Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

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  • Thomasi
    Erfahren
    • 27.04.2009
    • 204
    • Privat

    • Meine Reisen

    Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

    Angesichts all der virtuellen Räume wundert man sich, dass sich da draußen noch wilde Natur befindet und sich in ihr noch immer Menschen zu Tode stürzen, erfrieren, erschlagen, erstickt und gefressen, meist aber von der eigenen Schwerkraft zu Boden geworfen werden, als Korrektur, möchte man meinen, einer himmelsstürmenden architektonischen Hybris.

    Es gibt also noch ein Draußen und es ist im Risiko, selbiges zu betreten.

    Zwar versucht man mit penibler Vorbereitung, mittels GPS, googleearth und endlich mal zielgerichtet funktionierenden Funktionsjacken Kontrolle über den eigenen Weg zu erlangen und so das Draußen gleichsam in ein kalkulierbares Innen zu verwandeln: Man hat es also mit einem innengeleiteten Outdoorer zu tun, dem die Wärmeleistung seines Kochers Entscheidungskriterium seiner Tourenplanung ist.

    Daher ist in allen Foren die Ausrüstungsrubrik die meistbesuchte, mit den meisten Beiträgen und den meisten Aufrufen.

    Es gibt sogar Foren wie das Supa-Ultra-Light-Weight, das sich ausschließlich der Gewichtsreduzierung von Wandermaterialien widmet; und die Konsequenz ist natürlich der nudedoorer, der Nackttrekker, gänzlich befreit von aller materiellen Last und bar jeglicher Notwendigkeit, sein Erleben mit Fremdgewicht zu erdrücken.

    Es ist, als würde man vor dem anstehenden Geschlechtsakt wochenlang Kataloge und Testberichte wälzen, nächtelang im Web recherchieren und schlaflos mit der Entscheidung ringen, welches Kondom hierfür das wohl bestgeeignetste sei und wo billig zu erwerben und zu welchem Preis.
    Und nach vollzogenem Akt seine Erfahrungen hiermit breit und lang in Blog und Foren ausdiskutieren: Der große Kondom-Test: 10 Ultraleicht-Modelle im Vergleich! Oder: Das Trekker-Kondom! Jetzt 20% verringertes Packmaß durch integrierten Kompressionsgurt!


    Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
    Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.

  • Magua
    Erfahren
    • 07.04.2007
    • 339
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

    "Der große Kondom-Test: 10 Ultraleicht-Modelle im Vergleich! Oder: Das Trekker-Kondom!"

    TESTURTEIL: Befriedigend...
    " Do not challenge nature - challenge yourself..."

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    • Lightfoot
      Dauerbesucher
      • 03.03.2004
      • 791

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

      Also Dein Text hat mich jetzt so richtig betroffen gemacht...

      Im Ernst , hast schon recht, die Ausrüstung wird ein wenig zum Fetisch. Das liegt immer dann nahe, wenn der Mensch etwas Wesentliches über das rein Praktische hinaus kultiviert. Na und? Da dies hier zum guten Teil ein Ausrüstungsforum ist, ist das intensive Gespräch über Ausrüstung im weiteren auch nicht verwunderlich. Ich sehe das ganz gelassen: gute, leichte Ausrüstung macht entspanntere Touren möglich, wieso sollte man nicht mal drüber geredet haben?

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      • Becks
        Freak

        Liebt das Forum
        • 11.10.2001
        • 19611
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

        Naja,
        etwas Querlesen im Board kann da nicht schaden, denn es gibt genügend Leute (u.A. ich), die einen 5 Euro BW-Schlafsack durchaus würdigen können und einem WM Antelope für 400 Stutz vorziehen, wenn die Gelegenheit da ist.

        Ob man das nun als Fetisch bezeichnen mag, wenn man 2 Schlafsäcke hat, oder schlichtweg als Schwabe, der nicht für den Camping sein sauteures Teil verheizen möchte, das bleibt Dir überlassen.

        Alex
        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

        Kommentar


        • Gast-Avatar

          #5
          AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

          gut gebrüllt, Löwe.

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          • lina
            Freak

            Vorstand
            Liebt das Forum
            • 12.07.2008
            • 42917
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

            Naja,

            früher ging man in einen dieser winzigen, vollgestopften Outdoorläden, informierte sich so gut wie halt eben möglich, kaufte dann hoffentlich Essentielles je nach gegebenem Budget und arrangierte sich mit den Möglichkeiten. Heute gibt es selten in meist größeren Läden Leute, die sich wirklich auskennen, und durch die rasend schnelle Verbreiterung des Angebots nimmt die Übersichtlichkeit entsprechend ab. Da sind Diskussionen sehr hilfreich.

            Zu jeder Zeit können sowohl teure als auch preisgünstige Artikel angenehme oder unangenehme Überraschungen bereit halten.

            Deshalb: Wer sich von seiner Ausrüstung tyrannisieren lässt, ist selber schuld das Wichtige ist, rauszugehen und sie einzusetzen!

            Kommentar


            • WinniKo
              Anfänger im Forum
              • 19.01.2007
              • 13

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

              Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
              Angesichts all der virtuellen Räume wundert man sich, dass sich da draußen noch wilde Natur befindet und sich in ihr noch immer Menschen zu Tode stürzen, erfrieren, erschlagen, erstickt und gefressen, meist aber von der eigenen Schwerkraft zu Boden geworfen werden, als Korrektur, möchte man meinen, einer himmelsstürmenden architektonischen Hybris.

              Es gibt also noch ein Draußen und es ist im Risiko, selbiges zu betreten.

              Zwar versucht man mit penibler Vorbereitung, mittels GPS, googleearth und endlich mal zielgerichtet funktionierenden Funktionsjacken Kontrolle über den eigenen Weg zu erlangen und so das Draußen gleichsam in ein kalkulierbares Innen zu verwandeln: Man hat es also mit einem innengeleiteten Outdoorer zu tun, dem die Wärmeleistung seines Kochers Entscheidungskriterium seiner Tourenplanung ist.

              Daher ist in allen Foren die Ausrüstungsrubrik die meistbesuchte, mit den meisten Beiträgen und den meisten Aufrufen.

              Es gibt sogar Foren wie das Supa-Ultra-Light-Weight, das sich ausschließlich der Gewichtsreduzierung von Wandermaterialien widmet; und die Konsequenz ist natürlich der nudedoorer, der Nackttrekker, gänzlich befreit von aller materiellen Last und bar jeglicher Notwendigkeit, sein Erleben mit Fremdgewicht zu erdrücken.

              Es ist, als würde man vor dem anstehenden Geschlechtsakt wochenlang Kataloge und Testberichte wälzen, nächtelang im Web recherchieren und schlaflos mit der Entscheidung ringen, welches Kondom hierfür das wohl bestgeeignetste sei und wo billig zu erwerben und zu welchem Preis.
              Und nach vollzogenem Akt seine Erfahrungen hiermit breit und lang in Blog und Foren ausdiskutieren: Der große Kondom-Test: 10 Ultraleicht-Modelle im Vergleich! Oder: Das Trekker-Kondom! Jetzt 20% verringertes Packmaß durch integrierten Kompressionsgurt!


              Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
              Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.

              Ich unterstelle mal dass das zumindest viele hier im Forum diese Wirkung sehr wohl kennen. Aber, ohe, oje - wenn hier jeder über seine supertollen Erfahrungen und innerlichen Erkenntnisse rumlabern würde - interessiert mich nicht. Nicht in diesem Forum. Hier will ich den besten Schlafsack für meine Vorhaben finden. Emotionslos. Gefühllos. Materiell.

              Winni

              Kommentar


              • Randonneur
                Alter Hase
                • 27.02.2007
                • 3373

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                Fuer manche ist die Beschaeftigung mit Ausruestung Ersatzhandlung in der Zeit in der man nicht draussen sein kann. Das gibt es schon sehr lange, Kephart beschreibt es in "Camping and Woodcraft" vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Was mich eher ueberrascht ist, wie verbreitet die Einstellung ist, dass es immer das Beste sein muss und dass das Neueste immer das Beste ist.

                Es gibt hier ein paar sehr schoene Reiseberichte aber es koennten natuerlich mehr sein. Aber gute Reiseberichte erfordern Zeit, die Faehigkeit gut zu schreiben und den Willen seine Erlebnisse wichtig genug zu nehmen um sie anderen mitzuteilen.
                Je suis Charlie

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                • hosentreger
                  Fuchs
                  • 04.04.2003
                  • 1406

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                  Guten Morgen,

                  ich sehe (und nutze) dieses Forum als eine Möglichkeit, mich über die Erfahrung anderer mit Touren, Tipps und auch Ausrüstungsteilen zu informieren und in manchen Fällen Fragen anderer zu beantworten. Das ist für mich unterhaltsam und informativ. Das Leben an sich hat schon Probleme genug; da gehe ich nicht auch noch in dieses Forum, um Problemchen zu suchen und mich darüber zu erregen.

                  Für innerliche Erkenntnisse oder Moraldiskussionen zum Thema Outdoorfetischismus könnte man auch ein andere Rubrik nutzen. Es ist niemand gezwungen, hier mitlesen zu müssen.

                  Einen guten Tag wünsche ich
                  hosentreger
                  Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                    Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
                    Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.
                    Warum nicht? Ich liebe meinen Ausrüstungsfetischismus, auch wenn er gar nicht so schrecklich ausgeprägt ist, aber es gehört für mich dazu ein wenig herumzuprobieren, mal den UL- Kram zu testen, eine neue Taschenlampe ausprobieren die mit der einen Batterie 5 mal so lange Licht mach wie meine 15 Jahre alte Mag u.s.w.
                    Dass die Wirkung des Draussen nicht zur Sprache kommt ist auch nicht wahr- oder vielleicht ist das eine sehr persönliche Sache, die man mehr "für sich" behält, das eben nicht esoterisch entblätternd der Öffentlichkeit preisgibt (wie Reinhold Messner u.s.w.).
                    Vielleicht bin ich auch nicht esoterisch genug. Mir geht das ganze Esoterik- geschwätz eher auf den Geist

                    Kommentar


                    • derSammy

                      Lebt im Forum
                      • 23.11.2007
                      • 7412
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                      Zitat von Järven Beitrag anzeigen
                      Vielleicht bin ich auch nicht esoterisch genug. Mir geht das ganze Esoterik- geschwätz eher auf den Geist

                      ..bei Dir müsste es ja auch ELCHoterik heissen ....

                      Kommentar


                      • blitz-schlag-mann
                        Alter Hase
                        • 14.07.2008
                        • 4851
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                        Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
                        Angesichts all der virtuellen Räume wundert man sich, dass sich da draußen noch wilde Natur befindet und sich in ihr noch immer Menschen zu Tode stürzen, erfrieren, erschlagen, erstickt und gefressen, meist aber von der eigenen Schwerkraft zu Boden geworfen werden, als Korrektur, möchte man meinen, einer himmelsstürmenden architektonischen Hybris.

                        Es gibt also noch ein Draußen und es ist im Risiko, selbiges zu betreten.

                        Zwar versucht man mit penibler Vorbereitung, mittels GPS, googleearth und endlich mal zielgerichtet funktionierenden Funktionsjacken Kontrolle über den eigenen Weg zu erlangen und so das Draußen gleichsam in ein kalkulierbares Innen zu verwandeln: Man hat es also mit einem innengeleiteten Outdoorer zu tun, dem die Wärmeleistung seines Kochers Entscheidungskriterium seiner Tourenplanung ist.

                        Daher ist in allen Foren die Ausrüstungsrubrik die meistbesuchte, mit den meisten Beiträgen und den meisten Aufrufen.

                        Es gibt sogar Foren wie das Supa-Ultra-Light-Weight, das sich ausschließlich der Gewichtsreduzierung von Wandermaterialien widmet; und die Konsequenz ist natürlich der nudedoorer, der Nackttrekker, gänzlich befreit von aller materiellen Last und bar jeglicher Notwendigkeit, sein Erleben mit Fremdgewicht zu erdrücken.

                        Es ist, als würde man vor dem anstehenden Geschlechtsakt wochenlang Kataloge und Testberichte wälzen, nächtelang im Web recherchieren und schlaflos mit der Entscheidung ringen, welches Kondom hierfür das wohl bestgeeignetste sei und wo billig zu erwerben und zu welchem Preis.
                        Und nach vollzogenem Akt seine Erfahrungen hiermit breit und lang in Blog und Foren ausdiskutieren: Der große Kondom-Test: 10 Ultraleicht-Modelle im Vergleich! Oder: Das Trekker-Kondom! Jetzt 20% verringertes Packmaß durch integrierten Kompressionsgurt!


                        Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
                        Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.
                        Das Schöne an der ganzen Sache ist ja, das niemand gezwungen wird
                        P.S. Schon mal in anderen "Fachforen" gelesen (Bike, Auto, GPS, Handy...)

                        Der Sread hier müsste doch eigentlich ins Laberforum...

                        Ach ja, nochwas. Beim Geschlechtsakt kommt die blanke Waffe zum Einsatz. Nix Leichtgewichtskondom.
                        Viele Grüße
                        Ingmar

                        Kommentar


                        • Lightfoot
                          Dauerbesucher
                          • 03.03.2004
                          • 791

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                          Zitat von Järven Beitrag anzeigen
                          ..., mal den UL- Kram zu testen, ...
                          Waaaassss?

                          Kommentar


                          • rso4x4
                            Erfahren
                            • 05.04.2007
                            • 453
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                            OT: ich finde mich grad doof, weil ich das hier überhaupt gelesen habe, aber ich bin selber schuld.... zeitverschwendung
                            cu
                            Rainer

                            Kommentar


                            • Andreas L
                              Alter Hase
                              • 14.07.2006
                              • 4351

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                              Thomasi: Hochinteressant.

                              Ich hab irgendwann vor vielen Jahren mit dem Klettern angefangen. Damals schallte der Ruf durch die Szene: Leave No Traces (das wurde ursprünglich von der Freeclimber-Bewegung in den USA erstmals so formuliert und bezog sich auf das Hackenschlagen und die technische Kletterei). Das war toll, wir waren stolz auf jeden 5er, den wir frei klettern konnten und setzten Klemmkeile statt Fels-Haken, und am Anfang war das manchmal noch eine grosse Schraubenmutter in einer Reepschnurschlinge. Aber die Industrie zog nach, Klettergrössen gründeten ihre Firmen in Garagen, verlagerten sie mit steigendem Gewinn in Neubauten und heute kann man alles, aber auch wirklich alles kaufen, was man braucht und noch 500 % mehr, was mit Sicherheit nichts taugt, was man nicht braucht.
                              Beruflich kam dann bei mir eine Zäsur, ich reiste sehr viel, kam aber kaum noch zum Klettern, Outdoor war ich permanent, aber nachts meistens im Hotel. Erst in fortgeschrittenem Alter kam ich wieder zur alten Leidenschaft, und da machte das bunte Treiben am Fels auf einmal kaum noch Spass: es war zu technisch geworden, zu Ausrüstungsbezogen und VOR ALLEM: zu fremdbestimmt.

                              Meine Neue Mitte in der Natur hab ich dann gefunden, als ich drauf kam, dass es sehr wohl die Möglichkeit eines Mittelwegs gibt. Heute gehe ich in den Alpen gerne "alte Routen", die eher wenig begangen werden, und wo man die Leute mit den alten ausgebleichten, 20 Jahre alten Rucksäcken trifft. Der Kitzel eines 6. Grades (mehr hab ich nie hinbekommen) weicht dem Genuss des Unterwegsseins in einer unglaublichen Landschaft, mit leichtem Gepäck (verglichen mit damals ist auch das, was heute als "mittelschwer" gilt federleicht) und mit Sicherheitsreseven, die die damalig möglichen um ein vielfaches übersteigen - und auch das trägt zum puren Genuss des Erlebnisses bei.

                              Das ist ein Synthese von moderner Ausrüstung auf alten Wegen (was im Gebirge wäre nicht alt?), die für mich zur Erfüllung führt - buchstäblich.
                              Dazu brauche ich aber die Diskussion um diese Ausrüstung, muss erfahren, was richtig für mich ist. Ausserdem dreht sich das Rad der Entwicklung so schnell, dass es nur über eine intensive Diskussion überhaupt möglich ist, auf dem laufenden zu bleiben.

                              Natürlich wird heute jeder Sport so schnell wie möglich zur Equipment-Sportart gemacht, denn nur so kann die Industrie Gewinne machen. Ich muss mir jetzt das raussuchen, was auf diesem völlig unübersichtlichen Markt noch in Frage kommt für mich und versuchen, die ganzen Sackgassen und Irrwege zu vermeiden. Auch dazu brauch ich die Diskussion über das Material. Und ein guter Kenntnissstand kann dir im Gebirge letztlich das Leben retten.

                              Zuletzt: Das moderne Material erweitert meine Möglichkeiten und damit auch meinen "Erlebnisraum".Ich hab zB im Januar eine Wanderung über einen Gebirgskamm gemacht, bei dem ich bei minus 21 Grad auf 2200 Metern im Zelt übernachtet habe. Damit so was geht, gut geht und ohne "Lebensgefahr" möglich ist, muss man Materialdiskussionen führen. Und dabei steht das Tun, das Erlebniss, die Tour natürlich im Vordergrund.
                              Wenn nicht, macht man was falsch und lässt sich was entgehen.

                              Andreas
                              "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                              BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

                              Kommentar


                              • hc-waldmann
                                Dauerbesucher
                                • 19.07.2004
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                                #16
                                AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                                Meine TOUR ist mein Fetisch. Dummerweise kann ich mich daran nur
                                ein oder zweimal im Jahr für ein paar Tage BERAUSCHEN. So gönne ich
                                mir, auch in diesem Forum, die ERSATZBEFRIEDIGUNG über Material
                                zu fachsimpeln. Das hilft dann doch über Zeit der Dürre und der Arbeit
                                indoors. Da geb ich mir LUST und SCHMERZ, in dem ich mit allerlei
                                technischem SCHICKSCHNACK Routenpläne entwickle, die ich wohl nie
                                gehen werde: das gibt erfrischende TAGTRÄUME, und hält in Übung.
                                Auf Tour packe ich das GPS dagegen so gut wie nie aus.

                                Hans-Christian
                                fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

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                                • Jocki
                                  Fuchs
                                  • 26.12.2008
                                  • 1020
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                                  #17
                                  AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                                  Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
                                  Angesichts all der virtuellen Räume wundert man sich, dass sich da draußen noch wilde Natur befindet und sich in ihr noch immer Menschen zu Tode stürzen, erfrieren, erschlagen, erstickt und gefressen, meist aber von der eigenen Schwerkraft zu Boden geworfen werden, als Korrektur, möchte man meinen, einer himmelsstürmenden architektonischen Hybris.

                                  Es gibt also noch ein Draußen und es ist im Risiko, selbiges zu betreten.

                                  Zwar versucht man mit penibler Vorbereitung, mittels GPS, googleearth und endlich mal zielgerichtet funktionierenden Funktionsjacken Kontrolle über den eigenen Weg zu erlangen und so das Draußen gleichsam in ein kalkulierbares Innen zu verwandeln: Man hat es also mit einem innengeleiteten Outdoorer zu tun, dem die Wärmeleistung seines Kochers Entscheidungskriterium seiner Tourenplanung ist.

                                  Daher ist in allen Foren die Ausrüstungsrubrik die meistbesuchte, mit den meisten Beiträgen und den meisten Aufrufen.

                                  Es gibt sogar Foren wie das Supa-Ultra-Light-Weight, das sich ausschließlich der Gewichtsreduzierung von Wandermaterialien widmet; und die Konsequenz ist natürlich der nudedoorer, der Nackttrekker, gänzlich befreit von aller materiellen Last und bar jeglicher Notwendigkeit, sein Erleben mit Fremdgewicht zu erdrücken.

                                  Es ist, als würde man vor dem anstehenden Geschlechtsakt wochenlang Kataloge und Testberichte wälzen, nächtelang im Web recherchieren und schlaflos mit der Entscheidung ringen, welches Kondom hierfür das wohl bestgeeignetste sei und wo billig zu erwerben und zu welchem Preis.
                                  Und nach vollzogenem Akt seine Erfahrungen hiermit breit und lang in Blog und Foren ausdiskutieren: Der große Kondom-Test: 10 Ultraleicht-Modelle im Vergleich! Oder: Das Trekker-Kondom! Jetzt 20% verringertes Packmaß durch integrierten Kompressionsgurt!


                                  Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
                                  Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.
                                  Diskutierst Du dann dein Geschlechtsleben auch mit Gleichgesinnten auf esoterischer Basis, oder rufst Du öfters mal Reinhold an um mit ihm den tieferen Sinn deines Tuns zu erörtern?

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                                  • Gast-Avatar

                                    #18
                                    AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                                    Ein solches Essay ist natürlich als Provokation gedacht (sonst würde man es nicht schreiben ), aber wie überaus erfreulich, mal einen gut formulierten Text zu lesen.
                                    Zeitverschwendung es zu lesen? Das kann ich nun nicht nachvollziehen.
                                    Ich sage ja auch nicht oder eher selten, dass ich 90 % der Ausrüstungsdiskussionen als für mich nicht lesenswert betrachte. ;)
                                    Da ich da ja aber auch nicht lesen muss und mich Reiseberichte etc viel mehr interessieren und es ja hier auch sehr viele interessante und schöne gibt, kann ich damit aber recht gut leben.
                                    Die FRage ist in meinen Augen durchaus legitim (sie wird ja öfters auch von anderen gestellt (auch hier in diesem forum ;) ), ob nicht manchmal das Wesentliche, das Naturerlebnis nämlich, teilweise auf der Strecke bleibt.
                                    Ich persönlich rege mich regelmäßig auf, wenn Neulinge auf diesem Gebiet vermittelt bekommen, dass es ohne das alles nicht geht. Weil der finanzielle Aufwand, den manche meinen betreiben zu müssen, etwas ist, den sich recht viele überhaupt nicht leisten können. Vieles ist gut, vieles ist schön, aber sehr vieles braucht man nicht.
                                    Ein Aufruf zur SChlichtheit kann in meiner Sicht eher nie verkehrt sein.

                                    Andreas Ansatz kann ich aber gut nachvollziehen. Wenn man solche durchaus auch gefährlichen sportlichen Aktiviatäten nachgeht, ist das Wissen darum, wie man sich schützt und sichert und was es auf dem entsprechenden Markt an Neuentwicklungen gibt, sehr wichtig.

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                                    • Fernwanderer
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                                      • 11.12.2003
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                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                                      Dein Text liest sich ein bißchen so wie ein Säufer über Alkohol spricht.
                                      Wenn Dich das Ausrüstungspalaver nervt laß es.

                                      Grüße
                                      Fernwanderer
                                      In der Ruhe liegt die Kraft

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                                      • Werner Hohn
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                                        • 05.08.2005
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                                        #20
                                        AW: Ausrüstung: Die Fetischierung des Nachrangigen

                                        Zitat von Thomasi Beitrag anzeigen
                                        ...
                                        Ausrüstung, Kauf, Erwerb und Zusammenstellung selbiger macht einen Großteil des Outdoorvergnügens aus, wo es doch grundlegend einmal um ein verändertes Erleben gegangen war, um einen bewusstseinserweiternden Akt des Unterwegsseins, um eine Art Pilgergang, ein Lernen und Verlernen, durchaus vergleichbar mit dem nicht-ritualisierten sonntäglichen Gang zum Gottesdienst und man wundert sich, wie vollkommen vernachlässigt die Wirkung eines Draußen auf ein Innen, auf die menschliche Psyche zur Sprache kommt, nämlich gar nicht.
                                        Schade, dass all das den Esoterikern überlassen bleibt und dem Reinhold Messner.
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