller Bericht!

                Grüße von Radler zu Radler
                Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                Gruß, Wi grenzenlos

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                • radlfahrer
                  Gerne im Forum
                  • 07.10.2006
                  • 58
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                  #9
                  AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                  21 Kaldidalur und Þingvellir

                  Zwischen dem Vulkan Ok und dem Gletscher Þórisjökull verläuft die Kaldidalur, das "kalte Tal", die kürzeste der isländischen Hochlandpisten; apropos Höhe, der Scheitelpunkt ist bei 727m erreicht.

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                  Über die Route Uxahryggjavegur (es macht mir ja schon Spaß diese Zungenbrecher hier reinzuschreiben ) ritt man früher nach Þingvellir aus Nord- und Westisland zum Althing.

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                  „Þing“ bedeutet Volksversammlung, und „vellir“ sind Felder. Die norwegischen Wikinger, die Island besiedelten trafen sich also im Juni 2 Wochen lang zu einer gesetzgebenden Versammlung namens Alþing. Geologisch liegt es vergleichsweise interessant in einer Grabenbruchzone und ist umgeben von vier aktiven Vulkansystemen.

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                  Wettermässig fischte ich etwas im trüben, aber das sollte sich wieder bessern: über den alten Badeort Laugarvatn fuhr ich weiter zum Stóri Geysir, zum Namensgeber der Geysire weltweit, und auf meiner Reise um Island schliesst sich der Kreis im nächsten Teil: vom Seljalandsfoss kann ich im nächsten Teil Bilder bei Sonnenschein zeigen...

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                  • radlfahrer
                    Gerne im Forum
                    • 07.10.2006
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                    #10
                    AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch



                    22 Geysir
                    23 Seljalandsfoss


                    Ich radelte nun also den Gullni hringurinn oder zu deutsch den Goldenen Ring, Attraktionen Islands die innerhalb einer Tagesrundfahrt per Bus für Touristen von der Hauptstadt Reykjavík besucht werden können, dazu zählt Þingvellir (siehe auch Teil 5), der Wasserfall Gulfoss (siehe auch Teil 3) und das Gebiet des Großen Geysirs und seines Nachbarn Strokkur, der zuverlässig alle paar Minuten ausbricht.

                    22 Geysir

                    Ich erreichte abends gegen 18Uhr das Hochtemperaturgebiet Haukadalur. Direkt daneben ist ein Zeltplatz, und das Gebiet ist zwar mit einem niedrigen Zaun umgeben, aber auch nachts offen, so dass ich die Geysire besuchen konnte nachdem die meisten Tagestouristen abgereist waren.

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                    Der Namensgeber Geysir für alle Geysire weltweit bricht nur sehr unregelmässig aus, auf dem Bild rechts unten ist er vor sich hinschmollend und -brodelnd zu sehen.

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                    Deutlich fleissiger zeigt sich sein Nachbar Strokkur, der alle paar Minuten zur Belustigung der Touristen ausbricht (Funktionsweise ist z.B. hier erklärt). Die unteren 8 kleinen Bilder sind innerhalb von 1,5 Sekunden aufgenommen und drunter hab ich daraus ein bewegtes gif-Bild gebastelt...

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                    Nicht nur Geysire gibt es in diesem Hochtemperaturgebiet, sondern auch eine Vielzahl heisser Quellen, unten rechts die kieselgurhaltige und daher blaugefärbte Quelle Blesi.

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                    und weils so schön war nochmal 12 kleine Bilder des Strokkur, die drunter zu einem Filmchen zusammengefügt wurden...

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                    Am nächsten Tag besuchte ich Skálholt, bis etwa 1800 war dort ein Bischofssitz und ab Ende des 12. Jhdts gab es dort auch die erste Lateinschule Islands.

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                    Bald erreichte ich etwas östlich von Selfoss einen Teil der Ringstrasse, den ich bereits am ersten Tag hier in Island geradelt war und erreichte nach einigen Kilometern den Seljalandsfoss.

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                    23 Seljalandsfoss

                    Das Wetter war phantastisch und man kann von der Ringstrasse aus die Vestmannaeyjar im Meer sehen.

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                    Nachdem ich mein Zelt 500m entfernt vom Wasserfall aufgebaut hatte, machte ich noch einen kleinen Ausflug mit dem Rad, rund 500Hm auf einer Piste, um einen besseren Blick auf den Eyjafjallajökull (wurde durch seinen Ausbruch 2010 berühmt, als er Europas Flugverkehr lahmlegte), das Umland und die Vestmannaeyjar zu erhaschen.

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                    Wieder am Zeltplatz zurück besuchte ich zweimal den Seljalandsfoss, der gerade am Abend (bei passendem Wetter) mit recht phantastischen Regenbögen und Farben zu glänzen weiss.

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                    Am nächsten Morgen fuhr ich rund 15km zum Fährhafen Landeyjahöfn und mit der Herjólfur zu den Vestmannaeyjar. Von diesen Inseln und Reykjavík berichte ich im nächsten und letzten Teil.

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                    • boulderite
                      Fuchs
                      • 12.05.2012
                      • 1260
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                      #11
                      AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                      Fantastische Bilder, danke! Macht Lust auf Island per Rad.

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                      • radlfahrer
                        Gerne im Forum
                        • 07.10.2006
                        • 58
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                        24 Vestmannaeyjar

                        Gut 4000 Menschen leben auf den Vestmannaeyjar, eine Inselgruppe, die aus 14 Inseln, 30 Schären und 30 Felsen besteht.

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                        Mit der Fähre Herjólfur dauert die Überfahrt von Landeyjahöfn zur Hauptinsel Heimaey rund 30 Minuten.

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                        Der Name Vestmannaeyjar (dt. Westmännerinseln) ist die Geschichte zweier Siedler und befreundeten Häuptlinge. Hjörleifur Hróðmarsson siedelte mit seinem Clan auf dem Mýrdalssandur und wurde dort von zwei seiner irischen Sklaven getötet, die daraufhin zu den vorgelagerten Inseln mit einem Boot flüchteten. Ingólfur Arnarson, Freund von Hjörleifur, verfolgte die Mörder und tötete einige von ihnen auf der Insel Heimaey. Und da Norweger damals die Iren als Vestmenn bezeichneten, wurden die Inseln Vestmannaeyjar genannt.

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                        In der Nähe des Zeltplatzes erheben sich hohe Klippen und in den nächsten Bildern zoome ich auf mein Zelt... Dort findet auch Anfang August das Festival Þjóðhátíð statt, wenn sich rund 15 000 Menschen zu Konzerten, grossen Lagerfeuern, Feuerwerk und was sonst so dazugehört zusammenfinden.

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                        Die Papageientaucher zeigen sich erst abends in grossen Mengen auf den Klippen.

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                        Die beste Zeit des Fussballvereins ÍB Vestmannaeyja liegt schon etwas zurück, als sie dreimal isländischer Fußballmeister (1979, 1997, 1998) wurden und viermal den Landespokal (1968, 1972, 1981, 1998) gewannen.

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                        Die Vestmannaeyjar sind eine sehr junge Inselgruppe, gerade mal ca. 70.000 bis 100.000 Jahre alt und sitzen auf einem durchaus aktiven Vulkansystem. Im Nordwesten der Hauptinsel bildeten sich bei zwei Ausbrüchen vor rund 8000 Jahren der Tuffkegel Háin und die Klippen Norðurklettar. Vor etwa 6000 Jahren tauchten die Inseln Alsey, Brandur, Suðurey und Hellisey aus dem Meer auf. Die Krater Stórhöfði und der Kegel Sæfell sind rund 4500 Jahre alt. Die jüngsten Ausbrüche waren zwischen 1963-67 als die Insel Surtsey entstand, sowie 1973 der Ausbruch des Eldfell auf Heimaey, als alle Einwohner von der Insel evakuiert werden mussten.

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                        Ich bestieg nacheinander die beiden Vulkane der Insel, den jüngeren Eldfell und den älteren Helgafell.

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                        Am Abend besuchte ich nochmal die Klippen im Nordwesten, um die vielen Papageientaucher zu beobachten, die abends sich dort versammeln und mir den Sonnenuntergang anzusehen...

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                        Das Wetter wandelte sich tagsdarauf in nasskalt, der Wind kam jedoch aus östlichen Richtungen, so dass ich beschloss nach der Fährüberfahrt zum Festland gleich bis Reykjavík durchzuradeln.

                        Im letzten Teil also die Hauptstadt Islands...

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                        • radlfahrer
                          Gerne im Forum
                          • 07.10.2006
                          • 58
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                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                          25 Reykjavík

                          Der Warmwasserspeicher Perlan versorgt Reykjavík mit Warmwasser und heizt im Winter Gehwege und Straßen. Vom Dach der Tanks, die sich auf dem Hügel Öskjuhlíð südlich des Stadtzentrums befinden, hat man einen guten Ausblick auf die Hauptstadt.

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                          Die Hallgrímskirkja wurde vom Architekten Guðjón Samúelsson im expressionistischen Stil entworfen. Gotische Stilelemente wie Kreuzrippengewölbe und Spitzbogenfenster prägen das Innere der konventionellen fünfschiffigen Basilika. In der Mittelachse vor der Kirche befindet sich eine Statue von Leif Eriksson, dem isländischen Entdecker von Vinland, Nordamerika.

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                          Die Konzertorgel von Johannes Klais Orgelbau in Bonn hat 72 Register und 5275 Pfeifen.

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                          Der Bildhauer Einar Jónsson hatte bisweilen einen Hang zu heroischen und monumentalen Skulpturen. Die Themen seiner Skulpturen sind meist isländische Geschichte. Neben der Hallgrimskirkja werden seine Werke im Einar-Jónsson-Museum bzw. im angrenzenden Skulpturengarten gezeigt.

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                          Das 2011 eröffnete Konzerthaus und Konferenzzentrum Harpa (oder auch Tónlistar- og ráðstefnuhúsið í Reykjavík) ist Heimat der isländischen Oper und des isländischen Symphonieorchesters. Olafur Eliasson gestaltete die Fassade.


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                          Der See Tjörnin bietet mitten in der Stadt Lebensraum für Gänse, Enten, Schwäne und andere Vögel. Direkt am Ufer bzw. in unmittelbarer Umgebung sind das Rathaus der Stadt, das Isländische Nationalmuseum, die Universität, das Parlament (Alþingishúsið), die Fríkirkja und der Dom.

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                          Im Ráðhús befindet sich ein 3D Modell von Island

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                          Reykjavík ist voller Statuen und gerade die Nebenstrassen sind voll von kreativen Ideen und Überraschungen.

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                          Soweit ich das richtig im Lopf habe hat man in Nauthólsvík Sand aus Nordafrika aufgeschüttet und heizt durch Geothermie Teile des Ozeans bzw, ein paar hot pots am Strand.

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                          Das kulturhistorische Museum Þjóðminjasafn ist das Isländische Nationalmuseum und befasst sich mit der Geschichte Islands.

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                          Ich könnte jetzt Geschichten zu jedem einzelnen Exponat erzählen, aber das würde länglich... ich verrate aber die Übersetzung der Inschrift auf der Hochzeitsbank aus Skarð (16.Jhdt.) "Guð miskunna þú mér" oder in etwa... "Gott sei mir gnädig"

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                          Nicht die Hallgrímskirkja ist der Dom von Reykjavík, sondern die Dómkirkja und direkt daneben ist das Parlament Alþingi.

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                          Sólfar oder Sonnenfahrt von Jón Gunnar Árnason ist vordergründig ein Wikingerschiff, wenn man sich jedoch mit den Lebensumständen des Künstler auseinandersetzt, so könnte auch eine Interpretation in Richtung Fährboot für den Transport der Seelen in das Reich des Todes zutreffender sein...

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                          Übernachtet habe ich in Hafnarfjörður, ein Vorort von Reykjavík, der auf Lavahügel erbaut wurde, bzw. herumgebaut. Hafnarfjörður ist ein Zentrum des Elfenglaubens; erstaunlich viele Isländer sind davon überzeugt, dass diese Lavahügel von Elfen bewohnt sind. Direkt neben dem Skulpturenpark Víðistaðatún befindet sich eine Herberge und Campingplatz.

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                          Höfði wurde 1909 für den französischen Konsul erbaut. Vom 10. bis 12. Oktober 1986 trafen sich dort Ronald Reagan und Michail Gorbatschow.



                          Am letzten Tag machte ich einen Umweg zum Flughafen und besuchte u.a. Garður, mit seinem Leuchtturm, bevor mich dann am nächsten Morgen um 7 das Flugzeug nach München zurückbrachte. Am MUC schraubte ich mein halb demontiertes Rad wieder zusammen und fuhr an der Isar entlang nach München. Etwas nördlich von St Emmeram fuhr ich noch eine weitere Hochlandpiste, Isarsandur, nachdem die Hochwasserschäden entlang der Isar noch nicht ausgebessert wurden. Ich fuhr die Piste recht unbeschwert nach meinen Erfahrungen in Island.

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                          "Wie war's?" --- "Schee war's!"


                          Das war's... "Island 2013 - Rundum und mittendurch"

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                          • Melli135

                            Dauerbesucher
                            • 06.04.2009
                            • 906
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                            Toller und informativer Bericht, super schöne Fotos!


                            Allerdings wäre ein "Warnhinweis" in der Einleitung nicht schlecht, da Du ja mächtig Islandviren verteilst

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                            • I3eren
                              Anfänger im Forum
                              • 24.06.2011
                              • 39
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                              Wow! Episch! Das waren die ersten Worte, die mir beim ersten Schnelldurchlauf durch den Kopf gingen..

                              Diesen Bericht hebe ich mir für einige ruhige Stunden auf

                              Danke dafür
                              "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                              Da trieb im Meer bei Norderney
                              Ein Suahelischnurrbarthaar."
                              Joachim Ringelnatz - Logik

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                              • motion
                                Fuchs
                                • 23.01.2006
                                • 1520
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                                Sehr sehr schöner Reisebericht. Erinnert mich an meinen, auch wenn wir Teile Deiner Strecke im Februar unterwegs waren.

                                Im übrigen würden mich Fotos von Deiner Fahrrad Flussüberquerungsausrüstung interessieren. Wie bist Du darauf gekommen?
                                Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will.

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                                • Mika Hautamaeki
                                  Alter Hase
                                  • 30.05.2007
                                  • 3979
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch


                                  Genial!!!!
                                  Da wurden viele Erinnerungen wieder wach!
                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                  A. v. Humboldt.

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                                  • s1ndbad
                                    Gerne im Forum
                                    • 15.03.2013
                                    • 54
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                                    Toller Bericht, wahnsinnig schöne Bilder! Danke das du uns an deiner Reise hast teilhaben lassen.

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                                    • retebu
                                      Erfahren
                                      • 15.09.2008
                                      • 433
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                                      Wow
                                      Schön strukturierter Bericht ...

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                                      • Cameiro
                                        Gerne im Forum
                                        • 02.11.2011
                                        • 85
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                                        #20
                                        AW: [IS] Island per Rad - rundum und mittendurch

                                        Vielen Dank für dieses großartige Fotoalbum - tolle Aufnahmen!

                                        Ich schätze deine Einleitung und die optische Aufgliederung sehr - da steckt sehr viel Arbeit dahinter! Danke nochmal!

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