Selbstgemachte Kurzfelle für BC-Ski
Als ich mir 2005 Åsnes-Ski (Modell Ragø) kaufte, verzichtete ich in einem plötzlichen Anfall von Sparsamkeit auf die Ausstattung mit dem damals recht neuen, von Åsnes patentierten Kurzfellsystem. Bis dahin hatte ich immer Langfelle benutzt und traute den kurzen Steigflächen nicht viel zu.
Als ich mich näher mit der Materie beschäftigte, wurde mir klar, dass Kurzfelle vielleicht doch eine gute Idee sind. Ich wollte es ausprobieren, und habe mir deshalb selber welche gebastelt.
Material
Für einen Satz Kurzfelle braucht man:
Ein altes Steigfell (in meinem Fall ein Colltex-Kunstfasersteigfell von längst verschrotteten alpinen Tourenski)
2 Stk. kunsttoffummanteltes Drahtseil, Stärke 3-4 mm, Länge ca 30 cm (Baumarkt)
2 Stk Simplexklemmen (passend für o.g. Drahtseil, Baumarkt)
Textilband von Tesa
Nadel und Faden
Kombizange
Drahtschere
Bauanleitung
1) Aus dem Steigfell zwei Stücke zuschneiden. Zu der gewünschte Felllänge (Steigflächenlänge) 3 bis 4 cm zugeben für das Umfalten/Befestigen des Fells an der Drahtschlinge. In meinem Fall waren das 76 cm + 4 cm = 80 cm.
2) Ggf. die beiden Felle (einseitig) in der Breite zuschneiden: Schmalste Stelle des Skis minus 0,5 cm. Dazu einen Strich auf der Klebeseite mit Kugelschreiber anzeichnen und einfach mit der Schere nachschneiden.
3) Die Enden des Drahtseils mit der Simplexklemme verbinden und so eine Drahtseilschlaufe herstellen. Die Schlaufe sollte so groß sein, dass sie sich dicht, aber ohne viel Druck über die Skispitze und die breiteste Stelle des Skis ziehen lässt. Die Simplexklemme zunächst nur so fest zudrehen, das sich die Seilenden mit einer Kombizange noch durchziehen lassen (die Größe der Schlaufe wird später nachjustiert).
4) Die Schlinge zu einem D formen. Die Simplexklemme sollte sich mittig auf dem runden Bogen des D befinden (= oben auf dem Ski).
5) Auf dem geraden Strich des D wird jetzt das Fell befestigt: Ähnlich wie beim Metallbügel eines Langfells wird das Ende des Fells um den Draht herumgeschlagen und mit sich selbst verklebt. (Vorsicht: Das richtige Ende des Fells nehmen, der Flor muss nach hinten zum Skiende gerichtet sein).
6) Damit sich die Verklebung nicht löst, wird die Überlappung danach mit mit einem starken Polyesterfaden vernäht. Ein paar grobe Stiche von Hand, quer über die gedoppelte, gegeneinandergeklebte Fläche, genügen.
7) Die Befestigungsschlaufe wird, durch Probieren, in ihrer Größe angepasst: mit der Kombizange die beiden Drahtenden durch die Simplexklemme ziehen, so dass die Schlaufe kleiner wird; die Schlaufe über die Skispitze und die breiteste Stelle des Skis ziehen, so das sie wieder größer wird. Die Schlaufe sollte sehr stramm, aber ohne Gewalt, über die breiteste Stelle des Skis gehen. Wenn die richtige Schlaufengröße ermittelt ist, die Simplexklemme fest schließen. Am besten eine Stoppmutter verwenden oder Schraube mit einer zweiten Mutter kontern.
8) Mit der Drahtschere die Enden des Stahldrahts auf ca. 1–1,5 cm kürzen. Dann die Enden mit etwas Textilband umwickeln (Schutz des Drahtseils gegen „Aufzwirbeln“; Schutz der Benutzerin gegen Verletzungen und Löcher in den Handschuhen beim Hantieren).
9) Die auf den Ski aufgezogene Schlaufe muss gestoppt werden. Auch wenn sich die Schlinge sehr eng um den Ski schließt, wird sie sich bei Benutzung langsam nach hinten schieben, das Fell schiebt sich im vorderen Bereich zu einer Falte auf, Schnee gelangt zwischen Klebefläche und Ski und das Fell löst sich ab. Damit dies nicht geschieht, muss die Schlaufe gestoppt werden. Ich habe zunächst an der Stelle, wo das Kurzfell beginnen sollte (ca. 15 cm vor der Elevatorplatte der Bindung), kleine Holzklötzchen oben auf die Ski geklebt, an dem die Schlaufen hängen blieben. Leider haben sich die Klötze nach einer Weile verabschiedet (falscher Kleber?) Meine provisorische Lösung auf der Tour war es, die Felle soweit nach hinten zu schieben, bis die Schlaufe direkt an die Elevatorplatte meiner Bindung stieß und so fixiert wurde. Dadurch saßen die Felle natürlich sehr weit hinten. Ich konnte allerdings in der Funktionaltät keine Verschlechterung gegenüber der vorherigen Positionierung feststellen. Für die nächste Tour werde ich es mit dem Aufschrauben von Stoppern etwa 15 cm vor der Bindung probieren.
Das montierte Kurzfell:
Die Drahtschlaufe fixiert das Fell direkt vor der Bindungsplatte. Alternativ kann man auch weiter vorn einen Stopper (Holz-, Kunststoffklotz) anbringen:
Die Drahtschlaufe im Detail. Ein Drahtende ist abgeschnitten und fasert aus; das andere ist bereits mit Tesa-Textilband umwickelt:
Nach demselben Prinzip habe ich auch noch „Ultrakurzfelle“ gebastelt. Die Halteschlaufe ist größer und stoppt deshalb erst direkt am Stahlkäfig der Bindung; hinten enden die Felle auf derselben Höhe wie die Elevatorplatte, also prakisch unter dem Absatz des Telemarkstiefels:
Erfahrungen bei der praktischen Nutzung
Ich habe die selbst gemachten Felle zuerst 2006 bei einer Tour in der Hardangervidda getestet und war von der Funktionalität so angetan, dass ich es wagte, nur mit diesen Kurzfellen meine Langtour 2007 zu bestreiten. Ich nahm zwei Paar mit, und ein Paar „Ultrakurzfelle“. Eines der Kurzfelle wurde bereits im Januar in der Femundmarka zerstört; ich trat bei einem steilen Aufstieg durch tiefen Pulverschnee auf blanken Fels und es riss quer durch (das hätte aber auch jedem Langfell den Garaus bereitet). Das verbleibende Paar tat treu und brav drei Monate lang seinen Dienst, wie hier Mitte April bei Masi in der Finnmark:
Nach meiner Erfahrung halten diese Felle genau so gut (oder schlecht) wie andere Felle auch: D.h. wenn es sehr kalt oder sehr naß ist, wenn man die Felle nachts „vernachlässigt“ hat und sie morgens gefroren sind, wenn man auf sehr hartem Untergrund viel kantet etc., können sie sich ablösen.
Ein Minuspunkt: Ein Schwachpunkt der Konstruktion ist der kleine Wulst vorne im Bereich der Drahtschlaufe. Das Fell löst sich dort zwar (erstaunlicherweise) nicht ab, doch reibt der Wulst beim Vorwärtsgleiten etwas durch den Schnee. Der dadurch entstehende leichte „Bremseffekt“ stört mich jedoch nicht sehr (und ist auf jeden Fall geringer als bei Langfellen, wo die ganze Skifläche bremst). Bei weicher Schneedecke ist der Bremseffekt praktisch nicht bemerkbar. Außerdem gehe ich gerade Strecken und moderate Steigungen meist mit Wachs. Und bei den steileren Anstiegen, wo die Felle zum Einsatz kommen, „stampfe“ ich eh und gleitet kaum noch.
Ein Pluspunkt: Die Felle sind so klein, dass man sie in die Hosentasche stecken kann. So kann man sie auch bei tiefen Minusgraden gut vorwärmen, wenn man weiß, das bald eine Steigung ansteht. Man kann sie auch bedenkenlos wieder abnehmen, in der Tasche warmhalten und drei Stunden später wieder aufziehen.
Auch die „Ultrakurzfelle“ setze ich regelmäßig ein. Sie sind sehr hilfreich auf flachen Strecken, insbesondere bei Gegenwind und in Situationen, wenn das Wachsen schwierig wird und/oder man die Mühen des „Klisterns“ scheut. z.B. bei sehr harter Schneedecke oder auf einem vereisten See. Die „Ultrakurzfelle“ verleihen genau das bißchen Griff für den Antritt, das man in der Ebene braucht.
Als ich mir 2005 Åsnes-Ski (Modell Ragø) kaufte, verzichtete ich in einem plötzlichen Anfall von Sparsamkeit auf die Ausstattung mit dem damals recht neuen, von Åsnes patentierten Kurzfellsystem. Bis dahin hatte ich immer Langfelle benutzt und traute den kurzen Steigflächen nicht viel zu.
Als ich mich näher mit der Materie beschäftigte, wurde mir klar, dass Kurzfelle vielleicht doch eine gute Idee sind. Ich wollte es ausprobieren, und habe mir deshalb selber welche gebastelt.
Material
Für einen Satz Kurzfelle braucht man:
Ein altes Steigfell (in meinem Fall ein Colltex-Kunstfasersteigfell von längst verschrotteten alpinen Tourenski)
2 Stk. kunsttoffummanteltes Drahtseil, Stärke 3-4 mm, Länge ca 30 cm (Baumarkt)
2 Stk Simplexklemmen (passend für o.g. Drahtseil, Baumarkt)
Textilband von Tesa
Nadel und Faden
Kombizange
Drahtschere
Bauanleitung
1) Aus dem Steigfell zwei Stücke zuschneiden. Zu der gewünschte Felllänge (Steigflächenlänge) 3 bis 4 cm zugeben für das Umfalten/Befestigen des Fells an der Drahtschlinge. In meinem Fall waren das 76 cm + 4 cm = 80 cm.
2) Ggf. die beiden Felle (einseitig) in der Breite zuschneiden: Schmalste Stelle des Skis minus 0,5 cm. Dazu einen Strich auf der Klebeseite mit Kugelschreiber anzeichnen und einfach mit der Schere nachschneiden.
3) Die Enden des Drahtseils mit der Simplexklemme verbinden und so eine Drahtseilschlaufe herstellen. Die Schlaufe sollte so groß sein, dass sie sich dicht, aber ohne viel Druck über die Skispitze und die breiteste Stelle des Skis ziehen lässt. Die Simplexklemme zunächst nur so fest zudrehen, das sich die Seilenden mit einer Kombizange noch durchziehen lassen (die Größe der Schlaufe wird später nachjustiert).
4) Die Schlinge zu einem D formen. Die Simplexklemme sollte sich mittig auf dem runden Bogen des D befinden (= oben auf dem Ski).
5) Auf dem geraden Strich des D wird jetzt das Fell befestigt: Ähnlich wie beim Metallbügel eines Langfells wird das Ende des Fells um den Draht herumgeschlagen und mit sich selbst verklebt. (Vorsicht: Das richtige Ende des Fells nehmen, der Flor muss nach hinten zum Skiende gerichtet sein).
6) Damit sich die Verklebung nicht löst, wird die Überlappung danach mit mit einem starken Polyesterfaden vernäht. Ein paar grobe Stiche von Hand, quer über die gedoppelte, gegeneinandergeklebte Fläche, genügen.
7) Die Befestigungsschlaufe wird, durch Probieren, in ihrer Größe angepasst: mit der Kombizange die beiden Drahtenden durch die Simplexklemme ziehen, so dass die Schlaufe kleiner wird; die Schlaufe über die Skispitze und die breiteste Stelle des Skis ziehen, so das sie wieder größer wird. Die Schlaufe sollte sehr stramm, aber ohne Gewalt, über die breiteste Stelle des Skis gehen. Wenn die richtige Schlaufengröße ermittelt ist, die Simplexklemme fest schließen. Am besten eine Stoppmutter verwenden oder Schraube mit einer zweiten Mutter kontern.
8) Mit der Drahtschere die Enden des Stahldrahts auf ca. 1–1,5 cm kürzen. Dann die Enden mit etwas Textilband umwickeln (Schutz des Drahtseils gegen „Aufzwirbeln“; Schutz der Benutzerin gegen Verletzungen und Löcher in den Handschuhen beim Hantieren).
9) Die auf den Ski aufgezogene Schlaufe muss gestoppt werden. Auch wenn sich die Schlinge sehr eng um den Ski schließt, wird sie sich bei Benutzung langsam nach hinten schieben, das Fell schiebt sich im vorderen Bereich zu einer Falte auf, Schnee gelangt zwischen Klebefläche und Ski und das Fell löst sich ab. Damit dies nicht geschieht, muss die Schlaufe gestoppt werden. Ich habe zunächst an der Stelle, wo das Kurzfell beginnen sollte (ca. 15 cm vor der Elevatorplatte der Bindung), kleine Holzklötzchen oben auf die Ski geklebt, an dem die Schlaufen hängen blieben. Leider haben sich die Klötze nach einer Weile verabschiedet (falscher Kleber?) Meine provisorische Lösung auf der Tour war es, die Felle soweit nach hinten zu schieben, bis die Schlaufe direkt an die Elevatorplatte meiner Bindung stieß und so fixiert wurde. Dadurch saßen die Felle natürlich sehr weit hinten. Ich konnte allerdings in der Funktionaltät keine Verschlechterung gegenüber der vorherigen Positionierung feststellen. Für die nächste Tour werde ich es mit dem Aufschrauben von Stoppern etwa 15 cm vor der Bindung probieren.
Das montierte Kurzfell:
Die Drahtschlaufe fixiert das Fell direkt vor der Bindungsplatte. Alternativ kann man auch weiter vorn einen Stopper (Holz-, Kunststoffklotz) anbringen:
Die Drahtschlaufe im Detail. Ein Drahtende ist abgeschnitten und fasert aus; das andere ist bereits mit Tesa-Textilband umwickelt:
Nach demselben Prinzip habe ich auch noch „Ultrakurzfelle“ gebastelt. Die Halteschlaufe ist größer und stoppt deshalb erst direkt am Stahlkäfig der Bindung; hinten enden die Felle auf derselben Höhe wie die Elevatorplatte, also prakisch unter dem Absatz des Telemarkstiefels:
Erfahrungen bei der praktischen Nutzung
Ich habe die selbst gemachten Felle zuerst 2006 bei einer Tour in der Hardangervidda getestet und war von der Funktionalität so angetan, dass ich es wagte, nur mit diesen Kurzfellen meine Langtour 2007 zu bestreiten. Ich nahm zwei Paar mit, und ein Paar „Ultrakurzfelle“. Eines der Kurzfelle wurde bereits im Januar in der Femundmarka zerstört; ich trat bei einem steilen Aufstieg durch tiefen Pulverschnee auf blanken Fels und es riss quer durch (das hätte aber auch jedem Langfell den Garaus bereitet). Das verbleibende Paar tat treu und brav drei Monate lang seinen Dienst, wie hier Mitte April bei Masi in der Finnmark:
Nach meiner Erfahrung halten diese Felle genau so gut (oder schlecht) wie andere Felle auch: D.h. wenn es sehr kalt oder sehr naß ist, wenn man die Felle nachts „vernachlässigt“ hat und sie morgens gefroren sind, wenn man auf sehr hartem Untergrund viel kantet etc., können sie sich ablösen.
Ein Minuspunkt: Ein Schwachpunkt der Konstruktion ist der kleine Wulst vorne im Bereich der Drahtschlaufe. Das Fell löst sich dort zwar (erstaunlicherweise) nicht ab, doch reibt der Wulst beim Vorwärtsgleiten etwas durch den Schnee. Der dadurch entstehende leichte „Bremseffekt“ stört mich jedoch nicht sehr (und ist auf jeden Fall geringer als bei Langfellen, wo die ganze Skifläche bremst). Bei weicher Schneedecke ist der Bremseffekt praktisch nicht bemerkbar. Außerdem gehe ich gerade Strecken und moderate Steigungen meist mit Wachs. Und bei den steileren Anstiegen, wo die Felle zum Einsatz kommen, „stampfe“ ich eh und gleitet kaum noch.
Ein Pluspunkt: Die Felle sind so klein, dass man sie in die Hosentasche stecken kann. So kann man sie auch bei tiefen Minusgraden gut vorwärmen, wenn man weiß, das bald eine Steigung ansteht. Man kann sie auch bedenkenlos wieder abnehmen, in der Tasche warmhalten und drei Stunden später wieder aufziehen.
Auch die „Ultrakurzfelle“ setze ich regelmäßig ein. Sie sind sehr hilfreich auf flachen Strecken, insbesondere bei Gegenwind und in Situationen, wenn das Wachsen schwierig wird und/oder man die Mühen des „Klisterns“ scheut. z.B. bei sehr harter Schneedecke oder auf einem vereisten See. Die „Ultrakurzfelle“ verleihen genau das bißchen Griff für den Antritt, das man in der Ebene braucht.
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