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    • 28.05.2012
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    • Meine Reisen

    [ID] Sulawesi und Bali

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    Mitreisende
    Vor drei Tagen bin ich aus Indonesien zurückgekehrt. Ich habe meinen Reisebericht mal versucht auch hier für das Forum zu konvertieren. Zwar ist es halbwegs gelungen, doch einige Dinge passen nicht wirklich. Die Videos werden z.B. nicht angezeigt. Die originale Version gibt es in meinem Blog auf http://www.breitengrad66.de/2013/06/...wesi-und-bali/


    Wenn es etwas gibt, dass ich gar nicht mag, dann ist es unvorbereitet auf eine Reise zu gehen. Im Normalfall wälze ich unzählige Bücher, schaue mir Filme im Überfluss an und versuche im Internet alle möglichen Infos über den Zielort zu bekommen, die es gibt. Bei der gerade zurückliegenden Reise nach Indonesien war allerdings alles anders. Zum einen hatte ich nur wenig Zeit mich vorzubereiten, zum anderen gab es wenig Infos. Doch dass gerade auch darin der Reiz liegen kann, hat der Abstecher an den Äquator eindrucksvoll bewiesen. Es waren gerade die Momente, die man ohnehin nicht planen kann, die den Trip nach Sulawesi und Bali zu etwas Einzigartigem machten.


    Doch einfach mal der Reihe nach: Los ging es am Dienstag in der letzten Woche in Amsterdam, wo ich mir am Vorabend noch den Abend mit einem kleinen Stadtrundgang durch die niederländische Hauptstadt versüßte.



    In Amsterdam erlebte ich den ersten schönen Sommertag im Jahre 2013.



    Am Flughafen Schiphol folgte dann am nächsten Tag eine weitere positive Überraschung. Die Gruppe, bestehend aus sieben Touristikern, einem weiteren Journalisten und mir, schien sehr homogen und sympathisch zu sein. Gemeinsam saßen wir schon bald im Flieger, der uns über Abu Dhabi nach Indonesien bringen sollte. Es handelte sich um einen A330 von Garuda Indonesia. Zuvor hatte ich mich etwas geärgert, dass wir ausgerechnet damit fliegen mussten, laß man doch über Garuda wenig Positives. Viel lieber wäre ich mit einer der für ihren guten Service bekannten Airlines aus dem nahen Osten geflogen. Doch die Bedenken waren völlig unbegründet. Der Service von Garuda war perfekt. Das Essen war super, die Flugbegleiter freundlich und das Entertainment System ließ ebenfalls keine Wünsche offen. Mit Garuda würde ich deshalb jederzeit wieder fliegen.



    Der Service von Garuda Indonesia überzeugte.



    Bei Anflug auf Abu Dhabi freute ich mich, einmal Bahrain, das ich vor vier Jahren besuchte, auch aus der Luft zu sehen und staunte über die Größe der Ölfelder in Qatar. Die 1,5-stündige Pause am Boden vor dem Weiterflug nach Jakarta war sehr willkommen. Ich war froh, dass der Flughafen gut klimatisiert war und wir von der 37 Grad warmen Außentemperatur abends um 20 Uhr nicht wirklich etwas mitbekamen.



    Bahrain mit dem Flughafen in Manama von oben.




    Landeanflug auf Abu Dhabi.





    Obwohl nach dem kurzen Aufenthalt im Emirat weitere acht Stunden Flug nach Jakarta folgten, erschien diese Zeit über den Wolken recht erträglich. Während wir an Bord über den Aufmacher der Jakarta Post schmunzelten, die im tiefsten Asien den Champions League Sieg der Bayern feierte, waren wir schon fast angekommen.



    Deutscher Fußball scheint auch in Asien einen hohen Stellenwert zu haben.



    In Jakarta angekommen, gab es für uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Hitze der kommenden Tage. Beim ersten kurzen Verlassen des Flughafens, schlug uns die Schwüle schon ordentlich entgegen. Ich war fürs Erste froh, dass wir heute nicht mehr nach draußen mussten und uns bei einem mehrstündigen Aufenthalt in der Flughafen Lounge Jakartas etwas ausruhen konnten, bevor mit dem Flug nach Makassar die letzten beiden der insgesamt 17 Stunden Flug an diesem Tag folgen sollten. Die Flughafen Lounge bot zudem die Möglichkeit, erstmals das indonesische Essen zu probieren. Ich bin noch jetzt völlig begeistert, von den kleinen getrockneten Fischen im Miniformat, von denen ich bis heute nicht weiß, um welche Art es sich handelt. Saßen alle Teilnehmer der Tour im Flugzeug noch weit verstreut, hatten wir während unseres Aufenthaltes in Jakarta auch die Möglichkeit uns alles besser kennen zu lernen. So wussten wir, als wir den Flieger nach Makassar bestiegen, schon etwas besser, mit wem wir eigentlich unterwegs waren. Im Flugzeug war ich ein weiteres Mal positiv von Garuda Indonesia überrascht. Die nagelneue 737-800 war mit Boeings Sky Interior ausgestattet, das durch eine indirekte Kabinenbeleuchtung und unterschiedliche Lichtstimmungen überzeugt. Auch die Monitore an jedem Platz bestätigten diesen positiven Eindruck.



    Zeit zum Ausruhen – Die Lounge in Jakarta.




    Das Fliegen mit Garuda Indonesia hat mir sehr gut gefallen.





    Als wir abends dann in der Millionenmetropole Makassar ankamen, war es bereits dunkel. Hier, nur wenige Kilometer südlich des Äquators, wird es das ganze Jahr um 18 Uhr dunkel. Trotzdem reichte die etwa halbstündige Fahrt vom Flughafen ins Hotel (http://www.santika.com/santika-makassar/), um einen ersten Eindruck von dem zu bekommen, was uns in den nächsten Tagen erwarten sollte. An den Straßenrändern standen unzählige Garküchen, in den Seitengassen herrschte hektisches Treiben und überall waren die Menschen am Lächeln und winkten uns zu. Nachdem wir uns im Hotel beim Abendessen gestärkt hatten, verschwand ich recht schnell und voller Vorfreude ins Bett.


    Am nächsten Morgen klingelte, wie fast immer in den nächsten Tagen, mein Wecker um 5 Uhr. Trotz überwältigender Müdigkeit und noch etwas neben der Spur vom Jetlag, brannte ich darauf das Land zu erkunden. Auf der Busfahrt in den Hafen blieb vor allem ein Bild hängen: Überall am Straßenrand wurde uns zugewunken. Anscheinend waren Europäer hier so selten, dass wir wie vom Mars wirkten. Wir winkten zurück uns ließen uns schnell von der guten Laune der Landsleute anstecken. Auch in unseren Gesichtern stand fortan häufig ein Lächeln. Wir wanderten kurz durch den Hafen, besichtigten dabei ein Frachtschiff und ich hatte etwas mit den Temperaturen zu kämpfen. Binnen Minuten war mein Hemd derart vom Schweiß durchtränkt, man hätte meinen können, ich käme damit gerade aus der Badewanne.



    Geschäftiges Treiben auf den Straßen Makassars.




    Unsere Reisegruppe erkundet den Hafen.



    Entsprechend fühle ich mich etwas unwohl, als wir zum Fischmarkt wandern. Hinzu kommt die Frage, ob ich hier überhaupt fotografieren kann. Wie werden die Menschen reagieren, wenn ich meine Kamera auf sie richte? Eine Frage, die – wie sich schon bald zeigen sollte – völlig unnötig war. Alle liebten es fotografiert zu werden und uns zu fotografieren. Trotz, oder vielleicht gerade wegen des Islams, wirkten alle überaus aufgeschlossen und kontaktfreudig. Ein wahres Paradies für Fotografen. Meine Bedenken, die Kultur und Religion vielleicht durch meine Fotos zu verletzen, waren schnell verflogen. Ich ärgere mich inzwischen etwas, dass ich viel zu wenig über den Islam weiß und wir uns zu schnell in unserer Sichtweise von Negativmeldungen aus dem Fernsehen beeinflussen lassen. Dennoch fühlte ich mich etwas unwohl, als wir auf dem Fischmarkt zur Hauptattraktion wurden. Schnell wurde die Menschentraube um uns größer und größer. Zwischen den Fischbergen, waren wir in einer Menschenansammlung regelrecht gefangen. Doch auch wenn man als Europäer dazu neigt, schnell böse Absichten bei anderen zu vermuten, war es hier das gegenseitige Interesse der beiden Kulturen aneinander. Ich erzählte später unseren einheimischen Guide von meiner Angst, bei solchen Szenen Opfer von Taschendiebstählen zu werden, woraufhin er nur entgegnete, dass diese hier äußerst selten seien. Selbst die ärmsten der Armen würden es sich, nach seinen Aussagen, kaum trauen zu stehlen. Zu gut würde das Gemeinwohl funktionieren und Diebe würden sich vor Selbstjustiz fürchten.



    Voll war es auf dem Fischmarkt.




    Hier gab es allerhand bunte Meerestiere.



    Der anschließende Besuch im Fort Rotterdam, einer Hinterlassenschaft der niederländischen Kolonialherren, verlief deutlich unaufregender. Weder die Architektur, noch das dazugehörige Museum, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei mir. Wenn man mal in Makassar ist, kann man es sich gerne anschauen, mehr aber auch nicht. Dann doch lieber wieder zurück auf die Straße und den Kontakt mit den Einheimischen suchen.



    Kann man sich anschauen, muss man aber nicht – Fort Rotterdam.




    Auch das Museum im Fort Rotterdam war eher langweilig.



    Wieder in den Kontakt mit Einheimischen kamen wir recht schnell. Unser Weg führte uns in den unscheinbaren Ort Sungguminasa, direkt am Ortsrand von Makassar. Er war einst der Mittelpunkt des mächtigen Reiches von Gowa und beherbergt heute das Museum Balla Lompoa, in dem neben Waffen und Zeremoniengewändern auch die Krönungsinsignien der Gowa Dynastie ausgestellt sind. Kaum hatten wir das Museum verlassen, wartete auch schon eine Gruppe Schülerinnen einer islamischen Schule auf uns, die mit uns fotografiert werden wollte.



    Geschichte zum Anfassen im Museum Balla Lompoa.




    Fotosession vor dem Museum.



    Doch das eigentliche Highlight des Tages sollte erst danach folgen. Wir fuhren zu einer Moschee, die wir besichtigen wollten. Da Moscheen für mich zum Fotografieren nie viel hergeben, war ich schnell wieder draußen. Es war eine glückliche Fügung. Viele Kinder gesellten sich dazu und konnten vom Posieren vor der Kamera gar nicht genug bekommen. Obwohl wir beide keine gemeinsame Sprache hatten lief die Kommunikation doch so erfrischend unkompliziert. Die kleinen waren anscheinend vom europäischen Fußball begeistert und machten mir klar, dass sie Robben, Schweinsteiger und Gomez ganz toll finden.



    Auf dieses Foto bin ich richtig stolz – auch wenn ich mich mit Fußball nicht auskenne.




    Vor der Moschee hatten wir viel Spaß.




    In Moscheen gibt es für mich leider nie viele Fotomotive.



    Völlig geplättet von den Eindrücken des Tages ließen wir uns am Abend in einer stilvollen Bar unweit unseres Hotels nieder. Wir hatten mächtig Spaß und die Bedienung machte einen etwas verwunderten Eindruck über die Tatsache, dass jeder von uns sein eigenes Bier bestellte. Anscheinend war dies hier nicht üblich. Während viele der anderen Gruppenmitglieder sich nach und nach verabschiedeten, wollte ich einfach noch nicht ins Bett. Zu glücklich war ich hier zu sein, den Abend zu genießen und die Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Entsprechend kurz fiel die Nacht aus und auf der Busfahrt am nächsten Morgen war ich alles andere als ausgeschlafen. Unser Ziel war das Toraja-Land, rund 350 Kilometer weiter nördlich. 11 Stunden sollten wir für die Fahrt über die buckelige Piste mit für europäische Geschmäcker chaotischen Verkehr, benötigen. Trotz der scheinbar nicht vorhandenen Verkehrsregeln habe ich mich hier, wie auch im weiteren Verlauf der Reise, im Straßenverkehr nie unwohl gefühlt. Zwar ist die Fahrweise vieler etwas gewöhnungsbedürftig, hat man sie aber erst einmal durchschaut, ist sie mir sogar deutlich lieber wie das, was wir von uns kennen. Positiv ist vor allem, dass unangenehme Begleiterscheinungen wie Fluchen und Pöbeln im Verkehr hier völlig unbekannt sind.


    Die Fahrt führte zunächst durch endlose Reisfelder. Wir stoppten mittendrin und wollten uns ein Haus der Einheimischen anschauen. Hier, wie auch überall später, war dies nie ein Problem. Ganz im Gegenteil sogar. Anscheinend freute sich jeder, völlig fremden Menschen zu zeigen, was er hatte. Vorbei an unzähligen Obstständen, an malerischen Küsten mit lichtem Mangrovenbewuchs und vielen Teichen zur Garnelenzucht erreichten wir schließlich unser Strandrestaurant, wo wir zum Mittagessen einkehrten und uns – wie so oft – vor allem die Fische schmecken ließen.



    Typisches Wohnhaus inmitten der Reisfelder.




    Besichtigungen waren nie ein Problem.




    Die Obststände waren besonders zahlreich.




    Besonders der Fisch schmeckte ausgezeichnet.




    Schier endlos wirkten die Reisfelder.



    Nach dem Mittagessen waren wir gerade eine Stunde unterwegs, als wir am Straßenrand die Gäste einer Hochzeitsfeier entdeckten. Wir stoppten und machten uns auf den Weg zur Feierlichkeit. Auch hier fragte ich mich, ob wir einfach so hereinspazieren und Fotos machen können. Aber als schon von weitem lächelnde Gesichter und eindeutige Gesten zum Fotografieren zu erkennen waren, stand fest: solche Sorgen waren hier wirklich völlig unbegründet. Wir wurden herzlich aufgenommen und waren eine kleine Attraktion auf der Hochzeit. Unser Guide erklärte später, dass man es hier als Bereicherung empfindet, auf derartigen Feierlichkeiten ausländische Gäste begrüßen zu dürfen.



    Die Hochzeitsgäste zeigten sich sehr farbenfroh.




    Ob dem Brautpaar der Rummel etwas zu groß war?




    Es wurde gesungen, getanzt und gelacht.




    Auch wir freuten uns, fotografiert zu werden.



    Als wir unseren Weg fortsetzten schraubten wir uns über Serpentinen immer höher in Richtung Toraja-Land. Wir kamen an Orten mit atemberaubenden Ausblicken vorbei und waren nach der langen Fahrt am Ziel völlig erschöpft, aber glückselig über die vielfältigen Eindrücke.



    Das Hochland bot grandiose Aussichten.




    Die Fahrt war anstrengend, aber ein Erlebnis.





    Der nächste Tag diente dann vollständig dazu, die Kultur der Toraja zu erkunden. Jenem Volk, das sich inzwischen zum Christentum bekennt, aber an ihrem Jahrhunderte alten Totenkult festhält. Stirbt ein Toraja, wird seine Leiche mitunter erst Jahre später bestattet. Für die Familie gilt es in dieser Zeit genügend Geld für die kostspieligen Begräbnisfeierlichkeiten zu sammeln. Ein ganzes Dorf wird dann für die Gäste errichtet, Büffel geopfert und nicht selten eine Familie in den völligen finanziellen Ruin getrieben, bevor die Leichen ihren Platz in Felsengräbern finden.



    Vor den Gräbern erinnern handgeschnitzte Puppen an das Aussehen der Verstorbenen.




    Etwas bizarr wirken die Begräbnisstätten.




    Familienangehörige versorgen die Toten auch im Jenseits mit Geld und Zigaretten.




    Makaber aber schön – Die Begräbnisstätten mitten im Dschungel.




    Zwischendurch boten sich immer wieder faszinierende Ausblicke.




    Wir schauten uns an, wie die Totenfiguren hergestellt werden.




    Dieses Dorf wird gerade für eine Totenfeier gebaut. Nach der Zeremonie wird es wieder abgerissen.




    Durch dichten Bambuswald ging es zu einem weiteren Begräbnisplatz.




    Sterben Babys, werden sie in diesem Baum bestattet.




    Eindrucksvolle Bambuswälder.




    Wasserbüffel, die ausschließlich als Opfertiere gehalten werden, sind im ganzen Toraja-Land zu finden.




    Typische Ansicht im Toraja-Land.




    Manche Ansichten sind nichts für schwache Nerven.





    Nach all den Eindrücken auf Sulawesi – einem vom Tourismus fast unberührten Landstrich – war ich etwas traurig, dieses herrliche Land am nächsten Tag schon wieder verlassen zu müssen. Am Abend saßen wir abermals lange zusammen im Hotel (http://www.marantetoraja.com/gm/), philosophierten über das Erlebte und freuten uns auch auf das, was jetzt kommen würde. Uns stand erneut ein ganzer Tag Busfahrt, zurück nach Makassar bevor, von wo wir dann nach Bali fliegen sollten. Da der Abend viel zu lang und die Nacht zu kurz war, fiel es besonders schwer um 3 Uhr aus den Federn zu kriechen. Dafür entschädigten schon beim Landeanflug auf Bali die ersten Blicke auf die Insel für alle Strapazen.





    Kurz nach Sonnenaufgang nahmen wir Kurs auf Bali.




    Die idyllische Lage der Landebahn und das hohe Flugaufkommen, lassen das Herz von Luftfahrt-Fans höher schlagen.




    In einem angenehm leeren CRJ 1000 ging es nach Bali.





    Mit dem Bus fuhren wir vom Flughafen nach Ubud im Herzen der Insel. Bekannt wurde der Ort vor allem auch durch den Film “Eat, pray, love” mit Julia Roberts. Zur Vorbereitung habe ich ihn mir angeschaut und kann von Nachahmungstaten nur abraten. Einen derart langweiligen Film gibt es wohl kein zweites Mal auf der Welt. Da wir in Ubud zum ersten Mal wirklich Freizeit hatten, überlegte ich mir, was ich mit den Tag anfangen soll. Die Entscheidung, Affen sehen zu wollen, war schnell klar. Irgendwo auf der Straße würde es wahrscheinlich schwierig. Ich beschloss deshalb, in den Affenfald von Ubud (www.monkeyforestubud.com) zu wandern. Zuvor musste ich mehrere Hotelangestellte passieren, die mich wie einen Außerirdischen anschauten und mich eindringlich von meinem Vorhaben abzubringen versuchten. Immerhin seien es bis dorthin drei Kilometer und man könne doch besser ein Taxi nehmen, statt zu laufen. Aber ich wollte laufen und auf dem Weg mit Einheimischen in Kontakt kommen, die Hindu-Tempel an der Straße sehen und reichlich Fotos machen. Verstehen konnte es keiner, warum ich ihrem Rat nicht folgen wollte.


    Als ich eine halbe Stunde unterwegs war, ärgerte ich mich etwas, dass ich nicht auf ihren Rat gehört hatte. Außer Touristenschwärmen gab es wenig zu sehen. Die Sonne brannte, der Schweiß lief und die Einheimischen waren hier längst nicht mehr so kontaktfreudig, wie noch auf Sulawesi. Etwas ernüchtert und von der tropischen Hitze geschwächt erreichte ich nach ca. einer Stunde den Affenwald. Schon auf den Straßen vor dem Wald kamen mir die ersten Tiere entgegen und meine Laune besserte sich schlagartig. Ich entrichtete den Eintrittspreis von 20.000 Rupias – klingt viel, ist es aber nicht. Immerhin war ich hier Multimillionär und konnte mir die umgerechnet ca. 2 Euro locker leisten.


    Gingen mir die ganzen Touristen zuvor noch etwas auf die Nerven, war ich hier ganz froh, dass sie dort waren. Ich versteckte mich immer etwas in ihrer Nähe, weil ich so hoffte, nicht in den direkten Kontakt mit den Affen zu kommen. Die Taktik klappte ganz gut und ich konnte belustigt zuschauen, wie so mancher Tourist mit den etwas aufdringlicheren Vertretern der Affen überfordert war. Ich beobachtete das Schauspiel eine ganze Weil und richtete meine Kamera unentwegt in die Baumwipfel, bevor ich mich ins Zentrum Ubuds aufmachte.



    Überall in den Baumwipfeln waren Affen zu finden.




    Viele Touristen haben auch ihre Schattenseiten. Dieser Affe ist zum Raucher geworden.




    Die Affen waren allseits beliebte Fotomotive.




    Ich liebe die verschiedenen Gesichtsausdrücke dieser Tiere.




    Einfach süß – Diese schlafende Mutter mit ihrem Jungtier.




    Bananen kamen immer gut an.



    Eigentlich wollte ich auch in Ubud noch etwas fotografieren. Doch der touristisch geprägte Charakter nervte mich zunehmend. Ich beschloss, mein Vorhaben aufzugeben und kehrte frühzeitig ins Hotel (http://www.bhuwanaubudhotel.com/) zurück. Jetzt allerdings, ganz nach dem erteilten Rat, mit einem Taxi.



    Reichlich Touristen und Souvenirstände gibt es in Ubud.



    Abgesehen vom Affenwald, bot dieser Tag nicht viel Positives. Ich freute mich deshalb noch mehr auf den nächsten. Das Hotel bot zum Sonnenaufgang um 6.30 Uhr eine Wanderung durch die umliegenden Reisfelder an, zu der ich mich mit Begeisterung anmeldete. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auf was ich mich einlasse. Es begann wunderschön. Wir genossen das phantastische Morgenlicht, die noch etwas kühleren Temperaturen, schauten Reisbauern bei der Arbeit zu und erblickten viele Enten, die durch die Felder zogen. Doch leider kamen wir auf den Rückweg an einem Punkt, der zeigt, wie wenig man sich auf manche Situationen vorbereiten kann. Für Wanderungen, hatte ich als Planungsfanatiker immer die passenden Schuhe dabei, doch was macht man, wenn man plötzlich einen nur wenige Zentimeter breiten Wasserkanal über einem Abhang balancierend überwinden muss? Dafür hatte ich nichts dabei. Ich war erstaunt, wie wenig es den anderen ausmachte zu balancieren. Ich war mir sicher, ein Sturz hätte fatale Folgen gehabt. Da alle inzwischen in Sicherheit waren, hoffte ich, dass niemand meine Trippelschritte mitbekommt. Doch da irgendwann in der Mitte meine Beine mehr und mehr zu zittern begannen, konnte ich die Höhenangst kaum verbergen. Es ging nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Ich versuchte es auf allen Vieren und kam mir ziemlich bescheuert vor, als ich die heikle Stelle endlich überwunden hatte.



    Wir sahen Reisbauern bei der Ernte.




    Inmitten der Reisfelder fühlten sich Enten wohl.




    Und auch wir hatten unseren Spaß.




    Als es unter diesem Kanal in die Tiefe ging, war es für mich mit dem Spaß vorbei.



    Das war ein Start in den Tag, wie er schlimmer hätte kaum sein können. Mein Puls raste und selbst eine Kuh, die uns auf dem Rückweg zum Hotel begegnete, schien mich blöd anzuschauen. Ich wäre am liebsten im Boden versunken.



    Was will uns der Blick dieser Kuh sagen?



    Es war einer dieser Momente, in denen man am Sinn des Reisens zweifelt. Zum Glück hatte ich keine Zeit mehr, mir weiter darüber Gedanken zu machen, denn unser Busfahrer rief schon bald zur Abfahrt. Unser erstes Ziel sollte eine Schule für benachteiligte balinesische Kinder (http://www.yayasanwidyaguna.org/) sein. Auf dem Weg dorthin kamen wir an unzähligen Hindu-Tempeln vorbei. Kein Wunder, war doch Bali – im Gegensatz zu Sulawesi, wo fast alle Moslems waren – fast ausschließlich hinduistisch. In der Schule wurde uns gezeigt, wie die Hindus ihre kleinen Opferschalen fertigen, die überall zu sehen sind und die in Kombination mit den auf fast ganz Bali in der Luft liegenden Geruch von Räucherstäbchen ein ganz besonderes – fremdartiges Bild ergeben. Wie schon auf Sulawesi, wo ich mich etwas ärgerte zu wenig über den Islam zu wissen, empfand ich es auch hier als sehr schade, dass ich mich mit dem Hinduismus gar nicht auskenne. Ich beschloss, mich nach meiner Rückkehr sofort einige Bücher über die Traditionen im Hinduismus zu besorgen.



    Der Weg zur Schule führte an Tempeln vorbei.




    Uns wurde gezeigt, wie die Opferschalen hergestellt werden.



    Nur das man zum Besuch eines Hindu-Tempels gewöhnlich einen Sarong trägt, wusste ich schon. Da wir einen besichtigen wollten, stand das Einkleiden mit jenem Wickelrock an. Für die Herren gab es zudem die traditionelle Kopfbedeckung, deren Name mir gerade entfallen ist. Alles sieht zwar etwas gewöhnungsbedürftig aus, speziell die Kopfbedeckung ist aber bei den tropischen Temperaturen gar nicht so schlecht. Zum einen schützt sie vor einem Sonnenstich, zum anderen läuft der Schweiß dann nicht so schnell ins Gesicht.



    Wir alle legten einen Sarong an.




    Etwas merkwürdig sahen wir schon aus.



    So verkleidet machten wir uns auf den Weg nach Gunung Kawi, das auch der Berg der Poesie genannt wird. Nach über 300 Treppenstufen durch wunderschöne Reisterrassen erreichten wir den Komplex aus dem 11. Jahrhundert, der als Gedenkstätte für eine Königsfamilie gedacht war. Völlig von der schwülen Luft durchnässt besuchten wir anschließend den Pura Tirta Empul – einen hinduistischen Quelltempel von gigantischem Ausmaß. Da das Wasser als heilig gilt, wird es für rituelle Waschungen benutzt. Von uns wollte allerdings niemand ins vermutlich kühle Nass springen. Auch wenn der Tempel durchaus sehenswert war, herrschte hier ein dichtes Gewusel. Souvenirläden säumten die Straßen und Touristenmassen bahnten sich ihren Weg. Nachdem es derartige Phänomene auf Sulawesi gar nicht gegeben hatte, wirkte der Ort auf mich aber alles andere als heilig.



    Stufe um Stufe ging es hinab zum Gunung Kawi.




    Die Aussichten waren zum Teil spektakulär.




    Wir formierten uns zum Gruppenfoto.




    Schon allein die Figuren im Tempel beeindruckten.




    Für die Hindus ist der Tempel ein heiliger Ort.




    Ein spirituelles Bad wollte niemand von uns nehmen.



    Vom Tempel machten wir uns erneut auf den Weg zur Schule. Nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss, sollten wir hier einen der schönsten Momente der ganzen Reise erleben. Erst genossen wir dort ein ebenso einfaches, wie leckeres Mittagessen bevor ich von einer Lehrerin, die mich mit der Kamera umherstreifen sah, gebeten wurde, ihre Klasse mit den geistig behinderten Kindern zu besuchen. Ich gebe zu, mir war dabei etwas unwohl, ich konnte den Wunsch aber auch nicht abschlagen. Die Kinder freuten sich augenscheinlich über den Besuch und ich kam mir etwas verloren und überfordert vor. Da ich nicht wusste, wie ich mich mit den Kindern verständigen soll, musste irgendeine gemeinsame Sprache gefunden werden. Mir fiel auf, dass alle sich für meine Kamera interessierten. Also ließ ich sie durch den Sucher schauen und auf den Auslöser drücken. Das Eis war gebrochen und wir hatten unseren Spaß. Ich empfand diesen Besuch und die spontane Einladung als großes Geschenk. Etwas, das man nur auf Reisen erleben kann, und etwas, dass sich auch bei sorgfältigster Planung nicht vorhersehen lässt. Oft habe ich mich gefragt, warum Reisen eigentlich etwas Einzigartiges ist. Nach diesem Besuch bin ich der Antwort ein großes Stück näher gekommen.



    Mit den behinderten Kindern erlebte ich tolle Momente.



    Doch nicht nur die behinderten Kinder waren herzallerliebst. Auch die Waisenkinder sprühten trotz ihres harten Schicksals vor guter Laune, die einfach anstecken musste. Wir wollten gerade schon gehen, da formierten sich alle, um für uns ein Lied zu singen. Ein Moment, in dem die Gefühle Achterbahn spielen. Auf der einen Seite freut man sich hier sein zu dürfen, auf der anderen Seite gehen einem aber auch Gedanken über das leidvolle Schicksal der Kinder durch den Kopf. Man ist ergriffen von dem Moment. Ich kann jedem nur empfehlen, solche Erfahrungen gezielt zu suchen.



    Blick in eines der Klassenzimmer.




    Die gute Laune der Kinder steckte schnell an.



    Für uns war dieses Erlebnis zugleich eines der letzten auf Bali und auf diese Reise. Danach verschwanden wir im Hotel (http://www.mercureresortsanur.com/), wo wir ebenfalls unseren Spaß hatten und irgendwann noch zum nächtlichen Schwimmen am Strand aufbrachen. Vor dem zu erwartenden 17-Stunden-Rückflug nach Amsterdam galt es noch einmal Kraft zu tanken, was zumindest mir nicht wirklich gelang. Mir war es in diesem Moment auch egal. Ich freute mich einfach über das Erlebte. Ich erinnerte mich an all die Menschen, die ich in Sulawesi und auf Bali getroffen habe, freute mich, dass ich mit einer tollen Truppe unterwegs gewesen war und dass die Incoming Agentur Happy Trails Indonesia (www.happytrailsindonesia.com) mich zu dieser Reise eingeladen hat.



    Ein toller Ort zum Schwimmen.




    Auf dem Rückweg ging beim Landeanflug auf Jakarta die Sonne unter.
    Kürzlich ist mein erstes Buch erschienen. Alle Infos dazu auf meiner Homepage unter www.breitengrad66.de/buch
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