[SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

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  • woelfchen
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    [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

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    [SE] Schweden - 9 Tage Solo Abisko/Nikkaluokta
    Reisezeit: 11. Juni - 19. Juni 2012

    Nach der verregneten Tour im Herbst 2011, die durch den Sarek und Padjelanta Nationalpark ging, wollte ich gerne auch mal wieder ein wenig Zeit zu Mittsommer in Lappland verbringen. Wie mein Mann auf die Mücken dort reagieren würde, dass wusste ich, deshalb war es der perfekte Zeitpunkt dort oben mal allein zu wandern.

    Schon Wochen vorher behielt ich die WebCam von Abiko und Björkliden im Auge, immer mit dem Kommentar: "Wenn das so weitergeht, kann ich mir in Abisko Ski ausleihen."

    Gerechnet hatte ich mit Wassermassen durch das Ende der Schneeschmelze - auch ein Schwede, der mit mir zusammen im Taxi vom Flughafen sass, bestätigte meine "Vorahnung". Es gäbe um diese Zeit dort viel Wasser.

    Aus dem Grund hatte ich ja die Tour auf den Kungsleden gelegt, weil es dort Brücken und Bohlenstege gibt. Außerdem hoffte ich, um die Zeit auf wenige Wanderer zu treffen. Die Hütte am Abiksojaure war seit ein paar Tagen geöffnet, die Hütte in Alesjaure und die übrigen würden in den nächsten Tagen die Saison beginnen.


    11.06.2012
    Voller Erwartung saß ich im Warteraum der Bahn in Kiruna. Die voraussichtliche Ankunftszeit des Zuges wurde immer weiter nach hinten verlegt. Schließlich sass ich mit 2 1/2 Std. Verspätung auf meinem Platz. Die Berge waren oben herum noch richtig schön weiß und mir schwante bereits, dass ich wahrscheinlich meine erste Solotour abbrechen müsste. Abwarten, schließlich hatte ich ausreichend Zeit für die Strecke bis Nikkaluokta (knapp zwei Wochen) und vielleicht trug mich der Schnee noch, ohne dass man immer gleich einbricht. Immerhin war der Himmel aufgerissen und die Sonne schien.



    In Abikso stiegen nur wenige Wanderer aus, die sich allesamt schnell verliefen, bzw. aufgrund der Verspätung gleich am Beginn der Abiskojåkkacanyon ihre Mittagsmahlzeit zu sich nahmen. Brauchte ich nicht, hatte in der Küche meiner Herberge am Morgen noch Pizzabrötchen gebacken und diese zusammen mit selbtgemachten Beef Jurkey inzwischen so gut wie vertilgt.

    Ich kam erstaunlich gut voran und war überrascht, dass der Abiskojåkka nur so wenig Wasser führte. Hatte bei unserer Herbstour vor ein paar Jahren einen ähnlichen Wasserstand. Auch die Wege waren trocken. Die Birken hatten noch kein Blattgrün - nur allerkleinste Knospen.









    Bis zum Beginn des Abiksojaure war ich eigentlich noch recht fit, aber von nun an gingen meine Kraftreserven schnell in den Keller. Der Abiskojaure selbst war zum Teil noch mit dicken Eisschollen überzogen, aber den Gänsen schien es zu gefallen. Eigentlich wollte ich bis zur Hängebrücke beim Siellajohka laufen, wo es gute Zeltplätze gibt. Kräftemäßig war ich aber am Ende, weshalb ich mir diese letzten 2 1/2 Kilometer schenkte und kurzerhand die Abiskojaurehütten als Tagesziel auserkohr. Ich war die einzige der 4 Zelter, die gerne die Gebühr für die Zelter-Hütte entrichtete, um dort enstpannt im Warmen kochen zu können und um mich nach Einbruch der Dunkelheit vor die warme Heizung zu kuscheln. Aber bis es soweit war, genoss ich die Mahlzeit in den letzten Sonnenstrahlen mit einer Dose Cola und Bier. Die Hüttenwärtin half mir sogar noch ihren Tisch und Bank zu meinem Zelt in die Sonne zu stellen.




    12. Juni 2012

    Das erste, was ich am Morgen vernahm, war das Trommeln auf meinem Zeltdach. SUPER! Pfannkuchenzutaten, Cappuchino und Schlafsack gepackt und ab in die Hütte, die immernoch mir allein gehörte. Heizung an, Schlafsack zum trocknen aufgehangen und schon konnte es mit der Frühstückszubereitung losgehen. Plötzlich ging die Tür auf und ein Spanier kam herein, er fragte auf englisch, ob er die Hütte auch nutzen könne. Ich: "Wenn Du die Gebühr bezahlt hat auf jeden Fall." Nachdem er hörte, wie viel dies kostet packte er seine Sachen und war auch schon wieder verschwunden. Das mag ich ja nicht. Die Hüttenwärtin hat jeden bei der Ankunft gefragt und aufgeklärt ... mir kommen dann immer "Zechpreller" in den Sinn. Dabei sollte man doch froh sein, solchen "Luxus" geboten zu bekommen und wenn man ihn nutzen möchte, auch dafür zu zahlen. Zumal das Übernachten im Zelt allein bei der Hütte nichts kostete.

    Es goss den ganzen Morgen und Vormittag wie aus Kübeln. Ich bezahlte indessen für einen weiteren Tag hier - die Hüttenwärtin meinte, dass es am nächsten Tag wieder besser werden würde. In dem Fall könnte ich ja das Zelt auch trocken abbauen. Mittags hörte es dann auf zu Regnen. Inzwischen waren ein paar Wanderer aus dem Gebirge zurückgekehrt. Ab 800 m würde es bereits große und tiefe Schneefelder geben, bei denen man zum Teil knie- bis hüfttief einsinken würde. Alesjaure wäre unter großer Anstrengung erreichbar, Tjäktja auf keinen Fall. Ein paar ganz hartgesottene waren von Alesjaure über Unna Allakas gelaufen, um wenigstens eine kleine Rundtour machen zu können. Die meiste Zeit hätten sie von Alesjaure nach Unna Allakas eine geschlossene Schneedecke gehabt.

    Die Zelter verschwanden so nach für nach. Eine kleine Gruppe Deutscher lief Richtung Unna Allakas und wollte sich dann nach Alesjaure durchschlagen. Meinten, wenn die einen diese Strecke in umgekehrter Richtung gelaufen wären, musste es so auch möglich sein. Ich habe sie nicht mehr wieder gesehen.

    Den Nachmittag verbrachte ich am Strand des Abiksojaure. Keine Eisschollen - aber jede Menge Crushed Ice, dass in Wind und Wellen leise klirrte. Dazu kam noch das Piepsen der Vögel. So konnte man es aushalten. Zwischendurch schien dann auch die Sonne.





    Nachdem ich genug von dieser Stille hatte ... oder viel mehr Lust auf einen Cappuchino ging es zurück zum Zelt. Die Hüttenwärtin kam schon auf mich zu und sagte, eine Gruppe Frauen hätten einen Tagesausflug Richtung Alesjaure gemacht. Ich solle mich bezgl. des Weiterwanderns mal mit denen Unterhalten. Prima! Eine super Gelegenheit mal etwas mehr auf schwedisch zu reden . Die Frauen hatten sich in der Hütte eingemietet und wie sich herausstellte, wollten sie eigentlich die gleiche Tour gehen wie ich. Allerdings wäre kein Durchkommen. Die Rückkehrer hatten also nicht übertrieben - was mir anhand von Fotos bewiesen wurde. Die fröhliche Runde lud mich noch zum Kaffee ein, Gebäck hatten sie auch.

    Am Abend kam dann wieder die Sonne durch und ich überlegte, wie es weitergehen sollte. Sollte ich es genauso wie die Frauen machen und wieder zurück nach Abisko wandern, um dann mit Bahn und Bus nach Nikkaluokta zu gelangen? Naja, ich konnte noch eine Nacht drüber schlafen.

    Ingesamt war ich einige Wochen zu früh dran. Nein, nicht wegen dem Schnee, sondern wegen der Sauna, die gerade gebaut wurde und im Herbst des Jahres fertig sein sollte.

    Zuletzt geändert von woelfchen; 03.02.2013, 11:44. Grund: Tage geändert - hatte mich verzählt

  • NilsAc
    Gerne im Forum
    • 07.11.2009
    • 70
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    #2
    AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

    Sehr schön!
    Ich werde dieses Jahr minimal später in der Gegend sein und bin gespannt zu lesen wie es weiter geht und was Du dort noch so unternehmen konntest.

    Gruß,
    Nils

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
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      #3
      AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

      Liest sich ja schonmal ganz schön. Und ist mal ein etwas anderer Anblick, wenn die Bäume noch gar keine Blätter haben und noch dicke Eisklumpen aufm See sind . Besonders das dritte Bild gefällt mir sehr, irgendwie bringt das so schön diese Frühlingsstimmung rüber. Freu mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung, gibt ja allzuviele Berichte aus der Vorsaison.

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      • woelfchen
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        • 20.03.2010
        • 276
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        #4
        AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

        13. Juni 2012

        Am Morgen zeigte sich der Himmel bewölkt, mit vereinzelten blauen Fleckchen. Ich beschloss weiter zu wandern. 1. Wollte ich mir selbst vor Ort ein Bild machen und schauen, wie weit ich komme und 2. verbietet es ja schon mein Ehrgeiz einfach so auf zu geben . Notfalls könnte ich ja eine kleine Runde um den Gárddenvárri laufen, evtl. auch mal schauen, ob man auf diesen Berg hinauf kommt. Nur konnte mir leider niemand sagen, ob die Brücke im Tal, die es einem ermöglicht auf den Wanderpfad nach Unna Allakas zu gelangen, eine Sommerbrücke oder eine Hängebrücke ist, die das ganze Jahr über dort steht. Eine Antwort darauf wusste auch die Hüttenwärtin nicht.

        Also ging es zunächst einmal auf dem Kungsleden weiter Richtung Alesjaure. Weder die kleinen Bäche noch der Siellajohka führten Hochwasser. Schneller als gedacht hatte ich den steilen Anstieg bewältigt. Am Meditationsplatz machte ich eine kurze Pause und genoss die Aussicht. Ich mag diesen Platz einfach und habe mich den gesamten Aufstieg schon darauf gefreut hier eine Weile sitzen zu können. Auch hier oben, wo es schon kälter war wie im Tal und man auf die ersten Schneefelder blicken konnte, waren so viele Vögel unterwegs. Überall war es am fiepen und piepen. Kannte das gar nicht mehr. Bei unseren Herbsttouren war nur noch wenig, wenn überhaupt etwas, von den gefiederten Freunden zu hören.



        Die ersten beiden Schneefelder waren schnell überquert, sie waren auch nicht hoch. Beim dritten sank ich fast bei jedem Schritt bis zum Knie ein ... 100 m können durchaus ziemlich anstrengend werden. Dennoch waren die Spuren meiner Vorgänger eine große Hilfe, vor allem, wenn diese zuvor auch schon so tief eingebrochen waren. Lies sich leichter gehen. Nach dem fünften Schneefeld ... es ging ständig so weiter ... brauchte ich erst einmal eine Pause. Immerhin waren meine Stiefel dicht und die Gamaschen verhinderten, dass ich Schnee von oben in die Schuhe bekam.



        Besser wurde es, nach ich endlich auf der Höhe war. Wasser gab es hier mehr, aber eigentlich noch keine Schwierigkeit. Meistens konnte man Schneefelder und riesige Pfützen umgehen, über Bäche führten Stege. Ärgern durfte ich mich wieder einmal über die Wanderer, die ihren Müll halb verbrannt oder komplett in den Feuerstellen liegen lassen, auch Plastikflaschen und Dosen. Herrlich! Da hat man das Paradies zu Füßen liegen und man hat nichts besseres zu tun, als es zu ruinieren.

        Kurz hinter einem Rentierzaun schlug ich mein Lager auf. Hier begann das nächste Schneefeld, diesmal war der Schnee deutlich tiefer als die bisherigen. Ich wusste auch noch nicht, ob ich weiter nach Alesjaure laufen sollte oder stattdessen lieber den Rückweg antrat. Die Aussicht war herrlich. Man blickte auf die eisbedeckten Seen im Alisvágge und den vorderen Teil des Bessesvággi. Es war erst früher Nachmittag und so konnte ich den Rest des Tages hier einfach nur genießen. Immerhin war es trocken und im Windschutz des Zeltes konnte man es draußen sehr gut aushalten. Rentiere und Möven leisteten mir Gesellschaft. So langsam fing ich an, mich an die ungewohnte Stille allein zu gewöhnen.



        Eigentlich schade, es gibt nicht ein Foto, wie ich im Schnee stehe. Knietief ging ja noch, aber je höher ich kam, desto häufiger stand ich schon mal mit einem Bein knapp hüfttief in dem "weißen Wasser" Entweder schaffte ich es, mich mit den Wanderstöcken wieder hoch zu stemmen, oder krabbelte auf allen vieren etwas weiter bis die Schneedecke wieder trug. War auf Dauer doch recht anstrengend. Weil ich froh war nach diesen Passagen wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, hatte ich auch kein Bedürfnis für ein Foto nochmal zurück zu gehen. Zumal man auch nicht sah, war da nun Wasser unter einem, Steine, der harmlose Pfad oder Holzstege? Ich geb's zu, ich hatte Schiss umzuknicken oder schlimmer noch.
        Zuletzt geändert von woelfchen; 20.01.2013, 10:28.

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        • woelfchen
          Erfahren
          • 20.03.2010
          • 276
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          #5
          AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

          14. Juni 2012



          Was für ein Morgen! Blauer Himmel und Sonnenschein. Habe geschlafen wie ein Baby! Ich beschloss mir erst einmal eine Übersicht über die Schneesituation zu verschaffen. Was würde mich auf dem Weiterweg nach Alesjaure erwarten. Ausserdem wollte ich diesen herrlichen sonnigen Tag für eine kleine Tour auf ein Berglein nutzen. Karte raus und den Várddut für perfekt befunden.





          Und schon ging es los. Meine Wegwahl nach oben richtete sich nach den Schneefeldern. Am Morgen waren die noch kein Problem, erst auf dem Rückweg hielt der Schnee nicht mehr überall, nachdem einige Stunden die Sonne die Oberfläche erwärmt hatte.



          Am Himmel zeigten sich die ersten Schlechtwetterboten. Die Aussicht war einfach wunder-wunderschön. Ich kam zu dem Schluss, dass Alesjaure durchaus möglich sein konnte. Tjäktja schrieb ich ab. Da war viel zu viel Schnee. Wo das Tal Richtung Pass abknickt, war eine geschlossene Schneedecke. Alternativ durch das Visttasvágge? Keine Ahnung, konnte nicht sehen, wie es dort im höher gelegenen Teil aussah. Oder auch nach Unna Allakas runter??? Kommt Zeit, kommt Rat! Erst einmal genoss ich einfach die Aussicht ein paar Stunden bei bestem Wetter in der warmen Sonne.


          Zur Vergrößerung auf das Foto klicken, anschließend nocheinmal draufklicken, dann kann gescrollt werden






          Zur Vergrößerung auf das Foto klicken, anschließend nocheinmal draufklicken, dann kann gescrollt werden



          Den Nachmittag konnte ich für ein Bad im Bach nutzen und noch ein paar Stunden auf meiner Steinterasse vorm Zelt in der Sonne liegen. Gegen Abend zog es sich dann endgültig zu, aber es blieb trocken.

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            • 27.11.2012
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            #6
            AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

            Das sind ja wirklich Wunderschöne Fotos. Abisko wird auch mein nächstes Ziel, allerdings im September. Ob es dann Richtung Nord oder Süd geht, steht noch nicht fest.
            Dein Rucksack schaut nicht gerade leicht aus. Wieviel Fotoausrüstung hattest du denn dabei?

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            • Fjaellraev
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              • 21.12.2003
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              #7
              AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

              Schön mal einen Bericht aus dieser "Randzeit" zu lesen, vieles wirkt doch ganz anders als zu den Zeiten zu denen ich gewöhnlich unterwegs bin.
              Abisko kenne ich zu der Jahreszeit ja auch, aber da gab es nur Tagesausflüge.
              Die Brücke Rovvidievva ist soweit ich weiss eine Ganzjahresbrücke, auf jeden Fall ist es eine normale Hängebrücke.

              Gruss
              Henning
              Es gibt kein schlechtes Wetter,
              nur unpassende Kleidung.

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              • evernorth
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                • 22.08.2010
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                #8
                AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                Das grüne Soulo macht sich ganz wunderbar im Kontrast zum Weiss des Schnees
                und den rötlich - braunen Farbtönen der Landschaft.
                Schöne Landschaftseindrücke zu einem Reisezeitpunkt, wo ich noch nicht dort unterwegs war.
                Vielen Dank.

                Hat dir der Platz im Soulo gereicht?
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • woelfchen
                  Erfahren
                  • 20.03.2010
                  • 276
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                  Zitat von Superherb Beitrag anzeigen
                  Abisko wird auch mein nächstes Ziel, allerdings im September. Ob es dann Richtung Nord oder Süd geht, steht noch nicht fest.
                  Es ist schön dort und ich denke, im September ist dort bestimmt auch weniger los, wie bei uns Ende August/Anfang September letztes Jahr. Die höchste Frequentierung war zwischen Singi und Abisko. Singi nach Vakkatovare war schon weniger, aber immer noch hoch. Ruhiger war es dann von Saltoluokta nach Kvikkjokk. Aber allein war man nie. Wegen der hohen Frequentierung sind wir zu Beginn der Tour eher rechts/links des Kungsleden gewandert. Im Nachhinein betrachtet hätten wir zwischen Singi und Sälka wieder den Kungsleden verlassen sollen und nicht in Vakkatovare ankommen, sondern in Ritsem. Den Bericht zu der Tour stelle ich auch noch ein. Dafür haben wir während der Tour viele nette Bekanntschaften gemacht.

                  Zitat von Superherb Beitrag anzeigen
                  Dein Rucksack schaut nicht gerade leicht aus. Wieviel Fotoausrüstung hattest du denn dabei?
                  Der Rucksack incl. Fotoausrüstung lag bei einem Gewicht von (nagel mich nicht drauf fest) 23 kg. Davon hatte die Fotoausrüstung einen Anteil von 4 kg, incl. Videokamera, Stativ, Ersatzobjektiv und Akkus. Die Fotos der Videokamera sind auch aktzeptabel, aber die der DSLR sind eindeutig besser und feiner.

                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                  Schön mal einen Bericht aus dieser "Randzeit" zu lesen, vieles wirkt doch ganz anders als zu den Zeiten zu denen ich gewöhnlich unterwegs bin.
                  Ich fand es toll, würde jederzeit wieder zu dieser Zeit starten - auch wenn es deutlich anstrengender war wie im Herbst. Es soll letztes Jahr einer der kältesten Frühlinge dort gewesen sein. Normalerweise würde gar nicht mehr so viel Schnee liegen. Aber es hat auch seinen Vorteil. Ich bin nicht einer einzigen Mücke begegnet bevor ich in Nikkaluokta angekommen bin.

                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                  Die Brücke Rovvidievva ist soweit ich weiss eine Ganzjahresbrücke, auf jeden Fall ist es eine normale Hängebrücke.
                  Danke für die Info und dauerhaft im Gedächtnis gespeichert. Ich finds schade, dass auf den Karten fast nie drauf steht, ob es eine Sommerbrücke ist oder eine Dauerhafte.

                  Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                  Hat dir der Platz im Soulo gereicht?
                  Naja, ich bin durch unser Tarra etwas verwöhnt. Immer Platz für die Rucksäcke unter der einen Apside, die nassen Klamotten unter der anderen. Außerdem reicht hier der Platz unter den Apsiden auch, um sich der nassen Klamotten zur Regenzeit zu entledigen, ohne sich draußen ausziehen zu müssen. Außerdem ist bei Regen nie Regen bis ans Innenzelt gelangt. Beim Soulo musste man beim Öffnen schon aufpassen. Vielleicht bin ich auch ungeschickt.
                  Prinzipiell hat mir der Platz gereicht. War nur ungewohnt. Den Rucksack habe ich eigentlich immer nahezu vollständig ausräumen müssen, damit er neben die Isomatte passte. Auf der anderen Seite war es so immer schön übersichtlich .
                  Schuhe passten mitsamt nasser Regenkleidung unter die Apside. Als der Rucksack auch nass war, habe ich einfach das Innenzelt einfach etwas ausgehangen und den Innenzeltraum so etwas verkleindert, damit das nasse Zeug komplett unter die Apside passte und der Schlafsack und die trockenen Sachen nicht auch noch Wasser abbekamen. Richtig nass bin ich aber nur am Ende der Tour geworden.
                  Kurzum, ich bin nicht mit der Erwartung rangegangen, das Soulo in irgendeiner Weise mit dem Tarra vergleichen zu können. Im Gegenteil, seither empfinde ich das Tarra als großen Luxus, den ich auf Tour gerne genieße. Geht aber auch mit weniger, wenn es sein muss.
                  Dennoch, wollte vor der nächsten Solotour trotzdem noch andere Zelte inspizieren. Weil das Soulo und ich einfach nicht zu 100 % zusammen passen. Allerdings hat sich dies wahrscheinlich und hoffentlich erst einmal erledigt, wenn alles gut geht. Dann müssen wir eher vergrößern.

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                  • woelfchen
                    Erfahren
                    • 20.03.2010
                    • 276
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                    15. Juni 2012

                    Im Traum nehme ich ein Geräusch wahr, was mir überhaupt nicht gefällt. Erschrocken reiße ich die Augen auf und lausche. "Wusch" "wusch" "wusch" an der Zeltaußenhaut. Ansonsten ist alles still. Steht da ein Rentier an meinem Zelt und streift es mit dem Geweih beim Fressen ... oder ein Bär? Nein, Bär bestimmt nicht, hoffentlich .... aber das Rentier! Ich sehe es in Gedanken über die Abspannleinen stolpern und das Zelt ... nein nicht drüber nachdenken. Warum müssen diese netten Tiere denn in den letzten Jahren immer ausgerechnet direkt neben unserem Zelt das Futter am Schmackhaftesten empfinden???

                    Ich suche meine Brille erst gar nicht. Das Rentier werde ich auch gerade noch so an den Umrissen erkennen. Vorsichtig um es nicht zu erschrecken krieche ich aus dem Schlafsack und öffne langsam das Zelt.

                    *zwinker* Es hat geschneit. Ich schaue vorsichtig in die Richtung, von der ich das Geräusch vernommen habe. Kein Rentier. Die Ursache des Geräuschs war einfach der Schnee, der von der Zelthaut abgerutscht ist.



                    OK! So hatte der Wettergott halt entschieden, dass hier Schluss ist und ich nach Abisko zurück wandere. Halbtagesmarsch zurück nach Abiskojaure ... da konnte ich mich nochmal aufs Ohr hauen. Schließlich war es erst halb vier. Diese Nachthelligkeit hatte ich schon lange nicht mehr erlebt.

                    Sechs Stunden später ...

                    Richtig entspannt und ausgeschlafen stellte ich fest, dass der Schnee bereits geschmolzen war. Erst einmal war das Frühstück dran. Nachdem ich auf den Geschmack der Pfannkuchen gekommen bin, schob ich die Haferflocken nach ganz unten in den Rucksack.

                    Unentschlossen saß ich nun da als zwei Väter mit ihren Söhnen auf dem Kungsleden etwas weiter unterhalb vorbei liefen. Also wenn die Kinder sich nach Alesjaure durchschlagen konnten, da konnte ich ja wohl nicht klein begeben! Und sag nochmal einer, auf einer Solotour gibt es niemanden der einen motiviert!

                    Zusammen gepackt und los ging. Die Schneefelder wurder tiefer, man sank fast bei jedem Schritt ein. Erleichertung verschafften wieder die Fußabdrücke der Vorgänger. Aber nicht immer. Es bedeutete auch nicht, dass mich der Schnee an den Stellen ebenfalls trug, wo die anderen noch problemlos drüber gelaufen sind. Hier machte sich anscheinend die spätere Tageszeit wieder bemerkbar. Hin und wieder bevorzugte ich es dann doch, mit den Wanderstöcken die Bohlenstege und Brücken zu ertasten, anstelle durch das Schmelzwasser zu stapfen.





                    Zu Beginn kam ich im Verhältnis gesehen gut voran. Die Sommer-Bootsanlegestelle am Alesjaure war schnell erreicht. Von dort an ging es meist schneefrei, dafür etwas morastig, weiter bis zum Rengjärde.

                    Die Schneefelder über den Bächen brachen teilweise auf und gaben den Blick auf fließenden Untergrund frei. Hier einzubrechen würde ein Spaß werden. Nicht wegen der Wassertiefe, die war kein Problem, würde noch nicht mal für nasse Füße sorgen. Aber wie sollte man von dort unten wieder hochkommen??? Dort wo meine Vorwanderer noch entlanggelaufen waren ... also direkt an der Schneeabbruchkante ... das traute ich mich nicht, zumal ich gleich anfangs tief einbrach. So ging es dann schon mal einige Höhenmeter den Berghang hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab.

                    Als besonders anstrengend habe ich die letzten 2 Kilomter in Erinnerung. Man sah die Alesjaure-Hütten schon von weitem, sie schienen sich aber überhaupt nicht zu nähern. Hier gab es fast nur noch Schneefelder, das Wasser des Baches hörte man unter sich rauschen.

                    Bevor ich den letzten Anstieg zum Tagesziel erreichte, kam mir eine kleine Gruppe Wanderer entgegen. Warum sehen die anderen eigentlich immer so fit und fidel aus, während ich kaum noch einen Schritt vor den anderen bekomme? Zeit für ein kleines Schwätzchen. Es stellte sich heraus, dass im Visttasvágge die Brücken allesamt aufgestellt worden waren und das Tal bis auf den höheren Bereich schneefrei war. Aber die Schneefelder wären kein Problem, wenn man sich gleich nach Alesjaure weit oben halten würde.

                    Ich quälte mich noch den Hügel zu den Hütten hinauf. Hatte seit dem Aufbruch wegen dem kalten Wind nur eine kurze Pause gemacht um eine Kleinigkeit zu Essen. Das rächte sich nun, Hunger hatte ich schon seit etwa einer Stunde und so langsam aber sicher begannen die Beine zu streiken!

                    In der Hütte war bereits Feuer gemacht. Die Hüttenwirtin brachte noch warme Getränke und fragte, ob ich in die Sauna wolle. Das war eine fabelhafte Idee!!! Ich erfuhr auch, dass eine Weiterwanderung nach Tjäktja nicht empfehlenswert wäre. Zu viel Schnee, bisher seien alle wieder zurück gekehrt. Wenige davon hätten sich bis zur Hütte durchgeschlagen. Die meisten Wanderer, die sich hier für die Nacht eingemietet hatten, waren Sologänger. Frauen scheinen unter den Sologängern die Ausnahme zu bilden. Habe auf der Tour nur eine einzige weitere getroffen. Zu sechst verbrachten wir einen geselligen und gemütlichen Hüttenabend in Alesjaure.

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                    • HAL 23562
                      Dauerbesucher
                      • 31.12.2005
                      • 558
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                      Hallo Wölfchen,

                      sehr schöner Bericht! Großen Dank dafür. Aber, der geht doch wohl noch weiter ...?
                      Lässt allerdings die Wartezeit bis zu meiner Tour diesen Sommer bei aller Inspiration nur noch langsamer vergehen ... seufz!

                      Mein Berufsleben endet im Juni und dann gehts von Abisko über Kungsleden, ein Stück Nordkalottleden, Padjelantaleden und den großen Wanderwegen immer nach Süden, vielleicht sogar bis nach Hause. Solange Gesundheit, Motivation und Großwetterlage mitspielen - also "open end". Bis auf den Padjelanta werde ich auch solo gehen. Dein Bericht ist also auch aus diesem Grund sehr aufschlussreich für mich.

                      Gruß aus Lübeck - Hartmut
                      Vieles kommt - aber alles geht!

                      Den Plünnenkreuzer, Landgänger und das neue raus&weg-Blog findet ihr entsprechend der Forumsregeln unter diesem einen Link - click!

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                      • efbomber
                        Erfahren
                        • 23.08.2010
                        • 228
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                        Hallo woelfchen!

                        Der Bericht kommt genau richtig! Dieses Jahr werde ich ebenfalls fast zur selben Zeit loslaufen! Jetzt bekomme ich die Idee, wie es auf dem Kungsleden aussehen könnte! Letztes Jahr waren wir ca. 3 Wochen nach deinem Tourenstart unterwegs. Die Täler waren da schon ziemlich schneefrei, Hochtäler und Bergkuppen nicht unbedingt.

                        Die Gegend da oben ist einfach ein Traum. Auch die noch eher "tristen" Farben haben ihre Schönheit bei diesem Landschaftsbild. Irgendwie habe ich das Gefühl, egal zu welcher Jahreszeit man sich in diese Gegend begibt, man wird immer überrascht von der vorherrschenden Schönheit!

                        Danke fürs Teilen deiner Reiseerfahrung mit uns! :-)

                        LG
                        David

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                        • wom
                          Neu im Forum
                          • 12.07.2011
                          • 2
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                          Sehr schöner bericht! bin mal gespannt wie es weiter geht. schön das du die solo gemacht hast.

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                          • marphin
                            Gerne im Forum
                            • 06.06.2009
                            • 87
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                            ich lese auch gespannt mit. werde dieses jahr um den 7.06. in absiko vorbeikommen und von dort gen süden weitermarschieren (so der plan bisher :-) ) und bin daher doppelt neugierig bezüglich schneesituation, begehbarkeit und hütten/brücken.

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                            • woelfchen
                              Erfahren
                              • 20.03.2010
                              • 276
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                              16. Juni 2012

                              Auch wenn ich die erste war, die an diesem Morgen aufbrach, wurde ich doch schnell eingeholt. Das herrliche Wetter lud zu vielen Pausen ein. Die meisten Übernachtungsgäste in Alesjaure setzten ihre Tour durch das Visttasvágge fort. Bisher war niemand über den Tjäktjapass gelangt, alle waren zurück gekehrt.





                              Ich versuchte mich an den Tipp der kleinen Wandergruppe zu halten, indem ich möglichst weit oben am Hang Richtung Visttasvágge entlang lief. Aber anscheinend nicht hoch genug. Am Ende eines Schneefeldes sass ich dann plötzlich im Schnee. Mit den Füßen konnte ich den Boden nicht berühren. Dummes Gefühl! Ich wagte kaum mich zu bewegen und setzte vorsichtig den Rucksack ab, legte die Stöcke längs neben mich um beim Hochdrücken das Gewicht etwas zu verteilen. Die Handschlaufen der Stöcke befestigte ich an den Tragegurten des Rucksack, robbte auf allen vieren bis zum Rand des Schneefelds und zog ihn dann mit den Stöcken zu mir heran.





                              Das war das letzte große Schneefeld gewesen. Von nun an war es einfach zu laufen, die Schneefelder im oberen Visttasvágge waren allesamt fest und auch nur flach. Hier oben war es so schön, dass ich unbedingt mehrere längere Pausen einlegen musste.




                              Auf das Foto klicken, um zur vergrößerten Ansicht zu gelangen.



                              Ich hatte mir vorgenommen, mir an diesem Tag einfach einen herrlichen Lagerplatz zu suchen und den Rest des Tages einfach in der Sonne zu genießen. Als ich den ersten fand, war es noch nicht einmal Mittag. Nach der Anstrengung des voran gegangenen Tages war es ungewohnt, so schnell voran zu kommen. Ich legte nur eine kurze Rast ein und lief dann weiter. Nur ein kurzer Abschnitt führte über wurzelige und einen steinig-ausgewaschenen Pfad. Als ich dann den Anfang der kleinen Mäanderlandschaft erreichte beschloss ich, dass es nun gut sei und ich den Rest des Tages nun endlich richtig genießen muss!

                              Zuletzt geändert von Sandmanfive; 03.02.2013, 11:26. Grund: WIKI-Automatismus editiert

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                              • woelfchen
                                Erfahren
                                • 20.03.2010
                                • 276
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                                Was mache ich denn falsch, dass das kurze Video nicht angezeigt wird???


                                Edit: OK, geht jetzt, aber musste alles manuell reinhauen.
                                Zuletzt geändert von woelfchen; 03.02.2013, 10:30.

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                                • Trolltinden
                                  Gerne im Forum
                                  • 14.01.2013
                                  • 61
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                                  Vielen Dank für diesen tollen Bericht und diese Bilder. Einfach traumhafte Gegend. Bin gespannt, wie viele Schneefelder es noch zu bewältigen gibt

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                                  • woelfchen
                                    Erfahren
                                    • 20.03.2010
                                    • 276
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                                    17. Juni 2012

                                    Kurze Wanderung bis zur Visttasstugan. Der Himmel hatte sich über Nacht zugezogen, aber es war am Morgen noch trocken. Von Regen weit und breit nichts zu sehen. Gemütlich meine Pfannkuchen zum Frühstück zubereitet und im Anschluss meinen Kram wieder zusammengekpackt. Dabei habe ich gar nicht mit bekommen, dass ich plötzlich einen Nachbarn hatte.



                                    Die Elchkuh war ziemlich schnell abgehauen. Der Bulle lies sich nicht aus der Ruhe bringen. Zusammen mit dem Elch am Vortag waren dies nun schon drei Stück auf der kurzen Tour. Wahnsinn, so nah und so viele habe ich Elche noch nicht einmal im Sarek erleben dürfen.
                                    Die Rentiere liefen mir am nächsten Tag über den Weg

                                    Inzwischen nahm der Wind immer mehr zu und ich beschloss nun endlich weiter zu wandern. Etwa 2 Kilometer vor der Visttasstugan fing es dann zunächst an zu nieseln. Der Nieselregen ging aber schnell in richtigen Regen über, der im Laufe des Tages auch nicht mehr aufhörte.


                                    Der kleine Kiesstrand links neben der Brücke war am nächsten Tag im Wasser verschwunden.

                                    Ich zog in den Notraum der Vistasstugan ein. Meine Jacke war nass - hatte erwartet ich wäre schon näher an der Hütte und auf richtige Regenkleidung verzichtet -, meine restlichen Klamotten auch und ich wollte zum Trocknen den Ofen anschmeißen. Tja, leichter gesagt als getan. Lt. Gästebuch hatte hier niemand übernachtet oder auch nur eine Pause eingelegt. Holz war aber trotzdem keines da. Also nix mit erst einmal aufwärmen, sondern Holz sägen und hacken. Dafür durfte ich dann später in der warmen und verräucherten Hütte, weil der Rauch nicht richtig durch den Schornsteig abzog, den Regen draußen beobachten.


                                    18. Juni 2012

                                    Sonne! Hurra!



                                    Irgendwie zweifelte ich daran, dass ich die über 30 Kilometer bis nach Nikkaluokta an einem Tag schaffen würde. Ich schaffte es natürlich nicht!

                                    Der Pfad führte zunächst durch lichten Birkenwald, der immer höher und dichter wurde, je mehr man sich Nikkaluokta näherte. Immer wieder hatte man Aussichten ins Tal. Dazu kam, dass es nun endlich grün wurde. Die Natur fing an zu explodieren! Die Rentiere machten übermütige Freudensprünge.



                                    Das Wasser war über Nacht durch die Regenfälle merklich gestiegen. Insgesamt war es auch deutlich wärmer geworden. Von daher gehe ich davon aus, dass die nun hohen Wasserstände der Bäche und Flüsse nicht nur auf die Regenfälle, sondern viel mehr auf die nun endlich fortsetzende Schneeschmelze zurückzuführen waren.





                                    Hier hatte anscheinend mal eine Ganzjahresbrücke gestanden, es waren nur noch Stahlseile und Betonpfeiler zu sehen. Nur wenige Meter oberhalb stand nun eine Sommerbrücke. Aber als man aus dem Wald herauskam, blickte man zunächst nur auf die Betonpfeiler mit den verrosteten zerissenen Stahlseilen und natürlich auf das wild schäumende Wasser.

                                    Auch erst einmal wieder Rast angesagt. Irgendwie hatte ich keine Lust mehr, viele Kilometer zu laufen, sondern eher zu genießen. Insbesondere bei sonnigem Wetter. Und so ist es sicherlich kaum verwunderlich, dass ich noch nicht einmal die erste Anlegestelle für den Bootstransfer an diesem Tag erreicht hatte, sondern schon zuvor nach einem Lagerplatz Ausschau hielt und natürlich auch fand.








                                    19. Juni 2012

                                    Viel zu berichten gibt es nicht. Ich wachte durch Motorengeräusch auf. Ein kleines Motorboot quälte sich die Strömung des Flusses hinauf. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen und es sah nach Regen aus. Allerdings lies er diesmal noch etwas auf sich warten. Stattdessen nieselte es eine ganze Weile so vor sich hin.

                                    Der Weg verlief ständig auf und ab über Moränenwälle durch einen Birkenwald. Aussichten wurden immer seltener, aber als so schlimm empfand ich das nicht. Ich mag den Fjällbirkenwald, vor allem, wenn er noch ursprünglicher Art ist. Als ich dann den Abzweig zum ersten Bootsanleger erreichte hatte inzwischen richtiger Regen eingesetzt. Ich frage mich nur, wie man von hier aus telefonieren sollte, ich hatte jedenfalls keinen Empfang. Vielleicht würde es ja an der Anlegestelle funktionieren.

                                    Ähm, ja, die war nicht zu erreichen, denn nur wenige hundert Meter später stand ich vor einem riesigen See. Die weißen Markierungen an den Bäumen setzten sich auf der anderen Seite fort. Nur hätte ich dann schwimmen müssen.

                                    Also weiter laufen! Immer auf und ab und auf und ab. Ein Moränenwall nach dem anderen. Auf die Dauer schlauchte das ganz gut. Aber ich kam schneller voran, als ich dachte. Denn Ruck-zuck erreichte ich einen weiteren Abzweig zu einem Bootstransfer. Bevor ich das Telefon heraus holte, ging ich erst einmal schauen. Der Anleger war gut erreichbar. Zum Schluss ging es steil hinab in das stark strömende Wasser. Ob die wohl bei diesen Verhältnissen einen überhaupt abholen würden??? Egal, fragen kostet nichts. Leider war über einen Zeitraum einer halben Stunde immer besetzt und ich fing an wegen der Nässe zu frieren.

                                    Macht nichts, die restlichen Kilometer würde ich auch noch schaffen.

                                    Der nächste Bach, den ich erreichte war tief, aber glasklar. Keine Brücke weit und breit. Der Pfad setzte sich direkt auf der anderen Seite fort - aber ohne mich aus zu ziehen, würde ich hier nicht durchkommen. Daher folgte ich dem schlecht sichtbaren Pfad nach rechts. An einer Stelle lagen zwei Birkenstämme über den Bach und ein langer Stock. Der eine Stamm sah alt aus und verlief nur ca. 20 cm über dem Wasser, der zweite war deutlich jünger und lag viel höher.

                                    Irgendwo musste es doch eine andere Stelle geben. Aber weder weiter oben noch weiter unten sah es besser aus. Im Gegenteil. Also nahm ich den langen Stock und checkte erst einmal wie tief das Wasser tatsächlich war. Mir würde es bis zur Hüfte reichen. Ich überlegte, ob ich gleich waten sollte oder balancieren. Das Balancieren über einen Stamm war schwerer als ich dachte. Keine Chanche. Also nutzte ich beide Stämme. Auf wackligen Beinen kämpfte ich mich Zentimeter um Zentimeter vor und erreichte die andere Seite. Nun war es für mich an der Zeit, eher auf den jüngeren Birkenstamm zu vertrauen. Zumal dort auch ein Baum in Greifnähe stand.

                                    Es war eine dumme Idee. Denn kaum stand ich mit beiden Beinen auf dem Stämmchen und Griff nach dem Baum am Ufer machte es "knack". So stand ich nun doch hüftief im Wasser. Der Rucksack gab mir so viel Auftrieb, dass ich nur mit den Zehenspitzen den Grund erreichte. Immerhin war die Strömung nicht stark. Gerade so, dass ich stehen bleiben konnte. Also warf ich Fototasche und Rucksack ans Ufer, dass nahezu senkrecht heraufragte und so hoch wie ich war.

                                    Danach kletterte ich auf den einen Birkenstamm, der noch da war und von dort zog ich mich auf das rettende Ufer. Überrascht stellte ich fest, dass es länger dauert, wie ich dachte, bis das Wasser von unten durch die Regenhose bis ganz nach oben steigt. Zumindest war die Unterhose noch trocken . Dem Himmel sei Dank war der Schlafsack wasserdicht eingepackt, denn das Fach war klatschnass.

                                    Kurz überlegte ich, ob ich hier das Zelt aufstellen sollte, um mich erst einmal wieder aufzuwärmen und am nächsten Tag weiter zu laufen. Stattdessen zog ich die Schuhe aus und schüttete das Wasser raus, wrang die Filzsohle und Socken aus und stiefelte weiter. Immerhin war ich jetzt unten herum so nass, wie es von außen regnete.

                                    Geschätzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zur Straße und von dort noch nach Nikkaluokta. Ich durfte jetzt nur keine Pause mehr machen, denn dann würde ich sofort anfangen zu frieren.

                                    Es zog sich und zog sich und zog sich. Doch irgendwann stolperte ich quasi aus dem Wald heraus und "fiel" direkt auf die Straße. Wow, das war ein Übergang. Wäre schön gewesen, hier erst ein "Achtung-Schild" zu sehen, der einen darauf vorbereitet.

                                    Das Deltagebiet bei Nikkaluokta war überflutet und ich freute mich auf eine warme Hütte. Mein Plan sah vor hier zu bleiben, bis mein Flug in die Heimat ging.

                                    Tja, eine Hütte bekam ich nicht. War alles ausgebucht. Eine Schulklasse war da und hatte alles belegt. Also noch eine Nacht im Zelt und für die nächsten Tage gleich eine Hütte gebucht.

                                    Mit nassem Rucksack und vollkommen durchnässten Klamotten machte sich jetzt das Soulo zum ersten Mal richtig negativ bemerkbar. Ich wusste gar nicht, wohin mit dem nassen Zeug. So hing ich einen Teil des Innenzeltes aus, um die Apside zu vergrößeren. Den Rest des Tages verbrachte ich in der Camperküche, wo es schön warm und trocken war. Am nächsten Nachmittag konnte ich dann endlich in die Hütte umziehen.

                                    Es folgte noch ein Halbtagesausflug auf den Govggenjunni mit supergenialer Aussicht auf das Deltagebiet des Visttasvagge und anschließendem Abstecher zum Waffelessen an den Ladtjojaure. Es tat mir Leid, dort so spät aufgetaucht zu sein. Ich dachte, es wäre noch früher, meine Uhr schien nach zu gehen. Aber den Menschen dort war es egal, dass ich erst kurz vor Schluss auftauchte und bewirteten mich noch gerne. Dazu noch ein nettes Pläuschlein.


                                    Auf das Foto klicken und zur vergrößerten Ansicht zu gelangen, evtl. dann noch einmal draufklicken

                                    Fazit:
                                    Ich würde jederzeit wieder in dieser Zeit auf Trekkingtour dort gehen, auch wenn seine Route nicht fest planen kann, sondern an die Gegebenheiten vor Ort anpassen muss. Es war ein fantastisches Erlebnis miterleben zu dürfen, wie die Natur aus dem Winterschlaf erwacht. Das Wasser sprudelte unter Schneewänden heraus, „gecrushtes“ Eis klirrte im See, Eisschollen trieben vorbei, Rentierjunge tollten herum und schließlich stieg man aus dem Gebirge in das inzwischen grüne und blühende Tal hinab. Außerdem sind noch nicht so viele Menschen dort unterwegs.


                                    Hier noch eine Übersicht der Tour:
                                    Zuletzt geändert von woelfchen; 03.02.2013, 11:49.

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                                    • woelfchen
                                      Erfahren
                                      • 20.03.2010
                                      • 276
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                                      #19
                                      AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                                      Sorry, extra Antwort, bevor wieder die langen Verlinkungstexte für Zelt und Rucksack und Co drin stehen

                                      Ich vergass zu erwähnen .... KEINE Mücken bis zum Eintreffen in Nikkaluokta. Tolle Jahreszeit!

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                                      • Mortias
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                                        • 10.06.2004
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                                        #20
                                        AW: [SE] Frühlingssommer Abisko-Nikkaluokta / my first Solotour

                                        Toller Bericht, vor allem die Video Aufnahmen von dem Elch und den Rentieren sind wirklich fantastisch. Ich glaube soviel Glück die Tierer aus nächster Nähe so entspannt filmen zu können haben nur die wenigsten. Von den Bildern fand ich es sehr schön zu beobachten, wie zum Ende hin dann die Natur langsam im zarten Grün den Sommeranfang markiert hat.

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