[US] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

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    [US] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

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    Vom 28.09.12 bis 15.12.12 bin ich den Mississippi mit einem Feathercraft K1 Faltboot gepaddelt. Um es gleich vorwegzunehmen: Es war eine grossartige Tour, die meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Obwohl er eigentlich der Traum jedes Paddlers sein müsste, ist der Mississippi in den einschlägigen Outdoormedien eher wenig präsent. Daher will ich diese tolle Tour hier mit einem kleinen Bericht etwas mehr ins Licht rücken.

    Eine Tour von 2 ½ Monaten ist natürlich zu lang, um sie hier ausführlich als Bericht einzustellen. Die detaillierte Tourenbeschreibung einschließlich vieler Fotos findet sich auf meinem Blog:

    http://christine-on-big-trip.blogspot.de/search/label/Mississippi

    Der Mississippi gliedert sich in drei sehr unterschiedliche Streckenabschnitte. Je nachdem, wo man endet, sogar in vier.

    Quelle bis Minneapolis: Hier ist der Fluss freifliessend, noch relativ schmal und ohne Schiffsverkehr
    Minneapolis bis St. Louis: 30 Schleusen und Dämme sorgen für 0 Strömung und die ersten Containerschiffe
    St. Louis bis Delta bzw. Abzweig Atchafalaya: Der Mississippi fließt jetzt frei mit 3 Meilen pro Stunde, ist bis zu einer Meile breit und hat erheblichen Schiffsverkehr
    Atchafalaya: So gut wie keine Strömung und Schiffsverkehr

    Ausgangssituation: Vor der Mississippi-Tour hatte ich nur wenig Paddelerfahrung. 2 Wochen in den Boundary Waters in Minnesota, 2 Wochen in den Everglades, aber immerhin schon fast den gesamten Yukon. Alle bisherigen Touren waren allerdings mit einem Hardshell Kanadier. In einem Faltboot war ich vorher noch nie gesessen. Und so bin ich dann mit einem niegelnagelneuen Feathercraft K1 an den Mississippi aufgebrochen. Meinem amerikanischen Paddelpartner ging es ähnlich - er hatte sogar noch weniger Paddelerfahrung als ich und kam ebenfalls mit einem neuen Faltboot, einem Folbot Cooper. Auf den Mississippi bin ich auf Anregung einer Freundin gekommen: Ich suchte einen anfängerfreundlichen, technisch einfachen, aber langen Fluss, der auch in der Nebensaison befahrbar ist. Das Jahr 2012 war leider ein Rekordjahr für den Mississippi: extrem niedriger Wasserstand brachte im Sommer 2012 die kommerzielle Schifffahrt auf dem Fluss zeitweise zum Erliegen. Wie sich zeigen sollte, würde dies auch massive Auswirkungen auf meine Tour haben.
    Zuletzt geändert von German Tourist; 02.02.2013, 19:06. Grund: Probleme mit Bilder hochladen
    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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    #2
    AW: Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

    Teil 1: Quelle bis Minneapolis

    Die offizielle Quelle des Mississippi ist der Lake Itasca in Minnesota. Aber selbst in besten Jahren ist der Mississippi dort mehr ein Bach als ein Fluss. Im Dürrejahr 2012 war der umliegende State Park ziemlich verdorrt und der Mississippi ein Rinnsal. Die Park Ranger rieten dringend von einem Start dort ab und so begann ich meine Tour 60 Flussmeilen weiter am Lake Bemidji. Als blutige Faltbootanfänger brauchten wir schon mal einen ganzen Tag, um die Boote aufzubauen, zu beladen und mal probezupaddeln. Und die nächsten Tage ging auch schon gleich alles schief, was schiefgehen kann:



    Tag 1: Brian geht im Schilf verloren und wir brauchen 2 Stunden um uns wiederzufinden.
    Tag 2: Wir kommen an die ersten Stromschnellen und Brian holt sich gleich 3 Löcher, die wir mühevoll reparieren.
    Tag 3: Wir kentern beinahe in den hohen Wellen auf Lake Andrusia.
    Tag 4: Der Wind wird so schlimm, dass wir beschliessen, die Boote zusammenzupacken und um Lake Winnie herumzutrampen.
    Tag 5: Wir finden keinen Zeltplatz und müssen bis in die Dunkelheit paddeln, allerdings ohne weitere Lecks.
    Tag 6: Mein Kocher geht kaputt. Glücklicherweise habe ich einen Ersatzkocher.
    Tag 7: Eine Kaltfront zieht durch und wir paddeln 17 Meilen in einem Schneesturm. Ich beobachte, wie sich eine dünne Schneeschicht auf meinem Kayak ansammelt und habe mir meine Mississippi-Tour eigentlich so nicht vorgestellt.....

    In Grand Rapids, der ersten Stadt auf der Tour wird dann auch erst Mal die Ausrüstung aufgenordet. Vor allem kaufen wir Gummistiefel, die sich als unerlässlich für den Rest der Tour erweisen sollten. Leider bleibt das Wetter sehr kalt. Selbst tagsüber werden wir kaum warm und tragen mehrere Schichten Kleidung. Auch das extreme Niedrigwasser macht uns sehr zu schaffen. Lange Flussabschnitte sind so niedrig, dass wir mehr treideln als paddeln. Vor allem Brian mit seinem empfindlicheren Folbot hat eine Panikattacke nach der anderen. Zwei weitere Male müssen wir die Boote zusammenpacken und die felsigen Strecken umfahren. Mein Feathercraft stellt sich als ausgesprochen robust heraus. Kritische Stellen befahre ich zuerst und obwohl ich mehrfach auf Felsen auflaufe oder anschramme, zeigt mein Boot keinen Kratzer. Aber das Feathercraft hat im Gegensatz zum Folbot Cooper auch standardmäßig Kielstreifen.

    Bald stoßen wir auf ein weiteres Niedrigwasser bedingtes Problem: Schlamm! Beim Aussteigen versinken wir manchmal knietief in zähem Schlamm. Die Gummistiefel stecken fest und können nur unter größten Anstrengungen wieder ausgegraben werden. Obwohl die entsprechenden Fotos zum Lachen reizen, fühlte sich die eigentlich Situation alles andere als lustig an. Teilweise mussten wir sogar Hilfsbrücken aus Holz legen, um uns wieder aus dem Schlamm herauszuarbeiten.



    Das nächste Problem sind die Umtragungen an den Staudämmen der Kraftwerke. Laut Gesetz müssen die Kraftwerksbetreiber Umtragewege zur Verfügung stellen. So gut die Theorie – leider ist die Praxis eher deprimierend. Die Pfade sind steil, überwuchert und oft endlos lang. Die Umtragung bei Blanchard Dam ist fast einen Kilometer lang inklusive zweier steiler Bahndämme. Bei Grand Rapids hat der Energieversorger Mitleid mit den Paddlern und stellt einen kostenlosen Transportservice zur Verfügung. Einfach nur kurz anrufen und eine halbe Stunde später steht ein Kraftwerksmitarbeiter mit Pickup und Trailer auf der Matte. So war das wohl auch früher in Little Falls, aber leider ist die Mühle abgebrannt und da der Betrieb jetzt nicht mehr läuft, gibt es auch keinen Shuttle-Service mehr. Die entsprechende Umtragung ist eine Katastrophe: 500 Meter an einer vielbefahrenen Strasse entlang, dann mehrere hundert Meter steil über riesige Felsbrocken hinunter zum Fluss und die Einsatzstelle hat aufgrund des Niedrigwassers gefährliche Wirbel. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie das von einem Solopaddler zu bewerkstelligen ist. Selbst zu zweit beschließen wir, uns lieber herumfahren zu lassen.



    Ein weiterer Frustrationsgrund sind die offiziellen Zeltplätze des DNR (Department of Natural Ressources): Obwohl mit Tischen, Bänken und einer Feuerstelle ausgerüstet sind sie für uns nur schwer erreichbar. Immer hoch auf der Flussbank gelegen sind die Anlandestellen eine Katastrophe: Entweder gar nicht vorhanden oder extrem glitschig und steil. Nach einigen frustrierenden Versuchen zelten wir lieber wild an flacheren Stellen.

    Die Tierwelt ist großartig: Jeden Tag sehen wir Weisskopfadler und Biber. Das Wasser ist klar und mein Paddelpartner trinkt es direkt ohne Behandlung bis nach Minneapolis. Ich empfehle das zwar nicht zur Nachahmung, aber er hat damit keine gesundheitlichen Probleme.



    Nur das Niedrigwasser lässt uns keine Ruhe: Noch am Tag, als wir nach Minneapolis reinpaddeln, läuft Brian auf einen verdeckten Felsen auf...Glücklicherweise sollte das in einem normalen Jahr kein Problem für Paddler sein.
    Zuletzt geändert von German Tourist; 12.02.2013, 09:29. Grund: Photos eingestellt
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      #3
      AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

      Mississippi Oberlauf (Quelle bis Minneapolis): Tipps und Logistik

      Der Oberlauf des Mississippi bis Minneapolis ist zweifelsohne für Paddler der schönste Teil des Flusses. Trotz Problemen mit Niedrigwasser, wenig Tageslicht im September und als blutige Anfänger haben wir die Strecke in knapp 5 Wochen geschafft. Wer diese Teilstrecke mal in einem Jahresurlaub paddeln will, hat eine einfache Logistik:

      Zunächst Flug nach Minneapolis. 2012 war das billigste Angebot mit IcelandAir inklusive 2 Freigepackstücken. In Minneapolis nimmt man sich dann einen Mietwagen, den man unbedingt schon aus Deutschland vorausbuchen sollte. Mietwagenbuchungen aus Europa sind drastisch billiger als dieselbe Buchung in USA. Mit dem Mietwagen dann bis Bemidji, wo die Tour am wirklich schönen Campingplatz im State Park beginnen kann. Billigster Mietwagenanbieter 2012 war Hertz, die noch dazu einen kostenlossen Bringservice im Umkreis von 30 Minuten Autofahrt von der Rückgabestation anbieten. Der Campingplatz liegt noch in diesem Radius.

      Wer direkt an der Quelle in Lake Itasca starten will, kann auch dort mit dem Mietwagen hinfahren, allerdings muss man dann nach der Mietwagenrückgabe zurück in den Park trampen. Die 60 Meilen von Lake Itasca nach Lake Bemidji sind allerdings auch in einem normalen Jahr sehr schwierig.

      In Minneapolis angekommen kann man direkt im Zentrum aussetzen. Boom Island Park hat eine öffentliche Bootsrampe, eine schöne Wiese, Trinkwasser und sogar Toiletten. Von dort kann man dann einfach mit dem Taxi weiter.

      Karten für die gesamte Tour gibt es kostenlos zum Runterladen auf der Website des DNR. Diese Karten sind großartig und man braucht sonst keine zusätzlichen Karten oder Führer.
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        #4
        AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

        Teil 2: Minneapolis bis St. Louis

        Mein amerikanischer Paddelpartner war zwar ein ähnlich erfahrener Langstreckenwanderer wie ich, aber was Temperaturen angeht ein echtes Weichei. Da wir mit Ende September relativ spät gestartet sind und es einen ungewöhnlich frühen Wintereinbruch gab, hatten wir mit recht niedrigen Temperaturen zu kämpfen. Das Zelt war in der Regel morgens gefroren und auch tagsüber wurde es oft nicht über 10 C warm. Obwohl auch ich die Temperaturen nicht gerade als angenehm empfand, brachten sie Brian beinahe zum Aufgeben. Kurz vor Minneapolis wollte er das Handtuch schmeißen und beklagte sich ständig darüber, dass wir einfach 2 Wochen früher hätten starten sollen. Und da hatte ich die rettende Idee: Ich schlug vor, diese zwei Wochen zu späten Starts einfach durch 2 Wochen Überspringen zu kompensieren. Brian war sofort Feuer und Flamme für diese Idee und so studierten wir eingehend Klimatabellen. Unser Hauptproblem war, dass wir im Abschnitt von Minneapolis bis St. Louis nur wenig Strecke machen konnten, da es dort aufgrund der Schleusen so gut wie keine Strömung gibt. Und laut Klimatabellen verbesserte sich die winterliche Durchschnittstemperatur erst nach St. Louis drastisch. Wir hatten jetzt immerhin schon Ende Oktober....

        Nach kurzer Zeit hatten wir einen Plan gefasst. Wir würden 400 Meilen von Minneapolis bis Davenport mit dem Mietwagen überspringen und damit bereits Mitte November in St. Louis und den wärmeren Temperaturen ankommen. Gesagt – getan. Nur als wir in Davenport ankamen, erwarteten uns Windstärken von 25 Meilen pro Stunde und drohende Gewitter. Wie begossene Pudel saßen wir mit unseren Booten, aber ohne Mietwagen an der Bootsrampe in Davenport und wussten nicht weiter. Aber wie schon so oft auf dieser Tour halfen uns mitleidige Menschen. Eine junge Frau sammelte uns auf und ließ uns in ihrem Haus übernachten, während draußen ein Wahnsinns-Gewitter tobte.

        Am nächsten Tag war aber alles wieder gut und so machten wir uns wieder auf den Weg zum nächsten Abenteuer: den Schleusen. Trotzdem wir ein Stück ausgelassen hatten, mussten wir immer noch durch 15 Schleusen. Die Schleusen sind für die riesigen Containerschiffe (Schubverbände) konzipiert. Auf diesem mittleren Teil des Mississippi sind die Schiffe bis zu 5 Container (Leichter) lang und 3 Container breit. Bei dieser Länge kommen die Schiffe nicht mehr auf einen Rutsch durch die Schleuse, sondern müssen geteilt werden. Der Schleusenvorgang dauert dann allerdings auch 2 Stunden – und natürlich hat die gewerbliche Schifffahrt Vorrang vor uns Hobbypaddlern.

        Ich hatte natürlich gar keine Ahnung, wie diese Riesenschleusen für Paddler zu bewerkstelligen sind und war bei der ersten Schleuse dementsprechend aufgeregt. Glücklicherweise war es ein windstiller Tag und kein Containerschiff weit und breit. Als Paddler muss man nämlich bis dicht an die Schleusentore heranfahren und ein Seil ziehen, dass den Schleusenmeister alarmiert. Bei Wind und Wellengang ist dies ein fast unmögliches Unterfangen. In der Schleuse selbst kommt man sich als Paddler vor wie ein Zwerg. Die grossen Schleusen sind bis zu 400 m lang und haben einen Hub von bis zu 12 m. Auch das Rausfahren gestaltet sich nicht immer einfach. Die Schleusen fungieren auch als Staudamm und wenn der Damm beim Rausfahren Wasser ablässt, dann kommt es zu riesigen Wellen, die sich an der Schleusenmauer brechen. Da hilft nur Augen zu und durch – und so schnell als möglich paddeln.

        Natürlich haben wir bei den Schleusen am Anfang einen Riesenfehler gemacht. Eines Morgens kommen wir an eine Schleuse, vor der schon ein riesiger Schubverband wartet. Wie sollten wir uns jetzt bemerkbar machen? Idiotischerweise beschließen wir, zwischen geparktem Schiff und Uferbefestigung vorbei vor zur Schleuse zu paddeln. Als uns die Schiffsbesatzung bemerkt, kriegt der Kapitän beinahe einen Anfall und wir werden per Lautsprecher angebrüllt – aber letztendlich zum schnellen Weiterpaddeln aufgefordert. Erst später wird uns klar, wie gefährlich das ganze war. Die riesigen Containerschiffe haben seitwärts kaum Gewalt über das Schiff. Wind und Strömung können es einfach seitwärts abtreiben lassen und unsere kleinen Kayaks dann einfach zerquetschen. Diesen Vortrag hören wir uns dann auch noch vom Schleusenmeister an, aber als wir uns reuig zeigen und Besserung geloben werden wir nach Rücksprache mit dem beschwichtigten Kapitän als erste durchgeschleust.



        Die wichtigste Lehre aus dieser Geschichte: Alle Mississippi-Schleusen können nicht nur per Funk, sondern auch per Telefon erreicht werden. Wir speicherten die entsprechenden Nummern auf unseren Handys und riefen im Zweifelsfall beim Schleusenmeister an und baten um Instruktionen. Dies war besonders hilfreich, wenn wir aufgrund des heftigen Wellenganges nicht an das Klingelseil herankamen oder wenn wir uns gleichzeitig mit einem Containerschiff der Schleuse näherten. Die Schleusenmeister waren fast immer sehr freundlich und schleusten uns nach Rücksprache mit den Schiffskapitänen immer zuerst durch, so dass wir nie die gefürchteten 2 Stunden warten mussten. Glück gehabt!

        Weniger Glück hatte ich mit meinem ultraleichten Lendal Carbon Paddel. Als ich eine Paddelbrücke (oder was ich als Anfänger darunter verstehe) demonstrieren wollte, ist das teure Stück einfach in der Mitte durchgebrochen. Glücklicherweise waren wir immerhin so schlau, dass wir ein Ersatzpaddel dabei hatten, mit dem ich mich dann bis zum Eintreffen eines Ersatzschaftes begnügen musste. Zu dieser Zeit tobte an der Ostküste auch noch Hurrikan „Sandy“, der zwar keinerlei Einfluss auf das Wetter am Mississippi hatte, aber der die Postbeförderung erst mal lahmlegte. Dennoch kam der Ersatzschaft pünktlich einige Tage später von Lendal USA an.

        Auf diesem Teilstück des Mississippi gibt es auch ein besonderes kulturelles Highlight: Die Mormonenstadt Nauvoo. Hier bauten die Mormonen ihren ersten Tempel bevor sie nach Utah vertrieben wurden. Vor wenigen Jahren haben die Mormonen diesen Tempel und zahlreiche weitere historische Gebäude wieder aufgebaut, die jetzt alle kostenlos besichtigt werden können. Wir übernachteten bei Couchsurfing-Gastgebern, die uns eine interessante Wegbeschreibung gaben: Ihr Haus befindet sich hinter der zweiten „duck blind“, also einem Versteck für Jäger auf Entenjagd. Und diese wurden nun leider unsere neuen Feinde, da wir ihnen die Enten verschreckten. Diese duck blinds sind wahre Kunstwerke, mit jeder Menge künstlerisch arrangierter Plastikenten als Köder. Ständig lebte ich nun in Todesangst, mit einer Ente verwechselt und abgeschossen zu werden... Interessanterweise gab es auf diesem Teilstück neben den Enten und riesige Schwärme von Pelikanen.



        Die Einfahrt nach St. Louis wurde noch mal spannend. Vor der letzten Schleuse geht es vor einige Meilen in einen schnurgeraden Kanal – und der starke Wind kam genau jetzt direkt von vorn. Ich schien mich überhaupt nicht mehr vorwärts zu bewegen und kam nach Stunden endlich an der Schleuse an, wo uns der Schleusenmeister schon mit weiteren schlechten Nachrichten erwartete. Diese Schleuse wurde zur Zeit überholt und war daher nachts für den Schiffsverkehr gesperrt. Daher hatte sich auf der anderen Seite ein Riesenstau von Containerschiffen gebildet, die alle auf ihre Abfertigung warteten. Und da sollten wir uns jetzt bei Gegenwind von 25 Meilen pro Stunde durchschlängeln. Immerhin informierte der Schleusenmeister die Kapitäne per Funk und so wurden wir per Handzeichen und Zuruf durch 10 Container- und Baggerschiffe hindurch dirigiert. Danach war ich so fertig, dass ich am ganzen Körper zitterte und keine Meile mehr paddeln konnte. Wir bauten die Boote auseinander, schleppten das ganze das steile und steinige Ufer hinauf und wurden glücklicherweise dort von unseren Couchsurfing-Gastgebern abgeholt.

        Ich hatte mir diese Teilstrecke des Mississippi eigentlich schon ziemlich schlimm, d.h. zersiedelt und industrialisiert vorgestellt. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Der Schiffsverkehr hielt sich mit durchschnittlich 3 Schiffen pro Tag noch sehr in Grenzen. Der Fluss hat hier noch zahlreiche Nebenkanäle, auf denen man sehr idyllisch dem Hauptkanal, Schiffsverkehr und Gegenwind ausweichen kann. Auch das Wildzelten war einfach und teilweise sogar sehr idyllisch auf den zahlreichen Inseln. Nach wie vor gab es jede Menge interessanter Vögel und meist erinnerte nur der Lärm der Bahnlinie an die nahe Zivilisation. In meinen Augen war dieser Teilabschnitt fast ebenso schön wie der Oberlauf des Mississippi.

        Zuletzt geändert von German Tourist; 12.02.2013, 09:36. Grund: Photos eingestellt
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          #5
          AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

          Teil 3: St. Louis bis Atchafalaya

          In St. Louis waren wir nun mächtig gespannt auf die langersehnte Strömung. Und tatsächlich: Ohne zu paddeln machten wir jetzt 3 Meilen pro Stunde, was uns inklusive Paddeln auf 5 Meilen pro Stunden und 40 Meilen Tage brachte. Nun machten wir also endlich mal einen fühlbaren Fortschritt und es schien täglich wärmer zu werden. Selbst die Tage wurden länger, weil wir schneller nach Süden kamen als die Tage kürzer wurden. Das erste Stück von St. Louis bis zum Ohio River war noch recht gemütlich, aber nach dem Zusammenfluss von Mississippi und Ohio wurde der Mississippi zu einem riesigen Fluss. Gegenwind wurde nun zu einem riesigen Problem.



          Auch der Schiffsverkehr nahm erschreckend zu. Die Schubverbände müssen nicht mehr durch Schleusen und nehmen daher riesige Ausmaße an. Ein Schiff schiebt bis zu 35 Container oder Leichter, d.h. es ist 7 Leichter lang und 5 Leichter breit. Im Vergleich dazu sind auf dem Rhein oder der Donau Schubverbände bis max. 6 Leichter üblich. Glücklicherweise bewegen sich diese Monster nur sehr langsam, haben aber bei der Bergfahrt ein nicht unerhebliches Propellerwasser. Pro Tag begegneten wir bis zu 30 Schubverbänden! Da diese Riesenschiffe sich in Biegungen nicht begegnen können, muss dass stromaufwärts fahrende Schiff auf das abwärts fahrende warten. Bei dem erheblichen Verkehr kommt es da schon mal zu Staus. Als Paddler muss man da genau aufpassen, immer auf der richtigen Seite des schiffbaren Kanals zu sein und nicht vor einer Warteschlange hängen zu bleiben.

          Natürlich haben wir auch hier Fehler gemacht und wurden mehrmals von den Kapitänen per Lautsprecher ermahnt. Ich fand diese Monsterschiffe am Anfang furchtbar bedrohlich, da sie für Padddler nicht „bremsen“ (können). Der „Bremsweg“ eines solchen Schubverbandes ist über eine Meile lang.Und so hatte ich öfter das Gefühl, um mein Leben zu paddeln. Obwohl bei anderen Paddlern recht üblich traute ich mich nicht, nachts zu paddeln. Als Kayak ist man auf dem Schiffsradar nicht ersichtlich – und selbst wenn: Wie schon beschrieben kann ein solcher Schubverband einem Boot nicht ausweichen oder bremsen. Aber nach einer Weile bekam auch ich Routine und konnte das Verhalten der Schiffe besser vorausberechnen. Am gefährlichsten, weil unberechenbar blieben allerdings die tug boats (Schubfahrzeuge) ohne Leichter, die gerade in Hafengegenden oder an Industrieanlagen herumflitzen und die Leichter manövrieren. Sie sind schnell, haben ein heftiges Propellerwasser und sind unberechenbar.

          Auf diesem Abschnitt erwartete uns allerdings auch ein kulinarisches Highlight: In den Mississippi-Anrainerstaaten ist Glückspiel nur in schwimmenden Casinos erlaubt, d.h. es gab jede Menge Casino-Dampfer – und die haben in der Regel alle ein All you can eat buffet für wenig Geld. Ein echtes Schmankerl für hungrige Paddler wie mich. Und so ein Seafood Buffet mit frischen Austern, Shrimps und Crablegs war einfach klasse. Aber dennoch gab es jedesmal ein Problem: Wohin mit dem Boot bei Landgang?

          Wir hatten von zwei Paddlern gehört, die ihre Tour auf dem Mississippi abbrechen mussten, weil ihr Boot gestohlen worden war. Und beim Faltboot bringt Anschließen per Fahrradschloss nicht wirklich viel – obwohl wir beide einfache Fahrradschlösser dabei hatten und auch zur ersten Abschreckung verwendeten. Leider gibt es auf diesem Streckenabschnitt auch keine Marinas mehr, die das Boot sicher aufbewahren. Nur in Memphis half uns der Memphis Yacht Club weiter. Wir versuchten es daher eher mit Verstecken. Wir suchten uns eine überwachsenen oder bewaldete Stelle zum Anlanden und versteckten unsere Boote so gut wie es halt ging im Gebüsch. Wertsachen nahmen wir natürlich mit. Leider war das Verstecken ein ziemlich zeitaufwendiges Unternehmen – aber immerhin erfolgreich. Wir hatten keine Verluste durch Diebstahl zu beklagen.

          Auch dieser Abschnitt war eine positive Überraschung. Wieder mal hatte ich Industrie und Zivilisation erwartet – und wieder einmal war genau das Gegenteil der Fall. Der Mississippi ist hier Überschwemmungsgebiet und die Deiche befinden sich oft 1 oder 2 Meilen vom Flussufer entfernt. Und erst hinter den Deichen gibt es Städte und Ansiedlungen. Vom Fluss aus sieht man von der Zivilisation gar nichts und das Wildzelten bleibt weiterhin einfach. Es gibt sogar so wenig Zivilisation, dass der Proviantnachschub kritisch wird. Wir mussten Proviant für 10 Tage im Boot unterbringen, was mit 10-12 Litern Wasser zusätzlich ein kleines Problem war. Vor Memphis gibt es noch einige kleine Orte wie New Madrid oder Carruthersville, aber nach Memphis gibt es nur noch Vicksburg und Natchez, die vom Fluss aus direkt erreichbar sind. Sowohl Vicksburg als auch Natchez sind typische „alte“ Südstaatenstädte und in Amerika echte Touristenattraktionen.



          Ich hatte nun zum ersten Mal mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Zunächst mal hatte ich wohl Zug gekriegt und hatte starke Schmerzen im Nackenbereich. Das schlimmste war, dass ich den Kopf nicht mehr drehen konnte, was aber angesichts des starken Schiffsverkehrs überlebensnotwendig war. Erst nach einer Woche war das Problem abgeklungen. Außerdem hatten sowohl Brian als auch ich Probleme mit dem Mittelfinger, der sich im kalten Zustand überhaupt nicht mehr biegen ließ. Das morgendliche Einpacken von Schlafsack und Zelt wurde so zur schmerzhaften Tortur. Aber das Ende war ja jetzt schon zum Greifen nah...
          Zuletzt geändert von German Tourist; 12.02.2013, 09:41. Grund: Photos eingestellt
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            #6
            AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

            Teil 4: Atchafalaya

            So unerwartet idyllisch der Mississippi bis jetzt auch gewesen war, ein Blick auf die Karte machte mir schnell klar, dass sich das nach Baton Rouge drastisch zum Schlechteren verändern würde. Zwischen Baton Rouge und New Orleans heißt der Mississippi nicht umsonst „cancer alley“ - nichts als Industrieanlagen säumen das Ufer. Der Mississippi ist ab Baton Rouge auch so weit ausgebaggert, dass selbst Ozeanriesen hochfahren können. Das ganze sah aus wie ein Alptraum. Glücklicherweise gab es eine viel bessere Alternative: Den Atchafalaya, ein Fluss, von dem ich zugegebenermaßen noch nie in meinem Leben irgendetwas gehört hatte.

            Der Mississippi hat Laufe der letzten Millionen Jahre sein Delta mehrfach verlegt – und das Atchafalaya-Becken ist eines dieser ehemaligen Deltas. Und nur das US Army Corps of Engineers hindert den Mississippi mit Dämmen und Schleusen daran, wieder in dieses Delta zurückzukehren. Heute ist der Atchafalaya über eine letzte Schleuse und ein kurzes Stück Kanal mit dem dem Mississippi verbunden und dort sind wir dann auch abgezweigt. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.

            Der Atchafalaya ist ein wahres Naturparadies und hat kaum Schiffsverkehr – dafür aber umso mehr Hobbyjäger in Motorbooten. Und leider hat er auch kaum Strömung, schon gar nicht in einem Niedrigwasserjahr wie 2012. Und so musste ich plötzlich wieder hart arbeiten für meine Meilen. Zum Trost ist die Atchafalayastrecke deutlich kürzer als die Vergleichsstrecke auf dem Mississippi direkt. Dennoch blieb es spannend bis zum Schluss, denn es kam noch mal ordentlich Wind auf. Ich musste dann widerstrebenderweise sogar doch noch eine Nacht paddeln und bin gleich prompt von einem Motorboot fast über den Haufen gefahren worden, obwohl ich glaube, dass die Hobbyjäger mir nur einfach einen Schrecken einjagen wollten.



            Mittlerweile hatten wir auch schon sehr sommerliche Temperaturen. Im Dezember hatte es tagsüber über 20 Grad Celsius und nachts sanken die Temperaturen nie unter 10 Grad. Auch die gefürchteten Moskitos, die uns bisher verschont hatten, tauchten jetzt auf. Glücklicherweise waren es nur wenige, aber im Sommer muss die schwüle Hitze und die Mücken ein riesiges Problem sein.

            Am 15.12.12 war es dann vollbracht und ich bin in Morgan City, LA am Golf von Mexiko angelangt. Leider ist der öffentliche Bootssteg in Morgan City so ziemlich der trostloseste Ort um einen solch wunderbaren Trip zu beenden. Zwischen zwei Autobahnbrücken gelegen ist er der Tummelplatz der lokalen Obdachlosen und so wurde uns auch gleich ein Schluck aus der Whiskypulle angeboten. Meiner Freude tat das alles keinen Abbruch.....
            Zuletzt geändert von German Tourist; 12.02.2013, 09:43. Grund: Photos eingestellt
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              #7
              AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

              Mississippi: Tipps, Tricks und Ausrüstung

              Ich habe meine Mississippi-Tour Ende September begonnen – und wie sich herausstellen sollte, war das leider ca. 2 Wochen zu spät. Obwohl ich eine Mississippi-Tour im Herbst aufgrund der fehlenden Mücken und des im Süden dann erträglichen Klimas sehr empfehlen kann, sollte man spätestens Anfang September starten. Wir haben mit den fehlenden 400 Meilen 77 Tage gebraucht, wenn wir alles gepaddelt hätten, wären es wahrscheinlich 90 Tage geworden. Ja nach sportlichem Ansatz und verfügbarem Tageslicht muss man für die komplette Strecke also mit ca. 3 Monaten rechnen.

              Alle anderen Paddler waren mit Hardshell Kanadiern unterwegs, was ich persönlich für nicht ideal halte. Gerade gegen Ende der Tour werden Wind- und Wellengang sowie das Propellerwasser der Schubverbände zum echten Problem, bei dem man in einem Kayak viel besser dran ist als im Kanadier. Die Kanadierpaddler sind teilweise sogar gekentert und haben durch hereinschwappende Wellen Ausrüstungsteile verloren. Die Strecke ist problemlos auch im Falter zu machen, nur wir hatten dieses Jahr aufgrund des Niedrigwasser Probleme.

              Viele weitere Tipps gibt es auf meinem Blog, ich will daher nur ganz kurz auf die zwei wichtigsten Erkenntnisse hinweisen, die mir aus dem Studium anderer Mississippi-Blogs nicht klar geworden sind:

              Gummistiefel sind einfach unerlässlich.
              Unbedingt die Telefonnummern der Schleusen und ein Handy mitnehmen.

              Im Internet gibt es nur sehr wenig Informationen über den Mississippi-Paddeltrip, was umso erstaunlicher ist, als wir selbst zu unserer späten Jahreszeit doch noch relativ viele thru-paddler getroffen haben. Ich helfe daher gerne bei Fragen zum Mississippi.

              Ganz zum Schluss noch das große Fazit: Der Mississippi war ein großartiges Abenteuer und hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich hatte einen industrialisierten und dicht besiedelten Fluss erwartet und genau das Gegenteil angetroffen: Der überwiegende Teil des Mississippi ist erstaunlich naturbelassen und fast schon einsam. Die Wasserqualität ist gerade im Oberlauf überraschend gut und dementsprechend ist die Tierwelt vielfältig. Wildzelten war einfach und teilweise sogar sehr idyllisch. Kurzum: Ein toller Trip!
              Zuletzt geändert von German Tourist; 02.02.2013, 21:33. Grund: Schreibfehler korrigiert
              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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              • _Matthias_
                Fuchs
                • 20.06.2005
                • 2170
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                #8
                AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                Wow, tolle Tour und toller Bericht

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                • MiKaHaka
                  Erfahren
                  • 28.02.2012
                  • 174
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                  #9
                  AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                  Total verrückt (positiv gemeint).
                  Auf so eine Tour wäre ich von selbst nie gekommen.
                  Dafür gibt es von mir auch:
                  Raus aus der Komfortzone

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                  • wait
                    Erfahren
                    • 25.05.2011
                    • 404
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                    Danke für den spannenden Bericht und die schönen Bilder (auf Deinen Blog).

                    Echt krass!

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                    • Ditschi
                      Freak

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                      • 20.07.2009
                      • 12345
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                      #11
                      AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                      Hallo,

                      seit ich als Kind Mark Twain gelesen habe, ein Traum. Aber ein paar stimmungsvolle Bilder in Groß hätte ich mir im Reisebericht gewünscht.
                      Gruß Ditschi

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                      • Werner Hohn
                        Freak
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                        • 05.08.2005
                        • 10870
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                        #12
                        AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                        Wobei erlebst du das Land intensiver? Vom Boot aus oder auf den Trails? Ich kann mir vorstellen, dass man auf den Trails mehr Menschen trifft, die dort nicht beheimatet sind. Im weitesten Sinne also Touristen.
                        .

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                        • Atze1407
                          Fuchs
                          • 02.07.2009
                          • 2425
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                          #13
                          AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                          Tolle Tour und guter Bericht.

                          Danke
                          LG
                          Atze
                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                          Abraham Lincoln

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                          • German Tourist
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                            #14
                            AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                            Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                            Wobei erlebst du das Land intensiver? Vom Boot aus oder auf den Trails? Ich kann mir vorstellen, dass man auf den Trails mehr Menschen trifft, die dort nicht beheimatet sind. Im weitesten Sinne also Touristen.
                            Beim Paddeln trifft man deutlich weniger Leute! Auch der Kontakt mit anderen Paddlern ist sehr beschränkt, da auf einem Fluss ja alle in der Regel in eine Richtung fahren, d.h. mit trifft keine entgegenkommenden Paddler. Mit dem gewerblichen Schiffsverkehr hat man überhaupt keinen Kontakt, was ich sehr bedauert habe, denn mich hätte es schon sehr interessiert, wie die Besatzung auf diesen riesigen Schubverbänden lebt. Sportbootfahrer ignorieren einen in der Regel. Den einzigen Kontakt auf dem Fluss hat man ggf. mit Anglern oder Entenjägern.

                            Durch das Paddeln bekommt man zumindest auf dem Mississippi auch eine recht verquere Perspektive. Wie schon geschrieben, ist das Ufer des Mississippi Überschwemmungsgebiet und daher so gut wie nicht besiedelt. Vom Fluss aus hat man das Gefühl, durch eine Wildnis zu fahren. Die Ufer sind in der Regel überwuchert oder zumindest bewaldet und sehr urwüchsig. Aber kaum 100 m dahinter beginnt in der Regel Ackerland und es erstrecken sich kilometerweit Felder! Wenn ich denn mal vom Fluss wegkam, war ich erstaunt, wie anders es hinter der Uferbewachsung aussah!

                            Allerdings erregt man als Paddler deutlich mehr Aufmerksamkeit. Auf keinem meiner vielen Trails bin ich so oft eingeladen und geholfen worden wie auf dem Mississippi. Wenn man ein Land kennenlernen will, dann ist Wandern sicher der bessere Weg, den auf dem Fluss hat man nur eine sehr eingeengte und einseitige Perspektive.

                            Der Mississippi hat da sicherlich auch noch eine Sonderstellung, denn er ist geschichtlich und kulturell gesehen wohl der wichtigste Fluss in den USA. Viele Jahrzehnte war er die Grenze zwischen der zivilisierten Ostküste und dem wilden Westen. Für die ersten Siedler eine wichtige und oft fast undurchdringliche Barriere. Auch heute gibt es nur sehr wenige Brücken über den breiten Mississippi.
                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                            • Goettergatte
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                              • 13.01.2009
                              • 27405
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                              #15
                              AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                              Großartige Tour!

                              Mich würde noch interessieren,
                              ob Du Dich zuvor mit Robert Chevalier de La Salles Missisippiexpedition befaßt hast
                              und ob dazu, heute noch, irgendwelche Parallelen zu finden sind.
                              "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                              Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                              Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                              Der über Felsen fuhr."________havamal
                              --------

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                                #16
                                AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                                Zum Mississippi bin ich ehrlich gesagt wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Ich suchte einfach, vom Paddelvirus infiziert, nach einer langen, aber anfängergeeigneten Tour, die ich vor allem ALLEINE machen konnte. Meine Freundin schlug damals den Mississippi vor und bereits nach 30 Sekunden Überlegen war ich zu dieser Tour entschlossen, vor allem, weil man den Mississippi halt auch zur Nebensaison paddeln kann.

                                Für den Mississippi habe ich mich also aus wirklich ausschliesslich pragmatischen Gründen entschlossen. Mark Twain spielte dabei ebenso wenig eine Rolle wie La Salle, von dem ich zugegebenerweise zum ersten Mal im Informationszentrum in Lake Itasca hörte.

                                Von La Salles Mississippi ist nur noch im Oberlauf des Flusses etwas zu spüren. Ab Minneapolis hat das US Army Corps of Engineers den Fluss mit 30 Schleusen und Dämmen gezähmt. Dazu kommen Tausende von "wing dams" die die Fliessgeschwindigkeit und Richtung des Flusses manipulieren. Ab St. Louis hat das Army Corps of Engineers zudem alle Seitenkanäle dichtgemacht, die Ufer befestigt und Dämme im Hinterland gebaut. Das alles hat den Mississippi natürlich massiv verändert, obwohl es jetzt immer noch zu Hochwassern kommt.

                                Interessanterweise haben mir all diese baulichen Eingriffe nicht das Wildnis-Feeling verleidet. Die meisten wing dams sind unter Wasser und somit eh nicht zu sehen. Die übrigen sind von Sandbuchten umgeben und wirken oft schon natürlich. Die Uferbefestigung ist in der Regel komplett überwachsen und die Dämme sind soweit im Hinterland, das man sie vom Fluss aus nicht mal ahnt.
                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                • smeagolvomloh
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                                  • 07.06.2008
                                  • 1929
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                                  #17
                                  AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                                  Ganz großen Dank für das Einstellen dieses ausgesprochen interessanten Reiseberichtes!

                                  "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                  Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                                  • German Tourist
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                                    • 09.05.2006
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                                    #18
                                    AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                                    So, ich habe nun Picasa und vor allem meine Begeisterung für Collagen entdeckt und deshalb auch ein paar Bilder in den Bericht eingestellt. Viel Spass!
                                    Christine
                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                    • ChrisColumbus
                                      Gerne im Forum
                                      • 16.01.2012
                                      • 91
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                                      Großartiger Bericht - Ich habe den Mississipi nur einmal in St. Louis gesehen. Die Geschichte und Bilder machen wirklich lust auf mehr!

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                                      • peter-hoehle
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                                        • 18.01.2008
                                        • 5175
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [USA] Mississippi: 3.000 km im Faltboot durch die USA

                                        Ein sehr schöner Reisebericht von einer richtigen Tour.
                                        Danke für`s Einstellen.


                                        Gruß Peter
                                        Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                        Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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