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Land: Schweden
Reisezeit: August
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hallo zusammen,
da doch einige den Kungsleden gehen wollen, poste ich hier mal unseren Reisebericht von 2007. Kungsleden Abisko-Kvikkjokk.
Viel Spaß
Soweit die Füße tragen (175km)
Vorbereitung
Es ist wieder soweit. Die Urlaubsplanung steht an. Da wir von unserer Radtour in und um Island 2006 sehr begeistert waren und noch immer sind, steht fest, dass wir 2007 wieder eine Tour machen wollen, jedoch nicht mit dem Rad, sondern zu Fuß. Als Ziel steht bald der „West Highland Way“ in Schottland fest. Karten werden gekauft, die Tour wird mal grob geplant.
Doch Anfang 2007 bekomme ich eine E-Mail von Timo ins Geschäft geschickt mit dem Kommentar: „Wie findest du das?“ mit einem Link zu www.kungsleden.de Nachdem ich mir die Seite angeschaut und die tollen Bilder der Landschaft gesehen habe, ist klar: Schottland kann warten. Wir müssen nach Schweden. Wir kaufen neue Karten, durchsuchen das Internet nach Reiseberichten von anderen Trekkern, die den Weg schon gewandert sind und als Pflichtlektüre darf auch „Kungsleden“ aus der Reihe „Der Weg ist das Ziel“ vom Conrad-Stein-Verlag nicht fehlen.
Nach langem Überlegen, was nun daheim bleiben kann und was endgültig mit muss, kommen wir auf ein Baseweight von etwas über 10kg, aber mehr kann nun wirklich nicht aussortiert werden. Natürlich muss das Gepäck sowohl auf Gewicht, also auch auf Volumen vor unserer Tour getestet werden.
Proviant möchten wir für 2-3 Tage mitnehmen, ebenso Soßen und Suppen von zuhause.
Der Flug zum Start des Kungleden, Abisko, ist noch etwas kompliziert. Natürlich gibt es keinen Direktflug. Viele andere Trekker fliegen nach Stockholm und fahren mit dem Nachtzug 17 Stunden nach Jokkmokk und von dort mit dem Bus weiter. Nein Danke, das wollen wir auf keinen Fall. In einem Reisebericht lesen wir dann von der Fluggesellschaft flynordic. Auf deren Homepage www.flynordic.com finden wir sehr günstige Flüge. Wir buchen also einen Flug von Frankfurt/Main nach Stockholm mit der Lufthansa für (bietet den günstigsten Flug an) und von Stockholm einen Anschlussflug mit Flynordic nach Kiruna. Von dort fahren wir dann mit dem Bus nach Abisko.
Nun kann es endlich losgehen.
13.08.07
Anreise
Unser Flug nach Stockholm geht um 7.20Uhr in Frankfurt. Da dies ein Wochentag ist und wir somit keinem unserer Eltern zumuten wollten uns mitten in der Nacht 150km an den Flughafen zu fahren, nehmen wir die S-Bahn um 23.29Uhr nach Karlsruhe. Dort müssen wir 1,5h auf den ICE nach Frankfurt warten. Die Wartezeit verbringen wir bei Kaffee und Pommes bei McDonalds.
14.08.07
Abisko – Abiskojaure 13km
Um 1.34Uhr fährt unser Zug nach Frankfurt los. Ich kann ein bisschen schlafen, Timo leider nicht. 3.37Uhr kommen wir in Frankfurt an. Dort suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen auf einer Bankreihe und versuchen erneut etwas zu schlafen. Dies gelingt uns jedoch nur begrenzt.
Um 6Uhr können wir endlich mit dem Einchecken beginnen. Dies funktioniert in Frankfurt mittlerweile über Quick-Check-Automaten.
Vor dem Aufgeben des Gepäcks stecken wir unsere Rucksäcke zum Schutz in einen Sack. Wenn der Rucksack beschädigt in Stockholm ankommt, können wir gleich wieder nach Hause fliegen.
Wir kommen um 9.34Uhr in Stockholm an und holen gleich unser Gepäck. Es ist alles in Ordnung wobei der Sack schon einige kleine Risse hat. Besser der Sack als der Rucksack. Da wir ja einen weiteren Flug haben, packen wir die Rucksäcke gar nicht erst aus, sondern schultern den Sack und machen uns auf dem Weg zum Abflug-Terminal der Flynordic. Der Weg durch den Stockholmer Flughafen nimmt kein Ende und wir packen die Rucksäcke doch aus, da das Schultern mittlerweile sehr unangenehm ist. Am Schalter ist leider noch niemand und wir reihen uns in die Schlange der Wartenden ein. Um uns ein bisschen die Zeit zu vertreiben, schauen wir uns die anderen Leute an. Dabei fällt uns auf, dass die meisten auf Fjällräven Outdoorhosen gesetzt haben, wie wir übrigens auch und dass die meisten eine Unmenge Gepäck haben. Manche haben ihren riesigen Rucksack bis über Kopf gepackt, andere setzen auf Lastenkraxen, die an sich schon sehr schwer sind.
Um 11.50Uhr hebt die Flynordic dann ab nach Kiruna. Der Flug dauert genauso lang wie der von Frankfurt nach Stockholm. Um 13.20Uhr kommen wir Kiruna bei strahlendem Sonnenschein an. Das Gepäck hat auch keinen Schaden genommen und so sind wir erst einmal erleichtert. (Im letzten Jahr hatten wir vier Stunden damit zugebracht, die beschädigten Räder zu reparieren.)
Der Bus nach Abisko fährt um 14.30Uhr ab und wir kommen um 16Uhr in Kiruna an.
Geplant war, dass wir in Abisko unser Zelt aufschlagen und früh in den Schlafsack kriechen, da wir die Nacht zuvor ja nicht geschlafen haben. Doch angekommen bei der Abisko Touriststation trifft uns fast der Schlag. Es stehen dort zwei riesige Tippies und es wimmelt von Menschen. Klar. Dies ist der Endpunkt des Fjällräven Classic.
So gehen wir in den Shop der Touriststation, kaufen Gas, Brot und Käse und beschließen, doch noch die 13km bis zur ersten Hütte zu wandern. Wir möchten bei der Hütte zelten, da wir von den offiziellen Zeltplätzen in Island sehr begeistert waren. Dort gibt es auf jedem Platz ein Häuschen mit sanitären Einrichtungen. Auf den größeren Plätzen gibt es auch Gemeinschaftsräume und eine Küche.
Also wandern wir von der Abisko Touriststation gegen 16.15 Uhr los, um uns ein schönes Plätzchen weg von dem Trubel zu suchen und etwas zu essen. Neben der Station finden wir den ersten (und vorerst letzten) Wegweiser, der uns den Weg zum Startpunkt, eines Holztores, des Kungsleden zeigt.
Wir machen die ersten Beweisfotos und gehen bei strahlendem Sonnenschein los. Doch von Ruhe und Frieden kann keine Rede sein. Alle paar Meter kommen uns Teilnehmer des Fjällräven Classic entgegen, die uns alle mit einem mehr oder weniger fitten Hej hej grüßen. Direkt an einem großen Fluss finden wir ein schönes Plätzchen, um uns erst einmal zu stärken. Wir essen Käsebrot und testen auch gleich das angeblich saubere Trinkwasser. Und tatsächlich. Das Wasser schmeckt hervorragend. Nicht zu vergleichen mit dem Wasser aus dem Hahn zuhause. Gestärkt und mit Wasser ausgerüstet geht es weiter. Das Wasser brauchen wir auch dringend, da wir vom vielen Grüßen einen ganz ausgetrockneten Mund bekommen. Es ist aber schön zu sehen, wie viele andere „Irre“ es noch gibt. Mit uns ist auch eine Gruppe von fünf jungen Leuten gestartet, wir schätzen sie auf Abiturienten. Da jeder sein eigenes Tempo geht, treffen wir hin und wieder mal einen aus der Gruppe, mit dem wir dann ein Stück zusammen wandern. Auffallend ist, dass sie alle einzeln gehen. Wir sprechen ein Mädchen darauf an und sie meint, dass eben bei ihnen jeder sein eigenes Tempo hat und sie deshalb alleine wandern. Komische Einstellung. Dann brauch ich nicht in einer Gruppe gehen. Wir überholen sie nach einer Weile und wandern wieder zu zweit.
Der Weg führt durch einen Wald, jedoch ist der Wald in Lappland nicht zu vergleichen mit unserem Wald. Die Bäume sind nicht mal annähernd so hoch. Die Landschaft ist jedoch nicht so sehr begeisternd, da man durch die Bäume nicht viel sieht. Ein Stückchen weiter treffen wir den nächsten aus der 5er Gruppe, der schon eifrig am Schwitzen ist. Wir gehen auch mit ihm ein Stück, erfahren, dass sie aus Aschaffenburg kommen und heute auch noch bis zur Abiskojaure möchten. Er seilt sich nach einer Weile ab und rennt in einem irren Tempo davon. Der Weg führt weiter durch einen Wald und auch der Weg an sich wird immer schwerer zu gehen, durch die relativ großen Steine, die einen normalen Gang nicht zulassen. Gegen 20Uhr fängt es an zu nieseln. Um zur Hütte zu kommen, müssen wir noch eine Brücke überqueren, ein Stück an der anderen Flussseite zurück gehen und dann erreichen wir sie. Wir sehen zwei Deutsche, die versuchen ihr Zelt zu stellen, dies aber vorher noch nie getan haben und die Bedienungsanleitung zuhause gelassen haben. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Timo gibt ihnen ein paar Tipps, damit sie heute Nacht nicht im Freien schlafen müssen.
Wir suchen uns ein freies ebenes Plätzchen für unser Zelt, was sich auf dem gut gefüllten Platz jedoch als nicht ganz so einfach herausstellt. Aber schließendlich finden wir eins und bauen unsere Hütte auf.
Wir gehen in die Hütte um zu zahlen. Die Hüttenwartin möchte 40 Kronen (umgerechnet ca. 4,50 Euro) pro Person. Ist ja noch recht günstig, denken wir uns, denn in Island haben wir zwischen 6 und 12 Euro bezahlt. Die Freude über den günstigen Platz schwindet allerdings bald wieder. Ein Päckchen Nudeln in dem kleinen Shop des Platzes kostet zwischen 9 und 12 Euro und den Toiletten (Plumpsklos) kann man sich auf 5m nicht nähern, da sie erbärmlich stinken. Den Gemeinschaftsraum darf man als Camper nur bis 22Uhr benutzen. Und mehr ist hier nicht. Nicht mal Wasser. Wir wissen, dass es hier oben kein fließend Wasser und Strom gibt, trotzdem sind wir von dem Campingplatz enttäuscht. Wir finden das Schild, das zum Trinkwasser zeigt dann auch gleich. Logischerweise holt man Trinkwasser aus einem fließenden Gewässer und waschen tut man sich unterhalb der Trinkwasserstelle, damit jemand, der Trinkwasser holt, nicht das Waschwasser eines anderen bekommt. Wir suchen die Trinkwasserstelle auf und stellen fest, dass dies ein Ententümpel ist. Nee, also daraus trinken geht gar nicht. Timo läuft wieder ein Stück zurück, um an einer anderen Stelle Trinkwasser zu holen. Danach gehen wir uns waschen. Timo wagt es und nimmt ein (kurzes) Bad in dem eiskalten Wasser. Waschen ist kalt, aber gut.
Nach unserer ersten Waschaktion in der freien Natur, gehen wir schlafen. Es ist 20.30Uhr.
15.08.07
Abiskojaure – Alesjaure 20km
Gegen 8Uhr stehen wir auf. Der Himmel ist grau, aber es regnet nicht. Damit kann man leben. Viele der anderen Zelte sind schon verschwunden. Wir setzen uns an einen Holztisch auf dem Platz und kochen Wasser für unser Kaffeemüsli (Kölln Latte Cappuchino Müsli mit Wasser und Jacobs 2 in 1 Kaffee mit Milchpulver). Wir halten ein Schwätzchen mit einem älteren Deutschen, der mit seiner asiatischen Frau unterwegs ist und auch der Renner von gestern ist wieder da. Er arbeitet in einem Outdoorgeschäft und hat die beste Ausrüstung und die meiste Erfahrung von allen. Klar. Einen wasserdichten Schlafsack, einen schweren Trekkingrucksack, Plastikgeschirr, etc. Naja, jeder wie er will.
Gegen 10Uhr haben auch wir unser Zeug wieder zusammengepackt und marschieren los. Das Wetter mag nicht wirklich gut werden, es nieselt sogar noch ein bisschen. Der Weg ist recht einfach zu gehen, keine großen oder steilen Anstiege, jedoch geht der Weg stetig leicht bergauf. Als das Nieseln aufgehört hat, kommt die Sonne raus. Wir entledigen uns unserer Fleece und holen parallel das Mückenmittel hervor. Von anderen Reiseberichten wissen wir, dass es hier sehr viele Mücken hat und auch das normale Autan mit 5% Wirkstoff nicht seinen Zweck erfüllt. Aus diesem Grund haben wir AntiBrumm und Muskol, beide mit 30% Wirkstoff (Deet)dabei. Und es hilft was. Die Mücken bleiben fern.
Wir kommen durch den Abisko Nationalpark, in dem wir einen Rentierzaun umgehen müssen. Gleich nachdem wir die Grenze des Parks überschritten haben, sehen wir ein riesiges blaues Zelt. Dies ist eine Verpflegungsstation des Fjällräven Classic. Echt gigantisch, was alles mit dem Hubschrauber für dieses Event eingeflogen wurde. Wir kommen über eine Hängebrücke, die über einen recht schnell fließenden Fluss führt. Sieht total schön aus, wie das in der Sonne glitzernde Wasser unter meinen Füßen hindurch fließt.
Wir nutzen am anderen Ufer gleich die Gunst der Stunde und füllen unsere Wasserflaschen auf. Anschließend geht der Weg steil nach oben. Mit uns kommen auch einige junge Wanderer. Fast oben angekommen meint eine zu mir: „The air is thinner here. Do you feel it?“ Ich schaue sie ganz verwundert an, gehe zu Timo und schaue auf das GPS. Wir sind auf 572m Höhe. Ja, jetzt merk ich auch wie die Luft dünner wird. Die hat ja echt nen Schaden. Wir sind ja schließlich nicht im Himalaya. Wobei die Aussicht von oben zurück auf den Abiskojávri echt gigantisch ist. Es geht noch etwas weiter nach oben, immer in Etappen. Ich muss mehrmals zurückschauen, da mich der Anblick auf den Abisko-See und das Bergpanorama total fasziniert.
Wir wandern nun auf einem Hochplateau, auf dem uns auch wieder viele Teilnehmer des Fjällräven Classic, zum Teil auch mit Hundebegleitung. Wir wundern uns jedoch, dass diese Wanderer so viel Gepäck dabei haben. Wir hatten uns im Vorfeld auch für diesen Wettbewerb interessiert, haben es dann aber doch für zu gezwungen empfunden. Man bekommt die Nahrung und das Gas gestellt, man muss aber eine vorgegebene Route gehen, da man von Streckenposten kontrolliert wird. Wenn uns außerhalb des Weges etwas gefällt, das wir gerne sehen möchten, wäre das nicht möglich gewesen. Und wir haben schließlich Urlaub. Aus diesen Gründen haben wir uns für die individuelle Tour entschieden. Doch wenn man Essen und das Gas täglich gestellt bekommt, verstanden wir nicht, warum manche so viel Gepäck hatten.
Nachdem wir eine angenehme Strecke auf dem Plateau gewandert sind, geht es wieder leicht abwärts und wir müssen einen Rentierzaun überqueren. Doch gibt es überall Tore.
Links von uns befindet sich ein Berg und rechts von uns das Tal mit einigen Seen, die jedoch durch kleine Bäche miteinander verbunden sind. Nachdem wir das Tor passiert haben, sehen wir rechts oben auf einem Stein die 5er Gruppe vom Vortag. Sie sind mal wieder gerannt und machen nun Mittagspause. Wir gehen noch ein Stück und suchen uns auch einen schönen Platz. Direkt an einem kleinen Bach machen auch wir Rast und kochen uns eine „Schwäbische Flädlesuppe“. Es kommen einige Wanderer vorbei, unter anderem auch Streckenposten des Fjällräven Classic, die lange, quietsch-orange Fähnchen an den Rücksäcken haben. Auch die 5er Gruppe überholt uns wieder. Wir genießen unsere Pause, holen noch Wasser, spülen unseren Topf und brechen auf. Der Weg führt weiterhin an dem Berghang entlang. Die Sonne scheint. Es ist herrlich.
Nach ca. 15km beginnen aber wieder meine Beine unendlich weh zu tun. Kein Wunder. Der Weg führte schon den ganzen Tag über Steine. Steine und nochmals Steine. Wenn es wenigstens Kiesel wären, aber es sind Findlinge. Mal kleiner, mal größer. Wir machen noch ein Päuschen und essen Käsebrot. Ich ziehe erst mal die Schuhe und Socken aus und hänge meine schmerzenden Füße ins Freie. Das tut gut. In der Zeit überholt uns wieder der Renner der 5er Gruppe. Der Weg ist das Ziel und führt nun an einem See entlang. Eine sehr schöne Strecke.
Wir kommen nun an einen weiteren See, der endlich der See ist, an dessen Ende Alesjaure liegt. Wir treffen erneut den Vormann der 5er Gruppe und er schließt sich uns für ein Stück an. Er erzählt uns, dass eigentlich jeder allein läuft, das Pärchen der Gruppe jedoch am Ende läuft, das Mädchen solch eine Tour auch das erste Mal macht und ca. 20kg Gepäck hat. Oje, denken wir. Und dann gleich so eine Strecke. Mir tun ja jetzt schon die Füße weh mit meinen 15kg und ich hatte schon 1-2 Touren gemacht.
Wir kommen an ein Schild, an dem der neue Sommerwanderweg bekannt gegeben wird. An dieser Stelle wartet unser Begleiter lieber auf seine Gruppe. Wir gehen weiter durch ein mooriges Stück Wiese, bei dem wir immer wieder auf den Untergrund achten müssen. Wir kommen an einem Stück Sandstrand an, an dem wir einen Blick über den See werfen. Am anderen Ufer befindet sich eine Sami-Siedlung. Klein aber fein. Noch ein Hügel ist zu überwinden, denn oben befindet sich unser heutiges Tagesziel: Alesjaure. Oben angekommen, hängen wir unsere Rucksäcke an die Waage (in der Abisko Touriststation war zu viel los). Meiner hat 15,25kg, Timos 15kg. Ahhhh.
Warum hat er weniger Gepäck als ich, obwohl er mehr von den allgemeinen Sachen hat? Da man bei der Hütte echt nicht zelten kann, da sie auf einem Stein erbaut wurde und wir zudem nicht mehr direkt bei Hütten übernachten möchten, beschließen wir ein Stückchen weiter zu gehen. Von oben sehen wir direkt am Fluss schon ein Zelt stehen. Es geht über eine Stahlbrücke an das linke Flussufer. Wir gehen an dem anderen Zelt vorbei und finden unseren Zeltplatz einige Meter weiter gegen 18Uhr. Direkt am Flussufer, mit Weg zum Fluss, Feuerstelle und Geweihknochenstück eines Rentiers. Wir stellen unser Zelt und Timo begibt sich auf die Suche nach Wasser. Er ist eine ganze Weile unterwegs, in der Zwischenzeit hänge ich wieder meine Füße an die Luft. Als er zurückkommt, gehen wir uns und einige Klamotten im Fluss waschen. Es ist zwar kalt, aber waschen muss echt sein. Ein bisschen Zivilisation muss schon bleiben. Die Wäsche hängen wir über einen kleinen Strauch, über die Zeltschnüre oder die von Timo gespannte Wäscheleine. Wir fragen uns, wo die 5er Gruppe wohl bleibt. Wohl sind sie in der Hütte untergekommen. Wir kochen uns noch Nudeln mit Soße und verziehen uns ins Zelt. Schlafen ist angesagt.
16.08.07
Alesjaure – Tjäktjapass 19km
Es regnet. Doch dies ist für uns kein Grund einen Tag im Zelt zu verbringen, wie andere das tun. Also: Regenjacken und -hosen an und ab ins Freie. Wir haben von Anfang an unsere ganze Ausrüstung in Ultra Sil Bags (silikonisierte und damit wasserdichte Säcke mit Rollverschluss) verpackt, da die Rucksäcke nicht wasserdicht sind. Nass werden tut also weder die Ausrüstung noch wir.
Gegen 9.30Uhr haben wir alles gepackt und wandern los. Weit und breit ist niemand zu sehen. Der Weg geht leicht bergauf und wir begegnen auch den ersten Rentieren, sonst jedoch niemandem. Nachts bin ich mal aufgewacht, weil eins der Tiere eine Glocke um den Hals hat und irgendwo in der Nähe unseres Zeltes vorbeigelaufen ist. Da das Frühstück wegen des Regens heut morgen ausgefallen ist, machen wir nach etwa 10km hinter einem großen Findling auf einer Bank kurz Halt, um einen OatSnack zu essen. Das sind spezielle Müsliriegel, die enorm viele Kalorien haben. Nach so einem Teil ist man erst mal satt und wir haben sie aus diesem Grund dabei. Als Notration sozusagen. Als wir da sitzen, kommt auch das Paar, das wir in Abiskojaure getroffen und heute auch schon überholt haben. Es ist ein seltsames Paar, er ca. 1,90m groß und deutsch und sie ca. 1,50m und asiatisch. Sie ist wohl die treibende Kraft, da sie immer weiter möchte und er immer hinter ihr her geht. Lang bleiben wir auf dem Bänkchen aber nicht sitzen, da es kalt wird und der Regen noch immer nicht aufgehört hat. Der Weg führt uns über eine Hängebrücke, die über einen reißenden Fluss mit Wasserfall geht. Schöne Aussicht nach unten, wobei ich der Brücke nicht ganz traue. Sie schaukelt schon ziemlich. Es geht aber alles gut und wir kommen heil auf der anderen Seite an.
Der Weg führt nun weiter durch das Hochland Schwedens und wieder abwärts. Hier lernen wir auch die Folgen des Regens kennen: die Flüsse sind angestiegen. Da diese Flüsse eigentlich kleine Bäche sind, durch die man hindurchwaten kann, gibt es keine Brücken, doch durch den Regen sind sie nun tief geworden. Wir gehen an den Bächen entlang und suchen nach einer geeigneten Stelle zum überqueren. Ein falscher Tritt und man liegt im Wasser. Nein Danke. Dann lieber etwas länger suchen. Einfacher wäre natürlich das Anziehen der Sandalen gewesen. Die ersten paar Bäche lassen sich recht gut und trockenen Fußes durchwaten oder überspringen. Jedoch kommen wir dann an einen sehr breiten Bach, den wir einen Kilometer nach oben gehen, um eine geeignete Stelle zu finden. Mittlerweile haben sich auch zwei Schwedinnen (wie wir später erfahren) zu uns gesellt, die ebenfalls über den Bach möchten. „There is no bridge. How can this be?!!!“ („Es gibt keine Brücke, wie kann das sein?“) Timo und ich schauen uns an und fangen an zu lachen. Wieso sollte jemand in der schwedischen Pampa eine Brücke über einen normalerweise nicht vorhandenen Bach bauen? Dieser Satz der Schwedin wird auf unserer restlichen Wanderung zum „Running-gag“.
Nach fast einer Stunde haben wir den Bach fast überquert. Da er sehr breit ist, ist die erste geeignete Stelle nicht immer die beste, denn wenn man von der „Insel“ im Bach dann nicht weiter kann, muss man wieder zurück. Darum dauert es seine Zeit. Die Schwedinnen gehen uns hinterher und vor dem letzten Sprung auf die andere Seite wird es noch mal happig. Die Stelle ist recht breit, doch Timo und ich kommen mit trockenen Schuhen auf der anderen Seite an. Die Schwedinnen jedoch möchten diese Stelle nicht nehmen und wir sehen sie durchs Wasser waten. Sie haben jetzt mit Sicherheit nasse Füße. In der Zwischenzeit hat es aber aufgehört zu regnen. Endlich. Sogar die Sonne scheint. Da wir ein ganzes Stück den Bach entlang gewandert sind, müssen wir erst einmal wieder den eigentlichen Weg finden und gehen querfeldein zurück, orientiert an den roten Kreuzen, die den Winterweg markieren. Hier sind der Sommer- und Winterweg gleich. Wir legen eine kurze Pause ein. Es regnet ja auch nicht mehr. Der vor uns liegende Weg führt relativ steil nach oben zur Tjäktjahütte. Die Schwedinnen und auch dass seltsame Paar sind schon auf dem Weg nach oben. Wir nehmen es in Angriff. Die Steigung an sich ist ganz gut zu bewältigen. Doch dann hören wir ein Geräusch, das zumindest mir die Nackenhaare stellt: Wasser. Nicht schon wieder furten. Das kostet so viel Zeit und ich hab immer die Panik, dass ich auf den Steinen ausrutsche und komplett im Wasser lieg. Das würde mir grad noch fehlen. Und tatsächlich. Es ist wieder furten angesagt. Doch dies ist kein Bach sondern ein sehr breiter schnell fließender Fluss. Hier muss man beim durchqueren nicht nur auf eine seichte Stelle achten, sondern auch auf die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Den ersten Teil können wir gut bewältigen, doch das letzte Stück lässt sich nicht mit Wanderschuhen machen. So packen wir unsere Sandalen aus und Timo testet die Stelle.
Sie ist ok. Er holt erst seinen, dann meinen Rucksack auf die andere Seite und dann wage ich mich ins Wasser. Igitt, ist das kalt. Auf der anderen Seite angekommen, ziehen wir die Wanderschuhe wieder an (die Füße sind nun total warm von dem kalten Wasser), hängen die nassen Sandalen außen an den Rucksack und gehen weiter. Wir fragen uns jedoch, wie die anderen den Fluss so schnell überquert haben, denn es ist weit und breit niemand mehr zu sehen. Es nieselt wieder. So beschließen wir in der Tjäktjahütte eine Pause zu machen. Dazu müssen wir auf die andere Seite des Wasserfalls, der sich vor uns auftut, aber hier gibt es eine Brücke.
An der Hütte angekommen werden wir von der Hüttenwartin begrüßt, die ein bisschen deutsch spricht. Sie verlangt 40 Kronen (ca. 4,50 Euro) pro Person, damit wir für zwei Stunden in der Hütte sein und kochen dürfen. Der Ofen, der in der Hütte steht, ist bei meiner nassen Hose nicht zu bezahlen. Wir kochen Nudeln und Spargelsoße. Das Wasser muss draußen geholt werden. Es stehen 2 große Eimer voll Wasser da und wir bedienen uns. In der Zwischenzeit sind auch die Schwedinnen in der Küche eingetroffen. Sie haben sich in der Hütte eingemietet und laufen in Birkenstock herum. Sie sind mit den Wanderschuhen durch die Flüsse gewatet und diese sind nun nass. Ich hatte in Island einmal Wasser in den Wanderschuhen und sie haben über 24 Stunden zum Trocknen gebraucht. Das kann ich mir hier echt nicht leisten. Ein weiteres junges Paar sitzt noch in der Küche. Deutsche. Er hat auch nasse Schuhe und versucht die Schuhe und Wollsocken am Ofen zu trocknen. Das könnte länger dauern. Sie möchten heute aber auch noch weiter und legen in der Hütte eine Pause ein. Auch das seltsame Paar erscheint in der Küche. Sie werden die Nacht auch hier verbringen.
Wir trinken noch einen Espresso und schultern gegen 17.30Uhr unsere Rucksäcke. Weiter geht’s. Bei der Hütte das Zelt aufschlagen kommt nicht in Frage. Zudem gibt es auch keinen geeigneten Platz. Jedoch wissen wir, dass vor uns noch der Tjäktjapass mit einer Höhe von 1400m liegt. Könnte noch anstrengend werden, aber wir wollen es trotzdem machen.
Das deutsche Paar verlässt kurz vor uns die Hütte. Es regnet wieder und sie haben keine Regensachen dabei.
Der Weg geht noch ein Stück bergauf und dann kommen wir durch eine Steinwüste. Sie besteht aus Findlingen unterschiedlicher Größe, durch und über die wir unseren Weg suchen müssen. Jedoch ist er durch Steinmännchen oder –tore gekennzeichnet. Es ist beschwerlich und wir kommen nur sehr langsam voran. Wir treffen wieder auf zwei Deutsche, die uns entgegenkommen und von denen wir wissen, dass auf dem Gipfel des Tjäktjapasses eine Wetterschutzhütte mit Ofen steht. Am Ende der Steinwüste geht es dann bergauf, aber mit Sicherheit keine 900m. Da wir den ganzen Tag bergauf gegangen sind, haben wir die meisten Höhenmeter des Passes bereits hinter uns und bis zum Gipfel sind es nur noch wenige Meter. Wir schauen uns die Hütte an und vermuten, dass das deutsche Paar ohne Regenkleidung darin Quartier bezogen hat, aber dem ist nicht so. Nach dem Pass geht es steil abwärts und wir beschließen unten unser Zelt aufzubauen. Auf halber Höhe sehen wir, wie das Paar sein Zelt auf einer Grasnabe aufbaut. Wir gehen noch weiter abwärts und gelangen dann in ein Tal. Rechts und link ragen Berge auf. Sieht toll aus. Da durch den Regen alles nass und matschig ist, erweist sich die Zeltplatzsuche als schwierig. Wir wählen einen kleinen Hügel aus Moos aus, der zwar nicht ideal ist, aber wenigstens nicht unter Wasser steht. Wir bauen gegen 20.30Uhr das Zelt auf und da fängt es auch schon wieder an zu regnen. Wir verkriechen uns ins Zelt und lassen es für heute gut sein.
17.08.07
Tjäktjapass – Singi 22km
Als wir aufwachen, hat sich zwar das Wetter nicht unbedingt gebessert, aber es regnet zumindest nicht mehr. Jedoch hängen direkt über unserem Zelt dicke Wolken.
Den Gipfel des Passes hinter uns können wir nicht sehen, ebenso wenig das Pärchen, das in der Grasmulde das Zelt aufgebaut hat. Sie sind völlig in den Wolken verschwunden. Aber dafür sehen wir was anderes: andere Zelte. Eins steht direkt vor uns auf dem nächsten Hügel, aber wir sehen es auch nur, weil ein Mann davor steht. Das Zelt steht mitten auf dem Hügel und hat die gleiche Farbe wie dieser, sodass es perfekt angepasst ist. Irre.
Gegen 8.30Uhr haben wir zusammengepackt und marschieren los. Vor uns liegt ein ewig langes Tal, wobei wir nicht sagen können, ob wir in zwei Stunden oder zwei Tagen an dessen Ende ankommen werden. Der ganze Weg ist matschig und mit Wasser unterlaufen, sodass wir echt schauen müssen, wo wir hin treten. Auch das Furten bleibt uns nicht erspart, jedoch sind die Bäche nicht so tief wie gestern. Allerdings sind wir froh, dass wir so früh losgegangen sind, denn wer weiß, wie diese Bäche in zwei Stunden aussehen. Der Weg geht immer geradeaus, mal hoch, mal runter und von jedem Hügel aus sehen wir vor uns eine neue mit Seen durchzogene grüne Landschaft ohne Bäume, durch die wir hindurchwandern. Tiere gibt es hier wenige. Einige Möwenkinder laufen schreiend durch das Gras, aber sonst lässt sich nichts blicken.
Gegen 12.30Uhr und nach 10km erreichen wir die Sälkahütte. Sie ist eingezäunt von Bächen und nur über eine kleine Holzbrücke erreichbar. „There is a bridge. How can this be?!“ Wir kaufen ein Päckchen Tortellini, sowie Cookies und Schokolade. Ein paar Meter von der Hütte entfernt finden wir ein schönes Plätzchen direkt an einem Fluss. Wir bauen den Kocher auf und kochen Wasser für unsere Tortellini. Kaum sind die Nudeln im Wasser fängt es an zu regnen. Wir schaffen es gerade noch unsere Regensachen anzuziehen, da fängt es an zu hageln. Nun sind die Tortellini wieder kalt. Super. Wir essen schnell fertig und als wir fertig sind, hört es schlagartig auf zu regnen. Schlechtes Timing. Wir packen zusammen und wandern weiter. Der Weg ist nicht wirklich toll, liegt aber wohl hauptsächlich an dem Einheitsgrau und Regen. Wir machen eine kurze Pause und hier überholt uns dann das in den Wolken verschwundene Paar. Wir schließen uns eine Weile an, aber ihr Tempo kann ich nicht mithalten. Wir passieren einen Rentierzaun und danach verabschieden wir uns von den beiden.
An der nächsten Wetterschutzhütte sehen wir durchs Fenster das Paar sitzen und Mittag machen. Sie hatten uns erzählt, dass sie sich diese Hütte für ihre Pause ausgesucht haben, jedoch sind wir überrascht, dass sie noch da sind. Gegen 18.30Uhr erreichen wir unser Tagesziel. Singi. Die Hütte hier ist der Punkt, an dem man dem Kungsleden auch nach Osten bis nach Nikkaluokta gehen kann. Was wohl die meisten Trekker machen.
Wir suchen uns nach der Hütte ein Plätzchen um das Zelt zu stellen, wobei das gar nicht so einfach ist. Der Boden ist uneben und moorig. Am Ende finden wir aber noch eine einigermaßen gerade und trockene Stelle und bauen das Zelt auf. Auch Essen gibt es. Nudeln natürlich. Da uns die Stechmücken entdeckt haben, flüchten wir ins Zelt und kuscheln in die Schlafsäcke.
18.08.07
Singi – Teusajaure 24km
Um 9.30Uhr nach einem Kaffeemüsli und Zusammenpacken der Ausrüstung wandern wir weiter. Es regnet nicht mehr seit gestern Nachmittag. Zum Glück. Wir sehen sogar eine lang vermisste Bekannte wieder: die Sonne. Und es wird richtig warm.
So sieht die Landschaft um einiges besser aus. Der Weg ist heute flach, mit wenigen Steinen und führt an einem Fluss vorbei, der und in einem tollen Dunkelblau entgegen fließt. Auf der anderen Seite des Flusses erhebt sich eine Bergkette. Ein wunderschöner Anblick. Wir wandern und wandern und merken gar nicht, wie weit wir schon gekommen sind. Es kommen uns auf dem Weg relativ wenige Leute entgegen. Seit Singi sind wir mehr oder weniger alleine, da die meisten Leute wohl doch den kürzeren Weg gehen. Am Wegesrand sehen wir ein komisches Gebilde aus Holz und Moos und Flechten, sieht aus wie ein Tipi ohne Plane. Jedoch funktioniert das Gebilde trotzdem als Wind und Wetterschutz. Beeindruckend was die Einheimischen so alles machen.
Gegen 12.30Uhr machen wir direkt am Fluss Mittagspause. Heute gibt es zur Abwechslung mal Kartoffelpü. Dazu mische ich das Pulver des Pürees mit einer Lachs-Spinat-Suppe und rühre es in heißes Wasser ein. Schmeckt hervorragend. Pü mit Lachs Geschmack. Nach dem Essen spüle ich in einem kleinen Bach ab und wir packen unser Zeug zusammen. Bevor wir jedoch unsere Rucksäcke schließen, kommt hinter der Bergkette eine schwarze Regenwolke hervor. Timo stoppt die Zeit und wir schaffen es gerade noch unser Regenzeug anzuziehen, als es auch schon losgeht. 4,5 min vom Erblicken der Wolke bis zum Regen. Allerdings hört es genauso schnell wieder auf zu regnen wie es angefangen hat und die Sonne scheint wieder. Der Weg führt uns über einen Berg, dann über eine Hängebrücke, die über einem Wasserfall gespannt ist und weiter durch Wald. Wald? Wir sind wohl unter die Baumgrenze von 700m abgestiegen und gehen nun durch Wald. Aber der Waldweg ist rutschig und sehr schmal. Links von uns blicken wir in eine Schlucht, deren Felswände steil nach unten führen. Im Tal fließt ein türkisfarbener Fluss, der uns an die Donau erinnert. Auf dem Weg sehen wir mal wieder so komische Fäkalien oder auch Scheiße von irgendeinem Tier. Timo meint, es seien Murmeltiere. Muss dann bei der Menge wohl der Gruppenkackplatz sein. Aber ist ja möglich.
Wir kommen an der Kaitumjaure an und beschließen eine Pause einzulegen. Wir gehen in den kleinen Shop und kaufen uns Cookies, Schokolade und ich ein Fanta, setzen uns auf die Holzstufen und beobachten das Treiben auf dem Platz. Es gibt einen einzigen Zeltplatz, auf den max. 3 Zelte passen. Da jedoch die intelligente Truppe ihr Zelt mitten auf dem Plätzchen aufbaut, wird wohl niemand mehr hier zelten können. Wir möchten hier eh nicht bleiben und wandern nach kurzer Pause weiter. Es geht über eine Hängebrücke in einen Nationalpark, den wir nur mit akrobatischer Höchstleistung betreten können, da die Stämme, die eigentlich zur Seite geschoben sein sollten, dies nicht sind. Allerdings ist das das kleinste Übel, wie wir feststellen müssen, nachdem wir ein paar Meter in dem Park gekraxelt sind. Der Weg ist kein Weg sondern besteht aus auf- und nebeneinander geschichteten großen Steinen. Nach einer Weile steigt der Weg erst steil an, wird wieder etwas flacher, geht aber dennoch stetig bergauf und geht hoch bis auf 950m. Wieder über die Baumgrenze hinaus. Aber auch nur, um dann steil abwärts bis auf ca. 500m zu fallen. Der Weg ist zwar anstrengend, führt aber direkt an einem Wasserfall entlang, der uns von oben bis unten begleitet. Unten angekommen stehen wir an der Teusajaure und es kommt auch sofort ein Same aus der Hütte. Er fragt uns, ob wir übernachten möchten, denn er fahre erst am nächsten Morgen um 9Uhr mit dem Motorboot auf die andere Seite des vor uns liegenden Sees. Wir können aber auch selbst rudern. Von dieser Idee ist Timo völlig begeistert. Ok, es bleibt uns keine andere Wahl, denn in der Hütte übernachten möchten wir auf keinen Fall und zelten ist nicht möglich. Wir legen Schwimmwesten an und lassen das Ruderboot zu Wasser. Als wir losrudern sagt Timo mir, dass er das noch nie gemacht hätte und sogar dafür bezahlt hätte. Na super. Ich muss lotsen. Das Wetter wird windig und auch der See wird etwas unruhiger. Auch das noch. Ich würde am liebsten umkehren. Aber es gibt kein zurück. Einmal laufen wir beinahe auf Grund und das mitten auf dem See. Ich sehe uns echt im Wasser liegen bei dem Wetter und meinem „erfahrenen“ Kapitän. Aber es geht gut und wir kommen nach einer halben Stunde und ca. 1km rudern auf der anderen Seite des Sees an.
Laut Karte soll hier eine Wetterschutzhütte sein, die wir gerne zum Kochen nutzen möchten. Das Wetter ist gut, aber windig und da ist ein windgeschützter Platz zum Essen sehr angenehm und auch gas-sparend. Wir finden die Hütte schnell, auch zelten ist möglich. Wir wollen gerade in die Hütte gehen, als uns eine blonde junge Frau aus der Hütte entgegenkommt und uns in Englisch fragt, woher wir kommen. Timo antwortet: „from Germany“. Sie meint dann „ich auch, also können wir deutsch reden“. Timo und ich suchen und zuerst einen geeigneten Zeltplatz, stellen unser Zelt und gehen dann in die Hütte zum Kochen. Die Blonde gesellt sich dazu und wir kommen ins Gespräch. Sie heißt Lisa (wie wir Tage später von anderen erfahren, die sie auch getroffen hatten), kommt aus Hamburg, studiert und ist 2 Monate allein in Lappland unterwegs. Während wir essen, schreibt sie in ihr Tagebuch über den heutigen Tag. Da ich uns Swiss Miss koche, beschließt sie, sich auch einen Kakao zu machen. Sie holt ihren Kocher, den sie sich von ihrer Mutter geliehen, aber noch nie ausprobiert hat, da sie bisher immer in den Hütten die Gasherde mitbenutzt hat. Dies sei auch ihr erster Tag, an dem sie nicht bei einer Hütte zeltet, sondern „wild“ und sie ist total begeistert. Sie hat sich auch extra ein rotes Zelt gekauft, dass man sie mit dem Hubschrauber von oben auch sieht, sollte ihr etwas passieren. Mittlerweile hat sich auch noch ein Schwede zu uns gesellt, mit dem Lisa wohl schon eine Weile wandert. Er hat eine Unmenge Gepäck, aber alles dabei. Lisa holt ihre 24 Sturmstreichhölzer, die sie extra gekauft hat, da diese auch bei Wind und Regen brennen und schüttet Spiritus in das Schälchen ihres Kochers. Mit dem ersten Streichholz geht gar nichts. Timo wärmt ihr dann das Schälchen mit den Händen etwas an. Danach zündet er ihn mit seinem Feuerzeug an. Da Lisa jedoch den Spiritus auf dem ganzen kleinen Holztisch verteilt hat, gibt es erst einmal eine große Flamme, dass wir schon Angst bekommen, sie fackelt die ganze Bude ab. Dann nimmt sie die Vorheizkralle des Trangia-Kochers und stellt ihren Topf darauf, um Wasser für ihren Kakao zu wärmen. Sie hat von dem Kocher nur diese beiden Teile dabei. Als ihr Wasser heiß ist, möchte sie die Spiritusflamme wieder löschen, doch nur womit? Die Flamme schießt in die Höhe und der Schwede, der den ganzen Trangia-Kocher und somit auch den Deckel für das Schälchen dabei hat, reagiert sofort und wirft seinen Deckel auf Lisas Schälchen. Das Feuer ist aus. Puh. Eigentlich wollte sie diese Kocher in ihrem Zelt nutzen. Na prima. Die Bude wäre ihr mit Sicherheit abgefackelt.
Wir verabschieden uns nach diesem Erlebnis und gehen uns und ein paar Klamotten waschen. Der Schwede hatte Timo vorher gezeigt, wie man trockenen Fußes an den Bach kommt, da überall Feuchtwiese ist. Wieder zurück oben beim Zelt hängen wir die Klamotten auf die Bäume um uns herum und liegen in die Schlafsäcke. Uns fällt auf, dass es mittlerweile dunkel wird. Es scheint hier wohl doch Ende August Herbst und somit nachts wieder dunkel zu werden.
Reisezeit: August
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hallo zusammen,
da doch einige den Kungsleden gehen wollen, poste ich hier mal unseren Reisebericht von 2007. Kungsleden Abisko-Kvikkjokk.
Viel Spaß
Soweit die Füße tragen (175km)
Vorbereitung
Es ist wieder soweit. Die Urlaubsplanung steht an. Da wir von unserer Radtour in und um Island 2006 sehr begeistert waren und noch immer sind, steht fest, dass wir 2007 wieder eine Tour machen wollen, jedoch nicht mit dem Rad, sondern zu Fuß. Als Ziel steht bald der „West Highland Way“ in Schottland fest. Karten werden gekauft, die Tour wird mal grob geplant.
Doch Anfang 2007 bekomme ich eine E-Mail von Timo ins Geschäft geschickt mit dem Kommentar: „Wie findest du das?“ mit einem Link zu www.kungsleden.de Nachdem ich mir die Seite angeschaut und die tollen Bilder der Landschaft gesehen habe, ist klar: Schottland kann warten. Wir müssen nach Schweden. Wir kaufen neue Karten, durchsuchen das Internet nach Reiseberichten von anderen Trekkern, die den Weg schon gewandert sind und als Pflichtlektüre darf auch „Kungsleden“ aus der Reihe „Der Weg ist das Ziel“ vom Conrad-Stein-Verlag nicht fehlen.
Nach langem Überlegen, was nun daheim bleiben kann und was endgültig mit muss, kommen wir auf ein Baseweight von etwas über 10kg, aber mehr kann nun wirklich nicht aussortiert werden. Natürlich muss das Gepäck sowohl auf Gewicht, also auch auf Volumen vor unserer Tour getestet werden.
Proviant möchten wir für 2-3 Tage mitnehmen, ebenso Soßen und Suppen von zuhause.
Der Flug zum Start des Kungleden, Abisko, ist noch etwas kompliziert. Natürlich gibt es keinen Direktflug. Viele andere Trekker fliegen nach Stockholm und fahren mit dem Nachtzug 17 Stunden nach Jokkmokk und von dort mit dem Bus weiter. Nein Danke, das wollen wir auf keinen Fall. In einem Reisebericht lesen wir dann von der Fluggesellschaft flynordic. Auf deren Homepage www.flynordic.com finden wir sehr günstige Flüge. Wir buchen also einen Flug von Frankfurt/Main nach Stockholm mit der Lufthansa für (bietet den günstigsten Flug an) und von Stockholm einen Anschlussflug mit Flynordic nach Kiruna. Von dort fahren wir dann mit dem Bus nach Abisko.
Nun kann es endlich losgehen.
13.08.07
Anreise
Unser Flug nach Stockholm geht um 7.20Uhr in Frankfurt. Da dies ein Wochentag ist und wir somit keinem unserer Eltern zumuten wollten uns mitten in der Nacht 150km an den Flughafen zu fahren, nehmen wir die S-Bahn um 23.29Uhr nach Karlsruhe. Dort müssen wir 1,5h auf den ICE nach Frankfurt warten. Die Wartezeit verbringen wir bei Kaffee und Pommes bei McDonalds.
14.08.07
Abisko – Abiskojaure 13km
Um 1.34Uhr fährt unser Zug nach Frankfurt los. Ich kann ein bisschen schlafen, Timo leider nicht. 3.37Uhr kommen wir in Frankfurt an. Dort suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen auf einer Bankreihe und versuchen erneut etwas zu schlafen. Dies gelingt uns jedoch nur begrenzt.
Um 6Uhr können wir endlich mit dem Einchecken beginnen. Dies funktioniert in Frankfurt mittlerweile über Quick-Check-Automaten.
Vor dem Aufgeben des Gepäcks stecken wir unsere Rucksäcke zum Schutz in einen Sack. Wenn der Rucksack beschädigt in Stockholm ankommt, können wir gleich wieder nach Hause fliegen.
Wir kommen um 9.34Uhr in Stockholm an und holen gleich unser Gepäck. Es ist alles in Ordnung wobei der Sack schon einige kleine Risse hat. Besser der Sack als der Rucksack. Da wir ja einen weiteren Flug haben, packen wir die Rucksäcke gar nicht erst aus, sondern schultern den Sack und machen uns auf dem Weg zum Abflug-Terminal der Flynordic. Der Weg durch den Stockholmer Flughafen nimmt kein Ende und wir packen die Rucksäcke doch aus, da das Schultern mittlerweile sehr unangenehm ist. Am Schalter ist leider noch niemand und wir reihen uns in die Schlange der Wartenden ein. Um uns ein bisschen die Zeit zu vertreiben, schauen wir uns die anderen Leute an. Dabei fällt uns auf, dass die meisten auf Fjällräven Outdoorhosen gesetzt haben, wie wir übrigens auch und dass die meisten eine Unmenge Gepäck haben. Manche haben ihren riesigen Rucksack bis über Kopf gepackt, andere setzen auf Lastenkraxen, die an sich schon sehr schwer sind.
Um 11.50Uhr hebt die Flynordic dann ab nach Kiruna. Der Flug dauert genauso lang wie der von Frankfurt nach Stockholm. Um 13.20Uhr kommen wir Kiruna bei strahlendem Sonnenschein an. Das Gepäck hat auch keinen Schaden genommen und so sind wir erst einmal erleichtert. (Im letzten Jahr hatten wir vier Stunden damit zugebracht, die beschädigten Räder zu reparieren.)
Der Bus nach Abisko fährt um 14.30Uhr ab und wir kommen um 16Uhr in Kiruna an.
Geplant war, dass wir in Abisko unser Zelt aufschlagen und früh in den Schlafsack kriechen, da wir die Nacht zuvor ja nicht geschlafen haben. Doch angekommen bei der Abisko Touriststation trifft uns fast der Schlag. Es stehen dort zwei riesige Tippies und es wimmelt von Menschen. Klar. Dies ist der Endpunkt des Fjällräven Classic.
So gehen wir in den Shop der Touriststation, kaufen Gas, Brot und Käse und beschließen, doch noch die 13km bis zur ersten Hütte zu wandern. Wir möchten bei der Hütte zelten, da wir von den offiziellen Zeltplätzen in Island sehr begeistert waren. Dort gibt es auf jedem Platz ein Häuschen mit sanitären Einrichtungen. Auf den größeren Plätzen gibt es auch Gemeinschaftsräume und eine Küche.
Also wandern wir von der Abisko Touriststation gegen 16.15 Uhr los, um uns ein schönes Plätzchen weg von dem Trubel zu suchen und etwas zu essen. Neben der Station finden wir den ersten (und vorerst letzten) Wegweiser, der uns den Weg zum Startpunkt, eines Holztores, des Kungsleden zeigt.
Wir machen die ersten Beweisfotos und gehen bei strahlendem Sonnenschein los. Doch von Ruhe und Frieden kann keine Rede sein. Alle paar Meter kommen uns Teilnehmer des Fjällräven Classic entgegen, die uns alle mit einem mehr oder weniger fitten Hej hej grüßen. Direkt an einem großen Fluss finden wir ein schönes Plätzchen, um uns erst einmal zu stärken. Wir essen Käsebrot und testen auch gleich das angeblich saubere Trinkwasser. Und tatsächlich. Das Wasser schmeckt hervorragend. Nicht zu vergleichen mit dem Wasser aus dem Hahn zuhause. Gestärkt und mit Wasser ausgerüstet geht es weiter. Das Wasser brauchen wir auch dringend, da wir vom vielen Grüßen einen ganz ausgetrockneten Mund bekommen. Es ist aber schön zu sehen, wie viele andere „Irre“ es noch gibt. Mit uns ist auch eine Gruppe von fünf jungen Leuten gestartet, wir schätzen sie auf Abiturienten. Da jeder sein eigenes Tempo geht, treffen wir hin und wieder mal einen aus der Gruppe, mit dem wir dann ein Stück zusammen wandern. Auffallend ist, dass sie alle einzeln gehen. Wir sprechen ein Mädchen darauf an und sie meint, dass eben bei ihnen jeder sein eigenes Tempo hat und sie deshalb alleine wandern. Komische Einstellung. Dann brauch ich nicht in einer Gruppe gehen. Wir überholen sie nach einer Weile und wandern wieder zu zweit.
Der Weg führt durch einen Wald, jedoch ist der Wald in Lappland nicht zu vergleichen mit unserem Wald. Die Bäume sind nicht mal annähernd so hoch. Die Landschaft ist jedoch nicht so sehr begeisternd, da man durch die Bäume nicht viel sieht. Ein Stückchen weiter treffen wir den nächsten aus der 5er Gruppe, der schon eifrig am Schwitzen ist. Wir gehen auch mit ihm ein Stück, erfahren, dass sie aus Aschaffenburg kommen und heute auch noch bis zur Abiskojaure möchten. Er seilt sich nach einer Weile ab und rennt in einem irren Tempo davon. Der Weg führt weiter durch einen Wald und auch der Weg an sich wird immer schwerer zu gehen, durch die relativ großen Steine, die einen normalen Gang nicht zulassen. Gegen 20Uhr fängt es an zu nieseln. Um zur Hütte zu kommen, müssen wir noch eine Brücke überqueren, ein Stück an der anderen Flussseite zurück gehen und dann erreichen wir sie. Wir sehen zwei Deutsche, die versuchen ihr Zelt zu stellen, dies aber vorher noch nie getan haben und die Bedienungsanleitung zuhause gelassen haben. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Timo gibt ihnen ein paar Tipps, damit sie heute Nacht nicht im Freien schlafen müssen.
Wir suchen uns ein freies ebenes Plätzchen für unser Zelt, was sich auf dem gut gefüllten Platz jedoch als nicht ganz so einfach herausstellt. Aber schließendlich finden wir eins und bauen unsere Hütte auf.
Wir gehen in die Hütte um zu zahlen. Die Hüttenwartin möchte 40 Kronen (umgerechnet ca. 4,50 Euro) pro Person. Ist ja noch recht günstig, denken wir uns, denn in Island haben wir zwischen 6 und 12 Euro bezahlt. Die Freude über den günstigen Platz schwindet allerdings bald wieder. Ein Päckchen Nudeln in dem kleinen Shop des Platzes kostet zwischen 9 und 12 Euro und den Toiletten (Plumpsklos) kann man sich auf 5m nicht nähern, da sie erbärmlich stinken. Den Gemeinschaftsraum darf man als Camper nur bis 22Uhr benutzen. Und mehr ist hier nicht. Nicht mal Wasser. Wir wissen, dass es hier oben kein fließend Wasser und Strom gibt, trotzdem sind wir von dem Campingplatz enttäuscht. Wir finden das Schild, das zum Trinkwasser zeigt dann auch gleich. Logischerweise holt man Trinkwasser aus einem fließenden Gewässer und waschen tut man sich unterhalb der Trinkwasserstelle, damit jemand, der Trinkwasser holt, nicht das Waschwasser eines anderen bekommt. Wir suchen die Trinkwasserstelle auf und stellen fest, dass dies ein Ententümpel ist. Nee, also daraus trinken geht gar nicht. Timo läuft wieder ein Stück zurück, um an einer anderen Stelle Trinkwasser zu holen. Danach gehen wir uns waschen. Timo wagt es und nimmt ein (kurzes) Bad in dem eiskalten Wasser. Waschen ist kalt, aber gut.
Nach unserer ersten Waschaktion in der freien Natur, gehen wir schlafen. Es ist 20.30Uhr.
15.08.07
Abiskojaure – Alesjaure 20km
Gegen 8Uhr stehen wir auf. Der Himmel ist grau, aber es regnet nicht. Damit kann man leben. Viele der anderen Zelte sind schon verschwunden. Wir setzen uns an einen Holztisch auf dem Platz und kochen Wasser für unser Kaffeemüsli (Kölln Latte Cappuchino Müsli mit Wasser und Jacobs 2 in 1 Kaffee mit Milchpulver). Wir halten ein Schwätzchen mit einem älteren Deutschen, der mit seiner asiatischen Frau unterwegs ist und auch der Renner von gestern ist wieder da. Er arbeitet in einem Outdoorgeschäft und hat die beste Ausrüstung und die meiste Erfahrung von allen. Klar. Einen wasserdichten Schlafsack, einen schweren Trekkingrucksack, Plastikgeschirr, etc. Naja, jeder wie er will.
Gegen 10Uhr haben auch wir unser Zeug wieder zusammengepackt und marschieren los. Das Wetter mag nicht wirklich gut werden, es nieselt sogar noch ein bisschen. Der Weg ist recht einfach zu gehen, keine großen oder steilen Anstiege, jedoch geht der Weg stetig leicht bergauf. Als das Nieseln aufgehört hat, kommt die Sonne raus. Wir entledigen uns unserer Fleece und holen parallel das Mückenmittel hervor. Von anderen Reiseberichten wissen wir, dass es hier sehr viele Mücken hat und auch das normale Autan mit 5% Wirkstoff nicht seinen Zweck erfüllt. Aus diesem Grund haben wir AntiBrumm und Muskol, beide mit 30% Wirkstoff (Deet)dabei. Und es hilft was. Die Mücken bleiben fern.
Wir kommen durch den Abisko Nationalpark, in dem wir einen Rentierzaun umgehen müssen. Gleich nachdem wir die Grenze des Parks überschritten haben, sehen wir ein riesiges blaues Zelt. Dies ist eine Verpflegungsstation des Fjällräven Classic. Echt gigantisch, was alles mit dem Hubschrauber für dieses Event eingeflogen wurde. Wir kommen über eine Hängebrücke, die über einen recht schnell fließenden Fluss führt. Sieht total schön aus, wie das in der Sonne glitzernde Wasser unter meinen Füßen hindurch fließt.
Wir nutzen am anderen Ufer gleich die Gunst der Stunde und füllen unsere Wasserflaschen auf. Anschließend geht der Weg steil nach oben. Mit uns kommen auch einige junge Wanderer. Fast oben angekommen meint eine zu mir: „The air is thinner here. Do you feel it?“ Ich schaue sie ganz verwundert an, gehe zu Timo und schaue auf das GPS. Wir sind auf 572m Höhe. Ja, jetzt merk ich auch wie die Luft dünner wird. Die hat ja echt nen Schaden. Wir sind ja schließlich nicht im Himalaya. Wobei die Aussicht von oben zurück auf den Abiskojávri echt gigantisch ist. Es geht noch etwas weiter nach oben, immer in Etappen. Ich muss mehrmals zurückschauen, da mich der Anblick auf den Abisko-See und das Bergpanorama total fasziniert.
Wir wandern nun auf einem Hochplateau, auf dem uns auch wieder viele Teilnehmer des Fjällräven Classic, zum Teil auch mit Hundebegleitung. Wir wundern uns jedoch, dass diese Wanderer so viel Gepäck dabei haben. Wir hatten uns im Vorfeld auch für diesen Wettbewerb interessiert, haben es dann aber doch für zu gezwungen empfunden. Man bekommt die Nahrung und das Gas gestellt, man muss aber eine vorgegebene Route gehen, da man von Streckenposten kontrolliert wird. Wenn uns außerhalb des Weges etwas gefällt, das wir gerne sehen möchten, wäre das nicht möglich gewesen. Und wir haben schließlich Urlaub. Aus diesen Gründen haben wir uns für die individuelle Tour entschieden. Doch wenn man Essen und das Gas täglich gestellt bekommt, verstanden wir nicht, warum manche so viel Gepäck hatten.
Nachdem wir eine angenehme Strecke auf dem Plateau gewandert sind, geht es wieder leicht abwärts und wir müssen einen Rentierzaun überqueren. Doch gibt es überall Tore.
Links von uns befindet sich ein Berg und rechts von uns das Tal mit einigen Seen, die jedoch durch kleine Bäche miteinander verbunden sind. Nachdem wir das Tor passiert haben, sehen wir rechts oben auf einem Stein die 5er Gruppe vom Vortag. Sie sind mal wieder gerannt und machen nun Mittagspause. Wir gehen noch ein Stück und suchen uns auch einen schönen Platz. Direkt an einem kleinen Bach machen auch wir Rast und kochen uns eine „Schwäbische Flädlesuppe“. Es kommen einige Wanderer vorbei, unter anderem auch Streckenposten des Fjällräven Classic, die lange, quietsch-orange Fähnchen an den Rücksäcken haben. Auch die 5er Gruppe überholt uns wieder. Wir genießen unsere Pause, holen noch Wasser, spülen unseren Topf und brechen auf. Der Weg führt weiterhin an dem Berghang entlang. Die Sonne scheint. Es ist herrlich.
Nach ca. 15km beginnen aber wieder meine Beine unendlich weh zu tun. Kein Wunder. Der Weg führte schon den ganzen Tag über Steine. Steine und nochmals Steine. Wenn es wenigstens Kiesel wären, aber es sind Findlinge. Mal kleiner, mal größer. Wir machen noch ein Päuschen und essen Käsebrot. Ich ziehe erst mal die Schuhe und Socken aus und hänge meine schmerzenden Füße ins Freie. Das tut gut. In der Zeit überholt uns wieder der Renner der 5er Gruppe. Der Weg ist das Ziel und führt nun an einem See entlang. Eine sehr schöne Strecke.
Wir kommen nun an einen weiteren See, der endlich der See ist, an dessen Ende Alesjaure liegt. Wir treffen erneut den Vormann der 5er Gruppe und er schließt sich uns für ein Stück an. Er erzählt uns, dass eigentlich jeder allein läuft, das Pärchen der Gruppe jedoch am Ende läuft, das Mädchen solch eine Tour auch das erste Mal macht und ca. 20kg Gepäck hat. Oje, denken wir. Und dann gleich so eine Strecke. Mir tun ja jetzt schon die Füße weh mit meinen 15kg und ich hatte schon 1-2 Touren gemacht.
Wir kommen an ein Schild, an dem der neue Sommerwanderweg bekannt gegeben wird. An dieser Stelle wartet unser Begleiter lieber auf seine Gruppe. Wir gehen weiter durch ein mooriges Stück Wiese, bei dem wir immer wieder auf den Untergrund achten müssen. Wir kommen an einem Stück Sandstrand an, an dem wir einen Blick über den See werfen. Am anderen Ufer befindet sich eine Sami-Siedlung. Klein aber fein. Noch ein Hügel ist zu überwinden, denn oben befindet sich unser heutiges Tagesziel: Alesjaure. Oben angekommen, hängen wir unsere Rucksäcke an die Waage (in der Abisko Touriststation war zu viel los). Meiner hat 15,25kg, Timos 15kg. Ahhhh.
Warum hat er weniger Gepäck als ich, obwohl er mehr von den allgemeinen Sachen hat? Da man bei der Hütte echt nicht zelten kann, da sie auf einem Stein erbaut wurde und wir zudem nicht mehr direkt bei Hütten übernachten möchten, beschließen wir ein Stückchen weiter zu gehen. Von oben sehen wir direkt am Fluss schon ein Zelt stehen. Es geht über eine Stahlbrücke an das linke Flussufer. Wir gehen an dem anderen Zelt vorbei und finden unseren Zeltplatz einige Meter weiter gegen 18Uhr. Direkt am Flussufer, mit Weg zum Fluss, Feuerstelle und Geweihknochenstück eines Rentiers. Wir stellen unser Zelt und Timo begibt sich auf die Suche nach Wasser. Er ist eine ganze Weile unterwegs, in der Zwischenzeit hänge ich wieder meine Füße an die Luft. Als er zurückkommt, gehen wir uns und einige Klamotten im Fluss waschen. Es ist zwar kalt, aber waschen muss echt sein. Ein bisschen Zivilisation muss schon bleiben. Die Wäsche hängen wir über einen kleinen Strauch, über die Zeltschnüre oder die von Timo gespannte Wäscheleine. Wir fragen uns, wo die 5er Gruppe wohl bleibt. Wohl sind sie in der Hütte untergekommen. Wir kochen uns noch Nudeln mit Soße und verziehen uns ins Zelt. Schlafen ist angesagt.
16.08.07
Alesjaure – Tjäktjapass 19km
Es regnet. Doch dies ist für uns kein Grund einen Tag im Zelt zu verbringen, wie andere das tun. Also: Regenjacken und -hosen an und ab ins Freie. Wir haben von Anfang an unsere ganze Ausrüstung in Ultra Sil Bags (silikonisierte und damit wasserdichte Säcke mit Rollverschluss) verpackt, da die Rucksäcke nicht wasserdicht sind. Nass werden tut also weder die Ausrüstung noch wir.
Gegen 9.30Uhr haben wir alles gepackt und wandern los. Weit und breit ist niemand zu sehen. Der Weg geht leicht bergauf und wir begegnen auch den ersten Rentieren, sonst jedoch niemandem. Nachts bin ich mal aufgewacht, weil eins der Tiere eine Glocke um den Hals hat und irgendwo in der Nähe unseres Zeltes vorbeigelaufen ist. Da das Frühstück wegen des Regens heut morgen ausgefallen ist, machen wir nach etwa 10km hinter einem großen Findling auf einer Bank kurz Halt, um einen OatSnack zu essen. Das sind spezielle Müsliriegel, die enorm viele Kalorien haben. Nach so einem Teil ist man erst mal satt und wir haben sie aus diesem Grund dabei. Als Notration sozusagen. Als wir da sitzen, kommt auch das Paar, das wir in Abiskojaure getroffen und heute auch schon überholt haben. Es ist ein seltsames Paar, er ca. 1,90m groß und deutsch und sie ca. 1,50m und asiatisch. Sie ist wohl die treibende Kraft, da sie immer weiter möchte und er immer hinter ihr her geht. Lang bleiben wir auf dem Bänkchen aber nicht sitzen, da es kalt wird und der Regen noch immer nicht aufgehört hat. Der Weg führt uns über eine Hängebrücke, die über einen reißenden Fluss mit Wasserfall geht. Schöne Aussicht nach unten, wobei ich der Brücke nicht ganz traue. Sie schaukelt schon ziemlich. Es geht aber alles gut und wir kommen heil auf der anderen Seite an.
Der Weg führt nun weiter durch das Hochland Schwedens und wieder abwärts. Hier lernen wir auch die Folgen des Regens kennen: die Flüsse sind angestiegen. Da diese Flüsse eigentlich kleine Bäche sind, durch die man hindurchwaten kann, gibt es keine Brücken, doch durch den Regen sind sie nun tief geworden. Wir gehen an den Bächen entlang und suchen nach einer geeigneten Stelle zum überqueren. Ein falscher Tritt und man liegt im Wasser. Nein Danke. Dann lieber etwas länger suchen. Einfacher wäre natürlich das Anziehen der Sandalen gewesen. Die ersten paar Bäche lassen sich recht gut und trockenen Fußes durchwaten oder überspringen. Jedoch kommen wir dann an einen sehr breiten Bach, den wir einen Kilometer nach oben gehen, um eine geeignete Stelle zu finden. Mittlerweile haben sich auch zwei Schwedinnen (wie wir später erfahren) zu uns gesellt, die ebenfalls über den Bach möchten. „There is no bridge. How can this be?!!!“ („Es gibt keine Brücke, wie kann das sein?“) Timo und ich schauen uns an und fangen an zu lachen. Wieso sollte jemand in der schwedischen Pampa eine Brücke über einen normalerweise nicht vorhandenen Bach bauen? Dieser Satz der Schwedin wird auf unserer restlichen Wanderung zum „Running-gag“.
Nach fast einer Stunde haben wir den Bach fast überquert. Da er sehr breit ist, ist die erste geeignete Stelle nicht immer die beste, denn wenn man von der „Insel“ im Bach dann nicht weiter kann, muss man wieder zurück. Darum dauert es seine Zeit. Die Schwedinnen gehen uns hinterher und vor dem letzten Sprung auf die andere Seite wird es noch mal happig. Die Stelle ist recht breit, doch Timo und ich kommen mit trockenen Schuhen auf der anderen Seite an. Die Schwedinnen jedoch möchten diese Stelle nicht nehmen und wir sehen sie durchs Wasser waten. Sie haben jetzt mit Sicherheit nasse Füße. In der Zwischenzeit hat es aber aufgehört zu regnen. Endlich. Sogar die Sonne scheint. Da wir ein ganzes Stück den Bach entlang gewandert sind, müssen wir erst einmal wieder den eigentlichen Weg finden und gehen querfeldein zurück, orientiert an den roten Kreuzen, die den Winterweg markieren. Hier sind der Sommer- und Winterweg gleich. Wir legen eine kurze Pause ein. Es regnet ja auch nicht mehr. Der vor uns liegende Weg führt relativ steil nach oben zur Tjäktjahütte. Die Schwedinnen und auch dass seltsame Paar sind schon auf dem Weg nach oben. Wir nehmen es in Angriff. Die Steigung an sich ist ganz gut zu bewältigen. Doch dann hören wir ein Geräusch, das zumindest mir die Nackenhaare stellt: Wasser. Nicht schon wieder furten. Das kostet so viel Zeit und ich hab immer die Panik, dass ich auf den Steinen ausrutsche und komplett im Wasser lieg. Das würde mir grad noch fehlen. Und tatsächlich. Es ist wieder furten angesagt. Doch dies ist kein Bach sondern ein sehr breiter schnell fließender Fluss. Hier muss man beim durchqueren nicht nur auf eine seichte Stelle achten, sondern auch auf die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Den ersten Teil können wir gut bewältigen, doch das letzte Stück lässt sich nicht mit Wanderschuhen machen. So packen wir unsere Sandalen aus und Timo testet die Stelle.
Sie ist ok. Er holt erst seinen, dann meinen Rucksack auf die andere Seite und dann wage ich mich ins Wasser. Igitt, ist das kalt. Auf der anderen Seite angekommen, ziehen wir die Wanderschuhe wieder an (die Füße sind nun total warm von dem kalten Wasser), hängen die nassen Sandalen außen an den Rucksack und gehen weiter. Wir fragen uns jedoch, wie die anderen den Fluss so schnell überquert haben, denn es ist weit und breit niemand mehr zu sehen. Es nieselt wieder. So beschließen wir in der Tjäktjahütte eine Pause zu machen. Dazu müssen wir auf die andere Seite des Wasserfalls, der sich vor uns auftut, aber hier gibt es eine Brücke.
An der Hütte angekommen werden wir von der Hüttenwartin begrüßt, die ein bisschen deutsch spricht. Sie verlangt 40 Kronen (ca. 4,50 Euro) pro Person, damit wir für zwei Stunden in der Hütte sein und kochen dürfen. Der Ofen, der in der Hütte steht, ist bei meiner nassen Hose nicht zu bezahlen. Wir kochen Nudeln und Spargelsoße. Das Wasser muss draußen geholt werden. Es stehen 2 große Eimer voll Wasser da und wir bedienen uns. In der Zwischenzeit sind auch die Schwedinnen in der Küche eingetroffen. Sie haben sich in der Hütte eingemietet und laufen in Birkenstock herum. Sie sind mit den Wanderschuhen durch die Flüsse gewatet und diese sind nun nass. Ich hatte in Island einmal Wasser in den Wanderschuhen und sie haben über 24 Stunden zum Trocknen gebraucht. Das kann ich mir hier echt nicht leisten. Ein weiteres junges Paar sitzt noch in der Küche. Deutsche. Er hat auch nasse Schuhe und versucht die Schuhe und Wollsocken am Ofen zu trocknen. Das könnte länger dauern. Sie möchten heute aber auch noch weiter und legen in der Hütte eine Pause ein. Auch das seltsame Paar erscheint in der Küche. Sie werden die Nacht auch hier verbringen.
Wir trinken noch einen Espresso und schultern gegen 17.30Uhr unsere Rucksäcke. Weiter geht’s. Bei der Hütte das Zelt aufschlagen kommt nicht in Frage. Zudem gibt es auch keinen geeigneten Platz. Jedoch wissen wir, dass vor uns noch der Tjäktjapass mit einer Höhe von 1400m liegt. Könnte noch anstrengend werden, aber wir wollen es trotzdem machen.
Das deutsche Paar verlässt kurz vor uns die Hütte. Es regnet wieder und sie haben keine Regensachen dabei.
Der Weg geht noch ein Stück bergauf und dann kommen wir durch eine Steinwüste. Sie besteht aus Findlingen unterschiedlicher Größe, durch und über die wir unseren Weg suchen müssen. Jedoch ist er durch Steinmännchen oder –tore gekennzeichnet. Es ist beschwerlich und wir kommen nur sehr langsam voran. Wir treffen wieder auf zwei Deutsche, die uns entgegenkommen und von denen wir wissen, dass auf dem Gipfel des Tjäktjapasses eine Wetterschutzhütte mit Ofen steht. Am Ende der Steinwüste geht es dann bergauf, aber mit Sicherheit keine 900m. Da wir den ganzen Tag bergauf gegangen sind, haben wir die meisten Höhenmeter des Passes bereits hinter uns und bis zum Gipfel sind es nur noch wenige Meter. Wir schauen uns die Hütte an und vermuten, dass das deutsche Paar ohne Regenkleidung darin Quartier bezogen hat, aber dem ist nicht so. Nach dem Pass geht es steil abwärts und wir beschließen unten unser Zelt aufzubauen. Auf halber Höhe sehen wir, wie das Paar sein Zelt auf einer Grasnabe aufbaut. Wir gehen noch weiter abwärts und gelangen dann in ein Tal. Rechts und link ragen Berge auf. Sieht toll aus. Da durch den Regen alles nass und matschig ist, erweist sich die Zeltplatzsuche als schwierig. Wir wählen einen kleinen Hügel aus Moos aus, der zwar nicht ideal ist, aber wenigstens nicht unter Wasser steht. Wir bauen gegen 20.30Uhr das Zelt auf und da fängt es auch schon wieder an zu regnen. Wir verkriechen uns ins Zelt und lassen es für heute gut sein.
17.08.07
Tjäktjapass – Singi 22km
Als wir aufwachen, hat sich zwar das Wetter nicht unbedingt gebessert, aber es regnet zumindest nicht mehr. Jedoch hängen direkt über unserem Zelt dicke Wolken.
Den Gipfel des Passes hinter uns können wir nicht sehen, ebenso wenig das Pärchen, das in der Grasmulde das Zelt aufgebaut hat. Sie sind völlig in den Wolken verschwunden. Aber dafür sehen wir was anderes: andere Zelte. Eins steht direkt vor uns auf dem nächsten Hügel, aber wir sehen es auch nur, weil ein Mann davor steht. Das Zelt steht mitten auf dem Hügel und hat die gleiche Farbe wie dieser, sodass es perfekt angepasst ist. Irre.
Gegen 8.30Uhr haben wir zusammengepackt und marschieren los. Vor uns liegt ein ewig langes Tal, wobei wir nicht sagen können, ob wir in zwei Stunden oder zwei Tagen an dessen Ende ankommen werden. Der ganze Weg ist matschig und mit Wasser unterlaufen, sodass wir echt schauen müssen, wo wir hin treten. Auch das Furten bleibt uns nicht erspart, jedoch sind die Bäche nicht so tief wie gestern. Allerdings sind wir froh, dass wir so früh losgegangen sind, denn wer weiß, wie diese Bäche in zwei Stunden aussehen. Der Weg geht immer geradeaus, mal hoch, mal runter und von jedem Hügel aus sehen wir vor uns eine neue mit Seen durchzogene grüne Landschaft ohne Bäume, durch die wir hindurchwandern. Tiere gibt es hier wenige. Einige Möwenkinder laufen schreiend durch das Gras, aber sonst lässt sich nichts blicken.
Gegen 12.30Uhr und nach 10km erreichen wir die Sälkahütte. Sie ist eingezäunt von Bächen und nur über eine kleine Holzbrücke erreichbar. „There is a bridge. How can this be?!“ Wir kaufen ein Päckchen Tortellini, sowie Cookies und Schokolade. Ein paar Meter von der Hütte entfernt finden wir ein schönes Plätzchen direkt an einem Fluss. Wir bauen den Kocher auf und kochen Wasser für unsere Tortellini. Kaum sind die Nudeln im Wasser fängt es an zu regnen. Wir schaffen es gerade noch unsere Regensachen anzuziehen, da fängt es an zu hageln. Nun sind die Tortellini wieder kalt. Super. Wir essen schnell fertig und als wir fertig sind, hört es schlagartig auf zu regnen. Schlechtes Timing. Wir packen zusammen und wandern weiter. Der Weg ist nicht wirklich toll, liegt aber wohl hauptsächlich an dem Einheitsgrau und Regen. Wir machen eine kurze Pause und hier überholt uns dann das in den Wolken verschwundene Paar. Wir schließen uns eine Weile an, aber ihr Tempo kann ich nicht mithalten. Wir passieren einen Rentierzaun und danach verabschieden wir uns von den beiden.
An der nächsten Wetterschutzhütte sehen wir durchs Fenster das Paar sitzen und Mittag machen. Sie hatten uns erzählt, dass sie sich diese Hütte für ihre Pause ausgesucht haben, jedoch sind wir überrascht, dass sie noch da sind. Gegen 18.30Uhr erreichen wir unser Tagesziel. Singi. Die Hütte hier ist der Punkt, an dem man dem Kungsleden auch nach Osten bis nach Nikkaluokta gehen kann. Was wohl die meisten Trekker machen.
Wir suchen uns nach der Hütte ein Plätzchen um das Zelt zu stellen, wobei das gar nicht so einfach ist. Der Boden ist uneben und moorig. Am Ende finden wir aber noch eine einigermaßen gerade und trockene Stelle und bauen das Zelt auf. Auch Essen gibt es. Nudeln natürlich. Da uns die Stechmücken entdeckt haben, flüchten wir ins Zelt und kuscheln in die Schlafsäcke.
18.08.07
Singi – Teusajaure 24km
Um 9.30Uhr nach einem Kaffeemüsli und Zusammenpacken der Ausrüstung wandern wir weiter. Es regnet nicht mehr seit gestern Nachmittag. Zum Glück. Wir sehen sogar eine lang vermisste Bekannte wieder: die Sonne. Und es wird richtig warm.
So sieht die Landschaft um einiges besser aus. Der Weg ist heute flach, mit wenigen Steinen und führt an einem Fluss vorbei, der und in einem tollen Dunkelblau entgegen fließt. Auf der anderen Seite des Flusses erhebt sich eine Bergkette. Ein wunderschöner Anblick. Wir wandern und wandern und merken gar nicht, wie weit wir schon gekommen sind. Es kommen uns auf dem Weg relativ wenige Leute entgegen. Seit Singi sind wir mehr oder weniger alleine, da die meisten Leute wohl doch den kürzeren Weg gehen. Am Wegesrand sehen wir ein komisches Gebilde aus Holz und Moos und Flechten, sieht aus wie ein Tipi ohne Plane. Jedoch funktioniert das Gebilde trotzdem als Wind und Wetterschutz. Beeindruckend was die Einheimischen so alles machen.
Gegen 12.30Uhr machen wir direkt am Fluss Mittagspause. Heute gibt es zur Abwechslung mal Kartoffelpü. Dazu mische ich das Pulver des Pürees mit einer Lachs-Spinat-Suppe und rühre es in heißes Wasser ein. Schmeckt hervorragend. Pü mit Lachs Geschmack. Nach dem Essen spüle ich in einem kleinen Bach ab und wir packen unser Zeug zusammen. Bevor wir jedoch unsere Rucksäcke schließen, kommt hinter der Bergkette eine schwarze Regenwolke hervor. Timo stoppt die Zeit und wir schaffen es gerade noch unser Regenzeug anzuziehen, als es auch schon losgeht. 4,5 min vom Erblicken der Wolke bis zum Regen. Allerdings hört es genauso schnell wieder auf zu regnen wie es angefangen hat und die Sonne scheint wieder. Der Weg führt uns über einen Berg, dann über eine Hängebrücke, die über einem Wasserfall gespannt ist und weiter durch Wald. Wald? Wir sind wohl unter die Baumgrenze von 700m abgestiegen und gehen nun durch Wald. Aber der Waldweg ist rutschig und sehr schmal. Links von uns blicken wir in eine Schlucht, deren Felswände steil nach unten führen. Im Tal fließt ein türkisfarbener Fluss, der uns an die Donau erinnert. Auf dem Weg sehen wir mal wieder so komische Fäkalien oder auch Scheiße von irgendeinem Tier. Timo meint, es seien Murmeltiere. Muss dann bei der Menge wohl der Gruppenkackplatz sein. Aber ist ja möglich.
Wir kommen an der Kaitumjaure an und beschließen eine Pause einzulegen. Wir gehen in den kleinen Shop und kaufen uns Cookies, Schokolade und ich ein Fanta, setzen uns auf die Holzstufen und beobachten das Treiben auf dem Platz. Es gibt einen einzigen Zeltplatz, auf den max. 3 Zelte passen. Da jedoch die intelligente Truppe ihr Zelt mitten auf dem Plätzchen aufbaut, wird wohl niemand mehr hier zelten können. Wir möchten hier eh nicht bleiben und wandern nach kurzer Pause weiter. Es geht über eine Hängebrücke in einen Nationalpark, den wir nur mit akrobatischer Höchstleistung betreten können, da die Stämme, die eigentlich zur Seite geschoben sein sollten, dies nicht sind. Allerdings ist das das kleinste Übel, wie wir feststellen müssen, nachdem wir ein paar Meter in dem Park gekraxelt sind. Der Weg ist kein Weg sondern besteht aus auf- und nebeneinander geschichteten großen Steinen. Nach einer Weile steigt der Weg erst steil an, wird wieder etwas flacher, geht aber dennoch stetig bergauf und geht hoch bis auf 950m. Wieder über die Baumgrenze hinaus. Aber auch nur, um dann steil abwärts bis auf ca. 500m zu fallen. Der Weg ist zwar anstrengend, führt aber direkt an einem Wasserfall entlang, der uns von oben bis unten begleitet. Unten angekommen stehen wir an der Teusajaure und es kommt auch sofort ein Same aus der Hütte. Er fragt uns, ob wir übernachten möchten, denn er fahre erst am nächsten Morgen um 9Uhr mit dem Motorboot auf die andere Seite des vor uns liegenden Sees. Wir können aber auch selbst rudern. Von dieser Idee ist Timo völlig begeistert. Ok, es bleibt uns keine andere Wahl, denn in der Hütte übernachten möchten wir auf keinen Fall und zelten ist nicht möglich. Wir legen Schwimmwesten an und lassen das Ruderboot zu Wasser. Als wir losrudern sagt Timo mir, dass er das noch nie gemacht hätte und sogar dafür bezahlt hätte. Na super. Ich muss lotsen. Das Wetter wird windig und auch der See wird etwas unruhiger. Auch das noch. Ich würde am liebsten umkehren. Aber es gibt kein zurück. Einmal laufen wir beinahe auf Grund und das mitten auf dem See. Ich sehe uns echt im Wasser liegen bei dem Wetter und meinem „erfahrenen“ Kapitän. Aber es geht gut und wir kommen nach einer halben Stunde und ca. 1km rudern auf der anderen Seite des Sees an.
Laut Karte soll hier eine Wetterschutzhütte sein, die wir gerne zum Kochen nutzen möchten. Das Wetter ist gut, aber windig und da ist ein windgeschützter Platz zum Essen sehr angenehm und auch gas-sparend. Wir finden die Hütte schnell, auch zelten ist möglich. Wir wollen gerade in die Hütte gehen, als uns eine blonde junge Frau aus der Hütte entgegenkommt und uns in Englisch fragt, woher wir kommen. Timo antwortet: „from Germany“. Sie meint dann „ich auch, also können wir deutsch reden“. Timo und ich suchen und zuerst einen geeigneten Zeltplatz, stellen unser Zelt und gehen dann in die Hütte zum Kochen. Die Blonde gesellt sich dazu und wir kommen ins Gespräch. Sie heißt Lisa (wie wir Tage später von anderen erfahren, die sie auch getroffen hatten), kommt aus Hamburg, studiert und ist 2 Monate allein in Lappland unterwegs. Während wir essen, schreibt sie in ihr Tagebuch über den heutigen Tag. Da ich uns Swiss Miss koche, beschließt sie, sich auch einen Kakao zu machen. Sie holt ihren Kocher, den sie sich von ihrer Mutter geliehen, aber noch nie ausprobiert hat, da sie bisher immer in den Hütten die Gasherde mitbenutzt hat. Dies sei auch ihr erster Tag, an dem sie nicht bei einer Hütte zeltet, sondern „wild“ und sie ist total begeistert. Sie hat sich auch extra ein rotes Zelt gekauft, dass man sie mit dem Hubschrauber von oben auch sieht, sollte ihr etwas passieren. Mittlerweile hat sich auch noch ein Schwede zu uns gesellt, mit dem Lisa wohl schon eine Weile wandert. Er hat eine Unmenge Gepäck, aber alles dabei. Lisa holt ihre 24 Sturmstreichhölzer, die sie extra gekauft hat, da diese auch bei Wind und Regen brennen und schüttet Spiritus in das Schälchen ihres Kochers. Mit dem ersten Streichholz geht gar nichts. Timo wärmt ihr dann das Schälchen mit den Händen etwas an. Danach zündet er ihn mit seinem Feuerzeug an. Da Lisa jedoch den Spiritus auf dem ganzen kleinen Holztisch verteilt hat, gibt es erst einmal eine große Flamme, dass wir schon Angst bekommen, sie fackelt die ganze Bude ab. Dann nimmt sie die Vorheizkralle des Trangia-Kochers und stellt ihren Topf darauf, um Wasser für ihren Kakao zu wärmen. Sie hat von dem Kocher nur diese beiden Teile dabei. Als ihr Wasser heiß ist, möchte sie die Spiritusflamme wieder löschen, doch nur womit? Die Flamme schießt in die Höhe und der Schwede, der den ganzen Trangia-Kocher und somit auch den Deckel für das Schälchen dabei hat, reagiert sofort und wirft seinen Deckel auf Lisas Schälchen. Das Feuer ist aus. Puh. Eigentlich wollte sie diese Kocher in ihrem Zelt nutzen. Na prima. Die Bude wäre ihr mit Sicherheit abgefackelt.
Wir verabschieden uns nach diesem Erlebnis und gehen uns und ein paar Klamotten waschen. Der Schwede hatte Timo vorher gezeigt, wie man trockenen Fußes an den Bach kommt, da überall Feuchtwiese ist. Wieder zurück oben beim Zelt hängen wir die Klamotten auf die Bäume um uns herum und liegen in die Schlafsäcke. Uns fällt auf, dass es mittlerweile dunkel wird. Es scheint hier wohl doch Ende August Herbst und somit nachts wieder dunkel zu werden.
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