[AT] Vater-Kind-Tour im Lechquellengebirge

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    • 06.03.2011
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    [AT] Vater-Kind-Tour im Lechquellengebirge

    Prolog
    Eigentlich wollten wir wieder eine Männerbergtour machen. Aber wie das so ist: Erstens kommt es anders und zweitens als man(n) denkt: Genau für das Wochenende qualifiziert sich meine ältesteste Tochter für die Württembergischen Meisterschaften im Schwimmen. Super! Aber muss es genau an dem Wochenende sein? Es muss! In der Regel werden solche Meisterschaften nicht verlegt weil ich nicht auf die beiden Kurzen aufpassen kann.
    Also rufe ich meinen Freund an und berichte ihm das Debakel. Er ist mit einer alternativen Idee schnell bei der Hand: Wir nehmen die Kinder einfach mit!
    Also die Hochtour absagen und nach kindertauglichen Alternativen suchen. Da er aus dem Großraum Köln kommt schmeißen wir auch die Terminschiene nochmal über den Haufen. Flexiebel wie wir sind haben wir Vorarlberg als Zielregion ausgewählt. Bis wir genau wissen was wir machen wollen dauert aber noch eine Weile. Meine Kleinste war damals noch 4, Julius 6 und Sarah, die jüngere Tochter von meinem Freund, war auch 6. Was kann man denen zumuten? Wir haben uns dann für 2 Hüttenübernachtungen auf der Freiburger Hütte und auf der Ravensburger Hütte entschieden. Die liegen beide an einem See und sind vom Gelände direkt an der Hütte weitgehend unbedenklich.

    Donnerstag, 2. Juli 2009
    Ralf kommt mit seiner Kleinen am Donnerstag Abend schon mal zu uns. Damit schlagen wir 2 Fliegen mit einer Klatsche: 1. Wir können meiner Frau glaubhaft versichern, dass wir auf die Kinder aufpassen und 2. wir verbringen noch einen gemühtlichen Abend am Grill.

    Freitag, 3. Juli 2009
    Strecke: 6 Km - Gesamtstrecke: 6 Km
    Höhenunterschiede: ↑ 340 m, ↓ 50 m
    Gehzeit: 4 h mit Pausen
    Wir starten gegen 9 Uhr im Stuttgarter Raum und und lassen es über Ulm, Memmingen, Lindau nach Vorarlberg laufen. In Langen am Arlberg verlassen wir die Rennstrecke und fahren über Stuben zur Alpe Rauz. Hier verstehen wir dann erstmal die gewonnene Zeit an einer Baustelle. Über den Flexenpass geht es dann endlich weiter und wir parken das Auto in Zug (1.511 m). Durch die Baustelle haben wir die 4 Stunden, die wir uns als maximale Fahrzeit gesteckt hatten dann doch nicht ganz geschafft. Dafür begrüßen uns frisch gewaschene Berge. Auch der Wetterbericht hat die positiveren Meldungen rausgesucht.
    Bis der Bus kommt toben die Kinder schon wieder über die Wiesen bei der Mautstelle und haben ganz vergessen, dass sie doch eigentlich muffig sein wollten. Der Bus, der uns eigentlich zum Formarinsee bringen sollte lässt uns aber schon nach wenigen Kilometern wieder aussteigen: Die Strasse wird just an diesem Wochenende neu geteert. So wurde zwar die Fahrstrecke locker halbiert aber der Preis natürlich nicht. Die 'Öschis' haben schon Geschäftssinn! So steigen wir an der Tannlägeralpe auf 1.644 m schon wieder aus.
    Wir ziehen dann in aller Ruhe die Fahrstrasse weiter rauf. Wir sind noch nicht lange unterwegs da wird lautstark eine Pause eingefordert.
    Denn: Nicht das Laufen ist das Wichtigste - nein, die Vesperpause mit der Brotzeit aus dem Rucksack ist es.
    Da wir unsere Pappenheimer kennen sind wir gut bestückt: Gurken, Tomaten, hartgekochte Eier, Salami und natürlich ein Brot. Aber bitte nicht in Scheiben! Nein, das muss mit dem Taschenmesser vor Ort in Scheiben geschnitten werden. Kinder sind da sehr genau!
    Jeder hat seinen kleinen Rucksack mit seinem Regenmantel und einer kleinen Trinkflasche.
    Die ist auch sehr wichtig. So können sie selber jederzeit eine Pause einberufen und aus ihren Flaschen trinken. Und das tun sie natürlich reichlich.
    So reichlich, dass sie eigentlich keinen Durst mehr haben als wir endlich an der Formarinalpe auf 1.871 m ankommen. Dafür haben jetzt aber die Väter durst. Den Kindern denen es beim Wandern schon wieder langweilig wurde - "Ich kann nicht mehr!", "Mein Bauch tut weh!" - brauchen undgefähr 3 Sekunden Erholungszeit um dann fest zu stellen, dass der Stall untersucht werden muss und die tollen Blumen auf der Wiese auch noch unbekannt sind. Die wurden dann gepflückt und zur Analyse bzw. Namensbestimmung zu uns gebracht. Selbstverständlich waren das nur Blumen, die unter Naturschutz stehen!
    Ein paar Meter weiter ist eine Parkplatz, auf den man früh morgends uns am Abend mit dem Auto fahren kann. Untertags aber nur mit dem Bus - der nicht bis hier her fährt!
    Die letzten Meter um den Forma- rinsee sind dann auch noch schnell geschafft - die Hütte kann man zwar erst sehr spät sehen aber auf der Karten konnten die Kids sehen, dass die nicht weit vom See weg ist und den können sie ganz einsehen. Und den Fahnenmast sieht man auch schon von weitem. Der steht auf einem der kleinen Hügel direkt vor der Hütte. Die werden von den Kindern natürlich sofort 'erobert'. Das gibt uns die Gelegenheit bei einem ersten Bier die letzten Sonnenstrahlen vor der Hütte zu genießen.
    Die Hütte ist kaum belegt. Wir nehmen uns zum Essen einen eigenen Speisesaal für uns. Schnell haben die Kinder den Schrank mit den Spielen entdeckt. Am interessantesten ist aber der Stapel Papier - wenn Papa zeigt, was man daraus alles machen kann. Kurze Zeit später fliegt ein ganzes Geschwader Papierflieger durch den Raum und die Schiffe veranstallten eine Seeschlacht.
    Bevor es ganz dunkel wird toben die Kinder dann nochmal draußen über die Hügel und sorgen so für die nötige Bettschwere.


    Die Freiburger Hütte

    Samstag, 4. Juli 2009
    Strecke: 5 Km - Gesamtstrecke: 11 Km
    Höhenunterschiede: ↑ 200 m, ↓ 50 m
    Gehzeit: 5 h mit Pausen
    Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich nur mal kurz an den See runter. Eigentlich! Der Weg dorthin war aber nicht ganz so leicht zu finden wie man(n) meinen sollte. Stattdessen schlagen wir uns auf einem uralten Trampelpfad durch Büsche und klettern über Felsen den Hang an der Ostseite des Sees entlang. Das braucht zwar lange aber die Kinder sind begeistert. Und das ist ja schließlich die Hauptsache! Wir brauchen 2 Stunden bis wir an der Bushaltestelle sind. Da der erste Bus laut Fahrplan gerade weg ist packen wir das Vesper aus. Das der erste Bus aber so viel Verspätung hat, dass er genau dann ankommt als wir alles ausgepackt haben ist ja eigentlich klar! Also alles wieder einpacken und in den Bus. Der bringt uns dann zu der Abzweigung an der Tannlägeralpe, wo es zum Spullersee abgeht. ÜBer Funk hat sich der Busfahre mit dem Kollegen in Verbindung gesetzt, der dann auch brav auf uns wartet. Wenn er gewusst hätte, dass die Kinder nur Blödsinn im Kopf haben als sie im Bus sitzen hätte er das vielleicht nicht getan.
    Er bringt uns dann hinauf zum Spulersee (1.827 m). Vor der Ditteshütte weht eine Fahne. Gutes Zeichen! Demnach scheint sie bewirtschaftet zu sein und offen zu haben. Also verschieben wir das vorhin begonnene Vesper und ziehen um den See. Nicht ohne natürlich zwischendurch jede Menge Steine-in-den-See-werfen-Pausen gemacht zu haben. Die Ausdauer für dieses Spiel verblüfft mich jedes mal wieder!
    Die Ditteshütte hat dann aber doch zu. In der Ferne kann man dann aber schon die Ravensburger Hütte oben am Hang liegen sehen. Kein Grund am Seeabfluss vorbei zu gehen ohne einen Staudamm gebaut zu haben. Auch von den aufziehenden Wolken lassen sich die Kinder nicht beeindrucken. Als wir dann endlich weiterziehen ist klar, dass wir nicht ganz trocken an der Hütte (1.948 m) ankommen. Also geben wir Gas! Bis Julius die Talstation der Materialseilbahn untersuchen muss. Einsetzender Nieselregen überzeugt dann auch ihn, dass es vielleicht besser wäre die Hütte an zu steuern. Kaum haben wir die Regekleider ausgepackt lässt es dann auch schon nach. Bei betreten der Hüttenterasse hört es dann auch artig wieder auf.
    Die Hütte hat einfach Charme! Und das Essen ist erstklassig. Wir haben ein Lager nur für uns direkt unter dem Dach bekommen. Die Kinder sind happy und spielen mit den einjährigen Kühen auf der Weide während wir den Nachmittag mit zwischenzeitlichem Sonnenschein auf der Terasse genießen. In aller Ruhe können wir mal wieder klönen. Bis zum Abendessen haben alle Jungkühe einen Namen und jeder der drei hat eine Lieblingskuh, die er mit Blumenkränzen geschmückt hat.
    Ab und an kommen sie mal um was zu trinken oder zu essen aber sonst haben wir unsere Ruhe. Kurz vor dem Abendessen klettern wir noch alle zusammen auf den Felsern hinter der Hütte herum und steigen zu der kleine Höhle im Hang auf.
    Die Zeit vergeht im Flug und der Tag ist viel zu schnell vorbei. Nach dem hervorragenden Abendessen gehen die Kinder wieder zu den Kühen hinaus. Erst kurz vor dem Schlafengehen können wir sie überzeugen, dass es morgen auch noch einen Tag gibt.

    Sonntag, 5. Juli 2009
    Strecke: 6 Km - Gesamtstrecke: 17 Km
    Höhenunterschiede: ↑ 100 m, ↓ 500 m
    Gehzeit: 3,5 h mit Pausen
    Der Aufbruch um 9 Uhr erfolgt unter Tränen: Die Kühe sind nicht mehr vor der Hütte! Nur schwer können wir die Zwerge überzeugen, dass es noch mehr Dinge zu entdecken gibt und dass sie sich gestern lange genug mit den Kühen beschäftigt haben. Schon 20 Minuten später steht die nächste Pause auf der Brazel Stafel Alm an. Hier sind zwar keine Kühe aber dafür treiben sich hier Katzen, Enten, Hühner und Hunde herum. Die frische Milch schmeckt einfach anders als zu Hause aus der Tüte. Der weitere Weg führt uns hinauf zum Stierlochjoch (2.009 m) um dann über die Stierlochalpe hin wieder ab zu fallen. Wir ziehen über Wiesen und weiter unten durch Wälder immer weiter talwärts bis wir im Tal auf den jungen Lech (1.510 m) stoßen. Am Fischteich ist gerade irgendein kleines Fest und es wird frischer Fisch und andere Spezialitäten geboten. So lassen wir den Mittag noch bei Sonnenschein und Fisch ausklingen.
    Viel zu Früh müssen wir wieder los weil wir noch heim fahren müssen. Mein Freund muß mit seiner Tochter heute noch bis Köln. Eigentlich schade! Das Wochenende hätte in der Art noch endlos so weitergehen können.

    Epilog
    Das war es ein super schönes Wochenende mit den Zwergen! Die Laufetappen waren nicht so lang und es gab immer etwas Interessantes zu entdecken. Dadurch, dass sich die Kinder zwar kannten aber sich nicht jeden Tag sehen können, war die Motivation zu laufen gar kein Problem. Wenn man nur eigene Kinder am Start hat ist das ein echtes Problem. Sobald fremde mit dabei sind ist Motivation ein Kinderspiel! Auch dass nur die Väter ohne die Mütter dabei waren hat der Tour eine besondere Note gegeben. Seither fragen sie immer wieder nach einem 'Vater-Kind-Tour in den Bergen'.
    Zuletzt geändert von Wafer; 01.10.2011, 09:07.

  • Harry
    Meister-Hobonaut

    Lebt im Forum
    • 10.11.2003
    • 5001
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [AT] Vater-Kind-Tour im Lechquellengebirge

    Schöner Bericht.
    Da habt ihr ja zusammen richtig Spaß gehabt.
    Gruß Harry.
    Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

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    • Wafer

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      • 06.03.2011
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      #3
      AW: [AT] Vater-Kind-Tour im Lechquellengebirge

      Hallo Harry.

      Ja, das hatten wir! Und ich denke es gibt genug, die sich das mit Kindern in dem Alter noch nicht so recht trauen. Aber das ist eigentlich kein Problem. Wenn man die Haupt-Parameter beachtet:
      • Motivation
      • Kurze Strecken
      • Abwechslung
      • Kinder stehen im Vordergrund (nicht die Eltern)


      Wir wollen sowas auch regelmäßig machen scheitern aber entweder am Terminkalender oder an der Gesundheit.

      Gruß Wafer

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