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Land: Marokko
Reisezeit: März 2010
Region/Kontinent: Nordafrika
12. Februar 2010, 5:50 Uhr, Hannover Flughafen.
Zum fünften Mal Marokko. Immer wieder werde ich gefragt ob es nicht langweilig wird. Nein, wird es wirklich nicht, und wer es nicht glauben kann möge bitte selbst mal nach Marokko fahren. Wie immer freue ich mich riesig auf das Land und die Menschen, auf die Muezzine, den thé à la menthe, auf abenteuerliche Pisten und die "Inchallah"-Mentalität (aber bitte nur wenn's uns gerade passt...).
Genial, dass Stefan wieder dabei ist, die Tour letztes Jahr war eine absolut runde Sache und jetzt wollen wir mehr, soll heißen: Hoher Atlas! Ich will mir ja treu bleiben, daher hier noch schnell das obligatorische Vor-der-Tour-Gejammere: Ich bin erkältet. Zudem starke Rückenschmerzen wegen der zurückliegenden harten Umzugswochenenden. Nicht zuletzt völlig außer Form, die letzte Radtour >50 Kilometer war irgendwann im letzten Sommer. Alles Gelaber, ich weiß genau, dass alle Sorgen vergessen sein werden sobald ich erstmal im Sattel sitze. So, Boarding geht los, Film ab!!
1. Tag -> Taroudannt (64 Km, Schnitt 23 km/h)
Al hamdulilah! Wieder einmal umsonst all meine Sorgen wegen des Fahrradtransports, komplett unversehrt nehmen wir unsere Böcke in Agadir-Al Massira entgegen. Ich weiß gar nicht warum mir das jedes Mal wieder Bauchschmerzen bereitet, bisher gab's eigentlich noch nie Probleme. Unweit des Flughafens kehren wir kurz in einem Café ein, in dem wir schon letztes Jahr waren. Der Besitzer erkennt uns und scheint zu denken, dass wir seit einem Jahr in Marokko umherreisen...
Heute steht ansonsten nicht mehr als gemütliches Einrollen auf dem Programm, stetiger Rückenwind schiebt uns in Richtung Taroudannt. Unterwegs unzählige nette Begegnungen, schon am ersten Tag grüßen uns hunderte Menschen durch Winken, "Bonjour"-Rufen, Hupen oder Beifall klatschen - hier fühle ich mich wohl! Bemerkenswert sind die augenscheinlichen Folgen des extrem regenreichen Winters: die Landschaft ist satt grün wie ich es hier noch nie zuvor gesehen habe, sämtliche Straßen haben bisher nur notdürftig ausgebesserte Beschädigungen, riesige Pfützen säumen den Weg. Da bin ich ja mal gespannt auf die Pisten die uns in den Bergen erwarten...
In Taroudannt, meiner Lieblingsstadt in Marokko, gehen wir wie immer ins Hotel Atlas, essen Couscous am Place Assaragh und spielen Billard in einem Kellerloch, umringt von kiffenden Jugendlichen. Alles wie immer, ich fühle mich schon fast zuhause hier. Zur Dämmerung ruft der Muezzin, Gänsehaut, wir kommen an.
2. Tag -> Igherm (86 Km, Schnitt 14 km/h)
Kurz hinter Taroudannt stelle ich fest, dass ich die Schrauben eines Cleats (Schuh-Pedale-Bindung) verloren habe. Von nun an kurbele ich also zunächst asymmetrisch, will sagen einseitig eingeklickt weiter. Mit unrundem Tritt geht's hinein in den Anti-Atlas, gleich zu Beginn der Tour erwarten uns heute rund 2000 Höhenmeter - zum Glück auf Asphalt, die Fitness lässt nämlich noch auf sich warten. Die Landschaft ist idyllisch, überall die typischen Gesteinsmaserungen, mit Blüten übersäte Wiesen, Terrassen und stets im Hintergrund das majestätische Toubkalmassiv.
Wir tun uns recht schwer, schon früh fangen die Muskeln an zu brennen. So machen wir viele Pausen, schleppen uns voran und erreichen erst gegen 18 Uhr ziemlich ausgepumpt Igherm. Die idealen Bedingungen schreien zwar nach einer Zeltnacht, aber unsere Körper schreien noch lauter: "Dusche! Tajine! Tee!" - und so suchen wir eine freundliche Absteige an der Hauptstraße in Igherm auf. Das Duschwasser ist eiskalt, aber die Tajine ist gut.
3. Tag -> ? (73 Km, Schnitt 14 km/h)
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hält sich der Muskelkater am Morgen doch in Grenzen. Zum Glück, denn wir müssen gleich nach dem Frühstück mit äußerst heftigem Gegenwind kämpfen - ob wir etwa wieder soviel Pech wie letztes Jahr haben? Bei Kilometer 20 beginnt eine geniale Abfahrt, die uns von der kargen Hochebene hinab in eine herrliche, von Palmen gesäumte Schlucht führt. In der Oase Tagmoute machen wir ausgedehnt Mittagspause mit Omelett und Tee, der Café-Inhaber erzählt uns von einem großen Festival, dass in 10 Tagen in Imi-n-Tatelt, also hier in der Nähe beginnen soll. Da kommen wir leider zu früh...
Wenig später erreichen wir den Pisteneinstieg, mit der mühsamen Querung des breiten Oueds Tata beginnt eine neuerliche Fahrt ins Ungewisse: Über diese Piste habe ich keinerlei Informationen im Vorfeld auftreiben können, abgesehen davon, dass man sie in GoogleEarth erkennen kann. Das sind meine Lieblingsstrecken, man weiß nie was kommt. In der Tat ist die Piste zunächst etwas besser als selbst ich Optimist erwartet hatte, sogar mit Jeep befahrbar!
Bei großer Hitze hoppeln wir langsam das Tal hinauf. Das große Spektakel bleibt zunächst aus - oder bin ich einfach nur zu verwöhnt? Die Einsamkeit ist jedenfalls herrlich, nicht ein einziger Mensch begegnet uns mehr heute. Wir biwakieren daher auch direkt neben der Piste. Zu Essen gibt es Piratensuppe mit Graupen, ein toller Abend, nur Feuerholz fehlt zur Perfektion. Plötzlich ein Aufschrei, Stefan hat sein AirBerlin-Kissen in Igherm liegen lassen - ich lache mich kaputt...
Fortsetzung folgt...
Reisezeit: März 2010
Region/Kontinent: Nordafrika
12. Februar 2010, 5:50 Uhr, Hannover Flughafen.
Zum fünften Mal Marokko. Immer wieder werde ich gefragt ob es nicht langweilig wird. Nein, wird es wirklich nicht, und wer es nicht glauben kann möge bitte selbst mal nach Marokko fahren. Wie immer freue ich mich riesig auf das Land und die Menschen, auf die Muezzine, den thé à la menthe, auf abenteuerliche Pisten und die "Inchallah"-Mentalität (aber bitte nur wenn's uns gerade passt...).
Genial, dass Stefan wieder dabei ist, die Tour letztes Jahr war eine absolut runde Sache und jetzt wollen wir mehr, soll heißen: Hoher Atlas! Ich will mir ja treu bleiben, daher hier noch schnell das obligatorische Vor-der-Tour-Gejammere: Ich bin erkältet. Zudem starke Rückenschmerzen wegen der zurückliegenden harten Umzugswochenenden. Nicht zuletzt völlig außer Form, die letzte Radtour >50 Kilometer war irgendwann im letzten Sommer. Alles Gelaber, ich weiß genau, dass alle Sorgen vergessen sein werden sobald ich erstmal im Sattel sitze. So, Boarding geht los, Film ab!!
1. Tag -> Taroudannt (64 Km, Schnitt 23 km/h)
Al hamdulilah! Wieder einmal umsonst all meine Sorgen wegen des Fahrradtransports, komplett unversehrt nehmen wir unsere Böcke in Agadir-Al Massira entgegen. Ich weiß gar nicht warum mir das jedes Mal wieder Bauchschmerzen bereitet, bisher gab's eigentlich noch nie Probleme. Unweit des Flughafens kehren wir kurz in einem Café ein, in dem wir schon letztes Jahr waren. Der Besitzer erkennt uns und scheint zu denken, dass wir seit einem Jahr in Marokko umherreisen...
Heute steht ansonsten nicht mehr als gemütliches Einrollen auf dem Programm, stetiger Rückenwind schiebt uns in Richtung Taroudannt. Unterwegs unzählige nette Begegnungen, schon am ersten Tag grüßen uns hunderte Menschen durch Winken, "Bonjour"-Rufen, Hupen oder Beifall klatschen - hier fühle ich mich wohl! Bemerkenswert sind die augenscheinlichen Folgen des extrem regenreichen Winters: die Landschaft ist satt grün wie ich es hier noch nie zuvor gesehen habe, sämtliche Straßen haben bisher nur notdürftig ausgebesserte Beschädigungen, riesige Pfützen säumen den Weg. Da bin ich ja mal gespannt auf die Pisten die uns in den Bergen erwarten...
In Taroudannt, meiner Lieblingsstadt in Marokko, gehen wir wie immer ins Hotel Atlas, essen Couscous am Place Assaragh und spielen Billard in einem Kellerloch, umringt von kiffenden Jugendlichen. Alles wie immer, ich fühle mich schon fast zuhause hier. Zur Dämmerung ruft der Muezzin, Gänsehaut, wir kommen an.
2. Tag -> Igherm (86 Km, Schnitt 14 km/h)
Kurz hinter Taroudannt stelle ich fest, dass ich die Schrauben eines Cleats (Schuh-Pedale-Bindung) verloren habe. Von nun an kurbele ich also zunächst asymmetrisch, will sagen einseitig eingeklickt weiter. Mit unrundem Tritt geht's hinein in den Anti-Atlas, gleich zu Beginn der Tour erwarten uns heute rund 2000 Höhenmeter - zum Glück auf Asphalt, die Fitness lässt nämlich noch auf sich warten. Die Landschaft ist idyllisch, überall die typischen Gesteinsmaserungen, mit Blüten übersäte Wiesen, Terrassen und stets im Hintergrund das majestätische Toubkalmassiv.
Wir tun uns recht schwer, schon früh fangen die Muskeln an zu brennen. So machen wir viele Pausen, schleppen uns voran und erreichen erst gegen 18 Uhr ziemlich ausgepumpt Igherm. Die idealen Bedingungen schreien zwar nach einer Zeltnacht, aber unsere Körper schreien noch lauter: "Dusche! Tajine! Tee!" - und so suchen wir eine freundliche Absteige an der Hauptstraße in Igherm auf. Das Duschwasser ist eiskalt, aber die Tajine ist gut.
3. Tag -> ? (73 Km, Schnitt 14 km/h)
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hält sich der Muskelkater am Morgen doch in Grenzen. Zum Glück, denn wir müssen gleich nach dem Frühstück mit äußerst heftigem Gegenwind kämpfen - ob wir etwa wieder soviel Pech wie letztes Jahr haben? Bei Kilometer 20 beginnt eine geniale Abfahrt, die uns von der kargen Hochebene hinab in eine herrliche, von Palmen gesäumte Schlucht führt. In der Oase Tagmoute machen wir ausgedehnt Mittagspause mit Omelett und Tee, der Café-Inhaber erzählt uns von einem großen Festival, dass in 10 Tagen in Imi-n-Tatelt, also hier in der Nähe beginnen soll. Da kommen wir leider zu früh...
Wenig später erreichen wir den Pisteneinstieg, mit der mühsamen Querung des breiten Oueds Tata beginnt eine neuerliche Fahrt ins Ungewisse: Über diese Piste habe ich keinerlei Informationen im Vorfeld auftreiben können, abgesehen davon, dass man sie in GoogleEarth erkennen kann. Das sind meine Lieblingsstrecken, man weiß nie was kommt. In der Tat ist die Piste zunächst etwas besser als selbst ich Optimist erwartet hatte, sogar mit Jeep befahrbar!
Bei großer Hitze hoppeln wir langsam das Tal hinauf. Das große Spektakel bleibt zunächst aus - oder bin ich einfach nur zu verwöhnt? Die Einsamkeit ist jedenfalls herrlich, nicht ein einziger Mensch begegnet uns mehr heute. Wir biwakieren daher auch direkt neben der Piste. Zu Essen gibt es Piratensuppe mit Graupen, ein toller Abend, nur Feuerholz fehlt zur Perfektion. Plötzlich ein Aufschrei, Stefan hat sein AirBerlin-Kissen in Igherm liegen lassen - ich lache mich kaputt...
Fortsetzung folgt...
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