[FR] Jakobsweg in Burgund, eine Woche Sonne und Wein (Marnay-Russilly)

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    [FR] Jakobsweg in Burgund, eine Woche Sonne und Wein (Marnay-Russilly)

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    [FR] Jakobsweg in Burgund, eine Woche Sonne und Wein (Marnay-Russilly)
    Ende August 2013 (Fortsetzung der in Vorjahren schon gelaufenen Strecke, eine - besser einige - andere Geschichte-n)

    1. Tag: Besancon TGV - Marnay (2000 km bis SdC) - Abbaye d'Acey (30km)

    Wie schon die Versuche im Internet eine Verbindung zu finden zeigten, ist das Busnetz im ländlichen Frankreich nicht sehr dicht. Daher nach frühmorgendlicher Anreise nicht in Gy gestartet wo mich diverse Vorjahre hinführten sondern "wild" auf lokalen D Straßen vom einsamen TGV Streckenbahnhof bis Marnay. (kommt mit ca 18 km auf die gleiche Länge). Leider ist nur ein kleines Stück der alten Bahntrasse die ich in Emagny treffe begehbar. Dann wieder am markierten Weg. Der ehemalige Bahnhof von Chenevrey ist liebevoll gepflegt. Da ich so frisch unterwegs bin, daher die "Wandererkultur" noch von der Alltagsscheu überlagert ist und da es die "Dames" Beschilderung trägt verzichte ich auf den Blick ins "Abort" Häuschen um dessen aktuelle Nutzung zu ermitteln.

    Noch nicht in Burgund prägen Maisfelder und dann um das Kloster am Tagesende Energieschilfpflanzungen das fast ebene Landschaftsbild, überstrahlt von einer nach Auflösung von Hochnebelfeldern am Morgen beständigen Sonne. Die Aufnahme im Kloster erfolgt freundlich (ich war angemeldet), belege das Jugendhaus als einziger Pilger der Nacht. Das Klostergelände hat eine ruhige Atmosphäre, die Kirche ist sehr schlicht. Die wenige Einrichtung ist so angeordnet das die Mitte offen bleibt. Die Möglichkeit an den Gebetszeiten teilzunehmen nehme ich nicht mehr ganz wahr, den nach dem Essen schlafe ich schon vor der Komplet ein. Und am nächsten Morgen zieht es mich früh weiter, obwohl als ich aufwache die Mönche natürlich noch früher aufgestanden waren.



    2. Tag: Abbaye d'Acey - Mont Roland - Ferme de la Bussiere (36km)
    Sehr schnell bin ich wieder im "Pilgermodus". Da dazu nach dem Frühstück ein zweites gehört, ist es schade das ich in Theray nichts Brotähnliches (außer gefroren) kaufen kann. Da müssen die Riegel aus dem Proviant herhalten, den erst in Moissey gibt es den ersehnten Bäcker mit Epicerie (Brot, Käse, Obst) . Ansonsten gefällt mir, daß die Strecke durch die Örtlein untergliedert ist und andererseits eher durch Wald und Feld als an Straßen entlangführt. Das heißt aber nicht das nicht doch ein erheblicher Teil Hartbelag ist. In den Orten dann auch schon mal eine alte Weinkelter als Gartenzier.

    Nach der Frische und dem Hochnebel am Morgen wieder Sonne satt. Nahe dem Mont Roland (Wallfahrtskirche) etwas hügeliger ohne wirkliche Herausforderung. Der Berg schläft, außer mir ist nur der Orgelspieler in der Kirche, also ein Privatkonzert. Für eine Meditation zur Geschwindigkeit folgt jetzt ein Stück an der Autoroute entlang. Falls es das Schild mit dem Departmentwechsel zum Burgund gab, habe ich es verpasst. Die Beschilderung ist wieder mal sehr unterschiedlich, witzigerweise in oder nahe an Orten oft sogar zwei Schilder beieinander, bei Seitenpfaden auf die man nicht abbiegen würde wird im folgenden die durchgestrichene Muschel auftauchen, dann wieder an Verzweigungen das große Rätselraten. Ohne Wegbeschreibung nicht zu empfehlen, die Beschreibung möglichst aktuell halten (siehe übermorgen). Ein sehr entspannter Abend auf der Ferme, man fühlt sich sofort als Teil des Teams der aber glücklicherweise gerade im Moment nur für sich zu sorgen hat. Im Livre d'Or ein Eintrag von A. von vier Tagen vorher als fast jüngste Spur anderer Pilger (in einer Kirche war noch etwas aktuelleres).


    3. Tag: Ferme de la Bussiere - La Grange de Saule (29km)

    Man läuft um des Laufens willen, dann kann man es auch geniessen viele km an Fluß und Kanalrand entlang zu laufen, Camper mit den größten Boxen die ich bisher ausserhalb von Festivals gesehen habe - und davon gleich viele - und die Brötchenholenden Hausbootradler sind da schon willkommene Abwechslung zu Weide oder Mais links und Fluß rechts (beim Kanal andersrum). Bestimmt 5 Stunden dieses Tages sind damit beschrieben. Als man dann von dieser höhenmetermäßig wenig herausfordernden Strecke abweichen darf, treffe ich doch tatsächlich einen weiteren Pilger! P. ist ein junger Franzose der 2,5 Monate Zeit hat. Es ist aber einer seiner ersten Tage und er leidet ein wenig an den Füßen und unter der wieder vollen Sonne. Da wir unterschiedliche Laufstile haben, trennen wir uns unterwegs bald wieder, wissend das wir beide die gleiche Unterkunft vorhaben. Es ist die "Pilgerauslagerung" der Abbaye des Citeaux. Obwohl eine Unterkunft mit allem was man braucht, Dusche, Bett in Campingwagen, Wäscherack, Bibliothek, sogar Miniepicerie und Kühlschrank, sehr herzlichen individuellem Empfang, sozusagen deutlich spürbarem Bemühen der Betreuer, ist es nach der Mitlebemöglichkeit in Acey einfach schade das Pilger so "ferngehalten" (3km!) werden. Ich kann mir auch nicht helfen ein wenig mehr finanzielles Engagement (ins Gebäude) scheint auch möglich, für selbsttragende Herbergen ist der Pilgerstrom auf diesem Seitenkanal einfach zu klein (ca. 200 Gäste im Sommer=Jahr; ich würde mal schätzen das die Lage etwa 30 bis 50 % der Grundgesamtheit "erwischt"). Dafür ist es ruhig, ein toller Sternenhimmel, mit malerisch drapierten Pferden (gehören nicht zur Herbergenausstattung).


    4. Tag: La Grange de Saule - Beaune (ca 44km, 1 Stunde "allein im Wald")
    Schlechte Vorbereitung rächt sich. Unweit der Scheune gibt es einen "direkten" Weg nach Beaune (etwa 30 km). Um den "Haken" zum aus dem Norden kommenden Jakobsweg voll auszulaufen bin ich aber weiter nach Nuits-St-Georges. Und schon kurz hinter der Abbaye wich die Markierung von der alten Beschreibung ab. Munter folgte ich dem Weg in den Wald und rechnete mir auch so ungefähr aus wie es weitergehen könnte. Das es nach einiger Strecke auf einen kleinen Waldweg abging fand ich auch noch schön, nur das dies das letzte Jakobswegzeichen war das ich für lange sehen würde war dann weniger gut. Wahrscheinlich hätte ich einmal geradeaus weiter gehen müssen, ich bin aber der letzten verbliebenen Markierung (der Weg ist auch noch mit gelegentlichen "Weg der Mönche" Pfosten beschildert) gelb rot nach links nachgegangen und kam dann fast wieder da an wo ich in den Wald eintrat. 1,5 h für eine Strassenstrecke von 2 km da hat wohl was nicht gestimmt. Schon ohne diesen Schlenker hat der Weg bis Beaune an die 40 km. Klug wäre die Nutzung eines freundlichen Herbergsangebotes in Nuits-St-Georges oder das Ausweichen auf die Rückfallschlafmöglichkeit gewesen. Wer ist schon immer klug?. Jedenfalls nach dem Waldabenteuer fingen bald die Weinberge an, d.h. jetzt völlig schattenlos in mittlerer Hanglage mit weitem Blick über Weinflächen. Merklich nicht arme Dörfer meist mit Namen die einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen (soweit noch vorhanden - keine Sorge Wasser wird auf Nachfrage immer gerne geliefert, sodass ich mit einigen Füllungen der 1,5 l Flasche immer gut auskomme). Gegen Abend dann auch deutliche Erschöpfung, wohl auch wegen des gut gekochten Kopfes nicht mehr aufgehört sondern bis ins erste Hotel vor Beaune gelaufen, glücklicherweise ein B+B (andere Anbieter hätten das dreifache gekostet). Dusche, Abendessen aus Vorrat, die jetzt mehr oder weniger ehrenvoll erworbenen Blasen gepflegt und Ausgeknipst bis zum Morgen. (Ganz recht es hat der Wein gefehlt aber geschlafen hab ich trotzdem tief).


    5. Tag: Beaune - Chagny (25km)
    Beim Frühstück traf ich zwei Pilgerinnen die aus der Dijon Route kommend auf den Weg dazugestoßen sind. Dort geht es wohl etwas deutlicher auf und ab als in der in dieser Hinsicht ja gemäßigten Franche Comte.
    Morgens sind Städte immer besonders interessant, die Straßen werden gefegt oder hier auch gesaugt, Anlieferer verteilen Nachschub und die Touristen schlafen noch. Ich lasse mir Zeit habe aber nicht die Geduld bis zur Öffnung z.B. des Hotel Dieu zu warten, das ich aber auch schon aus anderen Besuchen kenne. Und schon am zweiten Tag sind Weinberge nicht mehr ganz so spannend, auch wenn gerade fleißig und mit Affentempo eine Weinrasur stattfindet. Glücklicherweise ist es auch ein Radweg und mit den überholenden oder entgegenkommenden Gruppen hat man dann ein wenig internationale Abwechslung. Es startet mit einer deutschen Rentnertruppe die z.T. wirklich alt aussieht, das meint ganz positiv, daß man sich Pedelec und Gepäcktransport sei Dank doch einiges zutrauen kann in einem Alter in dem sonst Busreisen angesagt waren. Dann die Neuseeländer - ich würde dort ja auch durch die Gegend laufen warum sollten die also hier nicht radfahren - und wirtschaftlich sind sie sicher einträglicher wie ich selber. Bei gemischtalten Belgiern schliesslich bin ich wieder froh allein unterwegs zu sein, den an sich ungleichen Kampf Rad gegen Fußgänger kann ich über eine erstaunliche Strecke - ohne (bewußt) schneller zu gehen - für mich entscheiden, weil sie dauernd aufeinander warten. Schlußendlich bin ich gnädig und lasse sie ziehen Für mich bringt die Radweginfrastruktur schöne Rastplätze auch wenn ich die Radständer nicht brauche. Ein Abstecherchen in den Wald über dem Wein ist willkommen. Auf dem Kalkboden bei der trockenen Weinklimazone gedeiht natürlicher Buchswald unter dem irgendwas Überdach. Das führt zu recht verzauberten Waldweglein, v.a wenn sie tunnelartig freigehalten werden.
    Am Schluß mal wieder ein Treidelpfad am Kanal, der Jakobsweg läuft rechtsseitig, links ist asphaltiert (Radweg), dort stehen aber auch die Bänke. Heute schlauer und Rückfallschlaflösung genutzt (d.h. Tarp, Neo air; Schlafsack und Kocher waren ja schon im Einsatz). Damit auch Dusche zugänglich wird, passiert das auf dem Campingplatz von Chagny. Ich scherze noch mit den Nachbarn wer lauter schnarcht, ahne ja nicht das irgendwo an der Bahnstrecke im Umfeld eine Nachtbaustelle ist wo bei Füllung jedes LKW per Hupe der nächste geordert wird... Trotz etwas viel abendlichen Wein und Stöpseln hält mich das einige Stunden wach. Der Schlafsack kommt beim beginnenden Herbst zwar an seine Grenzen es bleibt aber noch ausreichend über dem Ungemütlichpunkt.


    6. Tag: Chagny - Russily - (Givry ca 22km)
    Ein grandioser Abschluss der Jakobswegetappen, zwar nochmal viele Weinberge aber heute ein angenehmes auf und ab, immer wieder auch Wald, schöne alte Kirchen und ganz am Schluss eine Trockenweide. Eigentlich kann man schon deutlich vor Russily nach Givry abzweigen (das ich mir als Übernachtungsort auserkoren hatte) aber ich wollte eine klare "Verortung" meines Wegendes. Tatsächlich ist rein wegtechnisch dann auch Givry als wiedermal Altbahnlinienradwegetappenort für den Weg bis Cluny möglich. Wann und wo es hier weitergeht wer weis. In Givry ein Chambre d'hote bei einem Winzer - fand ich sehr passend.


    7. Tag: Givry - Chalon sur Saone (9km)
    Noch einmal Eisenbahn gespielt und auf der "Voie verte" dahingepufft, dann die Rückfahrt. "Natürlich" vorm Bahnhof (es ist ja sooo ungewöhnlich dort Menschen mit Rucksack zu sehen) A. getroffen (siehe goldenes Buch Tag 2). Ich war nicht überschnell sondern Sie kam mit dem Bus aus Taizé wo sie einige Tage war. Lief zwei Wochen ab Belfort, war auch schon zu Fuß in S.d.C. und berichtete von einigen ähnlich erstaunlichen Begegnungen mit Menschen aus ihrem Heimatumfeld mitten unterwegs. Das war noch eine schöne Begegnung in der ja ansonsten noch bescheidenen Mitpilgertruppe dieser Woche. Lustig auch die Werbung am Bahnhof:
    Zuletzt geändert von Nummersicher; 06.09.2013, 05:11.
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