[DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

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  • wanderer014
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    • 11.05.2009
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    • Meine Reisen

    [DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Deutschland
    Reisezeit: 27.08. - 29.08.2008
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    Hi, das ist mein/unser erstes Posting in diesem Forum und über Feedback,Tipps zu geeigneten Orten für solches "Survival (light)" oder Erfahrungen bei ähnlichen Touren würden wir uns sehr freuen...

    Ausrüstung: Da wir den Ausflug sehr spontan angegangen sind, war unsere Ausrüstung unvollständig und eher auf die Schnelle zusammengeklaubt. Ich versuche trotzdem möglichst alle Sachen zu nennen: wichtigstes Mitbringsel war für uns die 4x6m Plane, die die Basis für unser Nachtlager bildete, ein Schlafsack pro Person, ein handliches Beil, eine kleine Gartenschaufel, pro Person 2x 1,5l Wasser, wenige Klamotten zum wechseln, dicke Wanderschuhe und reichlich Verpflegung, die wir auch sehr ungeplant (d.h. viel zu viel) einkauften. Außerdem begleitete uns eine prähistorische (c.a. 20 Jahre alte) Karte des Eifelvereins zu eben diesem Gebiet. (Für die komplette Eifel gibt es sehr gute und aktuelle Wanderkarten beim Eifelverein zu kaufen.) Unsere Rucksäcke wogen zu Beginn der Wanderung gefühlte 50kg, realistisch geschätzt wohl eher zwischen 20-25kg. Qualitativ hochwertige Rucksäcke wirken sich durch bessere Gewichtsverteilung auf Rücken und Hüfte durchaus positiv auf den Tragekomfort aus, ich hatte jedoch nicht das Glück einen solchen zu besitzen.

    Die Tour: Unser kleiner Trip (2 Personen, 2 Nächte, eine 4x6m Plane, Vorräte) begann auf dem gebührenfreien Parkplatz „Schwammenauel“ (in der Nähe von Heimbach, auch mit dem Navi gut zu finden), wo wir unser Auto für die nächsten Tage stehen ließen und sogleich den ersten (und letzten) nennenswerten Kontakt zur Tierwelt hatten. (Anmerkung: Die gleiche - (vermutlich auch die selbe) – Raupe fanden wir am Ende unserer Tour wenige Meter weiter im geplätteten Zustand wieder)


    Zu Fuß machten wir uns auf den Rundwanderweg um die Talsperre zu erkunden. Landschaftlich hat uns die Landschaft, die wir nur von der Wanderkarte bzw. von „Google Earth“ kannten, auf Anhieb gut gefallen; auf beiden Seiten der Talsperre geht es ca. 50-100 Höhenmeter nach oben, dichte scheinbar unbewirtschaftete Laubwälder bedecken die Hänge. Erste Erkenntnis für den nächsten Ausflug war, dass unsere Rucksäcke für lange Strecken noch viel zu schwer waren (pro Person 1l Jägermeister , 1l Bier, 3l Trinkwasser, ca. 2l Suppe über die „normale“ Last hinaus). Also machten wir uns an die Arbeit möglichst schnell etwas Ballast ab- also das Bier ein-zuwerfen.
    Frisch gestärkt gelangten wir dann, nach einem kurzen Abstecher „querwaldein“, in etwa 1 Std. über den Rundwanderweg zu unserem ersten Rastplatz (siehe Karte).


    Von diesem strandartigen Platz direkt am Stausee sahen wir dann zum ersten Mal das Objekt unserer Begierde. Eine wunderschöne Insel, die nur durch eine bauchtiefe Furt zu erreichen war. Diese Insel erkoren wir als unseren Lagerplatz für die erste Nacht aus, da wir trotz der recht kurzen Strecke schon recht angestrengt waren und wir vor allem unsere Rucksäcke durch exzessives Essen ;) erleichtern wollten. Außerdem war die Insel wirklich ein perfekter Ort um ungesehen/ungestört eine Nacht in der „Wildnis“ zu verbringen, ohne sich um Förster oder sonstige Störenfriede (inklusive wilder Tiere- es gab nur Hasen auf der Insel) sorgen zu müssen.
    Nachdem wir also, die Rucksäcke über dem Kopf tragend, die Furt durchquert und die Insel erreicht hatten, erwartete uns ein steiler, steiniger und sehr mühsamer Aufstieg zum höchsten Punkt der Insel, wo wir schließlich, nach anfänglicher Verzweiflung, endlich einen idealen Lagerplatz gefunden haben. Allein der Ausblick vom Gipfel nahe unseres Lagers hat den anstrengenden Aufstieg gerechtfertigt:


    Nachdem wir den Ausblick angemessen gewürdigt hatten, begannen wir mit dem Aufbau unseres Lagers. Wir fanden, auf der ansonsten sehr steil abfallenden Insel, ein geeignetes unbewachsenes Plateau, auf dem wir nach kurzen Aufräumarbeiten (lose Blätter und Äste beiseite schaffen) auf der einen Seite unsere Behelfsunterkunft mit der Plane und wenigen geraden Ästen errichteten und ca. 1 meter davor eine großzügige Feuerstelle aufbauten. Dass sich Schieferstein nur sehr bedingt als dauerhafte Befestigung für unsere Feuerstelle eignete – nach mehreren Stunden ruhigen Kochens flogen uns reihenweise die splitternden Steine um die Ohren – haben wir dabei auch gelernt.

    Die Behelfsunterkunft bestand aus einem langen Ast als Mittelstütze gestützt 4065von zwei kürzeren Ästen mit Astgabeln am oberen Ende. Die Plane diente uns sowohl als dichtes Dach als auch als Unterlage, was uns eine trockene Nacht bescherte. Die Konstruktion entpuppte sich trotz dieser einfachsten Bauweise und simplen Werkzeugen und Materialien als außerordentlich stabil. Auch totes Holz fand sich in rauen Mengen um unser Lagerfeuer am Leben zu halten.


    Das Lager nach der ersten Nacht bestehend aus der durch die ungünstige Perspektive sehr klein erscheinenden (aber durchaus für 2 Personen ausreichenden) Behelfsunterkunft, der Feuerstelle und dem provisorischen „Schutzwall“ gegen alle Kriechtiere, der eher durch den Überschuss an Feuerholz und Beschäftigungsdrang als aus dem Bedürfnis sich vor diesen Tieren schützen zu müssen entstanden ist.

    Auf dem Speiseplan stand für den ersten Abend, man merkt wir hatten trotz des kurzen Marsches schon sehr viel Energie aufzufüllen, Gulaschsuppe mit Nudeln, und die Pilz-Würstchen-Pfanne, die mittlerweile einen legendären Status erreicht hat. Wir verbrachten praktisch den ganzen Abend bis Mitternacht mit Kochen, Essen und Trinken. Nach einer Flasche Jägermeister, einem abgebrochenen Versuch das Ufer zwecks Nachtschwimmen zu erreichen näherte sich der Tag dem Ende und wir zogen uns zu einer sehr ruhigen und geradezu gemütlichen Nacht in unser „Zelt“ zurück.


    Am nächsten Morgen, nach langem geruhsamen Schlaf, holte zumindest einer von unserem Duo das versäumte Schwimmen in der Talsperre nach. Im Anschluss begannen wir mit dem Abbau des Lagers und dem Vorbereiten auf den anstehenden Marsch. Da wir am vorigen Abend einen Teil unseres schweren Proviants bereits verzehrt hatten war auch das Tragen der Rucksäcke deutlich weniger anstrengend.
    Das war auch gut so, denn unsere Strecke an Tag 2 war deutlich länger und auch anspruchsvoller als die bereits zurückgelegte. Wir entschlossen uns den Rundwanderweg um die Talsperre zu verlassen, und die höchste Erhebung des Gebietes, den (hinterher) gefürchteten Kermeter, zu überqueren und für die zweite Nacht einen Lagerplatz an der Urfttalsperre anzupeilen. Zuvor hatten wir das Glück einen Trinkwasserbrunnen am Wegesrand zu finden, der auf unserer Karte nicht eingezeichnet war, an dem wir unsere Trinkwasservorräte auffüllten. Die Bewältigung des Höhenunterschieds machte uns wegen unserer Last schwer zu schaffen. Wir mussten regelmäßig die Rucksäcke absetzen und eine kurze Verschnaufpause einlegen.


    Auch die Suche nach einem geeigneten Ort um unser Lager aufzuschlagen war nicht gerade einfach. Die letzten Kilometer waren wirklich eine Qual und die Landschaft alles andere als geeignet ein Lager aufzuschlagen. Auf der linken Seite ging es steil und felsig bergauf und auf der linken Seite steil bergab zum Stausee. Letztendlich fanden wir einen, auf den ersten Blick, zumindest halbwegs tauglichen Platz, einigermaßen eben, nah am Stausee und angemessen weit vom Weg entfernt. Interessant war auch der zerstörte Luftschutzbunker direkt nebenan.

    Wir wählten, auch aus Zeitgründen, wieder die simple Zeltkonstruktion des letzten Tages, die allerdings noch stabiler und geräumiger ausfiel. Feuerholz gab es reichlich in Form von angeschwemmtem „Treibholz“ aus dem relativ niedrig stehenden Stausee und wir fanden den perfekten „Kochklotz“, einen dicken Balken, der komplett durchgeglüht war und auf dessen Glut in nur wenigen Minuten jede Suppe fertig war. Hätten wir das Kochset nicht dabei gehabt wäre das ganze natürlich nicht ganz so einfach gewesen. Das Kochen der Suppen in beschichteten Dosen soll ja nicht so gesund sein. An diesem Abend haben wir beide so viele Suppen in uns reingeschaufelt, dass wir diesmal nicht mal den Versuch unternommen haben unser Lager außer zum Pinkeln zu verlassen.


    Lager am Morgen des 3. Tages (vor der überstürzten Abreise )
    Die zweite Nacht unserer Reise, war trocken aber nicht ganz so ruhig wie die vergangene. Durch die Nähe zum Stausee waren viele Frösche unterwegs, die jedoch durch unseren Kriechtierschutz nicht in das Lager gelangen konnten.
    Am frühen Morgen machten wir uns auf um das Kochgeschirr in der Talsperre zu spülen, als wir auf dem anderen Ufer einen Militärjeep halten sahen. Wir beobachteten mit dem Fernglas, wie drei Männer ausstiegen und -ebenfalls mit Ferngläsern- das Gebiet absuchten. Als wir und die „Feldjäger“, uns durch die Ferngläser, über den Stausee, gegenseitig anblickten, räumten wir schnell unser Lager um etwas weiter entfernt in Ruhe zu frühstücken. Nach einer kurzen Besichtigung der Staumauer der Urfttalsperre und der Herstellung unseres Brombeerwodkas machten wir uns schließlich auf den Rückweg, der uns wieder über den Kermeter führte. Der Aufstieg war, wie schon auf dem Hinweg, schweißtreibend. Auf dem Gipfel angekommen ging es angenehmer – nämlich auf schönen Waldwegen, leicht bergab- weiter. Das letzte Highlight der Reise war schließlich die Bank, die uns, kurz vor Erreichen des Parkplatzes, einen 180° Blick über die Rurtalsperre gewährte.
    Kurze Zeit später erreichten wir den Parkplatz auf dem wir unser Auto abgestellt hatten. Die Rucksäcke endgültig abzusetzen war nach den 3 Tagen eine unglaubliche Erleichterung und wir waren auch froh, die Zivilisation wieder erreicht zu haben.


    Fazit:
    Unser Anspruch war es nicht! Survival im wahrsten Sinne des Wortes zu betreiben, also mit möglichst wenig/ ohne Ausrüstung zu überleben, sondern mit dieser zumindest relativ geringen Ausrüstung einen lustigen und interessanten Ausflug in die Natur und einen Hauch von Abenteuer zu erleben. Dies ist uns voll und ganz gelungen. Vor allem die Nacht auf „DER Insel“ war noch Monate später Gesprächsstoff und wird wohl unvergessen bleiben.
    Was die zweite Nacht betrifft haben wir im Nachhinein herausgefunden, dass in dem Gebiet um die Urfttalsperre noch ungeräumte Glasminen im Erdreich liegen, weshalb dringend davon abgeraten wird die Wege zu verlassen. (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Nationa...ch_Minenfelder) Das machte uns rückblickend doch ein wenig Angst und zeigte uns wie wichtig es ist sich VORHER über die Gegebenheiten und zu erwartenden Gefahren / regionalen Besonderheiten zu informieren.
    Für uns war der Ausflug ein voller Erfolg und hat uns sehr viel Spaß gemacht.

    Als letztes will ich noch klarstellen, dass wir:
    • keinen Müll jeglicher Art hinterlassen haben; Alles was wir an Müll verursacht haben, haben wir ordnungsgemäß entsorgt oder wieder mitgenommen!
    • die Feuerstelle so vorbereitet haben und das Feuer nur so groß werden ließen, dass ein Übergreifen auf Bäume, Sträucher, Waldboden, etc nicht möglich war. (Feuchter Lehmboden verhinderte, dass das Feuer unterirdisch weiter brennen konnte)
    • darauf geachtet haben keine Pflanzen oder Tiere in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen. Für die Behelfsunterkunft und das Lagerfeuer haben wir immer ausschließlich totes Holz verwendet.
    • uns dessen Bewusst sind, das Alkohol keine notwendige Vorraussetzung für einen solchen Ausflug (bzw. Spaß im Allgemeinen) ist. Der Jägermeister, als einziges Luxusgut, hat für uns einen eher traditionellen Wert und darf bei unseren Touren nicht fehlen .


    Tag 1: Strecke: c.a. 3 km


    Tag 2: Strecke: c.a. 10,5 km


    Tag 3: Strecke: c.a. 10 km
    Zuletzt geändert von November; 07.11.2011, 20:09.

  • lastactionhero
    Erfahren
    • 08.07.2008
    • 348
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

    schöner bericht und super zelt.
    manchmal sind die einfachsten sachen die schönsten.
    nächstes mal besser planen was in rucksack kommt und das zu hause lassen was man bei der letzten reise nich gebraucht hat und schwups is der rucksack leichter
    1001miles - Blog

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    • stoeps
      Dauerbesucher
      • 03.07.2007
      • 537

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

      Gratulation! Als ersten Beitrag gleich einen Reisebericht zu schreiben (und dann auch noch einen mit angenehm selbstironischer Note ) finde ich extrem vorbildlich. Ebenso Eure Prinzipien und Umsicht, welche in der Erklärung am Ende deutlich werden.

      Aber was den Alkohol angeht, gibt es wohl höchstens Generationsunterschiede: Bei gestandenen Outdoorern lese ich immer Whiskey statt Jägermeister

      Das Zelt finde ich nahezu perfekt. Ich hätte nicht gedacht, dass man das so hinbekommt, wie auf dem Foto der zweiten Übernachtung zu sehen ist!

      Dieses Zelt und die Tatsache, dass das erste Posting ein Bericht ist (und nicht die Frage, welches der optimale Schlafsack für die Tour wäre ), zeigen beide, dass ihr es meiner Meinung nach richtig gemacht habt (anders als ich früher): Einfach losgehen und Erfahrungen machen.

      stoeps

      … und nächstes Mal Tütensuppen statt Dosen und den Jägermeister in 'ne Kunststoffflasche – schon ist der Rucksack leichter
      „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
      ― John Muir

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      • Mephisto

        Lebt im Forum
        • 23.12.2003
        • 8537
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

        Und nen Wasserfilter kaufen. Dann wird der Rucksack extrem leichter!

        Willkommen im Forum und viel Spaß noch!

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          #5
          AW: [DE] "Survival Light" an der Rur-/Urfttalsperre (Eifel)

          Lustig!

          Dass sich Schieferstein nur sehr bedingt als dauerhafte Befestigung für unsere Feuerstelle eignete – nach mehreren Stunden ruhigen Kochens flogen uns reihenweise die splitternden Steine um die Ohren – haben wir dabei auch gelernt.


          Ihr wart aber auch mitten im Kerngebiet den Nationalpark Eifel.
          Feuer machen: Muuuutig. Die drei Typen im Jeep waren Ranger.



          Am westlichen Ufer ist es kein Nationalpark und auch sehr schön. Ich war ne Woche später als Ihr da. Der Rursee war zu der Zeit schön leer da konnte man gut runter ans Wasser und baden.
          Hier auch mal ein Ufer-Foto von letzten Jahr (genau gegenüber eurer Insel):



          Vor zwei Wochen nochmal - da war der Rursee leider bis zur Oberkante gefüllt. Der Felsblock in der Mitte des Bildes stand da unter Wasser.

          Nette Gegend. Ist aber alles von Kreuzau die Rur entlang bis zum kompletten Rursee entweder Naturschutzgebiet oder Nationalpark.
          Also, nächtesmal wenn überhaupt ´nen Hobo betreiben. Vom Rursee kommt man über Simmerath auch schnell ins hohe Venn (Belgien).

          Viele Grüße
          Radfahrer

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