Re-Imprägnierung von Funktionsjacken: Ein Feldversuch

[Zaza]

Testobjekte sind 4 Funktionsjacken mit Neupreis um 200-300 Euro, die etwas in die Jahre gekommen sind. Gemeinsam ist gemäss den Besitzern, dass das Aussenmaterial Wasser aufsaugt wie ein Schwamm, so dass die Atmungsaktivität sehr bescheiden ist.

Für die Imprägnierung wird Nikwax TX-Direct verwendet, das Zeug ist zwar sauteuer, aber da es streng riecht, wird es ja wohl was taugen. Gemäss der Pflegeanleitung werden die Jacken zunächst gewaschen und dann mit Nikwax in der Waschmaschine imprägniert. Nach dem Trocknen werden die Jacken mit tiefer Temperatur gebügelt, sofern das laut Herstellerangaben erlaubt ist. Andernfalls in der Nähe eines Heizkörpers aufgehängt. Theoretisch sollte Regenwasser nun wieder schön abperlen.

Theoretisch verfügt England über ein funktionierendes Eisenbahnsystem und theoretisch führt die freie Marktwirtschaft zu einer optimalen Güterverteilung...

Ergebnis:
·TNF, 2 Lagen Gore, ca. 13 Jahre alt: Ergebnis i.O., Wasser perlt ab
·Helly-Hansen, 2 Lagen Helly-Tech, ca 6 Jahre alt: Keine Verbesserung, Wasser wird weiterhin aufgesogen
·REI, 3 Lagen Gore, ca. 8 Jahre alt: Keine Verbesserung, Wasser wird weiterhin aufgesogen
·Moonstone, 3 Lagen Gore, ca 5 Jahre alt: Keine Verbesserung, Wasser wird weiterhin aufgesogen. Ausserdem beginnt sich seit der Behandlung die Membran zu delaminieren, sobald der Aussenstoff feucht wird.

Fazit: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Einwaschimprägnierung lässt sehr zu wünschen übrig. Es ist mir rätselhaft, warum die gleiche Behandlung bei einer Jacke funktioniert, bei den drei anderen aber überhaupt nicht. Es scheint, dass Sprays eben doch besser geeignet sind.

[david0815]

Bügeln hat bei mir Wunder geholfen.
Wasser perlt wieder perfekt ab. Auch wenn ich bereits vor einem Jahr nachimprägniert hab ( Spray).
PErfekt wird das Ergebnis wenn man die Jacke in den Trockner schmeißt. Hab leider keinen

Wegen der unterschiedlichen Ergebnisse:

Was haben denn die Jacken für Oberstoffe? Polyamid und Polyester ergeben auch unterschiedliche Ergebnisse!

Noch was anderes zum imprägnieren:
Habe mich schon öfter gefragt, ob es bei Einwasch-imprägnierung wohl etwas ausmacht, dass man ja das Innenfutter mitimprägniert. Ist das eher gut oder schlecht?

mfg

David

[tsfc]

Habe meine ca. 7 Jahre alte 'TNF Mountain Jacket' (Gore, 2 Lagen) vor zwei Monaten mit 'Tectron Wet Guard' eingesprüht, 30 Stunden ziehen lassen und dann noch einmal durch den Trockner gejagt. Wie neu, wenn nicht sogar besser :wink:

Tom

[Nicht übertreiben]

Das mit dem Delaminieren find ich interessant, das ist bei meiner Jacke nämlich auch passiert!

[soose04]

wenn meine jacken angangen wasser zu saugen, gehn die zurück zum händler resp. hersteller. ein bischen rummeckern, und nach 2 wochen gibts eine perfekt imprägnierte jacke zurück.


liebe grüsse soose

[Zaza]

TNF und Moonstone haben aussen Nylon, die beiden anderen Polyester.

Eine 10 Jahre alte Jacke kann man leider kaum zum Händler zurück bringen (besonders wenn der inzwischen gar nicht mehr existiert). Das Delaminieren ist ärgerlich, aber dicht scheint die jacke nach wie vor zu sein.

[Gast2]

Habe bei meiner Moonstone auch diverse (Einwasch-)Mittelchen ausprobiert. Hat alles nichts gebracht, auch Bügeln und Wäschetrockner nicht. Für das Geld hätte ich schon fast eine neue Jacke kaufen können :-|. Aber wenn's bei Dir bei einer anderen Jacke Erfolg hatte, kann ich's ja bei meiner neuen auch mal wieder ausprobieren.

Gruß
Gast

[jackknife]

hatte letztens meine jacken mit aufsprühimprägnierung imprägniert, dannach mit dem fön die oberfäche schön durchgewärmt. das wasser perlt wieder richtig ab.
Matthias

[johnsilver]

da ich grade meine Jacke aufgebügelt habe, um die Imprägnierung zu aktivieren, werde ich auch diesen Thread aufwärmen:

ich bin sehr an Erfahrungswerten zum Thema Imprägnierung interessiert.

habe im letzten Herbst, keine drei Monate her, meine Jacke (Mountain Hardwear, Conduit) mit bereits erwähntem "Tectron Wet Guard" (Empfehlung vom Globi-Service-Telefon) nach Anleitung behandelt, der unmittelbar verbesserte Abperl-Effekt war aber bereits nach wenigen Regenschauern wieder futsch.
jetzt also der nächste Versuch mit Einwaschmittel (Grangers Extreme Waterproof). Bewertung folgt.

weitere Praxiserfahrungen (Imprägnierung/Hersteller/Sprüh/Einwasch - Kleidung/Hersteller/Material) fände ich sehr hilfreich.

Jens

[zealander]

Hallo Johnsilver hab auch eine ältere Mountain Hardwear Conduit Jacke und das Ding saugt und saugt trotz Impräginierungsbad + Trockner.... wenn bei dir irgendwas wirklich funktioniert würd mich das sehr interessieren.

[Andreas]

Hy Johnsilver,

bin gespannt wie es bei Dir wirkt.

Benutze selbst auch nur noch Grangers Extreme Waterproof mit dem Waschzeug dazu und meine 7 Jahre alte JW Jacke und meine Mammut sind wie neu.

Gruß Andreas

[johnsilver]

Hi,

der erste Test unterm Wasserkran sagt mir: besser als vorher, aber hinterher war die Oberfläche schon wieder leicht klamm. vielleicht ist der Strahl aus dem Hahn nicht ganz die optimale Simulation, mal abwarten, wie es in zwei/drei Monaten aussieht.

Jens

[Timmey]

Mann muss die Jacken auf jeden fall erwärmen , damit es richtig in das membran einzieht. Dies emphielt sich mit einem Trockner oder Fön gleich mäßig warm machen. Bei mir funktioniert es immer perfekt.

[spaltensturz]

Habe mich schon öfter gefragt, ob es bei Einwasch-imprägnierung wohl etwas ausmacht, dass man ja das Innenfutter mitimprägniert. Ist das eher gut oder schlecht?

Die Stiftung Warentest schreibt dazu (drittletzter Punkt):
http://www.stiftung-warentest.de/onl...0/1226861.html

Ich habe meine GoreXCR-Jacke (Schöffel) vor kurzem mit Granger's Extreme in der Waschmaschine imprägniert und anschließend im Trockner erwärmt. Regen perlt nach wie vor sehr gut ab. Ob die zwangsläufig erfolgte Imprägnierung der Innenseite der Dampfdurchlässigkeit abträglich ist, kann ich noch nicht sagen, da ich die Jacke noch nicht wieder "unter Vollast" getragen habe.

Ciao!
spaltensturz

[johnsilver]

Mann muss die Jacken auf jeden fall erwärmen , damit es richtig in das membran einzieht. Dies emphielt sich mit einem Trockner oder Fön gleich mäßig warm machen. Bei mir funktioniert es immer perfekt.

ich hatte die Jacke erst über eine Stunde im Trockner und habe sie anschließend gebügelt - doppelt gemoppelt hilft besser.

jetzt kommt mir ne ganz dumme Idee - wenn Hitze die Imprägnierung erst aktiviert bzw. auffrischt, machen kalte Außentemperaturen dann den Effekt wieder rückgängig? ich habe es nicht so mit den Naturwissenschaften, kann da jemand was zu sagen?

Jens

[spaltensturz]

jetzt kommt mir ne ganz dumme Idee - wenn Hitze die Imprägnierung erst aktiviert bzw. auffrischt, machen kalte Außentemperaturen dann den Effekt wieder rückgängig?
Jens

Neenee, da brauchst Du keine Angst zu haben! Das Imprägniermittel ist irgendein Polymer, das erst durch Wärmeeinwirkung vernetzt. Vereinfacht gesagt:
Wenn Du das Spray bzw. den Waschzusatz auf die Jacke aufträgst, liegen einzelne Moleküle der Imprägnierung auf dem Gewebe. Durch Erwärmen verbinden sich diese einzelnen Teilchen und bilden ein dichtes Netz. Diese geschlossene Schicht ist dann erstmal stabil wird höchstens durch mechanische oder chemische Einwirkung oder durch UV-Strahlung wieder aufgebrochen.
Deshalb wird die Imprägnierung auch nicht umso besser, je länger man erwärmt (Stichwort erst Trockner, dann zusätzlich Bügeln). Wenn die Vernetzung einmal vollständig ist, passiert nichts weiter -- und dafür sollte eine Stunde Trockner eigentlich massig ausreichen.


Gruß
spaltensturz

[tiejer]

Hab leider noch überall Langzeitergebnisse aber Imprägnierungen und anschließende Wärmebahndlung (Trockner, Sauna bügeln) habe ich bei Tectron, TOKO und Granger XT imprägnierten Produkten probiert.
Finde das Tectron etwas schlechter als die anderen 2. Ein (anfänglich)toller Abperleffekt war auch auf meinem Windprosoftshell zu erreichen
Übrigens 80grad Sauna ging bisher auch gut.
Nur der Kleiderbügel war anschließend krumm.

[johnsilver]

Das Imprägniermittel ist irgendein Polymer, das erst durch Wärmeeinwirkung vernetzt. Vereinfacht gesagt:
Wenn Du das Spray bzw. den Waschzusatz auf die Jacke aufträgst, liegen einzelne Moleküle der Imprägnierung auf dem Gewebe. Durch Erwärmen verbinden sich diese einzelnen Teilchen und bilden ein dichtes Netz. Diese geschlossene Schicht ist dann erstmal stabil wird höchstens durch mechanische oder chemische Einwirkung oder durch UV-Strahlung wieder aufgebrochen.
Deshalb wird die Imprägnierung auch nicht umso besser, je länger man erwärmt (Stichwort erst Trockner, dann zusätzlich Bügeln). Wenn die Vernetzung einmal vollständig ist, passiert nichts weiter -- und dafür sollte eine Stunde Trockner eigentlich massig ausreichen.

Gruß
spaltensturz

leuchtet soweit ein. wenn die Imprägnierung also nur mechanisch oder chemisch abbaut, entstammt wahrscheinlich auch das "Auffrischen" der Imprägnierung durch erneute Wärmebehandlung (also ohne neues Zufügen eines Imprägniermittels) eher aus dem Bereich der Theologie/Mythologie als der empirischen Wissenschaft, oder?

Jens

[jfkoehle]

Interessante Frage.
Wenn man annimmt das z.B. eine obere Schicht abgetragen wird (d.h. die Oberfläche sich so verändert das kein Lotuseffekt mehr möglich ist), kann ich mir gut vorstellen, dass durch erneutes schmelzen sich der verbliebene Rest wieder verteilt und die Oberfläche "heilt".

Ist aber nicht so direkt mein Fachgebiet ;).

[Fernwanderer]

entstammt wahrscheinlich auch das "Auffrischen" der Imprägnierung durch erneute Wärmebehandlung (also ohne neues Zufügen eines Imprägniermittels) eher aus dem Bereich der Theologie/Mythologie als der empirischen Wissenschaft, oder?

Nein, das ist kein Mythos. Die Polymere von denen Spaltensturz schreibt sind nämlich Wachse. Diese Wachsimprägnierungen sind von den Herstellern aber nicht nur oberflächlich aufgetragen worden, sondern die Fasern des Oberstoffs sind mit der Imprägnierung durchtränkt. Erwärmt man die Jacke wird der Wachs weich, tritt an die Oberfläche aus und schließt die entstandenen Lücken.

Gruß
Fernwanderer