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Land: Schottland
Reisezeit: Oktober 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Wir - das sind Mr und Mrs LausS - freuen uns sehr, Euch unseren ersten Reisebericht zu präsentieren. Da Ihr aufgrund Eurer vielen tollen, witzigen und informativen Berichte großen Anteil daran hattet uns auf diese Tour vorzubereiten, möchten wir Euch nun an unseren Erlebnisse und Erfahrungen ebenfalls Anteil haben lassen.
Vorweg sei erwähnt, dass wir eine irre gute Zeit hatten und uns gerade in der Planung zu unserem zweiten Schottland-Trip durch Knoydart und auf die Isle of Skye befinden (Flüge gestern gebucht ).
Wie alles begann:
Irgendwann im März 2012 trieb Mrs LausS die Frage um, wohin es denn in diesem Jahr in den Urlaub gehen könnte. Bisher zog es uns immer in warme Gefilde: ein bisschen Sightseeing, ein bisschen Kultur, viel Bequemlichkeit und sonnige Strände. So mochte es Mrs LausS gerne und Mr LausS fügte sich etliche Jahre diesem Wunsch.
Doch dies sollte sich nun ändern:
Sie: „Wo geht’s dieses Jahr hin? Griechenland, Kenia, oder hast du andere Vorschläge?“
Er: „Was hältst du denn von Schottland?“
Sie: „???“
Er: „Das habe ich vor 18 Jahren das letzte Mal gemacht – die Highlands sind wahnsinnig schön.“
Sie (eher zögerlich): „Aha…, regnet es da denn nicht immer? Und was machen wir da genau?“
Er: „Wandern.“
Sie: „Wandern? So mit Rucksack? Klingt ja spannend, aber was ist mit Sommer, Sonne, Sonnenschein?“
So ging es noch einige Zeit hin und her. Aber kurz gesagt: Er beantwortet alle meine Fragen geduldig, zeigt mir wunderschöne Bilder und ich beuge mich dem neuen Urlaubskonzept – zunächst eher skeptisch, dann zunehmend enthusiastisch.
Also eben Schottland. Aber wohin genau, wo lang soll’s gehen?
Nach unzähligen Stunden der Recherche im Internet – und vor allem hier im Forum - entschieden wir uns für den West Highland Way. Für Anfänger wie uns der ideale Einstieg: relativ zivilisationsnah, daher ist Zelten zwar MÖGLICH (für ihn), aber nicht NOTWENDIG (für sie). Außerdem muss man nicht so viel Proviant in der Gegend herumtragen, da man ja häufig an Einkaufsmöglichkeiten vorbei kommt.
Ich muss wohl kaum erwähnen, das wir als Trekkingneulinge noch unendlich viele Shoppingtouren unternehmen mussten, um gut gerüstet nach Schottland fliegen zu können: Rucksäcke, Zelt und Kocher fehlten uns genauso wie warme Schlafsäcke und Stirnlampen…
Los geht’s:
Anreise: 13.10.2012 Frankfurt – London – Edinburgh - Glasgow – Milngavie
Um 3:05 in der Frühe ist die Nacht zu Ende. Gut geschlafen habe ich nicht, bin viel zu aufgeregt. Kurzer Spurt durch’s Bad, mit einem ersten Ächzen die Rucksäcke geschultert (scheiße, ist der schwer) und ab geht’s nach Darmstadt. Der freundliche Taxifahrer kommt mit mir ins Gespräch. Mr LausS ist das noch zu früh. Bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang ist er von Natur aus maulfaul und smalltalk um 3:50 Uhr steht definitiv nicht in seinem Vertrag.
Wir gönnen uns einen Kaffee am HBF Darmstadt und warten auf den Airliner Shuttle zum Flughafen. Pünktlich werden wir ca. 30 Minuten später am Terminal 2 wieder ausgespuckt. Baggage-Drop bei BA verläuft reibungslos und ich bin zufrieden, dass wir uns gegen Plastiktüten und für Rucksackliner entschieden haben. (Sack auf, Rucksack rein, Sack zu, am Griff auf’s Band heben, fertig.)
Am Security Check geht es auch recht flott – ich bin total erstaunt, dass ich meine Wanderstiefel nicht ausziehen muss. Auch Mr LausS wird alarmfrei durchgewunken.
Pünktlich beginnt das Boarding der kleinen Maschine. Während wir zur Startbahn rollen geht langsam die Sonne auf und hüllt die tiefliegenden Nebelschwaden in ein mystisches Licht. Der Anflug von Urlaubsstimmung den wir seit dem Aufstehen haben macht sich jetzt so richtig breit.
Das Frühstück im Flugzeug ist wie immer nicht sonderlich lecker, aber macht satt. Und für Mr LausS gibt‘s reichlich Kaffee.
Um 7:20 landen wir am LCY. Von dort geht‘s mit der Tube zum King‘s Cross. (Mr LausS hat die Verbindung zum King‘s Cross schon im Vorfeld gecheckt, deshalb gar kein Problem). Vom King‘s Cross hatten wir unsere Zugverbindung schon vorgebucht (King‘s Cross nach Edinburgh und weiter nach Glasgow Queen Street für £50 p.P.).
In King’s Cross haben wir - dank der konservativen Reiseplanung - 3 ½ Stunden bis unser Zug nach Glasgow losfährt. Naja, dann halt noch ein zweites Frühstück und weitere Kaffees für Mr LausS. Um die Zeit zu vertreiben erkunden wir die Bahnstation: Ich brauche ein Foto von Platform 9 ¾! In guter alter Tradition stürmen wir auch noch einen der vielen Londoner Coffeeshops in Bahnhofsnähe. „Two White Coffee Mocha Grande, please“, diesen Satz haben wir hier in London auf unserer Hochzeitsreise vor fast genau 4 Jahren geübt bis zum Abwinken.
Die Fahrt von London nach Edinburgh ist super! Wir hatten Fensterplätze reserviert (kostete nix extra) und genießen die Aussicht. Nach 3 Stunden im Zug Richtung Norden, merken wir wie sich die Landschaft langsam verändert, sumpfiger wird, weniger urbane Inseln zeigt und die Vegetation irgendwie „schottischer“ anmutet. Wie aus dem Nichts tauchen dann plötzlich Küste, Brandung und Meer auf. Und dann begrüßen uns jenseits von Newcastle ein…zwei…drei… viele Regenbögen… und da noch einer.
„Snacks? Drinks?“ werde ich angesprochen.
„Of course, two cups of coffee, please.“
„Four Pounds 60 p.“
„ There you go“, „Thanks“
*Schlürf*
Bäääääääh!!!
Ich glaube, der geneigte Leser dürfte schon erkannt haben, dass Coffein durch meine Adern fließt. Arabica-Bauern in Kenia, Bolivien und Brasilien benennen schließlich ihre Kinder nach mir. Ich fühle mich Willens und in der Lage einen guten von einem schlechten Kaffee zu unterscheiden und das, was man mir da einschenkte war – mit Abstand – das widerlichste Gesöff, ever.
„One more cup, sir?“
„Sieh‘ bloß zu, dass du Land gewinnst! Why don’t you play hide and Starbuck yourself?“
...denke ich und höre mich freundlich sagen “No, thank you”.
Lehre des Tages: Ich kauf‘ nie wieder Kaffee in schottischen Zügen.
Die Fahrt von Edinburgh nach Glasgow ist nicht so toll, der Zug ist total vollgestopft und wir müssen die Rucksäcke auf dem Schoß balancieren. In Glasgow werde ich dann erstmals Opfer der Aussprache. Die Dame am Schalter versteht mich einfach nicht – und mir geht es umgekehrt genauso. Letztlich haben wir unsere Tickets nach Milngavie in der Hand und nach einem kurzen „Burgerstop“ geht es weiter.
Mit Hilfe des Smartphone-Navis – das Garmin ist in einem der Rucksäcke…irgendwo unten… hinten… - finden wir in der Abenddämmerung gegen 17:30 auch unser B&B (Best Foot Forward), wo uns Morag einen herzlichen Empfang bereitete. Im Zimmer gibt’s Cookies und mit dem Wasserkocher können wir uns auch noch eine Instant Hot Chocolate (with marshmallows) zubereiten.
Wir legen uns nur noch unsere Sachen für morgen zurecht (Kleine Randbemerkung: Wer sägt 10g Zahnbürste ab und nimmt 100g Rasiercreme mit? Richtig: Mr LausS) und lassen den Abend ruhig ausklingen.
Tag 1: SO., 14.10.12 Milngavie – Drymen
Am Morgen fragen wir Morag nach unserem „screwed gas canister“. Wir hatten via e-mail abgeklärt, das ein Mitarbeiter von „The Iron Chef“ einen bei ihr vorbeibringt und wir ihr das Geld da lassen. Das ging leider vergessen, aber kein Problem: Morag ruft beim Chef an, dieser bringt uns eine Auswahl zum B&B mit und wir dürfen wählen. Als wir ihn entlohnen wollen, lehnt er jegliche Bezahlung ab. Die Saison sei vorbei und dies sei ein Geschenk. Wow! Wir haben noch zwei Anläufe gestartet, aber er wollte echt kein Geld (und wir hatten SCHOTTISCHE Pfund, daran konnte es nicht liegen. Soviel zum vielzitierten schottischen Geiz).
Nach einem extra gehaltvollen Full Scottish Breakfast inkl black pudding für Mrs LausS und smoked salmon für Mr LausS geht es schließlich los: Um 10:00 stehen wir am offiziellen Startpunkt des WHW und machen die obligatorischen Fotos vom Obelisken, den Parkbänken und natürlich von uns.
Jetzt geht's los
Milngavie schläft scheinbar noch, nur eine Gruppe Tagesausflügler begibt sich vor uns auf den Weg. Es geht bei wolkenverhangenem Himmel und leichtem Nieselregen durch den Stadtpark aus dem Ort heraus. Irgendwann öffnet sich die Landschaft und zum ersten Mal sieht es hier nicht mehr wie unsere geliebte Pfalz sondern irgendwie nach Schottland aus: Die herbstlich verfärbten Hügel und ein erstes „Mini-Loch“ (Craigillian Loch) machen Lust auf mehr.
Craigillian Loch
Zügig gehen wir des Weges (laut unserem Navi laufen wir 5km/h) und der leichte Nieselregen ist nicht der Rede wert.
Nach einer kurzen Hunger-Attacke und zwei vernichteten Müsliriegeln (hatte ich erwähnt, dass ich das schottische Frühstück nicht so toll fand?) laufen wir zu unserem ersten planmäßigen Stop, der Glengoyne Destillery. Kaum treffen wir dort ein, beginnt es richtig zu regnen. Da passt es ja, dass wir an der Führung mit zwei Probierschlückchen teilnehmen wollen.
Glengoyne Distillery
Gut informiert und mit angewärmten Magen geht es weiter zum Beech Tree Inn. Um ehrlich zu sein: nach dem leckeren und riesigen Burgermahl bin ich platt. Einfach müde. Aber nix da: Mr LausS hat geplant, dass wir noch bis zur Wishingwell Farm müssen. *Hmpf* also weiter. Jetzt meldet sich mein innerer Schweinehund zu Wort und beginnt zu meckern. Der Rücken - ob der ungewohnten Last – beginnt auch alsbald zu protestieren. Und Mr LausS muss es ausbaden, da er der einzig Anwesende ist. Als wir an der Wishingwell Farm eintreffen, regnet es. Sollen wir gleich am ersten Abend das Zelt im Regen aufbauen? Wie weit ist es den bis Drymen? Lange Rede, kurzer Sinn: Wir laufen weiter. Mein Rücken meckert weiter. Meine Beine machen schlapp. Wir folgen etwas planlos dem ersten Hinweisschild zu einem B&B. Nach ca. 2 km ist von dem noch immer nichts in Sicht, wir sind verunsichert, kehren um und laufen in die Dämmerung hinein.
...jetzt aber schnell weiter
Allmählich wird es auch für Mr LausS anstrengend und so ächzen wir gemeinsam voran. Das soll also Urlaub sein? Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vor allem, weil dieser Tag doch nur zum entspannten Einlaufen gedacht war. Wenn ich das schon nicht kann, dann halte ich den Rest wohl nicht durch – düstere Gedanken machen sich bei mir breit. Bei drei B&Bs haben wir kein Glück. Das vierte (Braeside Guest House), direkt am Square gelegen und gegenüber des Pubs, wird unseres. HURRA!
Bei Ale und Wein besprechen wir den Tag im Pub. Es stellt sich heraus, dass wir heute ca. 25 km gelaufen sind. Ich schöpfe Hoffnung. Das waren immerhin 8km mehr als geplant. Mit einem schottischen Ehepaar vom Nebentisch kommen wir ins Gespräch und der Abend klingt mit interessanten Gesprächen und viel Lachen aus.
Gegen 22 Uhr legen wir uns schlafen - mein Schweinehund hat sich weinselig in seine Hütte verzogen und schnarcht.
*Fortsetzung folgt*
Sandra & Steffen
Reisezeit: Oktober 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Wir - das sind Mr und Mrs LausS - freuen uns sehr, Euch unseren ersten Reisebericht zu präsentieren. Da Ihr aufgrund Eurer vielen tollen, witzigen und informativen Berichte großen Anteil daran hattet uns auf diese Tour vorzubereiten, möchten wir Euch nun an unseren Erlebnisse und Erfahrungen ebenfalls Anteil haben lassen.
Vorweg sei erwähnt, dass wir eine irre gute Zeit hatten und uns gerade in der Planung zu unserem zweiten Schottland-Trip durch Knoydart und auf die Isle of Skye befinden (Flüge gestern gebucht ).
Wie alles begann:
Irgendwann im März 2012 trieb Mrs LausS die Frage um, wohin es denn in diesem Jahr in den Urlaub gehen könnte. Bisher zog es uns immer in warme Gefilde: ein bisschen Sightseeing, ein bisschen Kultur, viel Bequemlichkeit und sonnige Strände. So mochte es Mrs LausS gerne und Mr LausS fügte sich etliche Jahre diesem Wunsch.
Doch dies sollte sich nun ändern:
Sie: „Wo geht’s dieses Jahr hin? Griechenland, Kenia, oder hast du andere Vorschläge?“
Er: „Was hältst du denn von Schottland?“
Sie: „???“
Er: „Das habe ich vor 18 Jahren das letzte Mal gemacht – die Highlands sind wahnsinnig schön.“
Sie (eher zögerlich): „Aha…, regnet es da denn nicht immer? Und was machen wir da genau?“
Er: „Wandern.“
Sie: „Wandern? So mit Rucksack? Klingt ja spannend, aber was ist mit Sommer, Sonne, Sonnenschein?“
So ging es noch einige Zeit hin und her. Aber kurz gesagt: Er beantwortet alle meine Fragen geduldig, zeigt mir wunderschöne Bilder und ich beuge mich dem neuen Urlaubskonzept – zunächst eher skeptisch, dann zunehmend enthusiastisch.
Also eben Schottland. Aber wohin genau, wo lang soll’s gehen?
Nach unzähligen Stunden der Recherche im Internet – und vor allem hier im Forum - entschieden wir uns für den West Highland Way. Für Anfänger wie uns der ideale Einstieg: relativ zivilisationsnah, daher ist Zelten zwar MÖGLICH (für ihn), aber nicht NOTWENDIG (für sie). Außerdem muss man nicht so viel Proviant in der Gegend herumtragen, da man ja häufig an Einkaufsmöglichkeiten vorbei kommt.
Ich muss wohl kaum erwähnen, das wir als Trekkingneulinge noch unendlich viele Shoppingtouren unternehmen mussten, um gut gerüstet nach Schottland fliegen zu können: Rucksäcke, Zelt und Kocher fehlten uns genauso wie warme Schlafsäcke und Stirnlampen…
Los geht’s:
Anreise: 13.10.2012 Frankfurt – London – Edinburgh - Glasgow – Milngavie
Um 3:05 in der Frühe ist die Nacht zu Ende. Gut geschlafen habe ich nicht, bin viel zu aufgeregt. Kurzer Spurt durch’s Bad, mit einem ersten Ächzen die Rucksäcke geschultert (scheiße, ist der schwer) und ab geht’s nach Darmstadt. Der freundliche Taxifahrer kommt mit mir ins Gespräch. Mr LausS ist das noch zu früh. Bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang ist er von Natur aus maulfaul und smalltalk um 3:50 Uhr steht definitiv nicht in seinem Vertrag.
Wir gönnen uns einen Kaffee am HBF Darmstadt und warten auf den Airliner Shuttle zum Flughafen. Pünktlich werden wir ca. 30 Minuten später am Terminal 2 wieder ausgespuckt. Baggage-Drop bei BA verläuft reibungslos und ich bin zufrieden, dass wir uns gegen Plastiktüten und für Rucksackliner entschieden haben. (Sack auf, Rucksack rein, Sack zu, am Griff auf’s Band heben, fertig.)
Am Security Check geht es auch recht flott – ich bin total erstaunt, dass ich meine Wanderstiefel nicht ausziehen muss. Auch Mr LausS wird alarmfrei durchgewunken.
Pünktlich beginnt das Boarding der kleinen Maschine. Während wir zur Startbahn rollen geht langsam die Sonne auf und hüllt die tiefliegenden Nebelschwaden in ein mystisches Licht. Der Anflug von Urlaubsstimmung den wir seit dem Aufstehen haben macht sich jetzt so richtig breit.
Das Frühstück im Flugzeug ist wie immer nicht sonderlich lecker, aber macht satt. Und für Mr LausS gibt‘s reichlich Kaffee.
Um 7:20 landen wir am LCY. Von dort geht‘s mit der Tube zum King‘s Cross. (Mr LausS hat die Verbindung zum King‘s Cross schon im Vorfeld gecheckt, deshalb gar kein Problem). Vom King‘s Cross hatten wir unsere Zugverbindung schon vorgebucht (King‘s Cross nach Edinburgh und weiter nach Glasgow Queen Street für £50 p.P.).
In King’s Cross haben wir - dank der konservativen Reiseplanung - 3 ½ Stunden bis unser Zug nach Glasgow losfährt. Naja, dann halt noch ein zweites Frühstück und weitere Kaffees für Mr LausS. Um die Zeit zu vertreiben erkunden wir die Bahnstation: Ich brauche ein Foto von Platform 9 ¾! In guter alter Tradition stürmen wir auch noch einen der vielen Londoner Coffeeshops in Bahnhofsnähe. „Two White Coffee Mocha Grande, please“, diesen Satz haben wir hier in London auf unserer Hochzeitsreise vor fast genau 4 Jahren geübt bis zum Abwinken.
Die Fahrt von London nach Edinburgh ist super! Wir hatten Fensterplätze reserviert (kostete nix extra) und genießen die Aussicht. Nach 3 Stunden im Zug Richtung Norden, merken wir wie sich die Landschaft langsam verändert, sumpfiger wird, weniger urbane Inseln zeigt und die Vegetation irgendwie „schottischer“ anmutet. Wie aus dem Nichts tauchen dann plötzlich Küste, Brandung und Meer auf. Und dann begrüßen uns jenseits von Newcastle ein…zwei…drei… viele Regenbögen… und da noch einer.
Dass Kaffee-Desaster
von Mr LausS
von Mr LausS
„Snacks? Drinks?“ werde ich angesprochen.
„Of course, two cups of coffee, please.“
„Four Pounds 60 p.“
„ There you go“, „Thanks“
*Schlürf*
Bäääääääh!!!
Ich glaube, der geneigte Leser dürfte schon erkannt haben, dass Coffein durch meine Adern fließt. Arabica-Bauern in Kenia, Bolivien und Brasilien benennen schließlich ihre Kinder nach mir. Ich fühle mich Willens und in der Lage einen guten von einem schlechten Kaffee zu unterscheiden und das, was man mir da einschenkte war – mit Abstand – das widerlichste Gesöff, ever.
„One more cup, sir?“
„Sieh‘ bloß zu, dass du Land gewinnst! Why don’t you play hide and Starbuck yourself?“
...denke ich und höre mich freundlich sagen “No, thank you”.
Lehre des Tages: Ich kauf‘ nie wieder Kaffee in schottischen Zügen.
Die Fahrt von Edinburgh nach Glasgow ist nicht so toll, der Zug ist total vollgestopft und wir müssen die Rucksäcke auf dem Schoß balancieren. In Glasgow werde ich dann erstmals Opfer der Aussprache. Die Dame am Schalter versteht mich einfach nicht – und mir geht es umgekehrt genauso. Letztlich haben wir unsere Tickets nach Milngavie in der Hand und nach einem kurzen „Burgerstop“ geht es weiter.
Mit Hilfe des Smartphone-Navis – das Garmin ist in einem der Rucksäcke…irgendwo unten… hinten… - finden wir in der Abenddämmerung gegen 17:30 auch unser B&B (Best Foot Forward), wo uns Morag einen herzlichen Empfang bereitete. Im Zimmer gibt’s Cookies und mit dem Wasserkocher können wir uns auch noch eine Instant Hot Chocolate (with marshmallows) zubereiten.
Wir legen uns nur noch unsere Sachen für morgen zurecht (Kleine Randbemerkung: Wer sägt 10g Zahnbürste ab und nimmt 100g Rasiercreme mit? Richtig: Mr LausS) und lassen den Abend ruhig ausklingen.
Tag 1: SO., 14.10.12 Milngavie – Drymen
Am Morgen fragen wir Morag nach unserem „screwed gas canister“. Wir hatten via e-mail abgeklärt, das ein Mitarbeiter von „The Iron Chef“ einen bei ihr vorbeibringt und wir ihr das Geld da lassen. Das ging leider vergessen, aber kein Problem: Morag ruft beim Chef an, dieser bringt uns eine Auswahl zum B&B mit und wir dürfen wählen. Als wir ihn entlohnen wollen, lehnt er jegliche Bezahlung ab. Die Saison sei vorbei und dies sei ein Geschenk. Wow! Wir haben noch zwei Anläufe gestartet, aber er wollte echt kein Geld (und wir hatten SCHOTTISCHE Pfund, daran konnte es nicht liegen. Soviel zum vielzitierten schottischen Geiz).
Nach einem extra gehaltvollen Full Scottish Breakfast inkl black pudding für Mrs LausS und smoked salmon für Mr LausS geht es schließlich los: Um 10:00 stehen wir am offiziellen Startpunkt des WHW und machen die obligatorischen Fotos vom Obelisken, den Parkbänken und natürlich von uns.
Jetzt geht's los
Milngavie schläft scheinbar noch, nur eine Gruppe Tagesausflügler begibt sich vor uns auf den Weg. Es geht bei wolkenverhangenem Himmel und leichtem Nieselregen durch den Stadtpark aus dem Ort heraus. Irgendwann öffnet sich die Landschaft und zum ersten Mal sieht es hier nicht mehr wie unsere geliebte Pfalz sondern irgendwie nach Schottland aus: Die herbstlich verfärbten Hügel und ein erstes „Mini-Loch“ (Craigillian Loch) machen Lust auf mehr.
Craigillian Loch
Zügig gehen wir des Weges (laut unserem Navi laufen wir 5km/h) und der leichte Nieselregen ist nicht der Rede wert.
Nach einer kurzen Hunger-Attacke und zwei vernichteten Müsliriegeln (hatte ich erwähnt, dass ich das schottische Frühstück nicht so toll fand?) laufen wir zu unserem ersten planmäßigen Stop, der Glengoyne Destillery. Kaum treffen wir dort ein, beginnt es richtig zu regnen. Da passt es ja, dass wir an der Führung mit zwei Probierschlückchen teilnehmen wollen.
Glengoyne Distillery
Gut informiert und mit angewärmten Magen geht es weiter zum Beech Tree Inn. Um ehrlich zu sein: nach dem leckeren und riesigen Burgermahl bin ich platt. Einfach müde. Aber nix da: Mr LausS hat geplant, dass wir noch bis zur Wishingwell Farm müssen. *Hmpf* also weiter. Jetzt meldet sich mein innerer Schweinehund zu Wort und beginnt zu meckern. Der Rücken - ob der ungewohnten Last – beginnt auch alsbald zu protestieren. Und Mr LausS muss es ausbaden, da er der einzig Anwesende ist. Als wir an der Wishingwell Farm eintreffen, regnet es. Sollen wir gleich am ersten Abend das Zelt im Regen aufbauen? Wie weit ist es den bis Drymen? Lange Rede, kurzer Sinn: Wir laufen weiter. Mein Rücken meckert weiter. Meine Beine machen schlapp. Wir folgen etwas planlos dem ersten Hinweisschild zu einem B&B. Nach ca. 2 km ist von dem noch immer nichts in Sicht, wir sind verunsichert, kehren um und laufen in die Dämmerung hinein.
...jetzt aber schnell weiter
Allmählich wird es auch für Mr LausS anstrengend und so ächzen wir gemeinsam voran. Das soll also Urlaub sein? Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vor allem, weil dieser Tag doch nur zum entspannten Einlaufen gedacht war. Wenn ich das schon nicht kann, dann halte ich den Rest wohl nicht durch – düstere Gedanken machen sich bei mir breit. Bei drei B&Bs haben wir kein Glück. Das vierte (Braeside Guest House), direkt am Square gelegen und gegenüber des Pubs, wird unseres. HURRA!
Bei Ale und Wein besprechen wir den Tag im Pub. Es stellt sich heraus, dass wir heute ca. 25 km gelaufen sind. Ich schöpfe Hoffnung. Das waren immerhin 8km mehr als geplant. Mit einem schottischen Ehepaar vom Nebentisch kommen wir ins Gespräch und der Abend klingt mit interessanten Gesprächen und viel Lachen aus.
Gegen 22 Uhr legen wir uns schlafen - mein Schweinehund hat sich weinselig in seine Hütte verzogen und schnarcht.
*Fortsetzung folgt*
Sandra & Steffen
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