[US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

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    [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Land: USA
    Route: San Francisco - Los Angeles - Grand Canyon - Boulder, Washington D.C. - New York
    Reisezeit: April - Juli 1998

    Die Dias sind gescannt, die Tagebücher liegen hier vor mir: Zeit, doch noch einen Reisebericht über eine ganz besondere Reise zu schreiben!

    Es begann alles mit einem Artikel in der Erziehungskunst Anfang 1998.

    Ja, das hörte sich toll an! Ja, das will ich machen!

    Aber natürlich gab es noch einige Hindernisse zu überwinden, schließlich musste ich für drei Monate von der Schule freigestellt werden, meine Eltern mussten die Erziehungsberechtigung für diese Zeit abgeben, ich brauchte noch jede Menge Ausrüstung und viel Zeit war auch nicht mehr.

    Der aufregende Hinflug am 17. April, einer der letzten Tage der Osterferien und die Rückkehr am 16. Juli, wenige Tage vor den Sommerferien.

    Wer sind wir? 8 Schülerinnen und Schüler der Klassen 10/11 an verschiedenen Waldorfschulen und ein Reiselehrer. Wir kennen uns teilweise gut, teilweise so gut wie gar nicht. Es ist alles sehr aufregend, da jetzt wirklich alles neu ist, ganz neues Land, ganz neue Leute und so eine lange Reise hat natürlich vorher auch noch keiner von uns gemacht, noch dazu mit dem Rad.

    Wo geht es lang? Die Route wird von San Francisco die Westküste hinunter bis Los Angeles führen, von dort durch die Wüste über Grand Canyon bis Boulder. Da wir die Ostküste auch sehen wollen, werden wir dort in den Bus steigen und nach Washington D.C. fahren und dann am Ende mit dem Rad nach New York.



    Hier werde ich einen Überblicksbericht (mit allen Highlights!) schreiben, im Chaukenblog findet ihr die ausführlichere Version mit allen Fotos.

    Die Route:

    Blau: Rad-Anteil, Gelb: Bus/Auto
    Zuletzt geändert von ; 13.11.2011, 13:23.

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    #2
    AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

    1. Abschnitt: San Francisco - Carmel, 18. bis 29. April 1998

    Zunächst: Kennenlernen
    Uns untereinander, die erste amerikanische Großstadt, das Radfahren hier, überhaupt: Amerika. Natürlich ist alles furchtbar spannend, die verschiedenen Teile von San Francisco, die Fahrt über die Golden Gate Bridge.



    Schon am zweiten Tag passiert "es" auf einem Ausflug an den Strand im Norden: ein Unfall, ich stürze (wegen schlecht gesichertem Gepäck ). Der Schaden: aufgeschrammtes Knie, schmerzender aufgescheuerter Rücken, leichte Kopfschmerzen, zerbrochener Helm, total verbogene Gabel. Andi ist so nett und trampt mit dem kaputten Rad zurück. Ich bin zum Glück nicht so lädiert, dass ich mit seinem Rad fahren kann. Die Reparatur wird noch schwierig werden!

    Denn: hier fährt man Mountainbike, also 26 Zoll. Oder vielleicht noch Rennrad, also 28 Zoll, aber schmal. Reiserad? Lowriderösen? Brauche ich eine Gabel aus Deutschland? Das wird dauern! Oder ein neues Fahrrad? Nein, es findet sich eine Lösung, auch wenn die mit Adapterstücken ein klein bisschen wackeln wird wenn es später schnell bergab geht. Und der Fahrradhändler in D wird mich für verrückt erklären, mit so einem Ding so weit gefahren zu sein. Es wird aber alles gut gehen.

    Nach 5 spannenden Tagen in der Stadt geht es "richtig" los. Der Highway an der Küste ist sehr hügelig, es ist anstrengend immer hoch und runter zu fahren. Das Gepäck wiegt zu viel und das Training lässt auch zu wünschen übrig.



    Aber: die Landschaft entschädigt für (fast) alles!

    Nach zwei Tagen Rad fahren machen wir zwei Pausentage in Santa Cruz. Den Strand genießen (naja, inwieweit ich den Strand genießen kann, hallo Sonnenbrand!), am liebsten alle coolen Surferklamotten kaufen, aber weder Geld noch Platz dafür haben.



    In den nächsten beiden Tagen wird die Fahrt ihren Namen bekommen: Catastrophy Trip.
    Wir fahren in einzelnen Gruppen und wollen uns erst am Abend wieder verabredet treffen. Ich habe schon wieder einen Unfall..., was müssen amerikanische Gullys die Öffnungen auch parallel zur Straße haben? Ich finde mich auf einem stark befahrenen Highway wieder, mit gutem Schutzengel, aber zwei platten Reifen.

    Als Treffpunkt für den Abend ist der erste Safeway verabredet. Hm. In Monterey gibt es zwei. Wir warten am wahrscheinlicheren. Und warten. Und warten. Warten. Warten. Dabei sind wir doch eigentlich die langsameren gewesen. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert! Warum kommen die nicht? Viele freundliche Menschen wollen uns helfen. Fahren uns umher, die anderen zu suchen.

    HILFE!

    Ein Motel in der Nähe lässt uns alle drei zum Preis von einem übernachten. Was, wenn wir sie morgen auch nicht wiederfinden? Wir haben die nächste Kontaktadresse in Los Angeles.

    Am nächsten Morgen telefonieren wir die uns bekannten Personen ab, bringen jedoch nichts in Erfahrung. Ich mache mich dahin auf den Weg, wo die anderen vielleicht gewesen sein können. Und treffe:

    Den Reiselehrer!

    Tausend Wackersteine fallen vom Herzen. Alles wird wieder gut!

    Zurück bei Sarah und Silvi können die es mir kaum glauben, erst als er kommt. Und er kommt mit Eddy Murphy (ok, ein Eddy Murphy, nicht der), nimmt uns das Gepäck ab und wir fahren nach Carmel, wo die anderen schon sind. Sarah ist krank, sie schafft es kaum, die nächsten Hügel zu überwinden. Welche Freude, die anderen wieder zu sehen!

    Auflösung: Treffpunkt war der erste Safeway nach Monterey, in Carmel.

    Auf den Schreck ist noch mindestens ein Ruhetag fällig!

    Zuletzt geändert von ; 09.11.2011, 10:39. Grund: Karte eingefügt

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      #3
      AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

      2. Abschnitt: Carmel - Los Angeles, 30. April bis 30. Mai

      Nach einigen Erdrutschen und darauffolgenden Bauarbeiten wird der Highway No. 1 wieder eröffnet. Und wir sind dabei! Und sind auch gleich im Fernsehen!



      In den nächsten Tagen regnet es und meine Klamotten werden sich als nicht ganz optimal herausstellen. Wir werden aber entschädigt werden: die fleißigen Bauarbeiter laden uns ein, zum Essen, plaudern, Feuer.
      Unsere erste Waschbärenerfahrung erfolgt heute auch, die frechen Biester kommen ins Vorzelt, klauen meine Lenkertasche und öffnen meine Futtertasche. Da können sie noch so putzig aussehen, ich freue mich nicht wirklich!



      Das Fahren geht inzwischen immer leichter, man gewöhnt sich an vieles!

      Ab Santa Barbara wird's wieder etwas abenteuerlich:
      Die Annehmlichkeiten sind klar: bei Regen kommen wir bei Burger King unter und müssen nicht kochen. Die Nachteile sind auch klar: kein Platz zum Zelten vorhanden. Was tun? Wir entscheiden uns für warten und hoffen. Es gibt hier doch so viele freundliche Menschen! Nein, ausgerechnet hier an diesem Lucky’s nicht. Wir müssen hier schlafen. 3 Isomatten passen zwischen Getränkeautomat und Wand, geschlafen wird in zwei Schichten. 5 Mann auf 3 Matten, das ist sehr schmal und zwingt zur Seitlage. Irgendwie geht es trotzdem…




      Die folgende Nacht geht es wieder auf einen Campingplatz - und dann wird wieder auf einer Laderampe genächtigt, immerhin mit ausreichendem Platz!

      Ein kleiner Panneneinschub:
      Ein Stück Metall schlitzt M's Reifen auf, die Reparatur dauert etwas, da er ja keine Platten haben wird und das Flickzeug unten eingepackt hat . Das war aber noch nicht alles: Er hat ein Glas Tomatensoße auf den Gepäckträger geschnallt, welches sich selbstständig macht und für den nächsten Platten sorgt, schön rot verschmiert noch dazu.

      In Los Angeles sind wir Gast bei einer sehr freundlichen Waldorf-Familie. Wir zelten in ihrem Garten und sie kümmern sich ganz rührend um uns, bis dahin, dass unser Lehrer uns mit ihrem Bus durch die Gegend kutschiert.

      Um es kurz zu machen: wir haben das Touristen-Programm absolviert. Und es hat mir davon nichts, rein gar nichts gefallen. Die Meinungen in der Gruppe könnten konträrer nicht sein, es gibt auch die volle Begeisterung über ALLES.

      Für mich das wichtigste: Post!



      Wir haben 3 Postadressen für die Tour, die erste ist hier! Endlich Nachricht von zu Hause. Emails gab es für uns damals noch kaum, telefonieren sollten wir nicht, nur Briefe! Ich habe viele geschrieben - und auch ein paar bekommen.
      Und Post2: Ich habe ein großes Päckchen gepackt mit all den Dingen, die ich nicht wirklich brauche. Erleichterung für die kommenden anstrengenden Passagen!

      Zuletzt geändert von ; 09.11.2011, 11:14.

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      • Klappstuhl
        Alter Hase
        • 25.01.2009
        • 4235
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

        Jawoll, mal wieder ein "Retro"-Bericht...toll...mach schnell weiter

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          #5
          AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

          3. Abschnitt: Northridge - Grand Canyon Village, 14. Mai bis 1. Juni

          Endlich geht es weiter! Allerdings mit einer sehr unattraktiven Strecke: 140 km durch diese riesige, ziemlich schreckliche Stadt. Zur Erleichterung hat unser Reiselehrer das Gepäck schon zum Ziel gebracht, sodass jeder nur kleines Tagesgepäck transportieren muss. Das Fahren macht hier überhaupt keinen Spaß, alle paar Meter eine Ampel, anhalten, anfahren. Dazu noch ziemlich viel Verkehr und Hitze. Und besser wird es ja auch nicht werden, den ganzen Tag wird es durch diese Stadt gehen.

          Nach 18 km eine Pause in einer schicken Villengegend. Einen Schluck trinken. Leichte Übelkeit. Ein unangenehmes Gefühl. Schwindel. Zumindest erstmal geht es so nicht weiter. Dann: noch mehr Schwindel – bis zur Ohnmacht.

          Das heißt: Autotransfer auf Umwegen, Arztbesuch, Eisentabletten. Und 2 Wochen Radfahrpause. Trennung von den anderen. 1000 verpasste Kilometer.



          Dafür eine lange Busfahrt und viele Tage in Grand Canyon Village. Dort lande ich in einer ziemlich chaotischen Familie: 7 Kinder, von denen 4 Jungs und ein Mädchen mit ihrem Vater hier leben. Manches ist verwunderlich: z. B. Dass sie keine normalen Teller benutzen, sondern Pappteller, die sie in Halterungen einklemmen und dann wegwerfen. Schon bald "kenne" ich das halbe Dorf.

          Die nächste Klein-Katastrophe naht: ich wache auf. Und kann nicht mehr. Fieber, starke Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen. Da liege ich nun, krank in einer dunklen Kammer in einem seltsamen Haushalt. Zum Glück ist der Spuk nach einem Tag fast vorbei!

          Und der Wohnungsspuk auch, denn ich lerne in der Schule zwei Mädels kennen, die mir etwas besseres vermitteln können. Hier gibt es ein Zimmer für mich und coolere Leute

          Nun vergeht die Zeit recht unterhaltsam, wir gehen bowlen, spielen Karten, trinken abends Bier, ich mache kleine und einen größeren Rad-Ausflug, male Bilder. Nach ein paar Tagen nervt allerdings der allgegenwärtige Tourismus sehr und ein Entfliehen ist kaum möglich.

          Und ich warte sehnsüchtig darauf, dass der Rest der Truppe endlich ankommt! Bin in Gedanken viel bei ihnen…

          Und am 28. sind sie endlich da! Schon am Nachmittag. Die Wiedersehensfreude ist riesig, die Begeisterung für den Grand Canyon ebenso! Der Sonnenuntergang hat einen sehr lustigen Abend eingeleitet, den wir gebührend feiern. Mit Kartenspiel (um Geld ) und einer ganzen Menge alkoholischer Getränke.

          Am übernächsten Tag machen wir die Wanderung: Einmal runter zum Colorado River und wieder hoch. Entgegen aller Empfehlungen an einem Tag, aber wir sind ja zumindest fit!



          Wir nehmen sowohl für den Abstieg als auch für den Aufstieg den South Kaibab Trail, der deutlich schöner ist, als der Bright Angel Trail, allerdings auch steiler. Unsere Ausrüstung lässt für solch eine Unternehmung zu wünschen übrig, aber es geht auch mit Turnschuhen und Mini-Rucksack, immerhin haben wir genug Wasser dabei, das ist hier fast das wichtigste!







          Am faszinierendsten waren die ganzen verschiedenfarbigen Gesteinsschichten, und natürlich die Ausblicke!

          Am Abend sind wir ganz schön erledigt, dabei ist wollen wir doch in Jojos Geburtstag hineinfeiern. Die Feier ist ein wenig lahm, Müdigkeit macht sich breit.

          Ein ziemlich einzigartiger Aufenthalt nähert sich dem Ende, aber so langsam zieht es mich auch weiter!

          Zuletzt geändert von ; 09.11.2011, 12:41.

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            #6
            AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

            4. Abschnitt: Grand Canyon Village - Moab, 2. bis 12. Juni

            Die Etappen sind jetzt länger, es stehen meist um die 100 km auf dem Programm. Da ich aus etwas aus dem Training bin, habe ich Angst, es nicht zu schaffen.





            Leider folgen die nächsten Ausfälle bald: J ging es schlecht und sie legte sich am Straßenrand nieder, Herzrasen, frieren trotz Hitze, Schwindel. Wenig später folgt Sa mit schrecklichen Bauchschmerzen. Beide werden in Grand Canyon Village bleiben "müssen" und dann den Bus nach Moab nehmen. Es fährt sich alles erstaunlicherweise recht leicht, Probleme gibt es eher mit Pausen (keine Bäume!) und Schlafplätzen (alles eingezäunt!), aber irgendwann werden wir immer mehr oder weniger gut fündig. Die Nächte und freiem Wüstenhimmel sind sehr schön.





            Wir besichtigen das Navajo National Monument, was ziemlich beeindruckend ist.



            Man warnt uns eindringlich vor den Gangstern, die hier unterwegs sind. Sie haben in Colorado eine Bank ausgeraubt, einen Polizisten erschossen und einer von ihnen ist auch erschossen.





            Nach langer Zeit nächtigen wir mal wieder auf einem Campingplatz! Blick auf Monument Valley! Eine Dusche! Die kostet allerdings 1 $, sodass wir zu zweit eine teilen.



            Es folgt eine Zwangspause von einem Tag. Wegen der Gangster ist die Straße gesperrt, die Umfahrung möglicherweise auch!



            Die nächste Strecke bietet rasante Abfahrten, wo ich endlich die 70 km/h knacke. Und die Gabel hält und wackelt nicht wirklich. Die Gangster werden immer noch gesucht, wir geraten in eine Polizeikontrolle.
            Darauf gibt es erstmal Pommes (1,5 Portionen plus Cola erlaubt das Budget), die aber leider wohl schlecht sind und fast der halben Mannschaft den Magen verderben.



            Bis Moab sind es 130 km, die wir auf keinen Fall an einem Tag fahren sollen. Nicht, dass der Krankenstand noch weiter steigt! Die Strecke ist erstmal nicht ohne und vor allem geht es viel mehr bergauf, als wir erwartet haben. Wir fahren in zwei Zweiergruppen und treffen uns hin und wieder. Da wir so gut voran kommen, machen wir uns doch noch Hoffnung auf Moab heute. Wie machen wir das den beiden Jungs klar?
            Es stellt sich heraus: gar kein Problem, die überlegen schon seit heute früh, wie sie uns dafür gewinnen können! Wir lachen herzlich und fahren das ganze letzte Stück zusammen.
            Als wir ankommen, ist es noch nicht einmal sehr spät, sodass unser lieber Lehrer kaum glauben kann, dass wir nicht getrampt sind.

            In Moab erwarten wie J und Sa, die mit dem Bus hierher kommen. Und wir erwarten wieder unsere Post! Wir bleiben einige Tage in Moab, fahren Mountainbike auf dem Slickrock-Trail, was mir wider Erwarten großen Spaß macht! Aber mehr als den Practice Loop schaffe ich nicht. Schon toll, was so ein Fahrrad noch alles kann.









            OT: Ausführliche Variante ab morgen im Blog!

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              #7
              AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

              5. Abschnitt: Moab - Breckenridge, 13. bis 20. Juni
              Juchu, wir sind unseren Lehrer für ein paar Tage los! Warum? Weil er JD’s Fahrrad mit seinem Schloss abgeschlossen hat und den Schlüssel verloren hat. Lösung: er lässt sich den Schlüssel aus Deutschland schicken und JD fährt erstmal mit Andis Fahrrad weiter.



              Das Aufteilen der Gemeinschaftsausrüstung ist leider immer wieder ein Thema, so auch heute.

              Vielleicht mal ein paar allgemeine Worte zur Ausrüstung:
              Wir hatten vier Zelte mit, von denen ein undichtes Zweimannzelt allerdings ziemlich schnell nach Hause geschickt wurde und durch ein neu gekauftes Einmannzelt ersetzt wurde. Dann noch einen 3er Tunnel, eine 3er Kuppel und eine 2er Mischform. Die Kuppel war ein absolutes Billigteil und hat dennoch die ganze Zeit gereicht. Auch wenn ich heute so ein Ding nicht mehr mitnehmen würde: es kann sehr gut gehen.

              Dann noch 3 Benzinkocher, 3 Topfsets und drei Benzinflaschen (da war die Aufteilung immer recht einfach!).

              Falls sich jemand für Marken und Modelle interessiert: ich weiß es nicht. Und ich kann auch nur sagen, dass ich einen Daunenschlafsack in Deckenform mit hatte, der warm genug war (bis unter 0°C) und der leider pink war.



              Wir übernachten in der Geisterstadt Cisco, suchen uns ein möglichst nettes Haus und erforschen die Umgebung, wo es wohl mal eine Kunstaustellung gab. Die Wohnmobiltouristen staunen am nächsten Morgen nicht schlecht, die Geisterstadt bewohnt zu finden!



              Die folgende Strecke ist hauptsächlich wasserarm. Wir müssen Autofahrer anhalten und um ein bisschen Wasser bitten.

              Am Abend kaufen wir in Fruita ein und werden gefragt, ob wir einen Schlafplatz haben, was wir verneinen. Wir werden eingeladen uns in ein schickes Haus mit Grasdach und Matratzen und Kopfkissen für alle ein. Am nächsten Morgen gibt es noch Rührei und Porridge zum Frühstück. Danke!

              Gruppenkrise! Wir müssen sie alleine bewältigen. Unser Pärchen zieht sich zurück - oder wird es doch eher ausgegrenzt? Auf jeden Fall sind alle unzufrieden mit der Situation. Ein Gespräch bringt (hoffentlich) Besserung!

              Der dann folgende Tag ist irgendwie… unerfreulich. Zum Frühstück gibt es ekligen Joghurt und abgepacktes Gebäck, das Bauchschmerzen macht. Zwei trampen – und kommen nicht an, haben aber Teile von zwei Zelten, sodass wir zu sechst nur 1 Zelt haben und draußen schlafen wegen des Regens auch keine Option ist.

              Aber: wir haben mal wieder unfassbares Glück und werden von einem Ranger eingeladen, bekocht, gucken einen Film und kriegen sogar noch ein Bier.



              In Glenwood Springs treffen wir unsern „Papa“ wieder. Und er bringt uns schlechte Nachrichten: wegen der Kälte können wir nicht über Aspen/Independence Pass fahren, die Wahrscheinlichkeit, dass es schneit, ist zu groß! Wie schade!

              Aber auch hier geht es hoch, hoch, hoch! Stück für Stück, bis wir in Edwards (2250 m) sind. Dort hat einer der vorherigen Gastgeber uns schon eine Unterkunft vermittelt, wo man uns schon mit Chili con Carne erwartet.



              Am nächsten Tag ein Ruhetag, den wir mit der weiteren Planung verbringen. Noch ein Schlenker über die Trail Ridge Road? Ein Pass mit 12183 ft (3713 m)? Viel Blick über die Rockies? Ja, natürlich will ich! Und fit bin ich auch!

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                #8
                AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

                6. Abschnitt: Breckenridge - Boulder, 21. bis 30. Juni

                Das letzte Stück im Westen werden wir also zu zweit fahren. Nicht, dass wir die einzigen der Gruppe sind, die diesen Schlenker mitnehmen, aber wir wollen uns schön Zeit lassen! Somit entfällt einiger Stress, der durch die verschiedenen Bedürfnisse der doch recht großen Gruppe immer wieder entsteht.

                Allerdings werden wir können wir so auch die ganze Gallone Benzin, die wir kaufen müssen, nicht transportieren und lassen den Rest ohne Zustimmung (auch ohne Ablehnung...) bei der nächsten Tankstelle.
                Wir gewinnen langsam an Höhe, aber mühsam ist es, denn es geht immer wieder erheblich herunter.

                Und: wir treffen zum ersten Mal auf der Tour viele Radfahrer. Sehr viele, um genau zu sein. Sozusagen Tausende. "Ride across the Rockies" geht allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Nach den ersten Hundert wird das Grüßen ermüdend. Sie wundern sich über unsere Fahrtrichtung und unser Gepäck, es hat aber doch alles seine Richtigkeit so!

                Ausnahmsweise planen wir die Einkäufe jetzt mal sehr gut, denn wer will schon überflüssige Kilos über hohe (und ich meine wirklich hohe!) Pässe schleppen? Da wir möglichst nah an die Pässe heranwollen, leisten wir uns den Campingplatz Timber Creek für 12$, was uns eigentlich zu teuer ist, aber wir haben hier keine wirkliche Wahl. Der Abend ist ziemlich kühl und die Nacht wird Frost bringen. Wir fallen ziemlich früh in die Schlafsäcke und schlummern sehr gut.



                Es wird ernst: Die Trail Ridge Road steht heute an. Wir werden die Etappe einzeln fahren und uns am Ziel in Estes Park (hoffentlich!) wieder treffen. Die Straße windet sich in Serpentinen relativ human hinauf. Ab dem Milner Pass (3279m) wird es ziemlich frisch, aber es fährt sich lange erstaunlich leicht.



                Bald macht mir die Kälte ziemlich zu schaffen. Mehr anziehen geht nicht, zum Glück kann ich mich im Visitor Center aufwärmen.



                Ab da wird es dann ziemlich anstrengend durch eisigen Gegen- bzw. Seitenwind, der mich von der Fahrbahn pusten will. An der Trinkflasche bildet sich Eis und ich kämpfe ziemlich. Radfahren mit unter 5 km/h macht nicht wirklich Spaß, aber Absteigen? Auf keinen Fall! Es ist phantastisch, der ganze Schnee rundherum, der weite Blick!



                Auch auf der Abfahrt ärgert mich zunächst der Wind - später sind es die Autos, die mich ausbremsen.

                S hat es auch gut geschafft und wir treffen uns wie verabredet in Estes Park. Der Einkauf fällt etwas üppiger aus, man darf sich ja auch mal was leisten! Die Schlafplätze hier sind wieder eine kleine Odyssee, am ersten Abend werden wir das erste Mal auf der Tour abgewiesen, am zweiten in ein Motel eingeladen! Möglicherweise mit nicht ganz lauteren Absichten, es geht aber alles gut und so einfach lassen wir uns nicht betrunken machen!

                Das letzte Stück nach Boulder ist schrecklich zu fahren, heiß, hügelig und die Landschaft öde. Wir hinterlassen fleißig Botschaften, damit wir möglichst bald wieder auf den Rest der Truppe stoßen.
                Boulder ist groß, wir treiben uns zunächst in den Vororten herum bis wir nach Downtown finden. Und da treffen wir auch schon zwei uns sehr bekannte Gesichter! So sitzen wir in der Fußgängerzone und haben uns viel zu erzählen. Und werden mal wieder eingeladen: eine WG mit 8 Jungs, die alle sehr nett sind!

                So nach und nach findet die ganze Gruppe wieder zusammen, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Auf der anderen Strecke wurde viel getrampt, getrunken, sich verirrt und Mist gemacht. Das Vertrauen des Lehrers ist auch gebrochen und die Stimmung mies.

                Die Tage vergehen mit Fußballgucken (WM!), Pizza essen, mit den Jungs aus der WG rumhängen und letztlich mit Vorbereitungen für die Abfahrt wie Wäsche waschen, Fahrradbox beschaffen etc. Der Bus wird mitten in der Nacht abfahren und so müssen wir die Sachen auch mitten in der Nacht in die Boxen bringen und dann noch ein klein bisschen an der Bushaltestelle schlafen.



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                • Gast-Avatar

                  #9
                  AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

                  7. Abschnitt: Boulder - Washington D.C., 1. bis 4. Juli

                  Die große faule Strecke. Aber auch Busfahren kann anstrengend sein, vor allem wenn es tagelang ist.
                  Pro Bus können nur 3 Räder mitfahren, also teilen wir uns auf in drei Gruppen und ich habe das Glück/Pech in der ersten zu sein. Pech, weil das heißt, um 3:15 aufzustehen. Glück, weil mehr Zeit in Washington bleibt.

                  Beim Bus fahren bitte beachten: Die Räder werden nicht unbedingt so verladen, wie nötig (das kennen wir ja schon...), in der Kornkammer ist es wirklich langweilig und die Toiletten können sehr übel sein. Das Buspublikum ist auch etwas speziell.

                  Die lange Fahrt bietet viel Gelegenheit, Rückschau zu halten, sich mit dem Gedanken an die Heimkehr anzufreunden und sich alles mögliche nötige und unmögliche durch den Kopf gehen zu lassen.

                  Schon lange keine Katastrophen mehr, oder? Hier noch zwei kleinere (und demnächst auch noch eine größere...): ein liegengelassenes Portemonnaie sorgt für viel Aufregung, findet aber wieder zu uns und ein gerissenes Schaltungskabel lässt sich auch schnell reparieren.

                  Natürlich besichtigen wir die Stadt, auch wenn das mit dem Rad überhaupt nicht empfehlenswert ist.







                  Als wir endlich alle da sind, brauchen wir doch noch einen Ruhetag. Keine ganz schlechte Idee, denn der fällt auf den Independence Day Und ja, es ist wirklich beeindruckend wie die Amis den feiern und was es nicht für tolle Feuerwerke gibt!

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                  • Ally
                    Gerne im Forum
                    • 03.03.2009
                    • 90
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

                    Wow, tolle Zusammenfassung, DANKE!

                    Gibt es heute eigentlich solche Unternehmungen noch? Wenn nicht, ist das mal eine schöne Idee um den Jugendlichen neue Horizonte zu öffnen.

                    Vielen Dank für die Anregung!

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                    • Enja
                      Alter Hase
                      • 18.08.2006
                      • 4750
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [US] 90 Tage mit dem Rad durch die USA 1998

                      Sowas gibt es heute sogar öfter als damals. Allerdings eher an Privatschulen. Schon wegen der Kosten. Speziell an Waldorfschulen ist das gar nicht so selten.

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