Tourentyp | |
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Mitreisende | |
Land: DE
Reisezeit: Mai
Region/Kontinent: Mitteleuropa
...Wie kommt man auf so eine Idee? Mein Rezept:
- begeisterter Wanderer sein - 50%
- nächste Tour erst in einem (2,3...) Monat haben - 30%
- sich für sich selbst und eigene Grenzen interessieren - 10%
- evtl. schon Vorerfahrungen mit langen Tagesetappen haben - 5%
- neugierig sein und sowieso jeden "Sch..ß" mitmachen - 4%
- nachts irgendwelche Wanderforen lesen und über den richtigen Link stolpern - 1%
Habe mich also kurzerhand angemeldet und "wenn schon - dann schon"...
Vorbereitung:
- langfristig keine, da keine Zeit mehr
- zwei Tage davor kein Sport und mit gutem Gewissen ausschlafen
- mehrmals sich den Ablauf und eventuelle Probleme vorgestellt
- Tipps hier im Forum geholt, Strategie und Ziele überlegt (alles ist aber trotzdem anders gelaufen)
- kurz vor dem Start alle Stellen, wo Reibung entstehen kann, mit Hirschtalgcreme eingerieben
So fand ich mich irgendwann mitten im Sauerland wieder, mit Startnummer in der Hand und in bunter Gruppe der Gleichgesinnten. Spannung und Vorfreude wuchsen und um 19 Uhr ging es LOS!!!.
KM2: "Oh nein, das ist ja ein Rennen!" Schockiert überlege ich, was tun - selbstbewusst und ruhig mein Tempo zu gehen oder versuchen, mit der ersten Gruppe mitzuhalten. In der Ausschreibung stand zwar etwas vom Wettkampfcharakter der Veranstaltung, ich habe es aber sofort verdrängt.
KM8: Allen meinen Hoffnungen zum Trotz gehen die Leute immer noch so schnell. Im Kopf klingt "so schaff ich keine 30 km", es macht aber Spaß, andere kennen zu lernen und sie in Aktion zu beobachten.
KM10: Ein kurzer Regenschauer schenkt u.a. einen Regenbogen und ein wunderschönes Farbspiel mit gold-rotem Nebel über den Hügeln. Ich werde von einem Wanderer eingeholt, mit dem wir schon davor ein paar Worte ausgetauscht haben, und wir gehen zusammen.
KM13: Die Runde ums Dorf herum ist beendet, jetzt geht es richtig in den Wald hinein. Wir bekommen etwas zu Trinken (1. Verpflegungspunkt - VP) und die Warnung, dass das Joggen verboten ist.
KM22: "Hab ich nicht vorgehabt, wie empfolen, die ersten 25km locker zu gehen?" Die Nacht ist noch nicht einmal da, wir eilen (immer noch zuzweit und genauso schnell) irgendwohin und der Weg ist noch soo lang... Die Situation ist irgendwie unwirklich und die Motivation zweifelhaft.
KM48: "Geht doch!" Stunde für Stunde vergehen, wir besprechen alles auf der Welt und entscheiden uns an den VPs, ob wir noch ein Stück lang zusammen bleiben wollen... Diese Frage wird langsam zum Scherz, denn es ist offensichtlich, dass es gerade jetzt in der Nacht ein riesen Vorteil ist, zusammen zu bleiben. Man hält das Tempo einfacher und vergisst die Zeit; dass im Moment keiner von uns deutlich schneller sein kann, ist auch schon klar. Ich profitiere außerdem von der Kenntnis der Strecke durch meinen Wanderpartner; Dank der hervorragender Ausschilderung ist das zwar nicht essentiell, aber natürlich sehr angenehm. Und ganz ehrlich: Ich habe oft einfach fasziniert zugehört...
KM50: !!!
KM57: 4 Uhr morgens, 9 Stunden unterwegs. Juhuu!!!
Ab hier läuft man die gleiche Strecke zurück. Pause im Haus, Möglichkeit Schuhe zu wechseln, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen etc. Wir setzen uns zum ersten Mal hin. Neben Trinken und noch einer Banane gönne ich mir zwei Schokopralinen. Sie scheinen direkt ins Blut zu gehen, so dass wir nach 20 min (wie vorgenommen) den Rückweg antreten.
Sternenklare Nacht mit Vollmond neigt langsam ihrem Ende zu. Uns kommen andere Wanderer entgegen, die den Wendepunkt noch nicht erreicht haben; wir sehen auch die beiden, deren Teilnahme auf eine Wette zurückzuführen ist. Neue Wanderschuhe, keine Erfahrung - aber sie habens zumindest bis hierhin gepackt! Leider haben wir uns danach nicht mehr gesehen.
KM66: "Läuft!"Es geht noch schneller, als davor. Mir geht es gut und im Rausch der Bewegung merke ich gar nicht, dass es nur mir so gut geht. Und erwarte, dass das bald kommende Licht noch etwas Energie schenken wird...
KM70: "Was ist los???" Tageslicht ist da, doch von Energie keine Spur. Mein erfahrener Partner merkt sofort(!), was los ist und sagt etwas passendes. "Ist das das Ende der Tour? Schluss? Aus??? - Ruhe im Kopf!!!" Mein Kreislauf spielt mit mir. Er gewinnt ein Müsliriegel und etwas langsameres Tempo.
KM75: Wir laufen weiter, es wird still - jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Am VP ess ich ein Käsebrot, obwohl keine Lust. Langsam geht es mir wieder besser, auch Optimismus ist zurück.
KM84: Die ersten Ultramarathonläufer kommen uns entgegen - als ob sie 5 und nicht 67/101km liefen! Wir lassen uns von der Stimmung anstecken und nehmen uns vor, unter 17Std anzukommen - das bedeutet ja nur 17km in 3Std!
KM93: Die schönsten Kilometer Im Wald sind eine Menge Läufer und Wanderer - sie haben Strecken von 11 bis 67km vor und sind heute früh gestartet. Manche tun uns etwas Leid - wegen der Höhenmeter wird selbst die kleinste Laufdistanz anspruchsvoll sein.
KM98:"Schön gehen und lächeln".Es war nicht wesentlich langsamer, als kurz nach dem Start. Enorme Motivation durch das Grüßen der anderen und absolute Zufriedenheit mit der Zeit (was mich angeht, konnte ich es überhaupt nicht fassen!) ließen die Müdigkeit zurücktreten. Dass sich Gelenke etc. meldeten, war nun auch vergessen - schließlich durften sie es ja.
KM101: Juhuu! (edit: Zeit - seehr gut unter 20h...Sorry, Datenschutz).
Wäre ich wie geplant alleine gegangen, wäre alles anders. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an meinen Mitwanderer!!!
Danach war aber wirklich Schluss. Weder Lust noch Motivation etwas zu machen, auch keine ausreichende Konzentration. Schlaafen!!!!
Was würde ich nächstes Mal anders machen?
- Schokolade mitnehmen und trotz keines Appetits regelmäßiger essen (ja, man hats mir gesagt...)
- die Ausschreibung genauer lesen und schon vor dem Start entscheiden: Will ich "nur" ankommen oder ist eine gute Zeit auch wichtig?
- evtl. einen kleinen Regenschirm mitnehmen
- Schnürsenkel -
Was hat gut funktioniert?
- Häfte der Strecke Wanderstiefel (Klasse "c" ), Hälfte - Halbschuhe (Pflaster blieb komplett im Rucksack!).
- keine Cola/Kaffee/etc., da ich sonst auf die Idee kommen könnte, das wäre nur ihre Wirkung
- keine Wanderstöcke; auch die 2100hm sind im Mittelgebirge kein Grund, Energie durch Armbewegung zu verschenken...IMHO
- lieber ein paar Dehnungsübungen als zwei Minuten sitzen!
- ab und zu ein paar Meter Joggen - steigert nicht die Geschwindigkeit, ist aber eine willkommene Abwechslung für Gelenke und Muskeln
- auf der Strecke zu photografieren kam nicht in Frage, deswegen kein schlechtes Gewissen wegen Kamera-zu-Hause-lassen
Alles in allem eine tolle Aktion!!!
Reisezeit: Mai
Region/Kontinent: Mitteleuropa
...Wie kommt man auf so eine Idee? Mein Rezept:
- begeisterter Wanderer sein - 50%
- nächste Tour erst in einem (2,3...) Monat haben - 30%
- sich für sich selbst und eigene Grenzen interessieren - 10%
- evtl. schon Vorerfahrungen mit langen Tagesetappen haben - 5%
- neugierig sein und sowieso jeden "Sch..ß" mitmachen - 4%
- nachts irgendwelche Wanderforen lesen und über den richtigen Link stolpern - 1%
Habe mich also kurzerhand angemeldet und "wenn schon - dann schon"...
Vorbereitung:
- langfristig keine, da keine Zeit mehr
- zwei Tage davor kein Sport und mit gutem Gewissen ausschlafen
- mehrmals sich den Ablauf und eventuelle Probleme vorgestellt
- Tipps hier im Forum geholt, Strategie und Ziele überlegt (alles ist aber trotzdem anders gelaufen)
- kurz vor dem Start alle Stellen, wo Reibung entstehen kann, mit Hirschtalgcreme eingerieben
So fand ich mich irgendwann mitten im Sauerland wieder, mit Startnummer in der Hand und in bunter Gruppe der Gleichgesinnten. Spannung und Vorfreude wuchsen und um 19 Uhr ging es LOS!!!.
KM2: "Oh nein, das ist ja ein Rennen!" Schockiert überlege ich, was tun - selbstbewusst und ruhig mein Tempo zu gehen oder versuchen, mit der ersten Gruppe mitzuhalten. In der Ausschreibung stand zwar etwas vom Wettkampfcharakter der Veranstaltung, ich habe es aber sofort verdrängt.
KM8: Allen meinen Hoffnungen zum Trotz gehen die Leute immer noch so schnell. Im Kopf klingt "so schaff ich keine 30 km", es macht aber Spaß, andere kennen zu lernen und sie in Aktion zu beobachten.
KM10: Ein kurzer Regenschauer schenkt u.a. einen Regenbogen und ein wunderschönes Farbspiel mit gold-rotem Nebel über den Hügeln. Ich werde von einem Wanderer eingeholt, mit dem wir schon davor ein paar Worte ausgetauscht haben, und wir gehen zusammen.
KM13: Die Runde ums Dorf herum ist beendet, jetzt geht es richtig in den Wald hinein. Wir bekommen etwas zu Trinken (1. Verpflegungspunkt - VP) und die Warnung, dass das Joggen verboten ist.
KM22: "Hab ich nicht vorgehabt, wie empfolen, die ersten 25km locker zu gehen?" Die Nacht ist noch nicht einmal da, wir eilen (immer noch zuzweit und genauso schnell) irgendwohin und der Weg ist noch soo lang... Die Situation ist irgendwie unwirklich und die Motivation zweifelhaft.
KM48: "Geht doch!" Stunde für Stunde vergehen, wir besprechen alles auf der Welt und entscheiden uns an den VPs, ob wir noch ein Stück lang zusammen bleiben wollen... Diese Frage wird langsam zum Scherz, denn es ist offensichtlich, dass es gerade jetzt in der Nacht ein riesen Vorteil ist, zusammen zu bleiben. Man hält das Tempo einfacher und vergisst die Zeit; dass im Moment keiner von uns deutlich schneller sein kann, ist auch schon klar. Ich profitiere außerdem von der Kenntnis der Strecke durch meinen Wanderpartner; Dank der hervorragender Ausschilderung ist das zwar nicht essentiell, aber natürlich sehr angenehm. Und ganz ehrlich: Ich habe oft einfach fasziniert zugehört...
KM50: !!!
KM57: 4 Uhr morgens, 9 Stunden unterwegs. Juhuu!!!
Ab hier läuft man die gleiche Strecke zurück. Pause im Haus, Möglichkeit Schuhe zu wechseln, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen etc. Wir setzen uns zum ersten Mal hin. Neben Trinken und noch einer Banane gönne ich mir zwei Schokopralinen. Sie scheinen direkt ins Blut zu gehen, so dass wir nach 20 min (wie vorgenommen) den Rückweg antreten.
Sternenklare Nacht mit Vollmond neigt langsam ihrem Ende zu. Uns kommen andere Wanderer entgegen, die den Wendepunkt noch nicht erreicht haben; wir sehen auch die beiden, deren Teilnahme auf eine Wette zurückzuführen ist. Neue Wanderschuhe, keine Erfahrung - aber sie habens zumindest bis hierhin gepackt! Leider haben wir uns danach nicht mehr gesehen.
KM66: "Läuft!"Es geht noch schneller, als davor. Mir geht es gut und im Rausch der Bewegung merke ich gar nicht, dass es nur mir so gut geht. Und erwarte, dass das bald kommende Licht noch etwas Energie schenken wird...
KM70: "Was ist los???" Tageslicht ist da, doch von Energie keine Spur. Mein erfahrener Partner merkt sofort(!), was los ist und sagt etwas passendes. "Ist das das Ende der Tour? Schluss? Aus??? - Ruhe im Kopf!!!" Mein Kreislauf spielt mit mir. Er gewinnt ein Müsliriegel und etwas langsameres Tempo.
KM75: Wir laufen weiter, es wird still - jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Am VP ess ich ein Käsebrot, obwohl keine Lust. Langsam geht es mir wieder besser, auch Optimismus ist zurück.
KM84: Die ersten Ultramarathonläufer kommen uns entgegen - als ob sie 5 und nicht 67/101km liefen! Wir lassen uns von der Stimmung anstecken und nehmen uns vor, unter 17Std anzukommen - das bedeutet ja nur 17km in 3Std!
KM93: Die schönsten Kilometer Im Wald sind eine Menge Läufer und Wanderer - sie haben Strecken von 11 bis 67km vor und sind heute früh gestartet. Manche tun uns etwas Leid - wegen der Höhenmeter wird selbst die kleinste Laufdistanz anspruchsvoll sein.
KM98:"Schön gehen und lächeln".Es war nicht wesentlich langsamer, als kurz nach dem Start. Enorme Motivation durch das Grüßen der anderen und absolute Zufriedenheit mit der Zeit (was mich angeht, konnte ich es überhaupt nicht fassen!) ließen die Müdigkeit zurücktreten. Dass sich Gelenke etc. meldeten, war nun auch vergessen - schließlich durften sie es ja.
KM101: Juhuu! (edit: Zeit - seehr gut unter 20h...Sorry, Datenschutz).
Wäre ich wie geplant alleine gegangen, wäre alles anders. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an meinen Mitwanderer!!!
Danach war aber wirklich Schluss. Weder Lust noch Motivation etwas zu machen, auch keine ausreichende Konzentration. Schlaafen!!!!
Was würde ich nächstes Mal anders machen?
- Schokolade mitnehmen und trotz keines Appetits regelmäßiger essen (ja, man hats mir gesagt...)
- die Ausschreibung genauer lesen und schon vor dem Start entscheiden: Will ich "nur" ankommen oder ist eine gute Zeit auch wichtig?
- evtl. einen kleinen Regenschirm mitnehmen
- Schnürsenkel -
Was hat gut funktioniert?
- Häfte der Strecke Wanderstiefel (Klasse "c" ), Hälfte - Halbschuhe (Pflaster blieb komplett im Rucksack!).
- keine Cola/Kaffee/etc., da ich sonst auf die Idee kommen könnte, das wäre nur ihre Wirkung
- keine Wanderstöcke; auch die 2100hm sind im Mittelgebirge kein Grund, Energie durch Armbewegung zu verschenken...IMHO
- lieber ein paar Dehnungsübungen als zwei Minuten sitzen!
- ab und zu ein paar Meter Joggen - steigert nicht die Geschwindigkeit, ist aber eine willkommene Abwechslung für Gelenke und Muskeln
- auf der Strecke zu photografieren kam nicht in Frage, deswegen kein schlechtes Gewissen wegen Kamera-zu-Hause-lassen
Alles in allem eine tolle Aktion!!!
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