[TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Antracis
    Fuchs
    • 29.05.2010
    • 1280
    • Privat

    • Meine Reisen

    [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Türkei

    Reisezeit: Ende Februar/Anfang März 2011

    Region/Kontinent: Asien – Anatolien




    Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike








    Prolog


    Von einer Reise zwischen Antike und Neuzeit, zwischen tiefblauem Meer und schneebedeckten Berggipfeln, von Unwettern und fehlendem Schatten, von furchtbar furchteinflößenden Hunden und furchtbar freundlichen Menschen und nicht zuletzt von schier unglaublichen Geräuschkulissen, aber auch atemberaubender Stille. Und es war kalt in der Türkei...


    24 Stunden reichten im Herbst 2010 für die Entscheidung. Morgens noch hatte ich mit meiner Frau überlegt, wo man im Frühling Trekking und Sonne verbinden könnte und (dank Pempis Bericht ) La Gomera ins Auge gefasst. Mittags dann erzählte mir eine Arbeitskollegin von ihrem gerade zu Ende gegangenen Türkei-Urlaub, wo sie mit einer kleinen Reisegruppe einzelne Etappen des Lykischen Weges gewandert war. Und abends, viele Stunden Internetrecherche später, stand fest wo wir unseren Frühjahrsurlaub verballern würden: Ein hochgelobter Weitwanderweg, eine Mischung aus antiken Stätten, abwechslungsreicher Natur, fremder Kultur, das Ganze auch noch alles andere als überlaufen und zudem noch warm: Das mußte einfach gut sein, schien zudem der ideale Gegenpart zur geplanten Norwegentour im Herbst.

    Neben den verhältnismäßig wenigen Berichten hier im Forum waren vor allem das Büchlein von Michael Hennemann und die Internetseite von Peter Lill hilfreich. Das Buch von Kate Clow kann vor allem mit den historischen Hintergrund-Infos punkten und der Kauf kann einem das wirklich blöde Gefühl nehmen, ohne Karte in den Urlaub fahren zu müssen, obwohl man letztlich eine erwirbt, die nichts taugt.

    Der ca. 500km lange Weg ist auf 4-5 Wochen ausgelegt, insofern war klar, dass wir in den uns zur Verfügung stehenden zwei Wochen nur einen Teil schaffen würden. Die Auswahl der Etappen ergab sich halbwegs natürlich durch unseren frühen Start, weil wir die höchsten Lagen wegen möglichem Schnee meiden mußten. Wandern im Schnee ohne Bergwacht und anständige topografische Karte ist nichts für Outdoorweicheier wie uns. In vielerlei Hinsicht reizvoll schien der Abschnitt von Kinic/Xanthos bis Demre. Nachdem hier mit Hilfe des Forums der letzte Feinschliff erfolgt war, begann der schönste Teil der Reisevorbereitung: die Ausrüstung ergänzen, unter anderem mit der Großanschaffung eines neuen Zeltes. Und so ganz nebenbei mühte sich eine Arbeitskollegin, mir ein paar Brocken Türkisch beizubringen.

    Das neue Jahr brach an und in die Vorfreude mischten sich erste Zweifel, ob das Ganze eine gute Wahl sei. Nicht zuletzt die Tatsache, so wirklich gar keine Vorstellung von der dortigen Türkei zu haben und ein gewisser kleinbürgerlicher Schiss vor der großen weiten islamischen Welt. Auch Freunde und Bekannte zeigten sich skeptisch, als sie von unseren Plänen hörten. Trekking in der Türkei ist sicher nicht besonders abenteuerlich, aber naja. Schottland als Alternative blitzte auf, letztlich hielten wir aber an unserem Plan fest und haben es, dass sei vorab verraten, nicht bereut. Es hat uns letztlich so gut gefallen, dass wir schon für nächstes Jahr einen weiteren Abschnitt des Lykischen Weges fest eingeplant haben. Und wir hoffen, dass dieser Bericht ein wenig den Spaß vermitteln kann, den wir hatten.




    Packtag


    Von zuviel Zeugs und zuwenig Platz, von Hektik und Stress. Und das es immer länger dauert, als man will, weiß man ja vorher, ums nachher dennoch zu verfluchen, aber nächstes Mal nicht ändern zu können. Und nicht zuletzt braucht jede gute Geschichte ihre Monster...


    Ich komme mal wieder viel zu spät aus meiner Arbeit raus. Totaler Zusammenbruch der Zeitplanung wird nur verhindert, weil extrem viel Luft eingeplant war. Bin ziemlich gestresst und genervt, die Spannung fällt erstmal nicht ab. Die Dame des Hauses hingegen ist bereits Mittags entspannt aus Hamburg angereist und konnte ihre Arbeit ungewohnt stressfrei verlassen. Wunder passieren immer wieder - leider aber nicht beim Packen, denn trotz Probepackaktion eine Woche zuvor und vorbildlicher Packlisten dauert es wieder viel länger als gewollt.

    Letztlich sind aber 18,5 kg Ausrüstung in meinem und 14,5 Kg im Rucksack meiner Frau Anke verstaut. Das ist nicht gerade wenig, obwohl vieles davon ziemlich leicht ist. Aber wir schleppen unter anderem einiges an Futter mit (Real-Turmat und Süßer Moment testweise für Norwegen, war unnötig, aber bequem beim Abendessen - nicht aber auf den Schultern ) und wir leisten uns einigen Luxus, wie ein Kaitum 3 für 2 Personen. Auch die Ladung haben wir nicht bereut, obwohl nicht selten 3-4 Liter Wasser dazu kamen. Alles war gut zu tragen, nie kam das Gefühl der Plackerei auf.

    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo erstmals die Monster auftreten, die jede gute Geschichte braucht. Monster sind ja zum Kämpfen da und so ist Monster Nummero 1 der WM Antelope meiner Frau und der Kampf besteht darin, Ihn ins nicht allzu geräumige Schlafsackfach ihres Deuters zu stopfen, was die Drachentöterin aber letztlich immer wieder schafft. Monster Nummero zwei ist mein nicht mehr so neuer Gregory Palisade, der problemlos das Kaitum und auch einen voluminösen Trangia schluckt. Das größte Raumwunder seit dem Ford Transit, damit komme ich in der Türkei bestimmt gut an. Geschultert wurde er ja schon eine Woche zuvor testweise und trägt sich noch sehr angenehm. Letztlich ist es 2:00 Uhr, als wir mit dem liebenswerten Gefühl, bestimmt etwas vergessen zu haben, einschlafen. Und in 3 Stunden klingelt ja der Wecker...


    Freitag, 25.02


    Wie man Ex-presso trinkt, ein Auto mit der Hupe fährt - und nicht zuletzt ist es kalt in der Türkei.


    Nun geht’s endlich los. Adrenalin katapultiert uns nach drei Stunden Schlaf aus dem Bett. Die Zweifel des Vortages sind nun komplett der Vorfreude gewichen und der Stress ist weg– warum nicht gleich so. Dank Familientaxi geht’s entspannt und pünktlich zum Flughafen, wo wir erstmal mit unseren Rucksäcken den Check-In suchen.


    Ultraleicht sind bei uns nur die Globitüten

    Dort angekommen wartet die erste Überraschung. Hatten wir türkische Großfamilien in unserem Billigflieger erwartet, trafen wir stattdessen auf Off-Season-Pauschaltouristen der übelsten Sorte, die bereits 2 Stunden vor Abflug brav mit ihrem Übergepäck am Schalter anstehen.


    Gehts nach Side oder Alanya?


    Die Truppe ist überaus drollig und erfüllt alle Klischees. Man beobachtet das Verpacken unserer Rucksäcke in die Tatonkaschutzhüllen wie die erste Mondlandung, bestellt später mehrfach einen Ex(!)-presso und irgendwann spricht man uns Zootiere auch an und fragt, ob wir nach Side oder Alanya wollen. Unserer vorsichtigen Andeutung, dass es gerüchteweise westlich von Antalya auch noch eine Türkei geben solle, wird mit müdem Lächeln begegnet. Dann ist Warten angesagt.


    Noch sind sie sauber...

    Check-In und Flug verlaufen (trotz im Vorfeld zweimaligen Umbuchens des Fluges ) problemlos. Nach der Landung in Antalya ist jedoch die Passkontrolle mit ca. acht langen parallelen Schlangen nervig und erinnert an die gute alte DDR-Grenze. Dann warten wir trotzdem noch bestimmt eine halbe Stunde auf unser Gepäck. Zusammen mit dem Umpacken unserer Rucksäcke sind 1 ½ Stunden ins Land gegangen, bis wir endlich aus der Flughafenhalle rauskommen. Das Wetter in Antalya stellt unseren Reisefrohsinn auf eine erste Probe.


    Mediteranes Klima

    11 Grad und Dauerregen sind nicht wirklich das, was wir uns erträumt haben, aber wir sind optimistisch und unser Urlaubs-Ruf als Mrs. und Mr. Schlechtwetter hat uns hart gemacht. Besser heute Regen, als morgen, sagen wir uns, kaufen Feuerzeuge und suchen den Bus ins Hotel. Während wir uns durch eine Traube Touristenfänger quälen, die uns alle Wunder dieser Welt versprechen, entdeckt Anke zufällig den Bus 202, der zum Otogar, dem modernen Busbahnhof in Antalya, fährt. Wir steigen ein und stellen bei der Kommunikation mit dem Fahrer mittels Händen und Füßen fest, dass der Bus überhaupt nicht in der Nähe unseres Hotels halten wird ( entgegen unserer Internetrecherche). Zudem gesellt sich ein anderer Deutscher zu uns, der irgendwie unheimlich wirkt, als käme er gerade aus dem Knast. Aber wir haben das selbe Ziel, nämlich die Altstadt Kaleci, schließen uns also zusammen - wir wollten ja Abenteuer.

    Es geht quer durch die Stadt und wir bekommen einen ersten Eindruck vom türkischen Verkehrschaos, steigen dann an einer Tram-Haltestelle aus, angeblich möglichst nahe an unserem Hotel. Da es weiterhin wie aus Kübeln schüttet, leisten wir uns unser erstes "Taksi". Die Fahrt ist das eigentliche Tageshighlight und wir bekommen einen Crashkurs in anatolischer Verkehrskultur.


    Wer bremst, verliert

    Unwichtige Teile eines Autos wie Blinker, Sicherheitsgurt oder Bremse spielen keine bzw. nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dagegen ist der wichtigste Teil die Hupe, mit der alle im Verkehr wichtigen Anliegen von „Hallo, wie gehts“ bis zu „Deine Mutter treibts mit Ziegen“ kommuniziert werden. Und es ist amüsant zu sehen, wie 20 Leute gleichzeitig auf eine verstopfte Kreuzung fahren, und jede noch so kleine Lücke benutzen, um jegliche weitere Bewegung sofort im Keim zu ersticken. Faszinierend...

    Durch immer engere Gassen geht es in die Altstadt, schließlich sind wir in unserem Hotel und beziehen ein kleines einfaches, aber sauberes Zimmer. Verschnaufen kurz, es hört auf zu regnen. Wir nutzen dies zu einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt und erleiden eines der beiden Negativerlebnisse dieses Urlaubes. Der Drücker-Tourismus, der einen mit marktschreierischer Potenz in die zur Off-Season leeren Restaunts zerren will, nervt gewaltig und ähnelt in einigen Straßen einem Spießrutenlauf. Es ist noch einiges los in der Stadt. Schließlich essen wir in einem Lokal, vom Hunger geplagt einen ziemlich schlechten Döner-Teller, kaufen noch etwas türkischen Honig und heben noch ein paar türkische Lira an einem Bankautomaten ab. Die Banken- und Geldautomatendichte ist gewaltig und wird uns auch in deutlich kleineren Orten verblüffen. Dann schlendern wir nach Hause in der Hoffnung, uns in den verwinkelten Gassen nicht vollständig zu verlaufen. Langsam wird es ruhiger, nur die Taxis jagen vereinzelt durch die engen Strassen.


    Immer rechtzeitig zur Seite springen...

    Überwiegend aber ist es ruhig.


    Schön, wenn einem mal nichts verkauft werden will

    Zurück im Hotel frieren wir erbärmlich, bis ich auf dem Flur den Sicherungskasten finde, um die Klimaanlage im Zimmer anzuschalten und wenigstens kurze Zeit in den Heizmodus zu bringen. Das Thermometer zeigt zwar immer noch 13 Grad, wir fühlen uns aber irgendwie besser, schalten dann die Klima wieder ab und hauen uns todmüde in unsere Schlafsäcke. Vor allem, weil sich meine Frau nicht die dünne Decke mit mir teilen will ( Angeblich bin ich Nachts besitzergreifend... ) Wir hätten jedenfalls nie gedacht, dass die Schlafsäcke uns bereits im Hotel so gute Dienste leisten. Es ist kalt in der Türkei...




    Samstag, 25.02


    Wie man eine Busfahrt in der Türkei überlebt, warum es nicht immer weise ist, sich von Wegweisern den Weg weisen zu lassen, Zeltplatzsuche im Dunkeln und nicht zuletzt viel Kuh-ltur.


    Um 5:30 Uhr ist es vorbei mit der Nachtruhe, als der Muezzin ruft. Das empörte Gefühl des jäh unterbrochenen Schlafes ringt mit der ästhetisch-geistvollen Freude, in einer vollkommen anderen Kultur angekommen zu sein. Damit letztere den Sieg davon trägt, stecke ich die Hand aus dem Schlafsack und schalte die Klimaanlage ein, die 5 Minuten später beginnt, warme Luft in das 12 Grad kühle Zimmer zu pusten. Der Blick nach draußen wärmt noch mehr, die Sonne strahlt auf Antalya.


    Sonne...

    Der Reiz der Umgebung liegt, wie eigentlich entlang des gesamten lykischen Weges, in der unmittelbaren Nähe tiefblauen Meeres und schneebedeckter Gipfel.


    Blick vom Hoteldach

    Wir genießen im sonnendurchfluteten romantischen Innenhof unseres Altstadthotels das erste türkische Frühstück. Urlaubsfeeling pur: Tomate, Gurke, Oliven, Schafskäse, dazu Marmelade und Honig und natürlich Çay. Der Tee wird uns ein treuer Begleiter in den nächsten 2 Wochen sein, lediglich nach etwas körnigerem, dunklerem Brot werden sich unsere balaststoffverwöhnten Verdauungsorgane gegen Ende des Urlaubs sehnen. Ein deutsches Ehepaar, die einzigen Gäste sonst im Hotel, wünscht uns viel Spaß auf dem Lykischen Weg, warnt uns aber vor Starkregenfällen, die in den letzten Wochen viele Gegenden in Schlammplätze verwandelt haben. Wir glauben an das Gute...

    Der bestellte Taxifahrer fährt uns nicht nur zum Otogar, dem modernen Bussterminal in Antalya, sondern hilft uns auch, „Isspirto“ für unseren Kocher zu finden. Wir fahren, ach was nein, wir hupen uns durch einige kleine Gassen bis zu einem Laden, der alles zu verkaufen scheint, was man in Säcke und Flaschen füllen, aber nicht essen kann – und strahlen, als wir den violetten Saft entdecken. Zwar steht nicht „Isspirto“ drauf, aber „Methil Alkol“ klingt auch brauch- und vor allem brennbar. Dann hupt uns der Fahrer weiter zum Otogar. Wir geben es derweil auf, vermeintliche Vorfahrtsregeln oder gar Einbahnstraßenregelungen nachzuvollziehen...

    Am Busbahnhof zeigt uns der (ausnahmsweise echt nette, die meisten sind Verbrecher ) Taxifahrer noch den Schalter nach Kinik und nach Personenkontrolle und etwas Englisch mit Hand- und Fußunterstützung haben wir ein Ticket und finden schließlich sogar das richtige Abfahrterminal. Mit unseren riesigen Rucksäcken sind wir ungefähr so unauffällig, wie ein Eisbär am Karibikstrand und das Ganze ist irgendwie auch mächtig aufregend. Schließlich werden wir und die Rucksäcke ( ich lebte auf den Busfahren in ständiger Angst um den empfindlichen Hüftgurt meines Gregory) in einem erstaunlich modernen Bus geladen und die Reise geht los.

    Die Landschaft ist atemberaubend schön, geprägt durch den Kontrast zwischen blauem Meer auf der einen und schneebedeckten Gipfeln des Taurusgebirges auf der anderen Seite.

    Wir bekommen einen Eindruck des genialen türkischen Bussystems. Der Fahrer hupt (was sonst...) prinzipiell jede am Straßenrand stehende Person an, die dann signalisieren kann, dass sie mit will und wird mitgenommen. Offizielle Haltestellen scheinen lediglich eingerichtet, um dem EU-Beitritt näher zu kommen. Insgesamt alles sehr flexibel, wir haben davon des öfteren profitiert. Wir genießen die Fahrt entlang der Landschaften, die wir in den nächsten 2 Wochen teilweise durchqueren werden, die Vorfreude steigt, zumal bei strahlendem Sonnenschein. Wir bemerken, dass auf den Dörfern sehr alte Leute gratis kurze Strecken mitgenommen werden, Generationenvertrag, ganz ohne Aufklärung. Die Busse halten auch oft und nehmen Pakete an, sind gleichzeitig Post. Der Nachteil dessen ist die Fahrtdauer. Wir legen uns zwar mit teils erstaunlicher Geschwindigkeit in die Kurven (hinter den nicht selten Ziegen stehen ) und überholen an Stellen, die zwar objektiv Wahnsinn sind, aber von unserem Fahrer offenbar dennoch als geeignet empfunden werden, aber das Ganze dauert. Viel länger, als wir gedacht haben. Schließlich halten wir auch in jedem kleineren Ort.




    Die Fahrt zieht sich

    Nach fast 6 Stunden steigen wir dann in Kinik aus, der Fahrer ist offenbar nur wegen uns nahe an Xanthos herangefahren. Mein Hüftgurt (Stoßgebet!) ist noch in Ordnung. Wir fahren erstmals, unter genauer Beobachtung einiger Kinder, unsere Trekkingstöcke aus und erklimmen den kleinen Hügel. Vollkommen allein stehen wir da, bis auf einen absolut desinteressiert herumgondelnden türkischen Mitbürger und richtig, er ist der Verkäufer für Eintrittskarten. Nachdem wir 2 x 3 Türkische Lira investiert haben, steigt er dann auch in sein Auto und fährt weg.

    Xanthos, Haupstadt des Lykischen Bundes und damit einer der zentralen Orte der Lykischen Geschichte hat Perser, Athener, Römer und das große Erdbeben von 141 n.Chr überdauert und ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Nicht wirklich erwartet haben wir deshalb die alte Bäuerin mit Gipsarm, die ihre 3 Kühe durch die Ruinen treibt und dort weiden lässt. In der Türkei ist doch vieles anders.


    Weltkuh-lturerbe

    Abgesehen von diesem, uns doch stark erheiterndem Umstand, ist es aber schon ein wirklich erhabenes Gefühl, allein zwischen den über 2000 Jahre alten Ruinen (und den Kufladen dazwischen ) herumzuklettern. So genießen wir im Licht der tiefstehenden Sonne unseren ersten heftigen Kontakt mit der Antike.





    So schön das schwächer werdende Licht ist, es deutet ein Problem an: Wir haben nicht mehr viel Zeit, wenn wir noch einen einigermaßen abgelegenen Zeltplatz finden möchten. Da wir nicht auf fließend Wasseranschluß spekulieren können, füllen wir jeder am WC-Häuschen unsere Vorräte voll auf, 4 Kilo pro Person mehr auf dem Buckel. Dank SteriPen (Goiles Teil!) können wir uns erstmal unbesorgt vollsüffeln, bevor wir, aufgrund der Zeitnot sogar GPS-gestützt, unsere ersten Meter auf dem Lykischen Weg recht zügig zurücklegen. Die rot-weißen Markierungen, die uns die nächste Zeit begleiten werden, führen uns zunächst querfeldein über eine Wiese, dann auch teilweise eine Straße entlang.

    Wirklich jedes der (wenigen) Autos hupt uns freundlich an, hält oft sogar an und manchmal kann sogar etwas wie ein Gespräch zu Stande kommen. ("Allmand ? Ja, ich auch von Wolfsburg, 10 Jahre VW, Likiya Yolu gehen ?!"...) Wir erreichen das kleine Dorf Cavdir, ernten weitere freundliche Grüße und Aufmunterungen und müssen leider unsere erste Einladung zum Tee ausschlagen, weil wir es eilig haben. Es bleibt aber der Eindruck großer Freundlichkeit und Hilfbereitschaft.

    Endlich finden wir mitten im Ort die Abzweigung unseres Weges, gut markiert von einem Wegweiser – der aber in die falsche Richtung zeigt, wie uns einige Frauen unter „Likya Yolu“-Rufen klarmachen. Sie haben tatsächlich recht, wir finden weitere Markierungen, etwas strange, aber Hauptsache wir sind richtig. Die Nummer ist übrigens Programm: Der Likya Yolu ist mal besser, mal schlechter markiert. Wirklich fehleranfällig wird es meist dort, wo er sehr zivilisationsnah, halt mitten durch Siedlungen verläuft. Aber da kann man fragen...

    Wir gewinnen langsam an Höhe, als die Sonne untergeht.



    Wir beschließen, noch bis 18:30 Uhr weiterzulaufen und dann die nächstbeste Möglichkeit zum Zelten zu nutzen. Leider ist alles mit feinem Geröll übersäht (landschaftstypisch und leider zeltplatzfeindlich...) und oft zu steil. Es wird immer dunkler und schwieriger, die Wegmarkierungen im Dämmerlicht zu finden. Wirklich mit dem allerletzten Restlicht des Tages finden wir in einem Olivenhain ein bisschen steinfreie Stellfläche und bauen, bereits mit Stirnlampe das Zelt auf. Der Muezzin ruft und wir essen unsere erste Portion Real Turmat , leckeres Zeug. Kurze Zeit später liegen wir dann vollkommen fertig aber glücklich in unseren Schlafsäcken und lauschen der skurilen Geräuschkulisse der unter uns liegenden Ebene: Hundegebell, Hundegeheul, zwischen durch schreit ein Esel, dann kräht ein Hahn. Wir schauen uns kurz an: Ja, wir sind nun voll in unserem Urlaub angekommen, dann iss nur noch komatöser Schlaf.




    Sonntag, 27.02


    Wie man wenig leisten und dennoch viel erleben kann, von ignoranten Schafen und warum Zeus offenbar keine Überheblichkeit mag. Oder auch „Deutschland sucht den Superoutdoorer“...


    Die erste Nacht im Zelt schlafen wir noch sehr unruhig. Zwar polstern unsere Matten den Untergrund komfortabel ab, der Körper ist die eingeschränkte Beweglichkeit Nachts aber noch nicht gewohnt. Hinzu kommen stetig bellende und jaulende Hunde, hin und wieder ein Esel und so ca. ab 4:00 Uhr auch der Hahn. Um 5:30 Uhr stimmt der Muezzin ein. Kurz danach werfe ich die Daunenjacke über, krieche aus dem Zelt und blicke, noch im Dunklen, ins Tal. In Kombi mit der ungewohnten Geräuschkulisse ein schöner Start in den Tag.



    Anke kann erstmal ganz gut darauf verzichten und kuschelt noch in Ihrem Monster. Später trinken wir erstmal ein Teechen. Da die Sonne nur hinter Wolken aufgeht und es doch ungemütlich kalt ist, verziehen wir uns wieder in die Schlafsäcke und schreiben Tagebuch, gestern waren wir dafür zu müde. Etwas später kommt die Sonne raus und wir können unseren ersten Zeltplatz richtig genießen, haben wir doch zufällig einen recht idyllischen Olivenhain gefunden.


    Zufallstreffer


    Nachdem mich meine unprofessionellen Knoten immer ankotzten, habe ich vor der Abreise fleissig geübt und schaffe es tatsächlich (im dritten Anlauf ), aus Palstek und Topsegelschotstek eine Wäscheleine aufzuspannen, um meinen Schlafsack und das Monster meiner Frau in die Sonne zu hängen. Ganz im Stillen und stolz auf mein Werk beschließe ich, mich für die erste Staffel von „Deutschland sucht den Superoutdoorer zu bewerben.“. Dies selbstauferlegte Heldentum kann ich gleich nutzen, um unsere Ausrüstung gegen die plötzlich auftauchende bimmelnde Schafherde zu verteidigen.


    Übermacht

    Die ignoranten Viecher zeigen sich zunächst vom Preis unseres Zeltes wenig beeindruckt, knabbern dann aber doch lieber Gräser als silikoniertes Nylon. Mich erfüllt weiterer Stolz, unser Heim gegen die geballte Übermacht verteidigt zu haben.

    Zeus ist offenbar bei soviel Überheblichkeit sauer geworden und lässt das Wetter wieder schlechter werden. Wir bauen das Zelt ab, es fängt an zu regnen. In ziemlicher Hektik werden die letzten Reste zusammengepackt und wir fragen uns kurz, ob wir in der Eile etwas vergessen haben, beschließen aber beruhigt, dass alles verstaut ist. Dann ziehen wir los - und bleiben mit den Rucksäcken in der noch aufgespannten Wäscheleine hängen.
    In Gedanken stelle ich meine Bewerbung für „Deutschland sucht den Superoutdoorer“ erstmal zurück.

    Der Weg führt zunächst prinzipiell am Rande der treibhausüberzogenen Ebene entlang, was den schönen Vorteil hat, dass man immer mal wieder auf die vorigen Etappen zurückblicken kann. Er ist zunächst nicht ganz einfach zu finden, bald treffen wir aber auf das Aquädukt, welches in den nächsten zwei Tagen unser stetiger Begleiter sein wird. Mal sieht man nur einige Steinspuren auf dem Boden, mal läuft man direkt auf gut erhaltener Bausubstanz.





    Trotz mäßigem Wetter ist die Laune super, weil der Weg wunderschön ist. Entlang von Hügeln und Bergen, immer mit Ausblick auf die treibhausgespickte Ebene, über die wir bis zum Meer blicken können.



    Es geht abwechslungsreich weiter, mal auf Pfaden, mal auf einer Art Piste.



    In einem Olivenhain finden wir eine halbverhungerte Kuh, die sich aber wenig von uns stören lässt.



    An einem Friedhof (neben den Moscheen die zuverlässigste Wasserquellen auf dem Weg) füllen wir unsere Wasservorräte auf, nette Leute zeigen uns wieder mal den weiteren Weg.

    Nach nur knapp 3 Stunden Wanderung finden wir dann einen idealen Zeltplatz. Ein idyllischer, von Bergen eingefasster Olivenhain mit einem vorbeirauschenden Wasserkanal. Was will man mehr...


    Alles was man braucht, nur die Sonne fehlt...

    Wir machen Rast und sind unschlüssig, ob wir bleiben oder weiterziehen sollen. Die während der Rast sich zusammenbrauenden schwarzen Wolken nehmen uns die Entscheidung ab und als wir gerade angefangen haben, das Zelt aufzubauen, schüttet es plötzlich aus allen Rohren. Wir verkriechen uns zunächst ins notdürftig aufgebaute Zelt und warten den ersten Schauer ab. Die nächsten Stunden sind ein ständiger Wechsel zwischen Regenschauern und kurzen Regenpausen. In diesen futtern wir ( mit einem süßen Moment Grießbrei zum Abschluß – bombig lecker!) und machen den obligaten Kommunikationsversuch mit einem vorbeikommenden Ziegenhirten. Zu dem älteren, sehr arm ausschauenden Mann gehört auch noch ein kleiner Junge, der neugierig immer wieder mal nahe an unser Zelt heranschleicht. Nebenbei imposant, wie laut die Rufe der Hirten zwischen den Bergen umherhallen...

    Als wir uns später am Kanal waschen, fängt es an zu blitzen und rummst kurz danach gewaltig. Wir flüchten ins Zelt. Zeus neidet mir offenbar immer noch meine tolle Wäscheleine und schickt uns Überheblichen Gewitter und Starkregen. Es wird immer heftiger und wir schauen mehrmals nervös in die Apsiden, ob vielleicht schon ein Fluss durch unser Zelt fließt. Das Ganze geht mindestens 5 Stunden und wir lernen unser geräumiges Zelt zu schätzen. Nach und nach machen wir alle Luken dicht, weil es immer stärker regnet. Irgendwann sind wir dann trotzdem eingeschlafen – nicht ohne die Sorge, morgens in einem Sumpf aufzuwachen...




    Montag, 28.02


    Wie man sich am Tag mehrmals verläuft, nicht von Hunden aufgefressen wird und dennoch im Dunkeln keinen Zeltplatz findet...aber es war warm in der Türkei


    Früh krieche ich vorsichtig aus dem Zelt und bin erleichtert, dass wir nicht inmitten eines Sees liegen. Alles wirkt recht unschuldig, der einzige Hinweis auf den stundenlangen Regen ist unser triefend nasses Zelt, über dem der Mond steht.



    Ein wirklich schöner Tag kündigt sich an. Wir wollen uns eigentlich nicht viel Zeit lassen, allerdings ist der Zeltplatz zu schön, um einfach loszuhetzen. Und uns fehlt einfach noch die Routine, Zusammenpacken dauert noch ziemlich lange. Gut, und wir sind ziemlich relaxed. Wir wollen ja Spaß haben und keinen Wettlauf gewinnen.

    Dann kommt die Sonne raus und hilft, unsere Sachen und die Seele ein wenig zu trocknen.



    Dennoch müssen wir vieles Nass einpacken, wollen dann doch los. Der Weg führt anfangs entlang eines Flusses durch einen Canyon, etwas Dschungel-Feeling kommt auf. Durch den starken Regen ist er allerdings an vielen Stellen überschwemmt und das Ganze etwas tricky.


    Weg oder Fluss ?

    Wir stemmen uns einen rutschigen Hang hinauf, alles etwas mühsam, aber die Gegend ist echt sehenswert.



    Mittlerweile brennt die Sonne mehr als uns lieb ist, wir freuen uns aber über das schöne Wetter.




    Frühling!

    Wir treffen dann auf eine Steile, faktisch unbefahrene Straße, die wir zum kleinen Dorf Üzümlü hinauflaufen. Der Weg zweigt eigentlich wieder von der Straße ab, wir folgen dieser aber dennoch, da die Markierung ziemlich mies ist. In Üzümlü kaufen wir in einem Laden Brot und Kekse ( Es gibt in jedem Laden in der Türkei so viele leckere Keksorten, dass wir uns bis zum Ende des Urlaubs nur durch einen kleinen Teil durchfuttern konnten. ). Etwas später rasten wir, futtern unser Brot und genießen den wunderbaren Blick über die Ebene bis zum Meer und blicken auf den bisherigen Weg zurück.



    Beim Aufbrechen fällt uns auf, dass es eine gute Idee gewesen wäre, die Wanderstiefel in die Sonne zu stellen...

    Es geht weiter durch eine wunderschöne Landschaft, die vor allem durch den Farbkontrast zwischen roter Erde, weißem Kalkstein und grünem Gestrüpp geprägt ist. Dazu der blaue Himmel, wir sind rundum glücklich.


    So langsam wirds richtig schön...

    Hier machen wir auch erstmals Bekanntschaft mit der Macchie, ein ziemlich garstiges Dornengetrüpp, was unangenehmes Aua macht und so manche UL-Bekleidung ziemlich schnell in Fetzen zu reißen vermag – denke ich. Das Zeugs ist bei uns noch grün. Wir merken im Verlauf unseres Urlaubs, dass es langsam gelber, trockener und somit härter wird. Ob das gut oder schlecht ist, darf jeder selbst ausprobieren.

    Wir kommen dann durch das sehr kleine Dorf Islamlar und steigen steil ab zu einem Fluß. Dann verlaufen wir uns, weil uns ein Bauer einen Weg zeigt, der jedenfalls nicht der Lykische war, weshalb wir uns nach einiger Zeit zum Umkehren entschließen. Rückblickend wusste der Bauer wahrscheinlich, dass die Brücke, über die wir wollten, hier nicht mehr steht und schickte uns deshalb weiter. Wir wollten aber nicht, also gabs nasse Füße.




    Es blieb weiter aufregend, hinter einer Wegkurve fauchte uns das erste wilde Tier auf dieser Wanderung an.



    Bis dahin wußte ich nicht, dass Schildkröten überhaupt Geräusche machen können. Das Arme Vieh, wir haben uns tüchtig gegenseitig erschreckt.

    Der Aufstieg nach Akbel ist wunderschön, dauert aber viel länger als im Buch angegeben. Da alle anderen Zeiten für uns hinhauten und die Beschreibung auch auffällig knapp ist, frage ich mich, ob der Buchautor Hennemann dieses Stück wirklich gegangen ist. Es ist jedenfalls anstrengend und kurz vor Akbel kommt zum Schweiß noch tüchtig Adrenalin, nachdem uns unerwartet drei löwengroße Herdenschutzhunde stellen und vor sich hertreiben.
    Die Bellerei ist ohrenbetäubend. Anke hat Todesangst und ich war auch schon entspannter. Stehenbleiben macht sie nur aggressiver, also gehen wir davon aus, dass sie uns nur von der Herde wegtreiben wollten und ich hatte doch ein großes Vertrauen, dass nichts passieren würde, wenn wir sie nur ihren Job machen, uns also verjagen, lassen. Unglücklicherweise lassen wir uns aber in eine Sackgasse treiben. Rufen nach den Hirten bringt kein Ergebnis, dann tut sich aber ein Weg auf. Nach 10 langen Minuten ist der Spuk vorbei und die Tiere lassen ab. Alles gut gegangen. Zum Glück kannten wir zu diesem Zeitpunkt die Geschichte des Libertisten noch nicht, dann wären wir noch unentspannter gewesen. Ich denke jedenfalls, das wir richtig gehandelt haben. Steine aufheben oder auch nur so tun, hätte eher unsere Gesundheit gefährdet bei diesen Kolossen. Das hilft vielleicht bei Straßenkötern, aber nicht bei diesen Tieren, die jahrhundertelang nur zu einem Zweck selektiert wurden.

    Wir verlaufen uns kurz in Akbel, um dann sowohl Wasser wie auch Weg zu finden. Können wieder nicht damit rechnen, einen Zeltplatz mit Wasser zu finden, also heists die Säcke volllaufen zu lassen und Gas geben. Am Rande des Ortes finden wir nette Rasenflächen, die aber doch etwas vermüllt und uns zu nahe an der Straße gelegen sind.

    Mittlerweile ist es schon 17:00 Uhr, dennoch entscheiden wir uns für Delikkemer als nächstes Ziel, denn bei der berühmten Aquäduktbrücke soll es schöne Zeltmöglichkeiten geben. Laut Buch dauert es mindestens 1 ½ Stunden, aber das Wetter ist gut, die Strecke nicht schwierig und wir haben sowohl GPS-Treck als auch Stirnlampen. Und nach den Hunden kann uns auch nicht mehr wirklich etwas schrecken. Wieder mal hetzen wir also im Dunkeln nach einem Zeltplatz, diesmal entlang des Aquäduktes, dass zur Wasserversorgung des antiken Patara diente. Wir gewinnen langsam an Höhe und die Sonne geht unter. Trotz aller Eile nehmen wir uns Zeit, die Gegend zu genießen. Wir können das ganze Tal überblicken, an dessen Hängen wir den ganzen Tag langgelaufen sind.



    Es wird dunkler, wir pesen weiter. Irgendwie läuft es sich erstaunlich leicht, trotz Gewicht,wir haben eine Art Runners High. Ein Olivenhain bietet im Restlicht schöne Ausblicke aufs Meer, aber leider nicht genügend Platz für unser Kaitum. Wir flitzen weiter. Es ist absolut dunkel, als wir etwas erreichen, was die alte Aquäduktbrücke sein könnte, wir können nicht sehr weit sehen mit den Lampen und finden erstmal keinen Weg daran vorbei und mir ist noch erinnerlich, dass man tunlichst nicht drüber laufen sollte, weil man dann irgendwann runterfällt. Wir gehen also den Weg weiter in der Hoffnung, eine Zeltstelle zu finden. Irgendwann fällt meiner Frau dann auf, das wir laut GPS zurückgehen und tatsächlich, eine Stelle kommt uns bekannt vor. Das ist schon ein heftiger Schlag, zumal wir uns zunächst nicht erklären können, wie das passieren konnte. Letztlich ist klar, dass wir offenbar dem Teil der Schleife gefolgt sind, der von Kalkan kommend wieder zurück führt und dann wieder auf unseren ursprünglichen Weg trafen.

    Nun hocken wir also in tiefster Dunkelheit, weit und breit kein Zeltplatz. Die Sterne über uns sind zwar ziemlich romantisch, aber es wird auch sehr kalt. Auf Hüttentouren haben wir immer Biwaksäcke mit, jetzt aber leider nicht. Also ist guter Rat teuer....


    Wird fortgesetzt...
    Zuletzt geändert von Antracis; 13.08.2017, 17:02.

  • Sabine38

    Lebt im Forum
    • 07.06.2010
    • 5368
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

    Seeeehr schön! Sowohl die Fotos als auch der Bericht.

    Hab' mir während meines Irlandurlaubs überlegt dass der Lykische Weg ja vielleicht für den nächsten Frühjahrsurlaub was wäre... Da wurde mir nämlich so von vorgeschwärmt! Scheint ja tatsächlich begründet.
    Uuuups... ;-)

    Kommentar


    • Dekkert
      Fuchs
      • 11.07.2005
      • 2029
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

      Stern :stern: :star: stern stern schonmal für die Bilder, habs noch nicht gelesen.

      Kommentar


      • Gast-Avatar

        #4
        AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

        ein wirklich schöner Bericht, ich freue mich schon darauf, wenn er weitergeht. Lykien ist wirklich landschaftlich (und auch sonst) klasse.

        Kommentar


        • Gwenny

          Fuchs
          • 13.07.2003
          • 1253
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

          Wow, tolle Fotos eingerahmt von einem klasse geschriebenen Reisebericht! Ich freue mich auf die Fortsetzung
          "Umwege erweitern die Ortskenntnis." (Kurt Tucholsky)

          Kommentar


          • thueringer
            Erfahren
            • 30.06.2009
            • 208
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

            Die Truppe ist überaus drollig und erfüllt alle Klischees
            Warum man sich immer wieder gern über den gemeinen Pauschaltouristen
            amüsiert, ist mir nicht ganz klar. Jeder wie er`s mag, oder? Ich für meinen Teil
            bin froh das es sie gibt! Man stelle sich nur vor, die hätten ALLE den gleichen
            Weg wie ihr genommen. Und dann???

            Ansonsten schöner Bericht.

            Kommentar


            • DeLiebe

              Erfahren
              • 26.03.2007
              • 455
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

              Toller Bericht, der Spaß beim lesen macht und die Vorfreude auf die Fortsetzung steigert!
              Stop destroying our planet -
              It's where I keep all my stuff!

              Kommentar


              • n70tester
                Gerne im Forum
                • 25.01.2011
                • 65
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                echt, Klasse Bericht mit schönen Fotos und sehr lesenswerter Beschreibung. Allerdings wünst man sich auch mal Fotos von den Protangonisten, denn so sieht man sich villeicht mal auf einer tour und kann dann villeicht gleich Zuordnungen treffen

                Kommentar


                • Dekkert
                  Fuchs
                  • 11.07.2005
                  • 2029
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                  Zitat von DeLiebe Beitrag anzeigen
                  Toller Bericht, der Spaß beim lesen macht und die Vorfreude auf die Fortsetzung steigert!
                  Ah, wieder was gelernt, so gehen die

                  Kommentar


                  • Antracis
                    Fuchs
                    • 29.05.2010
                    • 1280
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                    Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Wir haben viel vom Forum profitiert bei der Vorbereitung und freuen uns, etwas zurückgeben zu können.

                    Denke mal, die nächste Episode geht Ende der nächsten Woche on. Hoffe ich...


                    @n70tester: Sorry, sind extra nur Fotos, die nicht so wirklich die Identifizierung ermöglichen. Habe da schlechte Erfahrungen mit Portraits im Netz. Aber die neongrünen Crocs meiner Frau sollten uns bei einer zufälligen Begegnung verraten.

                    Gruß
                    Sascha
                    Zuletzt geändert von Antracis; 31.03.2011, 21:39.

                    Kommentar


                    • n70tester
                      Gerne im Forum
                      • 25.01.2011
                      • 65
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                      na gut, dass ist akzeptiert

                      Kommentar


                      • Dekkert
                        Fuchs
                        • 11.07.2005
                        • 2029
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                        Ex(!)-presso
                        Die kamen bestimmt gerade aus Frankreich, und alles ist wieder in Ordnung.

                        http://fr.wikipedia.org/wiki/Expresso

                        Kommentar


                        • walkingalone
                          Dauerbesucher
                          • 05.01.2010
                          • 592
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                          Danke für den tollen Bericht. Ich bin ganz gespannt auf die Fortsetzung!

                          Kommentar


                          • Antracis
                            Fuchs
                            • 29.05.2010
                            • 1280
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                            Wir überlegen tatsächlich kurz, ob wir uns jetzt mit Schlafsack in unsere Rettungsdecken wickeln sollen, andererseits müsste Delikkemer nur ca. 25 Minuten entfernt sein und dort sollten sich Zeltmöglichkeiten finden, verdammt. Die müßte man doch auch im Dunkeln finden, ohne abzustürzen. Wir machen uns also auf den Weg und erreichen tatsächlich bald wieder, mittlerweile ziemlich platt, die alte Aquäduktbrücke. Rechts neben dem Bauwerk geht es über Felsen und herausgefallene Kalksteinquader steil nach unten, mit voll aufgeblendeter Stirnlampe hüpfen wir hinab – und finden tatsächlich eine Stelle, in die unser Kaitum wieder einmal knapp hineinpasst.

                            Der Weg scheint durch einen Durchgang in der Brücke zu führen, wir denken uns aber, dass wir das morgen alles in Ruhe erkunden können. Mittlerweile ist es noch kälter geworden, das Thermometer zeigt knappe acht Grad. Also gibt’s erstmal gegen den ersten Heißhunger ein paar Mandeln, später noch den üblichen Mix aus Real-Turmat und Süßem Moment, bevor wir geschafft in die Tüten schlüpfen. Das Kopfkino hält uns noch kurz wach. War ein aufregender Tag, Ziel letztlich erreicht, - wie auch immer.




                            Dienstag, 01.03


                            Vom erhabenen Gefühl, im Schatten eines zweitausend Jahre alten Bauwerkes zu zelten und dem Problem, dass auch in einem 2000 Jahre alten Schatten das Zelt nicht trocken wird. Von der Wonne gewaschener Haare, einem bisschen Hippie-Feeling und Strandromantik im Fototapeten-Style.


                            Morgens treibt mich der Muezzin zum ersten Mal nicht aus dem Schlafsack. Gewöhnung oder der gestrige anstrengende Schlussspurt ? Kurz vor Sechs ists dann aber doch die Neugier, wie es denn wohl ums Zelt herum ausschaut, die Starthilfe gibt. Der erste Blick aus dem Zelt ist verheißungsvoll und ich schlüpfe schnell in die Klamotten, schnappe mir die Kamera und genieße wenig später den geilen Sonnenaufgang auf der Küstenseite.


                            Kein schlechter Platz für ein Teechen


                            Die Lage ist wirklich wunderschön. Ein von Olivenhainen gesäumtes kleines Plateau mit Blick direkt auf die Bucht darunter. Meine Frau kann meinen Begeisterungsrufen nicht länger stand halten, kommt auch aus dem Zelt und wir genießen unser Frühstück an diesem bombigen Ort. Auf der anderen Seite der Brücke liegt die bereits bekannt Treibhausebene, aber man kann heute Morgen bis zu den schneebedeckten Gipfeln sehen.



                            Insgesamt sicher einer der schönsten Zeltplätze auf unserer Tour. Die schon sehr gehobene Stimmung steigt beträchtlich, als plötzlich die Sonne rauskommt und durchs Aquädukt strahlt:



                            Wir erkunden und bestaunen diese technische Meisterleistung: Ein Druckrohraquädukt, dass auf einer bis zu 12 Meter hohen Mauer, knapp 500 Meter Talsenke überbrückt. Fast 1000 ( jeweils 800Kg schwere!) Steinquader bildeten die ursprüngliche Leitung, die meisten sind noch erhalten. Und das Ganze steht seit über 2000 Jahren!





                            Wir können uns nur schwer losreißen, zumal unser Zelt leider immer noch im (Wind)Schatten steht und deshalb noch feucht ist, aber nachdem sich das Wetter wieder zuzieht, beschließen wir aufzubrechen, wir wollen schließlich noch nach Patara. Am oberen Ende des Aquädukts finden wir noch einen kaitumtauglichen Seaside-Zeltplatz mit krassem Ausblick. Leider zieht sich das Wetter weiter zu.



                            Dann machen wir uns, wieder dem Lykischen Weg folgend, weiter auf den Weg. Laut Reiseführer sollte man nach rechts gehen, aber links macht deutlich mehr Sinn. Diese Situations gabs manchmal, wir glauben an Varianten im Streckenverlauf, werfen noch einen sehnsüchtigen Blick zurück und können Delikkemer erstmals in seiner ganzen Ausdehnung sehen.



                            An einer Quelle waschen wir uns endlich die Haare (und mehr! ). Zeltplätze ohne Wasser sind doch nicht optimal. Dann geht’s weiter über wunderschöne blühende Wiesen, später dann eine (unbefahrene) Forstpiste und zuletzt einen wunderschönen Kiefernwald nach Patara.





                            Wir treten aus dem Wald ins Freie und können erstmals wieder auf die küstenseitige Ebene blicken.



                            Der Strand von Patara gilt als einer der längsten (15km) und schönsten naturbelassenen Strände im Mittelmeer. Weiterhin gibt es berühmte Ruinen, Patara war die bedeutenste Hafenstadt des lykischen Bundes.

                            Wir lassen uns, wieder mal, von ein paar bellenden aber nicht beißenden Hunden nicht schrecken und treffen die gute Entscheidung, uns in eine Pension einzumieten, um nicht wieder so hetzen zu müssen, wie in Xanthos. Aus dem Hotel „Mehmet“ klingt Baulärm, aber der freundliche, und englisch sprechende Besitzer , vermittelt uns gleich per Handy an seine Schwester und ehe wir uns versehen, sind wir und unsere Rucksäcke schon in einen alten Ford Transit gewuchtet und werden zur „Flower Pension“ gefahren. Insgesamt ein echt cooler Tip. Ein netter Familienbetrieb, man spricht dort englisch und das Ganze liegt irgendwo zwischen Hippiekommune und Karibikfeeling.


                            Endlich trocknet das Zelt mal in der Sonne



                            Wir sitzen schon wenig später bei Tee und selbstgebackenem Brot im „Cafe“, das Familenwohnzimmer, Backstube, Gästespeiseraum und Internetcafe von Patara gleichzeitig ist. Gegen 17:00 Uhr brechen wir dann doch noch zum Strand auf. Wir erreichen die ersten Ruinen und bewundern den mittlerweile verlandeten Hafen in der Abendsonne:



                            Vorbei geht es an den Ruinen, die wir morgen genauer erkunden werden.



                            Wir beeilen uns, weil es doch schon recht spät ist.



                            Dann erreichen wir endlich den Strand und genießen sprachlos die Einsamkeit. Außer einem gehörigen Wind ist weit und breit niemand.






                            Ja, ich war im Mittelmeer.


                            Überfüllt mit den Eindrücken dieses Tages spazieren wir zurück, futtern noch eine extrem leckere Hähnchen-Gemüsepfanne und fallen – wieder mal vollkommen erledigt, ins Bett.




                            Mittwoch, 02.03


                            Wieder alte Steine und heiße Duschen oder auch, wie man mal nicht stinkt und trotzdem Spaß hat.


                            Man sind wir gut! Mittlerweile gelingt es uns, im Halbschlaf sowohl den Muezzin wie auch den hauseigenen Hahn zu ignorieren und bis 7:00 Uhr zu pennen.
                            Und die heiße Dusche ist viel zu angenehm, als dass es stören könnte, dass das Wasser so ziemlich überall aus der Installation rauskommt. Kurze Zeit später genießen wir ein fantastisches Frühstück ( mit selbstgemachter Rosenmarmelade! - > schmeckt Bombe!!), lassen dann die Rucksäcke erstmal in der Multifunktionsbaracke und erkunden die Patararuinen. Auf dem Weg dahin kommen wir am berühmtesten Laden der lykischen Küste vorbei.



                            War übrigens geschlossen.

                            Wir sind wieder mal die einzigen Besucher und müssen die Ruinen nur mit den obligaten Kühen und fotofeindlicher Mittagssonne teilen:





                            Es ist ein riesiges Areal, an einer Stelle finden gerade sogar professionelle Restaurationen bzw. Ausgrabungen statt. Das Station ist imposant und wirklich gut erhalten.



                            Und steil...



                            Und die V.I.P.-Plätze sind sogar noch erhalten...




                            Nachdem wir uns sattgesehen haben, sagen wir den Ruinen vorerst Adieu. Das ist gar nicht so einfach, ist die ganze Szenerie doch eingebettet in wunderschöne Natur, zumal das Wetterchen:



                            Wir wollen nun, aus Zeitgründen und weil wir einen Teil der letzten Etappe sonst doppelt laufen würden, mit dem Dolmus nach Kalkan, allerdings fährt zur Off-Season keiner. Der sehr hilfsbereite Sohn der Flower-Pensions-Familie fährt uns aber zur Küstenstraße, wo wir nach 10 Minuten einen Dolmus nach Kalkan nehmen können. Flower Pension ist cool, wer keine Krise bekommt, wenn er mal nicht im Zelt schläft, sollte hier vorbei schauen. We had a good Time in Flower Pension!

                            In Kalkan angekommen kaufen wir zunächst Batterien für die Stirnlampen und noch ein bisserl andere Vorräte. Das Wetter verschlechtert sich und wir beschließen spontan, erst am nächsten Morgen in die Berge zu stürmen und heute nochmal in Ruhe in Kalkan zu chillen.



                            Ein hübsches kleines Fischerdorf, mittlerweile touristisch geprägt und wohl Urlaubsdomizil reicher Türken und Russen. Aber wohl erst ab Mai, aktuell ist tote Hose und als die Sonne rauskommt, futtern wir fantastisch auf einer leergefegten Terasse am Hafen. Von der Terasse unserer Pension haben wir einen coolen Blick aufs Meer, genießen dann noch ein bisschen den Sonnenuntergang:



                            Dann hüpfen wir auch schon in unsere polnischen Federn. Ab morgen weht wieder ein etwas anderer Wind, knapp tausend Höhenmeter stehen auf dem Programm und einen wirklichen Zeltplatz als Ziel haben wir auch noch nicht im Auge. Und letztlich sind Zeltplätze auf dem Weg doch rar – wenn es um solche geht, die schön gelegen sind und mehr Wasser als Steine haben.




                            Donnerstag, 03.03


                            Mal keine Ruinen, aber wundervolle Berge. Und mal endlich Anstrengung. Und ob Hunde die bellen, nicht beißen, wird man sehen – und nicht zuletzt war es mal wieder kalt in der Türkei...


                            Wir sitzen bereits Punkt Acht beim Frühstück auf der Terasse, denn heute ist Schluss mit der Faulenzerei, es geht in die Berge und uns kribbelts auch schon in den Beinen. Passend dazu verspricht das Wetter bombig zu werden, die Sonne taucht die Bucht von Kalkan in warmes Licht.



                            Wir schultern unsere Rucksäcke und halten noch ein Schwätzchen mit einem deutschen Rentner, der auch im Hotel wohnt und bisher der erste halbwegs Gleichgesinnte ist, den wir treffen. Er ist einige Monate in der Türkei, macht hauptsächlich Tagestouren, darunter aber auch Abschnitte des Lykischen Weges. Er erzählt uns ziemlich viel, hat aber auch einiges an Wissen. Irgendwann reißen wir uns dann doch los und es geht zunächst an der Straße entlang. Wir finden den Abzweig und die ersten Wegmarkierungen, dann geht es für die nächste Zeit steil bergauf und wir gewinnen schnell an Höhe. Auf einem steileren Steinfeld ist der Weg nicht wirklich markiert und wir müssen uns zwischen Olivenbäumen den Weg selber suchen. Oben angekommen erweist es sich zunächst als schwierig, den Weg wiederzufinden (und wir haben keinen GPS-Track für die Etappe...), aber wieder mal zeigen uns Hirten den Weg. Wir bedanken uns mit Trekkingkeksen für die anwesenden Kinder. Wieder einmal haben wir den Eindruck, dass die türkische Landbevölkerung sich gar nicht vorstellen kann, dass man ihre Sprache nicht spricht. Wir werden liebenswert mit einem Wortschwall nach dem anderen bombardiert, auch wenn wir keine Silbe verstehen.

                            Es geht auf breitem Weg weiter hoch.



                            Dann queren wir eine Terassenförmige Ebene.



                            finden aber die beschriebene osmanische Zisterne erst nicht und sind ziemlich genervt, weil uns Wasserknappheit droht. Aufgrund der Steigung und der vielen beschriebenen Wasserquellen haben wir in Kalkan nur wenig Wasser eingepackt. Als wir schließlich doch eine kleine, offenbar auf keiner Karte eingezeichnete Siedlung mit der Zisterne finden, wird klar, dass es an dieser Stelle offenbar zwei Wegvarianten gibt, weshalb die Beschreibung von Hennemann nicht stimmt.

                            Wir schöpfen Wasser aus einem kleinen Fluss und steigen weiter auf. Der Weg wird immer schöner, die Landschaft wird geprägt von blühenden (Mandel?)-Bäumen und duftenden gelben Blumen.
                            Die Sonne brennt mehr, als es uns lieb ist.





                            Vorbei geht es an einigen Zisternen und provisorischen, leeren Unterkünften und vielen Schildkröten, die wir beim Sonnenbad stören, und immer weiter bergauf. Mittlerweile strömt der Schweiß heftig. Wir haben dann einen atemberaubenden Blick zurück auf die bisherige Etappe bis nach Kalkan.


                            Der Blick lohnt die Mühe allemal

                            Schweißüberströmt erreichen wir dann die Hochebene von Bezirgan. Sie ist flach wie Flensburg, das Dorf mit den einzelnen Häusern weit verstreut. Alles wirkt verlassen, fast wie eine Geisterstadt. Wir sehen zunächst keine Menschen, nur eine Kuh schaut neugierig aus Ihrem Stall heraus.



                            Wir steuern die Moschee an und füllen Wasser auf. Wieder einmal haben wir keinen konkreten Zeltplatz im Auge, rechnen nicht unbedingt mit dem Luxus einer Quelle und tanken deshalb voll.

                            Vor dem sehr kleinen Lebensmittelladen des Dorfes sitzen einige alte Männer, die sofort Stühle für uns bereit stellen. Supernett! Wir sind zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich platt, auch spät dran wegen der ganzen Verhauer, müssen deshalb weiter, Kaufen aber noch schnell einige Kekse. Langsam verlassen wir das sich weit in die Fläche ausbreitende Dorf.



                            Dann geht es nochmal unerwartet steil hoch, der Weg hat keine Ähnlichkeit mit der in unserem Buch beschriebenen Variante, offenbar verlief er früher anders. Bei tief stehender Sonne blicken wir nochmal in die Hochebene zurück.



                            Zuletzt laufen wir auf einer Art Forstpiste in einem Talkessel immer höher, als plötzlich etwas, das wie ein Fuchs wirkt, über den Weg springt, wieder verschwindet und uns aus dem Gebüsch heraus anknurrt. Nachdem wir weiter gehen, dringt von weiter oben immer mehr Gebell aus dem Gebüsch und die Sache wird uns schnell unheimlich. Akustisch lässt sich auf mindestens 4-5 Hunde schließen, allerdings wirkt es doch noch etwas weiter weg, die Viecher scheinen oben im Hang zu sein. Von dem Knurrer ist jetzt weder zu sehen noch zu hören. Da zweigt der Weg nach unten in den Hang des Talkessels ab und führt zu einem kleinen Plateau, das gar keinen schlechten Zeltplatz abgibt.

                            Das deutlich hörbare Gebell des offenbar verwilderten Straßenköterrudels spricht gegen, die untergehende Sonne für den Platz, und so schlagen wir das Lager auf. Es wird schnell sehr kalt, das Essen wärmt uns heute nur wenig, zumal ein heftiger Wind weht. Obwohl wir ordentlich durchgeschwitzt sind, gibt’s nur Notfallhygienemaßnahmen. Bald liegen wir in unseren Schlafsäcken und ein Käuzchen ruft. Es wäre ja alles sehr romantisch, wenn nicht das Bellen wieder angefangen hätte und lauter und näher wirkte, als zuvor. Und es hörte nicht auf...

                            Wird fortgesetzt...
                            Zuletzt geändert von Antracis; 06.04.2011, 22:02.

                            Kommentar


                            • Gast-Avatar

                              #15
                              AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                              wie schön, der Bericht geht weiter.
                              Danke für diese schönen Ein- und Aussichten. Vielleicht 2013???? Dann sieht mich die lykische Küste wieder.

                              Kommentar


                              • Jeloba
                                Anfänger im Forum
                                • 05.02.2011
                                • 21
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                                Sehr schöner Bericht!
                                In der Flower Pension war ich auch schon mal, die ist echt top!

                                Kommentar


                                • Qwerty
                                  Neu im Forum
                                  • 09.04.2011
                                  • 1
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                                  Hey Zusammen! =)
                                  Ich hoffe doch es geht bald weiter mit dem Bericht?!
                                  Wirklich sehr spannend geschrieben!
                                  Viele Grüße,
                                  Qwerty

                                  Kommentar


                                  • michaelgd
                                    Anfänger im Forum
                                    • 25.09.2010
                                    • 25
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                                    Auch von mir Danke für den tollen Bericht; genau die Etappen die vor uns liegen. Gut zu wissen, wo man sich nicht auf das gelbe Buch verlassen sollte.

                                    Und den Bericht unbedingt nochmal fortsetzen, bevor wir am Freitag Richtung Antalya aufbrechen :-)

                                    Kommentar


                                    • Antracis
                                      Fuchs
                                      • 29.05.2010
                                      • 1280
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                                      Freitag, 05.03


                                      Von einer besonderen Nacht, anstrengender Gastfreundschaft und merkwürdigen Wegweisern. Und zuletzt einem 5-Sterne-Zeltplatz, von dem man eigentlich gar nicht mehr weg will.



                                      Es ist wirklich unbehaglich. Wird das Bellen jetzt lauter, kommen die Hunde also näher, oder empfinden wir das nur so, jetzt wo wir genauer hinhören und auch nichts mehr sehen können ? Entspanntes Einschlafen ist nicht drinn. Und was machen wir überhaupt, wenn die Viecher plötzlich vor dem Zelt stehen ?
                                      Wir bekämpfen die aufsteigende Angst mit der Feststellung, dass sie uns schon längst hätten angreifen können, wenn sie denn gewollt hätten. Und letztlich sind solche Viecher ja, im Gegensatz zu den Herdenschutzhunden, meist eher feige.

                                      Da wir zwangsläufig genauer hinhören, ändert sich auch so langsam unsere Einschätzung der Lage. Eigentlich werden ja nicht wir angebellt, sondern die Viecher bellen sich ganz klar unter einander an – oder wenn man noch genauer hinhört, wird da einer immer von anderen verbellt und haut winselnd und jaulend ab. Derartige Analytik mag jetzt befremdlich anmuten, aber wenn man mehrere Stunden nachts wachliegt oder immer wieder vom Gebell aufwacht, dann kommen halt solche Überlegungen heraus.

                                      Jedenfalls entwickeln wir bei schon grauendem Morgen die Theorie, dass wir unser Zelt mitten ins Revier dieser fuchsartigen Heulboje, die uns schon abends über den Weg gelaufen war, aufgestellt haben und das Vieh jetzt überall um Asyl bittet, aber wegen niederem Rang überall verbellt und verbissen wird. Gegen 4:00 Uhr morgens im Schlafentzugsdelir fanden wir diese Vorstellung nur noch brüllend komisch.
                                      Und als gegen 5:00 dann der Muezzin 15 Minuten lang ruft und die Heulboje die ganze Zeit dazu jault, steht fest: Diese Nacht werden wir nie vergessen.

                                      Kurz darauf krieche ich aus dem Zelt, es ist sehr frisch.



                                      Dann, es war gerade mal 30 Minuten Ruhe, fängt das Bellen wieder an. Diesmal können wir einen Hund sehen, er steht weit entfernt hoch oben auf einem Felsvorsprung und was auch immer er uns mitteilen will (Ich tippe auf wenig gastfreundliches...), er wiederholt es beharrlich ca. 1 Stunde lang. Meine Frau gesellt sich auch nach draußen und wir sind mittlerweile ziemlich gleichmütig und frühstücken trotz des Gebells in aller Ruhe. Zu unserer Freude kommt dann auch die Sonne raus, es kündigt sich ein schöner Tag an:


                                      Selbstverständlich können sie auch die Tasse eines anderen Herstellers verwenden...


                                      Irgendwann ist der Hund verschwunden, und es bellt nur noch ab und an im Gebüsch. Plötzlich ist das Gebell allerdings ziemlich nahe und kommt immer näher, was ich zum Anlass nehme, mal ein paar Steine aufzuheben und schließlich einen davon ins Gebüsch zu werfen. Ab dann wars ruhig.

                                      Hätten wir vielleicht schon früher machen sollen.

                                      Der Weg ist zunächst wenig attraktiv, führt steil hinunter durch lästige Macchie und ist dann, nach Queren einer Straße für ca. 100 Meter stark vermüllt.
                                      Der von der Straße die Böschung hinunter gehende Weg wird offenbar als optimale Müllentsorgung von vielen Menschen angesehen. Nicht schön und auch sehr unangenehm, weil er nicht so einfach zu gehen ist und ein Sturz in versiffte Säcke und Glasscherben der Reise ein jähes Ende bereiten könnte.

                                      Unten im Tal angekommen, wir laufen gerade eine Teerstraße entlang, finden wir nur zufällig den Abzweig des Lykischen Weges, weil wir gerade die Straßenseite wechseln. Der Wegweiser liegt im hohen Gras, und war von der anderen Seite aus nicht zu sehen.

                                      Der Weg hat die letzten 2 Stunden auch keine Ähnlichkeit mit den Beschreibungen in unserem Buch gehabt, offenbar gibt es wieder mal mehrere Möglichkeiten. Jetzt geht es über schöne Wiesen in Richtung des kleinen Hirtendorfes Saribelen, die Sonne brennt und der immer mal wieder durchs Tal ziehende Nebel zaubert imposante Lichtstimmungen.



                                      Als wir Saribelen erreichen, fallen uns wieder mal die wunderschönen blühenden Bäume auf, die in der Sonne leuchten.





                                      In Saribelen verlieren wir dann den Weg, wie so oft in den Ortschaften, und tankten erstmal Wasser und rasten kurz im Schatten. Wir wollen eigentlich schnell weiter, denn auf dem Weg hinter Saribelen wartet irgendwann ein Zeltplatz mit einem Brunnen auf uns, welch verlockendes Ziel. Also versuchen wir ca. 9 mal höflich Abzulehnen, nach der Zehnten Einladung wird allerdings klar, dass es wohl kein Entrinnen geben wird. Wir geben uns also geschlagen und trinken Tee auf einer sonnigen Terasse mit Vater und Sohn, die Frau darf leckeres Essen bringen. Spätestens mit der Vielfalt des Auftafelns wird klar, dass man hier doch eine Gegenleistung in Form von Penunse erwartet. Irgendwie ist das Ganze auch sozialer Stress, aber eine Stunde nur mit Zeichensprache verständigen hat auch was. Schließlich werden wir noch zum Weg geführt und bedanken uns noch mit einigen Lira, die wir zusammenkratzen können. Wohl nicht so üppig wie erwünscht, aber leider war zu diesem Zeitpunkt unsere Kasse nur mit sehr großen Scheinen gespickt. Nun ja, mein schlechtes Gewissen hielt sich dank der 9 Ablehnungsversuche wenigstens etwas in Grenzen.

                                      Wir folgen dann einer breiten Schotterpiste immer bergan. An einer Hügelkuppe treffen wir eine kleine Ziegenherde mit einem Hirtenhund, dessen Vorderpfote praktisch in Fetzen hängt. Er erregt unser Mitleid, seine Tage sind wohl gezählt. Wie das wohl passiert ist ? Er bellt uns dennoch an, aber recht kläglich. Dann senkt sich der Weg wieder ins Tal und macht den Weg frei auf eine wunderschöne Hochebene, grüne Wiesen, übersäht mit leuchtend hellem Geröll und teils blühenden Bäumen.



                                      Schnell ist klar, dass wir hier unmöglich wieder weg können, obwohl wir erst ein paar Stunden unterwegs sind. Die Gegend ist einfach traumhaft und wir machen schnell einen idealen Zeltplatz aus, an dem Vorgänger schon fleissig Steine weggeräumt haben. Zunächst hält uns aber weiteres Bimmeln vom Zeltaufbau ab, es naht eine riesige Ziegenherde mit einigen hundert Tieren, welche die nächste Stunde die Gegend belagern.



                                      Wie sich schnell herausstellt, gehört sie Hussein, dem V.I.P-Hirten des Lykischen Weges, der in einigen Büchern erwähnt ist. Er und seine Frau Selma setzen sich zu uns und die Kommunikation geht immerhin so weit, dass wir checken, dass die schönen weißblühenden Bäume Mandelbäume sind. Ich hatte eine Runde gesalzene Mandeln ausgegeben.

                                      Hussein, standesgemäß mit touristischem Basecap und Sonnebrille gekleidet, die bestimmt von anderen Wanderen stammen, macht den sinnlosen Versuch uns zu überzeugen, dass es doch viel gemütlicher sei, bei Ihm zu schlafen - aber uns bekommt da keiner mehr weg. So lässt es sich dann aber der Meister nicht nehmen, unsere Zeltstelle persönlich auszuwählen und den Aufbau zu überwachen. Und natürlich musste er auch nochmal ins Kaitum reinlinsen, bevor er abzog. Dann hatten wir himmlische Ruhe auf unserem Fünf-Sterne-Zeltplatz





                                      Ein Blick in den Brunnen offenbart kristallklares Wasser und man kann vom Rand des Plateaus sogar das Meer sehen. Wir sichern noch alles mit Steinen, da doch einige heftige Böen durchs die Ebene fegen. Leider müssen wir unseren Plan deshalb auch aufgeben, ein Lagerfeuer zu machen, weil die vorhandene Feuerstelle zu nah am Zelt ist, bei dem Wind sowieso. Außerdem haben wir irgendwie nichts feuerfestes am Leib. Also genießen wir beim Abendessen die geniale Landschaft, Waschen noch schnell Klamotten und verziehen uns bei schnell sinkendem Thermometer ins Zelt.



                                      Ich muss etwas später, es ist schon stockdunkel, nochmal kurz für kleine Trekker, entferne mich dabei ziemlich weit vom Zelt und bin wieder mal froh, keine Solotouren machen zu müssen. Als der Wind so durch die Ebene pfeift und ich das Zelt kaum noch sehe, kommt in der Einsamkeit doch das unangenehme Gefühl von Kontrollverlust hoch. Ich gehe möglichst unauffällig schnell zum Zelt zurück und haue mich wieder in den Schlafsack, wo dann auch mein männlicher Mut zurückkehrt. Die Ruhe zwischen den Windböen bildet einen angenehmen Kontrast zur gestrigen Horrornacht und wir schlafen fast sofort ein. Morgen wollen wir mal zur Abwechselung Tempo machen, 8-9 Stunden entfernt befindet sich laut Buch eine weitere schöne Stelle zum Zelten mit Wasser an einer alten Platane, das wollen wir unbedingt schaffen.




                                      Samstag, 05.03


                                      Wie wir zur Abwechslung mal wirklich Gas geben um dann doch wieder zu spät dran zu sein. Und es gibt auch nette Hunde. Und es ist kalt in der Türkei.


                                      Die Nacht hätte die ruhigste auf der ganzen Tour sein können. Keine Hunde, kein Muezzin. Dafür aber doch heftige Winde, die am Kaitum zuppelten und uns immer wieder weckten. Insgesamt wars sicher eine gute Idee, das Zelt sorgfältig abzuspannen. Dafür hatte der Wind die Klimaanlage zur Hochleistung beflügelt, zum ersten Mal haben wir nicht einen Tropfen Kondens im Zelt.

                                      Wir frühstücken bei strahlendem Sonnenschein und um uns herum summen die Bienen um die Wette. Ich denke zunächst tatsächlich, dass irgendwo in der Nähe ein Hornissennest ist, aber bald ist klar, dass es sich um Dolby Surround handelt: Egal, wohin man geht und lauscht, überall summt und brummt es. Tatsächlich wären wir gerne noch länger geblieben, aber wir wollen ja auch mal was tun. Also schnell gepackt ( auch die Wäscheleine ) und dann noch schnelleren Schrittes los. Das Gepäck wiegt trotz Steigung leicht angesichts der wunderschönen Landschaft und des bombigen Wetters. Hinter einem Hügel können wir vorerst das letzte Mal auf die Küste blicken, bevor es ins Landesinnere geht.



                                      Wir geben Gas und rauschen an Hüsseins Hütte vorbei durch eine Landschaft, die offenbar in den letzten 2000 Jahren immer mal wieder kultiviert wurde, um in den letzten Jahrhunderten an vielen Stellen wieder die Kurve zur Natur einzuschlagen.



                                      In einem Dickicht treffen wir den zweiten Wanderer überhaupt bisher, einen Holländer, der seit einigen Jahren immer kleine Abschnitte des Weges geht. Leider bringt er keine guten Nachrichten bezüglich des Wetters, dass ab morgen deutlich instabiler werden soll.
                                      Dann treffen wir noch eine Herde mit wirklich lieben Hunden, die uns nur verfolgen und neugierig beschnüffeln.

                                      Wir erreichen das kleine Dorf Gökceören, schlagen eine Einladung zu Tee aus und gelangen dann auf eine Forstraße, die teils schlammig-überflutet, teils schotterig, für die nächsten Stunden unser eintöniger Begleiter wird.



                                      Eine der ganz wenigen langweiligen Teile unserer Tour, zudem blöd zu gehen, weil halt durch die hohen Wasserstände aufgeweicht. Zum zweiten Mal auf dieser Reise müssen wir furten, dann ist der Trail mal wieder sehr schlecht markiert, aber es gibt hilfreiche Steinmänchen. Und dann geht es zum Abschluss des Tages nochmal steil bergauf, super, wir sind nämlich durch das Tempomachen doch ziemlich platt. Zur Belohnung wird aber die Landschaft endlich wieder schöner und abwechslungsreicher, es geht durch lichten Kiefernwald in steilen Serpentinen und so langsam kommt Dampf aus unseren Oberschenkeln. Aber wir wollen unbedingt den Zeltplatz erreichen und hetzen weiter. Leider knickt Anke in Ihren neuen Hanwag mehrmals um - der Schaft ist doch zu weich - und lädiert sich dabei etwas das Knie, was uns noch beschäftigen wird. Aber sie beisst die Zähne zusammen, trauert nur kurz ihren alten Reichle-Botten nach, und macht weiter.

                                      Dann sind wir endlich oben, laufen über einen kleinen Bergrücken, mittlerweile zieht sich der Himmel zu. Wir haben aber einen schönen Ausblick bis zu den schneebedeckten Gipfeln.



                                      Dann, vorbei an einem verlassenen Bauernhof, erreichen wir endlich eine Terassenfläche mit einer Quelle. Ist das jetzt der Zeltplatz mit der Platane ? Und wie zum Henker sieht überhaupt eine Platane aus ? Wir sind als Berliner schließlich eher Spezialisten für Linden.

                                      Gut, als Superoutdoorer erinnere ich mich an ziemlich charakteristische Blätter, aber da iss noch nüscht an den Bäumen um diese Jahreszeit.

                                      Wir sind irgendwie deprimiert, lesen nochmal nach, offenbar müssen wir noch weiter. Wie lange ? Keine Ahnung, also erstmal weiter gehen. Ich pese, mit etwas Frust im Bauch voran, meine Frau kommt mit angeschlagenem Knie nicht wirklich nach. Irgendwann ruft sie mich zurück, wir kehren konsterniert um und checken die Lage. Nach kurzer Inspektion ist klar: Diese Terassen taugen nicht wirklich zum Zelten. Die Quelle hat so ziemlich alles unter Wasser gesetzt und wenns regnet, wirds noch ungünstiger werden an so einem Hang.

                                      Ich bin ziemlich Enttäuscht und wütend, trete sogar vor Wut kurz gegen einen Felsen. Da addiert sich die angeschlagene Physis zur angeschlagenen Psyche. Den ganzen Tag gehetzt für nix und wieder nix, letztlich nur ein Not-Zeltplatz. Aber wir fangen uns, auch dank meiner ,Frau wieder und treffen die richtige Entscheidung. Eigentlich kann es ja nicht weit sein und wir haben noch ca. 30 Minuten, bis es zu dunkel ist. Also geht’s so schnell wie möglich weiter und schließlich finden wir den Zeltplatz unter der Platane. Oder zumindest unter einem großen auffälligem alten Baum...

                                      Die Aussicht ist selbst im schwindenden Tageslicht klasse und die Quelle an diesem Platz auch viel praktischer. Zeltaufstellen, Real Turmat und süßer Moment sind wieder mal die einzigen Amtshandlungen, die wir noch schaffen. Es gibt lecker Hähnchen süß-sauer, wir schauen noch kurz in einen total sternklaren Himmel und fallen mit dem wunderschönen Gefühl totaler Entspannung in den Schlaf, dass man nur nach harter körperlicher Anstrengung in der freien Natur hat.




                                      Sonntag, 06.03


                                      Wieder ist es kalt in der Türkei, und nass und...schön.


                                      Heute ist wieder kein Muezzin zu hören. Vermutlich liegt es diesmal wirklich an der Abgeschiedenheit des Zeltplatzes. Und wir sind noch ziemlich platt vom letzten Tag also drehe ich mich auch nochmal im Schlafsack um und robbe erst kurz nach 6:00 Uhr aus dem Zelt. Es ist kalt und leider ziemlich diesig, die Wetterprognose scheint richtig gewesen zu sein. Dennoch ist die Aussicht großartig, es gibt einen mystisch wirkenden Sonnenaufgang und später einen tollen Blick bis auf die schneebedeckten Gipfeln des Taurusgebirges.





                                      Wir frühstücken im Zelt, weil es doch recht frisch ist und waschen uns später an der Quelle. Dabei frischt plötzlich der Wind extrem auf, einige heftige Boen treffen uns und verwandeln unsere Haare und Oberkörper in Eis, so scheint es jedenfalls...so dass wir ins Zelt flüchten und uns erstmal in den Schlafsäcken aufwärmen müssen. Ja, wir sind Weicheier...



                                      Der Wind bringt leider noch dunklere Wolken mit und es fängt an zu regnen. Wir kuscheln uns ein und schreiben Tagebuch...

                                      Kurze Zeit später ist der Regen vorbei, aber dichter Nebel liegt über unserem Zeltplatz, es gibt kaum 10 Meter Sichtweite. Während des Abbauens kommt noch ein kleinerer Schauer, heute verspricht es nicht sehr freundlich zu werden. Wir werfen einen letzten Blick auf die alte Platane die uns heute Nacht Schutz gewährte...



                                      ...und machen uns im Nebel auf Richtung Kas, wobei wir aufgrund des schlechten Wetters bereits erwägen, in Cukurbag via Dolmus nach Kas abzukürzen.

                                      Der Weg verläuft zunächst wieder bergauf und durchs Gebüsch, die Macchie ist mittlerweile schon spürbar härter geworden und kratzt an unseren Klamotten herum. Immer wieder mal gibt es tolle Blicke auf die eingeschnittenen Täler der mittelgebirgigen Landschaft, leider ist es immer noch sehr diesig und kalt, aber wenigstens regnet es nicht.



                                      Der Weg geht erst einige Zeit über eine Forststraße, führt dann wieder auf geröllreichen Migrationspfaden hinauf, bis wir urplötzlich durchs Gebüsch brechen und in den Ruinen von Phellos stehen.





                                      Wohl ein altes lykisches Heiligtum, später dann eine römische Garnison. Strategisch ist die Lage zumindest einleuchtend ideal, man befindet sich auf dem höchsten Punkt im Umkreis und überblickt sowohl Inland wie auch Küste auf beiden Seiten der Bergkette. Die Gräber sind quer durchs Gebüsch verteilt, teils führen die Wege auch direkt hindurch oder über die gut erhaltenen Ruinen hinüber:



                                      Wir würden diesen interessanten Ort gerne noch länger auskundschaften, (und gerade die Aussicht muss wahnsinnig schön sein, wenn die Sonne sich mal zeigt dort oben...) aber leider wird das Wetter gerade immer schlechter. Deutlich ist eine Schlechtwetterfront hinter uns zu sehen und man kann das Gewitter schon hören. Also geht es, soweit es der mit feinem und lockerem Geröll übersähte Pfad zulässt, bergab. Der Donner wird lauter und wir schneller...

                                      Dann sehen wir endlich Cukurbag oder vielmehr die vielen blühenden Mandelbäume, die im und rund um das Dorf herum blühen.





                                      An einem Zaun entlang geht es noch kurz Steil bergab, dann stehen wir auf der Straße, die ins Dorf führt. Die ersten Blitze sind zu sehen und es fängt an zu regnen. Nach den bisherigen Erfahrungen mit Gewitter und Starkregen in dieser Gegend scheint uns jetzt ein 3-4 stündiger Abstieg über steile Serpentinen nach Kas nicht das Mittel der Stunde und wir eilen deshalb dahin, wo wir das Dorfzentrum vermuten. Da sollte doch auch ein Dolmus fahren, oder ? Der Regen wird stärker und es blitzt plötzlich heftig irgendwo neben uns...


                                      wird fortgesetzt...
                                      Zuletzt geändert von Antracis; 16.04.2011, 14:23.

                                      Kommentar


                                      • walkingalone
                                        Dauerbesucher
                                        • 05.01.2010
                                        • 592
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [TR] Lykischer Weg 2011: Auf den Spuren der Antike

                                        Toller Bericht, Danke!

                                        Ich freu mich auf die Fortsetzung!

                                        (Gerne hätte ich fünf Sterne vergeben, aber leider sind die irgendwie "wech")

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X