[SE] Herbsttour durch den Sarek + Fotos

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    [SE] Herbsttour durch den Sarek + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    So langsam bin ich 2 Wochen nach meiner Rückkehr, wieder wirklich daheim angekommen und finde endlich die Zeit mit meinem Reisebericht anzufangen.
    Die Bilder sind auch schon gescannt, aber ich muss mich noch entscheiden welche ich integrieren will, sie folgen also später.
    Edit: Habe mich entschieden ihr bekommt sie also gleich zu sehen...

    22. August Sonntag
    Am Nachmittag geht es endlich los, 24 Stunden Zugfahrt bis Göteborg stehen mir bevor. In Basel kommt erstmal wieder etwas Unruhe auf den der ICE hat eine halbe Stunde Verspätung, der Anschluss in Mannheim klappt aber trotzdem. Gut, so komme ich auf jeden Fall in Köln in den Nachtzug nach Kopenhagen. Erst wenn ich die heiklen Anschlüsse alle erwischt habe stellt sich bei mir die Ferienstimmung richtig ein, es wäre ja auch echt zu mühsam den Nachtzug zu verpassen.
    Einige Sachen gehen mir doch dauernd durch den Kopf:
    Hält mein Knie durch? In den letzten Wochen hatte ich doch des öfteren Schmerzen drin, und diesmal könnte der Ausstieg doch länger dauern, als letztes Jahr im Narvikfjell.
    Nach vielen Jahren bin ich zum ersten Mal nicht alleine unterwegs, kann ich mich da richtig umstellen. Dazu noch mit jemandem den ich eigentlich doch nur kurz kenne (Zweimal eine Woche).

    23. August Montag
    Es bleibt lange ruhig im Abteil, so döse ich bis gegen 9 Uhr. Ausnahmsweise hat der Zug mal keine Verspätung, so dass ich den Anschluss nach Göteborg problemlos erwische. Gegen meine Faulheit hilft auch der Kaffee im Zug nicht wirklich, aber er hält mich wenigstens wach.
    In Göteborg treffe ich Ingvar am Bahnhof, nach einem Kaffee im Nordstan kaufen wir gleich noch ein paar Blå-Band Fertigmahlzeiten und den Sarek Führer von C. Grundsten ein, so müssen wir morgen nicht mehr in die Stadt.
    Der Rest des Tages vergeht dann mit schwätzen, planen und spät abendlichem Einkaufen recht schnell.

    24. August Dienstag
    Für mich ein fauler Tag, während Ingvar noch packt und die Wohnung in Ordnung bringt. Komisch wenn man einfach da ist und eigentlich nicht viel machen kann, und doch eigentlich nur noch los will.
    Unser Liegewagenabteil teilen wir dann mit 3 jungen Schweden die mit ihrer Schulklasse auf eine Exkursion ins Kebnekaise Gebiet gehen. Irgendwie cool, kaum sind die Sommerferien vorbei geht es schon wieder raus, das hätte mir während meiner Schulzeit auch gefallen.

    25. August Mittwoch
    Den Morgen können wir echt gemütlich angehen lassen, schliesslich müssen wir erst um 13 Uhr umsteigen. Wir nutzen dann die Zeit noch um unsere Rucksäcke fertig zu packen, und die Sachen die nach Saltoluokta geschickt werden separat zu verpacken. Beim Blick aus dem Fenster kommt definitiv Ferienstimmung auf. Gegen die Landschaft in Lappland sind alle Gedanken an die Arbeit machtlos.
    Die Busfahrt nach Ritsem wird recht kurzweilig, einerseits ist die Landschaft echt genial, und andererseits schwätzt Ingvar erst mit dem Busfahrer und dann mit einer älteren Sami-Frau. Ich kann da nur zuhören, so etwa die Hälfte verstehe ich den Rest reime ich mir zusammen, oder bekomme ihn echt nicht mit.
    In Ritsem fühle ich mich sofort wieder zuhause, auch nach 3 Jahren finde ich mich sofort zurecht. Den letzten Abend in der „Zivilisation“ geniessen wir bei einem Bier und dem letzten Stück Haslikuchen (Spezialität von zuhause). Über eines bin ich mir sicher, den Fernseher werde ich sicher nicht vermissen, der stört mich abgesehen vom Wetterbericht eher. Da er ständig läuft ergeben sich viel weniger Kontakte zwischen den Gästen.


    Dieser Ausblick liess kalte Nächte erwarten...


    So der Startpunkt ist nach einer langen Anreise endlich erreicht. Im nächsten Teil geht es dann endlich richtig los :wink: .

    Henning
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 08:53. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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    #2
    26. August Donnerstag
    Endlich geht es los
    Das Boot geht doch verdammt früh... Das einzige Mal auf dieser Tour muss mich der Wecker aus dem Schlaf holen. Wie so oft am Tourstart muss ich mich richtig zwingen etwas zu essen, das wird sich dann schon noch ändern .
    Viele Leute sind nicht auf dem Boot: 2 Jungs aus München die auf den Padjelantaleden wollen, ein Stugvärd und wir beide. Es geht wirklich gegen Ende Saison. Es ist recht windig und entsprechend unruhig ist die Überfahrt.
    Die letzte Nacht war wohl wirklich recht kalt, an ein paar Orten schiebe ich Eisstücke von den Planken auf dem Weg. Wie schon vor 3 Jahren kommt mir der Weg wieder viel länger vor als auf der Karte, ich muss mich auch erst wieder an den grossen Massstab der Karte gewöhnen. Noch sind die Rucksäcke recht schwer, meinen schätze ich auf ca. 25 kg, Ingvar schätzt seinen auf ca.30 kg, wenn der Proviant weg ist werden wir beide wohl je 20 kg haben, er ist da also im Vorteil , aber ich gewöhne mich recht schnell an das Gewicht. Ingvar macht das Tragesystem an seinem neuen Rucksack noch zu schaffen, die optimale Einstellung wird er erst in ein paar Tagen finden, ich bin echt froh, dass ich an meinem nicht so viel einstellen kann.
    Den Ausblick von der Brücke über den Vuojatädno geniesse ich wieder in vollen Zügen und frage mich einmal mehr, wieso diese Brücke nur für eine Person zugelassen ist. Dann geht es weiter über die Moränenhügel, immer den Platz für die Mitagsrast im Hinterkopf: Ein richtiger Rastplatz mit Tischen und Bänken den ich schon das letzte Mal genutzt habe.


    Lang zieht sich der bekannte Weg, wenigstens sind die Berge im Blick

    Bis wir den Abzweig in den Sarek erreichen dauert es dann noch eine ganze Weile, und so laufen wir dann nicht mehr allzu lange am Fluss entlang. Nachdem wir die Waldgrenze hinter uns gelassen haben suchen wir nach einem Platz für unser Zelt, und werden bald einmal fündig. Da ich mich echt nicht allzu fit fühle lege ich mich erstmal eine ganze Weile ins Zelt und döse. So verpasse ich das einzige Mal auf dieser Tour wo die Mücken richtig nervig werden . Manchmal hat es auch sein Gutes wenn es einem schlecht geht.
    Vielleicht war es das fast fehlende Frühstück, das es mir so komisch gehen liess, nach dem Nachtessen geht es mir auf jeden Fall schon wieder einiges besser. Da es aber doch recht kühl und windig ist, bleibt unser Tatendrang gering. Tagebuch schreiben, Karte studieren und schwätzen geht schliesslich auch im Schlafsack recht gut...


    27. August Freitag
    Abkürzungen bringen es nicht immer
    Die Wolken habe zugenommen und es ist nach wie vor recht windig, aber sobald wir unterwegs sind stört mich das eigentlich nicht mehr. Die Spur ist meistens sehr gut zu finden, und wenn sie mal fehlt geht es einfach der Nase nach. Wirklich verlaufen kann man sich ja nicht, das Tal gibt die Richtung vor.


    Auch wenn keine Spur vorhanden ist, hier kann man sich nicht verlaufen.

    Nur etwas länger braucht man dann halt ab und zu, da es einem Sumpf auszuweichen gilt oder so. Heute tauchen auch die ersten Rentiere auf und auch Hjortron gibt es nochmal. Das Tal selber ist eigentlich nichts besonderes, für mich ist es hauptsächlich der Kontrsat zwischen der Heidelandschaft und den Bergen (besonders dem Niak) der den Reiz ausmacht.
    Pünktlich auf unsere Mittagspause erreichen wir die Kisuriskåta

    Dafür dass sie schon seit Jahren als verfallen auf der Karte eingezeichnet ist, ist der Zustand doch noch ganz brauchbar. Gut Regen hält sie nicht mehr wirklich ab, aber als Windschutz ist sie uns allemal willkommen. Während unserer Pause überholt uns Regina (Sie hat die gleiche Tour wie wir geplant, und es ergibt sich bis Aktse eine „gemeinsame“ Tour). Weiter oben hatte ich eigentlich gedacht die Flussschlaufe an einem eingezeichneten Nebenarm abzukürzen, aber dazu kommt es dann nicht. Irgendwie ist mir nicht klar welches der halb ausgetrockneten Rinnsale der Nebenarm sein soll, und auch der Versuch einfach querfeldein abzukürzen wird recht bald abgebrochen. Dabei landet man doch immer wieder an Sumpfflächen voller Rentiere. Im Endeffekt wären wir wohl schneller gewesen wenn wir gleich dem Fluss gefolgt wären, aber Spass hat es doch gemacht...

    Das Wetter wird dann langsam unfreundlich, es fängt an zu nieseln und ab und zu auch etwas stärker zu regnen. Eigentlich ist es nur die Gewissheit dass die Renvaktarstuga nur noch ca. 2km entfernt ist, die mich davon abhält nach einem windgeschützten Zeltplatz Ausschau zu halten.
    Als ich auf der anderen Flussseite eine Spur sehe, realisiere ich das zwar denke aber nicht allzu viel dabei. Wenig später treffen wir dann auf Regina, die der Meinung ist, dass wir irgendwie falsch seien, also hole ich erstmal die Karte unter der Regenhose vor, ja es könnte schon sein. Ein kurzer Check mit dem GPS bestätigt es, über diesen Fluss müssen wir rüber. Nach kurzer Suche finde ich dann eine Stelle die auch mit normalen Wanderstiefeln kein Problem ist, mit den Lundhags komme ich eh locker durch, und kurz danach stehen wir an der Renvaktarstuga die uns bei dem garstigen Wetter als willkommener Windschutz dient.
    Im Windschatten ist es doch gleich viel angenehmer. Gekocht wird noch draussen, aber da es dann echt anfängt zu regnen verziehen wir uns recht bald in die Zelte. Ich hoffe einfach dass ich mein Zelt gut genug abgespannt habe, es bläst doch recht heftig und ich habe eigentlich keine Lust in der Nacht aufzustehen und an den Zeltleinen rumzubasteln.

    Henning
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

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      #3
      28. August Samstag
      Ruhe im Sturm
      Wie der Wetterbericht vermuten liess haben Wind und Regen eher zugenommen als nachgelassen, da fällt uns der Entscheid sehr leicht heute nicht weiterzulaufen sondern einen Ruhetag einzulegen. Genug Zeit und Proviant haben wir ja.
      Wieder einmal bin ich um die grosse Abside in meinem Zelt froh, da kann man bequem im Rucksack wühlen, oder drin sitzen und kochen während der Andere im oder auf dem Schlafsack rumlümmelt. Und natürlich hat man so auch zu dritt bequem Platz als uns die Unterhaltung von Zelt zu Zelt doch mal zu blöd wird.
      Neben Essen, Dösen und Schwätzen beschäftige ich mich hauptsächlich damit ein paar Wegpunkte für das GPS auszumessen (Irgendwie ist das Zelt aber dafür wohl nicht die ideale Arbeitsfläche, bei eingen vermesse oder vertippe ich mich gewaltig :-( , zum Glück sind es nur grobe Orientierungspunkte zum Abschätzen der Distanz....), Tagebuch zu schreiben und im schwedischen Sarekführer zu lesen. Heute bin ich echt froh dass Ingvar mich kurz vor meiner Abreise gefragt hat, ob ich einen Wassersack hätte. Den nehme ich doch sonst nie mit, aber heute ist es schon ganz angenehm mehr als eine 0.5 l Flasche Wasser pro Person im Zelt zu haben. OK Topf rausstellen und warten ginge auch .
      Und ein Rätsel löse ich dann auch noch: Ich hatte mich schon eine Weile gefragt wieso Ingvars Trangia so schlecht zu starten war. Nachdem ich ihn mit meinem Sprit gefüllt hatte ging es viel besser. Die Verdünnung mit Wasser scheint nicht nur die Russbildung zu verringern, sondern auch die Kaltstartfähigkeit negativ zu beeinflussen. Bis zum Ende der Tour waren seine Töpfe dann auch etwas schwärzer, eben so wie sie sein müssen...
      Irgendwann am Nachmittag fliegt noch ein Hubschrauber im Tiefflug vorbei, zum rausschauen bin ich zu faul, ich hoffe mal es war kein Rettungseinsatz. Allerdings wer fliegt bei dem Scheisswetter schon freiwillig rum?
      Am späteren Nachmittag bessert sich das Wetter dann langsam, so dass wir hoffen können morgen wirklich wieder bessere Bedingungen vorzufinden.

      Hauptbeschäftigung: Rumliegen
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      • Fjaellraev
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        #4
        29. August Sonntag
        Es läuft nicht immer alles gut
        Traumwetter ist es nicht gerade, aber immerhin ist es trocken und windstill, so dass wir gemütlich an der Renvaktarstuga frühstücken können und das Zelt nicht nass in meinem Rucksack verschwinden muss.Über dem Tal hängt eine Wolkendecke , die nur gelegentlich ein paar Löcher bekommt und sonst die Berggipfel verhüllt. Sicher wäre es bei Sonnenschein schöner, aber irgendwie mag ich auch diese Stimmung.

        Die Gletscher in den Seitentäler sind auch unter den Wolken eindrücklich.
        Die Durchquerung des Oberlaufs des Smailajåhkå erfordert dann auch von uns Lundhags-Trägern zum ersten Mal den Einsatz der Sandalen, in der Gletschermilch sieht man einfach nicht wie tief der Bach ist und da er doch recht schnell fliesst würde er sich auch an den Stiefelschäften stauen. Zumindest dort wo wir durchgewatet sind wäre er wirklich auch zu tief gewesen. Erstaunlicherweise empfinde ich das Wasser gar nicht als kalt, auch nach der Durchquerung bekomme ich keine kalten Füsse. Während ich gleich nach dem Bach wieder meine Lundhags anziehe, läuft Ingvar noch ein Stück in den Sandalen weiter. Er ist nicht überzeugt, dass wir schon den ganzen Bach durchquert haben, und rechnet noch mit einer weiteren Watstelle. Wieso er dann aber so ziemlich genau durch den grössten Sumpf will wird wohl immer sein Geheimnis bleiben... Jedenfalls kommt er bald einmal ein Stück zurück und ruft: I lost my sandal! Er ist eingesunken und der Fuss kam ohne Sandale wieder zum Vorschein, es folgt eine längere Aktion Sumpfwühlen in seinen Fussspuren. Das heisst er wühlt und ich schaue zu, das Areal wäre für zwei ja auch zu klein. Nach längerer Zeit kommt der erlösende Ruf: I got it!


        Geborgen aus dem Sumpf: Die Sandale ist wieder da!

        So können wir unseren Weg nach einem ungeplanten Zwischenstop wieder fortsetzen, ohne die Sandale hätten die folgenden Bäche für ihn wohl sonst nasse Stiefel und in der Folge wohl Blasen bedeutet..
        Das Wetter hält leider nicht, was der Wetterbericht in Ritsem erwarten liess, es nieselt und regnet immer wieder mal, so dass wir zeitweise in den Regenkleidern laufen.


        Wenn der Himmel nicht mitspielt...


        ...sind wenigstens die Farben am Boden genial.

        Aber das nächste Missgeschick lässt nicht lange auf sich warten: Ich knicke wie so oft mit meinem linken Fuss um, nur diesmal tut es weh (Sonst spüre ich davon eigentlich nie etwas) und das nicht zu wenig. Ich setze mich erstmal hin, aber da ich den Fuss normal bewegen kann humple ich schon bald wieder weiter, und der Schmerz lässt dann auch bald wieder nach. Den nächsten grösseren Bach durchqueren wir wieder in den Sandalen und ich schaue mir dabei natürlich meinen Fuss etwas genauer an. Noch sieht man nichts, es wird also kaum so schlimm sein.
        Da wir die Rucksäcke eh schon abgesetzt haben, und das Wetter auch mal wieder etwas freundlicher ist, nutzen wir den Platz auch gleich für eine ausgedehnte Mittagspause.
        Der restliche Weg verläuft dann abgesehen von einigen Regenschauern recht ereignisarm, immer mal wieder durch Bäche und über kleine Hügel, bis die Mikkastuga schon von weitem ins Blickfeld kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir mein Fuss auf diesem Stück wichtiger war als alles andere, dass ich den Weg nichts Besonderes fand. An der Mikkastuga müssen wir noch ein ganzes Stück an einem Rentierzaun entlanglaufen, bis wir ein Tor finden, direkt am Fluss wäre es auch gegangen, aber vom Regen war diese (nicht vorgesehene) Passage doch etwas rutschig.
        Regina ist schon vor uns angekommen und konnte iht Zelt wohl noch trocken aufstellen, das Glück haben wir nicht, aber auch im Regen steht es schnell, und unsere Ausrüstung kann trocken lagern, während wir in die „Telephonkabine“ zum Tee trinken gehen. Das Wetter bleibt äusserst wechselhaft: Regen, Sonne und Wolken wechseln ab, da wird selbst das fotografieren zum Glücksspiel. Hat man einen guten Platz gefunden, stimmt das Licht garantiert nicht mehr, egal schön ist es allemal, auch wenn mein Fuss immer noch weh tut, und auch langsam etwas angeschwollen ist.



        Ausser uns sind heute nur noch drei Deutsche da, die eine Gipfeltour wegen schlechtem Wetter abbrechen mussten, nachdem sie gestern den ganzen Tag im Zelt verbracht haben. Hier scheint das Wetter noch schlechter gewesen zu sein als bei uns. Da sie genau in der Gegenrichtung unserer Tour unterwegs sind, tauschen wir natürlich noch die neusten Infos über die Wege aus.
        Das Nachtessen kochen wir dann mal wieder in der Abside, was ich trotz Trangia eigentlich zu vermeiden suche, aber draussen regnet es mal wieder und zur „Telefonkabine“ mag ich auch gerade nicht laufen, obwohl man die ja ganz gut zur Küche umfonktionieren kann...



        Henning
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        • Johannes2801
          Erfahren
          • 16.06.2004
          • 259
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Sehr schön! Ich warte gespannt auf die Fortsetzung.


          Aber ne ganze Menge Menschen hast Du ja getroffen. Auf der "Autobahn" Kungsleden im September hab ich nicht viel mehr getroffen.
          Meine Touren auf: www.per-pedes-online.de

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          • WildIVAN
            Gerne im Forum
            • 17.08.2003
            • 78

            • Meine Reisen

            #6
            Ja genau! Will auch endlich wissen wie es weitergeht!
            \"Ich habe niemals so klar gedacht, so sehr gelebt und war nie so ich selbst, als während der langen Reisen, die ich allein und zu Fuß unternahm.\"

            Jean Jacques Rousseau

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            • Fjaellraev
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              • Meine Reisen

              #7
              OK es geht mal wieder weiter :wink: , die letzten Tage waren einfach sonst ziemlich ausgefüllt. Mal schauen vielleicht schaffe ich heute Abend noch einen weiteren Teil...
              Ja Leute waren eigentlich unerwartet viele unterwegs. Ich hatte zwar schon damit gerechnet, auf dieser Hauptachse noch diverse Leute zu treffen, aber die Menge hat mich dann doch etwas überrascht. Allerdings war auf dem Kungsleden um die Zeit auch noch einiges los: Aber das kommt erst noch dran.... :wink:

              30. August Montag
              Sonne und Steine
              In der Nacht hat es nochmal kräftig geregnet, aber am Morgen tribt uns dann endlich mal die Sonne aus dem Zelt. Da steigt die Motivation doch gleich wieder um einiges.


              Bei Sonnenschein geht doch alles viel leichter

              Mein Fuss ist immer noch leicht geschwollen, aber er tut mir wenigstens nicht weh. Zur Sicherheit laufe ich ab heute aber ständig mit den Stöcken, die ich normalerweise nur in mühsamem Gelände oder wenn diverse Watstellen anstehen benutze.


              Auch der Weg sieht gleich viel schöner aus.

              Die Wolken nehmen dann im Verlauf des Morgens leider wieder etwas zu, aber es bleibt den ganzen Tag äusserst angenehm, und die Sonne kommt immer wieder durch.
              Nachdem wir den ersten als heikel eingestuften Bach noch mit einem, zwar etwas gewagten, grossen Schritt überqueren konnten, ist das beim nächsten nicht mehr möglich. Hier ist definitiv waten angesagt, aber er ist wieder sehr milchig und fliesst hier oben doch recht schnell. Kurz und gut, ich traue mich, auch aus Rücksicht auf meinen Fuss, nicht so recht. Also wählen wir die Variante bis zum Mündungsgebiet in den Rahpaädno abzusteigen, und auf der anderen Seite diagonal wieder auf den ursprünglichen Weg zurückzukehren. Wir brauchen dadurch natürlich einiges an Zeit, aber die haben wir ja. Auch an der Mündung braucht es noch einige Überwindung, aber es geht dann besser als erwartet. Auch die direkte Linie wäre machbar gewesen, Regina hat (nach uns gestartet) diese Variante gewählt und uns dadurch überholt.
              Durch Weidenbüsche und Heidelbeerkraut kommen wir bald wieder auf die ursprüngliche Route, die durch langsam intensiver werdende Herbstfarben führt.


              Erste Herbstfarben

              Bevor wir die nächste Herausforderung annehmen, machen wir dann noch an einem kleinen Bach Mittag und geniessen die Aussicht ins Tal, danach geht es an einer Bergflanke entlang, erst noch mit üppigem Bewuchs und später dann mit immer mehr Geröll.


              Hier im Regen wäre sicher nicht lustig...

              Die Sonne ist zur Abwechslung mal wieder stärker, und der Schweiss läuft in Strömen, aber die Aussicht runter ins Tal ist die Mühe allemal wert.


              Wie immer ohne Filter oder sonstige Tricks

              Zum Nachtisch kommt dann noch ein nicht enden wollender Aufstieg durch ein Geröllfeld ins Snavvavagge, wo dann endlich der erhoffte Wind weht, der zwar zum laufen äusserst angenehm ist, aber für die jetzt dringend benötigte Pause ist er eher unangenehm. Zum Glück gibt es einen grossen Felsblock in dessen Windschatten wir uns erholen können und noch einen letzten Blick ins obere Rapadalen geniessen.



              Nach diesem Aufstieg ist der Weg durch das Hochtal eine richtige Erholung, auch der kurze Aufstieg unterhalb des Låddebakte erscheint uns wie ein Kinderspiel. Hier sind überall Rentiere unterwegs, eine Herde mit einem grossen weissen Bullen zieht nahe an mir vorbei.
              Die Aussicht ins untere Rapadalen ist dann nicht minder schön, als der Ausblick den wir hinter uns gelassen haben. Erst ist der Abstieg zwar recht steil, aber schon bald geht er in einen angenehmen Pfad über. Schon bald halten wir Ausschau nach einem geeigneten Platz für unser Zelt, denn die Aussicht wollen wir uns heute Abend nicht entgehen lassen. Auch Regina scheint die gleiche Idee zu haben und ist bei unserer Ankunft etwas weiter unten auch schon mit dem Zeltbau beschäftigt. Nachdem wir einigen Rentierkot beseitigt haben, ist ein genialer Platz bereit.


              Ein traumhafter Zeltplatz

              Nach einer Wäsche im Bach suche ich bald einmal das Tal nach Tieren ab. Mit dem Fernglas entdecke ich erstmal nichts, aber mit dem blossen Auge sind mir dann doch zwei Punkte verdächtig. Die Nachkontrolle mit dem Fernglas bestätigt es dann: Da unten in der Wasserlandschaft sind zwei weidende Elche unterwegs. So haben wir bald einmal alle drei unsere Ferngläser vor den Augen und schauen ihnen zu. Wir hoffen natürlich dass wir sie auch noch aus kleinerer Distanz zu sehen bekommen.
              Nach dem Nachtessen geniessen wir noch lange die Aussicht und einfach die Ruhe die hier herrscht.

              Henning
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                #8
                Tja gestern hat es nicht mehr gereicht...

                31. August Dienstag
                Endlich Elche
                Wieder beginnt ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir geniessen den Morgen an unserem Zeltplatz nochmal richtig, irgendwie fällt der Abschied schwer, denn bald werden wir wieder unten im Tal zwischen den Bäumen sein und nicht mehr so weit schauen können.


                In solcher Umgebung könnte man leicht länger zelten

                Dazu kommt sicher auch, dass doch langsam die Herbstfarben kommen und sie unten im Tal sicher noch nicht da sind, wenn wir wüssten was uns noch erwartet wäre das sicher das kleinste Problem.
                Der Abstieg geht dann nochmal ziemlich in die Knie, wenn am Morgen als erstes eine Steigung kommt ist das einfach hart, egal ob rauf oder runter. Der Bach auf dem Abstieg wird von mir in den Stiefeln überquert, während Ingvar in die Sandalen wechselt, meine Stiefel sind etwas höher als seine und ich wage wohl auch etwas mehr. Auf dem weiteren Abstieg knicke ich dann nochmal mit meinem linken Fuss um, es tut kurz brutal weh, bessert aber schnell wieder.
                Im Wald laufen wir dann noch kurz zur Skårkistugan, einer ehemaligen Forschungshütte, die man natürlich nicht betreten kann. Aber irgendwie haben wir halt einfach Lust drauf eine dieser Hütten aus der Nähe zu sehen und es ist auch nur ein kurzer Umweg. Bald sind wir dann auf dem Weg am Ufer entlang talabwärts. Wie üblich schaue ich des öfteren in Richtung Fluss, und was steht da und frisst gemütlich am anderen Ufer des Flussarms

                eine Elchkuh (Leider ist das Bild nicht wirklich was geworden) sie lässt sich durch uns überhaupt nicht stören, sondern futtert gemütlich weiter, während wir sie längere Zeit beobachten.
                Der weitere Weg geht dann immer am Fluss entlang, mal über Felsblöcke, meistens aber eher feucht bis nass. Der morastige Untergrund drückt natürlich recht auf die Geschwindigkeit, zeitweise dürften wir so mit 1 bis 2 km/h unterwegs sein. Was solls der Ausblick auf den Fluss entschädigt für alle Mühe.





                Die Mittagspause dauert heute mal wieder etwas länger, da Ingvar seine Füsse mal wieder frisch tapen muss. Eine Arbeit die sich echt gelohnt hat, durch genügend Pflaster an den richtigen Stellen wurden wir beide von Blasen verschont. Schon eine Weile war mir bei ihm ein komisches Geräusch beim Laufen aufgefallen, und als ich seine Schuhe genauer anschaue sehe ich auch woher es kommt: Die Sohle löst sich langsam, so dass immer wieder Wasser zwischen Schuh und Sohle hervorgedrückt wird. Weiter schlimm war es nicht und die Schuhe haben dann auch problemlos bis Saltoluokta durchgehalten, aber ein lustiger Ton war es schon.
                Später sehen wir in einem Wald nochmal zwei Elche aus der Nähe, diesmal ist auch ein Bulle dabei. Aber leider ist es die Natur eines Waldes, dass er aus Bäumen besteht, und hier stehen sie so blöd dass es kein vernünftiges Bild gibt.
                Zwei weitere Watstellen erfordern dann auch von mir nochmal den Einsatz der Sandalen, wir lästern schon rum, dass wir unsere Füsse schon lange nicht mehr so oft gewaschen haben.


                Nutzholz ist das ganz sicher nicht...

                dafür ein echt schöner Wald, in dem man ganz gut voran kommt. Als wir das erste Mal wieder auf Schweden-Highways (die Plankenwege) stossen, ist das schon etwas ungewohnt aber an ein paar Stellen sind sie auch im Sarek zum Schutz der Vegetation montiert. Wir schätzen sie wirklich, denn erstens kommt man da einiges schneller vorwärts und Sumpf hatten wir ja heute schon zur Genüge. Das Leder meiner Lunghags ist jedenfalls trotz intensiver Pflege langsam nass von den diversen Moorpassagen.


                Es ist nicht nur nass und sumpfig im Rapadalen

                Für unsere Verhältnisse laufen wir heute recht lange, erst gegen 17 Uhr stellen wir direkt über dem Rahpaädno unser Zelt auf. Noch einmal ein genialer Platz, dessen einziger Nachteil ist, dass die Sonne schon recht bald hinter einem Berg versinkt. Heute ist es an Ingvar den faulen Abend zu machen, nachdem ich ja am ersten Abend im Sarek recht durch war.
                Auch ohne Sonne geniessen wir unseren Lagerplatz völlig, irgendwie ist es schon eine Art Abschiedsabend für unsere Tour, morgen werden wir schon in Aktse sein, und damit wieder in einer Art Zivilisation. Irgendwie ist es schade dass es schon so weit ist, aber auf der anderen Seite haben wir ja wirklich eine schöne Zeit gehabt, und wir können ja wiederkommen.


                Auch ein schöner Tag geht einmal zu Ende

                Henning
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

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                  • 21.12.2003
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                  #9
                  1. September Mittwoch
                  „No sandal day“ oder „low batteries“

                  Der letzte Tag im Sarek beginnt mit einem wolkenverhangenen Himmel, nicht gerade einladend für einen frühen Start. Trotzdem sind wir für unsere Verhältnisse recht früh abmarschbereit, schon gegen halb neun können wir starten.
                  Der Weg ist ein rechter Dschungelpfad, ständig geht es durch hohe Kräuter in denen eigentlich nirgends ein brauchbarer Zeltplatz zu finden ist, wir haben Gestern wirklich den besten Platz in der näheren Umgebung gefunden.


                  Ein stiller Bach im waldigen Tal

                  Erst nach etwa einer Stundegibt es in einem Wald schöne Plätze, wo auch prompt ein uns bekanntes Zelt steht, Regina lässt den Tag etwas geruhsamer angehen als wir. Wir schwätzen eine ganze Weile rum bevor wir weiterlaufen um gleich nach ihrem Zelt einen Bach zu durchqueren. Er ist klar und fliesst ruhig dahin, so dass ich entscheide ihn in den Stiefeln zu durchqueren, es geht wirklich sauber bis zu den Stiefelrändern fehlen noch ein paar Zentimeter. Ingvar traut dem Frieden nicht so ganz und quert den Bach lieber in den Sandalen, zu seiner Entschuldigung sei gesagt, dass seine Stiefel etwas niedriger sind als meine...
                  Der weitere Weg ist teilweise sehr angenehm und zügig zu laufen, allerdings gibt es auch immer wieder Sumpf- und Geröllpartien die auf die Geschwindigkeit drücken. Meine Stiefel werden in dem Gelände immer nasser, aber durchdrücken tut das Wasser nicht. Die Füsse bleiben trocken, nur kälter als gewöhnlich sind sie.
                  Ein weiterer Bach den wir queren müssen wäre eigentlich echt zu tief um in den Lundhags durchzulaufen, aber unter der Oberfläche liegen einige Birkenstämme. So fahre ich meine Stöcke auf volle Länge aus und laufe auf diesen Stämmen, wieder ohne Sandalen durch den Bach, irgendwie ist es erstaunlich, dass das Holz überhaupt nicht rutschig ist. Ingvar quert auch diesen Bach wieder mit Sandalen und steht bis zu den Knien im Wasser.



                  Irgendwann sind wir soweit, dass wir nur noch das Ziel vor Augen haben, und den Bootsanleger erreichen wollen. Auch wenn uns die Landschaft mit dem mäandernden Fluss, den Sandbänken und den teilweise gelben Birken nach wie vor fesselt, wir haben einen starken Vorwärtsdrang.
                  Gegen halb zwei erreichen wir den Bootsanleger, und nachdem auch Regina eingetroffen ist, versuchen wir per Funk ein Boot zu bestellen, aber der Akku ist kurz vor dem Erschöpfungszustand, so dass keine sinnvolle Kommunikation mehr möglich ist. Da auch Ingvars Handy keinen Empfang hat bleibt uns nur die Hoffnung dass es auch mit der halben Kommunikation irgendwie klappt, dass ein Boot kommt.
                  Während der Wartezeit haben wir auf jeden Fall genug Zeit über die bishereige Tour zu schwätzen, eine Tafel Schokolade zu vernaschen (die hat in meinem Rucksack überlebt ) und Tee zu trinken.
                  Bei dem Zustand unserer Schuhe sind wir uns einig, dass die von uns gewählte Richtung wohl die richtige war, nach so einer Sumpftour noch eine Woche (allenfalls im Regen) unterwegs zu sein, wäre für die Schuhe eine rechte Belastung.
                  Nach einer Weile kommt noch ein weiterer deutscher Wanderer daher, er hat weiter oben noch Leute getroffen die schon ein Boot für heute Abend bestellt haben, also werden wir auch problemlos nach Aktse kommen. Diese stellen sich dann als zwei Schweden heraus, die auf dem Nammatj auf Fototour waren. Es wird auf jeden Fall eine äusserst kurzweilige Zeit bis das Boot kommt.
                  Auf der Bootsfahrt verschlechtert sich das Wetter dann immer mehr, trotzdem ist die Fahrt durch das Delta sehr eindrücklich. Aktse empfängt mich dann wieder mit Regen der im Verlauf des Abends noch recht stark wird, wir sind alle froh jetzt eine warme Hütte zu haben und nicht im Zelt zu hocken. Ingvar und ich werden auf jeden Fall zwei Nächte hier bleiben, wenn es das Wetter erlaubt gehen wir auf den Skierfe und sonst gibt es einen Ruhetag in der Hütte. Im Moment sieht es aber eher danach aus als ob der Skierfe mich wieder von sich fernhalten will.
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

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                    • 14.10.2004
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    Toller Bericht mit sehr guten Fotos.
                    Der Sarek ist schon seit einigen Jahren auch mal ein Ziel.
                    Mitwanderer sind halt rar und somit konnte ich noch nicht zum
                    Sarek reisen
                    zwischen 1987-2009 dreizehn Trekking Touren
                    in der Everest- und Annapurna Region.
                    Besteigung des Aconcagua 1997

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                    • Fjaellraev
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                      • 21.12.2003
                      • 13981
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                      #11
                      2. September Donnerstag
                      "You can go back now, you won't believe it anyway"

                      Nachdem es in der Nacht noch einmal kräftig geregnet hat, empfängt uns der neue Tag mit mehrheitlich freundlichem Wetter. Also ist heute Skierfe-Day, Regina, Jonas, Ulf (die beiden Schweden), Ingvar und ich werden heute rauf gehen. Aber natürlich herrscht dabei absolut keine Hektik, erst nachdem sich Stephan auf den Weg Richtung Saltoluokta gemacht hat fangen wir überhaupt an uns bereit zu machen. Mein Rucksack dient für uns beide als Daypack, es wäre ja auch blöd wenn jeder von uns einen völlig leeren 65 bzw. 90 Liter Rucksack rumtragen würde.
                      Nach dem Aufstieg durch den noch sehr nassen Wald kommen wir bald einmal in herbstlich gefärbte Landschaften.



                      Noch ist der Gipfel in einer Wolke versteckt, und der Himmel überzieht sich mit mehr Wolken. Zeitweise kommen mir da schon Zweifel ob es überhaupt sinnvoll ist weiterzulaufen, ich fühle mich irgendwie zu müde um nur sinnlos auf einen Gipfel raufzulaufen. Da hilft nur die Erinnerung an den ersten Kebnekaise Gipfelsturm als ich immer den Wolken nachgestiegen bin, den Gipfel im Nebel nur dank Fussspuren fand und es erst dort einigermassen aufklarte...


                      ...und natürlich die Stärkung durch Blaubeeren.

                      Nach einer langen Rast die hauptsächlich zum schwätzen und Rentier beobachten und photographieren benutzt wird, schliessen sich unsere 3 Gruppen zu einer Fünfergruppe zusammen. Durch eine rechte Steinwüste geht es dann weiter in Richtung Gipfel, der jetzt auch nicht mehr in einer Nebelbank versteckt ist. Von der Rückseite sieht die ganze Sache absolut unspektakulär aus, einfach eine recht flache Schutthalde, mich hält dann irgendwann nichts mehr, ich muss einfach rauf und übernehme die Spitze. Oben geht es dann an die Kante: Wow!! Wahnsinn!!! Es ist wohl einer der überwältigensten Ausblicke die ich bisher gesehen habe, auch wenn ich das Delta schon auf vielen Bildern gesehen habe, in Natura ist es noch viel schöner.





                      Die Anderen werden von mir mit dem Spruch: "You can go back now, you won't believe it anyway" begrüsst, das machen sie natürlich nicht , aber es geht ihnen wirklich fast so.
                      Unser Aufenthalt hier oben wird zu einer rechten Photosession, da Ingvar von Jonas noch einen Film haben kann, muss auch ich nicht sparen (Sonst hätte er meinen letzten Film haben können). Zwischen ein paar Bildern suche ich das Delta mit blossem Auge ab und entdecke prompt nochmal einen Elch, so dass auch die Ferngläser nochmal zu einem längeren Einsatz kommen.


                      Sittin' on top of the world...





                      Es geht doch nichts über genügend Beinfreiheit...

                      Irgenwann schaut dann mal jemand auf die Uhr und es ist schon nach 16 Uhr so dass wir uns doch langsam losreissen müssen und den Rückweg unter die Füsse nehmen. Der Rückweg geht wie üblich einiges schneller, die Photostops haben wir ja am Morgen gemacht. In Aktse ist einiges mehr los als gestern, die zweite Hütte ist von einer Gruppe Schwedinnen belegt, die nicht gerade leise sind sie sind bis in unsere Hütte zu hören...
                      Zum Glück ist der Himmel immer noch mehrheitlich klar, so dass die Abendstimmung richtig zur Geltung kommt.



                      Die Farben werden immer intensiver, und irgendwann kommt es zum kollektiven Alarmstart runter auf die Wiese um den Skierfe im Sonnenuntergang zu photographieren und zu bestaunen. Es ist wirklich unglaublich, der Himmel im Westen scheint richtig zu brennen, so richtig eine Fortsetzung der immer intensiver werdenden Herbstfarben im Fjäll. (Meine Bilder sind leider etwas dunkel geworden, daher fehlen sie hier)
                      Später hocken wir dann noch lange gemütlich in der Hütte, trinken Kaffee, schwätzen und spielen Memory. Gegen Ulf und Jonas haben wir da absolut keine Chance, die beiden haben echt ein photographisches Gedächtnis.
                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                      nur unpassende Kleidung.

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                      • Fjaellraev
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                        #12
                        3. September Freitag
                        Die Farben werden einfach unglaublich

                        Ein weiterer schöner Tag begrüsst uns, wir geniessen den Morgen bei traumhaftem Wetter und brechen erst nach ein paar weiteren Bildern vom Skierfe auf. Der Aufstieg über die Waldgrenze ist entsprechend schweisstreibend, im Gegensatz zu gestern sind heute die Rucksäcke wieder schwerer, aber langsam tragen wir sie echt locker. Vor einer Woche hätte ich die 20 kg sicher nicht locker an einem Träger wie eine Umhängetasche getragen, so habe ich es später auf dem Weg zum Boot gemacht...
                        Die Herbstfarben sind auch heute wieder ein Traum für sich.



                        Nach den Pfaden durch den Sarek kommt uns der Kungsleden fast wie ein Spazierweg vor, es ist richtig entspannend ganz normal laufen zu können. Natürlich gibt es auch hier mühsame Abschnitte, wie die steilen Abstiege, aber im grossen und ganzen ist es doch eher ein Wanderweg mit Betonung auf Weg.
                        Nachdem wir Ulf und Jonas überholt haben die schon am Mittagessen sind suchen wir uns abseits des Wegs einen Platz mit schöner Aussicht auf den Sitojaure wo auch wir Mittagspause machen. Der See wirkt richtig kitschig blau, und auch die Gegend durch die der Weg noch führt sieht sehr schön aus.


                        Bei solchen Farben steigt der Filmverbrauch rapide an...

                        Diesmal ist auch unterhalb der Baumgrenze noch nicht Schluss mit den Herbstfarben, einige Birken haben die Blätter schon völlig verloren, andere sind gelb und in der Nähe des Sees sind sie teilweise noch grün, die Wirkung wird durch das unwirklich grüne Gras noch verstärkt.


                        Das auch über solche Bäche Brücken führen ist nach dem Sarek echter Luxus


                        Ich liebe „Schwedenhighways“, wenn es drumrum so aussieht erst recht.

                        Das Boot kommt am Bootsanleger recht bald nachdem wir die „Flagge“ (Ein Bündel Plastiktüten) gehisst haben, hier kann wenigstens keine Batterie am Ende sein. Unsere Abfahrt verzögert sich dann allerdings noch eine Weile, da wir noch recht lange mit dem älteren Sami schwätzen der das Boot fährt. Mit ihm über die Rentierzucht und allgemein das Leben in der Region zu schwätzen ist sehr informativ und unterhaltsam.
                        In Sitojaure werden wir von Ulf und Jonas begrüsst, die uns wohl während unserer Mittagspause wieder überholt haben. Während unserem frühen Abendessen trifft dann auch die Frauengruppe aus Aktse ein und bald tönt es echt (wie Ulf gesagt hat) nach einer „Chickenfarm“. Tja der Alkohol tut seine Wirkung und da in der Küche die weichen schallschluckenden Flächen fehlen wird es recht laut. Nun ja da gehen wir noch eine Weile raus schauen uns die Umgebung an und kaufen im Sami-Dorf geräucherten Fisch. Bei unserer Rückkehr kommt gerade eine etwas komische Gestalt aus dem Wald, ein rundlicher Mann mit einem Gewehr auf dem Rücken der irgendwie nicht hierher passen will. Er stellt sich dann als Grieche heraus, der seine einheimischen Jagdkollegen -führer verloren hat. Kurz darauf taucht dann auch ein (leicht genervter) Führer auf, der ihn wieder zu seiner Gruppe zurückbringt. Wir haben auf jeden Fall mal wieder ein Thema zum schwätzen gefunden.
                        Zum Fisch gibt es dann noch ein paar Kartoffeln von der (immer noch lauten) Frauengruppe, ich probiere nur ein kleines Stück da ich normalerweise keinen Fisch esse. Ich glaube da könnte ich auch mehr davon essen, er schmeckt hauptsächlich nach Rauch und nicht nach Fisch. Wir hocken dann noch eine Weile zusammen rum und schwätzen, irgenwann ist klar dass wir unsere Tour morgen Abend mit einem gemeinsamen Nachtessen in Saltoluokta ausklingen lassen werden.
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • Nammalakuru

                          Lebt im Forum
                          • 21.03.2003
                          • 9352
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                          #13
                          ... da geh einem ja die Augen über.
                          Hammer Bericht und super Fotos !!!

                          Muss echt sehr geil gewesen sein. Da will man sofort wieder los.
                          Die Fotos sind echt spitzenmässig, hast aber auch einfach klasse Motive vor der Linse gehabt.
                          Ich habe soeben beschlossen nexxtes Jahr im Sommer endlich selbst mal im SAREK zu wandern.

                          Gruss, Jan

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                          • Carsten010

                            Fuchs
                            • 24.06.2003
                            • 2074
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                            #14
                            Einfach unglaublich!

                            Solche Bilder gehören einfach bestraft. Weißt Du denn nicht, das es auch noch Leute gibt, die dieses Jahr nicht mehr in Urlaub können?!

                            Ich geh da ja fast ein vor Reisefieber!

                            Sind das Lundhags-Stiefel, die Du da anhast und wenn ja, empfiehlst Du sowas und wo bekommt man das vielleicht in Deutschland?

                            Carsten

                            P.S.Muss mir die Fotos gleich nochmal ansehn...
                            Eine komplette UL-Ausrüstung in einem Shop gekauft

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                            • Fjaellraev
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                              • 21.12.2003
                              • 13981
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                              #15
                              Danke für das Lob, motiviert mich doch gleich wieder den letzten Teil auch noch in die Tasten zu hauen :wink: .
                              Naja bei 5 Filmen sollten schon ein paar gescheite Bilder rauskommen :wink: , nein ehrlich die Ausbeute war dieses Jahr echt gut. Es kommt halt auch drauf an das Bild schon in Natura zu sehen, und so langsam schaffe ich das.
                              @Carsten: Da muss ich mich ja auch zu den Bestraften zählen, dieses Jahr komme ich auch nicht mehr raus. Aber ich kann dich voll verstehen, auch ich wollte am liebsten gleich wieder los als ich die Bilder bekam.
                              Zu den Stiefeln, ja es sind meine heiss geliebten Lundhags. Auf der Tour waren sie, zumindest bis wir wieder auf den Kungsleden kamen, der absolut richtige Schuh. Die Höhe ist bei kleineren Flüssen schon ein Vorteil, und das fehlende Futter ist nicht zu verachten wenn doch mal Wasser rein kommt, ausleeren und (mehr oder weniger) gut ist. Das Gummiunterteil ist dem Fussklima nicht abträglich, dafür bleiben die Schuhe dort garantiert trocken. Allerdings haben sie durchaus auch ihre Nachteile: Sie haben kein Fussbett und keinerlei Dämpfung. Ohne Einlegesohle und mehrere Paar Socken sind sie bald einmal äusserst unbequem. Und ein weiterer Nachteil ist die fehlende Seitenstabilität, es ist halt nur eine Lederschicht, man kann doch leichter umknicken als mit normalen Wanderschuhen (mehr dazu folgt noch ).
                              Bezugsquellen in Deutschland kenne ich keine, meine habe ich in der Schweiz zum halben Preis gekauft als der Importeur und Händler (Transa) sein Lager liquidierte. Sie waren zu teuer für den Schweizer Markt.

                              Gruss
                              Henning
                              Es gibt kein schlechtes Wetter,
                              nur unpassende Kleidung.

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                              • Fjaellraev
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                                #16
                                4. September Samstag
                                Dem Ende entgegen

                                Der Himmel ist total bedeckt, eine Weile sieht es zwar nach Nebel vom See aus, aber es ist doch mehr, schade als Abschluss hätten wir uns alle nochmal schönes Wetter gewünscht. Aber wir hatten ja bis anhin wirklich Glück. Wie nicht anders zu erwarten laufen wir heute als Vierergruppe, das drückt zwar sicher etwas auf das Tempo, macht aber doch auch viel Spass, da wir dauernd am schwätzen sind.
                                Zum Glück kommt der doch recht starke Wind von hinten, so dass er uns manchmal richtig vorwärtsbläst, und auf dem Rücken haben wir ja die Rucksäcke als Windschutz.


                                Immer wieder beeinträchtigt der Nebel die Sicht...


                                ...aber er sorgt auch für ganz spezielle Bilder.

                                So langsam spüre ich auch wieder den Nachteil der festen Pfade, die Füsse werden viel stärker belastet, zum ersten Mal spüre ich ein leichtes Brennen in den Fusssohlen.
                                Die Mittagsrast schieben wir in diesem Wetter auf, bis wir den Windschutz im Autsutjvagge erreichen, nachdem wir vorher bei kurz blauem Himmel in einem windgeschützten Tal eine längere Pause gemacht haben. Als wir dort ankommen ist die Frauengruppe gerade am Aufbruch, so dass wir genügend Platz in der Hütte finden.
                                Den restlichen Weg auf dem Fjäll legen wir bei immer stärkerem Wind und kurzem Nieselregen recht zügig zurück....


                                Langsam heisst es Abschied nehmen, am See beginnt die Zivilisation



                                ...natürlich nicht ohne den einen oder anderen Photostop.


                                Ausnahmsweise kniet keiner von den dreien mit der Kamera im Kraut

                                Gerade als es über die Kante runter in Richtung Saltoluokta geht knicke ich mit meinem Fuss auf dem ausgewaschenen Weg nochmal um. Es tut höllisch weh, erst hüpfe ich eine Weile auf einem Bein herum (mit Rucksack ) und dann humple ich eine weile mehr als dass ich laufe. Das war wohl definitiv zuviel, am Abend sieht man deutlich dass er geschwollen ist. Glück im Unglück ist, dass es so kurz vor Ende der Tour passiert ist.
                                Der Abstieg ist eine Rückkehr in den Sommer, im Tal ist von den Herbstfarben noch gar nichts zu merken, schade das hätte sicher noch eine Ladung genialer Bilder gegeben. Die Fjällstation ist wegen des Wochenendes sehr voll, Ulf und Jonas haben ein (vorher reserviertes) Doppelzimmer, während Ingvar und ich unser Zimmer mit zwei älteren Damen teilen.
                                Erster Programmpunkt ist dann natürlich ein ausgiebiger Saunabesuch, nach einer langen Tour einfach immer wieder ein Genuss und mit dieser Aussicht auf den See doppelt genial. Danach geht es (in frischen Klamotten (Bussgods sei Dank)) zu einem gemütlichen Nachtessen bei Kerzenschein, der gepflegte Rahmen ist schon ein Kontrast zu all den Erlebnissen der letzten Tage. Da fast im Zweischichtbetrieb gegessen werden muss, verziehen wir uns mit dem abschliessenden Kaffee in die Eingangshalle. War wohl gerade der richtige Moment, die Stühle vor dem Kamin können wir kampflos erobern, und diese Stellung geben wir den ganzen Abend nicht mehr auf .
                                Es ist wirklich ein schöner Abschluss der Tour: Nach der Sauna und einem guten Nachtessen mit netten Tourenbekanntschaften vor dem offenen Kamin sitzen, schwätzen und in das langsam niederbrennende Feuer schauen, was will man mehr. Sogar Kekse und Whisky kann ich zum Kaffee noch aus meinem Rucksack zaubern....

                                So das war der Hauptteil, der Nachspann kommt dann noch, aber ohne Bilder....

                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

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                                • frosch
                                  Neu im Forum
                                  • 12.08.2004
                                  • 9
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Zitat von Fjaellraev
                                  2. September Donnerstag
                                  "You can go back now, you won't believe it anyway"
                                  Neid, Neid, Neid ... :bash:
                                  Wenn das doch wenigstens einer zu mir gesagt hätte, aber nein die Kameraden sagten nur den ersten Teil bis zum Komma (gehen Sie nicht über Los ...)
                                  Ich war 3 Wochen nach dir da (21.9), es war der 4. Versuch die legendäre Kalenderaussicht vom Skierfe zu sehen - und wieder nix. Blöd, aber somit muss ich auch ein 5. Mal hin - nur nicht aufgeben.

                                  Gleiche Stelle, gleiches Bild, gell?? nur der Skierfegipfel war immer im Nebel.

                                  Schöner Bericht, werde ich wohl noch ein paar mal anschauen.
                                  Gruß
                                  Dieter
                                  (der sich ärgert, ärgert, ärgert :bash: )

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                                  • Fjaellraev
                                    Freak
                                    Liebt das Forum
                                    • 21.12.2003
                                    • 13981
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                                    #18
                                    Shame on me den Nachspann habe ich immer noch nicht hingetippt. Und jetzt werde ich erstmal 2 Wochen recht wenig (wenn überhaupt) im Forum sein.
                                    Also vertreibt euch die Zeit mit frosch (Dieter) seinem Bericht über die diesjährige Tour auf www.travel-pix.de ... Auch ein genialer Bericht über eine geniale Tour.

                                    Gruss
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                    • Fjaellraev
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                                      • 21.12.2003
                                      • 13981
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                                      #19
                                      5. September Sonntag
                                      Erzwungene Ruhe

                                      Etwas ungewohntes gleich zum Tagesbeginn: Anstehen vor dem Speisesaal, damit man ans Frühstücksbuffet kommt. Tja es ist WOchenende und die Station rammelvoll. Wir verziehen uns dann mit den beladenen Tellern in einen Nebenraum und haben so einigermassen unsere Ruhe. Viel zu schnell vergeht die Zeit bis Ulf und Jonas auf das Schiff müssen.
                                      Wir begleiten sie dorthin (Nicht wirklich um sicher zu sein, dass sie wirklich weg sind...), auf dem Rückweg schauen wir uns noch die Kirchkota im Samilager an.
                                      Das Wetter ist äusserst unbeständig und mein Fussgelenk tut ziemlich weh, so dass nichts ist mit einer kleinen Tagestour in der Umgebung. Stattdessen ist Wäsche waschen, Postkarten schreiben, Kaffee trinken und entspannen angesagt. Beim Postkarten schreiben fällt mir auf, dass ich auf der ganzen Tour sehr wenig an zuhause und die Leute dort gedacht habe. Irgendwie wurde das hier und jetzt viel zu wichtig, schon der morgige Tag war irgendwie nicht mehr richtig wichtig, man wusste ja nie was das Wetter und der Weg bringen würden.
                                      Am Abend geht es dann natürlich nochmal in die Sauna, es tut wieder richtig gut. Ich schwätze dort noch eine ganze Weile mit zwei Deutschen, die von Abisko auf dem Kungsleden hier her kamen. Einer von ihnen ist die meiste Zeit in Sandalen gelaufen, da er in seinen Wanderschuhen Sehnenprobleme bekam, dann doch lieber am letzten Tag einen Umknicker .
                                      Nach dem Nachtessen, heute wieder selbst gekocht, erobern wir uns wieder die Plätze am Kamin, lesen, schwätzen, trinken Kaffee, essen Eis und träumen vor uns hin.
                                      Später zeigt der Platzchef noch ein paar Dias aus der Geschichte und Umgebung von Saltoluokta, interessant sind natürlich besonders die Bilder aus den Jahreszeiten die man nicht selber erlebt hat.

                                      6. September Montag und der ganze Rest
                                      Back to civilisation

                                      Die Warterei auf das Boot ist recht langweilig, unsere Sachen haben wir bald bereit, das Wettter zieht einen nach wie vor nicht nach draussen und im Kamin brennt kein Feuer da heute die Kaminfeger da sind .
                                      Die Überfahrt ist recht unruhig, so langsam kommen die ersten Herbststürme auf, aber unser Käptn hat das Boot voll im Griff.
                                      Die Fahrt nach Jokkmokk ist irgendwie recht lang, so langsam wird einem wirklich bewusst dass die Tour jetzt vorbei ist. In Jokkmokk treffen wir recht bald auf Regina und die beiden Jungs vom Padjelantaleden, dass da die Schwätzerei gleich wieder auf Hochtouren läuft ist wohl klar.
                                      Den nächsten Tag verbringen wir dann bis zum frühen Nachmittag in Jokkmokk, bei einem ersten Aufenthalt mögen ja 24 Stunden in diesem Städtchen reichen, aber mir langt die Zeit hinten und vorne nicht. Es gibt einfach zu viele Orte zu denen ich (wieder) hin will: Das Samimuseum kommt nur kurz dran, dafür bin ich etwas länger bei Edvin Nilsson dem ehemaligen Parkwächter im Sarek und Naturfotografen. Er ist einfach ein wirklich netter älterer Herr, nur sollte man eigentlich vor einer Sarektour bei ihm vorbei gehen, man könnte sich gute Tipps holen.
                                      Die Fahrt zurück nach Göteborg bringt die erste Enttäuschung: Im Speisewagen gibt es kein Bier Connex hat sich von der Speisewagengesellschaft getrennt, und so gibt es nur ein Minimalangebot. Egal gemütlich ist es so oder so.
                                      Nach einem Tag in Göteborg, mit einem Ausflug nach Marstrand, geht es dann definitiv heimwärts. Im Zug nach Kopenhagen gibt es nicht mal mehr Kaffee, auch hier war die gleiche Speisewagengesellschaft (bei SJ) tätig, verdammt da wird die Fahrt lang. In Dänemark sammeln die Züge Verspätung ein als ob es damit was zu gewinnen gäbe und ich habe doch in Hamburg einen knappen Anschluss. Na den kann ich auf jeden Fall vergessen, aber zum Glück sind Intercitys schneller unterwegs als die Nachtzüge und es fährt auch noch einer. Bis Dortmund hat er meinen Nachtzug nach Basel eingeholt und ich komme doch noch zu meinem Schlafplatz, zwar erst um Mitternacht und nicht schon um 20 Uhr (Nein da hätte ich sicher nicht gleich geschlafen), aber immerhin muss ich mir die Nacht nicht auf irgendwelchen Bahnhöfen um die Ohren schlagen.

                                      Mit meinem Fuss bin ich dann zuhause recht bald beim Doktor vorbei gegangen, 4 Wochen musste ich einen Stützverband tragen aber jetzt ist er eigentlich wieder ziemlich in Ordnung. Ab und zu spüre ich es noch, aber auch das vergeht sicher noch.
                                      Und in zwei Wochen geht es nach Göteborg zu einem Nachtreffen, ich bin echt gespannt was die Anderen für Bilder gemacht haben...

                                      Henning
                                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                      nur unpassende Kleidung.

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                                      • stefN
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                                        Hi Faellraev,

                                        seeehr schöner Bericht und schöne Fotos. Hach ...

                                        ... und nebenbei auch ein Ansporn, meinen Bericht über meine letzte Tour zu schreiben ...

                                        Grüße und weiterhin alles Gute für den Fuß

                                        Stefan

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