[CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

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  • Rhodan76

    Alter Hase
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    [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

    Tourentyp
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    Lon
    Mitreisende
    Prolog

    Himmelfahrt: 4 Tage frei - und der Wetterbericht verspricht natürlich pünktlich zum langen WE sowohl im näheren als auch weiteren Umkreis nichts gutes. Und so wundert es nicht: der Wille ist eigentlich da aber die Idee WOHIN nicht.
    Am Himmelfahrt-Vorabend wird nochmal schnell ein Stammtischtreffen im kleinen Kreis genutzt und abgescheckt wer denn keine Ausrede für die kommenden Tage hat, sowie die besten Tipps und der aktuelle Wetterbericht eingeholt. Und so steht kurz vor 23:00 Uhr zumindest fest: Es geht morgen los! Wohin? Sehen wir morgen. Na immerhin Liberec steht dann als erstes Umsteige-Etappenziel schonmal fest.

    Dann nur noch "schnell" den Rucksack packen: aber gegen halb 2 nachts ist auch das geschafft. Zwischenzeitlich wird sich auf den frühen Zug um kurz nach 7 geeinigt. Jippi, na wenigstens noch 4h schlafen. Den Rest kann man ja im Zug nachholen.
    Zuletzt geändert von Rhodan76; 18.09.2016, 13:36.

  • Rhodan76

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    #2
    AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

    1. Tag: Dresden - ???

    Mit einem Berg Karten im Rucksack stehe ich wieder erwarten pünktlich am Bahnhof Neustadt und wundere mich insgeheim, daß die Lautsprecherstimme ganz unverhohlen die Einfahrt des Zuges nach 'Reichenberg' (statt Liberec) verkündet. Anscheinend ist das heutzutage bahnpolitisch so gewollt. Ich steige ein und stoße zu Milestone vor, der wie ich den Hauptpreis zu dieser Fahrt ins wortwörtlich Ungewisse gewohnen hat, denn immer noch steht das Ziel unserer Anreise nicht fest.

    Die folgenden Stunden können wir dank Sitzplatz in relativer Ruhe mitverfolgen wie es ist, wenn die Bahn auf die Idee kommt, zum Männertag nur mit 1er-Traktion in die beliebten Ausflugsgebiete im Zittauer Zipfel zu starten. Viell. war alles aber nur ein heimlicher Rekordversuch für die beliebte DDR-Sendung 'Außenseiter - Spitzenreiter'.

    Ab Zittau wird es wieder ruhiger und kurz vor halb 10 trudeln wir bereits in Liberec ein. Wo wir uns auf's neue mit der Frage konfrontiert sehen, wohin uns denn unsere Reise nun eigentlich führen soll. Wir brüten auf dem Bahnsteig kurz über der General-Karte der ehemaligen CSSR und erörtern alle Optionen hinsichtlich Regenwahrscheinlichkeit.

    Dann geht es zwar ganz schnell, aber immer noch zu langsam für den 1. Anschlusszug: gestern Abend hat man noch versucht uns zu überzeugen, wie hoffnungslos überfüllt das Riesengebirge zu Himmelfahrt ist, aber bei dem schönen Wetter heute können wir einfach nicht 'nein' sagen und beschließen den weißen Fleck auf unserer Wandererfahrungskarte auszumerzen. Da der direkte Anschlusszug nach Harrachov bereits weg ist, haben wir genug Zeit Geld zu besorgen u.a. und nehmen dann eine halbe Stunde später die Bahn nach Tanvald. Womit wir diesen Ort dann auch gleich 'abgehakt' hätten. Einen kurzen Stadtbummel später sitzen wir für 24czk/Person im Bus, um die letzten Kilometer nach Harrachov zu überbrücken.

    Harrachov empfängt uns mit bestem Wetter und da wir etwas zu früh aussteigen, lassen wir uns die Chance nicht entgehen, den Ort noch ein wenig zu Fuss zu erkunden.


    Harrachov

    Dann gehts los, der Plan ist einfach: erstmal rauf auf den Kamm und dann immer weiter. Wir nehmen den blauen Weg Richtung Labská bouda(Elbfallbaude) und lassen bald alle Tagestouristen hinter uns. Mit unseren großen Rucksäcken sind wir etwas die Exoten auf dem Weg, hoffen aber unser 'professional Auftreten' lässt keinen Raum für Fragen Bald schon zweigen wir auf einen unausgeschilderten Pfad ab, der uns endlich die ersten knackigen Höhenmeter und laut Zauberkasten hintenrum auch direkt zur Vosecká Bouda (Wossecker Baude) bringen soll. Nach 250 Höhenmetern ist erstmal eine kleine Pause fällig, um die Landschaft auch zu genießen. Wenig später erreichen wir auf recht romatischem Weg die Baude, die unerfreulicherweise verschlossen ist.

    Man beachte die Brückenkonstruktion


    Vosecká Bouda



    Wir halten uns nicht lange auf, denn die Alternative ist bereits in direkter Sichtweite. Und so blasen wir zum finalen Angriff auf den Kammweg mit der nur 1,5 km entfernten, aber auf polnischem Gebiet befindlichen Szrenica Bouda (Reifträgerbaude). Sie residiert schön gelegen auf einem kleinen Hügel und ist schon von weitem zu sehen.


    Szrenica Bouda (Reifträgerbaude)

    Dort angekommen steht fest, nach dem bisherigen Höhenmetern ist es erstmal Zeit, während einer ausgiebigen Pause den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die Preise in der polnischen Baude sind angenehm günstig, was sich viell. mit der Seilbahn erklärt, die von polnischer Seite direkt auf den Szrenica (1362m) heraufführt. Dank der Gemütlichkeit der Baude dauert es seine Zeit eh wir uns losreissen können. Aber es hilft nichts, das gute Wetter muss genutzt werden. Da wir von hier aus direkt dem Kammweg folgen können, gestaltet sich die Wegfindung unproblematisch.



    Den Abzweig zur Elbquelle lassen wir rechts liegen, die ehemalige Schronisko nad Snieznymi Kotlami (Scheegrubenbaude) schon fest im Blick.


    ehem. Schneegrubenbaude

    Das eigentlich Highlight kommt unmittelbar danach: die Schneegruben. Schon ein bissl imposant mit schönen Blick Richtung Polen rein.


    Schneegruben

    Ganz Hans im Glück biegen wir gleich im Anschluss rechtzeitig vom Kammweg ab, um den "Gipfel" des Vysoké Kolo (Hohes Rad:1509m) nebst Denkmal zu Ehren unseres ehem. Kaisers Wilhelm I mitzunehmen. Hier werden wir auch das erstemal mit der unglaublichen Wegebaukunst im Riesengebirge konfrontiert, die wahrscheinlich nur von den Steinmetzen der Pharaos überboten worden ist.


    Gipfel des Vysoké Kolo nebst Kaiser Wilhelm Denkmal



    Wir meistern noch den Abstieg vom Berg, aber dann ist es langsam an der Zeit einen Schlusspunkt für heute zu setzten. Wir schlagen uns unmittelbar am Fuss des Berges in die Büsche und errichten die Zelte. Es schauert kurz, wir trinken noch ein Bierchen und beobachten argwöhnisch in der Ferne ein heraufziehendes Gewitter, danach ist aus die Maus für heute.





    Tagesbilanz: knapp 900hm und 24km
    Zuletzt geändert von Rhodan76; 17.05.2013, 19:22.

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    • Rhodan76

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      #3
      AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

      Tag 2

      Mit dem schönen Wetter ist es erstmal vorbei. Grau dominiert den Himmel. Nach Frühstück und Abbau halten wir uns nicht lange auf und brechen auf, solange noch niemand anderes unterwegs ist. Der Kammweg ist gut gepflastert und so geht es zügig voran.



      Erst kur vor den Überresten der Petrova bouda (Peterbaude) begegnen uns die ersten Wandergruppen älteren Semesters. Wir bewundern kurz die rege Bautätigkeit an der abgebrannten Baude, aber so richtig erschließt sich uns nicht ob es sich um Aufbau oder Abrissarbeiten handelt.

      Da's mit einkehren in der Peterbaude essig aussieht, geht es schnurstracks weiter zur Spindlerova bouda (Spindlermühle Baude). Der Gegenverkehr an Tageswanderern hat inzwischen dramatisch zugenommen, ebenso wie der Hochnebel. Als sich das erste Gebäude aus der Suppe schält wähnen wir uns bereits am Ziel, können aber in letzer Minute doch noch die "echte" Baude einige Meter weiter über den Parkplatz aus dem Nebel auftauchen sehen.



      Trotz 4-Sterne ähnlicher Zustände ist es Zeit für's Frühstück und so stürmen wir mit Rucksack das Restaurace: für mich ein Gulaschsüppchen, für Milestone ein paar Bier. Draussen können wir beobachten, wie die Leute busseweise ankommen und die meisten aber Richtung Peterbaude aufbrechen. Für uns gehts bald in die andere Richtung weiter, schließlich steht die Schneekoppe (Snežka) heute noch auf dem Programm.

      So verlassen wir die Deluexe-Baude wieder. Kurz nach dem Start schält sich doch glatt eine weitere polnische Baude wenige Meter weiter aus der Nebelsuppe, aber nu isses zu spät. Wir kämpfen uns einige Höhenmeter höher und dann geht es immer gerade aus: der Nebel lässt keine Aussicht zu, so daß wir ungestört Meter machen können. Wenn ich meine Karte konsultiere, sollten wir gerade so einiges an Aussicht "verpassen". Was solls.



      Wir sind langsam eingelaufen und überholen alle und so stehen wir kurz vor Mittag am Fuss der Schneekoppe bzw. erstmal dem Schronisko Dom Slaski (Schlesierhaus). Jedenfalls laut Karte. Den sehen tut man die Hand vor Augen nicht. Trotzdem sehr gemütlich dort und die letzte Möglichkeit sich vor dem Gipfelsturm nochmal zu stärken. Keine Frage daß wir die Gelegenheit nicht auslassen.



      Danach gibts keine Ausrede mehr: Rauf auf den Berg. Zur Wahl stehen: gemütlicher blauer Pfad oder kurz und knackig rot. Natürlich nehmen wir kurz und knackig. Was soll ich sagen: Es ist schon eine Schinderei, aber eine halbe Stunde später schält sich unvermittelt vor uns das allseits bekannte UFO aus der Nebelsuppe. Geschafft! Gerade noch rechtzeitig.



      Wir inspizieren noch kurz die neumodische Variante von Baude der Tschechen, dann müssen wir aber auch schon feststellen, daß sich zum bis jetzt dominierenden Nebel nun auch noch handfester Regen gesellt hat. Zeit das UFO zu entern, eine ausgiebige Pause haben wir uns nach Erfüllung des Tagesziels ja verdient! Und so fröhnen wir der böhmischen Gemütlichkeit in Krokonosz's Meisterwerk, konsultieren die Karte ob unserer weiteren Möglichkeiten und harren ob der Regen mal wieder nachlässt.

      Gegen 16:30 müssen wir einsehen, daß die Hoffnung wohl umsonst ist und so werfen wir uns in Schale und treten den Abmarsch durch den Regen Richtung Jelenka bouda (Emmaquellbaude) an. Wir sind froh den Weg in diese Richtung zu gehen und nicht umgekehrt, so geht es die nächsten Kilometer für uns bergab.



      Da es die ganze Zeit ordentlich von oben schüttet, fällt es uns nicht schwer in die Jelenka einzufallen und ungeniert nach einem Bett als Alternative zu einer pitschnassen Zeltnacht zu fragen. Wir haben Glück, daß letzte Zimmer geht an uns und wird von allem Luxus (Bettzeug) befreit, um uns dann als Matrazenlager verkauft werden zu können. Mit 10€ je Nase sind wir gut bedient. Zuviel Luxus wird aber wirklich nicht geboten.



      Und so können uns jetzt voll und ganz auf die Sicherstellung der abendlichen Versorgungslage in der angeschlossenen Kneipe konzentrieren :-) Im Laufe des Abends wird die Hütte so langsam voll, es kommen u.a. verrückte Tschechen die mitten in der Nacht los wollen um den Sonnenaufgang auf der Schneekuppe zu erleben. Jeder wie er will. Milestone kann Pluspunkte beim Wirt sammeln indem er selbigen mit Kippen aushilft kann und noch das eine oder andere interessante aus 1. Hand erfährt.



      Wir trinken noch ein paar Bier, studieren die Karte ob unserer Möglichkeiten. Angesichts des Dauerregens einigen wir uns aber erstmal drauf morgen nach Malá Úpa (Kleinaupa) abzusteigen, um dann wahrscheinlich den Bus Richtung Trutnov (Trautenau) zu nehmen und abzureisen. Für uns geht es dann bedeutend früher ins Bett als für die Tschechen. Die feiern lieber noch ausgiebig bis nach Mitternacht in der Bierstube...
      Zuletzt geändert von Rhodan76; 17.05.2013, 21:18.

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      • Rhodan76

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        #4
        AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

        3.Tag / 4.Tag

        Der nächste Morgen hält eine Überraschung bereit: draussen herrscht überraschend gutes Wetter, der Regen hat sich verzogen und da wo gestern nur Nebelschwaden waberten öffnet sich ein wunderbarer Blick auf ein Tal und sogar Mala Úpa vorraus.



        Wir halten uns nicht lange auf, lassen das Frühstück aus und starten talabwärts nach Mala Úpa rein. Es geht konstant bergab und so stehen wir schon kurz nach 9 im Ort. Der wirkt um die Zeit noch reichlich verschlafen, aber die Tourist-Info hat schomal auf. Die inspizieren wir ausgiebig und lassen uns die nächste Busabfahrtszeit raussuchen: 10:30 Uhr. Na da ist ja noch ein bissl Zeit, die wir ganz entspannt rumbringen.


        Mala Úpa Baude

        Es ist sogar so viel Zeit, daß wir uns nochmal mit der Karte beschäftigen können. Dabei fällt uns das Örtchen Svoboda nad Úpou (Freiheit) auf, das sogar über einen Bahnanschluss verfügt. Das Wetter wird inzwischen auch immer besser. Ich werde wieder unschlüssig und wanke zwischen: 'Man sollte aufhören wenn es am schönsten ist, das lässt sich doch nicht mehr steigern' und 'Bei dem Wetter fährt man doch nicht heim!'. Wir beschäftigen die Dame in der Touri-Info nochmal und bringen den Bahnfahrplan für morgen (Sonntag) und den Wetterbericht für heute in Erfahrung. Wie sollte es anders sein: bis Mittag Sonne, danach leichter Regen über den restlichen Tag. Da soll man sich nun entscheiden was das richtige ist *grumml*. Es wird Zeit - wir dackeln zur Busshaltestelle, der Bus fährt ein...und ohne uns ab. In letzter Sekunde fällt die Entscheidung: wir hängen den heutigen Tag noch dran! Schnell decken wir uns im einzigen 'Magasin' von Mala Uppa, das einen traurigen Anblick innen bietet und sich augenscheinlich auf den Verkauf flüssiger Nahrung spezialisiert hat, nochmal mit Kofola und Bier ein - und dann sind wir schon zurück auf dem Kammweg.

        Das Wetter wird immer besser, der Weg dafür immer nasser :-) Stellenweise verwandelt er sich eher in einem Bachlauf. Nicht's desto trotz eine äußerst schöne Strecke, mit phantastischen Ausblicken auf die (heute wolkenlose) Schneekoppe oder alternativ zur anderen Seite in die polnischen Niederungen.







        Wir folgen dem grünen Kammweg relativ problemlos und erreichen gegen 13:00 Uhr die erste Schutzhütte des Tages: historisch gelegen direkt an einem noch kürzlich verschlossenen (Fussgänger-)Grenzübergang zwischen Dolní Alberice (Niederalbendorf) auf tschechischer und Žaclér (Schatzlar) auf polnischer Seite. Da wir gut vorangekommen sind und genug Zeit für die restliche Strecke haben rasten wir ausgiebig.


        Grenzübergang Dolní Alberice - Žaclér

        Dabei müssen wir leider feststellen, daß wie angesagt sich von polnischer Seite eine bedrohlich dunkle Front nähert: da wir schonmal in einer Schutzhütte sind, beschließen wir das üble Wetter erstmal vorbeiziehen zu lassen. Es dauert aber länger als gedacht, eh das Wetter mit leichtem Regen auch bei uns einsetzt. Zwischenzeitlich sind wir nicht mehr alleine in der Hütte. Gegen 14:00 Uhr wird es dann aber allen beteiligten zu bunt, es regnet zwar leicht draussen, aber von Schutzhütten-Wetter kann keine Rede sein. Und so stellen wir uns den Elementen und peilen die in ca. 4km Entfernung liegende Rýchorská bouda (Rehornbaude) an. Wir hoffen in der Baude das Regenwetter aussitzen zu können, um dann abends unser Zelt aufschlagen zu können.



        Kurz vor halb 4 erreichen wir die Rýchorská, das Wetter ist unterwegs leider keinen Deut besser geworden. Von böhmischer Gemütlichkeit in der Baude fehlt zudem jede Spur: es ist nur ein winziger Raum mit 3 Tischen geöffnet, der Wirt versteckt sich hinter einer Durchreiche und es gibt nur Bier aus der Flasche. Alles in allem nicht's wo man gerne längere Zeit verweilt. Nicht's desto trotz gibts noch ein Bier und eine Cola zu Stärkung.


        Rýchorská bouda

        Es muss an der Trostlosigkeit der Örtlichkeit liegen und daran, daß es sich draussen inzwischen so richtig schön eingeregnet hat und nicht gerade nach Besserung aussah, aber mit einmal war er wieder da, dieser verwegene Gedanke, diesen Ort doch schon heute zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Schnell wurden die Fahrpläne gewältzt und auf die Uhr geschaut: jetzt 15:45 Uhr - in 20 Minuten fährt unten im Ort der Zug nach Trutnov ab. Entfernung zum Bahnhof: gedachte 2km. Das mit dem Karte lesen müssen wir nochmal üben, praktisch sind es bestimmt 4km. Wir verlassen fluchtartig die ungastliche Baude und begeben uns schnellen Schrittes im Regen Richtung Svoboda. Es geht konstant bergab, was uns zwar entgegenkommt.


        romantisches Aupa-Tal

        Trotz allem müssen wir über kurz oder lang erkennen, daß unsere Vorankommen nicht mit dem Zugfahrplan mithalten kann. Als wir endlich am Bahnhof ankommen, ist der Zug bereits seit 30(!) Minuten weg. Der nächste fährt erst wieder in anderhalb Stunden. Wie als Retter in der Not biegt just in dem Moment der Fernbus nach Prag auf den luxuriös mit EU-Mitteln sanierten Busbahnhof von Svoboda ein, mit einem kleinen Sprint entern wir den Bus, und da eine Busfahrt nach Prag ja bestimmt mächtig unbequem ist, buchen wir nur bis nach Trutnov, um dort unsere Reisemöglichkeiten nach Hause per Bahn auszuloten.


        Bahnhof/Busbahnhof Svoboda

        Und damit nimmt das Abenteuer Heimreise seinen Lauf. In Trutnov angekommen, wird zuerst die Dame am Schalter auf die Probe gestellt, sie versucht ihr bestes, aber alle heute noch aufzutreibenden Zugverbindungen enden an irgendeinem tschechischen Bahnhof in Grenznähe.

        Jeder normale Mensch hätte sich sicherlich ein Hotelzimmer genommen, aber was soll man sagen, als wie auch immer Outdoorer wiederstrebte uns das. Also nochmal schnell alle Telefon-Joker bemühte (Danke an Atze!), aber es kristallisierte sich immer eindeutiger heraus: nach Deutschland geht heute kein Zug mehr.

        Es galt nur noch zu wählen, auf welchem Bahnhof wir heute übernachten werden: Liberec, Zittau, Decin oder Prag.

        Man kann es sich sicherlich denken: die Wahl ist am Ende nicht schwer gefallen - wir sind ja noch jung und das Prager Nachtleben ist nach so einer anstrengenden Riesengebirgs-Überquerung bestimmt genau das richtige
        Und so stand der Plan also fest: 18:40 mit dem Zug von Trutnov nach Prag, Ankunft 21:45 Uhr. Weiterfahrt dann morgen früh um 04:29 Uhr Richtung Dresden. Und die 6,5 Stunden dazwischen schlagen wir uns die Nacht um die Ohren.

        Gesagt getan. 3h Zugfahrt bis Prag: dort verstauen wir unser Gepäck im Schließfach, besorgen unser Anschlussticket nach Bad Schandau für morgen früh (7,50€/Person) und stürzen uns ins Nachtleben von Prag. Milestone kennt alle Highlights von Prag, ich zum Glück die passende Studentenkneipe unweit der Karlsbrücke.


        Und so fließen noch einige Biere unsere Kehle hinunter, eh es gegen halb 3 morgens wieder Richtung Bahnhof geht.


        Geheimtipp

        Der öffnet zwar erst wieder 03:15 Uhr seine Pforten, aber auch das überstehen wir noch. Der Nachtzug aus ??? setzt sich pünktlich um 04:29 in Bewegung und wir kommen endlich dazu, uns eine Mütze Schlaf zu gönnen. Die Zeit vergeht im Zuge und so erreichen wir müde und kaputt, aber ich denke doch hochzufrieden mit dem Erlebten Sonntagmorgen um halb 8 Dresden...

        Ich hoffe doch, daß wir das mal wiederholen
        Zuletzt geändert von Rhodan76; 17.05.2013, 19:42.

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        • Gast-Avatar

          #5
          AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

          Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
          ... und wundere mich insgeheim, daß die Lautsprecherstimme ganz unverhohlen die Einfahrt des Zuges nach 'Reichenberg' (statt Liberec) verkündet.
          Das ist doch völlig Okay. Die Frage ist vielmehr, gab es auch eine tschechische Ansage?

          Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
          Da der direkte Anschlusszug nach Harrachov bereits weg ist, haben wir genug Zeit Geld zu besorgen u.a. und nehmen dann eine halbe Stunde später die Bahn nach Tanvald. Womit wir diesen Ort dann auch gleich 'abgehakt' hätten. Einen kurzen Stadtbummel später sitzen wir für 24czk/Person im Bus, um die letzten Kilometer nach Harrachov zu überbrücken.
          Wie Schade, da habt Ihr eine der "schönsten Eisenbahnstrecken der Welt" verpasst.

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          • Rhodan76

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            • 18.04.2009
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            #6
            AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

            Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
            ...Wie Schade, da habt Ihr eine der "schönsten Eisenbahnstrecken der Welt" verpasst.
            Macht nix: Wir kommen bestimmt wieder. Hoffentl. mit Verstärkung vom Stammtisch
            Zuletzt geändert von Rhodan76; 17.05.2013, 18:54.

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            • Gast-Avatar

              #7
              AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

              Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
              Klippenkuckuck wäre bei der Baudendichte bestimmt in Freudentränen ausgebrochen.
              Das ist wahrscheinlich einmalig. So was habe ich noch nirgend woanders erlebt. Da sollte man gut trainiert sein. In letzter Zeit kehren wir bis zu fünfmal am Tage ein.

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              • Gast-Avatar

                #8
                AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen

                Grenzübergang Dolní Alberice - Žaclér
                Kommt mir sehr bekannt vor.

                Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                Manchmal hat es Vorteile, wenn man einen Bericht schreibt der zeitlich vor einem bereits veröffentlichten Bericht liegt. So kann ich mit Gewissheit sagen, das ist die Schutzhütte, in der Pfad-Finder letztes Jahr übernachtet hat.

                Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                Kurz vor halb 4 erreichen wir die Rýchorská, das Wetter ist unterwegs leider keinen Deut besser geworden. Von böhmischer Gemütlichkeit in der Baude fehlt zudem jede Spur: es ist nur ein winziger Raum mit 3 Tischen geöffnet, der Wirt versteckt sich hinter einer Durchreiche und es gibt nur Bier aus der Flasche. Alles in allem nicht's wo man gerne längere Zeit verweilt. Nicht's desto trotz gibts noch ein Bier und eine Cola zu Stärkung.
                Zur Rehornbaude gab's im Forum auch schon Infos. Leider scheint sich nichts geändert zu haben.

                Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                Am Ende wurde es mühselig. Die Wege scheinen sich immer weiter zu dehnen. Nass und erschöpft erreichen wir die Rehornbaude.



                Leider stellt sich heraus, dass das keine offizielle Übernachtungsbaude ist. Sie haben daraus ein Kinderferienlager gemacht. Für Wanderer gibt es nur einen Kiosk.
                Nach langen Verhandlungen dürfen wir aber trotzdem Übernachten. Abendbrot gibt es aber nicht. Dafür Freibier, ich meine kostenlosen Tee. Immerhin hatte unser Zimmer sogar ein Bad.

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                • Abtaucher
                  Erfahren
                  • 03.09.2011
                  • 239
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                  Ein toller Bericht. Danke,
                  Volker

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                  • Torres
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 16.08.2008
                    • 30722
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                    Klingt nach einem erfolgreichen "Wochenende".

                    Hat Spaß gemacht, zu lesen.
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Rhodan76

                      Alter Hase
                      • 18.04.2009
                      • 3034
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                      #11
                      AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                      Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                      Zur Rehornbaude gab's im Forum auch schon Infos. Leider scheint sich nichts geändert zu haben.
                      Jetzt gibts 2 unabhängige Expertenmeinungen, die das bestätigen können. Zum Glück sind Alternativen nicht so weit weg. Aber ansonsten ein schöner Abschnitt von Mala Upa bis hier runter. Sogar Atzetauglich

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                        Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                        Aber ansonsten ein schöner Abschnitt von Mala Upa bis hier runter.
                        Das auf jeden Fall und nicht so überlaufen.

                        Letzten Herbst ist mir der Ort Freiheit wegen dem Eisenbahnanschluß ebenfalls ins Auge gestochen. Ein guter Startpunkt für eine Tour Richtung (Nord/)Westen. Die Anfahrt hat man ja zeitlich noch gut unter Kontrolle.

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                        • holger789
                          Gerne im Forum
                          • 26.01.2013
                          • 50
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                          #13
                          AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                          Danke für den tollen Bericht. Die Elbquelle hättet Ihr aber noch mitnehmen können ;)

                          Grüße Holger

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                          • Rhodan76

                            Alter Hase
                            • 18.04.2009
                            • 3034
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                            #14
                            AW: [CZ] Unverhofft kommt oft - Überraschungstour im Riesengebirge

                            Wir wusste nicht, ob sich das lohnt Aber das holen wir nach!

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