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Hier entsteht der Mallorca –Reisebericht von Vincent und Nicolas. Im Voraus möchte ich schon mal anmerken, dass dieser erste Teil sehr textlastig, der zweite Teil dann eher bildlastig werden wird.
Am Anfang war die Überlegung.
Wenn man im März schon vorlesungsfreie Zeit (das Wort Semesterferien gibt es ja nicht mehr) hat, warum diese nicht nutzen und die guten Wandersachen entstauben?
So fingen wir also an ab Ende 2010 die Planung einer weiteren Tour für März 2011 an. Viele Ziele und Möglichkeiten wurden diskutiert, verworfen, neu aufgenommen und durchexerziert.
Norwegen kam immer wieder ins Gespräch, wurde aber letztendlich in einem Anflug von Realismus verworfen. Wir konzentrierten uns also auf eher südliche Ziele und versuchten an die ganze Sache irgendwie einen Dreh zu bekommen.
Wir checkten die Ryanair Destinationen, die von Bremen angeflogen werden und sortierten Stück für Stück aus- leider zwischenzeitlich alle, sodass wir wieder bei Norwegen landeten.
Dank dieser tollen neuen Weltkarte im Reiseberichtsthread fanden wir dann allerdings die drei oder vier Reiseberichte über den GR 221 auf Mallorca und so langsam nahm der Plan Formen an. Temperatur war okay, Regentage halten sich mir 6-8 im März auch in Grenzen, Wegmarkierung soll okay sein, Wasser ist aufzutreiben, Tagesetappen sind machbar, Flugpreise stimmen, der öffentliche Nah- und Fernverkehr ist gut ausgebaut.
Nach dem Anschaffen einer Karte über die Serra Tramuntana und dem Einholen einiger Erfahrungen (speziellen Dank hier noch mal an Ixylon,MatthiasK und Trampvan), wurden dann Hin- und Rückflug am 13 bzw. 19 März gebucht und die Route von Valldemossa über Deiá, Sóller und den Cúber bis nach Lluc mit eventueller Bezwingung des Torrent de Pareis gelegt.
In der Woche vor Abflug wurden dann noch mal die genauen Tagesetappenziele gesetzt, das neue Zelt im Auf- und Abbau getestet und die neuen Rucksäcke schon mal Probegepackt.
Und dann ging‘s eigentlich auch schon los, auf einen, wie sich zeigen sollte, sehr abenteuerlichen Trip in für uns noch völlig unbekannte Wandergefilde, inklusive anderer Jahreszeit als wir es gewohnt waren und neuer Umstände, was Gelände, Wasser, etc. betrifft.
Und los geht es am:
Sonntag, 13 März: Bremen- Palma- Valldemossa- ?
Zur extrem unchristlichen Zeit von 5:30 Uhr klingelt an diesem Morgen der Wecker.
Schlaftrunken werden noch schnell die letzten Sachen in den Rucksack geworfen und schon geht es um kurz nach sechs Richtung Flughafen Bremen. Unser Flug nach Palma geht bereits um 7:10 Uhr und trotzdem herrscht auf dem Flughafen in Bremen ein extremes Gewusel, da an diesem Sonntagmorgen 3 Maschinen nahezu gleichzeitig in verschiedene Richtungen abheben.
Es heißt also Warten am Check-in, Warten an der Sicherheitskontrolle, Warten beim Boarding. Aber die Vorfreude auf den Trip ist da und die Leute von Ryanair lassen sich ja auch immer etwas zur allgemeinen Erheiterung einfallen. Heute ist das Handgepäck einer Frau zu groß, sodass sie einen Fahrradhelm auspackt, damit sie den Koffer in diesen Ryanairkoffergrößentestkäfig quetschen kann. Den Helm will sie unter dem Arm mit ins Flugzeug nehmen, aber nicht mit der überkorrekten Ryanair-Mitarbeiterin, schließlich ist nur ein Handgepäckstück erlaubt, sie müsse den Helm schon als Kleidungsstück tragen.
Schließlich werden wir zügig geboardet, da die meisten schon in der Maschine sind und dürfen übers Rollfeld zum Flieger gehen. Zielstrebig gehe ich nach rechts, wo die Maschine nach Oslo immer steht und werde prompt zurückgepfiffen mit dem Hinweis, dass das nicht die nach Palma wäre, sondern nach irgendwo im Baltikum. Gut also dann halt die andere.
Vincent schnürt sich unterdessen erstmal die Schuhe neu, die an der Sicherheitskontrolle vorher ausgezogen werden mussten und wird ebenfalls prompt angeschnauzt „Wollen sie auch nach Mallorca gehen?“ „Nein, ich wollte fliegen“ „ Aber dann schnüren sie ihre Schuhe im Flugzeug, das hebt gleich ab“ Na dann… Mit seiner Antwort, dass er sich die Schuhe erst zu mache und notfalls zum Flugzeug renne, war sie außerdem auch nicht zufrieden. Manchen kann man‘s halt nicht recht machen.
Trotzdem fliegen wir dann nach Palma, kommen mühelos und recht zügig zu unserem Gepäck und fahren mit dem Bus Richtung Plaza de España. Dort fragen wir an der Touriinfo, wo wir denn Gas für unseren Kocher kaufen könnten. Leider spricht man hier weder Englisch oder Deutsch noch scheinen uns unsere geringen Spanischkenntnisse weiterzubringen. Mallorqui beherrschen wir wiederum nicht. Also schnappen wir uns einfach einen Stadtplan und laufen zur nächsten Tanke - erfolglos. Wir entscheiden uns den Gaskauf auf Valldemossa zu verschieben und wollen mit dem 11:30 Uhr Bus ebendort hinfahren. Dieser fährt allerdings wiederum nur im Sommer, der nächste erst 13:30. So erkunden wir Palma und sitzen auf dem Plaza de España in der Sonne, nebenst einer Gruppe Einheimischer die sich unter anderem über patatas und ihre Zubereitung in aller Welt unterhalten.
Brauch auf Mallorca scheint es zu sein, bei größeren Gebäuden Preis und Dauer öffentich aufzuführen.
Für einen unterirdischen Bahnhof ganz ordentlich, oder ? Könnte sich ein schwäbischer Planer noch was von abschauen….
Schließlich geht’s mit dem Bus nach Valldemossa, eine sehr schöne, aber auch extrem touristische Stadt in den Bergen mit wirklich schönen Terrassen rundherum.
Wir halten uns aber nicht länger auf, versuchen hier Gas zu bekommen - wiederum erfolglos - und gehen schließlich ohne los, morgen ist ja auch noch ein Tag und wir haben auch so genug Trockenfutter mit, um ein paar Tage über die Runden zu kommen.
Zunächst haben wir Schwierigkeiten den Einstieg in den Weg zu finden, nach kurzer Suche und zwei freundlichen Spaniern, die uns aus dem Auto den Weg zeigen, geht es dann aber endgültig los. Bei bestem Wetter schlängelt sich der Weg anfangs durch ein größeres Waldgebiet die Berge um Valldemossa hinauf. Das Wetter ist richtig gut, fast schon zu warm außerhalb des Schatten und der Weg gut markiert, ausgebaut und klar erkennbar, sodass entsprechend viele Tagesläufer unterwegs sind, die eine Runde um Valldemossa wandern.
.Recht flott geht es bergan und schon haben wir die Masse der Leute hinter uns gelassen, inklusive einer Gruppe einheimischer Pfadfinderkinder, die lautstark eine große Waldwiese besetzt halten und denen wir beinah im Laufschritt entfliehen. Oberhalb der Bäume bietet sich dann wiederum ein sehr schöner Blick auf das Meer, der direkt mit einer Pause und Sonnetanken zelebriert wird.
Wir passieren zwei Ruinen, eine sieht irgendwie nach Festung, eine eher nach Kirche aus,
lassen beide links liegen und kommen auf einen sehr schönen, aber auch sehr windigen Grat, von dem aus wir unser Tagesetappenziel Deiá schon sehen können.
Hier kommen uns zwei Spanierinnen entgegen, die ebenfalls den Weg nach Deiá gesucht, aber nicht gefunden haben. Wir sind uns dank unserer Karte aber sicher, dass wir den Weg finden und sonst haben wir ja noch ein Zelt dabei im Gegensatz zu den beiden. Weiter geht’s über den Gratweg immer Richtung Deiá, wir passieren immer wieder Steinmännchen und sogar zwei Schriftzüge, die uns den Weg weisen. Zwar wird es langsam dunkel, aber wir sind ja auch schon fast da.
Dachten wir zumindest.
Denn jetzt stehen wir an einer Steilklippe von der ein Seil baumelt, hier ist also schon mal jemand runtergegangen, aber mit Rucksack? no way. Wir schauen uns um, aber irgendwie sind auch keine Markierungen, Steinmännchen oder gar ein Weg zu erkennen. Wir entscheiden uns weiter nach Osten in ein Flussbett abzusteigen, das uns die letzten Meter nach Deiá bringen könnte. Aber falsch gedacht, auch durch dieses Tal geht es nicht weiter, wir unternehmen noch einen letzten Versuch indem wir eine Anhöhe erklimmen, aber auch von hier ist kein Weg zu erkennen, geschweige denn irgendwelches Gelände, wo so ein Weg sein könnte. Da wir in der einbrechenden Dunkelheit auch kaum noch das Gelände ausmachen können, entscheiden wir uns die Nacht hier zu verbringen, auch und vorallem mangels Alternative. Allerdings lässt sich weit und breit kein Platz entdecken, auf dem man das Zelt aufstellen könnte- verdammter Mist, na gut, wir legen einfach unsere Isomatten auf das Schilfgras, das zwischen steinen wächst und versuchen zu schlafen.
Mit mäßigem Erfolg, seehr mäßigem Erfolg. Aber irgendwie wollen 12 Stunden Dunkelheit ja überbrückt werden. Schließlich finde ich auf dem extrem abschüssigen und steinigen Boden doch noch eine relativ angenehme Position und bilde mir ein, kurz weggenickt zu sein. Beim Blick auf die Handyuhr stelle ich fest, dass auch wirklich über 5 vergangen sind… allerdings Minuten und nicht Stunden - das wird eine lange Nacht werden.
Irgendwie ist die ganze Situation suboptimal, ich liege mit der Isomatte auf zwei ziemlich großen Steinen, wenn ich mich aber zur Seite rolle, rutsche ich den Abhang hinunter, dazu schlägt mit dieses blöde Gras in der Dunkelheit hinterhältig ins Gesicht und lacht dabei bzw. lachen tut der Wind, aber das Gras freut sich garantiert innerlich diebisch, mir jedes Mal, wenn ich gerade wegnicken will, ins Gesicht zu klatschen. Blödes Zeug.
Schließlich habe ich mich mit der Gesamtsituation angefreundet, es ist zwar windig bis stürmisch und kühl, aber immerhin liegt man unter sternenklarem Himmel.
Als die Stunde nun aber 3.00 Uhr schlägt, wird es schlimmer. Vincent, der in seiner stehend-liegend-Haltung zwar nicht den Hang runter rutscht, aber auch nicht schläft, murmelt etwas von Regen. In der nun pechschwarzen Nacht bleibt uns nicht viel übrig als das Nachtlager abzubrechen. Komischerweise bin ich mehr genervt als beunruhigt. Schnell werden die Matten zusammengerollt, die Schuhe angezogen und die Regenjacken übergestreift. Ich stopfe mir meinen Schlafsack unter die Jacke, mangels Zeit zum Zusammenrollen, lege mich auf zwei Steine ziehe die Beine an und versuche mich mit dem Regencape meines Rucksacks zu schützen, der dadurch schutzlos im Gras liegt. Vincent versucht es anders, setzt sich hin und schützt die eine Seite mit dem eingepackten Rucksack, den Rest etwas mit der Regenjacke. Helfen tut beides wenig, denn es regnet nicht.
Es gießt und zwar wie aus Eimern, dazu kommt noch der böige Wind, eine ziemlich unangenehme Mischung aus nass, kalt und überhaupt scheiße. Vincent hatte innerlich schon beschlossen, dass es die schlimmste Nacht jemals für ihn war, als etwas später, ich denke wohl so gegen 4.00 Uhr dazu noch ein Gewitter über unsere Köpfe hinweg zieht. Jetzt wird’s richtig heftig. Denn durch das Gewitter nimmt der Regen nochmals zu, der Wind ebenso und mit dem Donner und Krachen über unseren Köpfen entwickelt sich eine sehr ernste Situation, die wir in den nächsten knapp zwei Stunden versuchen auszusitzen. Zum Glück waren wir schon etwas ins Tal abgestiegen, sodass uns keine direkte Gefahr durch Blitze drohte. Nach drei unglaublich langen, fast endlosen Stunden hört dann der Regen auf, der Wind allerdings mitnichten. Bilanz gegen 6:00 Uhr morgens: Komplett nass, dem Wind ausgesetzt, kein Tageslicht um von da wegzukommen, noch nichts Warmes gegessen auf der Tour und kein Schlaf. Außerdem durch das verkrampfte Sitzen extrem wackelig auf den Beinen. Diese Nacht war auf jeden Fall die längste meines Lebens und eine Situation, die ich nie wieder erleben möchte. Von 6 bis ca. halb 8 sitzen wir noch klatschnass und frierend im böigen Wind und warten, dass es endlich hell genug ist, um zurückzuwandern.
Als wir endlich wieder auf dem Weg sind, fängt es natürlich wieder an zu regnen und der Wind nimmt eher zu als ab. So kommt es, dass wir über den Grat bei gefühlten Orkanböen und waagerechtem Regen taumeln und dabei höllisch achtgeben müssen nicht von selbigem heruntergepustet zu werden. Gegessen habe ich übringens wieder nichts, es war mir so flau im Magen, dass ich befürchte, ich hätte mich übergeben müssen, hätte ich es getan. Wider Erwarten überleben wir auch den zweiten Teil unseres Höllenrittes zurück nach Valldemossa, wo wir nach schneller Wanderung ohne Pause bereits gegen 11:00 Uhr ankommen. Wir entscheiden uns den Bus nach Soller zu nehmen und dort irgendwo, wo es warm und trocken ist abzusteigen. Zwar ist das Wetter in Valldemossa geradezu verhöhnend gut, aber meine Sachen sind komplett durchweicht, sogar mein Kameraobjektiv ist nass (die Kamera und das Objektiv haben es allerdings unbeschadet überstanden- zum Glück).
Der Bus kommt schließlich auch und wir steigen ein, bloß erstmal weg hier, Türen zu und weg…
Am Anfang war die Überlegung.
Wenn man im März schon vorlesungsfreie Zeit (das Wort Semesterferien gibt es ja nicht mehr) hat, warum diese nicht nutzen und die guten Wandersachen entstauben?
So fingen wir also an ab Ende 2010 die Planung einer weiteren Tour für März 2011 an. Viele Ziele und Möglichkeiten wurden diskutiert, verworfen, neu aufgenommen und durchexerziert.
Norwegen kam immer wieder ins Gespräch, wurde aber letztendlich in einem Anflug von Realismus verworfen. Wir konzentrierten uns also auf eher südliche Ziele und versuchten an die ganze Sache irgendwie einen Dreh zu bekommen.
Wir checkten die Ryanair Destinationen, die von Bremen angeflogen werden und sortierten Stück für Stück aus- leider zwischenzeitlich alle, sodass wir wieder bei Norwegen landeten.
Dank dieser tollen neuen Weltkarte im Reiseberichtsthread fanden wir dann allerdings die drei oder vier Reiseberichte über den GR 221 auf Mallorca und so langsam nahm der Plan Formen an. Temperatur war okay, Regentage halten sich mir 6-8 im März auch in Grenzen, Wegmarkierung soll okay sein, Wasser ist aufzutreiben, Tagesetappen sind machbar, Flugpreise stimmen, der öffentliche Nah- und Fernverkehr ist gut ausgebaut.
Nach dem Anschaffen einer Karte über die Serra Tramuntana und dem Einholen einiger Erfahrungen (speziellen Dank hier noch mal an Ixylon,MatthiasK und Trampvan), wurden dann Hin- und Rückflug am 13 bzw. 19 März gebucht und die Route von Valldemossa über Deiá, Sóller und den Cúber bis nach Lluc mit eventueller Bezwingung des Torrent de Pareis gelegt.
In der Woche vor Abflug wurden dann noch mal die genauen Tagesetappenziele gesetzt, das neue Zelt im Auf- und Abbau getestet und die neuen Rucksäcke schon mal Probegepackt.
Und dann ging‘s eigentlich auch schon los, auf einen, wie sich zeigen sollte, sehr abenteuerlichen Trip in für uns noch völlig unbekannte Wandergefilde, inklusive anderer Jahreszeit als wir es gewohnt waren und neuer Umstände, was Gelände, Wasser, etc. betrifft.
Und los geht es am:
Sonntag, 13 März: Bremen- Palma- Valldemossa- ?
Zur extrem unchristlichen Zeit von 5:30 Uhr klingelt an diesem Morgen der Wecker.
Schlaftrunken werden noch schnell die letzten Sachen in den Rucksack geworfen und schon geht es um kurz nach sechs Richtung Flughafen Bremen. Unser Flug nach Palma geht bereits um 7:10 Uhr und trotzdem herrscht auf dem Flughafen in Bremen ein extremes Gewusel, da an diesem Sonntagmorgen 3 Maschinen nahezu gleichzeitig in verschiedene Richtungen abheben.
Es heißt also Warten am Check-in, Warten an der Sicherheitskontrolle, Warten beim Boarding. Aber die Vorfreude auf den Trip ist da und die Leute von Ryanair lassen sich ja auch immer etwas zur allgemeinen Erheiterung einfallen. Heute ist das Handgepäck einer Frau zu groß, sodass sie einen Fahrradhelm auspackt, damit sie den Koffer in diesen Ryanairkoffergrößentestkäfig quetschen kann. Den Helm will sie unter dem Arm mit ins Flugzeug nehmen, aber nicht mit der überkorrekten Ryanair-Mitarbeiterin, schließlich ist nur ein Handgepäckstück erlaubt, sie müsse den Helm schon als Kleidungsstück tragen.
Schließlich werden wir zügig geboardet, da die meisten schon in der Maschine sind und dürfen übers Rollfeld zum Flieger gehen. Zielstrebig gehe ich nach rechts, wo die Maschine nach Oslo immer steht und werde prompt zurückgepfiffen mit dem Hinweis, dass das nicht die nach Palma wäre, sondern nach irgendwo im Baltikum. Gut also dann halt die andere.
Vincent schnürt sich unterdessen erstmal die Schuhe neu, die an der Sicherheitskontrolle vorher ausgezogen werden mussten und wird ebenfalls prompt angeschnauzt „Wollen sie auch nach Mallorca gehen?“ „Nein, ich wollte fliegen“ „ Aber dann schnüren sie ihre Schuhe im Flugzeug, das hebt gleich ab“ Na dann… Mit seiner Antwort, dass er sich die Schuhe erst zu mache und notfalls zum Flugzeug renne, war sie außerdem auch nicht zufrieden. Manchen kann man‘s halt nicht recht machen.
Trotzdem fliegen wir dann nach Palma, kommen mühelos und recht zügig zu unserem Gepäck und fahren mit dem Bus Richtung Plaza de España. Dort fragen wir an der Touriinfo, wo wir denn Gas für unseren Kocher kaufen könnten. Leider spricht man hier weder Englisch oder Deutsch noch scheinen uns unsere geringen Spanischkenntnisse weiterzubringen. Mallorqui beherrschen wir wiederum nicht. Also schnappen wir uns einfach einen Stadtplan und laufen zur nächsten Tanke - erfolglos. Wir entscheiden uns den Gaskauf auf Valldemossa zu verschieben und wollen mit dem 11:30 Uhr Bus ebendort hinfahren. Dieser fährt allerdings wiederum nur im Sommer, der nächste erst 13:30. So erkunden wir Palma und sitzen auf dem Plaza de España in der Sonne, nebenst einer Gruppe Einheimischer die sich unter anderem über patatas und ihre Zubereitung in aller Welt unterhalten.
Brauch auf Mallorca scheint es zu sein, bei größeren Gebäuden Preis und Dauer öffentich aufzuführen.
Für einen unterirdischen Bahnhof ganz ordentlich, oder ? Könnte sich ein schwäbischer Planer noch was von abschauen….
Schließlich geht’s mit dem Bus nach Valldemossa, eine sehr schöne, aber auch extrem touristische Stadt in den Bergen mit wirklich schönen Terrassen rundherum.
Wir halten uns aber nicht länger auf, versuchen hier Gas zu bekommen - wiederum erfolglos - und gehen schließlich ohne los, morgen ist ja auch noch ein Tag und wir haben auch so genug Trockenfutter mit, um ein paar Tage über die Runden zu kommen.
Zunächst haben wir Schwierigkeiten den Einstieg in den Weg zu finden, nach kurzer Suche und zwei freundlichen Spaniern, die uns aus dem Auto den Weg zeigen, geht es dann aber endgültig los. Bei bestem Wetter schlängelt sich der Weg anfangs durch ein größeres Waldgebiet die Berge um Valldemossa hinauf. Das Wetter ist richtig gut, fast schon zu warm außerhalb des Schatten und der Weg gut markiert, ausgebaut und klar erkennbar, sodass entsprechend viele Tagesläufer unterwegs sind, die eine Runde um Valldemossa wandern.
.Recht flott geht es bergan und schon haben wir die Masse der Leute hinter uns gelassen, inklusive einer Gruppe einheimischer Pfadfinderkinder, die lautstark eine große Waldwiese besetzt halten und denen wir beinah im Laufschritt entfliehen. Oberhalb der Bäume bietet sich dann wiederum ein sehr schöner Blick auf das Meer, der direkt mit einer Pause und Sonnetanken zelebriert wird.
Wir passieren zwei Ruinen, eine sieht irgendwie nach Festung, eine eher nach Kirche aus,
lassen beide links liegen und kommen auf einen sehr schönen, aber auch sehr windigen Grat, von dem aus wir unser Tagesetappenziel Deiá schon sehen können.
Hier kommen uns zwei Spanierinnen entgegen, die ebenfalls den Weg nach Deiá gesucht, aber nicht gefunden haben. Wir sind uns dank unserer Karte aber sicher, dass wir den Weg finden und sonst haben wir ja noch ein Zelt dabei im Gegensatz zu den beiden. Weiter geht’s über den Gratweg immer Richtung Deiá, wir passieren immer wieder Steinmännchen und sogar zwei Schriftzüge, die uns den Weg weisen. Zwar wird es langsam dunkel, aber wir sind ja auch schon fast da.
Dachten wir zumindest.
Denn jetzt stehen wir an einer Steilklippe von der ein Seil baumelt, hier ist also schon mal jemand runtergegangen, aber mit Rucksack? no way. Wir schauen uns um, aber irgendwie sind auch keine Markierungen, Steinmännchen oder gar ein Weg zu erkennen. Wir entscheiden uns weiter nach Osten in ein Flussbett abzusteigen, das uns die letzten Meter nach Deiá bringen könnte. Aber falsch gedacht, auch durch dieses Tal geht es nicht weiter, wir unternehmen noch einen letzten Versuch indem wir eine Anhöhe erklimmen, aber auch von hier ist kein Weg zu erkennen, geschweige denn irgendwelches Gelände, wo so ein Weg sein könnte. Da wir in der einbrechenden Dunkelheit auch kaum noch das Gelände ausmachen können, entscheiden wir uns die Nacht hier zu verbringen, auch und vorallem mangels Alternative. Allerdings lässt sich weit und breit kein Platz entdecken, auf dem man das Zelt aufstellen könnte- verdammter Mist, na gut, wir legen einfach unsere Isomatten auf das Schilfgras, das zwischen steinen wächst und versuchen zu schlafen.
Mit mäßigem Erfolg, seehr mäßigem Erfolg. Aber irgendwie wollen 12 Stunden Dunkelheit ja überbrückt werden. Schließlich finde ich auf dem extrem abschüssigen und steinigen Boden doch noch eine relativ angenehme Position und bilde mir ein, kurz weggenickt zu sein. Beim Blick auf die Handyuhr stelle ich fest, dass auch wirklich über 5 vergangen sind… allerdings Minuten und nicht Stunden - das wird eine lange Nacht werden.
Irgendwie ist die ganze Situation suboptimal, ich liege mit der Isomatte auf zwei ziemlich großen Steinen, wenn ich mich aber zur Seite rolle, rutsche ich den Abhang hinunter, dazu schlägt mit dieses blöde Gras in der Dunkelheit hinterhältig ins Gesicht und lacht dabei bzw. lachen tut der Wind, aber das Gras freut sich garantiert innerlich diebisch, mir jedes Mal, wenn ich gerade wegnicken will, ins Gesicht zu klatschen. Blödes Zeug.
Schließlich habe ich mich mit der Gesamtsituation angefreundet, es ist zwar windig bis stürmisch und kühl, aber immerhin liegt man unter sternenklarem Himmel.
Als die Stunde nun aber 3.00 Uhr schlägt, wird es schlimmer. Vincent, der in seiner stehend-liegend-Haltung zwar nicht den Hang runter rutscht, aber auch nicht schläft, murmelt etwas von Regen. In der nun pechschwarzen Nacht bleibt uns nicht viel übrig als das Nachtlager abzubrechen. Komischerweise bin ich mehr genervt als beunruhigt. Schnell werden die Matten zusammengerollt, die Schuhe angezogen und die Regenjacken übergestreift. Ich stopfe mir meinen Schlafsack unter die Jacke, mangels Zeit zum Zusammenrollen, lege mich auf zwei Steine ziehe die Beine an und versuche mich mit dem Regencape meines Rucksacks zu schützen, der dadurch schutzlos im Gras liegt. Vincent versucht es anders, setzt sich hin und schützt die eine Seite mit dem eingepackten Rucksack, den Rest etwas mit der Regenjacke. Helfen tut beides wenig, denn es regnet nicht.
Es gießt und zwar wie aus Eimern, dazu kommt noch der böige Wind, eine ziemlich unangenehme Mischung aus nass, kalt und überhaupt scheiße. Vincent hatte innerlich schon beschlossen, dass es die schlimmste Nacht jemals für ihn war, als etwas später, ich denke wohl so gegen 4.00 Uhr dazu noch ein Gewitter über unsere Köpfe hinweg zieht. Jetzt wird’s richtig heftig. Denn durch das Gewitter nimmt der Regen nochmals zu, der Wind ebenso und mit dem Donner und Krachen über unseren Köpfen entwickelt sich eine sehr ernste Situation, die wir in den nächsten knapp zwei Stunden versuchen auszusitzen. Zum Glück waren wir schon etwas ins Tal abgestiegen, sodass uns keine direkte Gefahr durch Blitze drohte. Nach drei unglaublich langen, fast endlosen Stunden hört dann der Regen auf, der Wind allerdings mitnichten. Bilanz gegen 6:00 Uhr morgens: Komplett nass, dem Wind ausgesetzt, kein Tageslicht um von da wegzukommen, noch nichts Warmes gegessen auf der Tour und kein Schlaf. Außerdem durch das verkrampfte Sitzen extrem wackelig auf den Beinen. Diese Nacht war auf jeden Fall die längste meines Lebens und eine Situation, die ich nie wieder erleben möchte. Von 6 bis ca. halb 8 sitzen wir noch klatschnass und frierend im böigen Wind und warten, dass es endlich hell genug ist, um zurückzuwandern.
Als wir endlich wieder auf dem Weg sind, fängt es natürlich wieder an zu regnen und der Wind nimmt eher zu als ab. So kommt es, dass wir über den Grat bei gefühlten Orkanböen und waagerechtem Regen taumeln und dabei höllisch achtgeben müssen nicht von selbigem heruntergepustet zu werden. Gegessen habe ich übringens wieder nichts, es war mir so flau im Magen, dass ich befürchte, ich hätte mich übergeben müssen, hätte ich es getan. Wider Erwarten überleben wir auch den zweiten Teil unseres Höllenrittes zurück nach Valldemossa, wo wir nach schneller Wanderung ohne Pause bereits gegen 11:00 Uhr ankommen. Wir entscheiden uns den Bus nach Soller zu nehmen und dort irgendwo, wo es warm und trocken ist abzusteigen. Zwar ist das Wetter in Valldemossa geradezu verhöhnend gut, aber meine Sachen sind komplett durchweicht, sogar mein Kameraobjektiv ist nass (die Kamera und das Objektiv haben es allerdings unbeschadet überstanden- zum Glück).
Der Bus kommt schließlich auch und wir steigen ein, bloß erstmal weg hier, Türen zu und weg…
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