[CH] Kandersteg-Lötschenpass-Turtmanntal

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    • 09.02.2005
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    • Meine Reisen

    [CH] Kandersteg-Lötschenpass-Turtmanntal

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweiz
    Region: berner Oberland/Wallis


    Salve!

    Viele Wege führen über die Alpen... Vor zwei Wochen wanderten wir gemütlich in zwei Tagen von Innertkirchen auf alten Säumerpfaden über den Grimselpass ins Oberwallis, vergangene Woche gings in vier Tagen solo von Kandersteg (BE) ins Turtmanntal (VS).

    Geplante Route in 4-5 Tagen:

    - Kandersteg (1'174m)
    - Gasterntal (1'400m)
    - Lötschepass (2'690m)
    - Lötschentaler Höhenweg
    - Jeizinen (1'525m)
    - Gampel (634m)
    - Turtmann (628m)
    - Gruben/Meiden (1'818m)
    - Turtmannhütte (2'519m)
    * Gässijoch (3'235m)
    * Topalihütte (2'674m)
    * St.Niklaus (1'110m)
    * Visp (651m)

    Ursprünglich war geplant, von der Turtmannhütte über das Gässijoch zur Topalihütte zu wandern und dann nach St.Niklaus im Mattertal abzusteigen. Eine Kaltwetterfront mit Schnee bis auf 2'000m verhinderte jedoch den Übergang über das Gässijoch und brachte einen zusätzlichen Ruhetag im Turtmanntal.

    Übersichtskarte:

    Editiert vom Moderator
    Bitte keine Scans oder sonstige Ausschnitte von Landkarten veröffentlichen, Urheberrecht beachten

    Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der


    Höhenprofil:



    1. Tag

    Kandersteg (BE) liegt an der vielbefahrenen Zuglinie Bern-Lötschberg-Simplon (BLS) und lässt sich mit den ÖV auch international leicht erreichen. Als Touristenort gibt es zahlreiche Restaurants, Hotels und auch die Möglichkeit, sich Verpflegung & letzte Ausrüstung zu beschaffen. Rechts vom Bahnhofausgang führt der Wegweiser zum Gasterntal und Lötsche(n)pass. Der Weg folgt zuerst gemütlich orografisch links dem Fluss Kander. Man passiert die Seilbahntalstation "Sunnbühl" und eine stacheldrahtbewehrte Felseinfahrt (psss - darüber darf ich nichts schreiben!) und steigt ca. 15 min. den Wanderweg durch die enge "Chluse" hoch. Nach einigen Kehren öffnete sich das wunderschöne Gasterntal, welches von hohen Bergen eingesäumt ist und an dessen hinteren rechten Ende der Lötschepass wartet. Man kommt beim Taleingang beim Restaurant Waldhus vorbei, im hinteren Talbereich gibt es im Weiler Selden nochmals eine Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeit.


    Alle Wege führen nach...


    Durch die "Chluse", Blick zurück auf Kandersteg:


    Blick ins Gasterntal:




    Kurz vor dem Weiler(chen) Selden beginnt der lange Anstieg bis zum Lötschepass. In der prallen Sonne war ich froh, dass nach rund einer Stunde die "Gfelalp" mit der Möglichkeit sich zu verpflegen kam. Danach folgt der Weg zuerst auf einen höher gelegenen kleinen Alpboden. Weiter geht es nur noch steil zum Gletscherfuss hoch (ca. 1.5 Std.). Für die Querung des Lötschegletscher wird keine Gletscherausrüstung, der Weg ist mit Stangen markiert und wird (seit der Steinzeit) oft begangen. Eine weitere gute Stunde später ereichte ich den 2'690 m hoch gelegenen Pass mit der Lötschepasshütte (SAC).

    Steiles Weggeschlängel:


    Am Gletscherfuss ("Balme"):


    Gletscherquerung1:


    Gletscherquerung2:


    Lötschetalhütte:


    Hüttenblick gegen Süden:



    Der Blick hinter die Hütte liess mich nicht lange verweilen. Nach einer stärkenden Suppe gings nun talwärts weiter.



    Der Wanderweg ist auf den ersten paar hundert Metern noch der Hütte manchmal unklar, später aber führt er gut markiert durch steiles Gelände runter. Nach rund einer Stunde erreichte ich die Kummenalp (Wirtschaft & Übernachtung). Langsam suchte ich nach einem ruhigen Flecken, um nach langem Tag mein Biwak aufschlagen zu können. Aber um die Alp herum fand ich zwischen Chalets und Kühen keinen solchen Platz. Also zog ich auf der Alpstrasse weiter runter. Nach ca. 1.5 km zeigte der Wegweiser rechts zur "Restialp" und zum "Lötschentaler Höhenweg". Das klang besser! Nach einem weiteren Kilometer ansteigender Strasse erreichte ich den Weiler Restialp (Verpflegung), fand aber keine Biwakmöglichkeit. Mit gutem Gespür stieg ich hinter dem Weiler nochmals 100 m auf steilem Grasbord hoch und fand dort gegen 20:30 h meinen ruhigen Aussichts- und Schlafplatz...







    2. Tag

    Mir war klar, dass es eine kurze Nacht geben würde. Die halbe Nacht hindurch hielten mich die Wetterleuchten und das bange Warten auf den dazugehörenden Donner wach, gegen sechs Uhr morgens kam der Wind und der Regen dazu. Mein 450g leichtes SMD-RefugeX hielt jedoch trotz Geflatter wie immer zuverlässig dicht. Offenbar hatte mich das Gewitter bloss am Rande gestreift. Zum Glück hatte ich (in Kenntnis des Wetterberichtes) nicht weiter oben übernachtet. Dort wäre es wohl sehr ungemütlich gewesen! Nachdem sich Regen & Wind etwas gelegt hatten, packte ich nach dem "Frühstück" (2 Müsliriegel) meine Sachen und stieg beim Weiler wieder in den Lötschentaler Höhenweg ein. Dieser führt hoch über dem Tal von Alp zu Alp. Bei der Abzweigung "Faldumtörli" muss der obere Weg gewählt werden - der nach Goppenstein ins Tal absteigende Weg scheint nach einem Felssturz unterbrochen zu sein. Über die Alp "Oberi Meiggu" (2'194m) erreichte ich auf herrlichem Weg (Biwakmöglichkeiten) den Weiler Stafel (2205m). Von dort ging es - erst auf der Strasse und später durch den Wald - runter in Richtung Jeizingen (1'525m, Seilbahn, Restaurant & Hotel). Bis dahin hatte ich nebst den frühmorgendlichen Gewitter auch noch die andern Wetterphänomene (Sonne, Nebel, Regen, Hagel) kennengelernt...

    Das malerische Jeizingen liegt am Südhang des walliser Haupttales. Von hier aus hat man normalerweise einen tollen Überblick - am Talboden ist das Flug- (& Openair-Festival) -feld von Gampel leicht erkennbar. Erst im Regen, dann an der Sonne folgte ich Kehre um Kehre dem alten Weg nach Gampel. Der Weg liesse sich mit der Seilbahn abkürzen, aber für mich gilt "by fair means"! Gegen Mittag - ca. 5 Stunden nach Abmarsch - traf ich dort ein und gönnte mir an der Sonne reichlich Essen & Trinken.

    Nach dem Mittag führte mich der Weg entlang der Hauptstrasse auf die andere Talseite. Bei einer Tankstelle zweigt der Weg in Richtung Camping und folgt dann orografisch rechts der "Rottu", wie die Rhone hier noch auf Wallisertitsch heisst. Nach einer Stunde gemütlichem Wandern auf dem Rottu-Damm erreichte ich die Brücke von Niedergampel. Diese führt 1 Km geradewegs nach Turtmann. Nach einer weiteren Pause stand nun der Aufstieg in das Turtmanntal an. Der alte Talweg führt hinter dem Dorf steil durch den Toibuwald in vier Stunden nach Gruben/Meiden. Es soll nicht verschwiegen werden, dass sich der Weg dorthin durch Seilbahn und Bus/Taxi verkürzen lässt. So aber wanderte ich meinem Grundsatz treu in flotten 3 Stunden im Regen auf dem stetig ansteigenden Weg das Tal hoch - begleitet von Blitzen & Donnern und zunehmender Dunkelheit. Die Kamera hatte ich inzwischen wasserdicht im Rucksack versorgt. Durchnässt erreichte ich gegen 19:30 h endlich den Weiler Gruben. Bei diesem Wetter & hatte ich keine Lust auf eine kalte Zeltnacht und suchte mir das nächstbeste Zimmer. Tja, das Alter... Was für Wunder eine heisse Dusche und trockene Kleider bewirken können! Wenig später sass ich wieder trocken und zufrieden unten in der gemütlichen Gaststube der "Waldesruh" und genoss ein "Ballon" Dôle und eine währschafte walliser Käseschnitte. Und es regnete und regnete...


    heimeliges Zimmer:



    3. Tag

    ...und regnete und regnete am Morgen weiter. Kein Grund also, stressig die Sachen zu packen und weiterzuziehen. Nach erstem Meteoentscheid gegen 9 h entschied ich, es heute erst mal ruhig anzugehen. Die anderen Gäste taten es mir gleich. Der Wetterbericht hatte gegen Mittag Wetterberuhigung angesagt. Zudem waren die Hänge wenig höher alle verschneit. Und so zog sich der Morgen mit Faulenzen, Zeitunglesen und Dösen dahin. Wettervorhersagen und Berge... sind eine unsichere Sache. Auch nach dem Mittagessen regnete es immer noch in Strömen und erst gegen halb vier lichteten sich langsam die schweren Wolken. Zwei/drei Stunden weiter hoch zur Turtmannhütte (2'519m) gehen - oder nochmals hier eine Nacht verbringen? Ich entschied mich für den Aufbruch. Der Weg führte weiter ins Tal hinauf. Geradeaus hätte mich dieser direkt zur Staumauer (2'177m) geführt, ich folgte aber dem steilen Weg auf der rechten Talseite, der auf den "Chalte Bärg" führte. Grad der richtige Name dafür, was ich dort erlebte: 20 cm Schneehöhe, tiefe Fussstapfen, Schneesturm, keine Orientierung...



    Zudem hatte ich um etwa 80 Höhenmeter den Abzweiger zur Staumauer verpasst - Grrr! Selbst das Garmin wollte plötzlich nicht mehr Satelliten finden. Dick eingemummt also den Weg zurück bis zum nächsten Wegweiser - and juppi - dort führte die Tafel wieder zum Stausee und zur Turtmannhütte! Entlang einer Zuführleitung folgt der Weg flach dem Hang - bei schönem Wetter sicher eine tolle Wanderung. Ich aber musste mich langsam entscheiden, ob ich noch zur Hütte hoch gehen würde oder aber mir um den Stausee herum einen Biwakplatz suchen würde. Ich entschied mich gegen 19 h für letzteres. Ich brauchte nicht mehr zu der in Sichtweite liegenden Hütte hochzusteigen, um zu erkennen, dass diese eingeschneit war. Bald schon lag ich im Schlafsack und wärmte meine kalten Füsse und Hände. Interessiert beobachtete ich, wie der Thermometer der Uhr zunehmend gegen 0° C sank. Kein Problem mit dem Apachen! Zudem fürchtete ich in der Nacht keine weiteren Gewitter, sodass es doch recht "gemütlich" wurde.




    4. Tag

    Gegen 7 h morgens staunte ich - die Temperatur war wieder moderat gestiegen - und es regnete/graupelte! So hatte ich mir den Tagesbeginn nicht vorgestellt! Ich wog die Chancen ab, rund 1'000 Höhenmeter weiter oben auf dem Grässijoch einen halbwegs schneefreien Durchgang zu finden - und entschied mich für's warten. Langsam wurde mir klar, dass im Schnee wohl kaum die Wegmarkierungen für die Passquerung zu finden sind. Also wickelte ich mich nochmals tiefer in den warmen Apachen ein. Gegen 10 h müssen wohl die ersten Wanderer an meinem Biwak vorbei gekommen sein - Zeit also für Aufstehen und Frühstück - an der Sonne...



    Kurz vor Mittag habe ich mich dann auf den Weg zurück ins Tal gemacht. Vorbei an den Sonntagsausflüglern und Holländern, die in Massen hoch zum Stausee kamen. In Meiden genoss ich bei einem Glas Fendant und Wurst die spontane Gastfreundschaft, für die die Walliser so bekannt sind - merci Walter!

    Auf das Postauto wartend traf ich auf einen humpelnden Deutschen, er hatte sich am Vortag auf dem Weg zur Turtmannhütte den Fuss verstaucht, und war nun abgestiegen. Seine Freunde dagegen wollten auf's Barrhorn, den höchsten Wandergipfel Europas. Aber auch er zweifelte, dass deren Vorhaben gelingen sollte. Und er hatte recht. Das bergerfahrene Pärchen kehrte auf halber Strecke im Schnee um.

    Postauto, Seilbahn und Zug führten mich in wenigen Stunden aus den verschneiten Bergen wieder zurück in die warme Stube. Das Grässijoch aber, das knöpf ich mir nochmals vor!


    Grüsse aus dem Süden


    Marc
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 04.12.2010, 10:18.

  • swissclimber
    Gerne im Forum
    • 06.07.2008
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    #2
    AW: [CH] Kandersteg-Lötschepass-Turtmanntal

    Prima Bericht und tolle Bilder!
    Danke!

    Der Blick aus dem Zelt gefällt mir
    --Kletterwege sind senkrecht--

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