[SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

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    [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

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    Mitreisende
    Land: Syrien
    Reisezeit: Dezember
    Region/Kontinent: Vorderasien

    Marhaban,

    nun, ich hoffe man nimmt diesen kurzen Bericht "wärmend" entgegen zwischen all den Wintertouren-Berichten. Wer jedoch denkt, Syrien ist im Dezember wärmer, könnte fast irren. Abgesehen von ein paar Tagen war es durchgehend bewölkt und hat sogar abends geregnet - ja, in der Wüste hat es geregnet. Das war auch für mich das erste Mal.

    Nun gut, kurz zu den Vorbereitungen: Flug ging über Prag mit Czech Airlines - absolut nicht zu empfehlende Airline! War das erste und das letzte Mal für mich, mehr dazu vielleicht später. Gelandet sind wir in Damaskus morgens um ca. 5 Uhr. Wir haben uns dann gar nicht lange in Damaskus aufgehalten sondern sind direkt mit dem Bus raus nach Dayr az Zawr, was im Osten von Syrien liegt. Dort wurden wir dann mittags von einem Bekannten abgeholt, bei dem wir einen Tag blieben.
    Am Tag darauf ging dann auch schon unsere Tour los. Wir fuhren in die Stadt um genügend Wasser zu kaufen und besorgten die letzten Dinge. Mit dem Taxi liessen wir uns ein paar Kilometer aus der Stadt bringen und bauten dann unsere Wägen auf. Wir liefen rund 7 Tage Richtung Süden zuerst, später immer mehr Richtung Westen. Am Ende landeten wir wieder auf der Straße zwischen Palmyra und Dayr Az Zawr. Von dort trampten wir Richtung Palmyra wo wir einen weiteren Tag blieben und setzten unsere Tour dann Richtung Damaskus fort. Dort blieben wir zuerst im Hotel bevor wir noch 2 Tage in den Norden über Homs zum Krak de Chevalier reisten. Anschließend gings wieder zurück nach Damaskus wo wir wieder bei Freunden unterkamen. Und somit waren die knapp 20 Tage Syrien bereits vorbei.

    Im Folgenden will ich ein paar Bilder zeigen und kommentieren ... damit kann man sich sicherlich besser vorstellen, wie das Ganze ablief. Einen ausführlichen Bericht wird es die Tage sicherlich noch geben, dafür fehlt allerdings gerade noch die Zeit. Wir haben auch noch jede Menge Videos und hochauflösende Bilder, die alle noch verarbeitet werden sollten.

    Wichtig ist vielleicht auch noch zu sagen, dass das trotz Wüstentrip keine "richtige" Wüstentour war, wie eigentlich geplant. Wer meine anderen Tourenberichte gelesen hat, weiss wovon ich rede. Dieser Trip hatte wohl Wüste eher einen kulturellen Touch. Wir hatten sehr viel Kontakt mit den Bewohnern der Wüste im östlichen Gebiet Syriens. Wir erfuhren wahre, authentische Gastfreundschaft von Leuten, die selbst nichts haben. Wir wurden aber auch selbst Zeuge von den Problemen, die durch den Irakkrieg und den "Kampf gegen den Terror" enstanden sind und die das normale Volk am härtesten trifft. Diese Erfahrungen würde ich zunächst in den Vordergrund rücken. Die eigentlichen, touristischen Highlights Syriens wie Palmyra, Damaskus und das Krak de Chevalier sind eigentlich eher nette "Mitbringsel" im Angesicht der kulturellen Erfahrungen in der Wüste.


    Einer unserer beiden Wägen in gepackter Form daheim in Bochum. Eigentlich eine Schande, dass beide die Tour nicht überstanden. Die nächste Generation ist aber bereits in Vorbereitung.


    Bei unseren Freunden in Dayr Az Zawr. Wie immer wurden wir einmalig verköstigt.


    In der Stadt shoppten wir noch genügend Wasservorräte - wahrscheinlich ein wenig zuviel. Aber wer konnte wissen, dass es wirklich so "kalt" war.
    Wir nahmen knapp 80 Liter für 3 Personen mit.


    Der Untergrund war weitestgehend sehr gut, bis auf einige größere Geröllfelder, die unseren Wägen leider den Tod brachten.


    Einer unserer ersten Zeltplätze. Das mitgebrachte Zelt war wohl ein wenig die falsche Wahl. Während der abendlichen Regenschauer und Winden - ja, man kann schon fast von Schauern sprechen - riss ein bereits vorhandenes Loch ein wenig weiter auf als geplant. Wir hatten also eher Probleme mit dem Regen und dem Wind als mit der Sonne und der Hitze.


    Eine der zahlreichen, meist sehr freundlichen Begegnungen mit den Einheimischen. Man sollte sich aber darauf einstellen, dass diese Leute nicht wirklich viele Europäer zu sehen bekommen - dementsprechend freundlich bzw. harsch reagieren sie. Wir hatten da so einige Fälle, wo das Gespräch damit anfing, dass wir unsere deutschen Pässe vorzeigten um dem Gegenüber klarzumachen, dass wir keine Spione aus Israel sind.


    Einer der definitiven Lieblings-Beduinen die wir trafen und die uns einluden. Ich habe auf meinen ganzen Reisen in der arabischen Welt selten so einen netten, zuvorkommenden Menschen gesehen, der nichts hatte aber trotzdem alles geteilt hat.


    Aufbruch am frühen Morgen ...


    Wir hatten knapp einen Tag mit einem doch recht heftigen Sandsturm zu kämpfen. Er kam leider genau aus Süd-West, also unserer Gehrichtung. Ich hatte diese Stürme anfangs auch unterschätzt vor allem in der "Schmirgelwirkung". Man ist innerhalb von Minuten komplett mit Sand bedeckt, bis in den letzten Winkel der Socken. Nichtsdestotrotz machten wir uns eher einen Spaß daraus die gegenseitige Verdrecktheit zu diskutieren.


    Thumbs Up im Wüstensturm! Alles halb so tragisch ... ;) Wobei ich echt sagen muss, dass es mir diese Erfahrung wert war - sehr interessant.


    Ich empfehle jedem, der in irgendwelche sandigen Gebiete geht, einen Schal oder ähnliches mitzunehmen. Gerade in solchen Situationen kann es sehr ungemütlich werden, wenn die Nase und der Mund nicht geschützt werden können. Micha, rechts im Bild, band sich seine Thermounterhose um den Kopf - funktioniert auch.






    Eines der größten Probleme ist es anscheinend, dass man die Orientierung verliert. Läuft man ohne modernes GPS oder Kompass usw. wird es also recht schnell schwierig zu navigieren. Wir liefen zu dieser Zeit einer uralten Straße bzw. Weg hinterher, der genau in die geplante Richtung verlief.


    Meetup mit ein Mitarbeitern einer Ölfirma, die in der Gegend Anlagen besaß. Fotografieren war strengstens verboten!!


    Wieder einmal zu Gast bei Beduinen.


    Einer der wundervollen Sonnenuntergänge in der Wüste.


    Nächtlicher Stangenbruch - suboptimal. Wir mussten den Wagen leider zurücklassen da dieser Bruch irreparabel war.








    Zu guter Letzt möchte ich Euch die Komfort-Toiletten unserer Absteige nicht enthalten - was ein Genuß! Eigentlich darf man in diesem Zug nicht erwähnen, dass wir dort die Weihnachtsnacht verbracht haben oder?






    Dafür zum Ende noch ein paar Pics des Krak de Chevalier - sehr empfehlenswertes Ausflugsziel. Die Burg ist wirklich sehr gut erhalten und riesengroß.

    So, das wars mal kurz und knapp soweit. Es wird sicherlich noch ein weiterer Bericht folgen - vielleicht kopier ich ihn auch hier rein. Weitere Bilder, Videos usw wirds dann hoffentlich bald auf www.desert-trekking.com geben.

    Beste Grüße
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 12:53. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • paddel
    Fuchs
    • 25.04.2007
    • 1864
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

    Das sieht ja sehr spannend aus. Freue mich schon auf den ausführlichen Bericht.

    Und vielen Dank für die Badezimmerbilder. WOW!
    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
    vorausgesetzt man hat die Mittel.

    W.Busch

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    • Gast-Avatar

      #3
      AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

      Sandsturm statt Schneestrum wäre auch mal was.

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      • peter-hoehle
        Lebt im Forum
        • 18.01.2008
        • 5175
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

        Schöner Anfang
        Solche Sanitäranlagen,welche diesen Namen nicht
        verdienen gab es auf dem Inka-Trail in Peru auch.
        Da hilft nur:ab in den Wald

        Gruß Peter
        Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
        Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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        • Nammalakuru

          Lebt im Forum
          • 21.03.2003
          • 9352
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

          Sehr schöner Bericht, Domber! Sieht nach ner netten Tour aus. In der doch etwas öden Landschaft sind kulturelle Erlebnisse doch umso mehr wert
          Mit Wüste und regen hatte ich ja kürzlich zumindest mal Berührungspunkte ... ich fands ziemlich überraschend dass das Wasser einfach liegen bleibt. Ein bisschen nass von oben und alles säuft ab - in den Städten war das schon problematisch ... Zumindest für alle die kein 4wd hatten

          kann mittlerweile nachvollziehen, dass es dich dort immer wieder hinzieht. Hat was!

          Nam

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          • Ro
            Erfahren
            • 29.05.2009
            • 194
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

            Zitat von Nammalakuru Beitrag anzeigen
            kann mittlerweile nachvollziehen, dass es dich dort immer wieder hinzieht.
            Um ehrlich zu sein sehe ich persönlich den Reiz einer solchen Tour noch nicht so ganz, verfolge den Bericht aber äußerst gespannt und lass mich gerne bekehren. (Muss gleich mal nach Deinen anderen Berichten suchen.). Syrien als Reiseland interessiert mich auch schon seit langem.

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            • Gast-Avatar

              #7
              AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

              Nun, es ist wie mit allen anderen Touren auch: Man sucht eben das, wo man sich selbst am besten verwirklichen kann - wo man sich wohl fühlt und das erlebt, was man erleben möchte. Für mich war das in den letzten Jahren oftmals die Wüste.

              Ich kanns nur immer wieder wiederholen: Wir Europäer haben grundsätzlich erst einmal eine starke Ablehnung gegenüber der Wüste. Dies liegt aber zu 90% an der Unwissenheit darüber. Wir scheuen sie weil wir sie als nicht belebbaren Lebensraum kennengelernt haben. Für uns ist sie doch primär Ort des Todes und des Untergangs.
              Ganz anders die Bewohner anliegender Gebiete: Diese schätzen die Wüste und respektieren sie ... man hat sozusagen gelernt mit den gegebenen Umständen zu leben. Es ist immer wieder interessant dieses Phänomen zu betrachten.

              @Nam
              Oman steht bei mir auch noch auf der Liste. Mein Kollege war bereits da und hat interessante Dinge erzählt. Ich hoffe wir können uns demnächst mal wieder darüber austauschen.

              @Ro
              Ich weiss nicht in welchen Gefilden Du Dich am liebsten rumtreibst, aber ich kann die Wüste nur empfehlen. Vor allem für Leute die eine gewisse Spiritualität suchen, kann so ein Ort ideal sein. (Dann aber bitte nicht Syrien bzw. nicht die Route die wir nahmen :-))
              Wie oben bereits geschrieben: Primär ist es die Unwissenheit über das Gefilde und die Angst davor ... wer jedoch einmal dort war und vom Fieber infiziert wurde, der wird immer wieder dahin zurückfahren, glaub mir.

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              • Ro
                Erfahren
                • 29.05.2009
                • 194
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                Zitat von Menelaos Beitrag anzeigen
                @Ro
                Ich weiss nicht in welchen Gefilden Du Dich am liebsten rumtreibst, aber ich kann die Wüste nur empfehlen. [...] wer jedoch einmal dort war und vom Fieber infiziert wurde, der wird immer wieder dahin zurückfahren, glaub mir.
                Letztes Jahr habe ich auch mal ein ganz bisschen Wüste geschnuppert, mit dem Fahrrad in Marokko (siehe auch mein Profilbild ). Aber nur ein bisschen am Rand auf ausgetretenen Pfaden, zwei Tage etwa. Das Fahrrad ist in der Wüste natürlich auch nicht ideal als Fortbewegungsmittel. Also geil wars schon in dem begrenzten Rahmen, aber bei mir reichts nicht um mich zu so etwas zu motivieren:



                Aber ich glaub Dir gerne, dass es Dich nicht mehr loslässt. Unabhängig von der Wüste empfinde ich die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in islamischen Ländern generell auch als stark süchtig machend.

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                • Gassan
                  Gesperrt
                  Fuchs
                  • 23.03.2009
                  • 1467
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                  Wow, der Bericht macht definitiv Lust auf mehr.
                  Toller Bericht

                  Hmm wer weiß, vielleicht werde ich meine kleine Tour ausdehnen. Von unserer Klimazone aus eigener Kraft bis in die Wüste, reizt mich schon irgendwie.

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                  • Nammalakuru

                    Lebt im Forum
                    • 21.03.2003
                    • 9352
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                    ... und wie sahen die sanitären Anlagen aus bevor ihr eingezogen seid?

                    Kommentar


                    • wesen
                      Fuchs
                      • 16.02.2005
                      • 2155
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                      Mal wieder was ganz anderes als die weißen Wintertouren. Obwohl ihr auf den Sandsturmbildern auch nicht viel anders ausseht als Hardangerviddawanderer im Whiteout.

                      Ansonsten: Auf euren Bildern sind nur Männer zu sehen.

                      Wie würden die Bilder aussehen, wenn eine Frau dort reiste?

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                        @Gassan
                        Ich habe relativ viele Leute getroffen, die per Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus Mitteleuropa anreisen. Das lässt sich rein visa-technisch auch relativ gut realisieren.

                        @Nam
                        Du weisst doch wie stubenrein ich bin

                        @Wesen
                        Ja, das Reisen mit Frauen in arabischen Ländern ist so eine Sache. Ich selbst habe das noch nicht extensiv betrieben, sondern immer nur kurz aber die Frauen mit denen ich unterwegs war hatten alle selbst genügend Erfahrung in Sachen arabischer Alltag.
                        Ich weiss daher nicht wirklich, wie das Ganze ausgegangen wäre. Unsere Beduinen haben ihre Frauen erstaunlicherweise sehr gut behandelt, als Europäerin solltest Du aber prinzipiell keine wirklichen Probleme bekommen. Also anfassen wird Dich niemand, leidiglich auf eine Menge Blicke kannst Du Dich sicherlich gefasst machen.
                        Alleine würde ich solche Trips nicht machen als Frau ... dazu waren die Leute in der Gegend wirklich ein wenig zu "crazy".

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                        • Ari
                          Alter Hase
                          • 29.08.2006
                          • 2555
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                          Ein sehr interessanter Bericht aus einer Gegend von der man (touristisch) eher selten was hört. Vielen Dank dafür

                          Ich habe mich auch deshalb sehr gefreut, weil ich als Kind ein paar Jahre (4 1/2) dort verbacht habe und z.B. das Krak mehr als einmal auf der Besuchsliste unserer Familie stand.

                          So sah das dort Anfang der Siebziger aus (Dias von meinem Vater):

                          Mich haben damals die Wassergräben sehr beeindruckt:



                          Hinten rechts, das bin ich als Stift.

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                          • Gast-Avatar

                            #14
                            AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                            @Ari
                            Sehr nice ... aber da hat sich nicht viel verändert, das kann ich Dir versichern.

                            Die restlichen Bilder kann man hier einsehen: http://fotos.code-foundation.de/syria2009/

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                            • Dominik

                              Lebt im Forum
                              • 11.10.2001
                              • 9176
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                              Hey Mene,

                              sieht alles sehr spannend aus. Auch der Kontakt zu den Einheimischen ist sehr reizvoll - es muss nicht immer die völlige Einsamkeit sein.

                              Freue mich über den Bericht
                              Grüße aus Bonn
                              Dom
                              Offizieller Ansprechpartner: Naturlagerplätze - Eifel

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                                Ich mag das Foto, ohne Scheixx:

                                Kommentar


                                • yetimensch
                                  Erfahren
                                  • 05.10.2009
                                  • 311
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                                  Mich wundert, dass ihr dort so ohne grössere Probleme durch das Gelände gelaufen seit. Ich hatte letztes Jahr in einem bestimmten Teil von Syrien Full-Service-Betreuung durch die netten "Passport please, Father/ Mother name..."-Mitarbeiter. War echt toll, brauchte nie nach dem Weg oder Verkehrsmittel fragen, ging nur von einem Auto/ Bus in den nächsten . Ob da wohl was in der Wüste versteckt ist...

                                  Das mit der Gastfreundschaft kann ich übrigens nur bestätigen. Einzig in den Touristenzentren (Damaskus, Tadmor, Aleppo...) sollte man sich nichts gefallen lassen, probieren einen teilweise wirklich auf die dummdreiste Methode abzuzocken. Kommt mittlerweile vermutlich auch durch die vielen Sprachtouristen, die ihrerseits auch manchmal die Gastfreundschaft etwas überstrapazieren. Denn man findet dort auch Armut in einer anderen Grössenordnung als bei uns, und von wem sollen sie es sonst holen, als von den relativ wohlhabenden Touristen.

                                  Das beste Kebab gibt es übrigens in Abu Kamal. Wo man als Ausländer aber eher auffällt...
                                  Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Wer keine mehr hat, dem kann auch kein Arzt mehr helfen.

                                  Kommentar


                                  • Gast-Avatar

                                    #18
                                    AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                                    Zitat von yetimensch Beitrag anzeigen
                                    Mich wundert, dass ihr dort so ohne grössere Probleme durch das Gelände gelaufen seit.
                                    Nunja ... ich hab die schwierigen Passagen bisher rausgelassen... die wahre Story werden wir aber wohl eher für uns behalten bzw. teilweise vielleicht in einem kommenden Bericht einbauen.
                                    Tatsächlich war es alles mehr als schwierig dort mit den politischen Umständen. Syrien würde ich daher als Wüstenreiseland NICHT empfehlen.

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                                    • Gast-Avatar

                                      #19
                                      AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                                      Hier nun unser endgültiger Reisebericht. Das ganze bebildert mit weiteren Infos gibts auch noch hier:

                                      http://www.desert-trekking.com/adventures.html#5

                                      Spät in der Nacht auf den 14. Dezember 2009 flogen wir zu dritt aus zwei verschiedenen Städten nach Prag um von dort gemeinsam nach Damaskus zu fliegen. Es sollte die erste größere Tour zu dritt werden.

                                      Ausgerüstet mit Zelt, Schlafsäcken, Isomatten, den beiden Wüstensulkys und Studienunterlagen freuen wir uns auf rund 20 Tage Syrien. Gegen 3:30 Uhr kommen wir in Damaskus INT an und begeben uns von dort auch direkt Richtung Deir ez-Zor im Osten Syriens. Diese Stadt, an den Ufern des Euphrat gelegen, ist heute die wichtigste Region für die Erdölförderung in Syrien. Touristisch gesehen bietet Deir eu-Zor allerdings nicht wirklich viel.

                                      Gegen Mittag kommen wir am Busbahnhof an und werden eher unfreundlich von der lokalen Geheimpolizei begrüsst. Das anschließende Frage-Antwort Spiel ist in dieser Stadt anscheinend üblich, da immer wieder ausländische Reporter als Touristen getarnt, versuchen, über Deir ez-Zor Richtung Irak zu gelangen. Auch wir und der Bekannte, der uns am Bahnhof abholt, werden hartnäckig nach unseren weiteren Absichten befragt. Darüber dass wir nicht regulär in einem Hotel untergebracht waren, sondern bei einem Kollegen von Michael unterkamen, den er aus einer früheren Syrienreise bereits kannte, war der fragende Polizist nicht gerade erfreut. Nach etlichem Hin und Her verließen wir die Busstation um mit einem Taxi rund 20 Km in ein kleineres Dorf zu fahren.

                                      Wir verbrachten den restlichen Tag bei Michaels Freund mit dem Genuss der arabischen Gastfreundschaft. Das Brot, im hauseigenen Ofen hinter dem Haus gebacken, war ein wahrer Genuss. Nach einer geruhsamen Nacht brachen wir am nächsten Tag wieder Richtung Deir ez-Zor auf. Wir wollten an diesem Tag bereits in die Wüste starten und mussten noch einige Besorgungen machen.

                                      In der Stadt stellt sich die Frage der Wasserbesorgung als nicht ganz einfach heraus. Es gab zunächst keinen Laden wo man eben mal 90 Liter Wasser kaufen konnte. Dagegen war der Einkauf von rund 160 Fladenbroten eher einfach zu realisieren. Mit Hilfe einiger Studenten gelang uns aber auch der erfolgreiche Einkauf des benötigten Wassers und gegen Abend konnten wir den Besitzer eines Ladens davon überzeugen, uns für ein kleines Trinkgeld ein paar Kilometer aus der Stadt zu fahren. Die Tour konnte beginnen. Wir waren allerdings bis zur Dämmerung mit dem Aufbau der Sulkies zu Gange so dass an diesem Tag nicht mehr viel Kilometer zu machen waren.

                                      Die ersten 3 Tage verliefen etwas zögerlich, da wir unsere eigentlich geplante Route einige Male ungewollt ändern mussten. Es stellte sich nach und nach heraus, dass der Einstiegspunkt für die Tour nicht gut gewählt war. Wir waren noch viel zu weit nördlich, so dass wir etliche Ölbor-Anlagen, von den Arabern liebevoll Bim-Bam genannt, umgehen bzw. queren mussten. Wir waren alle genervt von der Situation.

                                      Die Situation spitzte sich zu als wir am dritten Tag inmitten der Wüste auf eine riesige Mülldeponie stießen. Mit hohem Stacheldraht umgeben bildete diese ein riesiges, hässliches Hindernis, was es nun galt zu umgehen. Die Stimmung war mehr oder weniger am Tiefpunkt und wurde durch aggressive Begegnungen mit lokalen Beduinen nur noch schlimmer. Zwei Beduinen, die uns mit ihrem Motorrad verfolgten, nahmen uns ohne zu Fragen mehrere Brote ab. Wir wurden nun durch die aggressive Haltung der lokal ansässigen Menschen verunsichert. Bei einem weiteren Treffen wurden wir beschimpft und um ein Haar körperlich angegriffen, da zwei Beduinen dachten, wir wären illegal eingereiste Israelis. Erst das Vorzeigen des deutschen Passes verhinderte Schlimmeres.

                                      Obwohl wir von Anfang an versuchten, den Kontakt zu Menschen so minimal wie möglich zu halten, kam es immer wieder zu solchen Vorkommnissen. Wir vermuten nach wie vor, dass die eigentliche Intention dieser Menschen nicht böse war, sondern dass sie genauso verunsichert waren wie wir und es dadurch zu diesen teilweise bedauerlichen Zusammentreffen kam. Neben den unerfreulichen Vorkommnissen gab es aber auch immer wieder sehr freundliche Treffen wie die folgenden Tage zeigen sollten.

                                      Am 4. Tag weitete sich das Land mehr und mehr und auch der teilweise sehr sandige Untergrund wich härterem Boden. Dies war ein Segen für unsere Sulkies aber auch für unsere Stimmung - wir begannen die Tour zu geniessen. Wir passierten am frühen Abend in respektvollem Abstand eine Beduinensiedlung, als uns ein älterer Herr auf einem alten Fahrrad folgte. Wir wurden nach den standardmässigen Begrüssungsfloskeln von diesem sehr charmant wirkenden Mann gefragt, ob wir nicht die Nacht in seinem Zelt verbringen möchten. Nach kurzer Überlegungszeit entschieden wir uns gegen unseren eigentlichen Plan, irgendwo wieder in der Wüste zu zelten und ergriffen diese Chance auf ein warmes Feuer und etwas schmackhaftes zu Essen. Grund für diese Entscheidung war unter anderem, dass ein Sulky gerade auf dem besten Wege war, den Geist aufzugeben - Stangenbruch, irreparabel!

                                      Im Zelt unseres Gastgebers angekommen, wurden wir von einer Menschentraube mit höchster Gastfreundlichkeit empfangen und fast wie Götter behandelt. Es war eine Wohltat bei diesen freundlichen, zuvorkommenden Menschen Gast zu sein. Obwohl unser Gastgeber nicht viel mehr als ein Zelt und eine kleine Herde Ziegen und Schafe besaß, wurden wir köstlich bekocht. Allerdings hielt das fröhliche Beisammensein nicht lange an. Mit der Ankunft eines Allrad-Jeeps neben dem Zelt kündigte sich die Geheimpolizei an. Die gute Stimmung war umgehend verflogen. Respektlos wurde unser Gastgeber samt Sippschaft des eigenen Zeltes verwiesen und wir waren mit einem Polizisten alleine. In gebrochenem Englisch und mit einem zwanghaften Lächeln auf den Lippen wurden wir nach unseren Pässen und einigen Informationen wie den Vornamen unserer Väter gefragt. Der Polizist notierte all dies mehr oder weniger sauber in ein Michey-Maus Schulheft. Nach weiterem Smalltalk hatte der Spuck aber auch ein Ende und die Polizei verschwand genauso schnell wie sie gekommen war.

                                      Auch wenn die Konversation mit unserem Gastgeber und den Menschen, die aus allen Richtungen auftauchten, schwierig war, hatten wir alle unseren Spaß. Wir merkten, dass in dieser Gegend wohl noch nie ein Tourist wirklich halt gemacht hatte, denn gerade für die Kinder waren wir Menschen von einem anderen Planeten. Europäer! Wir schliefen diese Nacht sehr gut und weich, nachdem wir auf einem riesigen Lager Matratzen nächtigten, die man hinter dem Zelt für uns hergezaubert hatte.

                                      Am nächsten Morgen wurden wir sehr früh geweckt und begaben uns auch kurze Zeit später mit nur noch einem Sulky auf den Weg. Den zweiten Sulky liessen wir inklusive Räder, sonstigem Zubehör und einem unserer Wassersäcke bei unserem Gastvater zurück. Eine der Querverstrebungen war gebrochen dies konnte man ohne Ersatzteile vor Ort nicht mehr reparieren. Bereits während des frühen Mittags begann der Gegenwind stärker zu werden. Mit der Zunahme des Sturms begann die Situation nach und nach unbequem zu werden. Niemand von uns hatte zuvor so einen heftigen Sandsturm erlebt. Obwohl es am Anfang noch interessant zu sein schien, zog ganz plötzlich der Himmel zu und die Sichtweite wurde drastisch eingeschränkt. Wir entschieden uns dennoch weiter zu laufen und gegen Abend ließ der Sturm nach und es klarte wieder auf.

                                      Am sechsten Tag waren es noch rund 100 Kilometer bis Palmyra und wir entschieden uns dafür, einige Kilometer im Gewaltmarsch hinter uns zu bringen. Dies funktionierte auch recht gut, bis wir am Abend rund 40 Km Luftlinie gelaufen waren und die Stange des zweiten Wüstensulkies auch noch brach. Somit war auch unser letzter mobiler Wasserspeicher am Ende und wir mussten auch diesen in der Wüste zurücklassen.

                                      Wir liefen noch einige Kilometer mit dem restlichen Wasser auf dem Rücken, entschieden uns dann aber zu nächtigen und weiter zu überlegen, was wir tun würden. Wir entschieden uns am nächsten Tag wieder nördlich Richtung Straße zu laufen, da die Motivation nun am Tiefpunkt angelangt war und beide mobile Wasserspeicher nicht mehr einsatzfähig waren. Angelangt versuchten wir Richtung Palmyra zu trampen, was uns auch nach ca. 1 Stunde gelang - damit war das Wüstenabenteuer diesmal bereits nach 7 Tagen vorbei, was sich aber nicht als weiter schlimm herausstellte. Syrien bietet eine Menge Sehenswürdigkeiten sowohl für den touristischen Mainstream als auch für den ausgefalleneren Individualtouristen.

                                      Fazit:

                                      Syrien ist, wie alle arabisch geprägten Länder, ein Platz für Abendteuer, 1001-Nacht und einprägsame Erfahrungen. Allerdings werden dem Individualreisenden in den östlichen Gebieten auf Grund der geografischen Nähe zum Brennpunkt Irak einige große Hindernisse in den Weg geschmissen, die das Reisen dort nicht gerade angenehm machen. Es ist dennoch zu empfehlen, von den Mainstream Touristenhochburgen einen Schritt ins Ungewisse zu wagen und die Plätze zu besuchen, die nicht rot markiert auf der Landkarte sind. Wie in unserem Fall wird man dort meistens mit offenen Händen und einer unvergesslichen Gastfreundschaft empfangen.

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                                      • Snorri
                                        Erfahren
                                        • 17.01.2009
                                        • 153
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SY] Syrien - Kultur abseits der Straßen

                                        Echt interessanter Bericht, und tolle Bilder!
                                        Meine Freundin will schon lange mal in die Wüste oder in Wüstenähnliches Gebiet, ich selbst bin mir da immer noch unschlüssig, aber je mehr tolle Berichte ich lese desto mehr reizt es mich auch. Ich würde dir gerne noch einige Fragen stellen:
                                        Auf den Bildern seht ihr immer so locker beladen aus, wo habt ihr das ganze Wasser versteckt?
                                        Welche Länder bzw. Gegenden würdest du für Anfänger empfehlen, ein Land wie Syrien wäre mir nämlich erhlich gesagt zu Unsicher bzw. wegen Irak einfach zuviel Stress.
                                        Diese Sulkys sind die komplett selbstgebaut? Was kostet so ein Teil?

                                        Grüsse

                                        Snorri
                                        Wenn man auf die Stille der Natur horcht, so kriegt man eine wunderschöne Geschichte erzählt

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