[UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 2007

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    [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 2007

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeitraum: 3 Wochen irgendwann im Juli oder August 2007

    Reisegebiet: Schottland (Küstenregion), Shetland und Orkneys

    Verkehrsmittel: Flug und Rennrad

    Mein schlechtes Gewissen hat zugeschlagen und ich dachte, es wäre mal an der Zeit, einen Reisebericht einzustellen. Da ich aber ein fauler Mensch bin, mache ich es so: Ich nehme einfach die Urlaubsmails, mit denen ich meistens meinen Freundes- und Bekanntenkreis belästige, zensiere ein wenig Namen und Insider-Gags raus, füge sie zusammen, unterfüttere das ganze mit Bildern und feddisch.
    Bilder werden die Tage noch nachgeliefert. Ich habe bei dieser Tour noch weitestgehend analog fotographiert und hatte eine Digitale nur als "Backup" dabei. Die paar Bilder, die ich mit ihr gemacht habe, sind auf dem anderen Rechner. Also ein wenig Geduld.
    _______________________________________________________________________________________________
    E-Mail Nr. 1
    Betreff: Kariert



    Hallo,

    ich habe eben eine schoene Phrase gelernt, die ich hiermit anwende: "Apologies for the mass email". In diesem Sinne: "Apologies!"

    Die meisten kennen das ja schon; ich neige dazu mich weitschweifigst auszudruecken wenn ich allein unterwegs bin, deswegen eine Bitte: Wer nicht zugespamt werden moechte, moege bitte hier das Lesen aufhoeren und mir eine kurze e-mail schreiben, damit ich ihn oder sie aus dem Verteiler nehmen kann. (Davon abgesehen, weiss ich noch nicht, ob weitere mails folgen. Das kommt immer auf Zeit, Lust und die Verfuegbarkeit von Internetcafes an.)

    Wie die meisten wissen, bin ich dieses Jahr nach Schottland gefahren, allerdings zur Abwechslung mal nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Rad.
    Nun, noch ist "fahren" etwas uebertrieben...

    Ich bin Mittwoch Abend von Dortmund nach Edinburgh geflogen, wo ich jetzt immer noch bin.
    Mein armes kleines Rennrad sieht gar lustig aus mit dem ganzen Klimmbimbes der dran musste, um es reisetauglich zu machen. Wider Erwarten hat es den Flugtransport halbwegs heil ueberstanden, obwohl ich nicht unbedingt daran geglaubt habe: Nach der Landung drehten am Gepaeckband zunaechst drei Koffer einsam ihre Runden. Dann passierte erst einmal lange Zeit nichts. Nach ca. 10 Minuten gesellten sich dann zu den drei Koffern, die keiner haben wollte, ein einsamer Koffergriff und eine abgerissene Kofferschutzleiste... Hinter den Kulissen setzte eine hektische Betriebsamkeit und heftige schottische Flueche ein. Nach einer viertel Stunde kam endlich der Rest des Gepäcks. Nachdem ich das Rad wieder fahrfertig gemacht und es beladen habe, ist zunaechst einmal der Seitenstaender weggebogen. Es war zugegebenermassen etwas ueberladen, zumal ja noch das Verpackungsmaterial irgendwie mit musste. Mit dem extrem kippeligen und hecklastigen Rad bin ich dann durch den Flughafen geschlichen. Noch nicht daran gewoehnt Packtaschen zu haben, nahm ich bei der naechsten Gelegenheit eine Saeule mit. Daraufhin machte das Rad einen sauberen Salto und sass auf seinem Arsch. Die meisten kennen sicher das Foto von dem Smart, der auf der Heckklappe sitzt und Maennchen macht? Ja, so in etwa sah es aus.

    Sorgte das Schieben also fuer die ein oder andere Comedy-Einlage, ging das Fahren doch etwas besser als befuerchtet. Dennoch war ich heilfroh, als ich am Campingplatz ankam (ca. 15 km vom Flughafen weg und ausserhalb Edingburghs). Das Wetter war viel besser als vorhergesagt und der Platz ist toll. Er ist auf einer oekologisch/dynamisch-korrekten Farm mit Familienanschluss. Es gibt Enteneier und Erdbeeren aus eigener Bodenhaltung, man kann sich im Kraeutergarten bedienen, die Waschraeume "liegen nicht seperat", sind aber unendlich gepflegt, sauber, beheizt und mit Blumen geschmueckt, der Empfang war toll und ich muss viel weniger bezahlen, als auf der Preisliste angegeben ist. Ich glaube, das ist der "Kleine, alleinreisende Frau mit kleinem Zelt und noch kleinerem Fahrrad"-Mitleidsbonus.
    Nachts hat es dann geregnet, aber wie. Der englische Rasen verwandelte sich in schottisches Moor; da es tagsueber aber meistens trocken war, sah ich gnaedig darueber hinweg. Den ersten Tag habe ich mit tollen touristischen Aktivitaeten verbracht, als da waeren: Outdoorladen suchen um Kochergas zu kaufen, Buchladen suchen um den zu Hause vergessenen Reisefuehrer zu ersetzen, einen Riesen-Kaffee trinken, viel mehr Buecher kaufen als man wollte (es gab halt drei zum Preis von zweien... keine Ahnung wie ich die mit nach Hause kriegen soll...), versuchen einen Platten zu fliegen, das Fahrrad 11,2 gemessene Kilometer und 11,2 gefuehlte Meilen schieben, irgendwann dann doch ein Taxi anhalten...

    Der Reihe nach: Es gibt hier erstaumlich viele Radwege, die aber hin und wieder im Nichts enden. Dazu sind sie dauernd von Einfahrten unterbrochen, abgesenkte Bordsteine sind aber kaum vorhanden. Die schmalen Rennradreifen haben also einiges mitgemacht. Der Split und feine Glasspitter in der Naehe der Bushaltehaeuschen zehren ebenfalls. Ich hatte am Donnerstag soweit alles erledigt und wollte "nach Hause", als es "Poff" machte. Ich ahnte ja schon so etwas vor der Reise, aber ein Satz pannensicherer Maentel haette ueber 80 Oere gekostet, also mussten die alten noch etwas halten.
    Aber, harhar, die kluge Frau hat Pannenspray dabei. Tja, beim Motorrad funktionierte es damals Anno 70/71 auch toll, beim Fahrrad ist der obere Nippel des Ventils abgebrochen, der ganze weisse Schaum drueckte wieder mit Schwung raus aus dem Schlauch und verteilte sich gleichmaessig auf dem Bordstein (und mir). Das erinnerte mich an die ein oder andere Bauschaummatscherei... Irgendwann kam der Kram dann nicht mehr nur aus dem Ventil, sondern auch aus der Reifenflanke raus, weil der Schlauch ordentlich gefetzt war. Mit Flicken war also nix mehr, der Ersatzschlauch war natuerlich im Zelt... Ich bin also schiebenderweise losgelatscht. (Die Busse nehmen naemlich keine Raeder mit. Und da es dunkel wurde, wollte ich mein Rad auch nicht stehen lassen.) Nach besagten gut 11 Kilometern war ich erst in der Hoehe des Flughafens, hatte keine Lust mehr und habe versucht ein Taxi zu bekommen. Das 14. war dann auch bereit mich mit Fahrrad mitzunehmen. Gottseidank gab es auch hier wieder einen Mitleidsrabatt: der nette Taxifahrer hat mit 6 Euro weniger abgeknoepft als der eigentliche Festpreis gewesen waere.

    Fuer den Tag war ich bedient, nachts versank der Platz wieder im Schlamm, aber am naechsten Tag habe ich voller Tatendrang das Rad geflickt. Muss ich erwaehnen, das der neue Schlauch ca. 10 Meter gehalten hat?! Und ich war so sicher, alle Fremdkoerper aus dem Mantel entfernt zu haben! Aber was soll's, ich habe ja Zeit und bin momentan erstaunlich gelassen. Ich bin also 8 km zur Bushaltestelle marschiert (ja, Fahrradurlaube halten fit) und habe den Tag in Edinburgh auf der Suche nach einem Fahrradladen verbracht. Dabei habe ich aber viel von der Stadt gesehen. Vier Schlaeuche, 6 Buecher und 2 Kaffee spaeter und eine Kreditkarte weniger bin ich wieder Richtung Campingplatz getrabt. (Die Kreditkarte habe ich im Buchladen verloren, sie ist aber tatsaechlich heute wieder aufgetaucht. Selbstverstaendlich musste ich zur Feier dieses Ereignisses bei der Abholung der Karte weitere drei Buecher kaufen!)

    Ein Schwede auf dem Platz fragt mich jeden Abend, wie denn das Radfahren in Schottland sei. So langsam entwickelt es sich zu einem "running gag". 1. Abend: "Keine Ahnung, ich bin erst seit einer halben Stunde da." 2. Abend: "Keine Ahnnung, ich hatte eine Panne und musste ein Taxi nehmen." 3. Abend: "Keine Ahnung, ich hatte eine Panne und habe den Bus genommen."

    Wie auch immer, heute bin ich mit dem Rad in der Stadt und das Fahren hier ist nicht schlecht. In der Stadt darf und soll man die Busspuren benutzen. Das ist zwar manchmal sehr angenehm, macht mich aber etwas nervoes, wenn 10 Doppeldecker hinter mir sind. Allerdings sind die Fahrer (auch die Autofahrer) sehr entspannt, keiner draengelt oder hupt rum.
    Sobald man irgendwo haelt um auf eine Karte zu schauen, kommt sofort jemand geflitzt, der einem den Weg erklaeren moechte und direkt noch die umliegenden Sehenswuerdigkeiten erklaert. Und Sehenswuerdigkeiten gibt es hier wahrhaftig genug. Ich habe sie allerdings bisher nur im Vorbeigehen kurz gewuerdigt.
    Ich werde aber dennoch morgen Richtung Norden aufbrechen. Die Stadt ist zwar wunderschoen, aber mir ist momentan nicht nach vielen Leuten, sondern nach Meer und Kueste, Wind und Weite. Heute bin ich den ganzen Tag leicht panisch rumgeflippt, weil ich zu viel im Reisefuehrer gelesen habe und dachte: "Oje, soviel zu sehen und so wenig Zeit!" Jetzt bin ich aber etwas gelassener. Ich fahre morgen einfach los und sehe wohin der Wind mich treibt (wahrscheinlich in die Nordsee...).
    Mal sehen, ob ich es bis auf die Shetlands schaffe. Zunaechst geht es aber hoch Richtung Aberdeen, so der grobe Plan, mal schauen, wo ich dann wirklich lande.
    Die Bedingungen zum Radfahren sind eigentlich ideal: Um die 15 Grad, relativ trocken (es regnet hauptsaechlich nachts) und der Wind ist zwar immer da, aber bisher nicht zu stark. Drueckt mir die Daumen, dass das Rad noch ein bisschen haelt. Ich rechne aber fest damit, dass es Ueberland pannenfreier funktioniert.

    Ups, die Internet-Zeit laeuft ab!
    Euch alles gute und viele karierte Gruesse,
    bis irgendwann
    C.


    Mangels digitaler Bilder der ersten Tage und aus Edinburgh, ein Bild von später, aber sehr typisch: Baked Beans zum Frühstück
    Zuletzt geändert von Chouchen; 10.01.2012, 15:22.
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    #2
    AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

    Ja, Reifen- und andere Fahrradpannen in Schottland, da habe ich auch so meine Erinnerungen ...

    OT: Haben die was ins Rheinwasser getan? Ich schreib 'nen Reisebericht, Molte schreibt einen, und jetzt fängst Du auch noch an...

    Ist aber schön zu lesen. Mehr, bitte.

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    • Chouchen
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      #3
      AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

      Email 2

      Betreff: Karierter


      Hallo,

      ich wieder.
      Ja, ich habe es tatsaechlich auf die Shetlands geschafft! Aber der Reihe nach.
      Wir erinnern uns: Ich verabschiedete mich am Samstag in der Hoffnung, von nun an weniger Pannen zu haben.
      Nachdemm ich auf der Rueckfahrt zum Campingplatz auch endlich den Radweg am Ufer des "Union Canal" gefunden habe, hat das auch zunaechst funktioniert.
      Den Kanal zu finden gestaltetet sich zunaechst etwas schwieriger als gedacht. Laut Karte musste er ganz in der Naehe sein und SOO unauffaellig kann ein schiffbarer Kanal doch kaum sein... Tja, dachte ich und denken kommt von „Denkste!“. Schließlich habe ich auf der Suche nach Beistand den Blick gen Himmel gerichtet... und da war er, ueber meinem Kopf: der Aquaedukt mitsamt Kanal und Radweg.
      Das Wetter war fein, die Muecken nicht zu aufdringlich, der Weg auch fuer ein Rennrad halbwegs ertraeglich, kurzum: eine wunderschoene Fahrt zurueck. Man ist zwar am Anfang noch mitten in der Stadt, merkt aber kaum etwas davon. Blesshuhn und Haubentaucher sagen sich gute Nacht, im Schilf quacken die Froesche und Punks stehen eintraechtig neben Rentnern und angeln.
      Am Sonntag sollte es auf Richtung Norden gehen. Ich kam bis zum Tor vom Campingplatz. „Poff!“ - Welch Ueberraschung, eine Panne! Wie gut, dass ich im letzten Jahr mit den Sextanern meine Englisch aufgefrischt habe. Die Hauptprotagonisten im Lehrbuch haben immer Sommer und sind in fast jeder Lektion, nachdem sie die neueste Mike-Walker-LP (Ja, es ist ein altes Lehrbuch!) gehoert haben, mit dem Rad unterwegs zum Schwimmen. Unterwegs haben sie dann einen Platten. In den aufregenderen Kapiteln wollen sie fuer den Geburtstag eines Freundes eine Mike-Walker-PLatte als Geschenk kaufen und stellen bei Fahrtbeginn fest, dass das eigene Rad kaputt ist, woraufhin sie sich das Rad der Mutter leihen. Dafuer versprechen sie, eine Woche lang den Abwasch zu machen... Etwas in der Art. Ich schweife ab, aber auf jeden Fall werde ich das Wort "puncture" mein Lebtag nicht mehr vergessen.
      Ich hatte noch etwas Pannenspray ueber, diesmal hat es halbwegs gefunzt und es hat gereicht um im Schneckentempo nach Edingurgh zu kommen. Inzwischen wusste ich ja immerhin, wo der Radladen ist, bin abgekaempft reingetappert und habe nach Mantel und Schlauch gefragt. (Der alte Mantel hatte von dem ewiglangen Schieben vorher viele feine Fissuren, deswegen ist der Schlauch auch immer zum Teufel gegangen.) Der Verkaeufer schaute mir tief in meine rehblauen Augen, sah reine Verzweiflung und Erschoepfung darin und fragte, ob er mir den ganzen Kladderadatsch (auf Englisch "clatheradature" ) direkt montieren soll. JA, JA, JA!!!

      Bis ich dann endlich aus Edinburgh raus und weg von den Backpackern und Backpipes war, die diese Stadt bevoelkern, war es bereits Nachmittag. Irgendwann habe ich dann auch den Nordsee-Radelweg gefunden. Extrem gut ausgeschildert (wenn man ihn denn gefunden hat), moeglichst oft auf eigener Trasse, am Anfang sehr rennradfreundlich. Etwas spaeter war ich allerdings so doof und habe nach einem Blick auf das Hoehenprofil eine Alternativroute an der Kueste genommen. Von hier an ging es auf schmalster Naturpiste immer rauf und runter. Zum Teil hat der Hinterreifen bei Steigungen durchgedreht (so wie ich) und ich musste immer mal wieder schieben. Irgendwann bin ich beim Absteigen gegen einen Baum gerannt. Ich war einfach so kaputt, dass ich nicht mehr gerade gehen konnte. Da wusste ich, es ist doch mal langsam Zeit, das Zelt aufzustellen. Ich habe mich dann noch zu einem kleinen Loch durchgeschlagen, dort das Zelt aufgebaut und bin mit Blick auf Wasser, Vollmond und Sterne eingeschlafen.



      Am naechsten Morgen bin ich 20 Alibimeilen gefahren um mich dann in einen Zug nach Aberdeen zu setzten. Mit dem vollbepackten Rad habe ich ein aehnliches Problem wie mit dem Motorrad: Wenn die Kiste liegt, bekomme ich sie nur schwer oder gar nicht wieder hoch. Als mir das arme Rad auf der Treppe zum Bahnsteig den Abgang gemacht hat, musste ich es tatsaechlich komplett entpacken, bevor ich es wieder hoch bekommen habe. Den Zug habe ich dennoch, wenn auch knapp bekommen. Die Zuege hier sind klasse: Sehr modern, geniale, komfortable Fahrradabteile und ein Kaffeeservice, der alle 10 Minuten vorbei gerollt kommt.
      In Aberdeen war dann Gottesurteil angesagt: Waere es einer der Tage, an denen die Faehre erst auf den Orkneys haelt, wollte ich dort aussteigen, fuehre sie ohne Stopp zu den Shetlands, dann eben dort hin.
      So bin ich jetzt also auf den Shetlands.



      Mein Zelt steht an einem kleinen Loch, eher ein Loechlein, mit Blick auf Schafe, Ponies und eine praehistorische Ausgrabungsstaette.

      Da war das Wetter noch o.k.:


      Kam ich hier Dienstag bei milden Temperaturen und Sonnenschein an, hat es sich im Laufe des Tages leider sehr eingeregnet gehabt, so dass tagsueber Museum und Schwimmbad angesagt war.

      Wikinger-Erbe:


      Gestern war es zwar wunderschoen aber so windig, dass man z.T. rueckwaerts gefahren ist. Meine Aktivitaeten haben sich also auf etwas wandern und viel, viel Lesen beschraenkt. Gleich fahre ich zu einer Insel, die selbst fuer shetische Verhaelnisse am Arsch der Welt liegt: Fast drei Stunden Ueberfahrt, Faehre kommt nur bei Vorbuchung, 2 qkm, 63 Einwohner. Hihi! Mal sehen, wie lange ich es da aushalte!

      Viele Gruesse
      C.
      Zuletzt geändert von Chouchen; 10.01.2012, 15:22.
      "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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        #4
        AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

        ORKNEYS! Mit Rennrad! Ich verstehe, warum du den Schwerpunkt auf eine andere Insel legst. Seh es schon vor mir, das zerzauste Rad am Ring von Brodgar in der Brise.

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        • Chouchen
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          #5
          AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

          Email 3

          Betreff
          : Noch karierter


          Hallo zusammen,

          ich wieder. Ich bin wieder wohlbehalten von den "Skerries" zurueck und nun wieder in Lerwick, Shetland-"Mainland".

          Mal keine Baked Beans, sondern Porridge mit schwarzen Johannisbeeren, frisch geflückt von der Campingplatzhecke:


          Bevor vor ein paar Tagen die Faehre zu den Skerries einlief, habe ich alle guten Vorsaetze fahren lassen und bin am Hafen in die naechste "Fish & Chips"-Bude rein.
          U.a. gab es dort "chipsteak". Ich fragte nach, was das denn sei. Das Maedel hinter der Theke: "Aehm...keine Ahnung...Angus, was'n chipsteak?" Angus, Koch im hinteren Kabuff und aussehend wie man sich den Koch in so einer Bude vorstellt (fettig und speckig), meinte: "Weiss nicht so genau, ich glaube 'beef'..." Na, das klang doch vertrauenerweckend und vielversprechend. Natuerlich habe ich das grosse Mysterium "chipsteak" gleich geordert und mich damit auf eine Bank am Hafen verdrueckt. Und tatsaechlich, ich glaube es war "beef". Und es war genauso widerlich, wie zu erwarten war. Nach ein paar Minuten musste ich dennoch mit einer Moeve darum kaempfen. Nicht dass ich es noch gewollt haette, es ging da mehr ums Prinzip. Ein kleines, buckliges Maennlein kam mir zur Hilfe. George sieht aus wie 120 (ist er wahrscheinlich auch) und war in Schwaetzchenlaune. Ein ganz reizender, alter Herr. Manchmal habe ich sogar verstanden, was er gesagt hat... fieser Akzent hier. Unter anderem hat er mir ausfuehrlichst von einer fiesen OP berichtet, die er im Fruehjahr im Mundraum hatte. Manchmal ist es eine Gnade nicht alle Details zu verstehen.
          Er war ueberaus stolz auf die Shetlands und hat mir haufenweise Tipps gegeben, wo ich noch unbedingt hin muesse. Und wenn es mir hier gut gefalle und ich bleiben wolle, das Queen's Hotel wuerde immer Leute suchen. Da er mit seinen Streichhoelzern bei dem Wind seine Pfeife nicht anmachen konnte, habe ich ihm mein Feuerzeug verehrt. (Manchmal bringe ich den Eingeborenen auch bunte Baender und Glasperlen mit... <zensiert, weil wegen nicht politisch korrekt...) Er lud mich daraufhin ein, die Ferien in seinem Caravan neben seinem Haus zu verbringen. Ehe ich es mich versah, hatte er mir schon den Schluessel in die Hand gedrueckt. Ich meinte, ich wuesste noch gar nicht, ob ich in diese Ecke der Inseln kaeme, das wuerde alles vom Wetter abhaengen. Schliesslich hat er den Schluessel doch wieder angenommen und hat mir seine Adresse gegeben, ich solle mich bei Bedarf melden. Einfach klasse. Wir haben noch ein bisschen geschwatzt, bis die Faehre kam. Leider schaffe ich es nicht mehr zu ihm, ich hatte es wirklich in Erwaegung gezogen.

          Die Faehre zu den Skerries ist interaktiv: Hier hilft der Fahrgast noch beim Anlegen. Die Besatzung war hin und weg: 8 Fahrgaeste! So viele haetten sie schon lange nicht mehr gehabt. Ausser mir war es nur noch ein Auswaertiger, ein Slowene. Die Ueberfahrt muss ohne Ende subventioniert sein, der Spass hat fuer gut zwei Stunden (guenstige Stroemungen und Winde) 2,80£ gekostet.
          Die Skerries bestehen aus drei Inselchen und vielen Felsbrocken. Zwei davon sind bewohnt und durch eine Bruecke verbunden. Wie schon erwaehnt knapp 2qkm Flaeche, dazu kommen 1 Meile Strasse, eine erstaunlich prosperierende Kommune mit knapp 80 unglaublich freundlichen Einwohnern, eine Post, ein Laden, eine Zwergschule, eine beheizte oeffentliche Toilette und Dusche im Hafen, viele Voegel, Seeotter und Seehunde, ein Leuchtturm, eine erstaunlich vielfaeltige und bunte Vegetation, mindestens 20 km (!) Kuestenlinie, eine Hafenkatze und ein Rasenmaehservice (!).
          Auch wenn die Shetten ja keine Schotten geschweige denn Englaender sind, die Passion fuer englischen Rasen ist allen gemein. Er wird mit einem Aufwand gehegt und gepflegt, dicht und gruen gehalten, dass es fast schon krankhaft ist. Es regnet wie Sau, der Sturm blaest, der Rasen wird gemaeht. (Hier auf dem Campingplatz in Lerwick flitzt sofort der "Rasenmaehermann" los, sobald ein Zelt abgebaut wurde. Darunter ist ja das Gras in der Zwischenzeit 2mm gewachsen, muss also dringend wieder in Form gebracht werden.)

          Mäh:


          Die Skerries sind wirklich nett, smaragdene Brocken in einem koenigsblauen Meer mit Buchten, auf deren leuchtendes tuerkises Wasser so manche Karibikinsel neidisch werden koennte.



          Z.T. mit Geleitschutz durch die Hafenkatze bin ich am ersten Tag die Kueste abmarschiert. Viele Papageintaucher, die aber quasi schon mit gepackten Koffern auf dem Sprung waren.

          Unscharf, aber wenigstens einen habe ich erwischt:


          Die oertlichen Seehunde hatte man offensichtlich nicht ueber meinen Besuch informiert: Sie lagen unverzeihlicherweise nicht auf ihren Baenken. Im Meer tummelten sich aber einige rum. Mir sagte mal jemand, es haette keinen Zweck, sich an Seehunde ranzuschleichen, dann wuerden sie misstrauisch und wuerden abtauchen. Man solle sich vielmehr auffaellig und albern verhalten, dann wuerden sie neugierig und einen mit grossen Augen beobachten. Die meisten intelligenten Zwei- bis Mehrbeiner sind ja sehr neugierig. Und Meeressaeuger sollen und muessen eigentlich intelligent sein. Eine Species die sich im Laufe ihrer Phylogenese sagt: "Alles ploeht hier, lasst uns doch zurueck ins Meer gehen!" muss unglaublich intelligent sein. Oder unsagbar daemlich...
          Wie auch immer, ich bin also an der Kueste auf und abgehuepft, habe gewunken, einen Kriegstanz improvisiert usw. Und tatsaechlich: Die Seehunde sind nicht sofoert wieder abgetaucht, sondern haben mich eine Weile interessiert beobachtet. Die Spaziergänger, die in diesem Augenblick auf einem Huegelkamm erschienen, waren dafuer aber umso schneller wieder weg...

          Ich fand die Hoeflichkeit und Freundlichkeit ja bereits auf dem schottischen Festland so bemerkenswert. Auf so einer kleinen Insel ist das alles noch mal potenziert: Jeder winkt und gruesst freundlich, unglaublich viele halten ein Schwaetzchen, es ist alles sehr entspannt und angenehm.

          "Meine" Teilzeit-Katze:


          Mein Zelt habe ich an der Lee-Seite aufgebaut. Die erste Nacht war auch traumhaft: 10 Meter unter mir hat das Meer gerauscht, die Hafenkatze kam immer mal wieder auf einen Kontrollgang und zum Kuscheln und Spielen vorbei und abwechselnd haben Leuchtturm und Mond in mein Zelt geblinzelt. Eine erholsame Nacht war auch dringend noetig, denn kurz vorher bin ich nochmal dem netten Slovenen ueber den Weg gelaufen. Wie gesagt, eigentlich ein netter, aber er hat es geschafft innerhalb kuerzester Zeit Themen wie die dt. Wiedervereinigung, Angela Merkels Praesenz auf dem internationalen Parkett, den Euro, die Gretchenfrage, Verantwortung von Kinderschaendern, die Frage nach dem Einfluss von Eziehung und Vererbung und und und blablabla durchzudiskutieren. Dafuer brauche ich normalerweise 10 Jahre Anlauf und nicht 10 Minuten. Um es mit Bernd, dem Brot, zu sagen: "Das ist mir jetzt zu nah." Bevor wir zum Sinn des Lebens kommen konnten ("42!"), habe ich mich zu meinem wunderschoenen Lagerplatz verdrueckt.
          Der Laden der Insel ist unglaublich: Ein winzigkleiner Schuppen, mit einem Sortiment, das einem die Schuhe auszieht. Es gibt fast nichts, was der reichlich wortkarge George nicht hat. (Ich habe ihn tatsaechlich nichts sagen hoeren, auch wenn Inselbewohner reinkamen. Er hat nur hin und wieder gegrunzt.) Ich bin mir sicher, der Laden muss um ihn rum gebaut worden sein, aus diesem vollgestopften Regalgewuehl kaeme er niemals ohne eine Abrissbirne raus.

          Die zweite Nacht war zum Ausrasten: Erst Monsum-artiger Regen und dann Wind ohne Ende (obwohl ich noch halbwegs im Windschutz war). Irgenwann ist das Zelt einfach wie ein Klappmesser zusammengeklappt und ich habe bis zum Morgengrauen unter der Plane, die der Wind direkt auf mich drueckte, gebibbert. Zelt nass, Schlafsack nass, Chouchen nass, baehbaeh. Beim ersten Tageslicht so gegen vier habe ich abgebaut und habe meinen Schlafasck und mich zum Trocknen in der heimeligen Hafentoilette aufgehaengt. Ich beschloss nicht mehr die angesagte Regatta abzuwarten, sondern die erste Faehre am Morgen zu nehmen - die natuerlich nicht kam, weil sie nur auf Vorbestellung faehrt... Die Mittagfaehre hat mich dann aber mitgenommen. Ein Passagier, 4 Mann Besatzung, das hat sich gelohnt.

          Immer noch Lerwick, ein Tag spaeter, kleiner Einschub: Schrieb ich da gestern was ueber Hoeflichkeit? Eben als ich reingeradelt bin, rief mir eine Teenie-Schlampe: "Cycle bitch!" hinterher. Wo gibt's denn sowas?!? Vielleicht meinte sie aber auch im Imperativ: "Cycle, bitch!", als so ein Udo-Boelts'scher "Quael Dich, Du Sau!"-Anfeuerungsruf...Aber ich bezweifle es.
          Dusselige Kuh!




          Wo war ich, ja, bei den Skerries: Am Wochenende bin ich etwas verfroren und als einziger Passagier im Norden gelandet. Schoenes Wetter, fieser Wind. Ich hatte aber immer noch nicht genug vom ruralen Leben und bin zu einer Agricultural Show gefahren. Sehr putzig, wie man sich so etwas vorstellt: Es wurde die beste Wolle, Eier, Blumen, Shetland-Kohl, Kekse, Kuchen, Bilder, Bastelarbeiten, Tischstecken, Besticktes und Gestricktes, Ponies, Huehner, Meerschweinchen, Schaeferhunde und so weiter gezeigt und schoen mit Schleifen praemiert.

          Preis-Hühner:


          Gerupftes Huhn:


          Es war fast wie der Prolog zu einem skurrilen englischen Krimi: Ich habe damit gerechnet, dass jeden Augenblick die Leiche von Mrs. Sweetcookington, vergiftet durch eine Tasse Tee, gefunden wird. Es stellt sich dann in den naechsten 90 Minuten heraus, dass sie durch Mrs. Bitchley von gegenueber vergiftet wurde, weil die Tote entdeckt hatte, dass Mrs. B. ihren jaehrlich praemierten Kuchen immer heimlich im Supermarkt kauft. Das wollte sie heute ausplaudern und wurde deshalb um die Ecke gebracht. Ich schweife ab... Die Show war wirklich SEHR rural und sehr nett. Leider hat wegen der Maul und Klauenseuche einiges an Viehzeug gefehlt.

          Männer-Spielzeuge:


          Frauen-Spielzeuge ("Die Größe ist nicht entscheidend!"):



          Ich bin an diesem Tag alberne 35 Meilen gefahren, wovon ich aber sicher 10 geschoben habe. Ich habe vom Schieben Blasen an der Hand! Also irgendetwas mache ich falsch...
          Auf und ab, ein fieser Gegenwind... Selbst die kleinsten Gaenge haben nicht mehr ausgereicht. Dabei wird mein Gepaeck langsam leichter. Die gekauften Buecher sind in Edinburgh gelagert, das Essen wird weniger, eine Hose ist zerfetzt, dicke Socken und Fahrradhandschuhe liegen im Nordatlantik, mein Handtuch haengt in einer Toilette im Nirgendwo, mein Stativ ist kaputt, das Frontlicht ebenso, ich hinterlasse also wie gewohnt eine Spur der Zerstoerung hinter mir. Aber auch das zusehends reduzierte Gepaeck half alles nichts: Ich wurde immer kaputter, mein linkes Knie immer dicker, also beschloss ich, wieder nach Lerwick reinzufahren und den Norden der Inseln leider nicht mehr weiter zu erkunden. Hier hatte ich jetzt drei Tage Standquartier, ohne Gepaeck macht das Rennradeln auch wieder Spass und das Knie nimmt langsam wieder eine normale Form an. Ja, ich geb's ja zu, ich bin ein Weichei!

          Am Montag Abend war ich bei einer Mischung aus Ausstellung und Konzert: Es wurden alte Handwerkstechniken gezeigt und traditionelle Musik gemacht. Ich war etwas zu frueh da und wurde mit grossen Augen von einer reizenden alten Dame empfangen: "Leider muessen Sie noch etwas warten, sie sind so frueh." "Ich kam lieber etwas frueher, weil ich keine Karten im Vorverkauf besorgt hatte!" "Oh, dear, heutzutage kommen ja leider nicht mehr viele Leute..." Und tatsaechlich hatte ich in der ersten halben Stunde den betreuenden Rentnerclub fuer mich alleine. Von nebenan konnte man ein Konzert hoeren, bei dem auch traditionelle Taenze gezeigt wurden. Da meine Karte dafuer nicht galt, haben es sich zwei der Seniorinnen nicht nehmen lassen, mir vorzufuehren was nebenan gerade getanzt wurde. Wirklich zum Schiessen! Ich wusste nicht so recht, ob ich geruehrt sein oder mich kaputt lachen sollte.

          Irgendwann kamen doch noch ein paar mehr Leute und die "Shetland Heritage Fiddler" (7 Fiedeln, Gitarre, Klavier, Querfloete) gaben ein kleines Konzert. Die Shetlands sind beruehmt fuer ihre Folk-Geigen und just diese Woche ist die "Fiddle Frenzy Week" mit haufenweise Veranstaltungen und Workshops. Eigentlich habe ich es ja gar nicht mit Violinen, aber die shetische Art ist wirklich schoen: Ein bisschen Irisch, ein bisschen Shanty, eine Prise Western und noch etwas Auenland dazu. Man sah mir mein Vergnuegen wohl an, deswegen nahm mich die alte Dame vom Anfang zur Seite und meinte verschwoererisch: "Viele Fiddler treffen sich gleich im Boating Club. Laufen Sie ihnen einfach hinterher!" " "Ist das nicht privat?" "Ach, was, und *verschwörerisches Augenzwinkern* ausserdem ist da der Sprit billig!" Ich habe also meine Beine in die Hand genommen und habe das Clubhaus des Lerwick Boating Club gesucht und gefunden. Am Eingang ein Schild: "Gaeste muessen sich in eine Liste eintragen, Clubmitglieder muessen sich fuer das Benehmen ihrer Gaeste verbuergen. usw" Ich habe mich also eine Weile unschluessig vor dem Haus rumgedrueckt, bis ich dann schliesslich doch jemanden gefragt habe. "Klar, komm' rein, ist zwar ein bisschen voll, aber das geht schon." Was soll ich sagen, ueber 30 improvisierende Fiddler mit Trommel, Klavier und Gitarre, die bis weit nach Mitternacht eine Session gehalten haben. Wenn mir vorher jemand gesagt haette, dass ich es stundenlang in einem bestenfalls 50qm gr. Raum mit ueber 30 Violinen aushalten wuerde, ich haette es nicht fuer moeglich gehalten. Die shetischen Weisen sind herzzerreisend melancholisch bis uebersprudelnd froehlich. Schwer zu beschreiben. Es war ein so schoener Abend, haette es an diesem Abend noch ein Nordlicht wie im Fruehjahr auf Island gegeben, haette ich mich danach beruhigt ins Meer stuerzen koennen, weil es nicht besser besser haette werden koennen.

          Gestern habe ich dann noch eine Bootstour gemacht. (Radfahren war nicht, weil wegen Hexenschuss.) Ich hatte die Wahl zwischen einem hochmodernen Schiff mit Unterwasserkamera und promovierten Meeresbiologen und einem alten Kaehnchen mit zwei betagten Shetlaendern als Besatzung. Selbstverstaendlich habe ich die zweite Option gewaehlt. Wir sind direkt an den Fuss von 150m hohen (oder tiefen, wie man's sieht) Vogelklippen geschippert, haben geangelt (nach gestoppten 31s hat der erste Fisch gebissen!) und waren danach damit Seehunde fuettern. Hihi, sehr lustiger Ausflug und hoefliche, fotogene Seehunde.

          Heute ist Lerwick voll ohne Ende. Gleich zwei Kreuzfahrtschiffe haben angelegt, die Passagiere haben Ausgang bekommen und das Durchschnittsalter in den Strassen ist damit heute etwas ueber 81.
          Und endlich ist wieder gutes Wetter. Dennoch habe ich mein Zeug gepackt und nehme gleich die Faehre zu den Orkneys. Da soll es ein bisschen weniger windig und flacher sein...

          Drueckt mir die Daumen, dass ich heute um Mitternacht auch einen Zeltplatz in Kirkwall finde.

          Ich wuensche euch alles Gute,
          verwehte Gruesse,
          C.

          Ruhiges Zeltplätzchen auf den Orkneys:


          Anmerkung: Bilder der Agricultural Show sind von einer größeren Show ein paar Tage später in Kirkwall, nicht von den Shetlands. Die Speicherkarte, die ich am Ende auf den Shetlands drin hatte, hatte sich zu Hause beim Laden auf den Rechner leider selbst zerstört. Da waren neben vielen Seehundbildern dummerweise auch einige Filmaufnahmen der Fiddler dabei. Ich könnt' mich in den A... beissen! Aber ich komme nicht dran...
          Zuletzt geändert von Chouchen; 10.01.2012, 16:02.
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            #6
            AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

            Email 4
            Betreff
            : Am kariertesten


            Hallo zusammen,

            stehe gerade am Flughafen und werfe meine letzten £ in den Internet-Zugang. Da die Tastatur viel zu hoch haengt (vielleicht gibt es da auch einen anderen Grund fuer die Nicht-Kompatibilitaet des Rechners und mir... ) und der "Trackball" nur mit Muehe zu bewegen ist, wird es sicher recht kurz und schmerzlos.

            Was ich alles gelernt habe (schliesslich war es ja eine Art Bildungsurlaub :
            1.) Die Orkneys sind flacher als die Shetlands, etwas weniger windig, aber ziemlich nass.
            2.) Kirkwall ist ein putziges Staedtchen.

            mit hohem Otteraufkommen:


            3.) In Kirkwall gibt es eine kombinierte Woll- und Weinhandlung. Was für eine Hammer-Kombination! Da fehlt nur noch die Schokolade.
            5.) Je mieser das Wetter ist, desto beeindruckender sind die Sonnenuntergaenge.


            6.) Kettenblaetter hinterlassen aesthetische Spuren auf Schienbeinen.
            7.) Praehistorische Staetten (Standing Stones, Huegelgraeber) gibt es fast mehr als Farmen auf den Orkneys.


            Maes Howe (seeehr sehenswert, aber leider war innen Fotoverbot):


            8.) Wenn in einem Garten ein Megalith steht, dann ist der "echt" und somit ca. 7000 Jahre alt und mitnichten eine Gartendeko.
            9.) Schottische Buchhaendler sehen genauso aus wie Asterix' englischer Vetter ("Ist es nicht?) und sprechen wie Pippin.
            10.) 16 (!) gekaufte Buecher passen leicht ins Handgepaeck...
            11.) Wallisischer Akzent ist viel schlimmer als schottischer.
            12.) Bei mir setzt seit einer Woche der uebliche Auslandseffekt ein; Ich beginne auf englisch zu traeumen, bekomme aber dafuer keinen geraden Satz mehr raus - weder auf Deutsch noch auf Englisch. Das Positive ist, dass ich nicht mehr sofort als "Kraut" erkannt werde. Kein Wunder bei den seltsamen Lauten die ich von mir gebe...
            13.) Seewasser tut einem Fahrrad gar nicht gut. Gottseidank gab's auf den Orkneys einen Lidl, der gerade Glitschi im Angebot hatte. Seitdem bewegt sich die Kette wieder mit nicht allzu viel Dezibel.
            14.) Haggis ist durchaus geniessbar, Baked Beans zum Fruehstueck sind o.k., Porridge ist absolut goettlich. Vor allen Dingen mit Schw. Johannisbeeren, die wild wachsen.
            14.) Mein Zelt ist leider gar nicht fuer heftiges Wetter geeignet, mein Schlafsack deckt den richtigen Temperaturbereich ab, ist fuer Fahrradtouren aber zu schwer, "Campinggaz"-Gas gibt's hier leider zu selten.
            Zeltplatz mit Aussicht:


            15.) Bei der naechsten Tour weiss ich genau was mit muss und was zu Hause bleiben kann.
            16.) Ich schaffe es beim Campen jedesmal mir ueberall blaue Flecken zu holen, wobei man doch meinen sollte, dass so ein Zelt weniger Ecken und Kanten als ein Haus hat.
            17.) Es gibt hier gar lehrreiche Ortsnamen, wie z.B. Drinkbetween, God, Langweil, Russland und Henry's Loch.

            Nein, kein Schaf:


            18.) Wenn neben einem Hundeverbotsschild ein Muelleimer mit der Aufschrift "Dog Waste" steht, dann heisst das nicht, dass man da seinen Hund reinwerfen soll
            19.) und "Boots" ist kein Schuhladen, sondern es ist eine Apothekenkette.
            20.) Ich muss hier nochmal hierhin. Von Edinburgh habe ich recht wenig gesehen, die Highlands immer noch nicht. (Ich glaube, mit meinem bepackten Rad haette ich mir da auch die Kugel gegeben.)
            21.) Es ist leider ein Geruecht, dass man nach ein paar Tagen Radurlaub automatisch fitter wird.
            22.) Ich bin befoerdert worden: Als die Campingplatz-Chefin heute morgen mein komplett bepacktes Rad sah, betitulierte sie mich nicht mehr mit "Oh, dear!", sondern jetzt sind wir bei "O Lord, darling!!!"

            Resumee: Es war schoen und spannend, hier wohnt ein nettes Voelkchen, das Wetter muss ueberarbeitet werden ("it never rains, but it pours..."), mein Rad eignet sich nur sehr bedingt fuer solche Touren (das war mich ja aber auch vorher klar), ich muss irgendwann mal "richtig" nach Schottland und...
            ...Island ist schoener!
            Das sagte ich aber wahrscheinlich auch, falls ich dereinst im Paradiese bei 25 Grad und einem lauen Lueftchen auf weichen Kissen gebettet laege, von eingeoelten Sklaven mit Trauben und Wein und sonst was beglueckt wuerde, waehrend die Voeglein um mich herum saengen und mir ein Halbgott den Ruecken massierte...
            "Is ja ganz nett hier, aber Island ist schoener!"

            Ja, manchmal bin ich in meiner Sichtweise recht eingeschraenkt.

            Euch allen viele Gruesse, heute abend bin ich wieder in Deutschland und morgen zu Hause,
            C.

            Zuletzt geändert von Chouchen; 10.01.2012, 15:23.
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              #7
              AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

              Oh Schuhschi! Jetzt muss ich DICH mal virtuell knutschen für diesen mit köstlichem Humor gewürzten Bericht.
              DANKE!

              Müßiggang ist besser, als gar nichts zu tun.

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                #8
                AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                Zitat von winnetoux Beitrag anzeigen
                ORKNEYS! Mit Rennrad! Ich verstehe, warum du den Schwerpunkt auf eine andere Insel legst. Seh es schon vor mir, das zerzauste Rad am Ring von Brodgar in der Brise.
                Ach, der Wind auf den Orkneys ging, aber es hat dermaßen geschifft...

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                  #9
                  AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                  So, jetzt habe ich ein paar Bildchen ran gehängt. Nach dieser Tour bin ich dann übrigens endgültig und komplett auf Digitalfotographie umgestiegen. Ich habe zwar schöne Dias gemacht, aber eigentlich nie wieder rausgekramt, sondern aus Bequemlichkeit viel öfter die Notnagel-Schnappschuss-Dateien angesehen...

                  Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                  OT: Haben die was ins Rheinwasser getan? Ich schreib 'nen Reisebericht, Molte schreibt einen, und jetzt fängst Du auch noch an...
                  Auf die Weicheier-Tour von Molte musste ich natürlich einen drauf setzen. Mit 'nem Single-Speed an einem Tag nach Paris, das kann doch jeder!

                  Zitat von Cervantes Beitrag anzeigen
                  Oh Schuhschi! Jetzt muss ich DICH mal virtuell knutschen für diesen mit köstlichem Humor gewürzten Bericht.
                  DANKE!

                  *rotwerd und Danke*
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                  • Atze1407
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                    #10
                    AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                    Sehr schön, Danke.
                    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                    Abraham Lincoln

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                    • Rainer Duesmann
                      Fuchs
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                      #11
                      AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                      Fein gemacht, fein gemacht!

                      Besten Dank,
                      Rainer
                      radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                        #12
                        AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                        Wie soll man da zum Arbeiten kommen, wenn Du solche Berichte reinstellst!
                        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                          #13
                          AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                          Dieser Bericht brachte mich dazu, die Mittagspause im Büro zu verbringen statt an der frischen Luft.
                          Radfahren auf den Orkneys - das habe ich in den 80er Jahren mal gemacht, in meinem jugendlichen Leichsinn. Egal wo ich fuhr, ich hatte immer Gegenwind, es ging bergauf, und es regnete...
                          Danke für die unterhaltsame Lektüre!

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                          • Chouchen
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                            #14
                            AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                            Irgendwie waren ein paar Bilder verschluckt, die werden jetzt aber angezeigt.
                            "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                              #15
                              AW: (UK) Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                              POFF!!!!

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                              • Ditschi
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                                #16
                                AW: [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                                Da kommt man nichtsahnend im schwindenden Licht des Tages von der Arbeit heim, möchte noch mal kurz in den Garten...

                                ..und dann so ein Bericht, bei dem man wieder sitzen bleibt!

                                Jetzt ist es dunkel!

                                Chouchen, Du bist schuld, daß ich nichts schaffe...

                                Gruß Ditschi

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                                  AW: [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                                  Ein herrlicher Bericht! Ich habe mich köstlich amüsiert!

                                  Bin gespannt was als nächstes ansteht!

                                  Grüße
                                  Charlotte
                                  Hike My Hike, Damn it!
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                                  • Leitwolf
                                    Fuchs
                                    • 02.03.2010
                                    • 2089
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                                    #18
                                    AW: [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                                    Wirklich spaßig zu Lesen!
                                    Aber was machen die Handschuhe im Atlantik-war den Fischen kalt? Und wie kann man mit dem Kettenblatt das Bein verschönern?
                                    Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                    Und nur zu Nur zu Gast auf dieser Welt.

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                                    • Goettergatte
                                      Freak

                                      Liebt das Forum
                                      • 13.01.2009
                                      • 27465
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                                      Oh Chou, das war schön zu lesen.


                                      Dennoch hat die Stiftung GöGaTest eine Mängelliste aufzustellen:
                                      -Hanseatic Booth ?
                                      -Scubby-Roo's Castle?
                                      -Earl und Bishops Palace?
                                      -Noltland Castle?
                                      -Birsay Palace?
                                      -Jarlshof?
                                      -Ophir?
                                      -Brochs of Moosa, -Birsay ... ?
                                      -Fort Charlotte?
                                      -Muness Castle?
                                      -Scalloway Castle?


                                      "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                                      Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                                      Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                                      Der über Felsen fuhr."________havamal
                                      --------

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                                      • rockhopper
                                        Fuchs
                                        • 22.04.2009
                                        • 1238
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                                        #20
                                        AW: [UK] Schottland -Shetland-Orkney: Rennradschieben auf den Inseln, August 200

                                        Klasse Bericht! ...Danke.....hat mich doch sehr animiert meine Single-Woman Radtouren (bis jetzt 2) mit Bild und Text
                                        ins Forum zu stellen.

                                        Grüße_rockhopper

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