Hallo,
ich möchte hier einfach mal ein paar Erfahrungen von einem Unfall weitergeben. Vieleicht ist es ja für den ein oder anderen von Interesse... . Das ganze ist im Juli passiert. Wer nicht so viel lesen will geht einfach ganz runter zu den 7 Punkten.
Also:
Es waren einmal 2 Wanderer die beschlossen haben eine Wandertour mit Zelt in den Alpen zu unternehmen. Schade nur das noch vor dem Abfahrtstermin ein Geburtstag war. Egal man kann ja feiern und dann am nächsten morgen im Zug schlafen. Also früh morgens (um 5 Uhr) sind wir mit dem Zug los. Sollen wir nicht doch lieber erst morgen fahren? Nee wir können ja hinfahren und uns gleich ein schönes Lagerplätzchen suchen und dann das Zelt aufbauen und ausschlafen. So um 15 Uhr kommen wir dann wohl behalten am Zielort an. Also aus den Bus aussteigen, ihm nachwinken und loslaufen. Mein Kumpel sagt: "Momentmal ist mir da im Bus nicht etwas aus der Tasche geflogen? Wo ist mein Handy? Verdammt das liegt wohl im Bus. Na egal man kann auch ohne das Handy loslaufen."
Also Karte raus und los geht es. Sollen wir die Schotterpiste da laufen? Nee. Das ist doch so ein schöner (gepunkteter) Weg in der Karte eingezeichnet lass uns den nehmen. Gesagt getan. Den Weg haben wir auch gleich auf Anhieb gefunden. Also losgelaufen und Pause gemacht (nach ca. 45 Minuten). Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt uns, dass es noch 1 oder 2km sind bis zum Zelten geeignetes Gelände kommt. Also Rucksäcke geschultert und los gehts. Nachdem wir ca. weitere 100m gelaufen sind haben wir festgestellt das der Weg abgerutscht war. (Der Hang hatte eine geschätzte Steigung von 60°) Ok mal schauen ob man vieleicht obenherrum vorbeikommt. Leider Fehlanzeige. Na gut dann drehen wir halt um und nehmen doch die Schotterpiste bzw. Asphaltweg. Ich geh die gleichen 10m zurück wie ich gekommen war mein Kumpel einen etwas anderen weg. Plötzlich sehe ich dann einen roten Punkt runterrutschen. Er wird doch wohl nicht abgerutscht sein! Aber leider war es doch so. Er ist 20-30m den Abhang runtergerutscht. Und irgendwie sah er nicht so arg gesund aus. Also erstmal Schock auf beiden Seiten und ich überlegte kurz was ich machen soll. Runtergehen zu ihm? Aber wie? Soll ich den Rucksack mitnehmen? Oder nur das Erste Hilfe Packet oder garnix? Wo könnte ich die Reepschnur festmachen? (Es gab nur Gebüsch) Diese Entscheidung wurde mir dadurch abgenommen, dass mein Kumpel wieder hoch gelaufen kam wenn auch ohne Rucksack (den hat er abgezogen) und ziemlich blutüberströmt.
Also erstmal den Schock ausnutzen und mit ihm zurück zum Rastplatz gehen (waren wie gesagt nur 100m) ihn dort irgendwo hinsetzen um dann nochmal schnell zurückzugehen und den eigenen Rucksack holen.
Also erstmal "Schadensbilanz" ziehen. Es scheint nix gebrochen zu sein und Zähne waren auch noch alle da. Es gab jedoch mehrere Wunden und viel Blut. Spätere Zählungen haben ergeben 3 Platzwunden am Kopf Ellenbogen abgeschlürft und eine Schnittwunde am Bein. Die Platzwunden am Kopf und die Schnittwunde wurden später genäht. Aber es war klar: Ich würde es nicht schaffen es sauber selber zu verarzten. Also GPS und Handy raus und anschalten und ohne Pineingabe den Notruf drücken (da hat man immer das beste Netz). Momentmal wo ist den meine Karte? Verdammt die liegt irgendwo da unten. Zum Glück hatte ich noch ein 2. dabei.
Zum Glück hatte ich Netz und die Polizei hat sich gemeldet. Also der erstmal die Geschichte erzählt um dann zur normalen Rettung weiter verbunden zu werden. Denen durfte ich nochmal die Geschichte erzählen. (Jeweils auch nochmal die Position gegeben sowohl mit der Karte als auch die Koordinaten (kein UTM sondern Grad Stunden Minuten etc.) wobei ich das Gefühl hatte das sie das nicht direkt in ihren System umsetzen können) Jetzt stellt sich auch die Frage nach einer Rückrufnummer. Hmm Handynummer hatte ich nicht im Kopf und sehen konnten sie sie scheinbar auch nicht weil ich von der Polizei weiterverbunden wurden bin. Also hat die Rettung mir gesagt ich solle nochmal bei der Bergwacht anrufen. Also Gespräch beendet und bei der Bergwacht angerufen. Nochmal alles erzählt und dann nochmal genau die Postion bestimmt. (Sind Sie vor oder nach der Flussbiegung?) (Die Telefoniererei hat 10-15 Minuten in Anspruch genommen)
So jetzt hieß es warten. Zwischenzeitlich habe ich den Verletzten mit einer Rettungsdecke zugedeckt. An die Wunden habe ich mich nicht gedraut da noch dort viel Dreck und Steine drin waren und ich diese nicht noch weiter reindrücken wollte. (Es hat nichts mehr richtig geblutet) Wir haben also gewartet und irgendwann ein Hubschraubergeräusch gehört. Die werden doch kein Hubschrauber schicken so schlimm ist es doch nicht und die Straße ist auch gleich in der nähe. Ah der fliegt ja über uns drüber da ist vielleicht nochmal weiterhinten was passiert. Doch er kommt wieder und hält nochmal ca. 100m von uns entfernt an. (Also bleibt in der Luft stehen.) Ist wohl doch für uns. Ich habe mich also richtig bemerkbar gemacht und dann ist er wieder weitergeflogen weil er scheinbar nicht richtig landen konnte. Dann kam auch schon der erste von der Bergwacht. Er hat mich dann zu Fahrstraes geschickt. (ca. 700m) Ich habe dann den Notarzt vom Hubschrauber abgeholt der mir dann Grad entgegenkam und ihn zu meinem Kumpel gebracht. Dieser hat den wiederum den Hubschrauber gerufen welcher dann auch mit einer an einem 20m langen Seil befestigten Trage ankam. Der verletzte wurde verladen und ich und die 3 Bergretter blieben zurück. Der Flug in der Trage muss laut Aussagen meines Kumpels recht schön gewesen sein. Die Sonne stand recht tief (es war 17 Uhr) und er war voll mit Schmelzmittel.
Zwischenzeitlich haben die Bergretter den Rucksack geholt und ich habe gemerkt wie der Schock auch langsam bei mir durchkam. (Solange ich "beschäftigt" war habe ich nix gemerkt erst als er abgeflogen ist. Die Bergretter sind mit mir dann runtergelaufen und haben mich dann in den nächsten Ort gefahren wo ich dann mit ihnen noch etwas geschwätzt habe. Hier höre ich dann einfach mal mit dem Bericht auf . Ist sowieso schon lang genug. Mein Kumpel ist inzwischen wieder Top fit. Es waren nur die Wunden und ein paar Prellungen.
Jetzt aber mal noch die wichtigen Dinge die ich daraus gelernt habe.
1. Gehe ausgeschlafen auf eine Tour.
2. Gehe davon aus das Ausrüstung verloren geht. Auf die nächste Tour kommt auf jedenfall auch eine 2. Karte und ein 2. Handy mit.
3. Die Rettungsdecke hat sich als sinnvoll erwiesen. Sie gibt zum einen Warm zum anderen wird sie laut Aussagen der Hubschrauberbesatzung auch sehr gut gesehen.
4. Ein Unfall passiert schneller als man denkt.
5. An mein Erste Hilfe Set kommt ein Karabiener. Denn man kann nicht immer erwarten das die Verletzten zu einem hin kommen .
6. Die GPS Kordinaten waren sinnvoll, denn sie kamen direkt beim Hubschrauber an. Die Rettungsleitstellen selber scheinen aber nichts damit anfangen zu können. Zudem sollten sie im Standardformat sein, denn mit UTM können die AdHoc auch nichts anfangen. Also vom GPS immer beides anzeigen lassen.
8. Man sollte vieleicht bedenken das es auch von unten kalt werden kann. Der Notartzt hat gefragt ob er ein matte drunter hat. Hmm nein. (Die Isomatte lag einen Meter entfernt) Ich habe sie einfach irgendwie vergessen.
7. So eine Rettung ist teuer. (Waren glaube ich so um die 5000€ Bergungskosten. (Hubschrauber war eine Stunde unterwegs die Minute 50-70€ + die Bergretter) Hat zum Glück die Versicherung übernommen. Im nach hinein habe ich aber festgestellt das die Deckungssummen bei vielen Versicherungen zu gering sind. Vor allem wenn man bedenkt das es je nachdem noch aufwendig gesucht werden muss.
8. Notärtzte haben Humor: "Ist der immer so Blaß?"
Gruß
Michi
ich möchte hier einfach mal ein paar Erfahrungen von einem Unfall weitergeben. Vieleicht ist es ja für den ein oder anderen von Interesse... . Das ganze ist im Juli passiert. Wer nicht so viel lesen will geht einfach ganz runter zu den 7 Punkten.
Also:
Es waren einmal 2 Wanderer die beschlossen haben eine Wandertour mit Zelt in den Alpen zu unternehmen. Schade nur das noch vor dem Abfahrtstermin ein Geburtstag war. Egal man kann ja feiern und dann am nächsten morgen im Zug schlafen. Also früh morgens (um 5 Uhr) sind wir mit dem Zug los. Sollen wir nicht doch lieber erst morgen fahren? Nee wir können ja hinfahren und uns gleich ein schönes Lagerplätzchen suchen und dann das Zelt aufbauen und ausschlafen. So um 15 Uhr kommen wir dann wohl behalten am Zielort an. Also aus den Bus aussteigen, ihm nachwinken und loslaufen. Mein Kumpel sagt: "Momentmal ist mir da im Bus nicht etwas aus der Tasche geflogen? Wo ist mein Handy? Verdammt das liegt wohl im Bus. Na egal man kann auch ohne das Handy loslaufen."
Also Karte raus und los geht es. Sollen wir die Schotterpiste da laufen? Nee. Das ist doch so ein schöner (gepunkteter) Weg in der Karte eingezeichnet lass uns den nehmen. Gesagt getan. Den Weg haben wir auch gleich auf Anhieb gefunden. Also losgelaufen und Pause gemacht (nach ca. 45 Minuten). Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt uns, dass es noch 1 oder 2km sind bis zum Zelten geeignetes Gelände kommt. Also Rucksäcke geschultert und los gehts. Nachdem wir ca. weitere 100m gelaufen sind haben wir festgestellt das der Weg abgerutscht war. (Der Hang hatte eine geschätzte Steigung von 60°) Ok mal schauen ob man vieleicht obenherrum vorbeikommt. Leider Fehlanzeige. Na gut dann drehen wir halt um und nehmen doch die Schotterpiste bzw. Asphaltweg. Ich geh die gleichen 10m zurück wie ich gekommen war mein Kumpel einen etwas anderen weg. Plötzlich sehe ich dann einen roten Punkt runterrutschen. Er wird doch wohl nicht abgerutscht sein! Aber leider war es doch so. Er ist 20-30m den Abhang runtergerutscht. Und irgendwie sah er nicht so arg gesund aus. Also erstmal Schock auf beiden Seiten und ich überlegte kurz was ich machen soll. Runtergehen zu ihm? Aber wie? Soll ich den Rucksack mitnehmen? Oder nur das Erste Hilfe Packet oder garnix? Wo könnte ich die Reepschnur festmachen? (Es gab nur Gebüsch) Diese Entscheidung wurde mir dadurch abgenommen, dass mein Kumpel wieder hoch gelaufen kam wenn auch ohne Rucksack (den hat er abgezogen) und ziemlich blutüberströmt.
Also erstmal den Schock ausnutzen und mit ihm zurück zum Rastplatz gehen (waren wie gesagt nur 100m) ihn dort irgendwo hinsetzen um dann nochmal schnell zurückzugehen und den eigenen Rucksack holen.
Also erstmal "Schadensbilanz" ziehen. Es scheint nix gebrochen zu sein und Zähne waren auch noch alle da. Es gab jedoch mehrere Wunden und viel Blut. Spätere Zählungen haben ergeben 3 Platzwunden am Kopf Ellenbogen abgeschlürft und eine Schnittwunde am Bein. Die Platzwunden am Kopf und die Schnittwunde wurden später genäht. Aber es war klar: Ich würde es nicht schaffen es sauber selber zu verarzten. Also GPS und Handy raus und anschalten und ohne Pineingabe den Notruf drücken (da hat man immer das beste Netz). Momentmal wo ist den meine Karte? Verdammt die liegt irgendwo da unten. Zum Glück hatte ich noch ein 2. dabei.
Zum Glück hatte ich Netz und die Polizei hat sich gemeldet. Also der erstmal die Geschichte erzählt um dann zur normalen Rettung weiter verbunden zu werden. Denen durfte ich nochmal die Geschichte erzählen. (Jeweils auch nochmal die Position gegeben sowohl mit der Karte als auch die Koordinaten (kein UTM sondern Grad Stunden Minuten etc.) wobei ich das Gefühl hatte das sie das nicht direkt in ihren System umsetzen können) Jetzt stellt sich auch die Frage nach einer Rückrufnummer. Hmm Handynummer hatte ich nicht im Kopf und sehen konnten sie sie scheinbar auch nicht weil ich von der Polizei weiterverbunden wurden bin. Also hat die Rettung mir gesagt ich solle nochmal bei der Bergwacht anrufen. Also Gespräch beendet und bei der Bergwacht angerufen. Nochmal alles erzählt und dann nochmal genau die Postion bestimmt. (Sind Sie vor oder nach der Flussbiegung?) (Die Telefoniererei hat 10-15 Minuten in Anspruch genommen)
So jetzt hieß es warten. Zwischenzeitlich habe ich den Verletzten mit einer Rettungsdecke zugedeckt. An die Wunden habe ich mich nicht gedraut da noch dort viel Dreck und Steine drin waren und ich diese nicht noch weiter reindrücken wollte. (Es hat nichts mehr richtig geblutet) Wir haben also gewartet und irgendwann ein Hubschraubergeräusch gehört. Die werden doch kein Hubschrauber schicken so schlimm ist es doch nicht und die Straße ist auch gleich in der nähe. Ah der fliegt ja über uns drüber da ist vielleicht nochmal weiterhinten was passiert. Doch er kommt wieder und hält nochmal ca. 100m von uns entfernt an. (Also bleibt in der Luft stehen.) Ist wohl doch für uns. Ich habe mich also richtig bemerkbar gemacht und dann ist er wieder weitergeflogen weil er scheinbar nicht richtig landen konnte. Dann kam auch schon der erste von der Bergwacht. Er hat mich dann zu Fahrstraes geschickt. (ca. 700m) Ich habe dann den Notarzt vom Hubschrauber abgeholt der mir dann Grad entgegenkam und ihn zu meinem Kumpel gebracht. Dieser hat den wiederum den Hubschrauber gerufen welcher dann auch mit einer an einem 20m langen Seil befestigten Trage ankam. Der verletzte wurde verladen und ich und die 3 Bergretter blieben zurück. Der Flug in der Trage muss laut Aussagen meines Kumpels recht schön gewesen sein. Die Sonne stand recht tief (es war 17 Uhr) und er war voll mit Schmelzmittel.
Zwischenzeitlich haben die Bergretter den Rucksack geholt und ich habe gemerkt wie der Schock auch langsam bei mir durchkam. (Solange ich "beschäftigt" war habe ich nix gemerkt erst als er abgeflogen ist. Die Bergretter sind mit mir dann runtergelaufen und haben mich dann in den nächsten Ort gefahren wo ich dann mit ihnen noch etwas geschwätzt habe. Hier höre ich dann einfach mal mit dem Bericht auf . Ist sowieso schon lang genug. Mein Kumpel ist inzwischen wieder Top fit. Es waren nur die Wunden und ein paar Prellungen.
Jetzt aber mal noch die wichtigen Dinge die ich daraus gelernt habe.
1. Gehe ausgeschlafen auf eine Tour.
2. Gehe davon aus das Ausrüstung verloren geht. Auf die nächste Tour kommt auf jedenfall auch eine 2. Karte und ein 2. Handy mit.
3. Die Rettungsdecke hat sich als sinnvoll erwiesen. Sie gibt zum einen Warm zum anderen wird sie laut Aussagen der Hubschrauberbesatzung auch sehr gut gesehen.
4. Ein Unfall passiert schneller als man denkt.
5. An mein Erste Hilfe Set kommt ein Karabiener. Denn man kann nicht immer erwarten das die Verletzten zu einem hin kommen .
6. Die GPS Kordinaten waren sinnvoll, denn sie kamen direkt beim Hubschrauber an. Die Rettungsleitstellen selber scheinen aber nichts damit anfangen zu können. Zudem sollten sie im Standardformat sein, denn mit UTM können die AdHoc auch nichts anfangen. Also vom GPS immer beides anzeigen lassen.
8. Man sollte vieleicht bedenken das es auch von unten kalt werden kann. Der Notartzt hat gefragt ob er ein matte drunter hat. Hmm nein. (Die Isomatte lag einen Meter entfernt) Ich habe sie einfach irgendwie vergessen.
7. So eine Rettung ist teuer. (Waren glaube ich so um die 5000€ Bergungskosten. (Hubschrauber war eine Stunde unterwegs die Minute 50-70€ + die Bergretter) Hat zum Glück die Versicherung übernommen. Im nach hinein habe ich aber festgestellt das die Deckungssummen bei vielen Versicherungen zu gering sind. Vor allem wenn man bedenkt das es je nachdem noch aufwendig gesucht werden muss.
8. Notärtzte haben Humor: "Ist der immer so Blaß?"
Gruß
Michi
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