[SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

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  • Rhodan76

    Alter Hase
    • 18.04.2009
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    [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: Juni/Juli
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Abisko – Vistasvage – Nikkaloukta - Narvik

    Nachdem in letzter Zeit hier doch so einige Reiseberichte über die Wetterverhältnisse zum Saisonende in Nordschweden zu lesen sind, schiebe ich doch noch einen zum Saisonbeginn ein. Reiseberichte zum Kungsleden gibt es ja schon zur Genüge, aber gerade zu der von uns gegangen Route durch das Vistasvagge konnte ich noch nicht viel lesen….


    Wir, d.h. Karliene und ich hatten uns bereits im Januar nach kurzer Diskussion zur diesjährigen Urlaubsplanung auf Schweden einigen können. Nur ein paar kurze Recherchen später und dank Natides und auch Vincents äußerst amüsanten Reisebericht steht Lappland und der nördl. Kungsleden so gut wie fest. Das ganze scheint ideal für unsere erste größere Trekking-Tour – super Landschaft, Strecke gut markiert und für gut befunden von vielen Mitgliedern hier.

    Also schnell die Flüge gebucht und schon mal Urlaub eingereicht. Nach einer gewissen Ausrüstungs-Inventur steht schnell fest, was in den nächsten Monaten noch angeschafft werden muss. Die Recherche rund um das Thema Kungsleden, die „Planung“ und die Organisation von An- und Abreise und so einige Globetrotter Besuche lassen die folgenden Monate kurzweilig werden….und so rückt der Abreisetag näher...

    27.06.2009
    Den ganzen Samstag haben wir versucht, den Ausrüstungsberg im Flur in unsere 50+10-Liter Rucksäcke zu verfrachten. Das gelingt mir noch besser als Karliene, aber spätestens nach dem Verladen von Essen für die nächsten 8 Tage geht nichts mehr. Entgegen aller guten Ratschläge und des Wollens unsererseits haben es unsere Rucksäcke doch auf ca. 20 kg geschafft – obwohl wir nur das „nötigste“ eingepackt haben. Aber so ist das halt, wenn man in (für einen) unbekannte Gefilde aufbricht – und für alles gerüstet sein will.

    28.06.2009

    Also noch mal schnell eine Mütze schlaf genommen, Sonntag früh um 4 aufgestanden und um halb 6 per Bus-Transfer nach Berlin. Dort empfängt uns tristes Wetter mit 15 Grad – und das mitten im Sommer. Na Prostmahlzeit. Nach (ewigen) 4 Stunden Warten schnell das Gepäck eingecheckt und gebetet, dass das Flughafenpersonal den Benzinkocher für harmlos erachtet Und 14:10 gehts dann endlich los – mit Air-Berlin nach Arlanda. Zum Glück hat uns der Flug-Kapitän schon auf das vorbereitet was uns dort erwartet – nämlich 30 Grad Bodentemperatur bei strahlend blauem Himmel!!

    In der Ankunftshalle warten wir auf unser Gepäck und entfliehen dann dem ungeheuren Trubel schleunigst in Richtung Terminal 5 – aus einem Blog wussten wir, dass dort für mittellose Reisende wie uns wahrhaft traumhafte Übernachtungsmöglichkeiten existieren sollten. Und (gefühlt) einige Kilometer weiter werden wir nicht enttäuscht – Terminal 5 ist eine völlig andere Welt, alles neu, schick, modern – und mit bequemen Sesseln zum übernachten „ausgestattet“.


    Also die Zeit noch etwas totgeschlagen, im praktischerweise vorhandenen McDonalds zu Abend gegessen, die Sessel bezogen – und dann so gut es ging die Nacht über uns hereinbrechen lassen. Stopp. Welche Nacht ? Dank Mitternachtssonne reichte es nur für so etwas wie Dämmerung – zum Glück brachte das wenigstens etwas Abkühlung….

    29.06.2009 Stockholm - Kiruna - Abisko - Abiskojaure
    Dank der Putzkolonne stehen wir nicht ganz so spät auf Nochmal schnell gefrühstückt, die Rucksäcke wieder eingecheckt und halb 11 beginnt das Abenteuer Lappland. Norwegian startet mit uns durch Richtung Kiruna.

    Nach einem wunderschönen Anflug mit Ausblick auf die uns erwartenden Berge legt der Pilot eine sportliche Landung hin – und schon sind wir in Lappland. Und wir können es kaum glauben – es herrschen gefühlt mindestens 25 Grad bei strahlend blauem Himmel. So ist also das Wetter in eisig Lappland – aha. Um der Sache mal vorweg zu greifen – es sollte auch die nächsten 2 Wochen kaum anders werden. In Kiruna noch schnell Sprit und Mückenmittel besorgt und uns von 2 Kölner Mitfliegern verabschiedet, deren Plan es ist von Kiruna aus erstmal zu Fuß nach Nikkaluokta vorzustoßen – querfeldein mittels GPS und Map. Es dämmert ihnen dann zwar noch, dass der kürzeste Weg, den das GPS da errechnet hatte wohl durch Dickicht und über die (sicherlich jetzt sumpfigen) Winterwanderwege führt – aber ich hoffe trotzdem, dass sie gut angekommen sind

    Gut für uns hieß der Startpunkt aber ganz klassisch Abisko – und so geht es mit dem Bus von Kiruna aus noch eine reichliche Stunde dem Startziel entgegen. Die Busfahrt stimmt bei schönstem Wetter auf die Berg- u. Seenwelt Lapplands ein – einfach traumhaft.

    Nach einem kurzen obligatorischen Besuch des Ladens der Fjällstation in Abisko und einem kurzen Kochertest (sicher ist sicher) brechen wir dann doch „schon“ gegen 18:00 Uhr mit dem Durchschreiten des Tores in unser Abenteuer Kungsleden auf ….

    …der Weg ist wie zu erwarten ziemlich ausgetreten und anfangs noch von Birken gesäumt. Anfänglich folgt uns noch eine kleine Gruppe Studenten, die mit Kächer ausgerüstet anscheinend auf Insektenjagd gehen wollen. Doch bald schon lassen wir diese hinter uns und laufen ungestört unserem ersten Tagesziel entgegen – den Hütten bei Abiskojaure. Das Wetter hätte nicht besser sein können, die Landschaft um uns herum traumhaft und der Fluss zeigt sich abwechslungsreich von seiner wilden oder auch ruhigen Seite. Kurz nach dem Start überqueren wir die erste und wenig später die zweite Brücke dieser Etappe, füllen noch schnell unsere Flaschen auf, lassen den einzigen ausgeschilderten Zeltplatz links liegen und gehen weiter.


    Bis Abiskojaure sind es insgesamt 15 km und da Zelten im Nationalparkgebiet verboten ist, müssen wir dort heute noch ankommen. Nun gut, es ist unserer erste Etappe auf unserer ersten großen Tour – und so tun wir uns mit Einschätzen der zurückgelegten Entfernung auf der Karte in Bezug zur Realität etwas schwer. Da hilft auch häufiges Stehenbleiben und Rätseln, wo wir uns laut Karte befinden müssten nicht viel weiter – es kostet nur mehr Zeit Nur gut, dass man sich auf der ersten Etappe absolut nicht verlaufen kann – einfach immer dem Weg folgen, der sich schon bald lichtet und durch offeneres Gelände führt.

    Und so gehen wir weiter und weiter, auch wenn das Rucksackgewicht von 20 kg immer mehr auf unseren Schultern lastet und unserer Füße bald darauf aufmerksam machen, dass die Kombination von Rucksackgewicht und steinigem Weg doch recht anstrengend ist. Und so ziehen sich die Kilometer bis Abiskojaure doch ziemlich in die Länge und uns kommt die Etappe immer mehr wie eine TorTour vor. Aber die Landschaft rundherum entschädigt für alles. Das alles in perfekter Einsamkeit im sanften Sommersonnenabendlicht - um diese Uhrzeit ist kein Mensch außer uns mehr auf dieser Etappe unterwegs.

    Ich schaffe es mich und Karliene trotz allen Wehklagens ( ) vorwärts zu treiben, vorbei an Samihütten, entlang dem sich zum See verbreiternden Abiskojaure und so entdecken wir nach einer gefühlten Ewigkeit in der Ferne doch endlich die Brückenpfeiler der in der Karten verzeichneten Brücke zu den Abiskojaure-Hütten. Die Füße noch mal in die Hand genommen, die Brücke überquert, herausgefunden ob es rechts/links oder obendrüber über den letzen Hügel zu den Hütten geht – und dann sind wir endlich da! Kurz nach 23:00 Uhr haben wir endlich unser Ziel erreicht.

    Die Hüttenwirtin begrüßt uns noch kurz als ihre letzten Gäste für heute bevor sie sodann im Bett verschwindet, ich kann gerade noch eine Cola bestellen, die ich genieße als ob ich seit Wochen am verdursten gewesen wäre. Danach bauen wir schnell das Zelt auf und der Kocher zaubert nach einigen Überredungskünsten bzw. nötigen Düsenwechsel doch noch eine leckere Simpert&Reiter Mahlzeit. Wir genossen noch kurz die herrliche Mitternachtssonne, schauen zufrieden auf unsere Marschleistung zurück, belächeln insgeheim mitleidig alle daheimgebliebene und ziehen uns 00:30 Uhr dann in unsere Schlafsäcke zurück. Ich glaube es dauerte keine Minute bis wir uns und unseren Füßen die verdiente Erholung gönnen und selig schlummern…

    Zuletzt geändert von Rhodan76; 07.07.2012, 12:28. Grund: Mitreisende hinzugefügt

  • Rhodan76

    Alter Hase
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    #2
    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

    30.06.2009 Abiskojaure - Alesjaure/Radujaure

    Wir lasses es früh ruhig angehen und stehen erst nach 9:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein auf. In der Küchenhütte treffen wir auf ein Pärchen, wie sollte es auch anders sein, aus Deutschland, schnell kommen wir ins Gespräch und erfahren, dass es auch ihre erste Tour ist und zumindest der Mann, mit Rücksicht auf seine Frau, unser Rucksackgewicht wohl oder übel noch toppen kann. Ihre erste Etappe gestern war wohl ähnlich strapazenreich. Na gut, nach einem guten Kaffee und dem obligatorischen Müsli packen wir in aller Ruhe unsere Sachen zusammen. Wir verfolgen noch wie der Hubschrauber mit Lebensmittelnachschub neben der Station landet, bezahlen bei der Hüttenwirtin, die uns den guten Rat gibt „…it’s going up the hill today and it will be very warm – fill your bottles on the next bridge, cause it’s the last chance for the following kilometers“. Der Ehemann der Hüttenwirtin stellt noch wissend fest „ … your backpacks seems a little bit heavy“ und dann machen wir uns reichlich spät gegen halb 12 auf den Weg nach Alesjaure.

    20 km liegen vor uns. Nach ein oder zwei Kilometern queren wir die Nationalparkgrenze und erreichen nach kurzer Zeit die erwähnte Brücke. Hier treffen wir das deutsche Pärchen wieder, die es sich unterhalb der Brücke bei dem Wetter gemütlich gemacht haben. Eigentlich haben sie das gleiche Ziel wie wir für heute, aber da noch einige Kilometer und der schwierigste Part für heute – der Aufstieg - vor uns liegen, füllen wir nur unsere Flaschen und nutzen den Elan den wir noch haben, um uns an den Aufstieg zu machen.


    Gleich nach der Brücke geht es einige Meter steil bergan. Dann zieht sich der Weg langgezogen, soweit das Auge reichte, den Berg herauf und rum. Ich kämpfe mich Meter um Meter die Steigung voran und warte ausruhend alle paar hundert Meter auf Karliene, der der Anstieg nicht unbedingt leichter zu fallen scheint als mir. Zurück blickend spannt sich ein schönes Panorama des Abiskojaure-Sees auf. Der Weg ist auch hier ziemlich steinig und ausgetreten, links unter uns spannt sich das Gardenvaggi-Tal auf, in dem unten (unerreichbar) ein Bach rauscht. Wir kämpften uns die folgenden Kilometer den Berg herauf, immer hoffend, dass der Anstieg ja auch mal vorbei sein müsste.

    Nach 3 oder 4 Kilometern erreichen wir ein kleines Rinnsal, das den Weg kreuzt. Wir brauchen nicht lange zu überlegen und beschließen, erstmal eine kleine Mittagspause einzulegen. Wir kühlen unsere Füße im Wasser und testen die mitgenommen Oat-Snacks. Das Urteil fällt nicht unbedingt positiv aus, aber würgen Sie der versprochenen Kalorien wegen trotzdem tapfer herunter, Sie haben wohl nicht das Zeug, unserer Lieblingsspeise zu werden. Wie wir so sitzen, kommt aus der Gegenrichtung ein junges Paar regelrecht (für unsere Verhältnisse) angehetzt. Das Mädel schien dem Verdursten nahe und glücklich endlich wieder auf Wasser gestoßen zu sein. Wir füllen hilfsbereit Ihre Flasche nach – und zisch, schon sind sie wieder unterwegs. Sie haben es anscheinend eilig.

    Auch wir lösen uns schweren Herzens vom angenehm kühlen Nass und machen uns wieder auf den Weg. Wir kommen gut voran, zwar knallte die Sonne von oben, aber es weht ein angenehm kühler Wind. Kurz bevor sich das Hochtal mit Blick auf Ahpparjaure und Radujaure vor uns öffnet kommen wir an einem kleinen traumhaften See vorbei, der zum rasten noch mal kurz einlädt. Damit haben wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe geschafft, und nun geht es wieder, soweit das Auge reicht, gemächlich bergab ins Tal. Wir überquerten den eingezeichneten Rehntierzaun und nutzen die Gunst der Stunde, dass wir an einigen Schneefeldern am Wegesrand vorbeikamen, um uns abzukühlen. Der Weg führte jetzt wieder verstärkt auf Bohlen und durch Gebüsch in einiger Entfernung zum Radujaure entlang.


    So langsam machen sich die Füße wieder bemerkbar und da es auch schon auf 17:00 Uhr zugeht, wird der Plan, heute noch bis zu den Alesjaure Hütten zu kommen, ganz schnell (und ohne große Gewissensbisse) ad akta gelegt. So langsam machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Das ist einfacher als gesagt, denn ringsrum säumen den Weg hüfthohe Sträucher, die sich flächendeckend soweit das Auge reicht auch bis zum See-Ufer erstrecken. Nicht gerade geeignet zum zelten. Also heißt es erstmal weiterziehen und noch 2 bis 3 Kilometer dranhängen – dann kamen wir zu einer auf der Karte eingezeichneten Stelle, wo der Sommerweg mit dem Winterweg zusammenfällt und direkt am Seeufer verläuft.

    Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt - zwischen Weg und Ufer ist ein 2 Meter breiter Streifen mit nur sanfter Vegetation, auf dem genau ein Zelt Platz findet. Der Platz ist phantastisch, mit Ausblick über den See voraus und zurück und dem sanften Rauschen des sich in wenigen hundert Metern befindlichen Zulaufs des Alesjaure in den Radujaure. Wir bauen das Zelt auf, und während Karliene für das Einräumen verantwortlich ist, bereite ich mein Männerspielzeug (Kocher) und dann das Abendbrot für heute – Chili-Concarne- vor. Während wir dabei sind, bekommen wir noch Besuch von einem Wanderer, der die letzten paar Kilometer immer einige hundert Meter vor uns unterwegs gewesen ist, und nun extra zurückgelaufen war, um nachzusehen ob es uns auch gut geht. Sehr fürsorglich. Nachdem wir ihm versichern, dass alles bestens ist, sowie einer kurzen Unterhaltung, macht er sich wieder auf zu seinem Zeltplatz hinter dem nächsten Hügel. Wir genießen unser Abendbrot und die ringsrum in einem Anflug von „Sonnenuntergang“ golden getauchte Landschaft … und verziehen uns dann vor den Mücken zum Schlafen ins Zelt. Karliene versucht sich noch kurz im Tagebuch schreiben….und irgendwann übermannt uns trotzdem es nicht dunkel wird, der Schlaf.
    Zuletzt geändert von Rhodan76; 01.11.2009, 19:12.

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    • Rhodan76

      Alter Hase
      • 18.04.2009
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      #3
      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

      01.07.2009 Alesjaure - Alesjaure Hütten

      Das Wetter hat über Nacht umgeschlagen und so ist es zum Morgen stark bewölkt und zur Abwechslung mal etwas kühler – gut so bleiben die Mücken fern. Wir frühstücken in aller Ruhe , da von der Ferne aber Regen heranzieht, gestaltet sich zumindest der Zeltabbau etwas hektischer.



      Heute stehen nur die restlichen 7 Kilometer bis zu den Alesjaure-Hütten auf dem Programm, so dass alles relativ entspannt werden sollte. Wir machen los und treffen nach dem nächsten Hügel auf den Zeltplatz des Wanderers vom Vortag. Wir schwatzen kurz und dann geht’s weiter. Der drohende Regen hat sich zum Glück in Wohlgefallen aufgelöst, so dass die Regenklamotten im Rucksack bleiben. Kurz darauf kommen wir am Anlegeplatz des Fährboots vorbei, das allerdings seinen Betrieb erst in einer Woche aufnimmt – wir sind dafür zu früh dran. Unterwegs kommen uns noch ein paar junge Schweden entgegen, die wir bei der Gelegenheit gleich mal nach den Verhältnissen am Tjäktja Pass fragen – sie erzählen von hüfthohem Schnee direkt am Pass und raten seitlich davon hochzugehen. Karlienes Begeisterung über soviel Schnee hält sich stark in Grenzen…na gut, jetzt heißt es erstmal weitergehen.

      Wir queren einen ersten Bach, diesmal zum Glück noch via Brett, doch 1 Kilometer weiter heißt es für uns zum ersten mal die Waat-Schuhe rauszuholen. Wir tigern zwar bestimmt 10 Minuten auf und ab um eine Stelle zu finden, wo es auch so geht…aber dafür ist das Wasser einfach zu breit und tief. Also Schuhe schnell aus, waat schuhe an. Und dann durch. Das Wasser ist äußerst erfrischend, aber solange man nicht stehenbleibt – kein Problem. Wir beglückwünschen uns zu unserer ersten bestanden Furt. Und dann geht’s weiter.



      Die Hütten sind schon länger zu sehen, aber trotzdem noch 3 km entfernt. Der Weg wird zusehends schlammiger, aber so kurz vor dem ziel interessiert das niemand. Gegen Mittag treffen wir in Alesjaure ein – die Hüttenwirtin erklärt uns noch, wo man zelten kann und muss sich dann dem Großputz widmen. Wir inspizieren den offiziellen Zeltplatz, können aber dem abschüssigen Gelände mit begrenzten ebenen Zeltmöglichkeiten wenig abgewinnen und entscheiden uns zur kostenfreien Variante über die Brücke am anderen Ufer. Dort findet sich ein lauschiges Plätzchen, wo wir direkt am Fluss unser Zelt aufschlagen können – um es uns dann für den restlichen Tag erstmal gut gehen lassen zu können. Angesichts des stetig schlechter werdenden Wetters keine schlechte Idee. Zur Feier des Tages gibt es heute erstmal Milchreis, bevor es dann gegen Nachmittag anfängt zu regnen. Nicht alle lassen sich vom schlechten Wetter beeindrucken – wir beobachten vom Zelt aus eine athletisch gebaute Frau, die nur mit einem besseren Daypack bewaffnet Richtung Tjäktja aufbricht. Naja jeder wie er’s mag.

      Da Karliene immer noch Bedenken wegen dem Schnee am Tjäktja hat und uns die Zeit auch etwas im nacken sitzt, checke ich gegen Abend schon mal die Lage für unsere Alternativ-Route durch das Vistasvagge ab. Die Hüttenwirtin meint, bis zur Vistas-Hütte kein Problem, ganz unten im Tal könnte es wahrscheinlich noch ziemlich nass sein. Aber da dieses Jahr noch nicht allzu viele Leute diesen Weg gegangen sind, weiß sie auch nichts Näheres. Na gut, ich stapfe durch das schlechte Wetter zurück und erstatte Bericht. Den restlichen Abend wälze ich die Karte vom Vistasvagge und frage mich, welcher Abschnitt denn mit „unten & nass“ gemeint sein könnte. Es kommen so einige Kilometer in Frage. Naja aber da das Vistasvagge seiner Schönheit wegen ein wenig als Geheimtipp gilt und es anscheinend auch in 3 bis 4 Tagen zu schaffen sein sollte, ist die Entscheidung fast gefallen….und so können wir uns beruhigt aufs Ohr hauen.

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      • dingsbums
        Fuchs
        • 17.08.2008
        • 1503
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        #4
        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

        Schöner Bericht, ich freue mich auf mehr!

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        • Andrea77
          Anfänger im Forum
          • 21.02.2009
          • 12
          • Privat

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          #5
          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

          Schöner Bericht, ich freue mich auf mehr!
          Dem schließe ich mich an.
          Bitte schreib schnell weiter!

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          • November
            Freak

            Liebt das Forum
            • 17.11.2006
            • 11083
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            #6
            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

            – sie erzählen von hüfthohem Schnee direkt am Pass
            Bei Karliene wäre das also etwa Brusthöhe gewesen

            So, und nun husch husch ins Vistasvagge.
            Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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            • Karliene
              Feldherrin
              Alter Hase
              • 08.03.2009
              • 3211
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              #7
              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

              Na so ähnlich ......
              "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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              • Prachttaucher
                Freak

                Liebt das Forum
                • 21.01.2008
                • 11905
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                #8
                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                Bin auch gespannt - ich war Ende August im Vistasvagge und fand´s wunderschön. Besonders interessiert mich der letzte Abschnitt und die Mücken dort.

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                • Rhodan76

                  Alter Hase
                  • 18.04.2009
                  • 3033
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                  02.07.2009 Alesjaure - Vistas

                  Beim Blick aus dem Zelt steht man heute gerne auf, im Gegensatz zu gestern empfängt uns strahlender Sonnenschein und ein unglaublich schönes Panorama Richtung Tjäkja. Bei der Aussicht haben wir es beim Frühstück nicht eilig und ignorieren sogar tapfer die heute reichlich vorhandenen Mücken. Der Zeltabbau geht alles andere als schnell vonstatten, aber wir sind ja schließlich auch im Urlaub und nicht auf der Flucht – aber gegen halb 11 ist das dann auch geschafft. Und während alle Welt Richtung Tjäktja zieht, können wir endlich ins Vistasvagge aufbrechen.

                  Der Weg dorthin ist nicht zu übersehen und die Etappe bis zur Vistas-Hütte soll laut Wegweiser 18 km betragen. Angesichts unserer bisherigen Durchschnittskilometerleistung habe ich so meine Zweifel, ob wir das schaffen – aber am Anfang jeder Etappe ist man ja noch voller Elan So geht es also zunächst Richtung Sami-Dorf am Ufer entlang, überraschend versperren uns 2 Bäche den Weg, die aber leicht zu durchwaten sind. Und dann geht es zunächst mal wieder ordentlich bergauf – mist, mein Verständnis von Tal sah eigentlich anders aus. Aber der Anstieg ist überschaubar und je höher wir kommen, desto großartiger wird der rückwärtige Blick über den Alesjaure. Dazu gesellen sich mehrere kleine Seen, die sich unmittelbar auf dem höchsten Punkt des Anstiegs befinden. Sehr hübsch. Vor uns spannt sich der Einstieg zum Tal auf, vom linksseitigen Bergmassiv donnern Wassermassen herunter und füllen einen größeren See, der langsam Richtung Tal abzufließen scheint. Wir gehen weiter, der Weg führt über einige Schneefelder, die irgendwie im Kontrast zu den derzeit vorherrschenden Temperaturen stehen. Aber im Großen und Ganzen ist der Weg unkompliziert zu gehen – bis wir nach 2 oder 3 Kilometern auf das erste größere Geröllfeld stoßen, der Weg führt mitten durch. Hier müssen wir ganz schön aufpassen – ein Fehltritt wäre sicherlich schmerzhaft. Karliene schafft es trotzdem umzuknicken. Zum Glück nichts Schlimmeres passiert. Und so geht’s weiter. Wir kommen an der eingezeichneten Schutzhütte aus Renntierknochen vorbei, ich bezweifle zwar, dass sie im Ernstfall allzu viel Schutz bieten würde.



                  Der Weg führt jetzt durch wiesenartiges Gelände und lässt sich zügig gehen. Kurz bevor wir an die erste auf der Karte eingezeichnete Brücke kommen, eröffnet sich von oben ein grandioser Blick auf das sich vor einem öffnende, langgezogene Tal! Das Vistasvagge ist vegetativ viel grüner als alles bisher gesehene, unten schlängelt sich ein Fluss durch das Tal bis zum Horizont. Irgendwie hat die ganze Szenerie etwas von „Einem Land vor unserer Zeit“, man erwartet unweigerlich, dass irgendwelche Urzeitwesen da unten überlebt haben könnten

                  Wir eilen der Brücke entgegen, es geht noch mal straff einige Höhenmeter runter, und dann sind wir endgültig angekommen unten im Tal. Wir überqueren die Brücke über den tobenden Fluss und wissen sofort, dass genau hier und jetzt gerastet wird. Es ist einfach traumhaft, wie bei herrlichstem Sonnenschein die glasklaren Wassermassen mit ungeheurer Kraft dahintosen. Wir begeben uns zu den Felsen direkt am Fluss und lassen die Füße im eiskalten Wasser baumeln, versuchen uns mal wieder am Oat-Snack und lassen die nächste halbe Stunde die grandiose Landschaft ganz entspannt auf uns einwirken…

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                    Schutzhütte aus Renntierknochen
                    Nein, das sind Birkenstämme
                    Rentierknochen wären etwas klein.
                    Aber ein schöner Bericht...

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                    • Prachttaucher
                      Freak

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                      • 21.01.2008
                      • 11905
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                      Noch mal eine andere Ansicht von den "Knochen". Innen war´s ja leider etwas müllig. Die Stelle an der Brücke zum Schluß fand ich auch absolut super. Es ist einfach toll wenn man so nah an das wilde Wasser ran kommt. Mein Zeltplatz war dort um die Ecke.

                      .
                      Zuletzt geändert von Prachttaucher; 04.11.2009, 08:46.

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                      • Rhodan76

                        Alter Hase
                        • 18.04.2009
                        • 3033
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                        #12
                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                        Zitat von Järven Beitrag anzeigen
                        Nein, das sind Birkenstämme
                        Rentierknochen wären etwas klein...
                        Hehe, jetzt wo du's sagst

                        Zitat von Prachttaucher
                        Mein Zeltplatz war dort um die Ecke...
                        Ein schönes Plätzchen hast du dir da ausgesucht...

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                        • Fjaellraev
                          Freak
                          Liebt das Forum
                          • 21.12.2003
                          • 13981
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                          Kann mich den Vorschreibern nur anschliessen, es ist ein schöner Bericht - Irgendwann schaffe ich es sicher auch mal noch ins Vistasvagge
                          Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                          Der Zeltabbau geht alles andere als schnell vonstatten, aber wir sind ja schließlich auch im Urlaub und nicht auf der Flucht – aber gegen halb 11 ist das dann auch geschafft.
                          Das ist die einzig richtige Einstellung
                          Zitat von Rhodan76 Beitrag anzeigen
                          Wir kommen an der eingezeichneten Schutzhütte aus Renntierknochen vorbei, ich bezweifle zwar, dass sie im Ernstfall allzu viel Schutz bieten würde.
                          Deshalb steht auf der Karte ja auch Förfallen (Verfallen) daneben

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                          • Stephan Kiste

                            Lebt im Forum
                            • 17.01.2006
                            • 6766
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                            Ja, auch ich möchte mich für diesen schönen Bericht und die Fotos bedanken,
                            so kann ich mal die gegend im Sommer sehen.
                            Vistasvage ist schon auf der Wunschliste für nächsten März,
                            vieleicht treffe ich wieder nette Outdoorseitler wie Henning
                            Hast auf jeden Fall Fernweh geweckt!!!!

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                            • Karliene
                              Feldherrin
                              Alter Hase
                              • 08.03.2009
                              • 3211
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                              Im Winter ?????????????
                              "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                              • Stephan Kiste

                                Lebt im Forum
                                • 17.01.2006
                                • 6766
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                                nur im Winter

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                                • Fjaellraev
                                  Freak
                                  Liebt das Forum
                                  • 21.12.2003
                                  • 13981
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                                  Zitat von Karliene Beitrag anzeigen
                                  Im Winter ?????????????
                                  Ja auch da ist es dort schön einfach etwas kälter, dafür muss man nicht waten
                                  Bei mir wird es aber wohl Sommer/Herbst bis ich wieder da rauf kann, dabei möchte ich unbedingt auch wieder im Winter los.

                                  Gruss
                                  Henning
                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                  nur unpassende Kleidung.

                                  Kommentar


                                  • Gast-Avatar

                                    #18
                                    AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                                    Vistasvagge steht bei mir auch auf der Winterliste- war zwar erst im September dort, abe es ist einfach schön...


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                                    • Karliene
                                      Feldherrin
                                      Alter Hase
                                      • 08.03.2009
                                      • 3211
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                                      Es ist auf alle Fälle ein Knaller, von den ganz ganz doofen Geröllfelder mal abgesehen.....
                                      "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                                      • Atze1407
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                                        • 02.07.2009
                                        • 2425
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE] Kungsleden: Abisko - Vistasvagge - Nikkaloukta

                                        Feiner Bericht und schöne Fotos.

                                        Gruss Atze1407
                                        Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                        Abraham Lincoln

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