Wandervereine - Meinungen und Erfahrungen

[Johannes2801]

Hallo allerseits.
Mich würde mal Eure Meinungen und eventuelle Erfahrungen zu Wanderclubs und -vereinen interessieren. Der gemeine Deutsche gesellt sich ja gerne im Verein.... :wink:

Eigentlich standen Wandervereine bei mir immer ausser Frage, weil ich eben die typischen Vorurteile habe: "Wandervereine, das sind Renter auf Waldspaziergängen, die dabei deutsches Liedgut zum besten geben.". Soviel zum Vorurteil. (Und bevor es Beschwerden hagelt: ich habe weder etwas gegen ältere Menschen, die wandern noch gegen Waldspaziergänge).

Jetzt bin ich am Ûberlegen, wie ich den Anteil der Wanderer in meinem Freundeskreis erhöhen kann. Weil eben nicht jeder immer dann Zeit, Lust und Geld auf die gleichen Touren hat. In Umeå, wo ich ein Jahr gelebt habe, gab es eine ganz tolle lose Vereinigung, in der man sich dank Mailingliste für Touren verabredent konnte. Für meine Rückkehr nach Berlin im Oktober habe ich schon angedacht, mich mal ein wenig umzuhören. Da interessiert mich, ob Ihr Erfahrungen mit Wandervereinen in Deutschland und besonders in Berlin gemacht habt und ob jemand vielleicht tolle Tipps hat.

Alles Liebe
Johannes

[Alpenkönig]

Meine Meinung zu Wandervereinen:

[Flachlandtiroler]

Re: Wandervereine - Meinungen und Erfahrungen

Eigentlich standen Wandervereine bei mir immer ausser Frage, weil ich eben die typischen Vorurteile habe:

<typische Vorurteile gesnipt>
Jo, die habe ich auch. Aber: Gegen Rot-Karo, Greisentum und Gesang habe ich prinzipiell nichts, jedem das seine.

Es erscheint mir allerdings total widersinnig, in hellen Horden durch die Natur zu marschieren -- das Naturerlebnis wird IMO der Geselligkeit geopfert.

Gruß, Martin

[-Flo-]

Re: Wandervereine - Meinungen und Erfahrungen

Es erscheint mir allerdings total widersinnig, in hellen Horden durch die Natur zu marschieren -- das Naturerlebnis wird IMO der Geselligkeit geopfert.

Full ACK!!! Ich denke aber, dass beispielsweise der Alpenverein, auf den besagte Vorurteile ja durchaus zutreffen, absolut seine Berechtigung hat. Vorteile eines solchen Vereins sind u.a. die Möglichkeit, sich für Wanderungen und mehr im alpinen Gelände ausbilden lassen zu können, kompetente Ansprechpartner zu finde, Gleichgesinnte, günstige Hüttenübernachtungen, Ausrüstungsverleih...und nicht zu vergessen der umfangreiche Versicherungsschutz, den die Mitgliedschaft im Alpenverein bietet.

Andere Wandervereine oder dergleichen kenne ich nicht und kann deshalb auch nix dazu sagen. Zum Alpenverein kann ich mich allerdings nur positiv äußern...(und man wird schließlich nicht gezwungen, in Kniebundhosen zusammen mit 30 anderen singend dem Gipfel entgegen zu wanken :wink: )

[Menelaos]

Eine Mitgliedschaft im DAV kann imho nie schaden. Schon allein wegen der Versicherung würde ich beitreten. Zudem macht der wirklich ne Menge für Land, Leute und Kultur. Auch das gehört dazu ..

[Alpenkönig]

@ Menelaos
Jetzt rate mal welcher Verein als erster (oder einer der ersten)geschlossen der NSDAP beigetreten war und Ausländer und Juden raugeschmissen hat?! Ist aber schon lange her, und wir wollen ja nicht politisch werden.

[Menelaos]

@König
Ja? Krass ... wusste ich net. Haste mal nen Link oder so ?
Gut, also dann dürftest Du auch nie mehr mit KRUPP-Aufzügen fahren, keine Edelstahlpfannen aus dem Ruhrgebiet ... usw ...

[Johannes2801]

Es erscheint mir allerdings total widersinnig, in hellen Horden durch die Natur zu marschieren -- das Naturerlebnis wird IMO der Geselligkeit geopfert.

Mir geht es auch gar nicht darum, in Horden durch die Natur zu stapfen, sondern eher darum, Leute zu kennen, die sich bei Touren anschliessen wollen. Ich steh jetzt zum Beispiel ohne Wanderbegleitung fur meine Lapplandtour im September da, weil alle Freunde abgesprungen sind. Nicht, das ich nicht gerne alleine wandere, aber bei zwei Wochen hätte ich schon gerne Gesellschaft.

Und wandern in kleinen Gruppen schliesst meiner Meinung das Naturerlebnis nicht aus. Letzten September waren wir zu 8 im Vindelfjällen und das war sehr schön. Das ist aber auch die Grenze. Bei einer Tour auf dem Isälvsleden im Oktober waren wir 14 (!) und das war zwar sehr schön von der Gruppe her, aber die Stille hat mir schon gefehlt. Dass heisst nicht, das wir schreiend durch den Wald gelaufen sind.

Jetzt rate mal welcher Verein als erster (oder einer der ersten)geschlossen der NSDAP beigetreten war und Ausländer und Juden raugeschmissen hat?! Ist aber schon lange her, und wir wollen ja nicht politisch werden.

Auch wenn es lange her ist, ist es gut, es sich in Erinnerung zu rufen. Das muss heute hedoch keinen Grund gegen den DAV sein. Die Frage ist nur, wie er heute mit der eigenen Geschichte umgeht

[Flachlandtiroler]

Ich steh jetzt zum Beispiel ohne Wanderbegleitung fur meine Lapplandtour im September da, weil alle Freunde abgesprungen sind. Nicht, das ich nicht gerne alleine wandere, aber bei zwei Wochen hätte ich schon gerne Gesellschaft.

Oh, jetzt reden wir von zwei verschiedenen Sachen: Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Leute in den hiesigen Mittelgebirgsvereinen mehrwöchige Wildnistrips machen...

[OT] Wie ein Alpenverein sich vor drei Generationen zum aktuellen politischen Geschehen gestellt hat (und das womöglich, um seine Hütten zu behalten) ist nicht nur dem DAV von heute wohl ziemlich wurscht. Die Diskussion um Sektion Donauland etc. gibt's ja, aber mir persönlich ist sie völlig wurscht und in keiner Weise ein Kriterium, ob ich den DAV gut oder böse finde. [\OT]

Gruß, Martin

[Shirkan]

@Johannes

hier im Forum findest du doch einen Haufen Leute die mehrwöchige Wanderungen unternehmen!
Versuch doch ein paar leute hier zu finden.

Ansonsten find ich immer ganz praktisch mit Pfadfinder auf Fahrt zu gehen. Die gehen auch mehrere Wochen wandern oder Kanufahren. Ich fahre zB. im August wieder mit einem befreundeten Pfadfinder-Bund nach Finnland zum Kanufahren usw.

Dann gibst noch sowas wie Wanderfalken(??) und Wandervögel. Die sind zwar nicht direkt Pfadfinder (?), aber gehen wie der Name schon sagt auch oft raus zum Wandern

mfg
Sebastian

[Johannes2801]

@Sebastian: Danke, an die Pfadfinder habe ich gar nicht gedacht. Guter Tipp. Und ich diesem Forum bin ich schon eifrig auf der Suche nach Wandergesellschaft (siehe: Reise(Partner)Forum).

[papajoe]

wandervereine sind die, denen wir mountainbiker die verdrängung aus dem wald und dem betretungsgesetz zu verdanken haben. da gibts zu viele engstirnige forstdiktatoren.

open trails!
skøl, ein DIMB mitglied.

ps: bevor ich jetz fürs schwarzweissmalen gesteinigt werde, nein ich verurteile nich alle wandervereine, nur militante. alpenverein zb find ich gut.

[Becks]

Ich bin für diese Hallali-singenden Leute in rot/weiß, speziell dem Schwäbischen Albverein.

Warum ?
Darüber haben sich meine Eltern kennengelernt. Kein Wanderverein, kein Becks

Ich selbst bin im DAV, allerdings vor allem wegen des Versicherunsgsschutzes. Leider ist mein Heimatverein etwas klein und bietet keine mir passenden Touren an. Daher bin ich normalerweise hier im Forum auf der Suche nach Begleitern.

Ansonsten habe ich schon einige hier lokal im Outdoorladen oder am Kletterturm der Uni kennengelernt. Der rest ist Glückssache.


Alex

[Jürgen]

Hallo,

also SGV und DAV finde ich auch nicht so toll. Aber was spricht denn dagegen, einen "Outdoor und Trekking Verein" zu gründen, der eben nicht Lieder trällernd in Grossgruppen durch den Wald fegt und jede Kneipe mitnimmt, die auf dem Weg liegt.

Grundsätzlich kann man sich ja über das Forum "Mitwanderer, -radler oder -paddler" suchen, aber ich persönlich gehe wirklich nur sehr ungern mit Leuten los, von denen ich nicht weiss, wie sie so drauf sind, wie sie Entscheidungen fällen und vor allem, wie sie in Krisensituationen reagieren. Mein Urlaub ist mir viel zu wichtig, als ihn durch solche personellen Unwägbarkeiten zu gefährden.

Da wäre doch ein lockerer Verbund von "Gleichgesinnten", die ab und an gemeinsam Touren unternehmen, sich Material untereinander ausleihen und Erfahrungen und Infos austauschen können, ideal. Einmal monatlich Treffen irgendwo an einem Lagerfeuer und im Winter in der Sauna :wink:

Wenn ich "Gleichgesinnte" in meiner Region (östliches Ruhrgebiet, Hamm, Werl, Soest) wüßte, wäre ich recht kurzentschlossen dabei.

Gruß
Jürgen

[Becks]

Einfach ne Anfrage im Reisepartnerforum reinstellen. Hab ich schon mehrfach gemacht und war mit einigen leuten hier in den Alpen unterwegs.

War bisher immer witzig und hat gut funktioniert

Alex

[ogi]

@ Menelaos
Jetzt rate mal welcher Verein als erster (oder einer der ersten)geschlossen der NSDAP beigetreten war und Ausländer und Juden raugeschmissen hat?! Ist aber schon lange her, und wir wollen ja nicht politisch werden.

So einen Unsinn hab ich hier aber selten gelesen

Wer hat Dir denn solche Märchen erzählt ?

[Menelaos]

So einen Unsinn hab ich hier aber selten gelesen

Wer hat Dir denn solche Märchen erzählt ?

Ja, der Alpenkönig konnte seine Aussage bisher auch nicht bekräftigen. Imho muss man mit solchen Äusserungen vorsichtig sein.
Würde mich aber schon interessieren wo er das herhat.

[Flachlandtiroler]

Es gab wie schon geschrieben mal eine "Sektion Donauland", deren Vergangenheit der DAV gerade aufarbeitet .
Wieso man daraus irgendwelche negativen Ansichten gegen den DAV von heute ableiten kann ist mir schleierhaft, das müßt Ihr unseren Alpenkönig fragen.
[Man könnte jetzt polemisieren, daß der Rausschmiß im Grunde beim ÖAV, Sektion Wien stattfand, aber lassen wir das lieber.]

Gruß, Martin

[Zaza]

Auch wenn die Äusserung kaum dermassen absolut gelten kann: Eine mögliche Quelle könnte das Buch "Alpinismus im Hitlerstaat" sein: http://www.rother.de/titpage/8102.htm
Hab's vor einigen Jahren gelesen und fand es nicht besonders interessant.

[Thorsten]

Viele bürgerliche Gruppierungen haben sich schon lange vor 1933 dadurch "hervorgetan", Mitbürger jüdischen Glaubens auszugrenzen, insbesondere der ansonsten als ausgesprochen freigeistig geltende "Wandervogel".

Im Jahre 1912 wurde einem jüdischen Mädchen in Zittau der Beitritt mit der Begründung verweigert, der Wandervogel sei eine deutsche Bewegung und habe deshalb für Juden keinen Platz. Der Fall gelangte in die Presse und löste im Wandervogel eine heftige Diskussion aus. Friedrich-Wilhelm Fulda, der Redakteur der "Wandervogelführerzeitung", eröffnete eine Hetzkampagne gegen die Juden, von der sich die Mehrheit der Führer allerdings distanzierte, einige gründeten sogar aus diesem Grunde ein Gegenblatt. Nun schalteten sich aber von außen radikale Antisemiten ein und versuchten, die Jugendbewegung auf ihre Seite zu ziehen. Die meisten Führer wollten sich in diese Diskussion erst gar nicht verwickeln lassen, aber die Verunsicherung war so groß, daß eine Entscheidung gefällt werden mußte. Ostern 1914 - also nach dem Meißner-Fest, auf dem "politische und religiöse Neutralität" postuliert worden war - sollte dies geschehen. Der Bundestag beschloß, daß jede einzelne Gruppe entscheiden sollte, ob und in welchem Umfang sie Juden aufnehmen wolle,

(Hermann Giesecke)
Ähnliches mag seinerzeit auch für damalige Jäger-, Angler-, Bauern-, Brieftauben und was-auch-immer Vereine gegolten haben, so daß man meiner Meinung nach daraus nicht unbedingt auf die geistige Gesinnung speziell der Mitglieder von Wandervereinigungen schliessen sollte.

Ist aber nicht wirklich das Thema dieses Threads :wink: