Tourentyp | |
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Mitreisende | |
Region/Kontinent: Nordeuropa
Land: Schweden
So, hier kommt der Bericht unserer diesjährigen Nordkalottleden und Lofotenreise. Zuerst ein paar Bilder, Text und mehr Bilder später.
(zum Vergrößern anklicken!)
1.
Ole-Nergard-bua (und mein Zelt davor..innen war nur Platz für 2 Leute)
2.
Gabavari
3.
Altevatn
4.
Henningsvaer (Lofoten)
5.
6.
7.
bei Å (Lofoten)
8.
Dagmar am Andstabben (bei Å)
9.
Blick von der Andstabben-Flanke auf Tindsvika (Bucht)
10.
Blaubär Andi
11.
12.
(man muss nicht jedes Bild kommentieren )
13.
Für 2 Nächte unser Regenschutz in Å
14.
Langeweile am Abend, 3 Tikkas und mein Zelt
Sorry, manchmal müssten die Bilder noch nachbearbeitet werden (Staub entfernen etc)...dazu fehlt mir aber einfach Lust und Zeit. Ich will fotografieren, nicht am PC arbeiten.
Fortsetzung folgt.
Christian
und jetzt mal der lange versprochene Bericht:
Mit der Anreise will ich euch nicht weiter belasten- lief problemlos. Wer Details wissen will fragt einfach mal nach. Irgendwann nach unzähligen Stunden Zug-, Bus und Taxifahrt (mit volksliedsingendem Taxifahrer) standen wir dann endlich an unserem Startort: Fossbua! 60km nördlich von Absiko, wunderbar warmes Herbstwetter, angeblich Bären und Beeren im Wald, ein klasse Trail...und abends hatten wir noch die Hütte Ole Nergard-bua erreicht und konnten den Beginn unserer Reise mit einem Lagerfeuer feiern...besser konnte es nicht kommen. (Bild 1 und 20)
Nächster Tag...bei immer noch t-shirtigen Wetter geht's weiter durch den norwegischen Urwald. Ein paar Leute haben Gewichtsprobleme und so müssen Robert und ich noch bisschen was auf die Rucksäcke laden (Heldenorden bitte später!)...so kommen wir beide weit oberhalb der 35kg-Grenze was aber nicht so das Problem darstellt. Abends schnuckeliger Zeltplatz mit Bademöglichkeit direkt bei der Vuomahytta (Bild 15). Wir verhöhnen den norwegischen Wettergott indem wir uns (die Jungs mit mehr, die Mädels ohne Geschrei) in die Fluten stürzen...dafür regnet es am nächsten Tag und verschafft uns Spaß bei der Geröllfeldetappe. Nun ja, Augen auf und durch (Augen zu währe schmerzhaft). (Bild 2 und 18)
Am Abend ist auch überstanden und wir erreichen 'nen wunderschönen Zeltplatz in einem Tal nördlich der Gaskashytta- auch das Wetter wird besser. Da am nächsten Tag eine Etappe vor uns haben, die wir als unangenehm sumpfig klassifizieren (was sie dann nicht war) geht's gegen den Protest einiger Teilnehmer früh los (dauert trotzdem bis 9:00 bis wir aus dem Arsch kommen- aber gut). Früh kürzen wir ab indem wir die Flanke des Gaskasvarri in Angriff nehmen. Wie wir später feststellen bringt das zeitlich keine Pluspunkte- aber dafür schöne Aussicht. (Bild 16 und 19) Den Tag über hübscher Wechsel zwischen Wald und Fjäll und genialen Ausblicken bei Sonnenschein (Bild 3). Na gut, ich leg mich auf den doofen Holzbohlen mal elegant seitlich in den Matsch...aber so was kann einem die Laune ja nicht vermiesen.
Am späten Nachmittag erreichen wir ein Dorf- den einzig möglichen Ausstiegspunkt der Tour (geplant waren 7-8 Tage bis nach Björksliden an der Eisenbahn Narvik-Kiruna) und ich weise die Leute fatalerweise darauf hin das dies der "point of no return" sei. 2 Leute haben angeblich Knieprobleme und sind sich nicht sicher ob sie die weiteren Etappen problemlos schaffen und wollen die Tour abbrechen. Also wird bei genialem Wetter abgebrochen. Vor allem Andi und ich sind irgendwo zwischen kotzen und heulen- lassen uns aber noch nix anmerken. Meiner Meinung nach spielt auch die unterschiedliche Motivation der Teilnehmer eine wichtige Rolle bei der Entscheidung abzubrechen. Deswegen macht sich Unmut breit.
Da es Freitag Nachmittag ist fährt natürlich kein Schulbus. Also werden 2er und 3er-Teams gebildet und es wird getrampt. Mirco, Sebl und Judith sind als erstes weg. Robert, Daggi, Andi und ich latschen noch 3-4 Stunden entlang der nahezu unbefahrenen Landstraße. Abend beschließen wir 4 direkt am Straßenrand zu Campen. Daggi und Robert stellen sich noch 'ne Weile an die Straße und werden tatsächlich vom letzten durchfahrenden Auto mitgenommen. Andi und ich verbringen eine Nacht ohne Kocher und mit Dosenfisch auf einer Wiese am Straßenrand.
Am nächsten morgen brechen wir 6:00 auf und 9:00 nimmt uns das 2. Auto, was an diesem Tag diese Straße befährt mit nach Setermoen- dem vereinbartem Treffpunkt. Die anderen 5 haben auf dem Schießplatz gezeltet und wurden am morgen freundlich von diensthabenden Offizier geweckt der entschuldigend anmerkte das seine Soldaten jetzt gern mit den Schießübungen beginnen würden und sie bitte mal ohne Hektik die Zelte abbauen sollten. In Deutschland hätte es da riesiges Theater gegeben- in Norwegen läuft so was eben freundlicher. Wir verbringen den kompletten Tag damit, auf den 16:30-Bus nach Narvik zu warten. In einer winzigen Garnisonsstadt nicht gerade oberwitzig. Um uns die Zeit zu vertreiben versuchen wir eben mal ein Stündchen zu trampen. Ob man nun rumsitzt oder rumsitzt und ein beschriftetes Schild auf die Hauptstraße hält ist ja auch egal und vielleicht können wir so etwas Geld sparen. Wieder bilde ich mit Andi ein Tramp-Team. An uns rast ein schwarzer Golf mit 5 norwegischen Mädels vorbei. Die schreien wie blöde aus dem linken Fenster (wir stehe natürlich rechts der Straße), und winken dabei obwohl links weit und breit kein Mensch steht. An der Tanke direkt hinter uns drehen sie um, fahren zurück und winken und schreiben wieder die leere Fahrbahnseite an. Außerhalb unseres Sichtfeldes wenden sie wieder, kommen wieder an uns vorbei und winken und schreien wieder zur falschen Seite. Dann fahren sie in die Tanke, springen aus ihrem Auto, rennen alle 5 ein paar Runden in verschiedenen Drehrichtungen ums Auto, springen wieder rein und rasen im Rückwärtsgang auf dem Fußweg auf uns beide zu. Sie bremsen bei uns mit quietschenden Reifen und quatschen uns auf norwegisch an. Als wir ihnen klarmachen das wir ihren Trollslang nicht verstehen fangen sie an zu lachen, feiern noch kurz und rasen vorwärts wieder los. Das war unsere Begegnung mit den Ureinwohnern dieses Landes.
Na ja, uns nimmt auf jeden Fall beim Trampen diesmal keiner mit und so nehmen wir den Bus nach Narvik- beladen mit dem Entschluss am nächsten Tag um 14:30 die Fähre nach Svalvaer (Lofoten) zu nehmen trotten wir zum Campingplatz.
Am nächsten Tag stehen wir 14:00 am Fährkai und bekommen mitgeteilt dass das Boot seit einem Jahr nicht mehr fährt aber keiner die Schilder abgeschraubt hat und dass das Alternativboot wegen schlechtem Wetter auch nicht fährt. Also zum Busbahnhof und 17:00 den Bus nehmen. Das wir nun schon 2,5 Tage nur mit Warten verbringen macht sich langsam in der Stimmung bemerkbar. Zwischendurch verfechte ich die Idee, die Scheiße einfach abzubrechen und nach Deutschland zurückzufahren. Na gut, ich werde überstimmt. Wir fahren mit dem Bus auf die Lofoten und trotz Dauerregen sind wir begeistert von der Landschaft. Ich nehme von meinem Abbruchgedanken Abstand. Abend erreichen wir im Dauerregen Svolvaer. Wir finden keinen Zeltplatz und schlagen gegen 2:00 Uhr nachts unsere Zelt in dem winzigen verdreckten Stadtpark auf.
Am nächsten Morgen ist immer noch Dauerregen. Wir treffen uns in dem erhöhten Pavillon zum notdürftigen Frühstück und zur Lagebesprechung. Anschließend halten wir eine Rede an die Insulaner: „Liebe Ureinwohner, wir kommen von weit her mit dem Schiff, äääh Bus, zu euch um euch zum wahren Glauben zu bekehren. Wir werden euch nach eurem Wohnort Indien Indianer nennen. Wir haben bunte Glasperlen und Feuerwasser dabei, bringt uns zu eurem Häuptling!“. Leider radelt der einzige Ureinwohner einfach vorbei ohne uns zu beachten.
Nachmittags geht's weiter in das schöne Fischerdorf Henningsvaer und dort in ein Hostel. Trotz Dauerregen und Sturm macht sich beim nachmittäglichen Spaziergang erstmals wieder individuelle Freude breit-die Landschaft ist gigantisch. (Bild 4) Ein Hochgebirge direkt aus dem Meer. Auch die Gruppenstimmung entspannt sich abends wieder halbwegs.
Am nächsten Tag geht es bei immer noch obligatorischen Dauerregen weiter nach A am äußersten Zipfel der Lofoten. Die Landschaft wo wir durchfahren ist großartig. Normal ist das echt nicht. Abends Ankunft in A....eine erstaunlich preiswerte Hütte gemietet (is ja Nachsaison- Bild 13) und dann kurzer "Abendspaziergang" bei dem sich erstmals Sonne zeigt (Bild 5,6,7). Am Abend beschließen Robert, Daggi, Andi und ich das wir vier wenn das Wetter hält am nächsten Tag zu einer 2-tägigen Bergtour ins Hinterland aufbrechen wollen. Rucksäcke werden auf Minimalgewicht gepackt.
Am nächsten Morgen laufen wir 4 gegen 7:00 bei wunderbaren Sonnenschein los Richtung Osten. Und ab auf den ersten Pass...richtig schön klettern- Andi (Bild 10) und mir rutscht das Herz in die Hose- Robert und Daggi gehen die Sache sicherer an...aber trotzdem: es passt einfach alles: das Wetter ist genial, das Team ist optimal...wir wuchten uns zu viert irgendwie dem Pass entgegen...ich bin der letzt in der Reihe...als Robert oben ankommt rastet der vor Freude total aus. Das Schauspiel wiederholt sich bei Daggi und Andi. Ich zweifle an der Gesundheit der Höhenluft und frage mich, ob die drei dort oben 'nen Bierstand oder ein freilebendes Dönertier entdeckt haben. Als ich paar Minuten später angekraxelt komme und über die Kante gucken kann wird mir alles klar. Der Pass bricht senkrecht nach unten ab...es gib oben kein winziges Plateau sondern wirklich eine scharfe Kante (Bild 8 und 9). Wir liegen auf dem Bauch, gucken da runter und 400m senkrecht unter uns schlägt das Meer gegen die Felsen.
Da es erst 10:00 ist beschließen wir erst mal in einen Talkessel abzusteigen. In einer Geröllrinne geht uns allen der Arsch auf Grundeis...aber auch da können wir uns mit enormen Zeitaufwand durchtasten und kommen halbwegs heil unten an. Es ist Mittag und es beginnt stark zu regnen. Also bauen wir Roberts Zelt auf und machen darin erst mal eine Stunde Mittagspause. Wir beschließen, das Zelt einfach mit unseren Rucksäcken stehen zu lassen und ohne Gepäck noch einen Pass zu erobern. Der erweist sich dann wieder als Volltreffer was Aufstieg und Aussicht betrifft (Bild 11 und 12). Beim Abstieg trennen wir uns dann mal für 'ne Stunde da Robert und ich noch bisschen Klettern wollen und Daggi und Andi den gemütlichen Weg wählen. Später treffen wir uns an einem Fluss wieder, Klettern noch bisschen auf den Felsblöcken rum, Futtern Blaubeeren, fotografieren und erfinden die Sportart Nordic-Moos-Jumping. Dann geht's zurück zu Roberst Zelt, mein Zelt wird aufgebaut, es wird was zu futtern gekocht und gerade als wir damit fertig sind fängt es tierisch an zu schiffen und zu stürmen. Nun ja, irgendwann nach langer Abendbrot und Dumm-rumquatsch-session verziehen Andi und ich uns in mein Zelt. Der Sturm und der Regen werden richtig stark. An Schlaf ist nicht zu denken. Wir haben Schiss das es uns die Zelte zerlegt....aber alles hält nur bekommt Andi ab und zu ein Zeltstange vom Wind ins Gesicht gedrückt. Ich liege glücklicherweise an der windabgewandten Seite :-).
Am nächsten Tag um 5:00 aufstehen und bei unverändert beschissenem Wetter auf schnellsten Weg über paar heiße Klettereinlagen zurück in die Hütte zu den Anderen. Dort kommen wir gegen 11:30 an. Ich habe sogar die kletterertypischen blutigen Finger. Die hab ich mir allerdings schon vor ein paar Tagen in Setermoen geholt als ich vor Langeweile an einer Kante am Bibliotheksgebäude Bouldern wollte und mir dabei Stücke der Wand rausgebrochen sind. Alles schläft in der Hütte noch. Trotz (und auch wegen) des Unwetters am Ende war das eine der geilsten Touren die ich in meinem Leben gemacht habe...und das sehen die Anderen 3 ähnlich.
Dann hocken wir bis 16:00 in der Hütte nebeneinander und die Gruppenstimmung eskaliert langsam. Wir 4 sind euphorisch von der Tour und wollen mehr erleben, die Anderen kotzt das Wetter an und sie haben allgemein beschissene Laune und wollen am liebsten die restlichen Tage schlafend überbrücken. Um 16:00 ringen wir uns durch mal vor die Tür zu treten. Daraus wird ein 10-minuten-Spaziergang in miserabler Laune.
Da ich dann keine Lust mehr auf gegenseitiges Anstarren hatte bin ich einfach mal allein losgelatscht und hab mir 25km Landstraße im Dauerregen gegeben. So richtig sinnvoll war das nicht aber ich war paar Stunden weg. Dann hatte sich die Stimmung auf beiden Seiten wieder gefangen und wir konnten wieder mal normal miteinander reden. Am nächsten Tag ging es dann nachmittags wieder los Richtung Heimat. Vorher waren Einige im Museum, Andi und Robert waren spazieren und ich hab mal 2 Schwarz-Weiß-Filme gefüllt. Dabei erlebe ich eine eindrucksvolle, 30m hohe Windhose welche Wasser nach oben saugt (der Sturm hatte sich in einer Bucht „verfangen“ und den Ausweg nach oben gewählt) und verpasse meinem Fotoapparat einige Salzwasserduschen. Nachmittags dann in den Bus, abends in irgendeinem Nest zelten (hab den Namen vergessen) weil der Anschlussbus erst am nächsten früh nach Narvik weiterfährt. Von Narvik aus in den Zug und in Abisko aussteigen. Abend dann noch ein Stück den Kungsleden reingelaufen- am nächsten Tag zurück zu Bahnstation und ab Absiko über Stockholm (incl. Eisessen) zurück nach Hause. Die Stimmung entspannt sich enorm.
Fazit: Vieles scheiße gelaufen, viele schöne Erlebnisse, viel gelernt, nächstes mal besser.
Christian
Land: Schweden
So, hier kommt der Bericht unserer diesjährigen Nordkalottleden und Lofotenreise. Zuerst ein paar Bilder, Text und mehr Bilder später.
(zum Vergrößern anklicken!)
1.
Ole-Nergard-bua (und mein Zelt davor..innen war nur Platz für 2 Leute)
2.
Gabavari
3.
Altevatn
4.
Henningsvaer (Lofoten)
5.
6.
7.
bei Å (Lofoten)
8.
Dagmar am Andstabben (bei Å)
9.
Blick von der Andstabben-Flanke auf Tindsvika (Bucht)
10.
Blaubär Andi
11.
12.
(man muss nicht jedes Bild kommentieren )
13.
Für 2 Nächte unser Regenschutz in Å
14.
Langeweile am Abend, 3 Tikkas und mein Zelt
Sorry, manchmal müssten die Bilder noch nachbearbeitet werden (Staub entfernen etc)...dazu fehlt mir aber einfach Lust und Zeit. Ich will fotografieren, nicht am PC arbeiten.
Fortsetzung folgt.
Christian
und jetzt mal der lange versprochene Bericht:
Mit der Anreise will ich euch nicht weiter belasten- lief problemlos. Wer Details wissen will fragt einfach mal nach. Irgendwann nach unzähligen Stunden Zug-, Bus und Taxifahrt (mit volksliedsingendem Taxifahrer) standen wir dann endlich an unserem Startort: Fossbua! 60km nördlich von Absiko, wunderbar warmes Herbstwetter, angeblich Bären und Beeren im Wald, ein klasse Trail...und abends hatten wir noch die Hütte Ole Nergard-bua erreicht und konnten den Beginn unserer Reise mit einem Lagerfeuer feiern...besser konnte es nicht kommen. (Bild 1 und 20)
Nächster Tag...bei immer noch t-shirtigen Wetter geht's weiter durch den norwegischen Urwald. Ein paar Leute haben Gewichtsprobleme und so müssen Robert und ich noch bisschen was auf die Rucksäcke laden (Heldenorden bitte später!)...so kommen wir beide weit oberhalb der 35kg-Grenze was aber nicht so das Problem darstellt. Abends schnuckeliger Zeltplatz mit Bademöglichkeit direkt bei der Vuomahytta (Bild 15). Wir verhöhnen den norwegischen Wettergott indem wir uns (die Jungs mit mehr, die Mädels ohne Geschrei) in die Fluten stürzen...dafür regnet es am nächsten Tag und verschafft uns Spaß bei der Geröllfeldetappe. Nun ja, Augen auf und durch (Augen zu währe schmerzhaft). (Bild 2 und 18)
Am Abend ist auch überstanden und wir erreichen 'nen wunderschönen Zeltplatz in einem Tal nördlich der Gaskashytta- auch das Wetter wird besser. Da am nächsten Tag eine Etappe vor uns haben, die wir als unangenehm sumpfig klassifizieren (was sie dann nicht war) geht's gegen den Protest einiger Teilnehmer früh los (dauert trotzdem bis 9:00 bis wir aus dem Arsch kommen- aber gut). Früh kürzen wir ab indem wir die Flanke des Gaskasvarri in Angriff nehmen. Wie wir später feststellen bringt das zeitlich keine Pluspunkte- aber dafür schöne Aussicht. (Bild 16 und 19) Den Tag über hübscher Wechsel zwischen Wald und Fjäll und genialen Ausblicken bei Sonnenschein (Bild 3). Na gut, ich leg mich auf den doofen Holzbohlen mal elegant seitlich in den Matsch...aber so was kann einem die Laune ja nicht vermiesen.
Am späten Nachmittag erreichen wir ein Dorf- den einzig möglichen Ausstiegspunkt der Tour (geplant waren 7-8 Tage bis nach Björksliden an der Eisenbahn Narvik-Kiruna) und ich weise die Leute fatalerweise darauf hin das dies der "point of no return" sei. 2 Leute haben angeblich Knieprobleme und sind sich nicht sicher ob sie die weiteren Etappen problemlos schaffen und wollen die Tour abbrechen. Also wird bei genialem Wetter abgebrochen. Vor allem Andi und ich sind irgendwo zwischen kotzen und heulen- lassen uns aber noch nix anmerken. Meiner Meinung nach spielt auch die unterschiedliche Motivation der Teilnehmer eine wichtige Rolle bei der Entscheidung abzubrechen. Deswegen macht sich Unmut breit.
Da es Freitag Nachmittag ist fährt natürlich kein Schulbus. Also werden 2er und 3er-Teams gebildet und es wird getrampt. Mirco, Sebl und Judith sind als erstes weg. Robert, Daggi, Andi und ich latschen noch 3-4 Stunden entlang der nahezu unbefahrenen Landstraße. Abend beschließen wir 4 direkt am Straßenrand zu Campen. Daggi und Robert stellen sich noch 'ne Weile an die Straße und werden tatsächlich vom letzten durchfahrenden Auto mitgenommen. Andi und ich verbringen eine Nacht ohne Kocher und mit Dosenfisch auf einer Wiese am Straßenrand.
Am nächsten morgen brechen wir 6:00 auf und 9:00 nimmt uns das 2. Auto, was an diesem Tag diese Straße befährt mit nach Setermoen- dem vereinbartem Treffpunkt. Die anderen 5 haben auf dem Schießplatz gezeltet und wurden am morgen freundlich von diensthabenden Offizier geweckt der entschuldigend anmerkte das seine Soldaten jetzt gern mit den Schießübungen beginnen würden und sie bitte mal ohne Hektik die Zelte abbauen sollten. In Deutschland hätte es da riesiges Theater gegeben- in Norwegen läuft so was eben freundlicher. Wir verbringen den kompletten Tag damit, auf den 16:30-Bus nach Narvik zu warten. In einer winzigen Garnisonsstadt nicht gerade oberwitzig. Um uns die Zeit zu vertreiben versuchen wir eben mal ein Stündchen zu trampen. Ob man nun rumsitzt oder rumsitzt und ein beschriftetes Schild auf die Hauptstraße hält ist ja auch egal und vielleicht können wir so etwas Geld sparen. Wieder bilde ich mit Andi ein Tramp-Team. An uns rast ein schwarzer Golf mit 5 norwegischen Mädels vorbei. Die schreien wie blöde aus dem linken Fenster (wir stehe natürlich rechts der Straße), und winken dabei obwohl links weit und breit kein Mensch steht. An der Tanke direkt hinter uns drehen sie um, fahren zurück und winken und schreiben wieder die leere Fahrbahnseite an. Außerhalb unseres Sichtfeldes wenden sie wieder, kommen wieder an uns vorbei und winken und schreien wieder zur falschen Seite. Dann fahren sie in die Tanke, springen aus ihrem Auto, rennen alle 5 ein paar Runden in verschiedenen Drehrichtungen ums Auto, springen wieder rein und rasen im Rückwärtsgang auf dem Fußweg auf uns beide zu. Sie bremsen bei uns mit quietschenden Reifen und quatschen uns auf norwegisch an. Als wir ihnen klarmachen das wir ihren Trollslang nicht verstehen fangen sie an zu lachen, feiern noch kurz und rasen vorwärts wieder los. Das war unsere Begegnung mit den Ureinwohnern dieses Landes.
Na ja, uns nimmt auf jeden Fall beim Trampen diesmal keiner mit und so nehmen wir den Bus nach Narvik- beladen mit dem Entschluss am nächsten Tag um 14:30 die Fähre nach Svalvaer (Lofoten) zu nehmen trotten wir zum Campingplatz.
Am nächsten Tag stehen wir 14:00 am Fährkai und bekommen mitgeteilt dass das Boot seit einem Jahr nicht mehr fährt aber keiner die Schilder abgeschraubt hat und dass das Alternativboot wegen schlechtem Wetter auch nicht fährt. Also zum Busbahnhof und 17:00 den Bus nehmen. Das wir nun schon 2,5 Tage nur mit Warten verbringen macht sich langsam in der Stimmung bemerkbar. Zwischendurch verfechte ich die Idee, die Scheiße einfach abzubrechen und nach Deutschland zurückzufahren. Na gut, ich werde überstimmt. Wir fahren mit dem Bus auf die Lofoten und trotz Dauerregen sind wir begeistert von der Landschaft. Ich nehme von meinem Abbruchgedanken Abstand. Abend erreichen wir im Dauerregen Svolvaer. Wir finden keinen Zeltplatz und schlagen gegen 2:00 Uhr nachts unsere Zelt in dem winzigen verdreckten Stadtpark auf.
Am nächsten Morgen ist immer noch Dauerregen. Wir treffen uns in dem erhöhten Pavillon zum notdürftigen Frühstück und zur Lagebesprechung. Anschließend halten wir eine Rede an die Insulaner: „Liebe Ureinwohner, wir kommen von weit her mit dem Schiff, äääh Bus, zu euch um euch zum wahren Glauben zu bekehren. Wir werden euch nach eurem Wohnort Indien Indianer nennen. Wir haben bunte Glasperlen und Feuerwasser dabei, bringt uns zu eurem Häuptling!“. Leider radelt der einzige Ureinwohner einfach vorbei ohne uns zu beachten.
Nachmittags geht's weiter in das schöne Fischerdorf Henningsvaer und dort in ein Hostel. Trotz Dauerregen und Sturm macht sich beim nachmittäglichen Spaziergang erstmals wieder individuelle Freude breit-die Landschaft ist gigantisch. (Bild 4) Ein Hochgebirge direkt aus dem Meer. Auch die Gruppenstimmung entspannt sich abends wieder halbwegs.
Am nächsten Tag geht es bei immer noch obligatorischen Dauerregen weiter nach A am äußersten Zipfel der Lofoten. Die Landschaft wo wir durchfahren ist großartig. Normal ist das echt nicht. Abends Ankunft in A....eine erstaunlich preiswerte Hütte gemietet (is ja Nachsaison- Bild 13) und dann kurzer "Abendspaziergang" bei dem sich erstmals Sonne zeigt (Bild 5,6,7). Am Abend beschließen Robert, Daggi, Andi und ich das wir vier wenn das Wetter hält am nächsten Tag zu einer 2-tägigen Bergtour ins Hinterland aufbrechen wollen. Rucksäcke werden auf Minimalgewicht gepackt.
Am nächsten Morgen laufen wir 4 gegen 7:00 bei wunderbaren Sonnenschein los Richtung Osten. Und ab auf den ersten Pass...richtig schön klettern- Andi (Bild 10) und mir rutscht das Herz in die Hose- Robert und Daggi gehen die Sache sicherer an...aber trotzdem: es passt einfach alles: das Wetter ist genial, das Team ist optimal...wir wuchten uns zu viert irgendwie dem Pass entgegen...ich bin der letzt in der Reihe...als Robert oben ankommt rastet der vor Freude total aus. Das Schauspiel wiederholt sich bei Daggi und Andi. Ich zweifle an der Gesundheit der Höhenluft und frage mich, ob die drei dort oben 'nen Bierstand oder ein freilebendes Dönertier entdeckt haben. Als ich paar Minuten später angekraxelt komme und über die Kante gucken kann wird mir alles klar. Der Pass bricht senkrecht nach unten ab...es gib oben kein winziges Plateau sondern wirklich eine scharfe Kante (Bild 8 und 9). Wir liegen auf dem Bauch, gucken da runter und 400m senkrecht unter uns schlägt das Meer gegen die Felsen.
Da es erst 10:00 ist beschließen wir erst mal in einen Talkessel abzusteigen. In einer Geröllrinne geht uns allen der Arsch auf Grundeis...aber auch da können wir uns mit enormen Zeitaufwand durchtasten und kommen halbwegs heil unten an. Es ist Mittag und es beginnt stark zu regnen. Also bauen wir Roberts Zelt auf und machen darin erst mal eine Stunde Mittagspause. Wir beschließen, das Zelt einfach mit unseren Rucksäcken stehen zu lassen und ohne Gepäck noch einen Pass zu erobern. Der erweist sich dann wieder als Volltreffer was Aufstieg und Aussicht betrifft (Bild 11 und 12). Beim Abstieg trennen wir uns dann mal für 'ne Stunde da Robert und ich noch bisschen Klettern wollen und Daggi und Andi den gemütlichen Weg wählen. Später treffen wir uns an einem Fluss wieder, Klettern noch bisschen auf den Felsblöcken rum, Futtern Blaubeeren, fotografieren und erfinden die Sportart Nordic-Moos-Jumping. Dann geht's zurück zu Roberst Zelt, mein Zelt wird aufgebaut, es wird was zu futtern gekocht und gerade als wir damit fertig sind fängt es tierisch an zu schiffen und zu stürmen. Nun ja, irgendwann nach langer Abendbrot und Dumm-rumquatsch-session verziehen Andi und ich uns in mein Zelt. Der Sturm und der Regen werden richtig stark. An Schlaf ist nicht zu denken. Wir haben Schiss das es uns die Zelte zerlegt....aber alles hält nur bekommt Andi ab und zu ein Zeltstange vom Wind ins Gesicht gedrückt. Ich liege glücklicherweise an der windabgewandten Seite :-).
Am nächsten Tag um 5:00 aufstehen und bei unverändert beschissenem Wetter auf schnellsten Weg über paar heiße Klettereinlagen zurück in die Hütte zu den Anderen. Dort kommen wir gegen 11:30 an. Ich habe sogar die kletterertypischen blutigen Finger. Die hab ich mir allerdings schon vor ein paar Tagen in Setermoen geholt als ich vor Langeweile an einer Kante am Bibliotheksgebäude Bouldern wollte und mir dabei Stücke der Wand rausgebrochen sind. Alles schläft in der Hütte noch. Trotz (und auch wegen) des Unwetters am Ende war das eine der geilsten Touren die ich in meinem Leben gemacht habe...und das sehen die Anderen 3 ähnlich.
Dann hocken wir bis 16:00 in der Hütte nebeneinander und die Gruppenstimmung eskaliert langsam. Wir 4 sind euphorisch von der Tour und wollen mehr erleben, die Anderen kotzt das Wetter an und sie haben allgemein beschissene Laune und wollen am liebsten die restlichen Tage schlafend überbrücken. Um 16:00 ringen wir uns durch mal vor die Tür zu treten. Daraus wird ein 10-minuten-Spaziergang in miserabler Laune.
Da ich dann keine Lust mehr auf gegenseitiges Anstarren hatte bin ich einfach mal allein losgelatscht und hab mir 25km Landstraße im Dauerregen gegeben. So richtig sinnvoll war das nicht aber ich war paar Stunden weg. Dann hatte sich die Stimmung auf beiden Seiten wieder gefangen und wir konnten wieder mal normal miteinander reden. Am nächsten Tag ging es dann nachmittags wieder los Richtung Heimat. Vorher waren Einige im Museum, Andi und Robert waren spazieren und ich hab mal 2 Schwarz-Weiß-Filme gefüllt. Dabei erlebe ich eine eindrucksvolle, 30m hohe Windhose welche Wasser nach oben saugt (der Sturm hatte sich in einer Bucht „verfangen“ und den Ausweg nach oben gewählt) und verpasse meinem Fotoapparat einige Salzwasserduschen. Nachmittags dann in den Bus, abends in irgendeinem Nest zelten (hab den Namen vergessen) weil der Anschlussbus erst am nächsten früh nach Narvik weiterfährt. Von Narvik aus in den Zug und in Abisko aussteigen. Abend dann noch ein Stück den Kungsleden reingelaufen- am nächsten Tag zurück zu Bahnstation und ab Absiko über Stockholm (incl. Eisessen) zurück nach Hause. Die Stimmung entspannt sich enorm.
Fazit: Vieles scheiße gelaufen, viele schöne Erlebnisse, viel gelernt, nächstes mal besser.
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