[SE] Padjelantaleden Aug/Sep 2011

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    [SE] Padjelantaleden Aug/Sep 2011

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    Mitreisende
    Der doch sehr ausführliche Bericht findet sich auch auf meiner Internetseite heinerfischer.de

    1. Etappe: Ritsem - Akkastugorna

    Der Nachtzug rattert, aber das Schlafen fällt leicht. Zu kaputt sind wir von der Reise. Selbst das Treffen um 8.00 Uhr zum Duschen bei Heidi und David lassen wir sausen, obwohl uns eine Dusche gut getan hätte. Wir wussten nicht, dass es die letzte Duschmöglichkeit für 12 Tage sein wird. In Boden mussten wir den Zug nach Gällivare nehmen. Für eine so lange Strecke hat der Nachtzug erstaunlich wenig Verspätung. Zusammen genommen musste der Anschlusszug in Boden nach Gällivare nur 20 Minuten auf uns warten. Schnell wurden Lobeshymnen auf die Schwedische Bahn geschwungen, mal sehen, ob sich das bewahrheiten wird.

    Eine Station vor Boden haben wir uns von Heidi und David verabschiedet*. Die beiden werden jetzt eine einwöchige Kanutour durch Lappland machen, wir werden noch einige Male an sie denken.

    Deutsche in Gällivare

    In Gällivare haben wir die Wartezeit genutzt um unsere Ausrüstung zu sortieren. Auf der Bank vor dem Bahnhofsgebäude breiteten wir uns mit ein paar Dingen aus und planten den Tag ein bissl durch. Neben uns saßen Eine Frau, etwa in meinem Alter und ein junger Mann, schätzungsweise Anfang 20. Sie war eifrig am Telefonieren, sodass wir hören konnten, dass es Deutsche waren. Julia nahm Kontakt zu dem jungen mann auf, der schüchtern zu uns rüber sah. Ein wenig entsetzt schaut schließlich auch die Frau zu uns hinüber, als wenn sie sagen wollte „oh scheiße, jetzt haben uns die Deutschen angesprochen“. Die beiden wollen auch den Padjelantaleden wandern, die beiden seien aber kein Paar sondern Geschwister. Der schüchterne junge Mann hat gerade sein Abitur absolviert und plant ein Studium der Elektrotechnik, seine Schwester, die gute Miene zu bösem Spiel machte, hat Biochemie studiert und anscheinend schon im Berufsleben. Das Gespräch kommt nicht so wirklich in Gang, sodass wir es dabei belassen und die beiden wieder ihr Ding machen lassen.

    Als der Bus schließlich bereit steht, schaut uns der Busfahrer mit großen Augen an und sagt „was verdammt noch mal wollt ihr alle da oben?“ – ein spaßiger Kerl, der genau weiß, was wir da wollen. Die deutsche Frau erzählte uns, dass sie den Padjelantaleden vor zwei Jahren schon einmal gewandert sei und dass eben dieser Busfahrer sie damals auch nach „oben“ gebracht hatte. Mit „Oben“ ist Ritsem gemeint, der Ausgangspunkt unserer Wanderung. Die beiden Deutschen werden wir noch ein paar Mal auf unserer Wanderung sehen.

    Busfahrt nach Ritsem

    Der Bus wird mit den 25 Leuten etwa 1,5 Stunden unterwegs sein und zweimal halten. Die meisten anwesenden sind Wanderer, die entweder den Kungsleden als Ausgangspunkt haben, oder den Padjelantaleden wandern werden. Wir nutzen die zwei Stopps um uns nach Renbenzin erkundigen zu können, kaufen aber schon mal vorsichtshalber eine Dose Campinggas – sicher ist sicher. An dem Bootsanleger in Ritsem angekommen, renne ich runter zum Kapitän des kleinen Bootes und bequatsche ihn, dass er noch auf meine Freundin warten soll. „Where is she?“ will er wissen. „Oh, the bus driver took her to the touri station, buying some gas for our cocker,“ entgegnete ich ihm. „Well, don’t thing you’ll get your girl back, perhaps next year, she’s gone with the bus driver“ – Ah ja, witziger Typ, genau das selbe hatte der Busfahrer mir auch gesagt, vielleicht ist ja was dran, dann müsste ich jetzt mit zwei Rucksäcken weiter wandern. Zurück könnte ich nicht, Julia hat das ganze Geld.

    Glücklicherweise kam sie dann doch noch rechtzeitig mit dem Bus, dem Gas und einem freudigen Lächeln, es hat alles geklappt. Wir haben die richtige Marke Gas für unseren Multi-Fuel-Brenner. Wie sich später herausstellte, wird die erste Dose Campinggas nicht passen, sodass wir sie schweren Herzens an einer Stuga zurück lassen mussten. Auf dem Boot hatten bezahlten wir 300 SEK (ca. 33 EUR) – nicht etwa bar – mit Kreditkarte. Schweden ist ein Land, indem du sogar im äußersten Hinterland – noch noch mal dahinter – mit Kreditkarte zahlen kannst. Herrlich.

    Die Überfahrt war wunderschön, obwohl es regnete und die Sicht nicht wirklich gut war. Wir saßen bei den beiden Deutschen Geschwistern und haben uns ein wenig unterhalten, verhalten unterhalten. An der Anlegestelle angekommen verpackten sich alle Trekker in ihre Regenhosen und Regenjacken, warfen den Regenschutz über den Rucksack und marschierten los. Unsere Deutschen haben sich weder verabschiedet, noch ein Signal gegeben, dass sie los gehen. Die Angst, wir würden mit ihnen wandern wollen, muss wohl richtig groß gewesen sein.

    Auch wir marschieren los, allerdings nur zwei Kilometer. Nach mehr als 32 Stunden Anreise mussten wir nicht lange überlegen, wir schlugen unser Lager direkt an der Akkastugorna auf. Akka ist die Bezeichnung des Berges, welcher sich vor uns in den Himmel streckt, Stuga bedeutet Hütte und Stugorna Hütten. Wir zahlten 160 SEK (17,60 EUR) für ein zelt, zwei Personen und durften sogar die Küche und sämtliche Einrichtungen mitbenutzen.

    Zwei Freundinnen auf ihrem Weg

    Zwei Frauen, die entweder zusammen leben, zusammen sind oder einfach zusammen trekken, sitzen schon gemütlich in der Stuga, haben gegessen und lassen den Tag langsam ausklingen. Wenn es nach ihnen gegangen ist, wären sie noch einige Kilometer weiter gegangen. Die beiden sind allerdings ohne Zelt und Kocher unterwegs und da die nächste Stuga 16 km entfernt liegt, müssen sie zwangsläufig hier eine Nacht bleiben.Die ältere von den beiden – sie sieht jedenfalls älter aus, liegt vielleicht an ihrem Gesichtsausdruck, der zwischen leicht genervt und sprecht mich nicht an wechselt – gibt uns eine kleine Einführung in die schwedischen Stugorna. Ich hatte dabei das Gefühl, dass sie sich über uns Greenhörner lustig macht. Diesen Eindruck werde ich auch die nächsten Tage nicht los, denn die beiden werden wir noch einige Male antreffen.

    Wir kochen Maultaschen, damit der schwere Rucksack etwas leichter wird, putzen unsere Zähne und gehen todmüde in unser Zelt. Gespannt auf den nächsten Tag schlafen wir ein. Man, das wird spannend.


    2. Etappe: Akkastugorna bis hinter Kisurisstugorna

    Der erste Eintrag in meinem Tagebuch lautet: „Um 3 Uhr fing es an zu regnen, Julia wurde wach und schickte mich raus die Wanderstöcke von der Stuga holen.“ Wir waren noch nicht so abgebrüht, wie nach zwei Wochen wandern und hatten noch Sorge um unsere Wanderausrüstung. Gepeinigt von dem Schicksal, dass viele Fahrradbesitzer in Großstädten teilen, hatten wir nicht wirklich die Grund zur Sorge, dass uns etwas gestohlen werden würde.


    Es sollte auf der heutigen Etappe stetig bergauf gehen, wobei das Höhenprofil nicht von Berg spricht, sondern eher von einer gleichmäßigen Steigung. Der Weg versprach also nicht so anstrengend zu werden. Gegen 7.30 Uhr sind wir aus dem Zelt, haben gefrühstückt und unsere Sachen gepackt. Später als alle anderen sind wir dann aufgebrochen. Zuvor hat die nette Stuvgard uns einen Brief für die Stuvgard in Tuottar mitgegeben.

    Es kommen uns zu Beginn der Wanderung zwei Männer entgegen, die wirklich fertig aussehen. Da geht mir durch den Kopf, wie wir wohl nach den zwei Wochen aussehen werden… boah was freu ich mich drauf! Wir kommen gut voran, saugen jeden schönen Moment ein und bewundern die Natur. Gar nicht so einfach, denn der Weg ist sehr abwechslungsreich mit Planken, auf denen man versuchen muss nicht auszurutschen und steinigen Wegen. Es ist jetzt aber schon ein tolles Gefühl, diesen Weg zu gehen.

    Nach etwa einer Stunde kommen wir an eine große Hängebrücke, die sich über den Fluss zum Akkajaure spannt. Ein sehr imposanter Anblick. Nach insgesamt 2 Stunden machen wir die erste kleine Pause. Wenn wir so weiter wandern, kommen wir gut voran heute. Über die nächsten Stunden liegen mir keine Aufzeichnungen vor, aber anhand der Fotos kann kann man sehr schön den Verlauf der weiteren Wanderung sehen. Wir sehen viele Rentiere, machen eine einstündige Mittagspause und genießen den Tag. Unterwegs treffen wir vier Schweden, zwei ältere Pärchen, die wir in den weiteren Tagen noch ein paar Mal sehen werden.

    In Kisuris kaufen wir bei dem Stuvgard Fisch, Brot und eine Dose Primus-Gas für unseren Kocher. Er hat tatsächlich noch eine Flasche in seiner Hütte. Die Flasche hat ein Wanderer bei ihm gelassen, da er die Flasche zuviel bei sich hatte. Das war uns egal, wir haben uns super gefreut, obwohl die Flasche schon teuer war, aber egal. Der geräucherte Fisch war super lecker, das Brot war auch ganz okay und der Tag schien schön zu bleiben. An den Hütten in Kisuris haben wir noch ein älteres deutsches Pärchen getroffen, die schon oft in Schweden, bzw. Skandinavien waren. Dieses Mal haben Sie Kinder und Hund zu Hause gelassen, um in Lappland ein paar Tage zu wandern. Sie kamen von den Lofoten und wollen die nächsten Tage wieder nach Deutschland zurück.

    Das Beeindruckendste an der Frau war, dass sie nur eine Lunge hat und es ihr sichtlich schwer fällt zu wandern. Ihr Mann schleppt für die beiden alle Utensilien (außer Zelt, die beiden schliefen in den Hütten). Ein tolles Pärchen!

    Wir wandern weiter und kommen nach etwa einer Stunde an einen kleinen Bach, an dem sich die anderen Wanderer von gestern Abend (die aus dem Boot) niedergelassen haben, wieder treffen. Wir ziehen aber ein paar hundert Meter weiter und finden tatsächlich ein wunderschönes kleines Plätzchen direkt am Bach. Genau dort, wo der Bach eine kleine Schleife zieht bauen wir unser Lager auf. So genial, das ist Natur pur, inklusive Scheisshaufen in Zeltnähe – okay, das war jetzt der Nachteil, aber wir haben es überlebt.

    Wir haben uns nach den 3 Tagen eine heiße Dusche gegönnt, Essen gekocht und sind dann ins Bett gekrochen. Der nächste Tag sollte sehr anstrengend werden.

    *siehe Bericht der Anreise auf heinerfischer.de
    Zuletzt geändert von melajukuna; 27.10.2011, 17:16. Grund: Geo-Tag gesetzt
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