[US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

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    • 08.11.2008
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    [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

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    Mitreisende


    Vorbereitungen

    Meine Yukon- Tour im Jahr 2008 war ein schönes, aber nass- kaltes Vergnügen.
    Daher suche ich für 2009 eine Gegend die deutlich wärmer und trockener ist.

    Ohne bereits ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, entdecke ich eines Tages im Internet eine Seite, die Fernwanderwege in den USA auflistet. Einer der Trails fesselt mich sofort: Dieser sogenannte „Hayduke Trail“ führt über mehr als 1000 Kilometer durch den Süden Utahs und die Grand Canyon Region Arizonas. Abenteuergeist und Fantasie entflammen, als ich lese, dass es sich dabei keineswegs um einen markierten Wanderweg handelt, sondern lediglich um eine imaginäre Route, die viele der größten Naturschönheiten der Region miteinander verbindet. Ein Großteil der Strecke muss weglos zurück gelegt werden, wobei häufig in Schluchten gewandert wird.

    Die Idee ist geboren, aber vor der Umsetzung muss noch eine ganze Reihe von Problemen gelöst werden….

    Gute Karten sind natürlich bei einer weglosen Route in der Wüste extrem wichtig. Möchte man allerdings topographische Karten für die gesamte lange Strecke kaufen, kostet das ein Vermögen, abgesehen davon würde das Volumen der Karten auch den Rucksack sprengen…
    Würde ich immer genug Wasser finden? Wie kann ich die wertvolle Flüssigkeit für wasserlose Abschnitte von zwei Tagen im Rucksack verstauen?
    Welches ist die beste Reisezeit? Werde ich andere Hayduke- Wanderer treffen?
    Welche Schuhe sind in der Hitze noch halbwegs angenehm zu tragen und können dem rauen Gelände Stand halten?
    Fragen über Fragen für deren Beantwortung mir noch einige Monate bleiben...

    Nachdem ich mich etwas mit dem Thema beschäftigt habe,erfahre ich was die besten Zeiten für eine Wanderung auf dem Hayduke sind: Es kommen das zeitige Frühjahr oder der frühe Herbst in Frage. Im Frühling sind die Temperaturen noch nicht zu hoch und in einigen Canyons fließt Wasser aus der Schneeschmelze auf den umliegenden Bergen. Im Herbst sollen dagegen die Wasserstellen von den Gewitterregen des Hochsommers wieder aufgefüllt sein. Nun, für das Frühjahr würde die Vorbereitungszeit nicht reichen, also läuft alles auf einen Start im September hinaus.

    In der Zwischenzeit habe ich auch eine Lösung für das Kartenproblem gefunden. Statt unzähligen Papierkarten kaufe ich mir eine CD des Bundesstaates Utah, die einen Großteil meiner geplanten Strecke abdeckt. Daraus die Route zu basteln und dann schließlich auszudrucken bedarf unzähliger Stunden am PC. Ich plane nach wie vor lieber auf Papier!

    Schließlich habe ich die Planung abgeschlossen.
    Am 29.8 2009 startet schließlich mein Flug in die USA.


    Vor dem Start

    Als ich an der Tankstelle von Green River aus dem klimatisierten Greyhound Bus steige, trifft mich die Hitze wie ein Hammer. Unvorstellbar hier mit schwerem Rucksack über 1000 Kilometer zu laufen! Na gut, der Mensch kann sich an vieles gewöhnen und ich bin ja nicht zum ersten Mal unter heißen Bedingungen unterwegs.

    Schon der Flug in die USA war eher ungewöhnlich. Aus Kostengründen bin ich mit Indian Airlines geflogen, was an sich nichts Besonderes ist.
    Aber außer mir sind eigentlich nur Inder an Bord! So verwundert es mich dann auch nicht weiter, dass es indisches Essen und Bollywood Filme gibt.

    In Chikago muss ich umsteigen und durchlaufe mal wieder die kompletten amerikanischen Einreiseprozeduren inklusive Foto und Erstellung von Fingerabdrücken. Dabei sind die Grenzbeamten aber typisch amerikanisch freundlich und locker, so dass das Ganze nicht wirklich unangenehm ist.

    Nachdem Chikago von oben noch Grün und „europäisch“ wirkt, fliegen wir über die flachen Weiten des Mittleren Westens mit den riesigen, schachbrettförmig angeordneten Farmen. Erst kurz vor Salt Lake City, der Hauptstadt Utahs lichten sich die Wolken dann wieder und geben Blicke frei auf das von hohen Bergen umgebene, dicht besiedelte große Becken in dem die Stadt liegt.

    Als ich mit dem Taxi die vorgebuchte Unterkunft erreiche, erwarten mich zwei Überraschungen: Ein Zettel in deutscher Sprache in meinem Rucksack verrät, dass meine beiden Feuerzeuge aus Sicherheitsgründen konfisziert wurden! Nicht weiter schlimm, Feuerzeuge lassen sich überall auf der Welt kaufen.

    Nerviger finde ich, dass mein Ladegerät für die Fotoakkus nicht an die amerikanischen Steckdosen passt, und ich auch keinen Adapter dabei habe. Da ich Salt Lake City früh am nächsten Morgen verlassen will, kann ich nur hoffen, in Moab, dem Startpunkt meiner Wanderung einen Adapter zu finden.

    Noch im Dunkeln bringt mich ein Taxi am nächsten Morgen zur Greyhound Busstation. Alle Schalter sind geschlossen, aber etliche Menschen haben es sich auf den Holzbänken bequem gemacht und offenbar dort die Nacht verbracht.

    Viele der Leute wirken auf den ersten Blick nicht gerade vertrauenerweckend, was nicht weiter verwunderlich ist. Im autoverliebten Amerika fahren nur die ärmsten Leute mit dem Bus. Die Greyhoundbusse verbinden die größten Städte und halten unterwegs auch an einigen Punkten, ansonsten ist es mit dem öffentlichen Nahverkehr nicht weit her.

    Schließlich kann ich mein Ticket kaufen und bin froh, dass ich meinen Rucksack nicht abgeben muss. Bei einer anderen Tour in Texas vor einigen Jahren, bei der ich den Rio Grande im Schlauchkajak befahren wollte, kam mein Boot, dass ich an der Busstation abgeben musste erst zwei Tage später an…

    Dass hier raue Sitten herrschen, merke ich auch beim Einsteigen in den Bus. Ein Schild verkündet, dass die Passagiere jederzeit durchsucht werden können….
    Wir fahren zunächst durch die Ausläufer der Wasatch Range, und bei einer Pause auf einem Parkplatz weht ein erstaunlich kühler Wind.
    Wie eingangs geschildert, sieht das in Green River aber ganz anders aus. Ab hier muss ich per Anhalter weiter fahren und bitte daher PKW Fahrer an der Tankstelle um eine Mitfahrgelegenheit. Die uniformierte Fahrerin des Greyhound Busses bemerkt meine erfolglosen Bemühungen und bietet mir an, mich noch ein Stück weit zum Highway mitzunehmen, wo meine Chancen per Anhalter weiterzukommen besser stünden.

    Als ich wieder im Bus sitze erweist sich die Fahrerin dann sogar als noch großzügiger und nimmt mich bis Crescent Junction mit, von wo es nicht mehr weit bis Moab ist. Kaum vorstellbar, dass ein deutscher Busfahrer von der Autobahn abfährt um einem Passagier einen guten Standort zum Trampen zu verschaffen!

    Mein Glück setzt sich fort, kaum stehe ich an der Straße als ein Pick-up anhält. Der Fahrer, ein Navajo- Indianer mit seiner Familie war in Idaho und ist jetzt auf dem Rückweg nach Arizona. Neben der Mitfahrgelegenheit schenken mir die freundlichen Leute sogar noch eine Apfelsine. Nachdem wir eine staubige Ebene durchfahren haben, überqueren wir den Colorado River und sind bald darauf in Moab angelangt.

    An einer Tankstelle verlasse ich den Pick- up und sehe mich etwas um. Der Ort erstreckt sich über Kilometer entlang der Straße, aber ein Zentrum kann ich zunächst nicht ausmachen. Jetzt gegen Mittag Ende August ist es hier glühend heiß, daher will ich nicht lange nach einer Unterkunft suchen.

    Ein kleines Motel namens Adventure Inn, das offenbar zu keiner Kette gehört sticht mir ins Auge. Da Jim, der freundliche Besitzer gerade keine anderen Gäste zu bedienen hat, unterhalten wir uns ein wenig. Zwar hat er noch nie etwas vom Hayduke Trail gehört, obwohl dieser doch offiziell ganz in der Nähe, im Arches Nationalpark beginnt, aber er ist auch gerne draußen und liebt das Reisen.

    So nutzt er auch die vier Monate im Jahr, in denen sich nur wenige Touristen nach Moab verirren zu Touren in Länder wie Thailand und Neuseeland, wo er auch Klettern geht.
    Ein Jahr lang hat er sogar mal Wanderungen mit kriminellen Jugendlichen in den Henry Mountains unternommen, die auch auf meiner Route liegen.
    Meist ging es dabei recht friedlich zu, einmal gab es allerdings eine Revolte, bei der die Jugendlichen ihre Betreuer fesselten…

    Jim hat ein Zimmer für mich, und gibt mir auch Tipps, wo ich meine Vorräte einkaufen und den fehlenden Adapter erwerben kann.
    Als ich später in den Ort gehe, stelle ich fest, dass es doch ein deutlich erkennbares Zentrum voller Cafes, Bücherläden und kleiner Geschäfte gibt. Klar ist Moab sehr touristisch geprägt, aber hat auch eine wirklich nette Atmosphäre in der man durchaus eine Zeit lang „abhängen“ könnte.

    Der Citymarkt des Ortes ist erstaunlich groß und gut sortiert. So etwas sollte ich auf meiner Tour so schnell nicht wieder finden…
    Neben den Vorräten erwerbe ich im Visitor Center auch noch einige Karten die meine Ausdrucke ergänzen sollen.
    Nachdem ich in kurzer Zeit meine Besorgungen erledigt und mir eine große Pizza gegönnt habe, breche ich zu einer Erkundung der Umgebung des Ortes auf, vor allem auch um morgen früh gleich ohne langes Suchen unmittelbar auf den Hayduke Trail zu laufen.

    Es dauert nicht lange, bis ich die letzten Holzhäuser des zwar ausgedehnten aber recht kleinen Orts hinter mir gelassen habe. Ich gelange zu einem Hinweisschild über die „Mather Wetlands“. Hier in unmittelbarer Nähe von Moab liegt das größte Feuchtgebiet des Colorado Plateaus. Der Kontrast der hohen grünen Pappeln und üppigen Weidendickichte zu der staubtrockenen Umgebung ist frappierend. Schmale Pfade durchziehen das Gebiet, welches bis an den Colorado reicht. Stellenweise wachsen viele wilde Sonnenblumen.


    Sonnenblumen in den Mather Wetlands

    Zweimal beobachte ich Maultierhirsche ganz in der Nähe. Sie ähneln den europäischen Rehen, sind aber viel größer. Ihren Namen verdanken sie ihren großen Ohren.
    Schließlich gelange ich ans Ufer des Colorado, wo morgen meine Hayduke Trail Wanderung beginnen soll. In der Ferne ragen die hohen Gipfel der La Sal und Abajo Mountains auf.

    Zwar ist die Hitze ziemlich intensiv, aber ich bin jetzt schon etwas optimistischer, dass ich mit ihr klar kommen werde.

    Zurück in Moab genieße ich noch einmal die Annehmlichkeiten der Zivilisation mit Eiscreme und gutem Essen in einem Straßenrestaurant. Überall höre ich deutsche Stimmen. Die Gegend ist offenbar bei meinen Landsleuten ziemlich beliebt. Aber man sieht auch am Straßenrand geparkte Harleys, mit denen meist ältere Amerikaner ihr Land erkunden.


    Moab

    1. Von Moab zur Needles Outpost

    Nachdem ich auf dem Zimmer mein Müslifrühstück gegessen habe, verlasse ich das Motel noch vor Sonnenaufgang. Ein halber Mond strahlt von einem klaren Himmel. Noch wirkt Moab wie ausgestorben, aber schon bald treffe ich einige Walkerinnen die die Morgenkühle zu einem Spaziergang nutzen.
    Nach weniger als einer Stunde bin ich wieder am Colorado, an der Stelle bis wohin ich gestern bei meiner Erkundung gekommen war.

    Es macht zwar nicht besonders viel Spass, auf der das Ufer begleitenden, asphaltierten Kane Creek Road zu laufen, aber zumindest sind noch kaum Autos unterwegs.
    Der Uferbewuchs wird von den ursprünglich aus Asien stammenden Tamarisken gebildet, die fast undurchdringliche Dickichte bilden können, wie ich heute noch erfahren sollte…
    Da sie auch alle anderen Pflanzen verdrängen, versucht man sie zu bekämpfen. Zu diesem Zweck wurde hier das Coloradoufer stellenweise abgebrannt.
    Vieles hat in der Umgebung Moabs mit dem Tourismus zu tun, ob markierte Mountainbiketrails, einfache Campingplätze des BLM (Bureau of Land Management, eine Behörde die dem Staat gehörende Offenlandflächen verwaltet), oder eine Farm auf deren Weiden Lamas grasen.

    Es gibt hier aber auch sehr überraschende Nutzungen. Ein Mann mit dem ich mich kurz unterhalte, erzählt mir, dass er einen großen Felsüberhang zu einer Höhle ausgebaut hat, in der er 2500 Hühner hält!
    Als die Sonne schließlich das Flusstal erreicht, erstrahlen die gegenüberliegenden, glatten Felswände in einem warmen Rot.


    Morgen am Colorado

    Nachdem die Straße sich vom Colorado in einen Seitencanyon abwendet, ist sie nicht mehr asphaltiert. Leider scheint der Schotter an einigen Stellen ausgebessert zu werden, denn gelegentlich donnern Lastwagen mit Steinmaterial an mir vorbei.

    Der Hayduke Trail wurde von den Amerikanern Mike Coronella und Joe Mitchell entwickelt. Nach zwei jeweils über drei Monate langen Erkundungstouren in den Jahren 1998 und 2000 stand ihr Konzept für eine 1300 Kilometer lange Wildnisroute vom Arches Nationalpark in der Nähe von Moab quer über das Coloradoplateau bis zum Zion Nationalpark. Wasser ist der Schlüsselfaktor in dieser wüstenhaften Region, daher legten die Beiden die Route so, dass sie halbwegs verlässliche Wasserstellen miteinander verbindet. Ein Großteil der Strecke verläuft dabei abseits von Wegen, häufig in Canyons, Teilstücke wurden aber auch über vorhandene Wege, meist einsame Schotterpisten geführt.

    Teile der Etappe von Moab zum Canyonlands Nationalpark verlaufen über solche Schotterpisten, was ich zwar zum Laufen langweilig, aber zum Eingewöhnen an die Bedingungen des Hayduke Trails ganz gut finde.

    Den Führer den Mitchelll und Coronella geschrieben haben, führe ich als Kopie mit mir, daher bin ich schon auf eine Sehenswürdigkeit am Wegrand gespannt, von der sie schreiben.

    Schließlich habe ich den Felsen unmittelbar am Rand der Schotterstraße entdeckt, der von Anasazi Zeichnungen übersät ist. Die Anasazi waren Indianer die das Colorado Plateau besiedelt hatten, aber um das Jahr 1200 aus bislang nicht völlig erklärten Ursachen die Gegend verließen.
    Offenbar wird hier eine Geburtszene dargestellt, daher auch der Name „Birthing Scene Pictograph“. Ich kann mir nicht helfen, auf mich wirken die Zeichnungen ziemlich merkwürdig und makaber. Aber man muss wohl ein Kenner der Anasazi Kunst sein, um sie richtig zu interpretieren….




    Geburtsszene- Anasazi Felskunst

    Aus Moab hatte ich nur 2,5 l Wasser mitgenommen, daher bin ich froh, als ich an die
    erste Wasserstelle meiner Tour gelange. Bei den Kane Springs rinnt herrlich kühles Wasser direkt aus der Sandsteinwand. Solche „Dripping Springs“ entstehen, wenn Wasser in der Wand auf eine Stauschicht trifft. Kaum zu glauben, welch herrliches Grün aus Moosen und Farnen ein bischen Wasser bewirken kann! Besonders schön finde ich auch den Namen „hängende Gärten“ für solche Wunder der Natur.


    Kane Spring

    Nachdem ich meinen Wasservorrat wieder auf 2,5 Liter aufgefüllt habe, gehe ich weiter. Bis zurück zum Colorado hinter dem Hurrah Pass sind es nur einige Kilometer, daher gehe ich davon aus, dass mir das Wasser reicht. Darin sollte ich mich täuschen…

    Bald lasse ich Kane Canyon hinter mir und gerate in die unbarmherzig brennende Sonne. Ausgerechnet jetzt ab 10.30 steht mir der lange Aufstieg zum Hurrah Pass bevor. In langen Serpentinen klettert die Piste empor. Ich war davon ausgegangen, dass hier in der Nähe von Moab viele Mountainbiker, Jeepfahrer etc. unterwegs sind, aber nur selten passiert mich ein motorisiertes Vehikel.

    Was auf den ersten Blick als relativ gleichförmige Sandsteinebene wirkt, entpuppt sich von oben als Labyrinth ineinander verschlungener Canyons. Und in solchem Gelände soll ich häufig ohne Weg und Steg querfeldein laufen?
    Gegen Mittag habe ich den Pass erreicht, einen Einschnitt zwischen den Sandsteinfelsen.


    Hurrah Pass

    Die Gegend wirkt unter der grellen Mittagssonne ziemlich leblos. Umso erstaunlicher finde ich, dass in der Colorado Ebene ein großer, blauer See zu schimmern scheint. Erst später erfahre ich, dass es sich um ein ausgedehntes Gelände handelt, in dem Pottasche gewonnen wird, Kaliumcarbonat, das als Rohstoff beispielsweise für die Farbherstellung dient.

    Bevor ich mich an den Abstieg mache, lasse ich es mir aber nicht nehmen, den in der Umgebung des Passes versteckten Geocache zu suchen. In Deutschland hatte ich meine Route auf solche „Schätze“ untersucht und festgestellt, dass es abseits der Orte nur sehr wenige gibt. Gut, der Hurrah Pass ist jetzt nicht soweit von Moab entfernt, daher wird er wohl auch ab und zu mal gefunden. Nachdem ich einige Zeit gesucht habe, gelingt es auch mir das Röhrchen in seinem Felsversteck zu finden.


    Hurrah Pass Geocache

    Bis auf einen geringen Rest habe ich bereits mein Wasser ausgetrunken, was solls, der Colorado ist ja bereits in Sichtweite…
    Die Piste führt auf der anderen Passseite bergab. Bald gelange ich an eine Kreuzung. Ist es die im Führer genannte? Jedenfalls verläuft der Weg weiter Richtung Colorado. Der Führer beschreibt, dass man hier an den Colorado gelangen kann, um Wasser zu schöpfen.

    Bald finde ich auch tatsächlich eine Stelle die günstig erscheint. Es geht nur ein Stück weit runter, dann gelange ich in eine staubige Ebene unweit des Colorado. Das einzige Problem ist, dass zwischen mir und dem Fluss noch ein breiter Gürtel von Tamarisken erstreckt. Noch bin ich zuversichtlich, bald eine Lücke zu finden um zum Fluss zu gelangen. Aber egal in welche Richtung ich laufe, überall erweist sich das Buschwerk als ernste Barriere.

    Schließlich stürze ich mich in das Gebüsch hinein. Nach wenigen Metern muss ich erkennen, dass ich hier nicht weiter komme. Zu dicht verwachsen sind die Tamarisken. Dazu kommen viele umgebrochene oder am Boden entlang kriechende Büsche, die das Ganze in einen absoluten Hindernisparcours verwandeln. Zwar erscheint der Fluss ziemlich nah, aber auch nur 100 Meter des Tamariskengebüsches zu durchqueren erscheint als fast unmögliche Kraftanstrengung.

    Immer wieder unternehme ich Versuche den Buschgürtel zu durchqueren, gebe aber jedes Mal wieder rasch auf. Klar, wenn es gar nicht anders geht und ich kurz vorm Verdursten wäre, gäbe es irgendwie ein Vorwärts Kommen, trotz blutiger Beine. Doch zunächst entferne ich mich wieder vom Fluss und laufe auf den Sandsteinfelsen oberhalb des Colorado. Ich hoffe einen Einschnitt zu finden, der mich zum Fluss bringt. Inzwischen habe ich kein Wasser mehr und werde in der sengenden Hitze immer durstiger.

    Ich finde auch einige Seitencanyons die zum Fluss führen, aber auch ihre Mündungen sind voll von den undurchdringlichen Gebüschen. Nach unzähligen Versuchen ans Wasser zu gelangen, fällt mir schließlich ein, dass ich beim Abstieg vom Hurrah Pass ein Gebäude in Flussnähe gesehen habe.

    Also gehe ich ein weites Stück zurück bis zu dem ersten Abzweig von der Piste. Die Anstrengungen haben mich stark austrocknen lassen und der letzte Tropfen ist schon vor langer Zeit durch meine Kehle geflossen.
    Schließlich gelange ich in die Nähe der Gebäude.Tom Higginson, der Besitzer der Base Camp Lodge, um die es sich hier handelt, bedeutet mir näher zu kommen und bietet mir erst einmal Wasser an. Meine Kehle ist so ausgetrocknet, dass ich zunächst nur noch Krächzen kann, bis ich einige Liter Wasser runtergespült habe.


    Base Camp Lodge

    Tom hat zur Zeit keine Gäste, daher lädt er mich ein, bei ihm zu übernachten, was ich gerne annehme. Bei einem kleinen Rundgang durch sein Gelände erzählt er mir etwas über sein Leben. Tom ist siebenundfünfzig und hat 23 Jahre damit verbracht, als selbstständiger Unternehmer Hallenfußballplätze zu bauen. Während dieser Zeit hat er sich kaum einen Tag Urlaub gegönnt. Dann hat er vor drei Jahren die Lodge gekauft und sich hier in der Wüste nieder gelassen. Eigentlich will er keine Touristen mehr unterbringen und macht daher auch keine Werbung für sein Unternehmen, dennoch hat er häufig Gäste. Mit denen durchstreift er die Umgebung auf der Suche nach Bighornschafen, verleiht Kajaks und Geländemotorräder. Seiner Frau war die Gegend zu einsam, weshalb Tom jetzt geschieden ist. Immerhin teilen sich ein zutrauliches Kaninchen und eine große, aus Afrika importierte Schildkröte die Umgebung mit ihm.
    Obwohl er ja eigentlich nur noch die Ruhe genießen will, bastelt er ständig etwas Neues. So hat er mittlerweile auch einige Lehmhäuser gebaut, die den Hogans der Navajoindianer nachempfunden sind.


    Tom vor seinem Hogan

    Dass Tom sich in der Natur der Canyons auskennt, merke ich bald an seinen kundigen Erläuterungen über versteinertes Holz und Pflanzen die Wasser enthalten.
    Häufig sieht er Bighornschafe in der Umgebung. Dann und wann heulen Coyoten und einmal konnte er sogar einen Puma beobachten.
    Unmittelbar vor Sonnenuntergang nehme ich ein Bad im herrlich kühlen Colorado und wasche mir Schweiß und Staub des Tages ab.
    Die Luft kühlt sich kaum ab, daher genießen wir die herrliche Umgebung umflattert von Fledermäusen mit einem Bier aus Toms Vorrat. Da Tom auch Telefon, Fernsehen und Internet hat, ist er doch nicht ganz so isoliert wie mir zunächst schien.
    Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch: Tom hat mich zum Abendessen eingeladen und angekündigt, dass es Fischstäbchen gibt. Die sind zwar o.k, aber nur Fisch ohne jede Beilage ist denn doch etwas dürftig für einen hungrigen Wanderermagen.
    Tom erzählt, dass er schon dann und wann Wanderer aufgenommen hat. Aber in diesem Herbst bin ich offenbar der erste Hayduke Wanderer der hier vorbei kommt.
    Da es Tom zu Folge auf dem nächsten Abschnitt des Hayduke kein Wasser gibt, und auch der Führer nur eine sehr unsichere Wasserstelle beschreibt, mache ich mir große Sorgen, insbesondere nach der Erfahrung des heutigen Nachmittags, die mir gezeigt hat, wie schnell man hier vollkommen austrocknen kann. Als Tom mir anbietet mit seinem Geländemotorrad etwas Wasser für mich zu deponieren, nehme ich sein Angebot gerne an.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:48. Grund: Reisecharakter eingestellt
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    #2
    AW: Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

    Grandios! Schön, wieder einen deiner erstklassigen Reiseberichte zu lesen!
    Für mehr Natur vor der Haustür!

    Kommentar


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      #3
      AW: Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

      Am nächsten Morgen möchte ich meine leichten Platyphus Wasserbehälter füllen. Dabei stelle ich fest, dass einer der Säcke bereits jetzt ein Loch hat und daher unbrauchbar ist. Wenn diese Behälter sich als so empfindlich erweisen, habe ich ein ernstes Problem, denn auf dem Hayduke Trail werde ich häufig darauf angewiesen sein, viel Trinkwasser für lange wasserlose Abschnitte zu transportieren.

      Ich starte mit 5,5 Litern Wasser im Rucksack, Tom will weitere zwei Säcke mit 5 Litern auf dem Trail für mich deponieren. Nachdem ich mein Müslifrühstück gegessen habe, starte ich noch in der Dämmerung um die relative Kühle des Morgens voll auszunutzen.
      Bald ist es hell und ich kann noch einmal Ausblicke auf den Colorado genießen.



      Die Piste verläuft zunächst auf einer Terrasse oberhalb des Flusses. Überall ragen die Sandsteintafelberge auf. Irgendwann entdecke ich auch das Autowrack in einem trockenen Bachbett, wo Tom zu Folge der Zugang zum Colorado möglich ist. Allerdings ist die Stelle erheblich weiter entfernt als im Führer beschrieben.

      Nach einiger Zeit überholt mich Tom mit seinem Geländemotorrad. Ich kann nur hoffen, dass ich die Stelle finden werde, wo er meine Beutel deponiert. Denn als sich die Piste vom Fluss entfernt ist ihr Verlauf plötzlich nicht mehr zu erkennen! Obwohl mir Tom davon erzählt hatte, und ich eigentlich die Motorradspuren sehen müsste, benötige ich einige Zeit bis ich den richtigen Weg in einen Canyon hinein gefunden habe. Häufig verläuft die Piste hier über den nackten Fels ausgetrockneter Bachbetten, daher ist ihr Verlauf oft kaum zu erkennen. Wahrscheinlich fährt auch nur höchst selten hier jemand entlang, und schon gar nicht zu dieser heißen Jahreszeit.

      Noch im Canyon begegne ich Tom, der bereits auf der Rückfahrt ist. Seine Fahrt verlief nicht ganz ereignislos: Als er los fahren wollte, riss ihm der Benzinschlauch ab, glücklicherweise konnte er ihn mit Duct Tape wieder befestigen, traute seiner Konstruktion aber wohl nicht ganz, da er mit meinem Wasser nicht sehr weit gefahren ist. Wäre er nicht losgekommen, wäre ich irgendwann wohl umgekehrt, denn meine 5,5 Liter hätten niemals für die zwei wasserlosen Tage mit denen ich rechne gereicht…


      Tom hat ein Wasserdepot für mich angelegt

      Schon gegen Mittag erreiche ich das Depot. Tom hatte die beiden Säcke einfach unmittelbar neben der Piste deponiert. Bis jetzt habe ich erst einen Liter Wasser getrunken. Ich möchte so eine Situation wie gestern, bei der ich am Ende ohne einen Schluck Wasser dastand nicht noch einmal erleben, und teile mir die Flüssigkeit daher sehr sorgfältig ein. Am Ende jeder Stunde trinke ich einen Schluck.

      Die Blicke auf „Island in the Sky“, einen Bezirk des Canyonland Nationalparks über dem Zusammenfluß von Green River und Colorado wären sicher atemberaubend, leider ist die Atmospäre ziemlich dunstig, was Tom zu Folge an großen Waldbränden in Kalifornien liegt.


      Blick zur „Island in the Sky“

      Stunde um Stunde quäle ich mich über die langweilige Piste. Wie gesagt, dies ist einer der wenigen Abschnitte mit ausgedehnter Streckenführung über Pisten. Zum Einlaufen vielleicht nicht schlecht, und wenigstens gibt es hier keinen Verkehr, aber dennoch kann ich kaum erwarten weglos die Wildnis zu durchqueren.

      Gegen 16.30 verlasse ich die Staubpiste und gelange bald in einen kleinen Canyon, der zunehmend an Tiefe gewinnt. Laut Führer soll es hier eine Quelle geben, aber ich entdecke nicht einmal die Spuren einiger Wassertropfen. Damit hatte ich gerechnet, also kein Grund zur Panik.

      Ein Stück weiter schlage ich bei einer überhängenden Felswand mein Lager auf. Es sieht nicht nach Regen aus, daher beschließe ich einfach auf meiner Matte im Sand zu schlafen. Etwas Feuerholz für meinen Hobo- Kocher ist rasch gefunden, so dass ich mir bald eine gute Portion Spaghetti kochen kann.


      Einfache Wildnisküche

      Auch als es dunkel wird, ist es noch so warm, dass mir das Inlett meines Schlafsacks als Decke reicht.
      Mein GPS zeigt an, dass ich heute 28 Kilometer in Luftlinie von der Basecamp Lodge zurück gelegt habe. Da die tatsächlich gelaufene Strecke natürlich viel länger war, bin ich zufrieden mit dem Tag, obwohl ich jetzt totmüde bin.

      Als ich nach meinem Müslifrühstück zusammen packe, habe ich noch drei Liter Wasser. Nicht viel, aber die nächste Quelle in Lockhart Canyon ist nach dem Führer nicht allzu weit entfernt...

      Zunächst komme ich gut im Canyon voran, bis ich an einen steilen Absturz gelange. Ist das schon die Stelle von der es im Führer heißt, man soll nicht hinab klettern, sondern nach oben zum Canyonrand steigen? Ich bin nicht sicher, aber eigentlich dürfte der besagte Steilabfall noch ein Stück entfernt sein. Also suche ich mir eine Route, auf der ich den senkrechten Absturz umgehen kann und setze bald darauf meinen Weg im Canyon fort. Kurz danach stehe ich aber schon am Rand der nächsten Steilstufe.

      Eigentlich hatte ich ja die Koordinaten des Punktes an dem ich den Canyon verlassen muss in meinem GPS gespeichert, aber jetzt mache ich den Fehler mein Navigationssystem nicht anzuschalten. Nun, ich kann keine gangbare Route ausmachen, also denke ich dies wird schon der Absturz sein, an dem ich den Canyon verlassen soll.


      Blick vom Rand eines Absturzes in das Seitental des Lockhart Canyon

      Der Führer sagt, dass die Route auf einer Stufe oberhalb des Canyons weitergeht. Zunächst folge ich auch dem Verlauf der relativ ebenen Stufe oberhalb des Talgrunds. Aber bald komme ich auch hier nicht mehr weiter. Immer wieder versperren mir senkrechte Wände den Weg. Ich klettere mühevoll weiter nach oben bis zur nächsten Stufe. So geht es mir auch hier. Zunächst scheint es, ich käme weiter, aber dann endet auch dieses Band. Nach weiteren Klettereien bei denen ich einmal sogar meinen Rucksack abnehmen muss, erreiche ich schließlich tatsächlich das Plateau oberhalb der Schlucht, deren Verlauf bis zur Einmündung in den Lockhart Canyon ich von oben nachverfolgen kann.

      Nirgendwo kann ich auch nur eine eventuell mögliche Route in den jetzt sehr tief unter mir liegenden Canyon ausmachen. Aber dort unten liegt die nächste Quelle, die ich jetzt dringend benötige, da ich nur noch zwei Liter Wasser habe. Ich unterdrücke Anflüge von Panik und wäge meine Optionen ab. Versuche ich doch noch einen Weg nach unten zu finden, ist das sicher mit großer Gefahr abzustürzen verbunden. Außerdem würde ich bei einem Scheitern soviel Wasser verbraucht haben, dass ich meine zweite Option nur unter großen Schwierigkeiten umsetzen könnte.

      Diese zweite Möglichkeit besteht nämlich darin, über das Plateau zur Piste zurückzukehren, und diese dann mit einem riesigen Umweg bis zum Oberlauf des Lockhart Canyon zu laufen. Wenn ich Lockhart Canyon erreicht habe, würde ich dann versuchen, die in einem Seitencanyon versteckte Quelle zu finden. Da mir auch gestern kein Fahrzeug auf der Piste begegnet ist, halte ich es für sehr unwahrscheinlich heute einem Menschen zu begegnen.

      Bei Temperaturen die sicher um 40 Grad liegen, ist man sehr schnell dehydriert, wie ich vorgestern am Colorado festgestellt habe. Und zwei Liter Wasser sind bei diesen Temperaturen schnell getrunken…

      Der Entschluss zur Piste zurückzukehren ist schnell gefasst. Es bleibt auch keine Zeit zu verlieren, da die Hitze immer gnadenloser wird. Jetzt Anfang September sind die Temperaturen einfach noch zu hoch. Kein Wunder dass fast alle Hayduke Wanderer den Weg im kühleren Frühjahr begehen.

      Glücklicherweise begegnen mir auf dem Plateau keine weiteren Hindernisse mehr, so dass ich nach einiger Zeit wieder die Piste erreiche.
      Normalerweise habe ich nie Probleme mit Blasen an den Füßen, aber hier sieht das aufgrund der Hitze anders aus. An beiden Füßen musste ich schon aufgescheuerte Stellen mit Blasenpflaster bedecken.

      Nach wie vor trinke ich nur einen kleinen Schluck nachdem eine Stunde vergangen ist, aber es fällt mir immer schwerer mich davor zurückzuhalten eine große Menge auf einmal zu trinken.

      Die Monotonie der Piste wird durch einige Tierbegegnungen aufgelockert. Zunächst sehe ich zweimal große, gelbgefleckte Eidechsen mit schwarzen Halsringen. Dann erschreckt mich ein aggressives Rasseln. Eine Klapperschlange liegt nur 50 Zentimeter von mir entfernt auf der Straße, schlängelt sich aber rasch davon. Zwar sind mir Klapperschlangen schon häufiger zuvor begegnet, nichts desto trotz löste das Rasseln erst einmal einen kleinen Schock aus.

      Um 12.45 erreiche ich endlich die Mündung des Lockhart Canyon. Ich habe nur noch einen halben Liter Wasser und weiß, dass jetzt nichts mehr schief gehen darf…
      Ich habe auch weder Satellitenhandy noch Notsender dabei, über die ich mich im äußersten Fall retten lassen könnte…

      Mittlerweile habe ich Kopfschmerzen und bin so müde, dass ich in kurzen Abständen pausieren muss. Ich habe einfach zu wenig getrunken, und leide jetzt an den ersten Symptomen der Hitzeerschöpfung. Obwohl ich bei Tom viel getrunken hatte, war mein Körper nach dem wasserlosen Nachmittag am Colorado wohl so ausgetrocknet, dass ich das Defizit nicht ausgleichen konnte.

      Wenn ich jetzt die Möglichkeit hätte, würde ich die Tour beenden. Kurz gesagt, ich bin stark demoralisiert.

      Ich bin erst zwanzig Minuten im sandigen Bett des Lockhart Canyons unterwegs, als ich meinen Augen kaum zu trauen wage: Auf der linken Seite der Schlucht scheint Wasser zu fließen! Ich haste dort hin, und augenblicklich durchströmen mich unglaubliche Glücksgefühle: Hier fließt tatsächlich ein dünnes Rinnsal durch den Sand! Weder die weiße Salzkruste, die giftig- grünen Algen noch die zahlreichen Kaulquappen stören mich, ich lasse mich auf den Bauch fallen und sauge gierig die warme Flüssigkeit in mich hinein!

      Schließlich ist mein erster Durst gestillt und ich erkunde die Umgebung. Bereits nach wenigen Metern ist das Rinnsal wieder im Sand versickert und taucht auch nicht wieder auf. Aber etwa 100 Meter weiter oberhalb entdecke ich die Quelle. Hier steigt herrlich kühles, wohlschmeckendes Wasser auf!


      Das rettende Rinnsal in Lockhart Canyon

      Die Verfasser des Führers schreiben, dass sie diese Quelle nicht lokalisieren konnten. Umso glücklicher schätze ich mich das Wasser gefunden zu haben.

      Ich schlage mein Lager in der Nähe auf, koche und ruhe mich erst einmal aus. Vor allem aber trinke ich wie ein Kamel! Aufgrund des großen Umweges habe ich heute nur 5 Kilometer Luftlinie zurückgelegt.

      Später breche ich zu einem kleinen Erkundungsgang auf. Dabei merke ich, wie schwach ich nach wie vor bin. Ganz in der Nähe stoße ich auf die Ruine einer Hütte. Wahrscheinlich ist die Quelle permanent und die Hütte wurde von Viehzüchtern benutzt, die ihr Vieh im Canyon weiden ließen.
      Ich gelange auf eine ebene Stufe oberhalb der Schlucht, von der sich herrliche Blicke in die weitere Umgebung eröffnen.



      Manchmal hat die Erosion bizarre Sandsteinskulpturen hinterlassen. Wo Wasser ist, ist auch Leben. So kann ich ein kleines Hörnchen, einen Raben und einen Steinschmätzer in der Nähe beobachten.
      Natürlich gibt es hier auch Eidechsen.



      Bereits jetzt, lange vor Einbruch der Dunkelheit fliegt eine kleine Fledermaus auf der Jagd nach Insekten umher.
      Gegen 18 Uhr beginnt es unvermittelt zu regnen. Schnell packe ich meine Sachen unter einen schützenden Überhang. Zwar fallen nur wenige Tropfen, aber etwa zwei Stunden lang, scheint es so, als könne auch mehr Regen fallen.
      Schließlich klart es jedoch wieder auf, und es ist beinahe ebenso trocken wie zuvor.
      Schöne Farbspiele bieten sich mir dar, als die Sonne den verhangenen Himmel durchbricht.



      Am nächsten Morgen geht es mir wieder besser und ich bin voll neuer Energie. Noch in der Dämmerung breche ich auf, und habe bald wieder die Piste erreicht, die ich gestern verlassen hatte.

      Etwa fünf Kilometer laufe ich weiter auf der Straße ins Lockhart Basin, dann wird es spannend. Hier beginnt eine weglose Partie, die mich zum Rustler Canyon führen soll. Ohne lange auf meinen Kompass und die Kartenausschnitte die ich mitführe zu schauen, beginne ich meinen Marsch querfeldein. Das flache, sandige Bachbett, beginnt bald sich einzutiefen und ich gelange in einen Canyon. Zweimal liegt eine kurze Kletterpartie vor mir, um steile Abstürze zu umgehen. Erst nach etwa einer Stunde schalte ich mein GPS ein, und bestimme meinen Standort auf der Karte. Sofort durchfährt mich ein Schreck. Ich habe tatsächlich das Kunststück vollbracht, in das falsche Canyonsystem abzubiegen! Hier geht es weiter zum Horsethief Canyon, nicht aber zu meinem Ziel dem Rustler Canyon. Zwar ärgere ich mich über meine Ignoranz, aber mir bleibt keine andere Wahl als den Rückweg anzutreten. Zwei Stunden umsonst!

      Auf einem Felsen sehe ich eine etwa 60 cm lange Klapperschlange. Leider verkriecht sie sich, bevor ich bereit zum Fotografieren bin.
      Zurück an der Straße gehe ich nur noch ein kleines Stückchen weiter und habe damit die Wasserscheide zum Rustler Canyon überschritten. Dass ich diesmal richtig bin, zeigen mir bald einige nur noch undeutlich erkennbare Fußspuren. Wer sollte hier langgehen, außer verrückten Hayduke Wanderern? Die Spuren stammen wahrscheinlich aus dem Frühjahr. Dennoch beruhigt es mich ein wenig, dass offensichtlich auch schon andere Menschen diesen Weg eingeschlagen haben.

      Die Bestätigung richtig zu laufen, erhalte ich, als ich an einen hohen Absturz gelange, der im Führer beschrieben ist. Dass es nur auf der linken Seite möglich sein könnte, diesen zu umgehen, ergibt sich aus der Topographie. Dennoch suche ich eine Weile nach einer möglich erscheinenden Abstiegsroute. Als ich ein Steinmännchen finde, weiß ich dass ich die richtige Stelle gefunden habe. Und wie im Führer beschrieben, erweist sich der Abstieg als einfacher als es von oben zunächst schien.


      Der Absturz auf dem Weg zum Rustler Canyon
      Über den Rustler Canyon gelange ich gegen Mittag zum Indian Creek. Der Hayduke Trail folgt von hier aus einer anderen Route, die bei den trockenen Verhältnissen zur Zeit aber wohl kaum machbar wäre. Ich möchte dagegen dem Indian Creek über eine weite Strecke folgen und schließlich die Etappe an der Needles Outpost beenden. Doch zunächst trifft mich mal wieder ein harter Schock: Laut Führer ist der Indian Creek ein fließendes Gewässer. Als ich jetzt an die Einmündung des Rustler Canyon in den Indian Creek gelange, kann von fließendem Wasser keine Rede sein, im Gegenteil, das Bachbett ist staubtrocken!

      Nun, ich hoffe dass in geschützten Mulden irgendwo noch etwas Wasser zurückgeblieben ist, und beginne daher „bachaufwärts“ zu laufen. Dass der Grundwasserspiegel nicht allzu tief sein kann, zeigen Pappeln, die vereinzelt hier anzutreffen sind.

      Jetzt gegen Mittag ist die Hitze wieder erbarmungslos. Nach jeder kleinen Biegung hoffe ich ein Wasserloch zu finden, aber lange Zeit werden meine Hoffnungen enttäuscht. Dann entdecke ich doch noch das erste Wasser. Leider ist es eine algenbedeckte, stinkende Brühe. Ganz so schlecht geht es mir noch nicht, dass ich dieses Wasser trinken würde!

      Ein Stück weiter habe ich mehr Glück. Zwar würde man normalerweise auch dieses Wasser nicht trinken, aber nachdem ich vorsichtig die obere Algenschicht zur Seite geschoben habe ist die Flüssigkeit halbwegs genießbar.


      Mein erstes „Trinkwasserloch“ im Indian Creek

      Als ich damit beginne, Wasser aus dem Loch zu schöpfen, erwecke ich die Bewohner der Pfütze zum Leben. Wohl im Glauben, dass es endlich wieder regnet und somit bessere Zeiten anbrechen, verlassen einige Kröten die die Trockenheit im Schlamm eingegraben verbracht hatten, ihre vorübergehende Heimat.


      Kröten verlassen das Wasserloch]

      Mir ist zwar etwas komisch zu Mute, aber was solls, trinken muss ich, und besseres Wasser werde ich vielleicht nicht mehr finden. Außerdem bin ich sowieso der Meinung, dass man seinen Magen durchaus auch an nicht so einwandfreie hygienische Verhältnisse gewöhnen sollte, weshalb ich mir das Entkeimen des Wassers spare.

      Gegen halb Vier beende ich satt, mit Wasserbauch und gut erholt meine Siesta und laufe weiter das Bett des Indian Creek hinauf. Meistens geht es zwischen vielen Steinen hindurch, es gibt aber auch sandige und tonige Stellen. Ab und zu gelange ich noch einmal an ein Wasserloch, einmal fließt der Bach sogar über eine kurze Strecke um danach wieder zu versickern. Kaum ist etwas Wasser da, sind auch schon einige schön gefärbte Libellen zur Stelle. Das satte Grün der Pappeln bildet schöne Kontraste zum rötlichen Gestein des Canyons.


      Indian Creek

      Natürlich möchte ich mein Lager auch in Wassernähe aufschlagen und habe Glück, dass ich rechzeitig ein schönes, recht sauberes Wasserloch finde, in dessen Nähe die überhängende Felswand geradezu einlädt, hier zu übernachten.

      Der melodische, leicht melancholische Gesang des Canyon Zaunkönigs erfüllt die Stille der Schlucht. Etliche Fährten verraten, dass es auch die Tiere hier zum Wasser zieht. Wahrscheinlich stammen die meisten Fährten von Maultierhirschen, aber leider bekomme ich keinen zu Gesicht.

      Ich habe heute knapp 13 Kilometer in Luftlinie zurück gelegt und bin sehr zufrieden. So macht mir das Wandern Spass. „Querfeldein zu laufen“ ist zwar anstrengend und erfordert oft ziemlich viel Aufmerksamkeit, ist dafür für mich aber viel interessanter als stundenlang über monotone Pisten zu gehen.

      Neben den Lederstiefeln die ich beim Wandern trage, hatte ich auch noch leichte Turnschuhe dabei. Diese habe ich aber heute bereits zurück gelassen. Je weniger Gewicht ich schleppen muss, desto leichter fällt mir das Gehen. Allerdings sollten noch genügend Gelegenheiten kommen, wo die Turnschuhe sehr praktisch wären…

      Noch bevor es dunkel ist, jagen etliche Fledermäuse in meiner Nähe. Heute sieht es nicht nach Regen aus, daher kann ich eine weitere Nacht unter dem Sternenhimmel verbringen.

      Im Schein meiner Stirnlampe laufe ich schon um kurz nach 6 Uhr in den beginnenden Tag hinein. Bald ist es hell und ich kann das klare Licht und den ungetrübten, blauen Himmel der frühen Stunden genießen. Die Wasserlöcher befinden sich weiterhin in weitem Abstand zu einander. Ich beobachte einen Hasen und einen großen Greifvogel. Es ist herrlich für mich, sich hier als Entdecker zu fühlen, der ins Unbekannte vorstößt ohne Zeichen von anderen Menschen vorzufinden.

      Diese Freude wird allerdings getrübt, als ich auf einen markierten Offroad Trail stoße. Hier dürfen sich Geländewagenfahrer und andere motorisierte „Outdoorliebhaber“ austoben. Glücklicherweise ist heute alles ruhig.

      Schließlich verrät mir mein GPS, das ich an der Stelle bin, wo ich Indian Creek verlassen muss, um über Land zur Needles Outpost zu laufen. Ich hatte den Wegpunkt dafür aus der TOPO Software genommen. Leider sieht es in der Realität hier etwas anders aus, als in der Karte. An der vorgesehenen Stelle verhindern Steilwände meinen Ausstieg. Was solls, suche ich mir halt meinen eigenen Weg.
      Das funktioniert auch mit lediglich zwei kurzen, harmlosen Klettereinlagen ganz gut, und schließlich kann ich noch einmal zurück in die Schlucht des Indian Creek schauen.


      Hier verlasse ich den Indian Creek

      Jetzt, außerhalb der Schlucht ergeben sich herrliche Blicke zu den markanten Felsnadeln im Canyonlands Nationalpark und über die weiten Sandsteinmassive der Umgebung. Es ist sehr heiß, aber ich habe vom Indian Creek genügend Wasser mitgenommen, so dass ich häufig trinken kann. Die kahle Hochfläche ist einfach zu durchqueren und ich laufe weiter auf ein Bergmassiv zu. Der Aufstieg erweist sich als unschwierig. Auf dem glatten Sandstein wachsen vereinzelt Pinyon Pines, eine anspruchslose Kiefernart, deren Samen essbar sind.
      Meine Blicke werden besonders vom Six Shooter Peak angezogen, einem markanten Inselberg aus dem sechs Felsnasen ragen.


      Six Shooter Peak
      Schließlich sehe ich direkt unter mir mein Ziel, die Needles Outpost. Allerdings sieht der Abstieg keineswegs so einfach aus, wie meine Aufstiegsroute auf das Plateau.
      Der Sandstein fällt in mehreren Stufen, die jeweils von ziemlich steilen Wänden begrenzt werden ab.


      Wie komme ich hier runter?

      Glücklicherweise hat der Sandstein eine griffige, raue Oberfläche, so dass auch sehr steile Stufen noch bewältigt werden können, wenn man sich eine günstige Route sucht. Zugegeben, an einigen Stellen, bekomme ich schon ziemlich feuchte Hände, woran nicht nur die Hitze schuld ist…
      Doch schließlich habe ich es geschafft und stehe am Fuß der Steilwand.


      Am Fuß der Steilwand

      Jetzt sind es nur noch wenige Schritte und ich habe mein erstes Etappenziel, die „Needles Outpost“ erreicht. Hier in der Nähe der Grenze zum Canyonlands Nationalpark haben Gary und Tracy eine Mischung aus Tankstelle, Campingplatz, Laden, Kneipe und Restaurant aufgebaut.


      Die Needles Outpost

      Ich trete ein und berichte voller Stolz über meine erste Etappe auf dem Hayduke Trail. Außer mir ist nur noch ein anderer Gast anwesend. Ich erfahre, dass ich in diesem Herbst der erste Hayduke Wanderer bin, der hier eintrifft. Das ist auch kein Wunder, denn nach dem was Gary erzählt, war dies der trockenste Sommer seit 10 Jahren. Für gewöhnlich füllen hier die Sommergewitter, die als Ausläufer der Hurrikans vom Golf von Mexico heranziehen, die Wasserspeicher der Wüste wieder auf. In diesem Jahr hat es bisher noch kein Gewitter gegeben!

      Ich benötige noch eine Erlaubnis, ein sogenanntes „Backcountry Permit“ vom Besucherzentrum des Canyonlands Nationalparks, daher muss ich mich beeilen dort anzukommen, bevor es schließt. Aber ich habe Glück, der andere Gast, der sich auch an der kurzen Unterhaltung beteiligt hat, bietet mir an, mich dorthin zu fahren.

      Ich nehme mir kaum Zeit, dass wie immer in Amerika interessant gestaltete Visitor Center zu erkunden, sondern bringe gleich meinen Wunsch vor, ein Backcountry Permit zu erhalten. Der Ranger, der sich um mich kümmert ist sehr nett und gibt mir einige Tipps. Ich erfahre, dass er morgen auch den Salt Creek, meine geplante Route hochlaufen will.

      Mit dem Permit in der Tasche laufe ich die etwas drei Kilometer zur Outpost rasch querfeldein zurück. In der Ebene die ich durchquere, gibt es viel trockenes Gras, mit unangenehm stachligen Samen.

      Zurück an der Outpost genieße ich erst mal einen wohlschmeckenden Burger mit Pommes und Salat. Den Abschluss meines Festtagmenüs bildet dann eine große Portion Eiskreme. Während Gary offen und sympathisch wirkt, erscheint mir Tracy etwas „merkwürdig“, obwohl auch sie mich gut behandelt.

      Dann kaufe ich in dem Laden der Outpost meine Vorräte für die nächste Etappe. Obwohl die Auswahl etwas beschränkt ist, finde ich doch alles was ich benötige. Als mir Tracy dann die Gesamtrechnung präsentiert, bin ich zunächst etwas schockiert über ihre Höhe. Als ich dies zu erkennen gebe, gibt mir Tracy dann aber noch einen deutlichen Preisnachlass.

      Auf dem mit Tischen und Bänken ausgestatteten Campingplatz bin ich der einzige Gast. Nachdem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, genieße ich die bitter nötige heiße Dusche und wasche meine Wäsche.

      Die Outpost hat sogar einen Internetanschluss. Als ich darum gebeten hatte, einige mails schreiben zu dürfen, wurde mir dieser Wunsch von Tracy jedoch abgelehnt mit dem Hinweis, dass sei ein rein privater Anschluss. Dafür durfte ich ihr in Google Earth aber zeigen wo ich wohne!

      Als ich später noch einmal zum Laden gehe, ist nur Gary zugegen, und er lässt mich prompt seinen Computer benutzen!
      Später taucht dann ein satter Vollmond die Landschaft in sein silbriges Licht.
      Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 20.09.2011, 04:53.
      http://geraldtrekkt.blogspot.de

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      • Mika Hautamaeki
        Alter Hase
        • 30.05.2007
        • 3979
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

        Der Bericht liest sich super. Bitte schnell weiter schreiben!
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • fechter
          Gerne im Forum
          • 28.07.2005
          • 98

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Plateaus

          Bin auch gespannt...

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          • Wildniswanderer
            Erfahren
            • 08.11.2008
            • 402
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

            2. Needles Outpost- Young Canyon- Needles District

            Noch vor Sonnenaufgang bin ich wieder unterwegs, zunächst wieder querfeldein über die weite Ebene am Salt Creek. Der Bewuchs ist stellenweise erstaunlich dicht.
            Die Felsmassive der Umgebung erstrahlen im sanften Morgenlicht.



            Als ich die Salt Creek Road, eine Sandpiste erreiche, kommt bald ein Jeep des Nationalparkservice vorbei. Drinnen sitzt Brad, der Ranger der mir gestern mein Permit ausgestellt hat. Er lässt sich am Ende der Piste absetzen und will dann ebenfalls den Salt Creek hoch wandern.
            Häufig verrät mir ein tiefes Brummen, dass winzige Kolibris, die ich manchmal auch ausmachen kann, vor Blüten im Schwebflug in der Luft stehen. Eine dünne, schwarze Schlange mit Zick- Zack Zeichnung auf dem Rücken schlängelt sich vor mir über die Piste.
            Am Peekaboo Zeltplatz endet die Piste, lediglich ein schmaler Pfad führt weiter. Obwohl auch der Salt Creek trocken ist, kann man die Vegetation hier fast üppig nennen. Eine Vielzahl bunter Blumen und blühender Sträucher erfreut meine Augen.





            Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Eher trockene Abschnitte wechseln sich mit fast dschungelartigem Bewuchs aus Weiden, Schilf und hohem Schachtelhalm ab.
            Immer wieder eröffnen sich schöne Aussichten auf die bizarren, braun- beigen Felsformationen.




            Im fast dschungelartigen Bewuchs ist der Pfad oft kaum zu erkennen

            Obwohl dieser fantastische Weg im Canyonlands Nationalpark verläuft und gut zu erreichen ist, treffe ich heute nur dreimal andere Wanderer. Einer davon ist ein etwas aufgebrachter Engländer. Ranger Brad wollte sein Permit kontrollieren, da er keines hatte, erhielt er eine Strafe von 100 Dollar. Das Permit hätte ihn nur 5 oder 10 Dollar gekostet!
            Gegen Mittag färbt sich der Himmel dunkel und es beginnt zu donnern. Kommt jetzt endlich die Regenzeit?


            Ein Gewitter zieht auf

            Es regnet etwa eine Stunde lang, immerhin so stark, dass ich mir meine leichte Regenjacke überziehe, aber schon bald ist das Gewitter weitergezogen, und rasch ist es ebenso trocken wie zuvor.
            Nach dem Regen erstrahlt die Landschaft in klaren Farben.


            Nach dem Regen

            Immer wieder verblüffen mich die Kontraste zwischen üppiger Blütenpracht und stachligen Kakteen in unmittelbarer Nachbarschaft.


            Astern


            Kakteenfrüchte

            Am späten Nachmittag erreiche ich den in meinem Permit für die heutige Übernachtung vorgesehenen Zeltplatz S 4. Hier wartet zu meiner Überraschung der Ranger Brad Masterson, den ich gestern im Besucherzentrum getroffen hatte. Dort hatte er mir erklärt, dass es an dem Zeltplatz Wasser gäbe. Als er heute hier eingetroffen war, musste er leider feststellen, dass das ein Irrtum war, trotz der vorhandenen üppigen Vegetation ist das Bachbett völlig ausgetrocknet. Tatsächlich hatte ich heute bisher nur eine gute Wasserstelle entdeckt.

            Nun, es ist noch nicht sehr spät, daher schlage ich vor, dass ich zu einem anderen Zeltplatz mit sicherem Wasservorkommen weiter gehe. Das lehnt Brad allerdings ab, da der Platz schon an eine andere Gruppe vergeben worden ist.
            Der Ranger besteht darauf, dass ich hier zelte, bietet mir aber an, meine Wasserbehälter irgendwo aufzufüllen und dann zurückzukehren. Das kommt für mich nicht in Frage, daher deponiere ich den größten Teil meines Gepäcks in dem vorhandenen bärensicheren Container aus Stahl und folge dann Brad den Salt Creek weiter aufwärts. Zu meinem Erstaunen erfahre ich, dass es hier tatsächlich Schwarzbären gibt, die besonders die Kakteenfrüchte als Delikatesse schätzen, wie uns ihre Hinterlassenschaften auf dem Pfad manchmal verraten.


            Schwarzbärenkot voller Kakteensamen

            Brad hofft, dass wir an der Einmündung des West Fork Salt Creek Wasser finden. Leider ist es auch dort völlig trocken. In der Nähe kontrolliert der Ranger eine Fotofalle. In erster Linie sollen mit den Bildern Informationen über die Schwarzbären des Salt Creek gesammelt werden, aber auch jedes andere Tier, das die Infrarotschranke durchquert wird aufgenommen.

            Der Hayduke Trail verläuft ab der Outpost auf einer anderen Route, aber das was ich über den Salt Creek im Internet gelesen hatte klang so interessant, dass ich es vorzog ihm zu folgen und dann später wieder auf den Hayduke zu stoßen. Ursprünglich hatte ich vorgehabt dem West Fork zu folgen, aber Brad rät mir davon ab. Es gibt kein Wasser und ihm sind zwei Gruppen bekannt, die den schwierigen Ausstieg aus dem Canyon nicht geschafft haben, und daher umkehren mussten.

            Brad ist ebenso alt wie ich und wir verstehen uns gleich sehr gut. Nachdem er vier Jahre in Japan englisch unterrichtet hatte, arbeitet er jetzt bereits seit einigen Jahren für den Nationalpark Service, und hat als Ranger schon einige Parks kennen gelernt.
            Im Herbst möchte er mit seiner Frau, die auch im Nationalpark arbeitet nach Europa. Ich gebe ihm meine e- mail Adresse, und tatsächlich, im November besuchen mich die Beiden in Hessen!


            Der Ranger Brad

            Schließlich erreichen wir Lower Jump, dieser tiefe Pool trocknet Brad zufolge niemals aus! Ein riesiger, schwarzer Salamander schwimmt darin.


            Lower Jump, eine verlässliche Wasserstelle am Salt Creek

            Nachdem wir unsere Wasservorräte aufgefüllt haben, treten wir den langen Rückweg an. Wir müssen uns etwas beeilen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Es ist ein herrlicher Abend, an dem die untergehende Sonne die Felswände erglühen lässt.





            Brad will sein Lager in der Nähe der Fotofalle aufschlagen, daher lege ich das letzte Stück des Weges alleine zurück. Zwar ist es bereits fast dunkel, als ich S 4 erreiche, aber bald geht der volle Mond auf. Das Zelt aufschlagen erspare ich mir, koche aber natürlich noch auf meinem Hobo.



            Ein schöner, abwechslungsreicher Tag geht zu Ende.
            Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 20.09.2011, 04:49.
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            • slarti
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              • 08.01.2011
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              #7
              AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

              Sehr interessanter Bericht.

              Kleine Korrektur im ersten Teil: Pottasche ist Kaliumcarbonat (vgl. engl.: potash -> potassium für Kalium). Calciumcarbonat ist typischerweise Kalk oder Kreide.

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              • Wildniswanderer
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                #8
                AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                Danke für die Anmerkung, Korrektur ist bereits durchgeführt!
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                • Wildniswanderer
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                  #9
                  AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                  Noch vor Sonnenaufgang will ich wieder aufbrechen, doch leider leuchtet meine Stirnlampe nur noch schwach, die Batterien sind wohl erschöpft.
                  Nach einer Stunde bin ich wieder an der Wasserstelle Lower Jump, in dessen Nähe drei Amerikaner zelten, mit denen ich mich kurz unterhalte.
                  Heute ist die Landschaft zunächst viel offener und weniger dicht bewachsen als gestern. Ich kann mich kaum an der herrlichen Landschaft mit ihren kühnen Felsen satt sehen.


                  Im oberen Salt Creek Tal

                  Die Camper hatten mir von Anasazi Ruinen und Felszeichnungen erzählt, die ich jetzt ansteuern möchte. Doch zunächst gelange ich zum Upper Jump, wo fließendes Wasser eine wunderschöne Oase hervorgezaubert hat. Bald danach treffe ich auf eine Anasazi Behausung.


                  Anasazi Behausung

                  Kaum zu glauben, dass diese Behausung schon vor 800 Jahren aufgegeben wurde. Die Anasazi bauten Mais an, ergänzten aber ihre Nahrung auch durch Früchte und Wildfleisch. An andern Orten veranlasste wohl die zunehmende Trockenheit ihre Abwanderung. Aber was war in diesem üppigen Tal mit seinen permanenten Wasserstellen die Ursache? Man kann nur spekulieren. Die Hopi Indianer in Arizona und New Mexico sind offenbar die Nachfahren der Anasazi.

                  Der Pfad verlässt das Tal und führt bergaufwärts. Als ich bei einem natürlichen Felsbogen ankomme, frage ich mich zunächst wo der Weg weiter führt. Natürlich mitten durch den Bogen hindurch!

                  Wenig später gelange ich an eine Felswand vor der eine Munitionskiste im Sand steht. Solche Kisten werden häufig als Verstecke für Geocaches benutzt, also öffne ich sie. Zu meiner Überraschung enthält die Kiste die Beschreibung für die berühmte Felszeichnung „All American Man“ von der mir die Camper erzählt hatten. Ich folge der Beschreibung und sehe dann das Bild hoch oben in einer Felsnische.
                  Meine Verblüffung kennt keine Grenzen, diese Zeichnung ähnelt wirklich sehr stark der amerikanischen Nationalflagge. Und was soll die Antenne am runden Kopf der marsmännchenähnlichen Figur? Das Ganze ist sehr erstaunlich, aber es ist erwiesen, dass die Zeichnung von den Anasazi vor hunderten von Jahren gemalt wurde, und nicht etwas ein Alien Freak sich hier einen Scherz erlaubt hat!


                  "All american Man"

                  Ich habe gelesen, dass es im Salt Creek Tal noch zahlreiche weitere Hinterlassenschaften der Anasazi gibt. Es wäre sicher faszinierend hier länge Zeit zu verbringen und nach den Spuren der rätselhaften Indianer zu suchen.

                  Der Weg führt zurück in das offene Tal und gegen Mittag gelange ich an „Kirks Cabin“. Ein früher Pionier hat an diesem wunderschönen mit fließendem Wasser gesegneten Platz seine Blockhütte errichtet. Zwar lebt auch Tom Higginson als Einsiedler in der Wüste, aber immerhin verfügt er über Motorfahrzeuge, Strom und Internet. Wie die Isolation wohl auf diesen frühen Siedler im 19. Jahrhundert gewirkt hat?

                  Ich nutze die Gelegenheit zu einem Bad im herrlich frischen Wasser und koche während meiner langen Mittagsrast. Während Wasser hier im Salt Creek Tal kein großes Problem war, wird es jetzt wieder längere Zeit dauern bis ich an die nächste Wasserstelle gelange. Daher fülle ich meine Behälter mit 10,5 Litern Wasser auf.
                  Doch zunächst gelange ich keineswegs in trockene Wüste, sondern in ein üppiges Sumpfgebiet voller Riedwiesen und hoher Schachtelhalme.


                  Üppige Vegetation in trockener Wüste!

                  Offenbar fühlen sich die Schwarzbären hier besonders wohl, denn überall stoße ich auf Fährten und Kot von ihnen. Dagegen ist der Pfad über weite Strecken kaum mehr zu erkennen. Einmal schlage ich offenkundig einen falschen Weg ein, und lande in fast undurchdringlichem Gehölz. Doch schließlich habe ich den Bereich mit der dichten Vegetation durchquert und gelange an die Grenze des Canyonlands Nationalparks worauf ein Schild hinweist.

                  Laut meiner Karte soll von hier ein Wanderweg etwa fünf Kilometer weit zu einer Forststraße auf einem Plateau führen. Allerdings ist von einem Wanderweg nichts zu sehen. Was solls, in dem trockenen Bachbett eines Nebenarms des Salt Creek komme ich gut vorwärts, nur an 2 Abstürzen ist eine kleine Kletterpartie gefragt.

                  Dann endet das gemächlich ansteigende Tal aber vor einer ziemlich steilen Wand, so dass es zunächst scheint, als wäre hier ein Weiterkommen nicht möglich. Nun, so einfach gebe ich nicht auf, und lasse zunächst meinen Rucksack zurück um vielleicht doch eine mögliche Route zu finden. Was von unten kaum möglich erschien, entpuppt sich dann aber als doch gar nicht so schwer. Schon beim ersten Versuch finde ich eine Route auf das Plateau, die auch mit meinem schweren Rucksack gangbar ist. Von oben blicke ich zurück auf das Tal, dem ich zunächst gefolgt bin.


                  Blick zurück

                  Obwohl ich nur einige Höhenmeter zurückgelegt habe, wächst hier oben bereits eine andere Vegetation, ein lichter Wald aus niedrigen Utah Wacholdern und Pinyon Pines.


                  Niedriger Nadelwald wächst auf den Plateaus

                  Ich laufe noch ein Stück nach Kompass in „meine“ Richtung und schlage dann erstmals auf der Wanderung mein Zelt auf. Na ja, eigentlich ist es eher ein Tarp, da es weder Moskitonetz noch Boden hat, und auch die Seiten offen sind. Dafür ist es mit nur einem Bogen und vier Häringen rasch aufgestellt und wiegt nur wenig.


                  Mein Zelt kommt zum ersten Mal zum Einsatz
                  Sonnenuntergang und Vollmondaufgang zaubern schöne Stimmungen hervor.

                  Am nächsten Morgen stoße ich einige Male auf Steinmännchen, die zeigen, dass hier offenbar doch eine Wanderroute verläuft. Diese scheint aber nicht mehr benutzt zu werden, denn obwohl ich sorgfältig danach Ausschau halte, verliere ich die Steinmarkierungen immer wieder.

                  Irgendwann gelange ich wieder in eine Schlucht, die sich immer mehr verengt. Nach den Erfahrungen von gestern bin ich mir keineswegs sicher, ob es gelingen wird, hier einen Ausstieg zu finden. An einer Seitenschlucht lasse ich meinen Rucksack zurück und beginne einen Weg nach oben zu suchen. Aber bald breche ich dieses Unterfangen ab, da es mir zu schwierig erscheint. Zurück im Schatten des Canyons wachsen hier in der geschützten Umgebung sogar einige größere Kiefern. Dann kommt was kommen musste, die Schlucht endet vor einer Steilwand!


                  Die Schlucht endet vor einer Steilwand

                  Hier führt definitiv kein Weg empor, daher beschließe ich zurück zu der Stelle zu gehen, wo ich vor einiger Zeit meine Erkundung abgebrochen hatte. Zunächst komme ich auch ganz gut voran, und es ist nur noch ein kurzes Stück bevor der Hang abflacht, aber bevor ich in Sicherheit bin, liegt noch eine Herausforderung vor mir. Um zu den nächsten Felsen zu gelangen, an denen ich mich fest halten kann, muss ich über ein super steiles, bröckelndes Geröllfeld, das unversehens ins Nichts abstürzt. Komme ich mit dem Hang ins Rutschen gelange ich schneller als mir lieb ist zurück in den Canyon…

                  Allerdings habe ich auch keine Lust umzukehren und womöglich einen riesigen Umweg in Kauf zu nehmen...
                  Mit äußerster Vorsicht taste ich mich Schritt für Schritt voran. Zum Glück muss ich nur einige Meter auf diese Weise bewältigen, aber diese reichen mir auch…

                  Ich hatte die Koordinaten einer Forststraße aus der Karte abgelesen und in meinem GPS gespeichert. Und tatsächlich, ich gelange genau dort auf die Straße wo ich wollte.
                  Zu meinem Erschrecken endet die Piste nach wenigen Metern offenbar schon wieder! An einem trockenen Bachbett hört die Fahrspur einfach auf. Zunächst denke ich, dass es vielleicht ein Stück weit in der Ablaufrinne weiter geht, aber egal in welche Richtung ich erkunde, es gibt kein Zeichen, dass auf die Piste hinweist. Schließlich durchquere ich das Bachbett und laufe ein Stück bergauf. Zwar erscheint es kaum vorstellbar, dass ein Fahrzeug über die zahlreichen großen Felsbrocken hier fahren kann, aber schließlich entdecke ich doch alte Reifenspuren und einige Zeit später bin ich auf der breiteren, gut gepflegten Forststraße 100.

                  Wahnsinn, wie stark dieses Gelände von zahlreichen tiefen Schluchten durchfurcht wird. Aber ich habe Spass! Die Herausforderung in Verbindung mit dem strahlenden, klaren Wetter macht mich zufrieden. Eigentlich hatte ich vor die Straße lediglich zu überqueren und dann ca. 5 Kilometer Luftlinie weglos bis in Beef Basin zu laufen. Allerdings halte ich es nach den Erfahrungen von gestern und heute Morgen für besser, zunächst auf der Piste zu bleiben.

                  Ich komme gut voran und gelange aus dem dichten Kiefern- Wacholder Wald schließlich in offenere, offenbar beweidete Bereiche, obwohl ich kein Vieh sehe.


                  Auf dem Weg ins Beef Basin

                  Irgendwann gelange ich an eine Kreuzung wo unter einem Schild ein Kasten mit einem Fragebogen hängt. Hier möchte das BLM, das die Gegend verwaltet mit einem Fragebogen etwas über die Besucher des Beef Basin erfahren. Außer mir sind offenbar alle anderen Besucher im Auto unterwegs. Da es hier etliche Anasazi Stätten gibt, verirrt sich der eine oder andere hierher, insgesamt ist die Zahl der Besucher sehr überschaubar. Daher wundert es mich auch nicht weiter, dass ich heute niemand begegne.

                  Mittlerweile habe ich bereits wieder einen Großteil des gestern Mittag an Kirks Cabin geschöpften Wassers verbraucht, und steuere daher die in meiner Karte eingezeichnete Beef Basin Spring an. Zunächst erschließt sich mir aus der Topographie nicht ganz, wo hier eine Quelle sein könnte, aber doch, nur wenige Meter abseits einer Fahrspur gelange ich dann an die Wasserstelle, die zu meiner Überraschung erst gerade in einen Viehtrog geleitet wurde.


                  Beef Basin Spring- zur Viehtränke umgebaut- die perfekte Badewanne!

                  Zunächst ergänze ich meine Wasservorräte, aber dann lass ich es mir nicht nehmen, in dem noch völlig sauberen Bassin ein Vollbad zu nehmen!
                  Weiter gehe ich etwa fünf Kilometer weglos von hier über das offene Weideland des Beef Basin. Ich sehe nur einige wenige Kühe, aber die Gegend ist so, wie man sich den Wilden Westen vorstellen kann. Weites Land über das weiße Wolken ziehen.


                  Die Weite des Beef Basin

                  Ich komme gut vorwärts und erreiche schließlich den Ausgangspunkt des Wanderweges zum Fable Valley, womit ich wieder auf der Originalroute des Hayduke Trails angelangt bin. Auch hier gibt es eine Box mit Bögen auf der sich Wanderer eintragen sollen. Allerdings bin ich offenbar der Erste, es gibt sonst noch keine Eintragungen!

                  Ein Stück weiter schlage ich oberhalb von einem trockenen Bachbett mein Lager auf. Ich habe heute 19 Kilometer Luftlinie zurückgelegt, fühle mich gut und bin zufrieden mit dem Tag.
                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                  • berniehh
                    Fuchs
                    • 31.01.2011
                    • 2408
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                    es bleibt spannend......

                    Ich lese jeden deiner Berichte mit großem Interesse!
                    www.trekking.magix.net

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                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
                      • 3979
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                      Grandios!
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                      • Wildniswanderer
                        Erfahren
                        • 08.11.2008
                        • 402
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                        Am Morgen denke ich zunächst, auf dem Trail ins Fable Valley zu sein. Lediglich die Quad Spuren verwundern mich ein wenig, denn der Weg ist für motorisierten Verkehr gesperrt. Aber bei den wenigen potenziellen Besuchern hier achtet wahrscheinlich niemand darauf.

                        Tief unter mir liegt ein Canyon, in dem zu meiner Überraschung ein Wasserfall rauscht. Leider hört der vermeintliche Weg irgendwann an einer Felswand auf, und so sehr ich auch nach dem weiteren Wegeverlauf suche, an dieser Stelle geht es nicht weiter!

                        Natürlich hatte ich mir wieder mal nicht die Mühe gemacht, vor dem Aufbruch die Karte genau zu studieren, der Weg war ja offensichtlich eindeutig zu erkennen…

                        Nun gut, zu meiner Schande muss ich nach der Kartenkonsultation in Verbindung mit dem GPS erkennen, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin, was mich mal wieder eineinhalb Stunden gekostet hat! Es hilft aber nichts, mir bleibt nichts anderes übrig als denselben Weg zu meinem Lagerplatz zurück zu gehen.

                        Dort angekommen suche ich eine ganze Zeit lang nach dem richtigen Pfad, schließlich weist die Tafel doch ganz deutlich auf den Fable Valley Trail hin. Aber zunächst entdecke ich nicht den Hauch eines Weges. Schließlich gehe ich weglos in die richtige Richtung und entdecke nach einiger Zeit sowohl Spuren von Mulis als auch Steinmännchen. Endlich bin ich auf dem richtigen Pfad, dem ich dann etwa sechs Kilometer weit folge. Zeitweise ergeben sich imposante Ausblicke in Gypsum Canyon, tief unter mir. Eine sehr abweisende Umgebung!


                        Gypsum Canyon

                        Lange Zeit kann ich dem Pfad ohne Probleme folgen, aber dann, an einem trockenen Bachbett kann ich keine Steinmännchen mehr finden, die bislang den Wegeverlauf zuverlässig angezeigt haben. Ich bin verwirrt, sollte das Bachbett schon das Fable Valley sein? Nein, dazu ist es noch zu früh. Schließlich gehe ich ohne Pfad weiter und stoße irgendwann auch wieder auf Steinmännchen.

                        Bald erreiche ich tatsächlich das Fable Valley. Im Gegensatz zu den tief eingeschnittenen Canyons der Umgebung ist dies ein breites, offenes Tal, das man geradezu lieblich nennen kann. Von dem fließenden Wasser, das es hier zu anderen Zeiten gibt, ist leider mal wieder kaum eine Spur zu sehen. Ein Loch mit stinkendem Brackwasser ist sicher selbst für einen abgehärteten Magen nicht genießbar.

                        Das Seitental in das ich bald abbiege, ist im Führer nur knapp beschrieben, so dass ich keine Vorstellung von der Tortur habe, die jetzt vor mir liegt. Zunächst ist der Bewuchs aus Dornsträuchern in dem schattigen, geschützten Canyon stellenweise so dicht, dass ich nur mit erheblichem Körpereinsatz mich hindurch zwängen kann und ich sowohl in der Kleidung als auch in der Haut einige Risse davon trage.

                        Schwieriger als die Vegetation sind aber die zahlreichen Abstürze in diesem Canyon. Etliche der Kletterpartien sind dabei alles andere als einfach. Spätestens jetzt denke ich, dass der Hayduke Trail nur für schwindelfreie Leute, die auch mit Gepäck gerne klettern geeignet ist. Wer größere Distanzen auf einem ausgetretenen Pfad zurück legen möchte, ist hier ganz sicher falsch.

                        Es sind so viele Abstürze zu überwinden, dass ich irgendwann aufhöre sie zu zählen. Natürlich gibt es auch besonders gemeine Kombinationen aus dorniger Vegetation in Verbindung mit schwieriger Kletterei.

                        Schon recht weit oben in der Schlucht verlasse ich das Tal und will mir durch den Wachholder- Kiefernwald des Dark Canyon Plateaus selber meinen Weg suchen. Auf diese Weise möchte ich mir weitere zeitraubende Kletterpartien sparen.

                        Plötzlich durchfährt mich ein großer Schreck. Meine Kartentasche mit drei Ausdrucken ist nicht mehr da! Normalerweise trage ich die Tasche an einer Kordel um den Hals, aber da das bei den Klettereien sehr störend war, hatte ich die durchsichtige Plastiktasche in meine Hose gesteckt. Eine kurze Zeit lang versuche ich meinen Weg zurück zu verfolgen, um die Tasche mit den kostbaren Karten wieder zu finden, muss aber schnell erkennen, dass es mir nicht gelingt auf dem selben Weg zurück zu gehen, und es daher sehr unwahrscheinlich ist, dass ich die Tasche wieder finde.

                        Glücklicherweise habe ich bereits einige Wegpunkte für den nächsten Abschnitt in mein GPS einprogrammiert, daher kann ich meinen Weg fortsetzen. Zwar habe ich ein komisches Gefühl so ohne Karte ins Blaue zu marschieren, aber zunächst komme ich auf dem Plateau recht gut voran. Offene Grasflächen erlauben mir erste Ausblicke zu den noch fernen Henry Mountains, über die der Hayduke Trail führt.

                        Ich kreuze eine Sandpiste und tauche dann in den Horse Pasture Canyon ein.
                        Auch hier gibt es einige Abstürze. Offenbar hat es vor nicht allzu langer Zeit geregnet, denn einige Felslöcher sind mit Wasser gefüllt. Endlich kann ich meine Wasservorräte wieder auffüllen, ein wahrer Glücksfall wie ich später noch feststellen sollte…


                        Das Wasserloch im Horse Pasture Canyon- Ein wahrer Glücksfall für mich!

                        Irgendwann stehe ich am Rand eines Absturzes, der viel höher ist, als alle die ich zuvor gesehen habe. Mittlerweile bin ich im Johns Canyon, und diese Stufe ist auch im Führer beschrieben. Es heißt, man soll aus dem Canyon klettern und erst ein ganzes Stück weiter auf einer anderen Route zurück in Johns Canyon gelangen.

                        Zunächst versuche ich in der Nähe des Absturzes eine Route zu finden. Zunächst komme ich auch ganz gut voran, aber schließlich erscheint es mir doch zu gefährlich, weiter zu klettern. Wie im Führer empfohlen, gehe ich etwa einen Kilometer weit zurück und finde dort eine nicht allzu schwere Route auf der ich zum Canyon Rand gelange.
                        Mittlerweile ist es schon recht spät, so dass ich hier, oberhalb der Schlucht mein Lager aufschlage. Ein spannender, fordernder zum Teil frustrierender Tag geht zu Ende.


                        Oberhalb von Johns Canyon geht der Tag zu Ende

                        Voller Spannung ob ich den Weg zurück in den Canyon finden werde, bin ich schon bei Sonnenaufgang unterwegs. Aufgrund der höheren Lage ist es noch recht frisch, so dass ich zum ersten Mal auf dieser Tour zunächst mit dünnem Fleece und langer Hose laufe.
                        Da ich ja keine Karte mehr habe, bin ich auf die Beschreibung im Führer angewiesen um die Stelle zu finden, bei der der Abstieg möglich ist. Etwas einen Kilometer weit laufe ich oberhalb des Canyonrands und prüfe immer wieder die Gegend im Hinblick auf eine Möglichkeit in die Schlucht hinein zu gelangen. Doch die fast senkrechten Wände lassen vorerst keinen Gedanken an einen Abstieg aufkommen.

                        Dann entdecke ich ein Steinmännchen! Das kann kein Zufall sein, sollte dies der Routenbeginn sein? Und tatsächlich entdecke ich weitere von Menschen aufgeschichtete kleine Steinhaufen, die mich zu einem Seitental führen, dass sehr steil und Ehrfurcht gebietend zur tiefen Schlucht des Johns Canyon abfällt.

                        Zunächst gelange ich ohne größere Probleme ein ganzes Stück tiefer. Doch dann enden die Steinmännchen an einer Schuttzone, die bald in hellen, senkrechten, glatten Felsen übergeht. Hier geht es nicht um eine Frage des Muts eine Kletterpartie zu wagen. Es ist schlichtweg unmöglich diese Wand hinab zu gelangen, obwohl der Canyongrund so nah ist, dass ich bereits das Fließen des Wassers hören kann.

                        Aber nach der Beschreibung des Führers bin ich hier richtig und die Steinmännchen sollten nach aller Logik auch nicht einfach ins Nirgendwo führen.

                        Zwei Stunden lang suche ich weiter nach einer Abstiegsroute. Dazu folge ich einem schmalen Felsband, auf dem ich mich oberhalb der Schlucht balanciere. Der trockene Fels ist zwar griffig, aber stellenweise ist das Band so schmal, dass ich mir unter keinen Umständen einen Fehltritt erlauben darf.


                        In der Wand von Johns Canyon

                        Kein Spaß für Leute die nicht schwindelfrei sind. Immer noch hoffe ich, irgendwo auf eine Stelle zu stoßen, an der ein Stück der Wand abgebrochen ist.
                        Aber meine Hoffnung erfüllt sich nicht und ich sehe schließlich keine andere Möglichkeit als den Rückzug anzutreten.

                        Was sind meine Optionen? Ich könnte versuchen dem Canyonrand weiter zu folgen in der Hoffnung doch noch eine Stelle zu finden, an der ich in die Schlucht hinabsteigen kann. Nach dem gerade erlebten Misserfolg bin ich zu demoralisiert dazu, ausserdem fehlt mir ja dummerweise das nächste Kartenblatt…

                        Ich könnte der Sandpiste die ich überquert hatte folgen, in der Hoffnung, dass ich so irgendwie in die richtige Richtung gelange. Da ich nicht weiß, wohin der Weg führt und wie reichlich erfahren die Gegend ziemlich wasserarm ist, möchte ich auch kein solches Vabanquespiel eingehen.

                        Schließlich bleibt als letzte Möglichkeit nur noch ein Stück weit die selbe Route zurückzulaufen um schließlich den Canyonlandsnationalpark auf einer anderen Route zu durchqueren.

                        Gesagt getan. Am Wasserloch über das ich gar nicht dankbar genug sein kann, fülle ich all meine Wasserbehälter auf. Schließlich überquere ich wieder Kiefernwälder und Grasflächen des Dark Canyon Plateaus und muss mich dann erneut durch das schwierige Seitental des Fable Valley mit seinen Abstürzen und dornigen Gebüschen quälen.

                        Während mich auf dem Hinweg noch die Herausforderung des Unbekannten lockte, nerven mich die zahlreichen Hindernisse der Schlucht nur noch.

                        Zurück im Fable Valley finde ich einige Kühe, deren Ende wohl mit dem letzten Schluck Wasser gekommen war…


                        Land ohne Wasser

                        Glücklicherweise hatte ich meine Wasservorräte wieder aufgefüllt, daher kann ich mir einen idyllischen Lagerplatz in dem schönen Tal suchen.


                        Im Fable Valley

                        Am nächsten Morgen benötige ich zwei Stunden bis ich den Fable Valley Trail wieder gefunden habe. Auf dem Hinweg hatte ich den Weg irgendwann verloren und war das letzte Stück bis zum Fable Valley weglos gelaufen. Daher habe ich jetzt einige Mühen den Trail wieder zu finden.

                        Gegen 11 bin ich wieder am Trailhead und durchquere das Beef Basin erneut. Obwohl ich diesmal auf den Sandpisten laufe, begegnen mir lediglich einige Kühe, keine Menschen.

                        An der Beef Basin Quelle fülle ich erneut 10,5 Liter Wasser auf. Von gestern hatte ich lediglich noch 2 Liter über behalten. Natürlich lasse ich mir auch ein erneutes Bad nicht nehmen.

                        Schon seit einiger Zeit ist es ziemlich windig, Donnergrollen ertönt und der Himmel um mich herum wirkt bedrohlich, wenn auch schön.






                        Gewitterstimmung im Beef Basin

                        Obwohl es so stark nach einem Unwetter aussieht, gehen bei mir lediglich einige wenige Tropfen nieder.

                        Als ich weiter laufe, kommt mir tatsächlich ein Mann mit einem weißen Pick- up entgegen. Er hat den weiten Weg hierher zurückgelegt, da er an den zahlreichen Anasaziwohnstätten der Gegend interessiert ist.

                        Ich komme auch immer wieder an einigen ehemaligen Behausungen vorbei. Nicht zuletzt heißt die Gegend „Ruin Park“.

                        Als ich schon aus einiger Entfernung einen ziemlich hoch wirkenden Turm erspähe, glaube ich meinen Augen kaum zu trauen.

                        Allerdings wirkt das Gebäude aus der Nähe betrachtet schon viel weniger gigantisch.


                        Anasazi Ruine

                        Welche Mischung aus Überbevölkerung, Dürre, selbst verursachten Umweltschäden und Feinddruck war es, die die Anasazi schließlich zum Verlassen der Region brachten? Es gibt viele Theorien, aber genaues weiß man bis heute nicht.
                        Die Hopi und andere Stämme in Arizona und New Mexico sehen sich als Nachfahren der Anasazi.

                        Als die Gewitter endgültig abgezogen sind, ergeben sich herrliche Stimmungen im Spiel zwischen Wolken und zurückkehrender Sonne.

                        Gruppen von bizarren Felsen verraten, dass ich mich wieder dem Needles District nähere.

                        Ich hatte für diesen Abschnitt lediglich mit fünf Tagen kalkuliert, mittlerweile ist aber schon der sechste Tag, daher habe ich kaum noch etwas zu essen.

                        Das trübt aber keineswegs meine Stimmung, im Gegenteil die herrliche Landschaft versetzt mich in Hochstimmung.




                        Bizarre Felsformationen kündigen den Needles District an

                        Gerade noch rechtzeitig bevor die letzten Sonnenstrahlen die Felsen zum Leuchten bringen schlage ich mein Lager auf.
                        Die Stimmung ändert sich von Minute zu Minute und ich komme aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus…






                        Die letzten Sonnenstrahlen lassen die Felsen leuchten
                        Wie so oft auf dem Coloradoplateau präsentiert sich nach dem Sonnenuntergang ein wunderschöner Sternenhimmel.
                        Zuletzt geändert von Wildniswanderer; 24.09.2011, 06:26.
                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                        • paddel
                          Fuchs
                          • 25.04.2007
                          • 1864
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                          Mal wieder absolut faszinierend!
                          Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                          vorausgesetzt man hat die Mittel.

                          W.Busch

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                          • Wildniswanderer
                            Erfahren
                            • 08.11.2008
                            • 402
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                            Der Morgen beginnt lustig: Ein Schild weist darauf hin, dass man ohne Allrad die Straße nicht befahren kann. Die „Straße“ ist ein Haufen großer Felsbrocken, von dem ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass irgendein Auto diese steile Rampe ins Tal hinab befahren kann!

                            Etwa zwei Stunden laufe ich durch Täler voll gelbem Gras zwischen Felswänden. Ganz nett, aber auf die Dauer etwas eintönig. Ich bin jetzt wieder im Canyonlands Nationalpark und bald erscheinen dann auch die Sandsteintürme die dem Needles District seinen Namen gegeben haben. Ich kann es kaum erwarten in das Labyrinth der bizarren, vielfarbigen Felsen vorzudringen.


                            Die Türme der Needles sind jetzt zum Greifen nahe

                            Schließlich verlasse ich die Piste und folge schmalen Trails in Richtung Chesler Park. Es gibt keine Markierungen, besonders auf den weiten Felsbereichen muss ich stets nach dem nächsten Steinhaufen Ausschau halten, der den Weg kennzeichnet. Mal geht es über weite sonnige Plateaus, dann gilt es extrem schmale Durchgänge zwischen den Türmen zu entdecken.

                            Da ich noch weit vom nächsten Parkplatz entfernt bin, habe ich die grandiose Landschaft an diesem strahlenden Morgen für mich.
                            Ich bin kein Esoteriker, aber wenn es irgendwo so etwas wie einen Kraftort gibt, dann hier.
                            Noch ist das Licht klar und ideal zum Fotografieren. Daher komme ich kaum dazu meine Kamera einmal abzusetzen.


                            Die Erosion hat die erstaunlichsten Gebilde im Needles District hervorgebracht




                            Flechtenkruste

                            Wo sich nur ein wenig Erde auf den Felsen gebildet hat, ist dieser von einer dunklen mikrobiotischen Kruste aus Flechten überzogen. Da diese leicht geschädigt werden kann und unter den Bedingungen der Wüste nur sehr langam wächst, darf sie nicht betreten werden.
                            Dafür ist es eine Lust über die warmen, oft glatt poliert erscheinenden Felsen zu laufen. Der Sandstein ist so griffig, dass man auf ihm auch erstaunlich steile Passagen ohne Probleme bewältigen kann.
                            Die hellen Schichten die immer wieder in den dunkelrot bis schokoladenbraun gefärbten Sandstein eingestreut sind, bewirken die erstaunliche Farbigkeit dieser Gegend.


                            Den Steinmarkierungen folgend über die Felsplateaus

                            Erst als ich nur noch 8 Kilometer vom Campingplatz Squaw Flat entfernt bin, treffe ich die ersten Touristen. Bald stelle ich fest, dass mindestens 50 % von ihnen Deutsche sind. Nach der Zeit in der Einsamkeit genieße ich es mich ausgiebig in meiner Muttersprache zu unterhalten. Ich denke ich habe bei manchen Leuten bestimmt blutende Ohren verursacht…

                            Gegen 15 Uhr erreiche ich den Parkplatz Elephant Hill. Erstaunlich wie viele Autos hier stehen! Aber gut, zwar ereilt mich hier ein kleiner Kulturschock nach der langen Zeit in der Einsamkeit, wenigstens sollte ich hier schnell eine Mitfahrgelegenheit finden.
                            Und tatsächlich, dass erste Paar das ich anspreche nimmt mich gleich mit. Natürlich entpuppen sich die Beiden rasch als Deutsche! Ganz im Gegenteil zu mir sind sie von den Needles etwas enttäuscht. Sie fanden die Wege zu anstrengend und schlecht markiert, daher haben sie sich nicht sehr weit vom Parkplatz entfernt. Jetzt wird mir auch die Diskrepanz zwischen den relativ wenigen Menschen die mir begegneten und den zahlreichen Benzinkutschen auf dem Parkplatz klar: Die meisten Leute halten nur relativ kurz und fahren dann weiter. Umso besser für die Fußgänger die mit wenig Mühe diese herrliche Gegend genießen können.

                            Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Monticello. Der Ort ist viel kleiner als Moab, dennoch gibt es hier etliche Unterkünfte und ich finde auch bald ein relativ günstiges Motelzimmer.
                            Jetzt gerate ich ganz schön in Stress, denn ich möchte nicht länger als nötig hier bleiben. Nach ausgiebiger Dusche und Wäsche waschen per Hand steuere ich den relativ gut sortierten Supermarkt des Ortes an um meine Vorräte für den nächsten Abschnitt einzukaufen.

                            Dann kommt der Höhepunkt des Abends in einem typisch amerikanischen Restaurant. Eigentlich ist die Portion Steak mit Salat und Pommes schon ziemlich üppig. Dennoch muss ich mir eine weitere Portion Pommes und ein großes Eis bestellen um die Leere in meinem Bauch zu füllen.
                            Die Bedienungen sehen allerdings so aus, als ob sie jeden Tag so ein Festmahl genießen würden ohne allerdings mehr als nötig zu laufen…
                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                            • redfox
                              Erfahren
                              • 21.09.2011
                              • 489
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                              Geniale Schreibweise, gefällt mir sehr gut. Besonders gelungen fand ich
                              Dafür ist es eine Lust über die warmen, oft glatt poliert erscheinenden Felsen zu laufen.
                              Es ist eine Lust ... cool. Sehr ansprechender Reisebericht, ich fühle mich mitgenommen - und krönend ist auch der letzte Satz

                              Sonnige Grüße
                              Claudia

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                              • Feurio
                                Dauerbesucher
                                • 16.06.2009
                                • 667
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                                ich hänge wirklich an deinen virtuellen Lippen!
                                Für mehr Natur vor der Haustür!

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                                • Wildniswanderer
                                  Erfahren
                                  • 08.11.2008
                                  • 402
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                                  Vielen Dank für die netten Kommentare! Ihr glaubt gar nicht wie die Rückmeldungen mich erfreuen und beflügeln!

                                  Leider wird es mit dem Hayduke Bericht hier erstmal für eine ganze Weile nicht weiter gehen. Nächste Woche starte ich in meine nächste Tour und dann muss ich auch erst mal weiter schreiben.

                                  Aber ich glaube ich darf versprechen, dass sich das Warten lohnen wird, denn es kommen noch zahlreiche Höhepunkte dieser für mich grandiosen Wanderung...
                                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                  • boehm22

                                    Lebt im Forum
                                    • 24.03.2002
                                    • 8237
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                                    Ich reihe mich ein und danke Dir ebenfalls für den tollen Reisebericht.
                                    Da ist es kein Problem, ein bisschen Geduld zu haben, bis es weiter geht.

                                    Ich war ja schon mehrmals in der Gegend und besonders in diesem Jahr habe ich mehrere kürzere Wanderungen zwischen den roten Steinen in der Hitze des Südwestens gemacht. Auch wenn ich selbst nicht die Zeit und Ausdauer für so eine lange Tour habe, so beneide ich Dich doch dafür, so in die Natur dort eintauchen zu können.
                                    Viele Grüße
                                    Rosi

                                    ---
                                    Follow your dreams.

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                                      #19
                                      AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                                      Bin gespannt auf die Fortsetzung. Mehr Lob (so a la "Deine Reiseberichte sind die besten" ; ) gibt es aber erst, wenn der Bericht fertig ist ...

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                                      • Wildniswanderer
                                        Erfahren
                                        • 08.11.2008
                                        • 402
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [US] Hayduke Trail 2009- Zu Fuß durch Wüsten und Canyons des Colorado Platea

                                        3. Henry Mountains- Capitol Reef

                                        Da ich bisher mehr Zeit benötigt habe als ich dachte, und der Termin für mein Paria Canyon/ Buckskin Gulch Permit bereits feststeht, beschließe ich den nächsten Abschnitt des Hayduke Trails von Hite zum Poison Spring Canyon auszulassen und statt dessen als nächstes die Überquerung der Henry Mountains anzugehen.

                                        Da die Straße durch Monticello eine einzige Baustelle ist, muss ich zunächst einmal zum Ende der Stadt laufen, bis ich an eine geeignete Stelle zum Trampen komme.
                                        Monticello liegt am Fuß der fast 3500 Meter hohen Abajo Mountains, daher ist es hier recht frisch und ich ziehe einen Fleecepullover über.

                                        Nachdem ich etwas eine halbe Stunde gewartet habe, hält ein alter Mann und nimmt mich mit. Er will seinen Bruder abholen um mit ihm eine Quad Tour durch die Berge zu unternehmen. Die soll lediglich zur Vorbereitung einer Ausfahrt ihres Clubs dienen.
                                        Mir sind zwar donnernde Motoren in der Wildnis ein Graus, aber natürlich gebe ich dazu keinen entsprechenden Kommentar ab…
                                        Sein Bruder, den wir in Blanding abholen, ist ebenfalls schlank und fit. Ok , das liegt vielleicht daran, dass die Beiden noch nicht zur Fastfood- Zeit aufgewachsen sind.

                                        An der Tankstelle außerhalb von Blanding wo sie mich absetzen, dauert es keine 5 Minuten bis ein großer Van mit Boot im Schlepptau hält. Es handelt sich um eine Mormonenfamilie mit ihren 4 Kindern, die eine Tour mit ihrem Boot auf dem Lake Powell unternehmen wollen. Zwar sollte man meinen, dass ein Immobilienmakler durch die zur Zeit herrschende Krise schwer gebeutelt ist, aber die ganze Familie strahlt den typisch amerikanischen Optimismus aus.
                                        Voller Stolz erzählen sie davon, wie 1846 die ersten mormonischen Pioniere in mühsamen Planwagentrecks aus dem Osten hierher kamen.
                                        Da sie wegen ihrer Religion von ihren Mitmenschen schwer unter Druck gesetzt wurden, entschlossen sie sich irgendwann im Wilden Westen ihr Glück zu suchen und fanden in Utah ihr „Gelobtes Land“

                                        Bei Halls Junction habe ich wieder Glück, ein Bulli hält und schon sitze ich neben einem sympathischen professionellen Landschaftsfotografen, der in New Mexico sogar eine Galerie besitzt!
                                        Häufig besucht er das Coloradoplateau um zu fotografieren, besonders der Capitol Reef Nationalpark hat es ihm angetan. Diesen werde ich auch demnächst kennen lernen, daher bin ich umso mehr gespannt.

                                        Am Lake Powell vorbei geht es immer weiter durch die endlosen roten Einöden.
                                        Ich kann es gar nicht richtig fassen, dass ich durch diese Landschaften wandere.
                                        Schließlich erreichen wir den Startpunkt für meine nächste Etappe. Ich lasse meinen Rucksack am Straßenrand zurück um die Aufschrift auf einem Schild zu lesen, dass auf den Poison Springs Canyon hinweist.

                                        Mich durchfährt ein wilder Schreck, als ich sehe, wie mein „Chauffeur“ über meinen Rucksack fährt! Dieser bleibt unter dem Bulli hängen und wird über den Asphalt der Straße geschleift. Ich renne hinter her und brülle aus Leibeskräften. Offenbar zeigt das Wirkung. Der Fahrer hält mitten auf der Straße und steigt aus. Mein Rucksack liegt einige Schritte entfernt ebenfalls auf dem Belag der Straße. Während er diesen in Sicherheit bringen will, beginnt ein unglaubliches Schauspiel: Im Zeitlupentempo setzt sich der Bus in Bewegung und rollt langsam zur Straßenböschung hinter der ein Abhang liegt. Doch glücklicherweise stoppt ein großer Stein das Gefährt bevor es an Fahrt aufnimmt und den Hang hinabstürzt.

                                        Mit vereinten Kräften gelingt es uns den Bulli zurück auf die Straße zu schieben. Dann begutachten wir den Schaden. Am Bus ist lediglich die Stoßstange etwas eingedellt, dafür sieht mein Rucksack arg mitgenommen aus. Etliche Löcher gähnen im Stoff, und Riemen sind abgerissen. Das Zelt, das außen befestigt war, erscheint ebenfalls ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, und einer meiner Wanderstöcke ist verbogen.

                                        Aber vor allem mache ich mir um meine Kamera Sorgen, die ich im Rucksack verstaut hatte. Glücklicherweise stelle ich fest, dass der Inhalt des Sacks unversehrt geblieben ist. Auch das Zelt hat nur einige kleine Löcher, lediglich der Beutel in dem es sich befand ist ziemlich zerfetzt.

                                        Der Rucksack hat bereits viele Jahre auf dem Buckel daher kommt es mir vor allem darauf an, dass er noch halbwegs funktionstüchtig ist. Das scheint der Fall zu sein.
                                        Nichts desto trotz verlange ich von dem Mann der von dem Vorfall deutlich stärker mitgenommen ist als ich, dass er mir den Schaden ersetzt. Der nächste Outdoorladen wo ich meine schadhafte Ausrüstung erneuern könnte befindet sich in Moab wohin weder ich zurück will, noch er, da das seine Pläne völlig durcheinander bringen würde.
                                        Es bleibt also nur ein Schadenersatz in Geld. Wahrscheinlich hätte der Mann die von mir verlangten 200 Dollar sogar bezahlt, allerdings hat er nur 60 Dollar in bar dabei, und der nächste Ort mit einem Geldautomaten ist weit entfernt.
                                        Nun, wichtiger als Geld ist mir meine Tour ohne Verzögerung fortsetzen zu können, daher nehme ich die 60 Dollar und wir verabschieden uns freundlich.

                                        Endlich kann ich jetzt die Überquerung der Henry Mountains beginnen, auf die ich besonders gespannt bin. Die Henrys sind eine etwa 50 Kilometer lange Bergkette vulkanischen Ursprungs die aus der Wüste bis über 3500 Meter Höhe aufragen. Aufgrund ihrer extremen Abgelegenheit, waren sie der Gebirgszug der als letztes in den USA kartiert wurde. Besonders fasziniert mich, dass hier über 200 Bisons leben, die nach dem sie wie fast überall ausgestorben waren, bereits 1941 wieder angesiedelt wurden.


                                        Vor mir ragen die Henry Mountains auf

                                        Zunächst folge ich einer wenig befahrenen Fahrspur über eine mit Dornsträuchern locker bewachsene, heiße windgepeitschte Ebene.
                                        Aus der Ferne kaum bemerkbar stoße ich auf einige Täler die sich schon bald canyonartig verengen. Es ist gar nicht so einfach, hier den richtigen Einschnitt zu finden, daher muss ich einmal auch ein Stück weit zurück laufen, nachdem ich festgestellt habe, dass der Canyon dem ich gefolgt bin in die falsche Richtung führt.
                                        Auch hier sind die Sandsteinfelsen von den seltenen Fluten die aus den Bergen kommen regelrecht glatt poliert.


                                        Glatt polierter Sandstein in den Schluchten

                                        Irgendwann stoße ich auf eine breite offenbar regelmäßig befahrene Piste. Auf der läuft es sich zwar langweilig, dafür gewinne ich rasch an Höhe.
                                        Das erste Zeichen dafür, dass ich die trockenen Ebenen verlasse, ist das Auftauchen verstreuter Wacholder. Wieder einmal sieht es stark nach Gewitter aus, aber wie ich ja weiß, fallen meist, wenn überhaupt nur ein paar Tropfen.


                                        Wacholder zeigen mir, dass ich langsam die Ebenen verlasse

                                        Schließlich beginnt der Bergwald voller Aspen mit weißer Rinde, hohen Kiefern und Douglasien.


                                        Aspen mit weißer Rinde am Beginn des Bergwaldes

                                        Ich habe lediglich 8 Liter Wasser von der Straße mitgenommen, da ich relativ sicher war, dass die Bäche in den Henrys nicht vollständig austrocknen.
                                        Doch als ich Crescent Creek erreiche, ist das dicht bewachsene Bachbett zunächst knochentrocken. Erst ein ganzes Stück weiter aufwärts finde ich schließlich etwas von dem ersehnten Nass und schlage in der Nähe in einem Sagebrush- Gebüsch mein Lager auf. Beim Auspacken muss ich feststellen, dass bei einem der Platyphus Behälter das Überfahren des Rucksacks ein Loch hinterlassen hat, weshalb er natürlich nicht mehr brauchbar ist. Zum Glück ist Wasser auf dieser Etappe wohl kein großes Problem!
                                        In der Nacht kommt starker Wind auf und es regnet heftig für einige Minuten. Offenbar beginnt die Gewittersaison jetzt doch!
                                        Schöne Lichtstimmungen ergeben sich als am nächsten Morgen die Sonne durch die abziehenden dunklen Wolken über den Ebenen bricht.



                                        Weiter folge ich der Piste aufwärts. Es gibt zwar nicht viel Verkehr, aber immer wieder mal rauscht ein Pick- up an mir vorbei. Wir haben Sonntag und die Jagdsaison hat begonnen, das erklärt wohl die relativ vielen Fahrzeuge. Zwar komme ich auf der Piste gut voran, bin aber ziemlich genervt, weit ich mir von den Henrys einen stärkeren Wildnischarakter erwartet hatte.
                                        Manchmal ergeben sich Ausblicke zu den jetzt bereits recht nah erscheinenden Gipfeln. Diese sind zwar recht hoch, wirken aber überhaupt nicht alpin.


                                        Die abgerundeten Höhen der Henry Mountains

                                        Nach der Sandsteinwüste freue ich mich über die mit Maultierhirschen und allerlei Kleinvögeln belebten Wälder hier umso mehr.


                                        Aspen und sattgrüne Nadelwälder auf den Hängen der Henrys

                                        Es gibt aber auch große Waldbrandflächen. Unter den ausgebleichten Stämmen wächst aber häufig bereits ein dichter Unterwuchs aus Aspen der bereits herbstlich gelb leuchtet.




                                        Herbstlich gelb verfärbte Aspen erobern die Waldbrandflächen

                                        Irgendwann habe ich keine Lust mehr der Piste zu folgen und laufe weglos hangaufwärts, abweichend vom im Führer beschriebenen Verlauf des Hayduke Trails. Zwar sind die Hänge steiler, als es von weitem scheint, aber ich komme gut voran und erreiche irgendwann den Hauptgrat der Henry Mountains.
                                        Der einige Meter höhere Nordgipfel von Mount Ellen liegt in greifbarer Nähe.


                                        Der Nordgipfel von Mount Ellen

                                        Dort oben ist ein Geocache versteckt, den ich eigentlich suchen wollte. Allerdings erscheint das Wetter ziemlich instabil daher möchte ich mich in diesen exponierten Lagen nicht länger als nötig aufhalten.
                                        Schließlich erreiche ich den 3481 m hohen Südgipfel Mount Ellens.
                                        Weit schweift mein Blick über die Wälder der Hänge hinab in die dunstige Wüste und bis zur bizarren Auffaltung des Waterpocket Fold, die ich in einigen Tagen erreichen möchte.


                                        Blick von Mount Ellen

                                        Ein Sendemast stört mein Wildnisgefühl und wiederum muss ich feststellen, dass ich mir mehr von den Henry Mountains versprochen hatte.
                                        Während ich lange weglos dem jetzt nicht mehr so übersichtlichen Grat folge braut sich über der Wüste ein Unwetter zusammen und kommt stetig näher.


                                        Ein Unwetter zieht auf

                                        Als ich regelrechte Wasservorhänge nieder gehen sehe, wird mir klar, dass ich es wohl nicht mehr ganz schaffen werde. Im Eiltempo verlasse ich den Grat und schlage in einer halbwegs geschützten Mulde mein Zelt auf.


                                        Wann erreicht mich der Regen?

                                        Aber nichts passiert, es scheint, als hätte sich das Unwetter in eine andere Richtung verzogen. Kurz entschlossen baue ich mein Zelt wieder ab und laufe weiter.
                                        Nachdem ich den Grat verlassen habe und mit dem Abstieg ins Tal des Sweetwater Creek beschäftigt bin, erwischt mich dann aber doch heftiger Regen. Das ich meine kurze Hose anlasse entpuppt sich schon bald als Fehler, denn durch die Verdunstungskälte wird es mir ziemlich frisch. Es dauert auch recht lange, bis ich im Kiefernwald einen Platz entdecke, der für ein Lager halbwegs geeignet ist.
                                        Als der Regen schließlich aufhört laufe ich trotzdem weiter. Durchnässt bin ich sowieso schon, daher kann mir die klatschnasse, dichte Buschvegetation im Tal nicht mehr viel anhaben. An einer traumhaften Stelle mit mächtigen Ponderosa Kiefern erblicke ich 9 Wildhühner, dabei auch kleine Küken die im Gänsemarsch hintereinander her marschieren und dabei leise Geräusche von sich geben. Es handelt sich um wilde Truthühner, die ich noch nie zuvor gesehen habe !


                                        Mächtige Ponderosa Kiefer

                                        Sogar der blaue Himmel ist wieder da, auch wenn immer wieder mal einige Tropfen fallen, was das Trocknen meiner Sachen erschwert. Trotz des Regens muss ich einige Zeit im Bachbett suchen, bis ich etwas Wasser gefunden habe.
                                        Nach wie vor ist alles schwer durchnässt, daher kratze ich etwas Harz von einer Kiefer um damit meinen Hobo Kocher zu entfachen.
                                        In der Nacht heulen einige Coyoten in meiner Nähe.

                                        Am Morgen ist alles klamm und kühl. In langer Hose und Fleecepullover unternehme ich einen kleinen Spaziergang damit meine Sachen trocknen können bevor ich mein Lager abbaue. Im felsigen Kiefern- Wacholder Wald komme ich gut vorwärts und es macht Spaß die Gegend mal unter ganz anderen Bedingungen als dem gewöhnlichen, strahlenden Sonnenschein zu sehen. Als sich Aussichten über die Berge hinaus eröffnen, stelle ich fest, dass bereits jetzt, so früh am Morgen die nächste Gewitterfront aufzieht!



                                        Schon früh am Morgen zieht das nächste Gewitter auf

                                        Ich beeile mich und bin mit den ersten Blitzen aber noch vor Einsetzen des heftigen Regens wieder beim Zelt. Gewitter schon vor 9 Uhr morgens, offenbar hat die „Regenzeit“ jetzt richtig eingesetzt!
                                        Bald ist die Sonne wieder da und gegen Mittag setze ich meinen Weg den Sweetwater Canyon abwärts fort.


                                        Sweetwater Canyon

                                        Bald stoße ich auf eine kleine Steilstufe, die sich aber einfach umklettern lässt.


                                        Steilstufe im Bachbett

                                        Der nächste Absatz nur ein Stückchen weiter ist dagegen viel schwieriger. Zwar gelingt es mir relativ einfach wieder aus dem Canyon zu klettern, aber danach erlauben die steilen Wände für längere Zeit keinen Wiedereinstieg. Ich mache dann den Fehler zu früh wieder in das Tal abzusteigen, was zunächst auch gut klappt. Es fehlen nur noch lächerliche drei Meter bis ich wieder am Grund der Schlucht bin. Ich erkunde verschiedene Varianten, muss dann jedoch erkennen, dass ich nur mit hohem Risiko weiterkäme. Seit dem ich gestern die Piste verlassen habe traf ich keinen anderen Menschen und werde wohl auch so schnell niemanden mehr sehen.
                                        Es wäre dumm hier etwas zu wagen, was dann zu einem gebrochenem Bein und damit verbundener Bewegungslosigkeit führen würde. Die Vernunft siegt und ich steige mühevoll wieder nach oben. Als ich einige Zeit später eine wesentlich einfachere Abstiegsmöglichkeit entdecke, wird mir klar, dass meine Entscheidung goldrichtig war.

                                        Irgendwann erreiche ich wie im Führer beschrieben ein von Norden einmündendes Nebental, in dem es eine Quelle geben soll. Obwohl der Bach völlig trocken zu sein scheint, entdecke ich ein Stück weit aufwärts tatsächlich die Quelle. Im Gegensatz zu dem bisher vorgefundenem Wasser schmeckt dieses ziemlich bitter, aber was solls, trinken muss ich.

                                        Da mir bewusst ist, dass das Wetter noch immer sehr instabil ist, wähle ich meinen Lagerplatz in der Nähe der Einmündung auf einer erhöhten Stufe mit Bedacht aus, obwohl ich mir natürlich nicht vorstellen kann, was da noch auf mich zukommt….

                                        Ich unternehme einen Spaziergang um den weiteren Verlauf des Canyons zu erkunden. Doch als ich eine weitere Gewitterwand aus Osten kommen sehe, eile ich rasch zum Zelt zurück und beginne zu Kochen. Wenigstens sprudelt das Wasser bereits als es zu regnen beginnt. Es dauert nicht lange und der Regen wird stärker. Daher lasse ich meine Nudeln vor sich hin köcheln und suche Schutz unter einem Felsüberhang der ins Bachbett ragt. Schon bald wird aus dem leichten Regen ein wütender Hagelschauer und dann regnet es nicht mehr, es scheint als ob jemand ununterbrochen ganze Badewannen über jedem Quadratmeter ausleeren würde. Als das bis dahin knochentrockene Bett des Sweetwater Creek sich in ein langsam fließendes Rinnsal verwandelt, halte ich es für besser meinen schützenden Unterstand zu verlassen. Und ja, es dauert keine fünf Minuten mehr bis eine donnernde, schmutzig braune Welle angetost kommt, die mich locker fortgerissen hätte. Allerdings ist das Bachbett hier nur drei Meter breit, daher hätte ich es auch, in dem Moment als ich die Sturzflut sah noch geschafft, aus dem Sweetwater Creek zu kommen.

                                        Mittlerweile stürzen von den steilen Felswänden ringsum regelrechte Wasserfälle herunter, die natürlich auch früher oder später im Creek landen.
                                        Dann geschieht etwas Unglaubliches: Ganz in der Nähe meines Zeltes bricht ein großer Felsbrocken aus der Wand und kracht in einer Staubwolke etwa 20 Meter entfernt auf den Boden. Ein geologisches Ereignis geschieht quasi im Zeitraffer!

                                        Das Unwetter dauert nur wenige Minuten. Als ich zur Kamera greife, sieht der Bach bereits wieder relativ harmlos aus, kein Vergleich zur Gewalt der „Flashflood“ die durch den Canyon getobt ist.


                                        Sweetwater Creek nach der Sturzflut


                                        Schwere Hagelkörner


                                        Der Felsabbruch in der Nähe meines Zeltes

                                        Meine Nudeln sind auf dem Hobo Kocher inzwischen gar, wenn auch schon wieder etwas abgekühlt….
                                        Mein Zelt hat das Unwetter gut überstanden. Obwohl an vielen Stellen noch das Wasser steht, herrscht bei mir kein „Land unter“


                                        Mein Lager nach dem Unwetter

                                        Ich bin froh, dass ich meine Wasservorräte bereits aufgefüllt habe, denn auch das Wasser im Nebencreek ist eine einzige graue Schlammsuppe, mit der man nicht einmal abwaschen kann…
                                        Nach nur eineinhalb Stunden hat sich Sweetwater Creek zu einem nur noch schwach fließenden Rinnsal verwandelt.
                                        In der Nacht regnet es immer mal wieder, sogar ein weiteres Gewitter zieht über mich hinweg. Aber nichts davon hat die Gewalt des Unwetters am späten Nachmittag.
                                        http://geraldtrekkt.blogspot.de

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