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Mitreisende | |
Land: Kirgistan
Reisezeit: Juli 2013
Region/Kontinent: Zentralasien
Tian Shan - hohe Blumenwiesen, wilde Flüsse und schwarze Gletscher
Anreise:
Die Rucksäcke stehen seit gestern mehr oder weniger vollständig gepackt in unserer Wohnung. Ich fülle in die Nalgene noch etwas Wasser - schließlich ist bis zum Abflug noch ein bisl Zeit und es ist warm. Da es bei dem Vorsatz die Russischkenntnisse aufzufrischen geblieben und das Heft mit den russischen Reisevokabeln nicht zu finden ist, lade ich schnell noch ein paar russisch Apps runter - die sich alle als nicht hilfreich herausstellen sollen . Oli geht schon mal runter und wenig später steht auch der Airportliner schon vor der Tür. In jedes Zimmer werfe ich noch mal ein Auge und dann nehme ich meinen Rucksack und sperre die Tür für die nächsten 3 Wochen zu. Auf dem Weg zum Münchner Flughafen dann erste Zweifel, habe ich alles eingepackt. Die Kamera hat Oli noch in unser Handgepäck gesteckt, aber wo ist eigentlich die Nalgene? Noch in Regensburg :-/ Aber sonst müsste alles dabei sein. Als wir am Flughafen eintreffen steht schon eine lange Schlange am Schalter. So hat Oli Zeit uns noch etwas zu trinken zu besorgen. Nach ca. einer halben Stunde sind wir dann endlich an der Reihe. Zuerst findet Olis Rucksack den Weg auf die Waage - 19,8...19,9...20,00 - Punktlandung, zumal auf unseren Tickets nix von unseren 10kg Übergepäck vermerkt ist. Als ich meinen Rucksack auf der Waage ablege schwankt die Anzeige auch zwischen 19,8 und 20,0kg. Passt. Die Rucksäcke müssen allerdings als Sperrgepäck aufgegeben werden - wegen der Bänder und Schnallen. So warten wir noch bis unserer Rucksäcke gescannt wurden - sogar den Kocheraufsatz im Topf haben sie erkannt und die Oatsnacks müssen nicht mit Verdacht auf Sprengstoff ausgepackt werden Pünktlich um 13:30Uhr startet unser Flieger Richtung Istanbul. Nach ca. 2h Aufenthalt auf dem Flughafen Istanbul geht es wieder in die Lüfte. Beim Start fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen - meine frisch gewaschene Regenjacke hängt noch im Arbeitszimmer - so ein Mist. Der Flug ist unerträglich warm und die trockene Luft im Flieger tut schon fast weh in der Nase beim atmen "wahrscheinlich will Pegasus nur ganz viele Getränke verkaufen" frotzelt Oli. Aber nach nicht ganz 5h haben wir es geschafft und wir müssen unsere Sitznachbarin nicht mehr beim schlafen stören, weil wir uns unterhalten - wir sind in Bishkek. Ohne Probleme bekommen wir die Einreisestempel und hier ist unser Gepäck auch nix besonderes und kommt auf dem Gepäckband angefahren. Dann wird der erste Geldautomat erstmal um etwas Geld erleichtert und dann hilft uns Almadaj, die wir bereits am Münchner Flughafen kennengelernt haben, ein Taxi nach Karakol zu besorgen. Wir bedanken uns für ihre Hilfe und verabschieden uns von ihr. Dann laden wir unsere 7 Sachen ins Auto und fahren los. Unsere Reise geht allerdings erstmal nur bis zur Busstation in Bishkek, bzw. vorher wollen wir noch etwas zu trinken und halten an einem Supermarkt, der sogar gegen 6Uhr schon geöffnet hat. An der zentralen Busstation steigen wir dann in ein anderes Auto um - zu einem Ehepaar. Die beiden versuchen sich mit uns zu unterhalten, aber mit unseren mageren Russischkenntnissen gestaltet sich das echt schwierig, deshalb wird kurzerhand die Tochter telefonisch dazugerufen, da sie englisch spricht. Und so unterhalten wir uns über sie miteinander. Wenig später treffen wir sie auch noch persönlich und wir können mit ihr ausmachen, dass ihr Vater uns auch am nächsten Tag von Karakol nach Džergalan fahren kann und dass er uns heute noch zu einer heißen Quelle fährt - auch wenn wir dass mit dem heiß nicht verstanden oder mitbekommen haben. Als wir dann nicht in die warmen Fluten springen, sind unser Fahrer, seine Frau und seine 2 kleinen Kinder, die wir unterwegs noch eingesammelt haben etwas enttäuscht - aber wir sind nicht auf das baden in heißen Quellen vorbereitet und wollen dafür nicht unser Tourhandtuch benutzen. Wir ziehen eine Erfrischung unserer müden Gesichter im eiskalten Bach vor - Oli hat die ganze Fahrt eisern durchgehalten, während ich ständig wegen Schlafentzug eingeschlafen bin. Als wir endlich in Karakol sind fragt sich unser Fahrer zum Hotel Amir durch - was sensationell gut funktioniert. Dort angekommen ordern wir erst einmal ein Mittagessen und schauen 4 Österreichern beim packen ihrer Rucksäcke zu, bevor wir uns auf dem Weg zu Ecotrek machen um unser Borderpermit für die Wanderung abzuholen, im Sportgeschäft Gaskartuschen zu kaufen und Ausschau nach einer neuen Regenjacke für mich zu halten - leider nix in meiner Größe, alles viel zu groß. Nachdem alles in der Stadt erledigt ist, sitzen wir noch eine Weile auf der Hotelterrasse und essen dort zu Abend. Wir stellen den Wecker auf 6Uhr und schlafen total übermüdet sofort ein.
1. Tag:
Der Wecker holt uns aus unseren Träumen und dann nutzen wir noch ein letztes Mal die Dusche und beginnen die Rucksäcke endgültig zu packen. Leider sind wir noch nicht um 7Uhr beim Frühstück, sondern erst halb 8 - alle Plätze im Frühstücksraum sind von einer dänischen Reisegruppe belegt und wir verziehen uns auf die Terrasse, allerdings ist es hier noch ziemlich frisch und wir ziehen sofort als sich die Gelegenheit ergibt nach drinnen um. Danach befragen wir das Internet noch schnell, ob es Geocaches auf unserer Strecke gibt und siehe da - ein Tradi und ein Earthcache. Wir speichern die Koordinaten im GPS und fotografieren die Cachebeschreibungen. Danach geht es noch mal in die Stadt, schließlich brauch ich immer noch eine Regenjacke. Aber so früh haben die Sportgeschäfte in Karakol noch nicht auf. Auch als wir später mit unserem Fahrer wieder dort vorbeifahren ist noch alles geschlossen. Deshalb leihen wir mir bei Ecotrek eine Jacke aus, die auch viel zu groß ist und schon deutlich ihre besten Tage hinter sich hat - spätestens seit jemand mit seinen Steigeisen darauf gestiegen ist. Sau schwer ist sie außerdem! Aber jetzt sind wir endlich startklar und so fahren wir nach Džergalan. Der Weg dorthin scheint kein Ende zu nehmen, immer wenn ich denke wir sind bestimmt bald da biegt unser Fahrer in eine völlig andere Richtung ab als ich erwarte. Nach ca. 2 Stunden haben wir es dann aber geschafft. Kurzfristig entscheiden wir uns an einer Wegkreuzung in Džergalan unsere Tour in einem anderen Tal zu beginnen - laut Karte kann man so etwas Strecke sparen, aber dass die Karte nicht immer ganz verlässlich ist, wird sich noch des Öfteren im Verlauf der Wanderung zeigen. Wir beginnen unsere Wanderung gleich mit einer kleinen Bachquerung - wer kippt vom Stein und tritt voll ins Wasser? Die Caro. Aber der Schuh bleibt trocken. Anders Olis Schuhe und Socken als er ein paar hundert Meter weiter im Sumpf einsinkt - bis zum Knie. Wir kämpfen uns durch Gestrüpp, bis wir auf Trampelpfade von Kühen und Schafen treffen und diesen folgen.
Dann der nächste etwas "wildere" Bach - ich bekomm Schiss, weil das mit dem Gleichgewicht und dem 20kg Rucksack irgendwie noch nicht so gut klappt und dann ist es passiert, voll ins Wasser - natürlich gleich mit beiden Schuhen, weil ein trockener ja auch doof ist
Wir nutzen diesen Anlass für die erste Pause ich trockne meine Schuhe und Socken und wir genießen die Sonne. Nachdem alles einigermaßen trocken ist gehen wir weiter mitten durch eine Herde Kühe, die sich von uns nicht beeindrucken lässt, bevor es zum nächsten Anstieg geht, der sich als wir oben angekommen sind als nicht notwendig erweist - wir hätten doch den Hang auf der anderen Talseite hinauf gemusst. Immerhin sehen wir von unserem erklommenen Hügel wie zwei Schafherden ins Tal getrieben werden. Bevor wir den richtigen Anstieg angehen treffen wir auf ein paar Pferde und gönnen uns noch eine Pause. Wir stärken uns mit einem Oatsnack für die kommenden Strapazen und machen ein kurzes Nickerchen - der Schlafentzug und die Zeitumstellung scheinen uns noch ein wenig nachzuhängen. Dann geht es lang und steil nach oben - der Blick ins nächste Tal zeigt nicht was wir sehen wollen. Wir müssen noch ein Tal weiter - verdammt.
Also geht es wieder bergauf, bevor wir einen steilen nicht enden wollenden Abstieg durch kniehohe nasse Blumenwiese hinter uns bringen. Als wir unten sind beginnt es schon langsam zu dämmern und so wirklich schöne Zeltplätze hat es hier nicht. Nach ein wenig suchen finden wir aber eine einigermaßen gute Fläche für das Zelt - ein paar Kühe haben diese scheinbar auch schon für gut befunden, zumindest finden wir ein paar Beweise dafür Während ich das Zelt aufbaue, startet Oli den Kocher - so können wir gemütlich im Zelt essen, weil wir zeitgleich fertig werden. Wir gehen nur noch mal raus um unsere Zähne zu putzen und dann versuchen wir zu schlafen, aber es ist viel zu warm um im Schlafsack zu liegen. So verpassen wir auch nicht das stundenlange Gewitter und den Dauerregen, der zumindest für etwas Abkühlung sorgt, so dass wir doch ab und zu ein Auge zu bekommen - aber wirklich erholsam ist die Nacht nicht.
Tag 2:
Wir werden unfreiwillig um 6Uhr von Olis Handy geweckt. Als wir es endlich gefunden und zum schweigen gebracht haben, machen wir die Augen noch mal zu bis es uns im Zelt zu warm wird, weil die Sonne voll darauf scheint. Bevor wir alles zusammenpacken stärken wir uns mit einem Müsli für die heutige Etappe. Gerade als wir anfangen das Zelt zusammen zu legen fängt es an zu regnen - super Auftakt in den Tag Zum Glück haben wir die Gamaschen an, denn es geht wieder durch kniehohes, nasses Gras langsam aber stetig bergab bis unter die Baumgrenze - hier ist zwar das Gras nicht mehr so hoch, dafür wird der Hang immer steiler. Wir freuen uns, als sich vor uns eine weite Wiese mit einer Kuhherde auftut. Als wir auf Höhe der Kühe sind, entdecken wir neben dem Fluss Tjup eine Holzhütte - erinnert an eine Bergalm in den Alpen *soll auch die einzige in dieser Art auf unser weiteren Tour bleiben*. Im Schatten einiger Bäume machen wir Pause. Hätten wir da schon geahnt, dass wir ca. 500m weiter nach einer geeigneten Stelle für eine Flussquerung suchen müssen, hätten wir diese sicher noch verschoben. An dieser Stelle hat der Fluss den Berg so unterspült, dass ein senkrechter Felshang den Fluss auf unserer Seite begrenzt. So suchen wir dann noch einmal fast eine Stunde nach einer guten Furtstelle - die wir aber nicht finden, weil der Fluss entweder viel zu tief oder die Strömung zu reißend ist. Somit haben wir eine ungeplante Bergetappe gewonnen. Es ist sehr steil und mit dem 20kg Rucksack alles andere als ein Vergnügen. Einfach nicht nach unten schauen und weiter hoch kraxeln. Ab und zu rutscht man einfach weg und es ist schwer voran zu kommen, aber irgendwann sind wir dann oben und haben zumindest eine schöne Aussicht, auch wenn wir nahezu keine Strecke gemacht haben. Beim Abstieg ins Tal können wir dafür auch einiges an Weg hinter uns lassen.
Oli entdeckt dabei eine weitere mögliche Problemstelle - die sich zurück am Fluss auch tatsächlich bestätigt. Wir haben für heute genug von Kraxelei und weil wir nicht wissen, was uns danach erwartet entscheiden wir uns diese auf morgen zu verschieben und suchen uns einen schönen Zeltplatz. Wer die Wahl hat, hat die Qual - wir stellen das Zelt etwas weiter vom Fluss entfernt, weil es am Flussufer ziemlich laut ist.
Nachdem unser Lager errichtet ist, steht noch kurz Körperpflege auf dem Programm und dann gibt es Abendessen. Just in time werden wir fertig, bevor der Regen und das Gewitter einsetzen.
Tag 3:
Heute ist kein guter Tag. Viel Umweg mit vielen Höhenmetern, wenig Strecke und vielen Verlusten Beim zusammenpacken am Morgen fehlen Olis Gamaschen - sie sind nicht dort wo sie sein sollten und auch sonst nirgends zu finden. Stattdessen hängen sie wahrscheinlich irgendwo im Gestrüpp von unserer gestrigen ungeplanten Bergetappe Also trampele ich im kniehohen Gras mit meinen Gamaschen voran und Oli hinterher, damit er nicht allzu nass wird. Tagesstart gleich mit dem gestern verschobenen steilen Anstieg.
Aber als ob das nicht genug ist, erschweren auch noch mannshohe Büsche unser Weiterkommen. Ständig bleibt man irgendwo hängen. Um die Büsche zu umgehen, kann man einen noch steileren Hang wählen, was wir auch tun. Beim Abstieg rutschen wir mehrere Male aus und irgendwann ist es passiert - einer von Olis Stöcken ist am untersten Element verbogen und wenig später ist das unterste Element eines meiner Stöcke abgebrochen - so eine Scheiße. Oli nutzt seinen krummen Stock weiter, auch wenn der keine Belastung mehr zulässt und ich zieh mit dem restlichen Stummel von meinem rechten Stock weiter - was den Abstieg nicht einfacher macht. Am Fluss angekommen geht es welch Wunder mal wieder nicht weiter & wir müssen mal wieder kraxeln - diesmal kann man allerdings die Gefahrstelle nicht so gut umgehen und wir müssen direkt über dem Fluss entlang. Ein falscher Schritt kann Dank den schweren Rucksäcken der letzte sein - da kommt mir auch schon das GPS entgegen gefallen, aber ich bekomm es noch gegriffen und steck es in die Hosentasche. Der Abstieg ist nicht viel einfacher & endet erneut im Gestrüpp. Man ist das nervig - weil rutschig & weil ständig die Äste wieder hoch oder zur Seite schnippen und man andauernd daran hängen bleibt. Als das überstanden ist waten wir weiter durch eine kurzes Stück Wiese - kniehoch, bis wir sehen, dass es wieder nur mit Kraxelei weiter geht. Dann fängt es auch noch an zu regnen und wir finden zum Glück Unterschlupf unter ein paar Tannen. Wir haben beide die Nase voll von Steigeinlagen, zudem sind unsere Füße und Schuhe völlig nass. Als die Rucksäcke abgestellt sind stelle ich fest, dass meine Wasserschuhe nicht mehr am Rucksack sind - jetzt ist bei mir der absolute Nullpunkt erreicht - überall Kratzer von dem Gestrüpp, nervenaufreibende gefährliche Klettereinlagen & jetzt sind auch noch die Schuhe weg, die noch für einige Flussquerungen notwendig sind. Als der Regen kurz aussetzt laufe ich noch mal durch die nasse Wiese, das widerspenstige Gestrüpp und ein Stück des letztes Abstieges wieder nach oben, da sehe ich den Stummel von meinem abgebrochenen Stock & dann ein paar Meter weiter die roten Sohlen meiner Schuhe – noch mal Glück gehabt. Als ich wieder zurück bin, stellen wir das Zelt in der Nähe unseres Unterschlupfes auf und ruhen uns erstmal aus. Gegen halb 7 essen wir Abendbrot und schauen danach noch einmal auf die Karten, bevor die Nacht kommt.
Tag 4:
Wir schlafen bis 9 Uhr - da getraut sich auch langsam die Sonne heraus. Deshalb häng ich unsere nassen Sachen über die am Vorabend installierte Wäscheleine zum Trocknen und auch die Schuhe werden zur Sonne ausgerichtet. Bis alles einigermaßen trocken ist, verkrümeln wir uns noch mal in die Daunen bis im Zelt Saunatemperaturen herrschen. Gegen 12Uhr sind wir startklar - mit trockenen Socken und Schuhen bereit für den Anstieg. Vor 60 Jahren, wo die russischen Karten von der Gegend entstanden sind, ging der Weg vielleicht tatsächlich noch wie eingezeichnet direkt am Fluss entlang - aber die Karten brauchen eindeutig mal ein Update, so kann man sich zumindest auf diese Bergetappen einstellen und muss sich nicht wie wir um eine Problemstelle nach der anderen manövrieren. Beim Aufstieg versuchen wir die Büsche möglichst zu meiden.
Fast ganz oben entdecken wir dann einen Trampelpfad direkt durch das Gebüsch, dem wir einfach folgen.
Beim Abstieg fast nur Gestrüpp, welches wir jedoch ganz gut umgehen können. Danach geht es erstmal über relativ kurze Wiese bis wir erneut ins Gestrüpp abbiegen und uns viele neue Kratzer einhandeln. Bevor es noch schlimmer wird, weil das Gewächs immer dichter wird, steigen wir weiter hinauf und umgehen somit das Schlimmste. Beim Abstieg folgen wir wieder Spuren von Kühen und in der Ferne donnert es schon. Als es regnet suchen wir uns einen Unterstand zwischen 2 Tannen. Beim Warten, dass der Regen aufhört bemerken wir eine Straße oberhalb von uns. Da hätten wir vermutlich locker entlang spazieren können, wenn wir nicht kurzfristig den Startpunkt unserer Tour geändert hätten - nie wieder wird der ursprüngliche Plan so überstürzt über den Haufen geworfen, soviel ist klar. Wir hätten und 3 Tage Gestrüpp und Steilhänge sparen können. In der Ferne sehen wir Pferde weiden. Als wir uns nach dem Regen nach einem geeigneten Zeltplatz umsehen wird unsere Wanderung weiter als geplant, da die Wiesen entweder extrem feucht oder schief sind. Neben uns taucht irgendwann ein von drei kläffenden Hunden bewachtes Zelt auf. Etwas später reitet der Besitzer mit einem Fohlen im Schlepptau in der Ferne vorüber uns grüßt uns winkend. Noch ein Stück weiter sehen wir Hütten und Zelte am anderen Flussufer, unsere Anwesenheit sorgt scheinbar für Aufsehen in der Siedlung und wenig später statten uns zwei kleine Jungs mit einem Pferd einen Besuch ab und begrüßen uns.
Wir plündern kurzerhand unseren Süßigkeitenbeutel und geben jedem ein paar Bonbons und einen Pickup Riegel, weil wir sonst nur Müsliriegel haben. Ein paar hundert Meter weiter tauschen wir die Stiefel gegen unsere Watschuhe und queren einen Wasserlauf, bevor wir ein nettes Plätzchen zum Übernachten finden.
Beim Erkunden der näheren Umgebung finden wir die Reste einer Hütte. Das verrostete Blech eines Ofens nehmen wir als Windschutz zum Kochen mit zu unserem Lager - es funktioniert wunderbar.
Gerade als wir mit dem Zähneputzen fertig sind interessiert sich eine kleine Gruppe Stiere für unser Zelt & kommt immer näher - aber Oli hat sie durch seine bloße Anwesenheit erfolgreich vertrieben und wir können beruhigt einschlafen.
Tag 5:
Die Sonne weckt uns. So haben wir Gelegenheit unsere Schuhe noch mal zum Trocknen aufzustellen. Bis das Zelt trocken ist gönnt sich Oli noch eine Mütze Schlaf, während ich die Wolken beobachte. Gerade als wir das Zelt abbauen kommt noch einmal der größere der beiden Jungs angeritten und schaut uns interessiert zu wie wir packen.
Dann starten wir unsere heutige Etappe über leichte Hügel mit nassem Gras bis wir auf die Straße stoßen. Von da an geht es richtig zügig voran und wir schwören uns erneut nie wieder die Route bzw. den Startpunkt so kurzfristig zu ändern Wir sind noch keine 2h unterwegs, da treffen wir auf die nächsten Zelte & Hütten von Hirten und bestaunen deren Zaun aus Schnur und Plastiktüten und was sich sonst so gefunden hat, z.B. alte Thermoskannen und Krüge. Dort queren wir endlich den Fluss Tjup und biegen dann in das Tal zum ersten geplanten Pass, dem Ašuu-Tёr, ab.
Nun geht es langsam aber stetig bergauf bis wir die 600Hm bis auf 3649m geschafft haben. Auf dem Weg hinauf stolpern wir über einen Schädel - wir vermuten von einem Steinbock und hier wächst jede Menge Edelweiß.
Kurz vor dem höchsten Punkt sehen wir zu unserer Rechten eine große Schafherde. Oben angekommen, genießen wir die grandiose Weitsicht und halten diese auch fest und dann begleitet uns parallel eine andere Schafherde, die von einem Reiter ins Tal getrieben wird. Auf unserem Weg hinunter ins nächste Tal laufen wir durch eine Wiese mit ganz viel verblühtem Schnittlauch - der Geruch ist unverwechselbar Außerdem beäugt uns aus der Ferne eine Herde Pferde und wir finden 2 weitere Schädel von Steinböcken - aber keine sonstigen Knochen von den Tieren. Im Tal angekommen Zelten wir auf einer großen Wiese direkt am Ufer des Baches, den wir am nächsten morgen queren wollen. Heute haben wir richtig viel Strecke gemacht - laut Karte 19km - und die Füße melden auch Pause an. Als wir gegessen und unsere Zähne geputzt haben, taucht die Schafherde mit dem Reiter wieder auf - der hat ganz schön zu tun allein die ganze Herde beisammen zu halten und muss ständig wieder zurück reiten um ein paar Nachzügler einzufangen. Danach kommt aus einem anderen Tal auch noch eine Herde Kühe angerannt. Ziemlich viel Betrieb hier. Als alle an uns vorbei sind, kriechen wir in unsere Schlafsäcke.
Tag 6:
Oli macht die Augen auf und sieht ganz viele Schatten von Kühen auf der Zeltwand. Er sondiert die Lage. Die Kühe sind neugierig und dazu noch tollpatschig, deshalb stolpern sie ab und zu über unserer Abspannleinen oder treten auf einen der Heringe. Das ganze Zelt ist umstellt von Kühen und manche sind so von unserem Zelt angetan, dass sie beginnen zu kopulieren. Klingt lustiger als es ist, schließlich sind wir noch im Zelt und so ne Kuh ist ziemlich schwer. Muss nur eines der Tiere so stolpern, dass es auf dem Zelt landet. Deshalb packt Oli in einer Hauruck-Aktion seinen Rucksack und schafft diesen auf die andere Zeltseite, weil sich die Kühe von unseren Rufen nicht beeindrucken lassen. Ich packe weiter im Zelt, bis erneut eine Kuh über die Abspannleinen stolpert, da wird es mir auch zu heiß im Zelt. Ich nehme einen großen Beutel mit Klamotten und schleudere ihn in der Luft und rufe "Weg mit euch" und die Kühe ziehen Leine. Als Oli zurück ist fuchtelt er noch mit seinen Stöcken rum und vertreibt so den Rest. Jetzt können wir es auch etwas entspannter angehen lassen. Wir packen in Ruhe und während wir das Zelt in der Sonne trocknen lassen essen wir erst mal Frühstück. Das trockene Zelt packen wir danach ein und dann geht es gemeinsam durch den eiskalten Bach. Am anderen Ufer lassen wir unsere eisigen Füße von der Sonne trocknen und wärmen, während wir unsere Rucksäcke in aller Ruhe richtig einräumen. So früh waren wir in den letzten Tagen noch nie auf den Beinen und gerade heute hätte ich gern noch etwas länger geschlafen, aber was soll’s, schließlich haben wir heute gleich zwei Pässe vor uns, da kann man auch mal zeitig los. Der erste Pass will Gar nicht aufhören und irgendwie finden wir auch den breiten Feldweg, den unsere Karte ankündigt nicht - hier ist gar nix nicht mal ein Pfad *soviel zur Verlässlichkeit der Angaben in der Karte*
Als wir endlich oben sind sehen wir in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Vier- und Fünftausender. Dort entscheiden wir auch unsere erarbeiteten Höhenmeter nicht gleich wieder hinunter zu laufen, sondern wir bewegen uns relativ niveauneutral entlang des Hanges parallel zum Tal. Bis wir sehen, dass wir so leider nicht ganz durchkommen. Bei ein paar Felsen beschließen wir eine ausgiebige Pause einzulegen, welche durch ein Murmeltier recht kurzweilig ist.
Wir schauen dem scheuen Tier zu wie es Erde und Steine aus seinen Gängen schafft. Leider ist unser Pausenplatz ziemlich windig und die Sonne versteckt sich leider auch immer hinter den Wolken, so dass es nicht wirklich gemütlich ist. Also packen wir nach ca. 1h Pause unsere 7 Sachen wieder zusammen und bringen einen spektakulären Abstieg hinter uns - weil ziemlich steil und mit einigen Felspassagen, die wir aber Größtenteils ganz gut umgehen können. Unten angekommen füllen wir unsere Wasserspeicher für den anstehenden Pass auf. Wir laufen wieder über blumige Wiesen und da bekommt Oli einen Heuschnupfenanfall & fühlt sich dadurch so richtig krank. Vermutlich weil hier das Gras so hoch ist - die Schafe und Kühe haben hier scheinbar noch nicht so ausgiebig "gemäht" wie in den anderen Tälern. Als der Pass endlich erklommen ist, sind die Schneegipfel noch ein Stück näher und wesentlich imposanter. Der Abstieg hätte allerdings schöner sein können. Zunächst stapfen wir ca. 1km durch Sumpf - voll eklig. Als wir das endlich hinter uns haben und nach einem Zeltplatz Ausschau halten ist der Fluss, einer der Zuflüsse des Éčkili-Taš, trocken. Bis im Fluss außer Steinen auch wieder Wasser ist und wir ein passendes Plätzchen gefunden haben ist es fast 19Uhr und wir sind deutlich weiter ins Tal hinab gestiegen als geplant - aber wir haben ja auch einiges aufzuholen
Tag 7:
Stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein - so werden wir heute morgen geweckt. Unser Zelt steht mal wieder so, dass die Sonne voll drauf scheint - lang halten wir es also nicht darin aus. Und so begeben wir uns nach einem Haferbreifrühstück talabwärts nach Ečkili-Taš. Irgendwann scheint das Tal nur noch aus Steinen und schroffen Felsen zu bestehen.
Wir laufen oft über wackelige Steine im Fluss und irgendwann taucht Oli ab. Trocknungspause! Aber lange halten wir es nicht mitten in der Sonne aus uns gehen weiter. In Ečkili-Taš angekommen treffen wir auf 4 Tschechen, Eva & Martin sowie Karolina & David, welche fast den gleichen Weg vor sich haben - allerdings sind diese nur 5 Tage unterwegs und verzichten deshalb auf den Abstecher zum Merzbacher See, der leider schon seit einigen Wochen vollkommen leer ist, wie wir später von zwei älteren Engländern erfahren, die von weitem aussehen wie Zwillinge, weil sie ähnliche Klamotten anhaben. Aber bevor wir die beiden treffen, gehen wir erst einmal über die Brücke in Ečkili-Taš und laufen einige Kilometer entlang des Tjup *tja, heißt genauso wie der Fluss im Tal der tausenden Höhenmeter * talaufwärts.
Dabei begegnen wir vielen aufgeregt schreienden Murmeltieren. Bei einer Rast sehen wir auf der anderen Talseite ein großes braunes Tier, was sich träge bewegt - der Zoom der Kamera bringt keine Erleuchtung, aber wir sind uns sicher, dass es ein Bär ist. Wir warten auf die tschechische Gruppe, die ein besseres Objektiv auffahren und dann werden Hörner an dem Bär identifiziert - irgendwie unplausibel - das Tier ist ein Yak und kein Bär - ein einsamer Yak.
Die anderen ziehen weiter, aber wir gönnen unseren Füßen noch etwas Pause. Da tauchen auf einmal zwei weiße Punkte in den Hügeln vor uns auf und bewegen sich auch uns zu. Kurz vor unserer Raststelle setzen sie sich in die Wiese und machen auch Pause, also ziehen wir unsere Schuhe wieder an und setzen unsere Rucksäcke auf um zu ihnen zu laufen. Rob & sein Kumpel wissen schon, dass wir Deutsche sind, weil sie schon kurz mit den 4 Tschechen geschwatzt haben. Wir erzählen von unserer weiteren Route und als sie erzählen, dass sie weiter nach Džergalan wollen, erzählen wir auch vom Beginn unserer Route und raten ihnen den Feldweg entlang des anderen Tjup nicht zu verlassen *ihr wisst ja schon wieso * Sie geben uns noch ein paar Tipps für unsere weitere Strecke und etwas Sonnencreme im Gegenzug. Oli freut sich mal wieder englisch sprechen zu können. Danach wandern wir noch ein paar Kilometer weiter bis wir eine gute Zeltmöglichkeit finden und dort unser Lager aufschlagen.
Weil unsere Sonnencreme vor dem Treffen mit den Engländern heute nahezu leer war, habe ich darauf verzichtet mein Gesicht einzucremen, aber die Sonne ist echt unbarmherzig - Resultat: fetter Sonnenbrand auf der Nase. Außerdem habe ich seit heute richtig viel Hunger - zum Glück waren wir die letzten Tage so sparsam mit unseren Riegeln - so bin ich zumindest auch satt geworden
Reisezeit: Juli 2013
Region/Kontinent: Zentralasien
Tian Shan - hohe Blumenwiesen, wilde Flüsse und schwarze Gletscher
Anreise:
Die Rucksäcke stehen seit gestern mehr oder weniger vollständig gepackt in unserer Wohnung. Ich fülle in die Nalgene noch etwas Wasser - schließlich ist bis zum Abflug noch ein bisl Zeit und es ist warm. Da es bei dem Vorsatz die Russischkenntnisse aufzufrischen geblieben und das Heft mit den russischen Reisevokabeln nicht zu finden ist, lade ich schnell noch ein paar russisch Apps runter - die sich alle als nicht hilfreich herausstellen sollen . Oli geht schon mal runter und wenig später steht auch der Airportliner schon vor der Tür. In jedes Zimmer werfe ich noch mal ein Auge und dann nehme ich meinen Rucksack und sperre die Tür für die nächsten 3 Wochen zu. Auf dem Weg zum Münchner Flughafen dann erste Zweifel, habe ich alles eingepackt. Die Kamera hat Oli noch in unser Handgepäck gesteckt, aber wo ist eigentlich die Nalgene? Noch in Regensburg :-/ Aber sonst müsste alles dabei sein. Als wir am Flughafen eintreffen steht schon eine lange Schlange am Schalter. So hat Oli Zeit uns noch etwas zu trinken zu besorgen. Nach ca. einer halben Stunde sind wir dann endlich an der Reihe. Zuerst findet Olis Rucksack den Weg auf die Waage - 19,8...19,9...20,00 - Punktlandung, zumal auf unseren Tickets nix von unseren 10kg Übergepäck vermerkt ist. Als ich meinen Rucksack auf der Waage ablege schwankt die Anzeige auch zwischen 19,8 und 20,0kg. Passt. Die Rucksäcke müssen allerdings als Sperrgepäck aufgegeben werden - wegen der Bänder und Schnallen. So warten wir noch bis unserer Rucksäcke gescannt wurden - sogar den Kocheraufsatz im Topf haben sie erkannt und die Oatsnacks müssen nicht mit Verdacht auf Sprengstoff ausgepackt werden Pünktlich um 13:30Uhr startet unser Flieger Richtung Istanbul. Nach ca. 2h Aufenthalt auf dem Flughafen Istanbul geht es wieder in die Lüfte. Beim Start fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen - meine frisch gewaschene Regenjacke hängt noch im Arbeitszimmer - so ein Mist. Der Flug ist unerträglich warm und die trockene Luft im Flieger tut schon fast weh in der Nase beim atmen "wahrscheinlich will Pegasus nur ganz viele Getränke verkaufen" frotzelt Oli. Aber nach nicht ganz 5h haben wir es geschafft und wir müssen unsere Sitznachbarin nicht mehr beim schlafen stören, weil wir uns unterhalten - wir sind in Bishkek. Ohne Probleme bekommen wir die Einreisestempel und hier ist unser Gepäck auch nix besonderes und kommt auf dem Gepäckband angefahren. Dann wird der erste Geldautomat erstmal um etwas Geld erleichtert und dann hilft uns Almadaj, die wir bereits am Münchner Flughafen kennengelernt haben, ein Taxi nach Karakol zu besorgen. Wir bedanken uns für ihre Hilfe und verabschieden uns von ihr. Dann laden wir unsere 7 Sachen ins Auto und fahren los. Unsere Reise geht allerdings erstmal nur bis zur Busstation in Bishkek, bzw. vorher wollen wir noch etwas zu trinken und halten an einem Supermarkt, der sogar gegen 6Uhr schon geöffnet hat. An der zentralen Busstation steigen wir dann in ein anderes Auto um - zu einem Ehepaar. Die beiden versuchen sich mit uns zu unterhalten, aber mit unseren mageren Russischkenntnissen gestaltet sich das echt schwierig, deshalb wird kurzerhand die Tochter telefonisch dazugerufen, da sie englisch spricht. Und so unterhalten wir uns über sie miteinander. Wenig später treffen wir sie auch noch persönlich und wir können mit ihr ausmachen, dass ihr Vater uns auch am nächsten Tag von Karakol nach Džergalan fahren kann und dass er uns heute noch zu einer heißen Quelle fährt - auch wenn wir dass mit dem heiß nicht verstanden oder mitbekommen haben. Als wir dann nicht in die warmen Fluten springen, sind unser Fahrer, seine Frau und seine 2 kleinen Kinder, die wir unterwegs noch eingesammelt haben etwas enttäuscht - aber wir sind nicht auf das baden in heißen Quellen vorbereitet und wollen dafür nicht unser Tourhandtuch benutzen. Wir ziehen eine Erfrischung unserer müden Gesichter im eiskalten Bach vor - Oli hat die ganze Fahrt eisern durchgehalten, während ich ständig wegen Schlafentzug eingeschlafen bin. Als wir endlich in Karakol sind fragt sich unser Fahrer zum Hotel Amir durch - was sensationell gut funktioniert. Dort angekommen ordern wir erst einmal ein Mittagessen und schauen 4 Österreichern beim packen ihrer Rucksäcke zu, bevor wir uns auf dem Weg zu Ecotrek machen um unser Borderpermit für die Wanderung abzuholen, im Sportgeschäft Gaskartuschen zu kaufen und Ausschau nach einer neuen Regenjacke für mich zu halten - leider nix in meiner Größe, alles viel zu groß. Nachdem alles in der Stadt erledigt ist, sitzen wir noch eine Weile auf der Hotelterrasse und essen dort zu Abend. Wir stellen den Wecker auf 6Uhr und schlafen total übermüdet sofort ein.
1. Tag:
Der Wecker holt uns aus unseren Träumen und dann nutzen wir noch ein letztes Mal die Dusche und beginnen die Rucksäcke endgültig zu packen. Leider sind wir noch nicht um 7Uhr beim Frühstück, sondern erst halb 8 - alle Plätze im Frühstücksraum sind von einer dänischen Reisegruppe belegt und wir verziehen uns auf die Terrasse, allerdings ist es hier noch ziemlich frisch und wir ziehen sofort als sich die Gelegenheit ergibt nach drinnen um. Danach befragen wir das Internet noch schnell, ob es Geocaches auf unserer Strecke gibt und siehe da - ein Tradi und ein Earthcache. Wir speichern die Koordinaten im GPS und fotografieren die Cachebeschreibungen. Danach geht es noch mal in die Stadt, schließlich brauch ich immer noch eine Regenjacke. Aber so früh haben die Sportgeschäfte in Karakol noch nicht auf. Auch als wir später mit unserem Fahrer wieder dort vorbeifahren ist noch alles geschlossen. Deshalb leihen wir mir bei Ecotrek eine Jacke aus, die auch viel zu groß ist und schon deutlich ihre besten Tage hinter sich hat - spätestens seit jemand mit seinen Steigeisen darauf gestiegen ist. Sau schwer ist sie außerdem! Aber jetzt sind wir endlich startklar und so fahren wir nach Džergalan. Der Weg dorthin scheint kein Ende zu nehmen, immer wenn ich denke wir sind bestimmt bald da biegt unser Fahrer in eine völlig andere Richtung ab als ich erwarte. Nach ca. 2 Stunden haben wir es dann aber geschafft. Kurzfristig entscheiden wir uns an einer Wegkreuzung in Džergalan unsere Tour in einem anderen Tal zu beginnen - laut Karte kann man so etwas Strecke sparen, aber dass die Karte nicht immer ganz verlässlich ist, wird sich noch des Öfteren im Verlauf der Wanderung zeigen. Wir beginnen unsere Wanderung gleich mit einer kleinen Bachquerung - wer kippt vom Stein und tritt voll ins Wasser? Die Caro. Aber der Schuh bleibt trocken. Anders Olis Schuhe und Socken als er ein paar hundert Meter weiter im Sumpf einsinkt - bis zum Knie. Wir kämpfen uns durch Gestrüpp, bis wir auf Trampelpfade von Kühen und Schafen treffen und diesen folgen.
Dann der nächste etwas "wildere" Bach - ich bekomm Schiss, weil das mit dem Gleichgewicht und dem 20kg Rucksack irgendwie noch nicht so gut klappt und dann ist es passiert, voll ins Wasser - natürlich gleich mit beiden Schuhen, weil ein trockener ja auch doof ist
Wir nutzen diesen Anlass für die erste Pause ich trockne meine Schuhe und Socken und wir genießen die Sonne. Nachdem alles einigermaßen trocken ist gehen wir weiter mitten durch eine Herde Kühe, die sich von uns nicht beeindrucken lässt, bevor es zum nächsten Anstieg geht, der sich als wir oben angekommen sind als nicht notwendig erweist - wir hätten doch den Hang auf der anderen Talseite hinauf gemusst. Immerhin sehen wir von unserem erklommenen Hügel wie zwei Schafherden ins Tal getrieben werden. Bevor wir den richtigen Anstieg angehen treffen wir auf ein paar Pferde und gönnen uns noch eine Pause. Wir stärken uns mit einem Oatsnack für die kommenden Strapazen und machen ein kurzes Nickerchen - der Schlafentzug und die Zeitumstellung scheinen uns noch ein wenig nachzuhängen. Dann geht es lang und steil nach oben - der Blick ins nächste Tal zeigt nicht was wir sehen wollen. Wir müssen noch ein Tal weiter - verdammt.
Also geht es wieder bergauf, bevor wir einen steilen nicht enden wollenden Abstieg durch kniehohe nasse Blumenwiese hinter uns bringen. Als wir unten sind beginnt es schon langsam zu dämmern und so wirklich schöne Zeltplätze hat es hier nicht. Nach ein wenig suchen finden wir aber eine einigermaßen gute Fläche für das Zelt - ein paar Kühe haben diese scheinbar auch schon für gut befunden, zumindest finden wir ein paar Beweise dafür Während ich das Zelt aufbaue, startet Oli den Kocher - so können wir gemütlich im Zelt essen, weil wir zeitgleich fertig werden. Wir gehen nur noch mal raus um unsere Zähne zu putzen und dann versuchen wir zu schlafen, aber es ist viel zu warm um im Schlafsack zu liegen. So verpassen wir auch nicht das stundenlange Gewitter und den Dauerregen, der zumindest für etwas Abkühlung sorgt, so dass wir doch ab und zu ein Auge zu bekommen - aber wirklich erholsam ist die Nacht nicht.
Tag 2:
Wir werden unfreiwillig um 6Uhr von Olis Handy geweckt. Als wir es endlich gefunden und zum schweigen gebracht haben, machen wir die Augen noch mal zu bis es uns im Zelt zu warm wird, weil die Sonne voll darauf scheint. Bevor wir alles zusammenpacken stärken wir uns mit einem Müsli für die heutige Etappe. Gerade als wir anfangen das Zelt zusammen zu legen fängt es an zu regnen - super Auftakt in den Tag Zum Glück haben wir die Gamaschen an, denn es geht wieder durch kniehohes, nasses Gras langsam aber stetig bergab bis unter die Baumgrenze - hier ist zwar das Gras nicht mehr so hoch, dafür wird der Hang immer steiler. Wir freuen uns, als sich vor uns eine weite Wiese mit einer Kuhherde auftut. Als wir auf Höhe der Kühe sind, entdecken wir neben dem Fluss Tjup eine Holzhütte - erinnert an eine Bergalm in den Alpen *soll auch die einzige in dieser Art auf unser weiteren Tour bleiben*. Im Schatten einiger Bäume machen wir Pause. Hätten wir da schon geahnt, dass wir ca. 500m weiter nach einer geeigneten Stelle für eine Flussquerung suchen müssen, hätten wir diese sicher noch verschoben. An dieser Stelle hat der Fluss den Berg so unterspült, dass ein senkrechter Felshang den Fluss auf unserer Seite begrenzt. So suchen wir dann noch einmal fast eine Stunde nach einer guten Furtstelle - die wir aber nicht finden, weil der Fluss entweder viel zu tief oder die Strömung zu reißend ist. Somit haben wir eine ungeplante Bergetappe gewonnen. Es ist sehr steil und mit dem 20kg Rucksack alles andere als ein Vergnügen. Einfach nicht nach unten schauen und weiter hoch kraxeln. Ab und zu rutscht man einfach weg und es ist schwer voran zu kommen, aber irgendwann sind wir dann oben und haben zumindest eine schöne Aussicht, auch wenn wir nahezu keine Strecke gemacht haben. Beim Abstieg ins Tal können wir dafür auch einiges an Weg hinter uns lassen.
Oli entdeckt dabei eine weitere mögliche Problemstelle - die sich zurück am Fluss auch tatsächlich bestätigt. Wir haben für heute genug von Kraxelei und weil wir nicht wissen, was uns danach erwartet entscheiden wir uns diese auf morgen zu verschieben und suchen uns einen schönen Zeltplatz. Wer die Wahl hat, hat die Qual - wir stellen das Zelt etwas weiter vom Fluss entfernt, weil es am Flussufer ziemlich laut ist.
Nachdem unser Lager errichtet ist, steht noch kurz Körperpflege auf dem Programm und dann gibt es Abendessen. Just in time werden wir fertig, bevor der Regen und das Gewitter einsetzen.
Tag 3:
Heute ist kein guter Tag. Viel Umweg mit vielen Höhenmetern, wenig Strecke und vielen Verlusten Beim zusammenpacken am Morgen fehlen Olis Gamaschen - sie sind nicht dort wo sie sein sollten und auch sonst nirgends zu finden. Stattdessen hängen sie wahrscheinlich irgendwo im Gestrüpp von unserer gestrigen ungeplanten Bergetappe Also trampele ich im kniehohen Gras mit meinen Gamaschen voran und Oli hinterher, damit er nicht allzu nass wird. Tagesstart gleich mit dem gestern verschobenen steilen Anstieg.
Aber als ob das nicht genug ist, erschweren auch noch mannshohe Büsche unser Weiterkommen. Ständig bleibt man irgendwo hängen. Um die Büsche zu umgehen, kann man einen noch steileren Hang wählen, was wir auch tun. Beim Abstieg rutschen wir mehrere Male aus und irgendwann ist es passiert - einer von Olis Stöcken ist am untersten Element verbogen und wenig später ist das unterste Element eines meiner Stöcke abgebrochen - so eine Scheiße. Oli nutzt seinen krummen Stock weiter, auch wenn der keine Belastung mehr zulässt und ich zieh mit dem restlichen Stummel von meinem rechten Stock weiter - was den Abstieg nicht einfacher macht. Am Fluss angekommen geht es welch Wunder mal wieder nicht weiter & wir müssen mal wieder kraxeln - diesmal kann man allerdings die Gefahrstelle nicht so gut umgehen und wir müssen direkt über dem Fluss entlang. Ein falscher Schritt kann Dank den schweren Rucksäcken der letzte sein - da kommt mir auch schon das GPS entgegen gefallen, aber ich bekomm es noch gegriffen und steck es in die Hosentasche. Der Abstieg ist nicht viel einfacher & endet erneut im Gestrüpp. Man ist das nervig - weil rutschig & weil ständig die Äste wieder hoch oder zur Seite schnippen und man andauernd daran hängen bleibt. Als das überstanden ist waten wir weiter durch eine kurzes Stück Wiese - kniehoch, bis wir sehen, dass es wieder nur mit Kraxelei weiter geht. Dann fängt es auch noch an zu regnen und wir finden zum Glück Unterschlupf unter ein paar Tannen. Wir haben beide die Nase voll von Steigeinlagen, zudem sind unsere Füße und Schuhe völlig nass. Als die Rucksäcke abgestellt sind stelle ich fest, dass meine Wasserschuhe nicht mehr am Rucksack sind - jetzt ist bei mir der absolute Nullpunkt erreicht - überall Kratzer von dem Gestrüpp, nervenaufreibende gefährliche Klettereinlagen & jetzt sind auch noch die Schuhe weg, die noch für einige Flussquerungen notwendig sind. Als der Regen kurz aussetzt laufe ich noch mal durch die nasse Wiese, das widerspenstige Gestrüpp und ein Stück des letztes Abstieges wieder nach oben, da sehe ich den Stummel von meinem abgebrochenen Stock & dann ein paar Meter weiter die roten Sohlen meiner Schuhe – noch mal Glück gehabt. Als ich wieder zurück bin, stellen wir das Zelt in der Nähe unseres Unterschlupfes auf und ruhen uns erstmal aus. Gegen halb 7 essen wir Abendbrot und schauen danach noch einmal auf die Karten, bevor die Nacht kommt.
Tag 4:
Wir schlafen bis 9 Uhr - da getraut sich auch langsam die Sonne heraus. Deshalb häng ich unsere nassen Sachen über die am Vorabend installierte Wäscheleine zum Trocknen und auch die Schuhe werden zur Sonne ausgerichtet. Bis alles einigermaßen trocken ist, verkrümeln wir uns noch mal in die Daunen bis im Zelt Saunatemperaturen herrschen. Gegen 12Uhr sind wir startklar - mit trockenen Socken und Schuhen bereit für den Anstieg. Vor 60 Jahren, wo die russischen Karten von der Gegend entstanden sind, ging der Weg vielleicht tatsächlich noch wie eingezeichnet direkt am Fluss entlang - aber die Karten brauchen eindeutig mal ein Update, so kann man sich zumindest auf diese Bergetappen einstellen und muss sich nicht wie wir um eine Problemstelle nach der anderen manövrieren. Beim Aufstieg versuchen wir die Büsche möglichst zu meiden.
Fast ganz oben entdecken wir dann einen Trampelpfad direkt durch das Gebüsch, dem wir einfach folgen.
Beim Abstieg fast nur Gestrüpp, welches wir jedoch ganz gut umgehen können. Danach geht es erstmal über relativ kurze Wiese bis wir erneut ins Gestrüpp abbiegen und uns viele neue Kratzer einhandeln. Bevor es noch schlimmer wird, weil das Gewächs immer dichter wird, steigen wir weiter hinauf und umgehen somit das Schlimmste. Beim Abstieg folgen wir wieder Spuren von Kühen und in der Ferne donnert es schon. Als es regnet suchen wir uns einen Unterstand zwischen 2 Tannen. Beim Warten, dass der Regen aufhört bemerken wir eine Straße oberhalb von uns. Da hätten wir vermutlich locker entlang spazieren können, wenn wir nicht kurzfristig den Startpunkt unserer Tour geändert hätten - nie wieder wird der ursprüngliche Plan so überstürzt über den Haufen geworfen, soviel ist klar. Wir hätten und 3 Tage Gestrüpp und Steilhänge sparen können. In der Ferne sehen wir Pferde weiden. Als wir uns nach dem Regen nach einem geeigneten Zeltplatz umsehen wird unsere Wanderung weiter als geplant, da die Wiesen entweder extrem feucht oder schief sind. Neben uns taucht irgendwann ein von drei kläffenden Hunden bewachtes Zelt auf. Etwas später reitet der Besitzer mit einem Fohlen im Schlepptau in der Ferne vorüber uns grüßt uns winkend. Noch ein Stück weiter sehen wir Hütten und Zelte am anderen Flussufer, unsere Anwesenheit sorgt scheinbar für Aufsehen in der Siedlung und wenig später statten uns zwei kleine Jungs mit einem Pferd einen Besuch ab und begrüßen uns.
Wir plündern kurzerhand unseren Süßigkeitenbeutel und geben jedem ein paar Bonbons und einen Pickup Riegel, weil wir sonst nur Müsliriegel haben. Ein paar hundert Meter weiter tauschen wir die Stiefel gegen unsere Watschuhe und queren einen Wasserlauf, bevor wir ein nettes Plätzchen zum Übernachten finden.
Beim Erkunden der näheren Umgebung finden wir die Reste einer Hütte. Das verrostete Blech eines Ofens nehmen wir als Windschutz zum Kochen mit zu unserem Lager - es funktioniert wunderbar.
Gerade als wir mit dem Zähneputzen fertig sind interessiert sich eine kleine Gruppe Stiere für unser Zelt & kommt immer näher - aber Oli hat sie durch seine bloße Anwesenheit erfolgreich vertrieben und wir können beruhigt einschlafen.
Tag 5:
Die Sonne weckt uns. So haben wir Gelegenheit unsere Schuhe noch mal zum Trocknen aufzustellen. Bis das Zelt trocken ist gönnt sich Oli noch eine Mütze Schlaf, während ich die Wolken beobachte. Gerade als wir das Zelt abbauen kommt noch einmal der größere der beiden Jungs angeritten und schaut uns interessiert zu wie wir packen.
Dann starten wir unsere heutige Etappe über leichte Hügel mit nassem Gras bis wir auf die Straße stoßen. Von da an geht es richtig zügig voran und wir schwören uns erneut nie wieder die Route bzw. den Startpunkt so kurzfristig zu ändern Wir sind noch keine 2h unterwegs, da treffen wir auf die nächsten Zelte & Hütten von Hirten und bestaunen deren Zaun aus Schnur und Plastiktüten und was sich sonst so gefunden hat, z.B. alte Thermoskannen und Krüge. Dort queren wir endlich den Fluss Tjup und biegen dann in das Tal zum ersten geplanten Pass, dem Ašuu-Tёr, ab.
Nun geht es langsam aber stetig bergauf bis wir die 600Hm bis auf 3649m geschafft haben. Auf dem Weg hinauf stolpern wir über einen Schädel - wir vermuten von einem Steinbock und hier wächst jede Menge Edelweiß.
Kurz vor dem höchsten Punkt sehen wir zu unserer Rechten eine große Schafherde. Oben angekommen, genießen wir die grandiose Weitsicht und halten diese auch fest und dann begleitet uns parallel eine andere Schafherde, die von einem Reiter ins Tal getrieben wird. Auf unserem Weg hinunter ins nächste Tal laufen wir durch eine Wiese mit ganz viel verblühtem Schnittlauch - der Geruch ist unverwechselbar Außerdem beäugt uns aus der Ferne eine Herde Pferde und wir finden 2 weitere Schädel von Steinböcken - aber keine sonstigen Knochen von den Tieren. Im Tal angekommen Zelten wir auf einer großen Wiese direkt am Ufer des Baches, den wir am nächsten morgen queren wollen. Heute haben wir richtig viel Strecke gemacht - laut Karte 19km - und die Füße melden auch Pause an. Als wir gegessen und unsere Zähne geputzt haben, taucht die Schafherde mit dem Reiter wieder auf - der hat ganz schön zu tun allein die ganze Herde beisammen zu halten und muss ständig wieder zurück reiten um ein paar Nachzügler einzufangen. Danach kommt aus einem anderen Tal auch noch eine Herde Kühe angerannt. Ziemlich viel Betrieb hier. Als alle an uns vorbei sind, kriechen wir in unsere Schlafsäcke.
Tag 6:
Oli macht die Augen auf und sieht ganz viele Schatten von Kühen auf der Zeltwand. Er sondiert die Lage. Die Kühe sind neugierig und dazu noch tollpatschig, deshalb stolpern sie ab und zu über unserer Abspannleinen oder treten auf einen der Heringe. Das ganze Zelt ist umstellt von Kühen und manche sind so von unserem Zelt angetan, dass sie beginnen zu kopulieren. Klingt lustiger als es ist, schließlich sind wir noch im Zelt und so ne Kuh ist ziemlich schwer. Muss nur eines der Tiere so stolpern, dass es auf dem Zelt landet. Deshalb packt Oli in einer Hauruck-Aktion seinen Rucksack und schafft diesen auf die andere Zeltseite, weil sich die Kühe von unseren Rufen nicht beeindrucken lassen. Ich packe weiter im Zelt, bis erneut eine Kuh über die Abspannleinen stolpert, da wird es mir auch zu heiß im Zelt. Ich nehme einen großen Beutel mit Klamotten und schleudere ihn in der Luft und rufe "Weg mit euch" und die Kühe ziehen Leine. Als Oli zurück ist fuchtelt er noch mit seinen Stöcken rum und vertreibt so den Rest. Jetzt können wir es auch etwas entspannter angehen lassen. Wir packen in Ruhe und während wir das Zelt in der Sonne trocknen lassen essen wir erst mal Frühstück. Das trockene Zelt packen wir danach ein und dann geht es gemeinsam durch den eiskalten Bach. Am anderen Ufer lassen wir unsere eisigen Füße von der Sonne trocknen und wärmen, während wir unsere Rucksäcke in aller Ruhe richtig einräumen. So früh waren wir in den letzten Tagen noch nie auf den Beinen und gerade heute hätte ich gern noch etwas länger geschlafen, aber was soll’s, schließlich haben wir heute gleich zwei Pässe vor uns, da kann man auch mal zeitig los. Der erste Pass will Gar nicht aufhören und irgendwie finden wir auch den breiten Feldweg, den unsere Karte ankündigt nicht - hier ist gar nix nicht mal ein Pfad *soviel zur Verlässlichkeit der Angaben in der Karte*
Als wir endlich oben sind sehen wir in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Vier- und Fünftausender. Dort entscheiden wir auch unsere erarbeiteten Höhenmeter nicht gleich wieder hinunter zu laufen, sondern wir bewegen uns relativ niveauneutral entlang des Hanges parallel zum Tal. Bis wir sehen, dass wir so leider nicht ganz durchkommen. Bei ein paar Felsen beschließen wir eine ausgiebige Pause einzulegen, welche durch ein Murmeltier recht kurzweilig ist.
Wir schauen dem scheuen Tier zu wie es Erde und Steine aus seinen Gängen schafft. Leider ist unser Pausenplatz ziemlich windig und die Sonne versteckt sich leider auch immer hinter den Wolken, so dass es nicht wirklich gemütlich ist. Also packen wir nach ca. 1h Pause unsere 7 Sachen wieder zusammen und bringen einen spektakulären Abstieg hinter uns - weil ziemlich steil und mit einigen Felspassagen, die wir aber Größtenteils ganz gut umgehen können. Unten angekommen füllen wir unsere Wasserspeicher für den anstehenden Pass auf. Wir laufen wieder über blumige Wiesen und da bekommt Oli einen Heuschnupfenanfall & fühlt sich dadurch so richtig krank. Vermutlich weil hier das Gras so hoch ist - die Schafe und Kühe haben hier scheinbar noch nicht so ausgiebig "gemäht" wie in den anderen Tälern. Als der Pass endlich erklommen ist, sind die Schneegipfel noch ein Stück näher und wesentlich imposanter. Der Abstieg hätte allerdings schöner sein können. Zunächst stapfen wir ca. 1km durch Sumpf - voll eklig. Als wir das endlich hinter uns haben und nach einem Zeltplatz Ausschau halten ist der Fluss, einer der Zuflüsse des Éčkili-Taš, trocken. Bis im Fluss außer Steinen auch wieder Wasser ist und wir ein passendes Plätzchen gefunden haben ist es fast 19Uhr und wir sind deutlich weiter ins Tal hinab gestiegen als geplant - aber wir haben ja auch einiges aufzuholen
Tag 7:
Stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein - so werden wir heute morgen geweckt. Unser Zelt steht mal wieder so, dass die Sonne voll drauf scheint - lang halten wir es also nicht darin aus. Und so begeben wir uns nach einem Haferbreifrühstück talabwärts nach Ečkili-Taš. Irgendwann scheint das Tal nur noch aus Steinen und schroffen Felsen zu bestehen.
Wir laufen oft über wackelige Steine im Fluss und irgendwann taucht Oli ab. Trocknungspause! Aber lange halten wir es nicht mitten in der Sonne aus uns gehen weiter. In Ečkili-Taš angekommen treffen wir auf 4 Tschechen, Eva & Martin sowie Karolina & David, welche fast den gleichen Weg vor sich haben - allerdings sind diese nur 5 Tage unterwegs und verzichten deshalb auf den Abstecher zum Merzbacher See, der leider schon seit einigen Wochen vollkommen leer ist, wie wir später von zwei älteren Engländern erfahren, die von weitem aussehen wie Zwillinge, weil sie ähnliche Klamotten anhaben. Aber bevor wir die beiden treffen, gehen wir erst einmal über die Brücke in Ečkili-Taš und laufen einige Kilometer entlang des Tjup *tja, heißt genauso wie der Fluss im Tal der tausenden Höhenmeter * talaufwärts.
Dabei begegnen wir vielen aufgeregt schreienden Murmeltieren. Bei einer Rast sehen wir auf der anderen Talseite ein großes braunes Tier, was sich träge bewegt - der Zoom der Kamera bringt keine Erleuchtung, aber wir sind uns sicher, dass es ein Bär ist. Wir warten auf die tschechische Gruppe, die ein besseres Objektiv auffahren und dann werden Hörner an dem Bär identifiziert - irgendwie unplausibel - das Tier ist ein Yak und kein Bär - ein einsamer Yak.
Die anderen ziehen weiter, aber wir gönnen unseren Füßen noch etwas Pause. Da tauchen auf einmal zwei weiße Punkte in den Hügeln vor uns auf und bewegen sich auch uns zu. Kurz vor unserer Raststelle setzen sie sich in die Wiese und machen auch Pause, also ziehen wir unsere Schuhe wieder an und setzen unsere Rucksäcke auf um zu ihnen zu laufen. Rob & sein Kumpel wissen schon, dass wir Deutsche sind, weil sie schon kurz mit den 4 Tschechen geschwatzt haben. Wir erzählen von unserer weiteren Route und als sie erzählen, dass sie weiter nach Džergalan wollen, erzählen wir auch vom Beginn unserer Route und raten ihnen den Feldweg entlang des anderen Tjup nicht zu verlassen *ihr wisst ja schon wieso * Sie geben uns noch ein paar Tipps für unsere weitere Strecke und etwas Sonnencreme im Gegenzug. Oli freut sich mal wieder englisch sprechen zu können. Danach wandern wir noch ein paar Kilometer weiter bis wir eine gute Zeltmöglichkeit finden und dort unser Lager aufschlagen.
Weil unsere Sonnencreme vor dem Treffen mit den Engländern heute nahezu leer war, habe ich darauf verzichtet mein Gesicht einzucremen, aber die Sonne ist echt unbarmherzig - Resultat: fetter Sonnenbrand auf der Nase. Außerdem habe ich seit heute richtig viel Hunger - zum Glück waren wir die letzten Tage so sparsam mit unseren Riegeln - so bin ich zumindest auch satt geworden
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