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    [DE] Zugspitze - Partnachklamm

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Prolog

    2008 - Sommer, wir (das heißt zwei Jungs, zwei Mädels) haben uns aufgemacht zum Wandern. Groß geplant haben wir nicht, also haben wir unsere Rucksäcke mit allen möglichen Dingen beschwert und sind in den Zug gestiegen. Wohin es gehen sollte war relativ klar, irgendwohin wo es Berge gibt. Wo bekannt ist, dass es Berge gibt war Garmisch-Partenkirchen, also sind wir dorthingefahren. Per Augenmaß haben wir uns für einen Berg entschieden, der uns machbar erschien - der Wank. Diesen sind wir dann hochgelaufen um bei der geschätzen Hälfte zu merken, dass uns die Zeit nicht mehr reicht, wenn wir unseren Zug zurück noch erwischen wollen. Also sind wir wieder runter. Auf den Geschmack der Höhe gekommen fassten wir den Entschluss, die Zugspitze zu besteigen.

    21.07.09 Zugspitze

    In meiner Phantasie war das ja ein simples Vorhaben. Mal ganz ehrlich, wie hoch konnte der Berg schon sein? Ich dachte, wir fahren morgens gemütlich mit dem Zug hin, laufen grob an Schildern orientiert an den Berg und besteigen ihn auf einem mit Schildern deutlich markierten Weg in ein paar Stunden um anschließend mit dem Abstieg zu beginnen. No big deal. Je mehr wir uns mit der Idee beschäftigten, desto mehr Informationen bekam ich über den Berg, und desto mehr informierte ich mich selbst über den Berg. Plötzlich sah die Sache ganz anders aus. Ich witterte Lebensgefahr, war versucht mich vernünftig vorzubereiten, sowohl konditionell als auch von der Ausrüstung her. Auch unser Team erweiterte sich, von vier Leuten auf fünf, da wir eine Dozentin unserer Schule für unser Vorhaben gewinnen konnten (wir waren allesamt Fachschüler für Heilerziehungspflege). Außerdem sollte noch der Vater und der Freund von der Maxi mitkommen. Die Kathrin, mit der wir auf dem Wank waren, konnte dann leider doch nicht mit. Somit waren in unserem Team letztendlich ich, Ulrich, Maxi, Maxi´s Vater Thomas, Maxi´s Freund Peter und die Dozentin Maria.
    Wir wählten den Weg über die Partnachklamm, da uns das Höllental zu anspruchsvoll erschien, schließlich waren die meisten von uns bergunerfahren. Allein Maria, Peter und Thomas waren bereits auf einigen Bergen.

    Wir sind am Montag angereist und haben in Grainau unsere Zelte bei einem Campingplatz aufgeschlagen. Zum Aufwärmen haben wir eine Tour um den Eibsee herum gemacht.

    Das hat uns die Gelegenheit gegeben, uns den Berg der Begierde erstmals in seiner vollen Pracht zu betrachten, auch wenn der Gipfel nicht ganz zu sehen war wegen den Wolken. Das schöne Wetter an dem Tag hat uns Hoffnung gemacht, die Tour wie geplant durchführen zu können, hatte es vorher ja noch 60 cm Schnee gegeben und einen umgeleiteten Zugspitzlauf. Unser Plan war, dass wir über die Partnachklamm den Berg hochsteigen bis zur Sonnalpinhütte (kurz vor dem Gipfel), und von da aus entweder zu Fuß hoch, wenn es das Wetter zulässt, oder über die Seilbahn. So sind wir dann um 22 Uhr ins Bett und um 4 Uhr morgens wieder raus. Um 5.10 sind wir dann von Garmisch aus gestartet in Richtung Partnachklamm.

    Dort angekommen waren wir überwältigt von der Schönheit des vom Wasser umspülten Weges.




    Doch hatten wir kaum Zeit, das Schauspiel von Wasserfällen und Stromschnellen zu genießen, schließlich wollten wir auf dem Gipfel sein, bevor die letzte Seilbahn abgefahren ist. Wir hatten ein ziemliches Lauftempo drauf und sind innerhalb kürzester Zeit bei der Reintalhütte angekommen. Noch davor hatte ich Bedenken, den Weg zum Gipfel überhaupt bewältigen zu können. Mir kam mein Rucksack entsetzlich schwer vor und meine nicht vorhandene Kondition zwang mich als letzter zu gehen, manchmal außerhalb der Sichtweite meiner Vorgänger. Als wir jedoch noch vor der Reintalhütte gefrühstückt haben, ging es mit mir konditionell steil bergauf und ich hatte genügend Kraft, den noch kommenden Weg zu bewältigen.



    In der Reintalhütte machten wir kurz Pause, kleideten uns für die inzwischen aufgegangene Sonne weniger wärmend und informierten uns über den kommenden Weg und die Möglichkeit, den Gipfel zu Fuß zu erreichen. Auch wurde uns gesagt, dass wir wahnsinnig schnell waren und dass unsere Chancen gut standen, den Gipfel rechtzeitig zu erreichen, was unsere größte Sorge war.

    Dann gings wieder los, mit durch Wasser beschwerte Rucksäcke in Richtung Knorrhütte. Ein hartes Stück Weg wurde uns angekündigt, wir hatten zwar schon ca. 2 Drittel des Weges zurückgelegt, aber nur einen Bruchteil der Höhenmeter, diese sollten wir jetzt nachholen. Nachdem wir durch wenig Schnee und Geröll marschiert sind, kamen wir an einen Abhang.

    Ich bin weit vorne an der Spitze der Gruppe gelaufen und bin mit dem Ulrich den Berg hoch. Der Pfad verlor sich teilweise und man musste gut die Übersicht behalten um zu sehen, wo es denn nun weitergeht. Im Nebel wäre das schwer gewesen. Nachdem ich nun schon die ganze Zeit als Erster voran lief packte mich der sportliche Ehrgeiz (welch seltenes Erlebnis) und ich wollte als erster auf dem Gipfel stehen. So bewegte ich mich ziemlich schnell durch das Gebiet und nahm nicht immer den Weg, wenn ich stattdessen auch ein kürzeres steileres Stück nehmen konnte. Als ich bei dem von unten höchsten sichtbaren Punkt angekommen war, war ich außer Atem und leicht schockiert, dass der Anstieg danach noch mindestens genauso hoch und genauso steil weitergehen sollte, hatte ich doch bereits einen Großteil meiner Kraft in meiner Unerfahrenheit verpulvert. Nungut, was sollte es, wir sind weiter, Maria, Ulrich und ich, in Richtung Knorrhütte, die wir auch bald erreichten. Dort haben wir ausgiebig pausiert. Ich habe mir eine dosengroße Portion Erbsensuppe auf meinem mitgebrachten Kocher erwärmt, die anderen griffen in Ermangelung einer solchen Gerätschaft auf Brote zurück.

    Interessanterweise war ich der Einzige aus der Gruppe, der gern und viel gegessen hat, bei allen anderen war der Apetitt eher verhalten. Nach einiger Zeit ging es weiter. Unser kommender Weg in Richtung Sonnalpinhütte war zunehmend mit Schnee und Geröll gespickt. Der Schnee war hier äußerst unangenehm, da man oft ausgerutscht ist, was einem viel Kraft kostete. Überhaupt hatte ich das Gefühl sehr erschöpft zu sein, und ich kam nur langsam voran, Uli war es diesmal, der vorne ging.









    Trotz Erschöpfung kam ich auch in diesem Teil ziemlich rasch voran und wir waren vor allen anderen bei der Sonnalpinhütte. Aber als ich dort war konnte ich nicht mehr. Jeder Schritt weiterzugehen bedeutete eine Wahnsinnsanstrengung. Ich habe mich auf ein paar Holzklötze gesetzt, während Uli wieder nach unten ist um den andern zu sagen, dass sie nicht zur Hütte gehen sollen, weil der Weg zum Gipfel begehbar ist, wenn auch mit teilweise Schnee, und der Weg zur Hütte ein Umweg ist. Nachdem ich ca. 10 min. pausierte und neue Kraft gesamelt habe, bin ich auch runter zu den anderen, um dort noch eine Zeit lang zu verweilen. Maria entgegnete mir jedoch dass wir los müssen, und dass die Zeit knapp wird. Also bin ich weiter. Unser Weg führte über einen recht steilen Abhang aus kleinem Geröll und Schnee. Diesmal war es so, dass der Schnee den angenehmeren Weg darstellte, weil in ihm bereits festgetretene Stufen vorhanden waren, während das Geröll unter den Füßen immer ein bisschen weggerollt ist. Als dieser Wahnsinnsabhang geschaft war, kam ein Klettersteig (den ich garnicht erwartet habe, ich habe zwar Klettergurt und Co. mitgenommen gehabt, habe ihn aber im Bus gelassen als Maria meinte, dass wir den nur über das Höllental gebraucht hätten; ich habe mich über die Strecke an sich eher wenig informiert, weil wir in der Gruppe gelaufen sind) an dessen Fuß ich mich zum Ulrich gesetzt habe. Am Klettersteig selbst stand schon Maria, Thomas war schon ein Stück weiter. Wir wollten noch warten, bis Maxi und Peter da sind. Als ich so dasaß und mir den Abhang ansah bemerkte ich, wie steil und gefährlich er wirkte und in mir kam ein Funken von Höhenangst auf. Es war mir sehr unangenehm da zu sitzen, weswegen ich mich aufraffte und den Klettersteig in Angriff nahm. Klettern gehört zu einem meiner Talente und auch wenn ich das noch nie an einem Berg gemacht habe, war ich zuversichtlich, das Stück auch ohne Gurt sicher zu bewältigen (sonst hätte ich es auch nicht gemacht, mein Leben ist mir lieb und ich lass meine sportlichen Ehrgeiz ihm zuliebe gerne sausen). Die ersten drei Meter waren jedoch heftig, ich musste mich gegen den Fels stemmen und mich am Drahtseil hochziehen. Ich war ein wenig beunruhigt und klammerte mich stehts mit einer Hand am Drahtseil fest, auch bei den eher leichten Stellen.

    Als ich so den Klettersteig entlangging, dicht gefolgt von Ulrich und als erster auf dem Weg wurde mir zunehmend wohler bei dem Gedanken, dass die ersten drei Meter wohl das schwierigste Stück gewesen war. Auch kam ich konditionell hier viel besser zurecht, da ich meine Arme (endlich) einsetzen konnte. Oben auf dem Grat angelangt konnte ich den überwältigen Anblick genießen. Von unten hat man ja oft nicht so sehr das Gefühl, dass die Zugspitze sooo hoch ist und teilweise wirken die anderen Berge viel größer. Aber hier auf dem Grat hatte ich wirklich das Gefühl, ziemlich hoch zu sein. Auf dem Grat gings in Richtung Gipfel weiter, der nun zum greifen nah war.

    An der Treppe angelangt riefen uns bereits von oben Leute zu, dass wir es gleich geschafft hätten und sie feuerten uns ein wenig an. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so schwerfällig eine Treppe hochgestiegen, höher hätte der Berg nicht sein dürfen. Ich nahm die letzte Stufe und war wirklich erleichtert, den Weg bewältigt zu haben, den Gipfel erreicht zu haben und tatsächlich als Erster der Gruppe dort oben zu stehen. Ulrich war körperlich in einer besseren Verfassung als ich und hätte es bestimmt noch vor mir zum Gipfel geschafft, ich hab aber gekuckt, dass er mich nicht überholen konnte und so war dieser kleine unbedeutende Sieg meiner.



    Nachdem ich den sportlichen Ehrgeiz überwunden habe, kam die große Erschöpfung. Die andern kamen an, nachdem Ulrich und ich uns kurz den Gipfel angesehen haben und wir wieder zurück sind, um die anderen in Empfang zu nehmen. Die Gruppe hat dann beschlossen, die letzten paar Meter zum Gipfelkreuz auch noch bewältigen zu wollen. Ich wollte das nicht, ich war zu erschöpft um dort noch konzentriert hochzusteigen, und Konzentration wurde benötigt, es war wieder ein Klettersteig und einige Punkte an ihm waren wohl beschädigt, auch war der Weg wohl nicht freigegeben, genaues kann ich aber nicht sagen, weil ich ja nicht dabei war, ich habe dann nur ein Photo geschossen von der Gruppe und vom Uli, der den Gipfel bemoscht hat (--> http://www.gipfelmoschen.de).


    Anschließend sind wir aus unerfindlichen Gründen in die falsche Seilbahn gestiegen und nach Ehrwald in Österreich gefahren. Von da aus sind wir mit Bus und Zug wieder nach Grainau gefahren und wurden von Klassenkameraden abgeholt (wir haben gleichzeitig unsere "Abschlussfahrt" dort gehabt und unsere Klassenkameraden haben wir auf dem Zeltplatz getroffen).

    Epilog

    Reine Gehzeit auf die Zuspitze nach Maria geschätzt 8 Stunden, insgesamt waren wir von 5:10 bis um ca. 15:30 unterwegs. War ein superschönes Erlebnis, welches wir als Gruppe an dem Tag übrigens als einzigstes hatten (wir haben mit den anderen Wanderern geredet, die meisten kamen von den Hütten). Es war auch extrem anstrengend. Diese Tour hat mir gezeigt, dass ich sowas eigentlich nicht machen möchte, wir hatten kaum Zeit uns die Gegend anzusehen, geschweige denn mal etwas vom Pfad abzuweichen. Auch dass die Gegend so überlaufen war gefiel mir nicht, der nächste wird wohl ein eher einsamer Berg sein. Nichtsdestotrotz haben wir uns vorgenommen, den Weg durch das Höllental auch noch zu bewältigen. Darauf werde ich mich demnächst vorbereiten.
    Gelernt habe ich auf der Tour, dass ich meine Kräfte vernünftig einteilen muss und dass ich mehr Kleidung mitnehmen muss (hab ziemlich viel geschwitzt, wenn es einen Wettereinbruch gegeben hätte, hätte ich mich auf das Innenfutter meiner Jacke verlassen müssen, das wäre vielleicht zuwenig gewesen).

    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 21:18. Grund: Reisecharakter eingestellt
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