[ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

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    Anfänger im Forum
    • 25.08.2007
    • 31

    • Meine Reisen

    [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    [ES] La Gomera



    Land: Spanien
    Reisezeit: Juni 2010
    Dauer: 10 Tage
    Route/Plan: Gibt’s nicht


    (Das Video gibts auf Seite 3!)

    Prolog
    Nachdem ich mit Vincent vor ca. 3 Jahren die Kungsleden-Wanderung hinter mich brachte, gab es von nun an endlose Debatten darüber wohin man denn als nächstes aufbricht um ein weiteres episches Abenteuer zu verleben. Gebunden an Zeit, Geld oder Kontinente waren diese Unterhaltungen nicht und entsprechend wirr verliefen sie auch. Okay, Weltkarte raus – „Hier…“ Vincents Finger zeigt auf den Base-Camp Track in Nepal. „Transsib?“ erwidere ich und fahre mit meiner Hand wahllos von Asien bis nach Moskau. „Oder DAS muss auch auf jeden Fall noch gemacht werden“ Vincent Zeigt unmissverständlich auf den GR20, Korsika. Die Unterhaltungen verliefen äußerst Wild, schwerst utopisch und unsere Wurstfinger verfetteten alsbald die Karten in einen unlesbaren Zustand.
    Nur ein Wort fiel nebenbei das mich seit der ersten Aussprache nicht mehr los lies. La Gomera! Die kleinste der Kanarischen Inseln! Dort soll es kaum Touris geben und eine traumhaft abwechslungsreiche Landschaft. (Anm. für die Klugscheißer, eigentlich ist El Hierro die kleinste der Kanarischen Inseln, aber schließlich geht’s hier nicht um Fakten).
    Und auch wenn La Gomera zumindest für die kommenden Vorhaben Vincents und meiner Wenigkeit keine Bedeutung mehr haben sollte, so ging mir jenes verlassene Eiland dennoch nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwann packte es mich mitten aus dem Nichts, sodass ich eine umfangreiche Internetrecherche machte, die absolut kein Detail auslies: Ich guckte mir ein paar Fotos auf Google an!
    Diese wahnsinnig Detailierten Eindrücke (es waren zum Teil 10 Megapixel-Fotos dabei) bestätigten das, was ohnehin in meinem Geiste schlummerte: Ich muss nach La Gomera! Im Juni 2010 war es dann endlich soweit, die Voraussetzungen hätten nicht besser sein können: Nadine meine Freundin hat bis 2 Tage vor Abflug noch starke Antibiotika genommen und ich habe eine kaputte linke Schulter. Ab in den Outdoor-Rucksackurlaub!


    - Noch eine kleine Anmerkung in eigener Sache: Der Bericht ist eigentlich als Tagebucheintrag/Erinnerung für Nadine und mich gedacht, daher werden hier viele sehr lange Ausformulierungen vorkommen, die eventuell nichts zur Sache tun. Der Vollständigkeit und Erinnerung halber schreibe ich sie aber dennoch auf. -






    23.06.2010 - Anreise


    Es ist soweit, der Flug geht los. Ganz un-pemponisch sind wir übermäßig zeitig am Flughafen, sodass wir die extra-Zeit nutzen können um den letzten deutschen Döner vor 2 wöchiger Abstinenz einzunehmen. Ich kleckere mir auf die Hose.

    Im Flieger nach Teneriffa sitzen 2 dicke Russinnen hinter uns, die durchaus Kommunikationsprobleme mit der Stewardess aufweisen:
    * “Would you like something to drink?”
    * “захлебнуться !”
    * ”Excuse me, a Coke?”
    * “минеральная вода!!“
    * „Uhm, Tomato juice, Sprite?“

    Der restliche 5-stündige Flug verläuft jedoch recht gemütlich. Ich lese zum ersten Mal die Financial Times Deutschland von vorn bis hinten. Sie schreiben unter anderem, dass das Krallenäffchen Anton für das abendliche WM Spiel zwischen Deutschland und Ghana der deutschen Mannschaft eine Niederlage prophezeit. Später am Abend soll sich herausstellen, das Krallenäffchen für den Job des Orakels nicht optimal besetzt sind.

    An der Gepäckausgabe wird mir klar, warum außer La Gomera irgendwie keine der Kanarischen Inseln für mich infrage käme: Wir finden uns umzingelt von Proll- und Pauschaltouristen. Sandalen, Feinrippshirts, goldenen Armbanduhren, Jogginghosen und natürlich die obligatorische goldene Halskette. Wir schnappen unsere Rucksäcke und suchen pronto das nächste Taxi zur Hafenstadt Los Christianos. Nadine hat noch arge Probleme mit ihrem Rucksack, was teils etwas unbeholfen aussieht. Zu ihrer Entlastung muss ich anmerken, dass sie zum ersten Mal mit nur einem Rucksack auf dem Rücken in den Urlaub fährt, das Handling ist dennoch verbesserungswürdig. In Los Christianos machen wir uns auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Wir suchen nicht einmal 5 Minuten, da finden wir ein Apartment, das nett und nicht zu groß aussieht. Die bereits lauernde Besitzerin kommt sofort zu uns und beginnt uns auf Spanisch vollzuquatschen. Als jemand der nie in seinem Leben mehr Spanisch als ‚Cerveza‘ gelernt hat verstehe ich viel Bahnhof, jedoch keinen Inhalt – Ich mache mich also bereit auf Universalisch-Hand-Fuß-Sprache zu antworten…

    …als mir Nadine von der Seite mit nahezu perfektem Spanisch querschießt. Die beiden Frauen stehen also links und rechts neben mir und verhandeln wild gestikulierend. Am Ende lachen sie hin und wieder. Ich stehe daneben und gucke wie Gromit aus der Mülltonne. „Mein Spanisch ist gaaanz schlecht, ich verstehe fast gar nichts mehr“ … „…Mmmm, ist klar!“ Das Zimmer ist klein aber sehr sauber. Außerdem sind wir ja nun mit Rucksack unterwegs, da gibt es keine Ansprüche.



    Am Abend schlendern wir eine Runde durch den Hafen. Hier wird das Fest zum heiligen Johannes gefeiert und es brennen quer über den Strand verteilt überall kleine Feuer.



    Was erst wie die französische Normandie gegen 1945 aussieht, entpuppt sich später als wirklich schönes Volksfest. Es sind haufenweise Familien mit Kiddies am Strand unterwegs, spielen Fußball und gehen Baden. Hin und wieder passiert uns ein Mob von Menschen, der auf den Schultern eine große goldene Truhe, ähnlich der Bundeslade, den Strand entlang trägt. Jener Mob soll noch später am Abend inklusive Bundeslade und ohne jegliche Vorwarnung ganz plötzlich lauthals schreiend ins Meer rennen. Nach den Gründen wird hier nicht mehr gefragt. Wir gehen gegen 1.30h auf unser Zimmer. Morgen geht es auf die große (kleine) Insel!





    24.06.2010

    8.ooh. Der Wecker klingelt. Die gemütlichen Betten laden unendlich zum weiterschlafen ein, doch die Fähre läuft bereits um 9.ooh aus dem Hafen. Widerwillig stehe ich auf.

    Ohne jegliche Peilung von La Gomera betreten wir für 64€ pro Person (Hin- & Rück) den Fred Olsen „Benchi Express“ – die älteste Fähre, die die Olsen Familie zu bieten hat, wenn auch Katamaran. Dass das Retro-Design jedoch noch aus den Anfangszeiten der Katamaranfähren stammt, macht sich bei den fluiddynamischen Eigenschaften schnell bemerkbar. Es schaukelt, und das in ‚Holla die Waldfee‘-Stärke – was Nadines Seekrankheit nicht wirklich entgegenkommt. Kotzen muss sie dennoch nicht, auch wenn es eigentlich ganz lustig gewesen wäre.
    45 Min nach Abfahrt erreichen wir die Hauptstadt der Insel, San Sebastian. Feuer und Kaffe finden wir schnell im Supermarkt direkt am Hafen, Gas erhoffen wir uns in den zentraleren Geschäften der Stadt. Nadine bringt hier die erste Lachnummer des Tages, als sie in dem verkappten Baumarkt erstmal schnurstraks hinter den Tresen läuft und sich alles aus dem Lager selbst zusammensucht. Die Verkäuferin guckt ihr nur unbeholfen hinterher „Mhm, Senora?“.

    Wir frühstücken Thunfischsandwich mit Kaffee und machen noch einen kurzen Abstecher zur Touri-Info. Die Damen sind sehr behilflich bei der Planung der ersten Tagesetappe. Da eben jene Damen allerdings noch nie auf La Gomera gewandert zu sein scheinen entpuppt sich die Planung später noch als absolute Katastrophe. Ich rechne die Strecke zusammen und komme auf knappe 16 Km.
    Mein Gott, in Schweden sind wir teils über 20Km gewandert,das wird schon passen“.



    Am Rande der Stadt suchen wir den Einstieg zu unserem Pfad. Dieser beginnt kurz hinter dem Dieselkraftwerk, welches die gesamte Insel mit Strom versorgt. Ein kleiner weißer Nissan Micra parkt hier allerdings direkt vor der ersten Markierung was uns erstmal im Kreis laufen lässt. Mit einer halben Stunde Latenz betreten wir nun unseren ersten Wanderpfad.



    Die ersten Meter fühlen sich für mich ganz großartig an. Wir haben nun Gas, Feuer, Nahrung und Wasser, also alles bis aufs letzte dabei und beginnen unseren ersten Track! Mich überkommt eine große Euphorie, endlich wieder unterwegs!





    Was man von Nadine nicht gerade behaupten kann. Sie erkundigt sich immer wieder bei mir ob es normal ist, dass die Schultern und Rücken anfangs so dermaßen weh tun. Als ich ihre Gurte näher ansehe stelle ich fest, dass sie sämtliches Rucksackgewicht (ca. 15 Kilo) auf den Schultern trägt, der Hüftgurt vom Gewicht jedoch nichts auffängt. Klar, dass einem da die Schultern wehtun. Ich beginne meine ersten Justierungsversuche und mache alles noch viel schlimmer. Egal an welchem der Riemen ich zuppel, die Last bleibt zu 90% auf ihren Schultern hängen. Wir wandern den Pfad weiter und versuchen die Gomeranische Landschaft zu genießen – wenn da nicht der verdammte Rucksack wäre. Bei der dritten Anpassung stehe ich vor dem Rucksack und frage mich wofür eigentlich die beiden knallroten Schlaufen sind. Achja, die große Rückenplatte… Schließlich ist Nadine 10 cm kleiner als ich, trägt aber noch meinen alten Rucksack. Wir justieren.

    Wieder einmal von meinem Genie überzeugt wandern wir weiter in Richtung unseres ersten Zwischenstopps ‚Playa de Guancha‘. Weniger als 3000Km vom Äquator entfern bekommen wir auf dem weiteren Weg als bleiche Mitteleuropäer jedoch recht schnell die Brutalität der lokalen Sonne zu spüren. Es ist heiß! Zwar sind die Durchschnittstemperaturen im Juni nur mit ca. 27°C angegeben, doch gibt es auf der Strecke kein einziges bisschen Schatten. Gefühlte Temperatur in der Sonne: 35°C. Mein Rucksack wiegt hier übrigens knappe 20 Kilo, was ich bis Dato auch nicht gewohnt war. Um der Sonne zu trotzen öffne ich meinen Rucksack und zücke meinen ultimativen Kungsleden-erprobten Fjällräven-outdoor-mega-hut! Doch… moment mal… irgendwo… hier musser doch… hä, wo ist denn… plötzlich fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken! NEEEEEEEEEEEEEEIN! Schallert es durch das Tal, als mir bewusst wird, dass ich meinen Fjällräven Hatfield Hat Unisex auf der Rückbank im Auto in Berlin vergessen habe. Ich überlege kurz, ob ich noch einmal zurückfliege um den Hut zu holen. Immerhin würde es ja nur knappe 3 Tage dauern, 10.ooo Km…?! Nadine verbietet es mir. Schade. Ich weiß jetzt schon, dass ich meinen Hut sehr vermissen werde.



    Als wir in Playa de Guancha ankommen entdecken wir am Strand ein kleines Fischerhaus das Schatten spendet und beschließen ob der brennenden Sonne zu pausieren.



    Nach einem kleinen Intermezzo am Strand packe ich die Karte um mir einen Überblick der Strecke zu verschaffen. Langsam dünkt es mir, dass die Mädels in der Touri-Info ziemliche Kacke geredet haben. Mit anfänglichem Umweg und Rucksackproblemen haben wir für die Strecke bis hier hin knappe 2 Stunden gebraucht – die Mädels erzählten irgendwas von 30 Minuten. Das kann doch nicht ganz stimmen, wir haben sonst eigentlich kaum getrödelt. Beim weiteren Anblick der Karte stellen wir beide fest, dass wir ab nun Gas geben müssen. Unser Endziel ist eine kleine Bar ‚Degollana de Peraza‘ – die einzige Wasserquelle auf dem Weg. Da wir mit max. 3-4 Stunden Wandern gerechnet haben, befinden sich nur 2 Liter Wasser pro Person im Gepäck. Ich habe Hunger, würde mir gern eine Real Turmat Mahlzeit machen. Aber Nadine verhängt strikte Wasserrationierung. Ich sehe die Situation weniger streng, stimme ihr aber beim Blick auf meine Wampe zu lieber doch nichts zu essen.

    Nach einer guten Stunde schnallen wir die Rucksäcke wieder auf. Nadines Rückenprobleme sind glücklicherweise passé. Der weitere Pfad führt hier durch ein sehr großes ausgetrocknetes Flussbett. Wir wandern den Pfad entlang, bis ich in dem unübersichtlichen Flussbett keine Markierungen sondern nur noch Steinmännchen entlang des vermeidlichen Weges erkenne. Irgendwann ist auch das letzte Steinmännchen außer Sichtweite und mit jedem Schritt den wir gehen kommt die Gewissheit: Wir haben uns verlaufen. Endlose Male konsultieren wir die Karte, überlegen hin- und her. Wir sind uns dennoch einig, dass wir am Ende des Flussbettes wieder direkt zum Pfad gelangen sollten und schreiten weiter durch die steinige Dürre und knallende Sonne.

    Als wir jedoch 20 Minuten später fast am Ende des Flussbettes ankommen verstärkt sich der Gedanke, dass wir komplett in die falsche Richtung laufen immer mehr. Was wenn die Karte falsch ist? Was, wenn der Weg doch woanders lang geht und wir ihn nicht mehr finden? Wie viel Wasser haben wir noch? Tiefpunkt!

    Wir entscheiden uns hier, dass es das sinnigste ist die letzte uns bekannte Wegmarkierung zu suchen und von da aus neu anzufangen. Alles wieder zurück auf Null, eine ungeheuer demotivierende – wenn auch die einzig vernünftige - Entscheidung! Inzwischen ist auch klar, dass die geplante Tagesetappe heute nicht mehr beendet werden kann. Nadine macht einen Wasser-Report und stellt die unangenehme Was Wenn? -Frage. Wir finden die letzte Rot-Weiße Wegmarkierung und gehen von dort an vorwärts, wobei wir unsere Augen so weit wie möglich offen halten: „Das passiert uns nie wieder!“ Wir bleiben diesmal sehr genau auf dem Pfad und steigen ein weiteres Mal ca. 300 Hm einen Berg hinauf. Oben teilt sich der Pfad laut Karte in zwei Wege Richtung Norden und Süden. Im Norden liegt auf dem Weg das Dorf „Seima“, im Süden sind am Strand ein paar Häuser ohne nennenswerte Erklärung eingezeichnet.

    Das Dorf Seima liegt eigentlich auf unserem Weg, wenn dort noch Menschen wohnen gibt es da auch Wasser. Aus nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen entscheiden wir uns dennoch für den Süden – Eine Entscheidung zwischen Himmel und Hölle, wie wir später feststellen.



    Der weitere Verlauf des Pfades erfolgt nun unter Anstrengung der letzten Kräfte. Wasser bleibt weiterhin rationiert, wir sind nun 5 Stunden reine Wanderzeit unterwegs. Auf dem Bergkamm in Richtung Südlicher Strand erkennen wir aus der Entfernung bereits Häuser und ein paar Bäume. Als wir näher an das vermeidliche Dorf herantreten erkennen wir, dass dort Früchte angebaut werden. YES! Hier gibt es Wasser.



    Wir verfolgen den Pfad weiter bis hin zum Stand, wo das größte der Häuser stand. Auf dem Weg dahin sehen wir einen völlig verrückten Luxusgegenstand am Strand – Einen Sonnenschirm mit zwei dazugehörigen Liegen. Was soll das denn hier?
    Wir erreichen das große Haus und trauen unseren Augen nicht. Ist das etwa???? JA! Das ist ja ein COLA-Automat!! Boah Krass! (Okay, es war eigentlich ein Pepsi-Automat, aber in solchen Momenten ist man bereit Abstriche zu machen). Ohne Sinn und Verstand schmeiße ich meinen Rucksack hin und schleife meinen Körper die letzten Meter zu jenem Gerät aus dem mir alsbald zwei Coladosen entgegen rollen! Nadine und ich drücken zeitgleich den kühlen Aluminiumring des Stay-Tab verschlusses in die vertikale und vernehmen beide ein *zsschhhhh* – An dieser Stelle wird uns klar: Egal wo wir hier eigentlich sind, heute Nach bleiben wir hier!

    Nadine und ich sitzen mit dem Rücken an den Cola-Automaten gelehnt und wägen gerade zwischen Kleingeld oder roher Gewalt ab, als erst zwei kleine Kiddies und später die Mutter um die Ecke geschossen kommen. Die Mum der beiden bleibt stehen um uns kurz zu mustern. Wir sehen beide ziemlich scheiße aus. Dann fragt sie uns wann wir denn angekommen seien? Wir erklären, dass wir erst seit 2 Minuten hier sind, woraufhin sie nur mit einem „Na an welchem Samstag habt ihr denn eingecheckt?“ erneut nachfragt. „Eingecheckt?

    Was nun passiert entzieht sich unserer durch die Sonne doch stark abgestumpften Aufnahmefähigkeit: Wir sind in einer Ex-Hippiekommune und derzeitigen Hotelanlage am Strand von El Cabrito gelandet. Diese kleine Anlage ist vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Es gibt hier keine Straßenanbindung zum Rest der Insel, sodass Hotelgäste nur per Boot kommen. Die großen Obst- und Gemüseplantagen an denen wir vorher vorbeigingen sind so reichhaltig, dass sie die gesamte Belegschaft verpflegen. Hühner und Ziegen werden in weitläufigen Gehegen gehalten, es gibt sogar ein eigenes Wasserversorgungsnetz mit Kläranlage! Wir sind Baff!



    Vom Chef der Anlage werden wir herzlich eingeladen die Duschen zu benutzen und die Nacht auf den Liegen direkt am Strand zu verbringen. Wir nehmen dankend an. Darüber hinaus dürfen wir für lächerliche 15€ pro Person am abendlichen Buffet teilhaben! Es ist wie ein Essen im Schlaraffenland, sämtliche aufgetischte Speisen wie z.B. Kartoffeln, Tomaten, Papaya, Gurken, Salat, Thunfisch und sogar die Milch und das Eis zum Nachtisch sind aus 100% eigenem Anbau.



    Unfähig unser Glück ernsthaft in Worte zu fassen legen wir uns gen frühen Abend auf unsere Liegen am Strand. Der Tag war echt anstrengend, wir sind müde.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 10:49. Grund: Reisecharakter eingestellt
    If you're going through Hell... Just keep on going

  • paddel
    Fuchs
    • 25.04.2007
    • 1864
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

    Sehr schön, bin gespannt wie's weitergeht.
    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
    vorausgesetzt man hat die Mittel.

    W.Busch

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    • Gast-Avatar

      #3
      AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

      Genau das richtige am Morgen. Sehr geil.....

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      • blitz-schlag-mann
        Alter Hase
        • 14.07.2008
        • 4851
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

        Zitat von paddel Beitrag anzeigen
        Sehr schön, bin gespannt wie's weitergeht.
        Na ist doch klar, die Beiden sind noch 2 Wochen in der Anlage geblieben
        Viele Grüße
        Ingmar

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        • volx-wolf

          Lebt im Forum
          • 14.07.2008
          • 5576
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

          Huch, jetzt kann ich die Tastatur gar nicht mehr erkennen, vor lauter Lachtränen in den Augen... wunderbar geschrieben, schöner (selbstironischer) Stil!!!

          Ich freu mich auf die Fortsetzung - wenn Ihr noch mehr gemacht habt, als in der 5-Sterne-Hippie-Absteige hängenzubleiben.

          Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
          daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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          • peter-hoehle
            Lebt im Forum
            • 18.01.2008
            • 5175
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

            Erinnerungen an meinen LaGomera-Urlaub 2009
            werden wach.
            Bin auf die Fortsetzung gespannt.

            Gruß Peter
            Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
            Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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            • Lotta
              Dauerbesucher
              • 17.12.2007
              • 929

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

              Oh ja, ein Pempi-Bericht!!! Und wieder so schöne Fotos

              Kommentar


              • Gast-Avatar

                #8
                AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                Rock n rolla

                Öh...ich glaube fast, dass ich diese Hippiekomune aus Erzählungen einer gewissen S. kenne... Zufälle gibts

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                • KuchenKabel
                  Fuchs
                  • 30.01.2006
                  • 2032
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                  Sehr gut geschrieben! Das erinnert mich sehr stark an meine eigenen Erlebnisse auf Sizilien oder Elba. Die Hitze war unerträglich und seitdem ist alles südlich der Schweiz für mich gestorben .
                  ,,Man wäre kein guter Anarchist, wenn man auf Grundsätzen beharren würde!'' - Eva Demski

                  Kommentar


                  • Gismo834
                    Erfahren
                    • 25.01.2010
                    • 223
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                    Super geschrieben. Freue mich schon auf die Fortsetzung
                    Zuletzt geändert von Gismo834; 16.07.2010, 21:49.

                    Kommentar


                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
                      • 3979
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                      Endlich wieder ein Bericht von dir. Und wieder herrlicher Schreibstil mit perfekten Fotos. Vielen Dank, ich warte gespannt auf die Fortsetzung!
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                        • 18.04.2008
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                        #12
                        AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                        Weiter! Wir wollen weiterlesen! Großartig! Und die Fotos erst!

                        Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                        • Scoutgirl
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                          • 22.10.2003
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                          #13
                          AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                          ...Pempi rulez!

                          ...bitte, bitte mehr davon!

                          Wie immer super geschrieben.

                          Da werden Erinnerungen an meine Gomera-Tour 1988 wach...
                          Two roads diverged in a yellow wood, and sorry I could not travel both ... I took the one less traveled by, and that has made all the difference.
                          Robert Frost

                          Kommentar


                          • khyal
                            Lebt im Forum
                            • 02.05.2007
                            • 8195
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                            Netter Bericht, macht Spass zu lesen, fuehl mich auch an meinen ersten MTB-Besuch auf Gomera erinnert, wo ich am 3. Tag versucht habe, eine One-Way-Flight zurueck zu bekommen, weil mich die Tourimengen und die auf jeder Piste in Mengen rumcruisenden Leihwagen angekot** haben, aber nach ein paar Tagen auf El Hierro gings mir dann besser und ich habe auch noch ein paar schoene Ecken auf Gomera entdeckt...

                            Bin gespannt auf die Fortsetzung...

                            Gruss

                            Khyal
                            www.terranonna.de

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                            • kvikkjokk
                              Gerne im Forum
                              • 12.09.2006
                              • 69
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                              einfach fett - schreib bitte weiter

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                                ja, ein witzig geschriebener BEricht mit guten Fotos. Auch ich bin gespannt, wie es weitergeht.

                                LG - Kathi

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                                • Wooki
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                                  • 10.05.2007
                                  • 185
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                                  wieder sehr witzig geschrieben, freu mich auf die Fortsetzung!

                                  Gibts auch wieder einen Film?
                                  --

                                  Mal-raus...

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                                  • Pempi
                                    Anfänger im Forum
                                    • 25.08.2007
                                    • 31

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                                    Hallo ihr Lieben,

                                    vielen Dank für die netten Antworten. Aus akutem Zeitmangel wird das hier ein Episodenbericht bleiben. Ein kurzes Video gibt es irgendwann zwischendurch mal.

                                    also, weiter gehts:


                                    25.06.2010

                                    Es ist mitten in der Nacht, doch trotz des anstrengenden Tages und der totalen Müdigkeit schlafe ich schlecht. Es ist windig, für unsere Verhältnisse zu windig und kalt. Mit einem noch halboffenen Auge döse ich gerade wieder ein, als Irgendetwas bei Nadine raschelt. Sie setzt sich abrupt hin, guckt in Richtung ihrer Füße und schreit kurz auf! Eine Ratte hat es sich da gerade auf ihren Beinen gemütlich gemacht. Nadines Überlebensdrang entscheidet sich jedoch gegen den Schlafplatz der Ratte und somit wird selbige augenblicklich mit einem gekonnten Fußflip gen Baum geschleudert. So wird zwar das Ratten-Problem erledigt, unser Tiefschlaf aber ebenfalls.

                                    Als wir am Morgen aus dem Halbschlaf aufwachen haben wir mit dem ersten blinzeln eine bombastische Sicht auf den Strand. Wir stehen auf und dürfen ein weiteres Mal am Buffet die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der nahrhaften Vulkanerde genießen. Ich probiere mich am selbstgemachten Brot und Marmelade. Wir essen bis nichts mehr hineingeht: „Heute passiert uns nicht das gleiche wie gestern!“. Die Flüssigkeitsvorräte werden auf 3 Liter Wasser + 0,6l Cola p.P. aufgestockt. Die Hausbiologin und gebürtige LaGomeranerin gibt uns ein paar wichtige Tipps für das weitere Wandern: „Unterschätzt diese Insel nicht!“ – Achso?! Am frühen Vormittag verlassen wir mit allen Vorräten unser neu entdecktes kleines Idyll. Eine Angestellte schaut uns beim schultern der Rucksäcke skeptisch an „Why do you people like to torture yourselves like this?“ – Wir lachen (…und fragen uns insgeheim dieselbe Frage). Ahahaha!

                                    Heute ist der zweite Anlauf zur Bar Degollana de Peraza. Wir verlassen El Cabrito und finden schnell den Einstieg in den Pfad – welcher erstmal 400 Höhenmeter nahezu vertikal aufwärts geht. Es ist erst der zweite Wandertag und heute ist der Muskelkater vom Vortag deutlich spürbar. Als die Steigung aufhört finden wir oben auf dem Kamm eine kleine Schattenstelle in der wir eine Wasserpause einlegen. Nach den gestrigen Erfahrungen trauen wir uns dennoch nicht so richtig zuzulangen. Die Sonne steht schnell wieder steil über uns und ich frage mich ob sie hier überhaupt den Tag lang wandert - Mein Eindruck ist vielmehr, dass die Sonne ab 11.oo Uhr den Zenit erreicht und dann erst gegen 17.oo Uhr von dort spontan untergeht. Bevor wir weiterwandern werfen wir noch einen letzten wehmütigen Blick auf den kleinen Garten Eden, welcher uns so paradiesisch beherbergte. Wir wären beide gern länger belieben – was sich jedoch keiner von uns auszusprechen traut. Denn jetzt liegen statt Luxus und am Strand abhängen erstmal wieder viele horizontale Kilometer und vertikale Höhenmeter vor uns.





                                    Für die nächsten Stunden sollen unsere High-Tech Vibram-Schuhsohlen nichts anderes als kanarische Vulkanerde auf die zwölf gedrückt bekommen; Will meinen wir machen Strecke. Zum ersten Mal legen wir tatsächlich ein konstantes Tempo an den Tag und da uns nun keine Rucksackangelegenheiten oder Wasserprobleme in die Quere kommen können wir recht unbefangen des Wanderers Leben genießen. Nach ca. 3 Stunden erreichen wir nun jenes Dorf, welches am Vortag mit Sicherheit zu einem Nahtoderlebnis geführt hätte. Seima! Das Dorf, welches in der Karte mit fett gedruckten Lettern verewigt wurde ist eine Kollektion komplett verlassener Ruinen. Anhand der Architektonischen Elemente ermitteln wir, dass die letzten Menschen hier in der frühen Bronzezeit gelebt haben müssen. Die Häuser sind viereckige Steinmauern mit etwas Holz und Stroh als Dachkonstruktion. Von elektrischen Leitungen oder Wasser keine Spur! Wir trauen und kaum daran zu denken was passiert wäre, hätten wir uns am Vortag für den anderen Weg hierher entschieden.





                                    Zwischen den Mauern suchen wir uns ein überdachtes Plätzchen und genießen den Schatten, welcher sonst einfach nicht existent ist, und legen ein kleines Fotoshooting ein.



                                    Nach ca. einer Stunde ziehen wir weiter. Wir haben nun noch gut 2/3 des Weges vor uns, also müssen wir weiter Gas geben. Der Pfad in Richtung Norden geht entweder Bergauf oder Bergab, gerade Strecken gibt es kaum. Nach einer weiteren Stunde kommen wir an den sogenannten Felshäusern an. Ebenfalls eine kleine Ruine mitten im Ödland der Insel. Ich frage mich welcher einsame Eremit es damals für clever befand seinen Wohnsitz in die Mitte des Nichts zu platzieren, weit ab von Wasserstellen oder jeglicher Zivilisation. Wahrscheinlich auch ein Grund warum es heutzutage die ‚Verlassenen Felshäuser‘ sind. Der Blick raubt uns hier dennoch den Atem. Wenn wir in Richtung Süden gucken sehen wir zwischen den beiden Bergketten ein großes Tal, welches direkt im Atlantik endet. Über uns der Himmel der hier auf La Gomera weit ab von Co2 Grenzwerten und neuen Steuermodellen für Dieselfahrzeuge, in einem reinen Blau spiegelt, wie ich es selten zu Augen bekam. So gern wir auch länger bleiben würden, so müssen wir doch weiter wandern.







                                    Die folgenden Kilometer fallen uns immer schwerer. Es geht eigentlich nur bergauf und sollte es dann doch mal bergab gehen, so tut man diese Schritte in der Gewissheit jeden abgestiegenen Meter wieder hochgehen zu müssen. Schließlich haben wir unsere Etappe am Morgen auf Normalnull begonnen, unser Ziel liegt jedoch in 900 Metern Höhe! Nach weiteren schweißgebadeten Stunden in der Sonne fällt Nadine langsam hinter mich zurück. Ich warte an einigen Stellen immer Mal wieder auf sie, was mir entgegen kommt, da ich kurz verschnaufen kann. Wenn ich sie frage ob wir eine Pause machen wollen kommt jedoch nur ein harsches „Weiter!“. Kampfgeist. Gefällt mir! Ich höre sie dennoch innerlich fluchen und auch ich frage mich langsam warum in Gottes Namen die Durchschnittstemperatur hier mit 27°C und nicht 5000 angegeben wird. Es ist so Heiß! Wo ist der Schatten?



                                    Nach ca. 7 Stunden Netto-Wanderzeit entdecke ich eine kleine Mauer über der tatsächlich eine Palme mit großen Blättern thront. Beim Anblick dieser Kombination empfinde ich eine Euphorie, wie ich Sie zuletzt empfand, als…. Ähm – na, als ich halt mal irgendwas gefunden habe, mit dem ich schon nicht mehr gerechnet habe… und es dann doch gefunden habe und mich eben saumäßig freute!

                                    Die 20 Kilo Rückenladung plumpsen auf den Boden als ich den Hüftgurt öffne. Während ich mein Gesäß auf den Steinen platziere kommt Nadine nach. Was machen wir doch gleich? Ich transformiere das Wort Wanderurlaub in Sitzurlaub. Nadine erblickt gegenüber dem Wall eine weitere kleine Mauer mit einem Stück Holz davor. Ich bin wirklich zu kraftlos um mich noch darum zu kümmern doch kurioserweise ist es Nadines Entdeckerdrang der hier unverwüstlich scheint. Sie krabbelt zu der kleinen Höhle und öffnet das Holzfenster hinter dem ich höchstens noch ein desertiertes Plumpsklo vermutet hätte – und findet einen Wasserspeicher!!

                                    Wir drehen beide total durch. Aufgrund der dicken Mauern ist das Wasser innen eiskalt, darüber hinaus ist es Süßwasser! Wir haben tatsächlich eine Oase gefunden. Wir stecken beide unsere Köpfe ins kristallklare Wasser. Das Stammhirn weiß nicht mehr wie es die Temperatursignale interpretieren soll, der Körper schwitzt aus allen Poren, doch die Schädeldecke ist nahe dem Nullpunkt. Ein wunderbares, wenn auch leicht schwindelerregendes Gefühl. Was für ein Lichtblick nach einem weiteren sehr anstrengenden Tag! Die Stimmung steigt.

                                    Mit frisch geladenen Akkus kann jetzt also ganz easy der restliche Trail gemeistert werden. Wir gehen um den nächsten Berg herum – und stehen an der Hauptstraße der Insel. Na suuper, jetzt sind wir also schon fast da. Es beschwert sich trotzdem keiner. Ca. 100 Hm über uns erkennen wir bereits die anvisierte Taverne und freuen uns gleich auf etwas zu essen.



                                    Als wir uns dort niederlassen genießen wir von der Terrasse aus den Blick auf die gesamte Bergkette die wir heute überwunden haben. Es ist vielleicht ein bisschen so wie ein Kind, das zum ersten Mal A-A macht, aber beim Anblick dieser Strecke sind wir schon verdammt stolz und möchten gern Jedem zeigen was wir heute tolles geschafft haben.


                                    Für groß: Rechtsklick -> Grafik anzeigen

                                    Der Kellner kredenzt uns die letzten Tapas die er noch zu bieten hat und weist freundlich darauf hin, dass die Bude in 15 Minuten schließt. Also werden sämtliche Speisen in Rekordzeit vernichtet (nicht, dass ich es sonst anders gemacht hätte) um noch einmal das örtliche Café Achteck nutzen zu können.


                                    Bar Degollana de Peraza

                                    Nach unserem Rausschmiss sind wir uns einig, wie wir noch den restlichen Abend verbringen wollen: Pennen! Und das möglichst schnell. Da wir den letzten Kilometer jedoch an einer Hauptstraße entlanggelaufen sind und wildcampen _eigentlich_ nicht auf La Gomera erlaubt ist wollen wir das Zelt ein wenig abseits der Straße aufschlagen. Wir drehen uns also auf dem Hacken um und gehen zurück in die Richtung aus der wir gekommen sind. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass sich die Zeltplatzsuche schwieriger gestaltet als erwartet. Es lässt sich einfach kein Platz ausmachen der nicht auf einer totalen Schräge oder direkt neben der Straße zu finden ist, sodass wir sogar ein riesiges Distelfeld etwas abseits der Straße in Betracht ziehen. Da ich jedoch nur ungern auf einer Kaputten Isomatte mit Stachel im Hintern aufwachen möchte muss die Suche leider weitergehen. Letztlich befinden wir uns zurück am Eingang des Weges wo wir zum ersten Mal Asphalt betraten. Dort steht auf einem kleinen Hügel ein altes Travohaus und ringsherum ein paar weitere Ruinen. Perfekt! Hier sind wir sicht- und windgeschützt, hintern-beißende Disteln sehe ich auch nicht.

                                    Zum ersten Mal auf der Reise errichten wir das Zelt und welch ein erhabener Anblick es doch ist. Orangenes Nylon wächst aus den eingestürzten Grundmauern wie der Phönix aus der Asche. Die Wandersteifel stehen nun vor der Abside und gasen langsam aus. „Hier sind wir für die Nacht gut aufgehoben“ denke ich mir und schlafe ein.

                                    Welch ein grandioser Irrglaube!




                                    26.06.2010

                                    Wir wachen auf. Haben wir überhaupt geschlafen? Als wir am Vorabend das Zelt aufbauten, war es so Windstill, dass man jede Kakerlake hätte furzen hören können. Doch in der Nacht nahm der Wind extrem zu und unser eher mäßig abgespanntes Zelt flattert nun wie eine Unterhose auf der Wäscheleine. Die Zeltwand bauscht sich immer wieder durch Windböen auf und schlägt dann mit vollem Karacho gegen das Gestänge. Im Sekundentakt. Es ist so laut, dass weder Nadine noch ich für länger als eine Stunde die Augen zu bekommen. Jedes mal wenn ich von den Windgeräuschen geweckt werde, liegt sie bereits mit offenen Augen da. Irgendwann gegen Anbruch der Dämmerung halte ich es nicht mehr aus und ziehe hundemüde meine Hose an um die Abspannungen anzuziehen!

                                    Was machst du da?
                                    Ich lass mich doch nicht von dem bekackten Wind besiegen!
                                    Er hat uns doch schon besiegt!

                                    Ich bin wirklich kein Freund von Pessimismus aber in diesem Fall stimme ich Nadine innerlich zu. Einmal ums Zelt gelaufen und alle grauen Gurte nachgezurrt lege ich mich wieder ins Zelt. Komplett entgegen meiner Erwartungen funktioniert dieser Plan jedoch, sodass der Wind nun so sanft über das Zelt hinweg zieht wie das Messgas im Windkanal über ein Spaceshuttle. Dank genulltem Turbulenzgrad fallen wir beide zeitgleich ins Koma. Hätte ich das mal früher gemacht.

                                    Wir schlafen noch höchstens zwei weitere Stunden bevor die Sonne hervorkommt und den Laden binnen weniger Minuten in einen Räucherofen verwandelt. Ich komm mir vor wie eine Krokette, die von null auf hundert aus dem Tiefkühler in den 200°C heißen Backofen geworfen wird.



                                    Wir brechen das Zelt ab und gehen ein weiteres Mal zur Bar Degollana de Peraza. Auf der Frühstückskarte stehen ½ gebratenes Hähnchen für Nadine und ca. ½ Ziege für mich. So ein Frühstück gibt mal Power! Dazu 1 Liter Cola pro Kopf, wir müssen den in den letzten Tagen verloren gegangenen Energiehaushalt wieder herstellen. Der Restaurantbesitzer lässt dazu eine Portion Haifischrückenmark springen. Immer mal was neues.

                                    Mit dem Bus wollen wir heute ein wenig Strecke machen und bis zur Westküste nach Valle Gran Rey vorstoßen. An der schönsten Bushaltestelle der Welt satteln wir abermals unsere Rucksäcke ab und genießen die Bombastische Sicht auf die Landschaft welche uns umgibt.





                                    Nach über einer Stunde kommt der Bus, welcher nur drei Mal pro Tag fährt, jedoch immer noch nicht. Sagte der Barmann 14.15 oder 14.50? Ich habe irgendwann keine Lust mehr zu warten und spreche ein scheinbar deutsches (einige Sachen erkennt man einfach auf Entfernung ) Pärchen an, das an der Aussichtsplattform etwas weiter neben uns mit einem VW Polo unterwegs ist. Meine Frage ob sie zufällig nach Valle Gran Rey unterwegs sind wird verneint, er könne uns aber nach Playa de Santiago mitnehmen.

                                    Mhm, Danke – Aber das ist leider die komplett falsche Richtung.
                                    Na gut, dann fahre ich euch wohin ihr wollt!

                                    Ich bin völlig verdutzt, frage noch einmal nach und winke dann schnell Nadine herbei um uns diese Option nicht durch die Lappen gehen zu lassen. Nadine rennt mir mit beiden Rucksäcken in den Händen entgegen. Nicht schlecht!

                                    Es stellt sich heraus, dass unser Fahrer seit 25 Jahren ein Haus in San Sebastian hat. Er kennt die Insel so ziemlich wie dir Rückseite seiner Hand und wir halten an vielen View-Points wo er uns ein bisschen die Geschichte der Insel erklärt. Was erst wie der großartigste Zufall überhaupt erscheint, fängt irgendwann jedoch ein wenig an zu nerven. Dieser Typ scheint wirklich ALLES und JEDEN auf der Insel zu kennen und lässt in seinen Ausformulierungen auch kein Detail abhanden kommen. Aus ‚Valle Gran Rey’ (dem Tal des Königs) wird „Walle“ und aus ‚Playa de Santiago’ wird „Blaia“. Unser kostenfreies Taxi fährt uns durch eine der wenigen öffentlichen Straßen des Nationalparks „Garajonay“ und wir bekommen einen kurzen Eindruck von der Mannigfaltigkeit der uns umgebenden Vegetation. Die Kurvenlage des kleinen Polos mag vielleicht nicht die beste sein, wird aber von unserem insulanischen Touristenguide bis aufs äußerste getestet. Ein Blick zu Nadine schafft Gewissheit: Ihr wird langsam schlecht.





                                    In ‚Arure‘ machen wir einen kleinen Zwischenstopp und können doch ein weiteres Mal von der Ortskenntnis des Sprechautomaten zehren. Wir parken den Wagen und laufen ein paar Meter entlang unspektakulärer Häusergassen bevor wir hinter einem kleinen Berg einen alten Äquaduktbogen durchqueren. Das Bild erinnert mich an einen Abenteuerfilm in dem die Helden nach langem Suchen endlich das geheime Tal der Inkas finden. Ganz plötzlich öffnen sich hier die beengenden Berge nach links und rechts und geben eine bombastische Sicht auf das 700 Meter tiefere Tal ‚Taguluche’ und den dahinter liegenden Atlantik frei. Selbst mit meinem 11mm Weitwinkel habe ich hier Probleme die Szene fotografisch einzufangen. Bei diesem Anblick schwirrt mir sofort die Indiana-Jones Fanfare in den Kopf, wenn ich jetzt bloß meinen Hut dabei hätte *Grmpf*.



                                    Nach den letzten Anekdoten über in Höhlen wohnende Aussteiger auf der Insel, erreichen wir die westlichste Spitze von Valle Gran Rey und verlassen den gelben Lamborghini Polo am Hafen. Hier sollen laut Touristen-Guide für wenig Geld schöne Zimmer zur Verfügung stehen. Wir geben unserem Glück eine Chance und werden wieder einmal schneller fündig als erwartet. Der Mann im jungen Alter Gandalfs mit der heroischen Statur Gimlis führt uns in ein Haus mit winzigem Treppenflur bis vor eine Holztür. Wir erwarten nichts Großes und sollen wieder einmal das Glück auf unserer Seite haben. Gimli zeigt uns ein 2 Zimmer Apartment mit Balkon, Küche, Schlafzimmer und Bad. Trekking kann so anstrengend sein.

                                    Wir drücken ihm die 60€ für 2 Nächte bar auf die Kralle, bekommen den Schlüssel und werfen die Tür zu, sobald er die Wohnung verlassen hat. Die Rucksäcke im Parabelflug auf die Couch befördert wird erstmal das Apartment genauestens gecheckt. Ich inspiziere die Küche und versuche mich an Luxusgegenständen wie z.B. dem Wasserhahn aus, als von Nadine die Worte: „Dusche!! Eine DUSCHE!“ zu vernehmen sind. Nach den 2 letzten unbrauchbaren Nächten falle ich mit einem doppelten Rückwärtssalto ins Bett und möchte nicht mehr aufstehen. Die wahrscheinlich billigsten Federkerne der Welt fühlen sich hier wie ein 10.000€ Wasserbett an.

                                    Da unser Entdeckerdrang jedoch unzähmbar ist, erkunden wir den örtlichen SPAR und die ‚Deutsche Bäckerei‘ um uns mit weiteren Luxusgütern wie Nudeln und Joghurt einzudecken. Später flanieren wir noch ein bisschen den Strand entlang, notieren uns die Öffnungszeiten einer passenden Autovermietung für den nächsten Tag und geben ausnahmsweise der Faulheit klein bei.

                                    Zurück in unserer 2-Zimmer Villa kredenzt Nadine ein großartiges Ein-Gänge-Menü: Kaisergranat an italienischen Hartweizengrieß-Spezialitäten mit Solanum Lycopersicon Pastete. Oder kurz – Nudeln mit Scampis und Tomatensauce. Ich liebe es wenn Nadine kocht, in diesem Fall tut sie es sogar ‚leicht bekleidet‘.

                                    Gibt es eine bessere Möglichkeit den Tag zu beenden?
                                    Zuletzt geändert von Pempi; 20.07.2010, 23:42.
                                    If you're going through Hell... Just keep on going

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                                      #19
                                      AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                                      Mein Lieblingssatz ;)

                                      "Ich komm mir vor wie eine Krokette, die von null auf hundert aus dem Tiefkühler in den 200°C heißen Backofen geworfen wird."
                                      und unter diesem fehlt mal eindeutig das Foto
                                      Ich liebe es wenn Nadine kocht, in diesem Fall tut sie es sogar ‚leicht bekleidet‘.

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                                      • MatthiasK
                                        Dauerbesucher
                                        • 25.08.2009
                                        • 923
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [ES] La Gomera - Ohne Peilung über die Insel

                                        Schöner Bericht! Wird vorgemerkt für eine Frühjahrstour, im Sommer ist mir sicher zu warm dort.
                                        Was ich nicht entdecken konnte war von wo bis wohin ihr unterwegs wart und die Länge der Tour..möglicherweise hab ich es überlesen?!
                                        Danke!
                                        3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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