[SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

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    [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Slowenien
    Reisezeit: Juni 2012
    Dauer: reine Wanderzeit: 5 Tage, zzgl. An- und Abreise
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    Kartenmaterial:
    • freytag & berndt: "Julische Alpen, WR 141", 1:50.000
    • freytag & berndt: "Nationalpark Triglav, Kranjska Gora, Planicam, Bled - WK 5141", 1:35.000

    Reiseführer:
    • Wolfram Guhl: "Nationalpark Triglav - Ein Bergparadies in Slowenien", Verlag Carinthia, 2009





    Prolog
    Der Schaffner gibt keine Ruhe. Seit Mitternacht liegen wir im Nachtzug von München nach Zagreb, aber aus unerfindlichen Gründen hält dieser Zug gefühlt an jedem kleinen Bahnhof und der Zugbegleiter ist ein bekennendet Fan des Signals der geöffneten Wagontür. Es piepst und piepst ununterbrochen. Wenn der Zug dann mal fährt, wird hauptsächlich rangiert. Ist er richtig in Fahrt, reagiert der Zugbelgeiter seinen Frust dadurch ab, dass er diverse Abteiltüren zuschmeisst. Kurz: An Schlaf ist nicht zu denken. Die Zeit im Zug ist sowieso nicht lang, denn um kurz nach 5:00 Uhr hält der Zug in Lesce Bled, wo wir unsere Tour in die slowenischen Alpen, in den Triglav Nationalpark beginnen wollen.
    Am Vormittag haben wir die Kinder zu den Großeltern gebracht. Sie dürfen nun fünf Tage lang alleine bei Oma und Opa Urlaub auf dem Bauernhof machen. Wir beide haben dafür nach fünf Jahren endlich einmal wieder eine Wandertour gemeinsam und ohne Kinder. Unsere Vorfreude war ebenso groß wie die der Kinder auf einen Urlaub alleine bei den Großeltern.

    Erster Tag
    Pünktlich um viertel sechs erreichen wir Lesce Bled. Außer uns steigt niemand aus. Außer uns ist auch niemand hier. Alles ist verschlossen. Ach ja, es ist Sonntagmorgen. Deswegen fährt leider auch der erste Bus nach Krnica unserem gewählten Startpunkt erst eine Stunde später. Nun gut, vertrödeln wir diese Zeit eben am geschlossenen Bahnhof.
    Der Bus ist dann aber pünktlich. Kurz nach sieben Uhr können wir dann tatsächlich loslaufen.
    Wir wollen in etwa dem geologischen Wanderweg Sloweniens folgen. Genaueres haben wir aber nicht geplant. Die Schneegrenze wird wohl aufgrund der frühen Jahreszeit noch bei etwa 2.000 m liegen. Ob uund wieweit wir im Schnee wandern werden, wollen wir vor Ort entscheiden. Klettersteige werden wir ob meiner Höhenangst auch nicht in Angriff nehmen. Auch fehlt uns die Ausrüstung. Die eine oder andere Kraxelei wird sich aber nicht vermeiden lassen. Letztlich ist ein gemütliches Treiben-Lassen durch den südlichsten Alpenausläufer, den Triglav Nationalpark in Slowenien geplant. Den Namensgeber und höchsten Berg Sloweniens, den Triglav, haben wir aber aufgrund der genannten Einschränkungen nicht als Ziel definiert.
    Von Krnica geht es den Wanderweg durch die Pokljuka Klamm, die jedoch weniger aufregend ist, als es die Beschreibungen erwarten lassen. Schön ist es allemal: Sonntagmorgen, niemand anderes ist unterwegs. Wir sind alleine mit uns und genießen es, endlich wieder zu zweit auf Tour zu sein. Irgendwann machen wir oberhalb der Klamm Frühstück, haben wir doch das geplante Frühstück von Bäcker ausfallen lassen. Kein Bäcker, keine Brötchen. Alle Geschäfte, die wir sahen, hatten noch geschlossen.

    Es geht stetig voran. An der Kranjska Dolina Alm und der Javornik Alm vorbei in Richtung der Hütte Blejska koča na Lipanci. Eine der wenigen Hütten, die ganzjährig geöffnet haben. hier wollen wir vor allen Dingen zu Mittag essen. Für die fünf Wandertage haben wir nur für 3,5 Tage Essen eingepackt. Der Rest soll durch Zukauf gedeckt werden bzw. ist sowieso vor- und nachgelagert der eigentlichen wanderung. Das die meisten hütten och nicht geöffnet haben, ist von uns im Vorfeld gecheckt und bedacht. Die Winterräume sollen uns als Quartier dienen.

    Irgendwann geht es auf einem Fahrweg entlang, der dann auch einen Parkplatz bereithält, von wo aus Tagesausflügler zu Hütte starten. Aber auch dies sind nur zwei andere Paare, es ist also sehr ruhig an diesem ersten Sonntag im Juni 2012. Auch die Strecke auf dem Fahrweg fährt nur klurz. Die meiste zeit sind wir auf kleinen Pfaden, zum Ende hin auf größeren Fußwegen unterwegs. Sehr entspannt alles.
    Bevor wir die Hütte erreichen, erreicht der Nieselregen nun endgültig uns. Er zieht während unseres späten Mittagessens nicht wieder ab. Deswegen und weil wir wegen des fehlenden Schlafes sowieso müde sind, beschliessen wir, auf der Hütte zu bleiben. Die Betten kosten 10,-€/Person und wir sind im Schlafsaal ganz alleine, was auch die ganze Nacht so bleiben wird. Nach einem langen Mittagsschlaf gibt es noch ein Süppchen in der Gaststube, dann gehen wir zeitig zu Bett.



    >>Start im Morgendunst<<



    >>Warnung, schlechtes Ohmen oder Schabernack? Am Beginne der Pokljuka Klamm<<



    >>Wegweisendes Monstrum<<



    >>Märchenwald<<



    >>In der Klamm<<



    >>Alm unterhalb vom Rjavi Gipfel<<



    >>Alm Kranjska Dolina<<



    >>Aufstieg unterhalb der Hütte<<



    >>Abendstimmung<<
    Zuletzt geändert von volx-wolf; 16.08.2012, 22:00.

    Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
    daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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    #2
    AW: Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

    Zweiter Tag

    Der Vorteil einer Hüttenunterkunft liegt unzweifelhaft darin, dass man morgens zeitig starten kann und kein klammes Zelt verpacken muss. Die Gelegenheit nutzen wir auch. Vom Wirt gibt es noch einen Kaffee, Müsli haben wir selbst dabei, dann geht es endlich richtig hinein und hinauf in die Alpen. Erstes Etappen Ziel ist die Hütte Vodnikov Dom. Es regnet zwar nicht, aber die Stimmung ist diesig. Nur hin und wieder reißt der Himmel auf und wir erhalten eine Fernsicht darauf, was uns erwartet. Schön ruhig ist es dafür. Keine anderen Wanderer. Wir sind mit uns, den vielen Blumen und den ununterbrochen kopulierenden Alpensalamandern allein.
    Unterhalb des M. Draski-Gipfels verzichten wir auf die Kraxelstelle mit fest installiertem Seil (dafür mag ich im übrigen die kleine f&b-Karte, die diese Stellen exakt einzeichnet) und durchqueren dafür das Tal dazwischen auf einem unmarkiertem Weg. In Abrechnung mit den Wegweisern benötigen wir dafür auch nicht mehr Zeit, als wenn wir den Weg "obenrum" genommen hätten. Der Vorteil ist jedoch, dass ich mich besser fühle.

    Beim Aufstieg machen wir dann eine Mittagsrast an einer Quelle (nicht eingezeichent, möglicherweise nur temporär) und kochen. Auf dem weiteren Weg in Richtung Vodnikov dom begegnen wir zum ersten Mal den Überresten ehemaliger Almen bzw. Hirtenunterkünfte. Dass das Gebirge hier kaum noch landwirtschaftlich genutzt wird, war uns schon vorher aufgefallen. Warum die Nutzung zurück gegangen ist, darüber können wir nur spekulieren. Es liegt schon deutlich sichtbar an der Vegetation länger als das Ende des Kommunismus zurück. Wassermangel in diesem Karstgebirge wird aber bestimmt auch ein Grund gewesen sein.

    Als wir an der Hütte ankommen, regnet es in Strömen. Den Winterraum vermuten wir in einem Nebengeäude, welches jedoch komplett verschlossen ist, weshalb wir erst einmal ratlos im Regen stehen. Dann entdecke ich den Raum doch noch an der Talseite des Hauptgebäudes. Wir rasten und ruhen. Als der Regen irgendwann weniger wird, beschließen wir, noch bis zur Hütte Tržaška koča na Doliču zu wandern.

    Nach anderthalb Stundens sind wir den ausgetrockneten Flusslauf aufgestiegen. Es regnet weiterhin ohne Unterlass, inzwischen aber wieder richtig kräftig. Dafür stehen wir jetzt am ersten größeren Schneefeld. Leider ist aufgrund des Nebels nicht zu erkennen, wie weit sich die Schneestrecke zieht, wie lange wir darauf unterwegs sein müssen. Außerdem sind wir nun nass, kühl und es ist schon spät am Nachmittag. Nach längerem Hin & Her geht es dann doch wieder zurück zur Vodnikov dom. Pünktlich zum Abendbrot sind wir wieder dort, wo wir unseren verspäeten Mittagsschlaf hielten. Inzwischen sind noch zwei andere Gäste anwesend: ein Deutscher und ein Australier, die am nächsten Tag den Triglav besteigen wollen. Quatschen, Kochen, Essen… es wird schnell dunkel.
    Dann noch die Mäuse aus dem Raum jagen, die in der Mülltüte herumknistern und das Loch in der Tür mit dem Wanderstock verriegeln. Endlich ist Ruhe und wir können schlafen!




    >>Rückblick zur Hütte<<



    >>Bequeme Wege noch unterhalb der Waldgrenze<<



    >>Ausblicke I<<



    >>Ausblicke II<<



    >>Nein, die lassen sich nicht stören<<



    >>Leider immer wieder wolkenverhangen<<



    >>Pass zwischen Visevnik und M. Draski, bevor wir ins Tal abstiegen<<



    >>Blümelein I<<



    >>Blümelein II<<



    >>Blümelein III<<



    >>Den baldigen Mittagsrastplatz im Blick<<



    >>Weiter geht es wohl gestärkt<<



    >>Aufgegebene Alm<<



    >>Bäh-Wetter<<



    >>Daran änderte sich auch nichts mehr<<
    Zuletzt geändert von volx-wolf; 16.08.2012, 22:04.

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      #3
      AW: Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

      Dritter Tag

      Als ich morgens aus dem Winterraum trete, traue ich meinen Augen kaum: Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und wie auf einem Kinderbild hin und wieder anmutig eine kleine weiße Wolke drapiert. Die Temperatur beträgt zwar nur 2°C wie das Thermometer an der Hütte anzeigt, aber das Wetter ist genial!
      Wir frühstücken, wünschen den beiden Anderen viel Glück bei ihrem Aufstieg zum Triglav, der nun wie frisch gezuckert im Sonnenschein liegt und begeben uns auf den nun bekannten Weg.

      Es geht zügig voran. Schöner kann es eigentlich nicht sein. Auch das Schneefeld wirkt nun nicht mehr abschreckend. Allerdings zieht sich der Schnee tatsächlich dauerhaft hin bis zur Tržaška koča na Doliču. Dieser werfen wir jedoch nur einen schnellen Blick aus der Ferne zu. Wir laufen gleich zügig weiter zur Hochebene Hribarice. Es geht weiter durch Schnee. Der Aufsteig zur Ebene, im Reiseführer als steiler, anstrengend und über ein Geröllfeld verlaufend beschrieben, bestätigt sich für uns. Allerdings sind wir im Schnee unterwegs. Die noch kurzfristig gekauften Grödel leisten hier beste Dienste. Mittlerweile ziehen leider wieder Wolken auf. Der Hribarice gibt dieser wolkenverhangene Himmel, der Schnee, der leichte Wind und die absolute Ruhe eine sehr mystische Stimmung. Kaum zu erklären, nur zu erfühlen.

      Am Rande der Hochebene, vor dem Abstieg, der nun glücklicherweise fast schneefrei ist, und mit Blick auf das Sieben-Seen-Tal machen wir eine längere Pause. Danach geht es in den Endspurt zur Koča pri Triglavskih jezerih, der Sieben-Seen-Hütte. Die Zasavska koča na Prehodavcih lassen wir rechts liegen. Das Tal hinunter läuft es sich sehr angenehm, auch wenn uns zwischendurch ein Schauer einholt.

      An der Hütte ist reichlich Betrieb: Etwa ein Dutzend Tagesausflügler sitzen bei Bier und Kaffee vor der Hütte. Die Hüttenwirte sind ebenfalls erst zwei Stunden an der Hütte und dabei, etste Vorbereitungen für die Saisoneröffnung zu treffen. Für uns gibt es auch noch einen Tee, danach kochen wir ein sehr spätes Mittag. Der Aufstieg durch den Schnee hat die Frauenbeine an meiner Seite so erschöpft, dass es ein klares Veto gegen jegliche Pläne gibt, heute noch weiter zu laufen. So sitzen wir an der Hütte, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und genießen die letzten Nachmittagsstunden. Ein weiteres Essen, dann geht es wieder zeitig auf die Matratzen. Da noch nichts in der Hütte vorbereitet ist, dürfen wir wie geplant kostenfrei den Winterraum in einem Hüttchen neben dem Haupthaus nutzen.

      Gerade als wir liegen hören wir draußen bekannte Stimmen: Die beiden Kollegen von gestern Abend sind eingetroffen. Eigentlich wollten sie nach ihrem Aufstieg nur bis zur Tržaška koča na Doliču. Aber diese besitzt keinen Winterraum! Das es dort kein fließendes Wasser gibt, wusste ich aus einem Foreneintrag. Der fehlende Winterraum ist mir auch neu. Doch es stimmt, im Wanderführer nichts davon geschrieben - und was nicht beschrieben ist, ist auch nicht vorhanden. Wie gut, dass wir am Vortag nicht im Regen und über die Schneefelder zu Hütte gewandert sind, sondern umkehrten!

      Die Hüttenwirte werden noch einmal aus dem Haupthaus gerufen, wo sie am Brotbacken für den Folgetag sind. Sie verkaufen uns noch Bier, mit welchem wir auf die Gipfelbesteigung der beiden Jungs anstossen. sie sind fix und fertig, freuen sich jedoch wie die Schneekönige über ihren Erfolg. Dankbar waren sie über unsere Spuren im Schnee, so hat es ihnen einige Wegsucherei erspart. Schön, wenn man sich nützlich machen kann.
      Irgendwann, relativ bald, schlafen wir dann aber doch alle ein.



      >>Bildschöner Triglav<<



      >>Die anderen Gipfel stehen ihm in ihrer Ästhetik in nichts nach<<



      >>Bergträume<<



      >>Heute wirkt selbst Nebel niedlich<<



      >>Blümelein IV<<



      >>Blümelein V<<



      >>Blümelein VI<<



      >>Grandioser Unterschied zum Vortag,<<



      >>da laufen die Beine von alleine,<<



      >>auch wenn Schnee in Aussicht ist.<<



      >>Er wird tapfer gemeistert<




      >>Spurenlesen, Grundschulniveau<



      >>Kurz vor der Tržaška koča na Doliču<



      >>Wenige Zeit später, nachdem wir die Kehre liefen<



      >>Rückblick<



      >>Aufstieg zur Hribarice<



      >>Blick über die Hribarice<



      >>Schulterblick<<



      >>Ohne dunkle Wolken fehlte auch ein Blickfang<<



      >>Blick ins Sieben-Seen-Tal<<



      >>Fern-Sehen I<<



      >>Abstieg ins Sieben-Seen-Tal<<



      >>Fern-Sehen II<<



      >>Hinter uns zieht es zu<<



      >>Der Jezero Ledvica<<



      >>Mittenmang der Seen<<




      >>Die Sonne kommte wieder…<<



      >>…und wird sichtlich genossen.<<



      >>Der Mocivec-See, dahinter die Hütte mit dem Winterraum der Koča pri Triglavskih jezerih<<
      Zuletzt geändert von volx-wolf; 16.08.2012, 22:04.

      Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
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        • 13.06.2012
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        #4
        AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

        Sehr nett. Slowenien kenne ich leider nur von der Durchreise. Euren Aufnahmen nach zu urteilen würde sich aber auch ein kleiner Urlaub dort mal lohnen.

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        • volx-wolf

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          #5
          AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

          Vierter Tag

          Im dunstigen Wetter nehmen wir Abschied von den beiden Triglav-Gängern, die nun wieder ins Tal und dann heimfahren wollen. Für uns geht die erste Etappe zur Dom na Komni, die einen Tag vorher als Idealziel formuliert gewesen ist.

          Es geht anfangs bergab ins Tal und durch aufgegebene Weidegebiete. Nur noch der Wanderweg schlängelt sich hindurch, der Rest ist mannshoch zugewachsen. Dennoch hat die Gegend durchaus ihren Reiz. Leider ist wegen des diesigen Wetters die Fernsicht etwas eingeschränkt. Zu einem zeitigen Mittag finden wir uns in der Dom na Komni ein. Hier sind wir fast die einzigen Gäste um diese Uhrzeit. Nichtsdestotrotz erhalten wir ein reichhaltiges und üppiges warmes Essen, bevor es auf die nächste Etappe geht. In Richtung des Skigebietes Vogel, wobei es als Übernachtungsmöglichkeit nicht präferiert ist.
          Der Pfad den wir ab der Dom na Komni wählen, mündet relativ schnell auf einen zwar zugewucherten, aber ehemals knapp karrenbreiten, gepflasterten Weg. Etwas verwundert ob dieser Baumaßnahme gehen wir ihn entlang, bis wir vor den Ruinen eines Lazarett und Ruhekomplexes für Soldaten des Ersten Weltkrieges stehen. Das die Front damals in der Nähe auf dem Krn-Massiv verlief, hatte ich wohl im Reiseführer gelesen. Auf einmal aber direkt vor den Überresten zu stehen, ist schon etwas anderes.

          Weiter geht es, immer auf halber Höhe des Berghanges am Tal entlang. Leider auch hier alles mit Kiefer zugewuchert. Zeitweise wird die Wanderung dadurch ziemlich nervend: Wenn es im Gesicht und an den Armen kratzt, der Rucksack von vielerlei Fingern zurückgehalten wird. Doch es scheint Hoffnung zu geben. An einer kleineren Ebene sind an etlichen Stellen die Kiefern gefällt und verbrannt. Im nächsten Tal ist zumindest der Talboden noch weitgehend beweidet und es wurde soag ein kleiner Tränketeich gebaut. Leider sind die Fällarbeiten nicht bis zum Weg vorgedrungen. Auch der Weg selbst ist nicht extra freigeschnitten worden. Die letztjährigen Kuhfladen zeigen uns, dass zumindest sporadisch eine Beweidung stattzufinden scheint. Also ist auch Hoffnung darauf, dass es sich hier früher oder später wieder besser wandern lässt.

          Die weitere Strecke läuft sich dann glücklicherweise wieder freier. Allerdings türmen sich hinter uns wieder Wolken und wir sind uns unsicher, ob es nicht doch besser ist, in Richtung Hotel Vogel abzusteigen. Letztlich wollen wir aber zum Pass zwischen Ukanc und Tolmin. Die Wanderzeiten sind in etwa gleich. Dort können wir uns immer noch entscheiden, ob zum Hotel Vogel oder zur Koča na planini Razor oder - am allerliebsten, ein Biwak auf dem Pass oder in Passnähe, damit wir am nächsten Morgen nicht noch 500 hm zusätzlich haben. Die Gegend lohnt jedenfalls das Wandern.

          Am Pass angekommen stehen wir vor dem Problem, dass wir noch immer kein Trinkwasser gefunden haben und der letzte halbe Liter nicht ausreichend ist. Das Skigebiet sieht mit seinen Skipisten und Liften nicht verlockend aus. So ersteigen wir die letzten Meter zum Kamm, um dann in Richtung Süden zur Koča na planini Razor hinabzusteigen. Der Ausblick ist grandios. Die Wolken sind westlich, so haben wir nach Süden freien Blick und das Mittelmeer, der Golf von Triest schimmert uns am Horizont entgegen.

          Fünfhundert Meter sind fünfhundert Meter. Dann sind wir an der Hütte. Sie liegt auch noch im Winterschlaf, wird aber schon sanft von zwei älteren Herren geweckt. Die beiden bereiten die Saisoneröffnung für die nächste Woche vor. Für uns haben sie noch einen Tee, bevor sie Feierabend machen und hinab ins Tal fahren. Wir sind nun allein auf der Hütte. Der Winterraum ist im Nebenraum, sehr komfortabel gegenüber den anderen. An Wasser entdecken wir erst nur die Regentonne. Doch dann finde ich auf der angrenzenden Kuhweide eine Tränke mit Wasserhahn, womit wir ausreichend versorgt sind. Die Regentonne ist für uns eine willkommene Waschgelegenheit. Frisch gewaschen und rasiert (im Winterraum fand sich ein Spiegel) geht es dann zur Ruhe.



          >>Der Dvojno-See im Morgendunst<<



          >>Morgengrauen in all seiner Doppeldeutigkeit<<



          >>Doch es geht auch freundlicher<<



          >>Die Dom na Komni<<



          >>Wocheiner See<<



          >>Ausgebaute Wege für die Kriegsmaschinerie<<



          >>Heim für müde Krieger<<



          >>Erklärungen<<



          >>Schrieb ich, dass ich diesen Krüppelkiefern nichts abgewinnen kann?<<



          >>Zugewuchertes Weideland<<



          >>Wocheiner See, sich sonnend<<



          >>Es ward auch wieder spannender <<



          >>Aussichten im Breitformat<<



          >>Breite Wolken als Aussicht<<



          >>In die Ferne schweifen<<



          >>Mit Frau in den Bergen: Schöne Kombination<<



          >>Solange ich nicht Klettern muss…<<



          >>…ist alles einwandfrei.<<



          >>In Richtung Pass<<



          >>Fern-Sehen III<<



          >>Fern-Sehen IV<<



          >>Fern-Sehen V<<



          >>Über'n Pass: Blick nach Süden…<<



          >>…auf das Mittelmeer<<



          >>Im Tal liegt Tolmin<<



          >>Einfach so.<<



          >>Bunkeranlagen am Pass,<<



          >>und von unten besehen.<<



          >>Strategisch gewollt, dem Wanderer auch zur Freude: Sie verstecken sich schön am Fels.<<



          >>Überall Zeugen der Ideotie des Menschen<<



          >>Koca na planini Razor weit unten.<<



          >>Nebengebäude der Hütte, unterm Dach ist der Winterraum<<



          >>Abendstimmung<<

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            #6
            AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

            Zitat von SavinKuk Beitrag anzeigen
            Sehr nett. Slowenien kenne ich leider nur von der Durchreise. Euren Aufnahmen nach zu urteilen würde sich aber auch ein kleiner Urlaub dort mal lohnen.
            Auf jeden Fall lohnt sich ein Urlaub dort.
            Gerade dadurch, dass die Gegend so gut erschlossen ist, ist man halt auch schnell im Gebirge. Wir hatten es ja wirklcih au Strecke angelegt. Und wo es im Sommer sehr voll werden kann, ist es in der Vorsaison sehr ruhig: Wir haben kaum andere Menschen getroffen. Vor allem, wenn man dann nicht mehr direkt im Triglav-Gebiet ist.

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              • 27.08.2008
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              #7
              AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

              Hallo ihr beiden,

              na da habt ihr euch aber eine schöne Auszeit genommen

              Das Wetter hätte zwar besser sein können (den Bildern nach zu urteilen) aber ich denke das hat eurem Spaß an der Sache sicher keinen Abbruch getan.

              Grüße
              Thomas

              P.S.: Diese Gegend kenne ich überhaupt nicht, deswegen umso interessanter

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              • TobelDani
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                • 05.09.2012
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

                Eine tolle Tour!
                Slowenien reizt mich schon länger, durch euren Bericht ist das Fernweh jetzt erst so richtig erwacht.
                Der Tipp, die Vorsaison zu nutzen, könnte noch Gold wert sein

                Danke für den schönen Reisebericht.

                LG TobelDani

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                • volx-wolf

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                  • 14.07.2008
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

                  Fünfter Tag

                  Wir haben den Wecker früh gestellt, denn für den letzten Tag haben wir die verwegene Idee, bis zum Bahnhof nach Podbrdo zu wandern. Unser Nachtzug ab Lesce Bled geht erst um kurz nach Mitternacht, so haben wir also genügend Puffer in den Abend hinein. Ob die Umsetzung klappt, dessen sind wir uns allerdings nicht sicher, doch es gibt ein paar Alternativabstiege nach Norden in Richtung Wocheiner See bzw. den Dörfern östlich davon.

                  Vorerst gibt es den Anstieg zum Vogel, immerhin 600hm in den frühen Morgenstunden. Doch er ist schneller geschafft, als gedacht. Wir fühlen uns wohl. Der Wind bläst kräftig, doch nicht unangenehm. Danach geht es zügig voran. Auch wenn ich zwischendurch einmal überrascht vor einer kleineren Kraxelstelle stehe. Angenehm ist es dafür, dass wir irgendwann auch an den Skianlagen des Skiresorts Vogel vorbei sind und sie nicht mehr stetig vor Augen haben. Eine Schönheit sind sie wahrlich nicht.

                  Dafür haben wir dann unerwarteter Weise eine Begleiterin. Nachdem sie etwa eine Stunde parallel zu uns im Tal und am Berghang gelaufen ist, holt uns eine Ziege zur Mittagspause ein und steht laut meckernd bei uns. Leider verstehen wir nicht, was sie von uns möchte. Sie nimmt es uns derart übel, dass sie bald darauf wieder zurück läuft und zwei andere Tageswanderer belästigt, die vom Skiresort Vogel aufsteigen. Wir trauern nicht darum, um weiteres Geblöcke gebracht worden zu sein.

                  Ein anderes Problem hat sich mittlerweile ergeben: Der Wind hat so viele Wolken am Kamm zusammengeblasen, dass die Aussicht praktisch nicht mehr vorhanden ist. Wir sind am Abwägen, ob es sich unter diesen Umständen lohnt, weiter an dem Plan der sehr langen Tour nach Podbrdo festzuhalten. Wir entscheiden hin. Wir entscheiden her. Beim dritten Mal steht dann aber der Entschluss, via die Suha Alm (Suha planina) abzusteigen. Eine zeitlang hadere ich noch mit der Entscheidung, doch oben zieht es immer mehr zu. Der Wind treibt die Wolken über den Kamm und uns hinterher. Er hat die Verfolgung wohl aufgenommen.

                  Unterhalb der Suha planina, im Buchenwald, wo der Fahrweg beginnt, steigt gerade ein älterer Mann in seinen Wagen. Als er uns aus dem Wald kommen sieht, bietet er uns an, uns mit zum Wocheiner See zu nehmen. Gut, diese Chance lassen wir uns nicht entgehen. Auf Waldfahrwegen bergab zu latschen, darauf haben wir keine Lust. Aber auch im Auto dauert es noch ein Weilchen, bis wir unten ankommen.



                  >>Aufstieg in den Morgenstunden<<



                  >>Und wieder Bunker<<



                  >>Endlich oben auf dem Kamm<<



                  >>Guten Morgen!<<


                  >>Kammweg<<



                  >>Auch die Blümelein schlafen nicht mehr<<



                  >>Auch jenseits des Triglav-Massivs…<<



                  >>…lohnen sich die slowenischen Alpen.<<



                  >>Wunderbar wanderbar!<<



                  >>Bis die Wolken zuziehen.<<



                  >>Ganz zu.<<



                  >>Suha Alm<<



                  >>Hin. Her. Hin. Her. Schöne Gegend zum Weiterwandern, aber ohne Aussicht!?<<



                  >>Rückblick in die Wolken<



                  >>Abwärts im Buchenwald<



                  >>Kurz vor der Busabfahrt: Oben ist inzwischen alles dunkel & wolkenverhangen<

                  Epilog
                  Wir sind direkt am östlichen Zipfel des Sees. Hier müssen wir uns erst einmal an die Temperatur gewöhnen. Außerdem freuen wir uns auf ein frisch zubereitetes, wenn auch verspätetes Mittagessen. So gibt es für jeden eine riesige Pizza am See. Währenddessen entdecke ich, dass in der Wanderkarte in Boh. Bistrica ein "Vodni Park" eingezeichnet ist. Wir nehmen also den nächsten Bus dorthin und finden tatsächlich ein Schwimmbad. Glücklicherweise verleihen sie nicht nur Badetücher, sondern haben auch Badewäsche auf Lager. Volltreffer. Die nächsten drei Stunden liegen wir im Whirlpool. Kann es etwas besseres geben, nach drei Stunden Wanderung?
                  Abends geht es dann mit dem Bus nach Bled, wo wir uns die Burg anschauen und zu Abend essen. Aber außer der Burg und den See hat die Stadt aber wirklich nicht viel zu bieten. Mit dem letzten Bus geht es dann zum Bahnhof nach Lesce Bled, wo wir noch anderthalb Stunden in der sehr angenehmen Bahnhofskneipe sitzen, Bier trinken und uns damit abfinden müssen, dass der Urlaub schon wieder vorbei ist. Eine halbe Stunden nach Mitternacht kommt pünktlich der Nachtzug nach München. Noch wird es kmapp zwölf Stunden dauern, bis wir die Kinder wieder sehen, aber diese Stunden sind nur noch Heimreise, Nachspiel. Die Freude auf ein Wiedersehen mit den Kindern überlagert aber bald den Heimreiseblues. Sie fanden die Tage bei den Großeltern wunderbar, erzählen noch öfter in den nächsten Monaten von ihrem ersten eigenen Urlaub. Sehr schön! So dürfte einer Wiederholung nichts im Wege stehen, den auch uns beiden Eltern hat der leider kurze, aber dafür ruhige und zweisame Wanderurlaub sehr gut getan!



                  >>Bleder Burg am Abend<



                  >>Und der zugehörige See<



                  >>Perversität zum Abschied: Radler ist schon schlimm genug, aber was die Holde erhält, als sie sich ein solches bestellt, lässt mir dann doch die Zehnnägel kräuseln!

                  Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                  daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                    #10
                    AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

                    Zitat von Lobo Beitrag anzeigen
                    Hallo ihr beiden,

                    na da habt ihr euch aber eine schöne Auszeit genommen

                    Das Wetter hätte zwar besser sein können (den Bildern nach zu urteilen) aber ich denke das hat eurem Spaß an der Sache sicher keinen Abbruch getan.

                    Grüße
                    Thomas

                    P.S.: Diese Gegend kenne ich überhaupt nicht, deswegen umso interessanter
                    Ja, war genau so, wie wir es uns vorab vorgestellt hatten. Gut, dass Wetter hätte besser sein können, aber auch bedeutend schlechter. Wir sind noch ganz gut weggekommen, auf den Bildern sehen die Wolken teils schlimmer aus, als es war.
                    Aber immer nur Sonnenschein-Bilder einstellen, hilft ja auch nicht weiter

                    Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
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                    • volx-wolf

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                      #11
                      AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

                      Zitat von TobelDani Beitrag anzeigen
                      Eine tolle Tour!
                      Slowenien reizt mich schon länger, durch euren Bericht ist das Fernweh jetzt erst so richtig erwacht.
                      Der Tipp, die Vorsaison zu nutzen, könnte noch Gold wert sein

                      Danke für den schönen Reisebericht.

                      LG TobelDani
                      Danke für die Blumen. Ja es lohnt sich, insbesondere durch die gute Erreichbarkeit.
                      Vorsaison ja: aber Wetter checken. Es gibt auch einiges an Webcams in dem Gebiet, so dass man vorher schauen kann, wie es mit der Schneelage ausschaut. Vielmehr hätte für unsere Bedürfnisse nicht liegen müssen. Aber gut, da sind wir auch weniger geübt & angepasst.

                      Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
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                        #12
                        AW: [SLO] Frühlingsimpressionen aus den slowenischen Alpen

                        Das Wetter kommt mir ein wenig bekannt vor,
                        auf dem Vogel wurden wir Anno 2000 erst eingenebelt und dann eingeregnet.

                        An die Kasernenruinen und die Serpentinen und Straßendämme für die kaiserlichen "Kanonenwagen"/"Kriegsschnauferl" kann ich mich auch noch gut erinnern.
                        "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                        Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                        Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                        Der über Felsen fuhr."________havamal
                        --------

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