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Nachdem es zur Zeit draußen ja eher trüb ist, will ich zur Stimmungsaufhellung mal meinen liebsten Langstreckenweg aus dem sonnigen Australien vorstellen, den ich schon zwei Mal genau zu dieser Jahreszeit gelaufen: Der Bibbulmun Track in West-Australien
Die Langfassung mit vielen Bildern gibt es hier auf meinem Blog:
http://christine-on-big-trip.blogspot.com/search/label/Bibbulmun%20Track
Der Bibbulmun Track, kurz oft auch einfach nur Bibb genannt, ist mein absoluter Lieblingstrail und daher auch der einzige Langstreckentrail, den ich in seiner Gesamtheit bereits zweimal gelaufen bin. Zum besseren Verständnis hier erst mal ein paar Kurzdaten:
Länge: knapp 1.000 km
Lage: in Western Australia von Kalamunda, einem Vorort von Perth, bis Albany an der Küste. Die ersten zwei Drittel des Weges verlaufen im Inland durch teilweise recht spektakulären alten Eukalyptuswald, das letzte Drittel führt entlang der Küste über traumhafte einsame Sandstrände.
Jahreszeit: Der Trail kann ganzjährig begangen werden, allerdings ist von Dezember bis Februar Sommer und damit sehr heiße Temperaturen angesagt. Ich bin ihn nun schon zwei Mal im Dezember/Januar gelaufen und muss sagen, dass es zwar sehr heiß ist, aber noch zum Aushalten. Im dortigen Winter ist es zwar deutlich kühler und regnerischer, aber mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt oder gar Schnee muss man nie rechnen. Beliebteste Jahreszeit ist das Frühjahr, also unser Herbst, da es dann am meisten Wildblumen gibt.
Schwierigkeitsgrad: Relativ einfach, da nicht viele Steigungen. Am Küstenabschnitt teilweise kilometerlange Abschnitte auf Sandstrand, die ein bisschen anstrengend sein können. Dabei müssen mehrere Inlets überquert werden: Eines per bereitgestellten Ruderbooten, mehrere andere müssen je nach Jahreszeit durchwatet oder umlaufen werden – und das Durchwaten kann bei Flut schon ganz schön spannend sein.
Markierung: durchgängig ganz ausgezeichnet mit gelben Metallmarkierungen ausgezeichnet. Verlaufen ist nur schwer möglich. Nur am Küstenabschnitt ist es manchmal schwierig, den Ausgang durch die richtige Düne zu finden.
Führer/Karten: Es gibt sowohl einen 2-bändigen Führer im handlichen Hosentaschenformat mit Wegbeschreibung und Karten sowie ein richtiges detailliertes Kartenset. Da der Weg super markiert ist, ist der Führer völlig ausreichend. GPS wäre völlig überflüssig. Zusätzlich gibt es noch einen Serviceguide, der Unterkunftsmöglichkeiten und sonstige Dienstleistungsangebot in den Orten am Weg auflistet.
Hütten: Dies ist eine der besten Seiten des Bibbulmun! Insgesamt gibt es auf dem Bibb Track 48 Schutzhütten, die alle nach demselben Prinzip gebaut sind. Sie sind nach einer Seite offen (kein Problem beim dortigen Klima) und bieten Platz für 12 – 16 Schläfer. Darüber hinaus verfügt jede Hütte über einen überdachten Tisch mit Sitzgelegenheit sowie Tische mit Bänken draussen. Natürlich gibt es etwas abseits sehr gepflegte Plumpsklos und je nach Gebiet auch eine ausgewiesene Feuerstelle. Jede Hütte hat 2 riesige Regenwassertanks, so dass Trinkwassernachschub auf dem Bibb nie ein Problem ist. Daneben gibt es einen Besen zum Saubermachen und ein Gästebuch. Viele Wanderer haben Bücher oder Zeitschriften hinterlassen, so dass man oft spannendes Lesematerial findet. Wer nicht in der Hütte schlafen will, kann das auch auf ausgewiesenen Zeltplätzen in der Nähe tun. Die Schutzhütten sind in der Regel sehr idyllisch gelegen, z.B. auf einer Anhöhe mit Aussicht oder am Wasser mit Bademöglichkeit. Die Hütten sind zum Einlaufen am Anfang ca. 10 km von einander entfernt. Nach ein paar Tagen erhöht sich diese Distanz dann auf 20 bis max. 24 km.
Wildzelten: kann man eigentlich fast überall entlang des Weges. Da aber die Hütten so viel Komfort bieten, schläft fast jeder in oder in der Nähe.
Beliebtheit: Obwohl der Bibb schon recht populär ist in West-Australien, ist der Weg nicht überlaufen. Ich hatte in etwa der Hälfte der Fälle die Hütten für mich allein und wenn ich Gesellschaft hatte, dann nur einzelne Wanderer.
Logistik: Hier zeigt sich, wie wohl durchdacht und geplant die Wegführung ist! Der Weg startet in Kalamunda, einem Vorort von Perth. Vom Busbahnhof in Perth gibt es jede halbe Stunde einen Bus nach Kalamunda mit einer Fahrtzeit von 35 Minuten. Dann noch 2 Minuten laufen von der Bushaltestelle bis zum offiziellen Beginn des Bibb und schon kann es losgehen. Der Weg endet direkt im Zentrum von Albany, von wo aus man 2 mal täglich mit einer Fahrzeit von ca. 6 Stunden mit dem Bus zurück nach Perth kommt. Dieser Bus kreuzt die Wegführung des Bibb mehrere Male, so dass kürzere Streckenwanderungen auf dem Bibb problemlos möglich sind. Der Bibb führt alle 3 bis 5 Tage durch eine Ortschaft mit Einkaufsgelegenheit, so dass auch der Proviantnachschub einfach ist.
Was gibt es zu sehen? Eine völlig einzigartige Flora und Fauna erwartet einen in Australien. Statt Nadelwälder Eukalyptus in allen Varianten: Marri, Karri, Jarra, Banksia – von denen hatte ich auch vorher noch nie was gehört, obwohl sie zu den größten Bäumen dieser Welt zählen. Dazu Wildblumen aller Art. Natürlich gibt es Kängurus, aber am meisten haben mich die Vögel begeistert. Vögel, die man bei uns nur in der Zoohandlung sieht, fliegen dort frei herum: Kakadus, Papageien und auch Emus – wobei letztere natürlich nicht fliegen. Im letzten Drittel geht es immer an der Küste entlang mit teilweise kilometerlangen weissen Traumstränden.
Was gibt es nicht zu sehen? Wer alpines Hochgebirge braucht, um glücklich zu sein, ist hier falsch. Ab und zu gibt es ein paar Hügel mit Aussicht, aber von Gebirge keine Spur.
Der Bibbulmun Track wurde nach dem Vorbild des Appalachian Trail in USA konzeptioniert und gestaltet. Ich bin sowohl den Appalachian Trail als auch den Bibbulmun Track gelaufen und kann nur sagen, dass die Australier ihr amerikanisches Vorbild bei weitem übertroffen haben. Der Bibb ist bis in das letzte Detail durchdacht und mir fällt nichts Gravierendes ein, was verbessert werden könnte. Von der Wahl der Strecke über das Hüttensystem und die Ausschilderung bis hin zu den Wanderführern haben die Australier einfach alles richtig gemacht.
Was mich aber am meisten begeistert, ist, dass der Bibb Track für fast alle Zielgruppen attraktiv ist. Aufgrund des dichten Hüttennetzwerks werden auch blutige Anfänger ihren Spass haben, denn 20 km in relativ einfachem Gelände schafft eigentlich jeder. Wer wie ich gut im Training ist, läuft eben 40 km jeden Tag und übernachtet nur an jeder 2. Hütte. Allerdings haben mich die Hütten zu so manchem halben Ruhetag verführt. Und das ist halt das beste am Bibbulmun Track: Es ist ein echter „Urlaubs“-Trail zum Erholen. Nirgendwo sonst lädt das Klima und die Hütten-Infrastruktur so sehr dazu ein, einfach mal AUF dem Trail einen Ruhetag einzulegen. Der Bibb ist sicherlich nicht der aufregendste oder spektakulärste Trail, den ich gelaufen bin, aber er ist derjenige, der mir am meisten Spass gemacht hat.
Wer sich also mit Plänen trägt, auch mal auf der anderen Seite der Erdhalbkugel wandern zu gehen, sollte nicht immer nur an Patagonien oder Neuseeland denken. Auch in Australien kann man super wandern!
Christine
Die Langfassung mit vielen Bildern gibt es hier auf meinem Blog:
http://christine-on-big-trip.blogspot.com/search/label/Bibbulmun%20Track
Der Bibbulmun Track, kurz oft auch einfach nur Bibb genannt, ist mein absoluter Lieblingstrail und daher auch der einzige Langstreckentrail, den ich in seiner Gesamtheit bereits zweimal gelaufen bin. Zum besseren Verständnis hier erst mal ein paar Kurzdaten:
Länge: knapp 1.000 km
Lage: in Western Australia von Kalamunda, einem Vorort von Perth, bis Albany an der Küste. Die ersten zwei Drittel des Weges verlaufen im Inland durch teilweise recht spektakulären alten Eukalyptuswald, das letzte Drittel führt entlang der Küste über traumhafte einsame Sandstrände.
Jahreszeit: Der Trail kann ganzjährig begangen werden, allerdings ist von Dezember bis Februar Sommer und damit sehr heiße Temperaturen angesagt. Ich bin ihn nun schon zwei Mal im Dezember/Januar gelaufen und muss sagen, dass es zwar sehr heiß ist, aber noch zum Aushalten. Im dortigen Winter ist es zwar deutlich kühler und regnerischer, aber mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt oder gar Schnee muss man nie rechnen. Beliebteste Jahreszeit ist das Frühjahr, also unser Herbst, da es dann am meisten Wildblumen gibt.
Schwierigkeitsgrad: Relativ einfach, da nicht viele Steigungen. Am Küstenabschnitt teilweise kilometerlange Abschnitte auf Sandstrand, die ein bisschen anstrengend sein können. Dabei müssen mehrere Inlets überquert werden: Eines per bereitgestellten Ruderbooten, mehrere andere müssen je nach Jahreszeit durchwatet oder umlaufen werden – und das Durchwaten kann bei Flut schon ganz schön spannend sein.
Markierung: durchgängig ganz ausgezeichnet mit gelben Metallmarkierungen ausgezeichnet. Verlaufen ist nur schwer möglich. Nur am Küstenabschnitt ist es manchmal schwierig, den Ausgang durch die richtige Düne zu finden.
Führer/Karten: Es gibt sowohl einen 2-bändigen Führer im handlichen Hosentaschenformat mit Wegbeschreibung und Karten sowie ein richtiges detailliertes Kartenset. Da der Weg super markiert ist, ist der Führer völlig ausreichend. GPS wäre völlig überflüssig. Zusätzlich gibt es noch einen Serviceguide, der Unterkunftsmöglichkeiten und sonstige Dienstleistungsangebot in den Orten am Weg auflistet.
Hütten: Dies ist eine der besten Seiten des Bibbulmun! Insgesamt gibt es auf dem Bibb Track 48 Schutzhütten, die alle nach demselben Prinzip gebaut sind. Sie sind nach einer Seite offen (kein Problem beim dortigen Klima) und bieten Platz für 12 – 16 Schläfer. Darüber hinaus verfügt jede Hütte über einen überdachten Tisch mit Sitzgelegenheit sowie Tische mit Bänken draussen. Natürlich gibt es etwas abseits sehr gepflegte Plumpsklos und je nach Gebiet auch eine ausgewiesene Feuerstelle. Jede Hütte hat 2 riesige Regenwassertanks, so dass Trinkwassernachschub auf dem Bibb nie ein Problem ist. Daneben gibt es einen Besen zum Saubermachen und ein Gästebuch. Viele Wanderer haben Bücher oder Zeitschriften hinterlassen, so dass man oft spannendes Lesematerial findet. Wer nicht in der Hütte schlafen will, kann das auch auf ausgewiesenen Zeltplätzen in der Nähe tun. Die Schutzhütten sind in der Regel sehr idyllisch gelegen, z.B. auf einer Anhöhe mit Aussicht oder am Wasser mit Bademöglichkeit. Die Hütten sind zum Einlaufen am Anfang ca. 10 km von einander entfernt. Nach ein paar Tagen erhöht sich diese Distanz dann auf 20 bis max. 24 km.
Wildzelten: kann man eigentlich fast überall entlang des Weges. Da aber die Hütten so viel Komfort bieten, schläft fast jeder in oder in der Nähe.
Beliebtheit: Obwohl der Bibb schon recht populär ist in West-Australien, ist der Weg nicht überlaufen. Ich hatte in etwa der Hälfte der Fälle die Hütten für mich allein und wenn ich Gesellschaft hatte, dann nur einzelne Wanderer.
Logistik: Hier zeigt sich, wie wohl durchdacht und geplant die Wegführung ist! Der Weg startet in Kalamunda, einem Vorort von Perth. Vom Busbahnhof in Perth gibt es jede halbe Stunde einen Bus nach Kalamunda mit einer Fahrtzeit von 35 Minuten. Dann noch 2 Minuten laufen von der Bushaltestelle bis zum offiziellen Beginn des Bibb und schon kann es losgehen. Der Weg endet direkt im Zentrum von Albany, von wo aus man 2 mal täglich mit einer Fahrzeit von ca. 6 Stunden mit dem Bus zurück nach Perth kommt. Dieser Bus kreuzt die Wegführung des Bibb mehrere Male, so dass kürzere Streckenwanderungen auf dem Bibb problemlos möglich sind. Der Bibb führt alle 3 bis 5 Tage durch eine Ortschaft mit Einkaufsgelegenheit, so dass auch der Proviantnachschub einfach ist.
Was gibt es zu sehen? Eine völlig einzigartige Flora und Fauna erwartet einen in Australien. Statt Nadelwälder Eukalyptus in allen Varianten: Marri, Karri, Jarra, Banksia – von denen hatte ich auch vorher noch nie was gehört, obwohl sie zu den größten Bäumen dieser Welt zählen. Dazu Wildblumen aller Art. Natürlich gibt es Kängurus, aber am meisten haben mich die Vögel begeistert. Vögel, die man bei uns nur in der Zoohandlung sieht, fliegen dort frei herum: Kakadus, Papageien und auch Emus – wobei letztere natürlich nicht fliegen. Im letzten Drittel geht es immer an der Küste entlang mit teilweise kilometerlangen weissen Traumstränden.
Was gibt es nicht zu sehen? Wer alpines Hochgebirge braucht, um glücklich zu sein, ist hier falsch. Ab und zu gibt es ein paar Hügel mit Aussicht, aber von Gebirge keine Spur.
Der Bibbulmun Track wurde nach dem Vorbild des Appalachian Trail in USA konzeptioniert und gestaltet. Ich bin sowohl den Appalachian Trail als auch den Bibbulmun Track gelaufen und kann nur sagen, dass die Australier ihr amerikanisches Vorbild bei weitem übertroffen haben. Der Bibb ist bis in das letzte Detail durchdacht und mir fällt nichts Gravierendes ein, was verbessert werden könnte. Von der Wahl der Strecke über das Hüttensystem und die Ausschilderung bis hin zu den Wanderführern haben die Australier einfach alles richtig gemacht.
Was mich aber am meisten begeistert, ist, dass der Bibb Track für fast alle Zielgruppen attraktiv ist. Aufgrund des dichten Hüttennetzwerks werden auch blutige Anfänger ihren Spass haben, denn 20 km in relativ einfachem Gelände schafft eigentlich jeder. Wer wie ich gut im Training ist, läuft eben 40 km jeden Tag und übernachtet nur an jeder 2. Hütte. Allerdings haben mich die Hütten zu so manchem halben Ruhetag verführt. Und das ist halt das beste am Bibbulmun Track: Es ist ein echter „Urlaubs“-Trail zum Erholen. Nirgendwo sonst lädt das Klima und die Hütten-Infrastruktur so sehr dazu ein, einfach mal AUF dem Trail einen Ruhetag einzulegen. Der Bibb ist sicherlich nicht der aufregendste oder spektakulärste Trail, den ich gelaufen bin, aber er ist derjenige, der mir am meisten Spass gemacht hat.
Wer sich also mit Plänen trägt, auch mal auf der anderen Seite der Erdhalbkugel wandern zu gehen, sollte nicht immer nur an Patagonien oder Neuseeland denken. Auch in Australien kann man super wandern!
Christine
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