[GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

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  • andresen
    Gerne im Forum
    • 14.07.2009
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    • Meine Reisen

    [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    ein kleiner Ausschnitt unserer Tour vom Sommer 2007,

    mehr dann hier: http://umiaq.de/Greenland.htm



    Tag 4

    Heute scheinen wir wieder Superwetter zu haben!
    Die Sonne lacht und der Wind schläft noch. Nach einem Frühstück in aller Gemütlichkeit verlassen wir diesen gastlichen Ort.

    Wir mogeln uns an ziemlich brüchig wirkenden Eisbergen vorbei. Immer damit rechnend, dass gleich einer auseinander bricht und uns mit seinem Tsunami eskimotieren lässt.
    Das hätte fatale Folgen für unsere Ausrüstung und natürlich auch für uns. Beherrschen wir die Eskimorolle doch nur zu 50%!

    Einige dieser Eisriesen sehen aus wie Glaspaläste, scheinen bläulich oder haben grüne Banderolen. In anderen wiederum glauben wir Gesichter, Tiere oder Gebäude zu erkennen.




    Gemütlich geht es voran. Tiniteqilaaq ist unser Mittagsziel.

    Auf der Karte sieht es gar nicht so weit aus, aber auch nach einer Weile des Paddelns erblicken wir das 120-Seelendorf nicht. Die Sonne brennt erbarmungslos. Wir haben keine Sonnenschutzcreme dabei.
    Da hab ich bei der Planung einer Grönlandreise überhaupt keinen Gedanken dran verschwendet. Ja und nun, „schietevallera“ haben wir den schönsten Sonnenbrand auf Gesicht und Händen.

    Wir verlassen den grandiosen Sermilikfjord, umfahren eine Halbinsel und sehen endlich die Häuser.


    Der Hafen liegt geschützt in einer Bucht. Überall Müll und Schrott.


    Im Wasser liegen Seehundkadaver zum konservieren. Placken von traniger Haut gammeln am Ufer. Um „Emma“ etwas an Land zu ziehen, müssen wir aufpassen, dass sie nicht auf Glasscherben zum (er)liegen kommt.

    Die Hütten könnten durchweg auch mal wieder etwas Farbe bekommen.

    Soweit unsere ersten mitteleuropäisch geprägten Eindrücke.


    Wir sehen uns den Ort an. Überall spielen Kinder die uns neugierig angucken.
    Freundlich werden wir begrüßt, wenn uns Erwachsene begegnen. Auf einem Hügel, oberhalb, besichtigen wir den Friedhof. Friedhöfe an sich, sagen viel über die Lebensweise der jeweiligen Kultur aus.


    Man sieht wer im Sommer oder wer im Winter verstorben ist. Die im Sommer liegen doch etwas unter der Oberfläche, während bei den „Wintertoten“ Steine aufgetürmt wurden.
    Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf den Sermilikfjord. Er wirkt noch gewaltiger als vom Boot aus.


    Später besuchen wir noch den Drugstore. Jenen Laden in dem es alles gibt. Wir besorgen uns eine Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme, ein Sixpack Bier und ein Stangeneis.
    Wir fahren weiter.
    Außerhalb des Dorfes gehen wir noch einmal in einer schönen Bucht an Land, um uns Nudeln und Kaffee zu kochen.

    Essen hält Leib und Seele zusammen!



    Nun geht es an die nördlichste Stelle unserer Reise. Während wir im "Fjord Aariaa" noch leichten Rückenwind haben, haut es uns im "Ikaasagtivaqfjord" fast um. Der "Ikaasagtivaq" wirkt wie ein Kamin durch seine hohen Ufer und
    seiner relativen Enge. Ca.2 km ist er nur breit, aber dafür schön lang. Na jedenfalls weht es hier recht ordentlich.
    Und das natürlich von vorn! Auch hier kommt uns eine Gruppe Paddler entgegen. Amerikaner.

    Guten Tag und guten Weg, mehr bleibt uns nicht. Es ist zu windig um groß zu labern.

    Am Nordufer finden wir reine recht gute Stelle für das Zelt. 3 Bäche, ganz in der Nähe, fließen bergab.

    Nun am Abend wird es doll kalt. Der Wind briest richtig auf...aber der Schlafsack wärmt.





    Tag 5 und 6



    Der Wind hat nachgelassen, wieder viel Sonne, aber kalt. Wir haben kein Thermometer dabei, so gefühlt würde ich sagen …5° C. So ist das Wetter heute.

    Nun gibt es zum Frühstück eine heiße Nudelsuppe. Die wärmt und macht satt. Unser Brot geht langsam zur Neige. Aber für jetzt und hier reicht es noch.


    Wir wollen heute den Ikaasagtivaq ein paar Kilometer nach Osten folgen um ihn schließlich an seiner engsten Stelle wieder zu überqueren. Das Packen des Bootes scheint hier schneller von der Hand zu gehen. Ebbe und Flut machen sich kaum bemerkbar. Und so sitzen wir beizeiten im Boot und paddeln gegen den Wind an.

    Der Ikaasagtivaq erinnert mich stark an den Loch Ness in Schottland, ein ähnlicher Schlauch. Nur Eisberge hatten wir damals in Schottland nicht und mit „Nessie“ rechne ich hier auch nicht wirklich. Der Wind frischt auf, Kamineffekt….


    Wie gleiten rechts am gewaltigen Röd Horn vorbei. 1050m ragt er empor. Ein kolossaler Anblick. Von einzelnen Schneefeldern bedeckt schimmert sein Gipfelhorn tatsächlich rötlich. Wenn man den Gipfel betrachtet kommt man gar nicht vorwärts. So scheint es jedenfalls. Aber an der Uferstruktur sehen wir es dann doch. Wir nähern uns Qooneq, der engsten Stelle des Fjords. Da es ziemlich anstrengend ist, immer gegen den Wind, beschließen wir vor der Querung eine Pause einzulegen. Es gibt Kaffee und Kekse.
    [IMG]http://umiaq.de/rast.jpg[/IMG

    Die Querung an sich hat wieder etwas Spannendes. Das gegenüberliegende Ufer scheint ebenfalls überhaupt nicht näher zu kommen. Es fehlt für unser Auge jedweder Größenvergleich. Kein Baum, kein Haus, kein sonst etwas Bekanntes. Nur die Eisberge wirken viel größer als sie tatsächlich sind. So peile ich immer öfter einen im Fjord treibenden Eisberg als Ziel an. Da sieht man wenigstens dass es voran geht. Nach ca. 30 min sind wir drüben.


    Noch etwa 1 Stunde fahren wir am Ufer in Richtung Osten. Ein vermeintlicher Pausenplatz gefällt uns so gut, dass wir ihn nicht nur als Schlafplatz nutzen, wir legen hier auch einen Pausentag ein. Wunderschön in einer Bucht gelegen, genießen wir hier die Ruhe, das schöne Wetter, die nichtvorhandenen Insekten, das Plätschern des Baches. Wir wandern, waschen uns und Wäsche, backen Brot.


    Nachts „knacken“ wieder die Eisberge im Fjord. Diesmal erschrecken wir nicht.

    Man gewöhnt sich.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 16:08. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Dominik

    Lebt im Forum
    • 11.10.2001
    • 9176
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

    Schöne Bilder! Bin gespannt auf mehr
    Offizieller Ansprechpartner: Naturlagerplätze - Eifel

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    • Skysurfer
      Erfahren
      • 19.04.2009
      • 287
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      #3
      AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

      Schöner Bericht! Weiter so!

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      • Atze1407
        Fuchs
        • 02.07.2009
        • 2425
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

        Feiner Bericht, gibt es mehr ?
        Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
        Abraham Lincoln

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        • Fjaellripan
          Erfahren
          • 19.01.2008
          • 149
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

          Wahnsinns-Landschaft!
          Längtan - ein Filmprojekt im Fjäll

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          • kathl on tour
            Neu im Forum
            • 13.09.2008
            • 8
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

            habe mir auch die homepage angesehen, wirklich fantastische Bilder und eine phantastische Tour
            Innerst i sjelen stiger land et frem en blank og gylden stripe land ...

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            • Meer Berge
              Fuchs
              • 10.07.2008
              • 2381
              • Privat

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              #7
              AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

              Kudaa!

              Ah, herrlich! Tolle Bilder! Ich höre es knallen und knistern!
              2007 war für mich auch der erste Sommer auf und um Ammassalik. Bei der ersten Tour bin ich dort auch 2 Wochen im Kajak unterwegs gewesen - Sermilik, Tiniteqilaaq, drüben in den Petersen-Fjord und den Hundefjord rauf, von da eine Tour übers Inlandeis, zum Schluss noch Wandern auf Ammassalik.
              Diese Tour gehört zu dem Großartigsten und Eindrucksvollsten, was ich bisher so erlebt habe. Und seitdem besuche ich Robert häufiger mal ...
              Wo wart ihr nachher noch wandern?
              Der Sommer war wirklich recht frei von Mücken und Fliegen, sehr angenehm. Das geht da auch anders, musste ich später feststellen.

              Wohnst du zufällig irgendwo in Norddeutschland? Hier gibt es immer mal das eine oder andere Grönland-Event von einigen Begeisterten.

              Takuss,
              Meer Berge

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              • Asterixhuetchen

                Fuchs
                • 11.06.2009
                • 1836
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

                Coole Bilder. Beim ersten würde es mich nicht wundern wenn Microsoft das als Hintergrundbild in Windows 8 einfügen würde *gg* Schreib denen mal, vielleicht kaufen die das ja.
                To the sea on the sea from the sea at the sea bordering the sea.

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                • andresen
                  Gerne im Forum
                  • 14.07.2009
                  • 69
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [GL] mit dem Faltboot in Ostgrönland

                  Sorry für meine späte Antwort. Bin gestern erst wieder von einer längeren Tour zurück gekommen.
                  Ein paar Geschichten, haupsächlich aber Fotos, zu Grönland sind noch auf unserer homepage: http://umiaq.de

                  Zur obigen Tour vielleicht noch Tag 7.
                  Mehr habe ich noch nicht geschafft aufzuschreiben.

                  Also Tag 7:

                  Ist das herrlich hier! Das Plätschern des Baches links hinterm Zelt, der winzig kleine, aber ausreichende Fleck Wiese für eben dieses. Der Blick nach vorn auf diese atemberaubende Kulisse. Diese wird ständig geschoben und zeigt immer wieder skurrilere Formen aus Eis.

                  Mit der ablaufenden Flut fahren wir los. Noch einen Tag können wir nicht bleiben.

                  Ich bin jedes Mal fix und fertig. Bis wir im Boot sitzen, müssen wir die Plackerei der Packerei auf uns nehmen. So ein Neo an Land macht die Schweißporen dermaßen weit auf, dass das Wasser nur so läuft. Nun fängt es auch noch an zu regnen. Da werden wir wenigstens auch noch von außen nass.

                  Hier im Norden der Insel Angmagssalik ist alles sehr schroff und felsig. Wir haben kaum eine Möglichkeit zum anlanden. Der Fjord Sarpaq ist quasi geschlossen. Riesige Eisberge verstopfen ihn.

                  Schließlich erreichen wir die Ostküste und biegen nach unten ab. Wir finden zwischen den vielen Inseln geeignete Schlupflöcher für uns und der guten „EMMA“.

                  Die Szenerie erinnert mich an die „Herr der Ringe- Trilogie". Hier könnte man die glatt verfilmen. Aber da soll es ja schon was geben.

                  Tief hängen die Wolken über uns. Ab und zu lugt auch mal einer dieser spitzen Kegel hindurch. Die sind zwar „nur“ 600-700m hoch, wirken aber gigantisch.





                  An Steuerbord erscheint Qernertivartivit,
                  ein kleines Fischernest. Wir sehen niemand.
                  Nicht einmal Hunde. Und so fahren wir weiter.

                  Kaum Wind aus Ost lässt uns zügig voran kommen. Doch die Dünung ist hier recht heftig.
                  So heftig dass wir einen gewissen Sicherheitsabstand zum Land halten.
                  Ist man zu dicht, kann ein Fels dicht unter der Wasseroberfläche schnell zum crash führen.
                  Und die reflektierenden Wellen vom Ufer führen zu Kabbelwasser.
                  Also, Abstand.

                  Nuugaartik erreichen wir gegen Nachmittag. Der Popo schmerzt, die Beine wollen vertreten.
                  Ich hab Hunger und außerdem hebt sich die Tide gerade.
                  Na denn, Schlafplatzsuche.



                  In einem Gewirr aus Inseln finden wir eine Art Canyon.
                  Ca. 150m lang flankiert von Felsmassen. Aber o.k. Wir bauen das Zelt auf und ich mache mich gleich daran Bratkartoffeln mit Ei zu braten.

                  Schade das hier kein Süßwasser zu finden ist. 3 Liter haben wir noch. Das sollte aber reichen.
                  Zum Abwaschen und zur Körperhygiene schmelze ich Schnee, den wir hier reichlich finden.


                  Am Abend kraxeln wir noch ein bisschen umher und genießen das riesige Panorama.


                  Leider wird der Blick ein wenig getrübt, denn die Fliegen haben uns entdeckt. In jede noch so kleine Öffnung wollen sie hinein. Gut das wir die Moskitonetze dabei haben.



                  Später liegen wir in unseren Schlafsäcken. Heike liest und ich spiele Schach gegen den Computer.
                  Gerade als mir ein genialer Schachzug einfällt; ein kurzes Rascheln hinterm Zelt.
                  Hm, ist wohl der Wind.

                  „Da! Horch!!“ Heike ist ganz aufgeregt.
                  Raschel, raschel. Was ist das?

                  Heike guckt durch die Gaze der oberen Zeltlüftung. „Ein Fuchs!“

                  Jetzt hat mich auch die Aufregung gepackt. Den Fotoapparat geschnappt, die Schuhe angezogen. Und raus.

                  Der Polarfuchs sieht im Sommer ziemlich erbärmlich aus. Ich nicht weniger.
                  Boots und Schlüpfer, mehr nicht.

                  Der Fuchs steckt seinen Kopf in unsere Mülltüte und scheint zu denken;
                  "So ein dünner Bär! Was will der denn?."

                  Ich schnapp mir also die Tüte. Heike ruft aus dem Zelt: „pass auf --- wenn der Tollwut hat!!!“
                  "so ein Käse" denke ich und zerre todesmutig an der Tüte. Herr Fuchs lässt aber nicht los. Hin und Her, Her und Hin.
                  Das Gekeife aus dem Zelt wird immer lauter! Die Kamera baumelt um meinen Hals und stört.




                  Schließlich gewinne ich den ungleichen Wettkampf und verstecke die Mülltüte 100 Meter weiter unter einen großen Stein. Hier hat er erst mal zu tun.

                  Nach dieser Begegnung legen wir die Pump Gun in Griffweite. Wer weiß was hier sonst noch so kräucht und fleucht.


                  Meine Schachpartie verlier ich übrigends und schlafen kann ich auch nicht gut.

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