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Mitreisende | |
Land: Schottland
Reisezeit: September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Im September war es soweit. Der im Mai mangels Kondition und Laune "gekniffene" Kintyre Way stand an. Präperiert mit einigen hundert Jogging km und einer mit Eurer Hilfe ausgefeilten Packliste gings am 07.09 an den Start.
Offizielle Infos über den Weg gibts hier: http://www.kintyreway.com/index.php
Den Packlistenthread findet Ihr hier: http://forum.outdoorseiten.net/showthread.php?t=25768
Die endgültige Liste sah so aus:
Viel Spaß beim Lesen.
Mein Kintyre Way 2008, oder: Von einem der wohlgeordnet auszieht, unterwegs die alte Ordnung völlig verliert und überraschend mit einer neuen Ordnung heimkehrt.
Sonntag, 7. September 2008
Anreise aus Deutschland + 8km von Tarbert zum Loch na Machrach Moire
Jetzt gehts los!
Die Zeit der Vorbereitung ist endlich um.
Ein halbes Jahr durch den Wald gerenne und Packlisten planen ist vorbei. Der Wecker reißt mich aus kurzem Schlaf. 06:00h. Rasch die letzte Dusche vor der Tour genossen, ein paar Brote geschmiert und ins Auto gesprungen. Da mich diesmal meine Frau nicht wegbringen kann (die Dame aalt sich derweilen auf Malle ) nehme ich die Endkontrolle selber vor und schaffe es tatsächlich vor Fahrtantritt festzustellen das mein Ausweis noch auf dem Küchenschrank liegt. Stolz starte ich um 06:30h durch. "Lift off". "Houston, we have a lift off". Nach kurzer Fahrt erreiche ich pünktlich den Flughafen Düsseldorf/Weeze am Niederrhein und checke ein. Da ich Müsli und Trockenfutter plus Kameraausrüstung für den Flug ins Handgepäck auslagere erreicht mein Rucksack nur das Gesamtgewicht von gut 15 kg. Eure Packlistenberatung sei Dank!
Der Ryanair Flug startet pünktlich um 09:55h und ab gehts.
Jede Menge Platz für Daisy Chains und keiner bringt sie an...
Nach erfolgreicher Landung und Rucksackentgegennahme (Glück gehabt Dirk ) warte ich mit einigen anderen blauen Enten
sprich individual reisenden Rucksackträgern auf dem Bahnsteig auf den Verbindungszug nach Glasgow. Im Zug zahle ich trotz Vorlage meines Ryanair Tickets 3,50 Pfund für den Transfer. War das nicht mal ein 1 Pfund Trip?
Egal. In Glasgow wird im Nevi Sport noch eine 100g Gaskartusche für den Jetboil Kocher gekauft und ab gehts zum Busbahnhof Buchanan. Langsam wird man heimisch denke ich und biege in die falsche Seitenstraße ab.
Nun man kann ja auch mal einen anderen Weg gehen als gewohnt...
Nachdem der Busfahrer der Linie 926 mich davon überzeugt meinen Rucksack wieder aus seinem Laderaum zu nehmen weil er der West Coast Motors Bus ist und mein Ticket auf den Citylink Bus ausgestellt ist, sitze ich sogar im richtigen Bus. (Ist aber doch wirklich verwirrend das beide die Nummer 926 vorne dranhaben )
Egal. Ich bin auf Tour und Heute bringt mich nichts außer Fassung.
(Einwurf der Vorsehung: "Hehehehe. ")
Mittags statte ich in Inverarary noch meinem Lieblingswhiskyhändler einen kleinen Besuch ab und lasse mir für die Rückfahrt eine schöne Flasche 18jährigen Ledaig zurücklegen.
Die Sonne scheint und der Tag ist herrlich.
(Vorsehung: "Sie wissen schon, heheheheh ")
Um 17:00h ist das Fahrtziel Tarbert erreicht und ich begebe mich schnurstracks zum Startpunkt des Kintyre Ways.
Der Weg beginnt im Hafen und erreicht nach einer kleinen Steigung die Anhöhe auf der das alte Castle den Hafen überblickt.
Nach und nach erklimmt man höhere und einsamere Gefilde.
Der Weg ist überraschend feucht. Selbst Hügelkämme zeichnen sich durch morastigen Boden aus. Erstaunt marschiere ich in tieferen Abschnitten durch knöcheltiefes Wasser. Nach gut eineinhalb Stunden fängt es an zu dämmern. Mein Tagesziel ist der kleine See Loch na Machrach Moire. Dort werde ich mich mit Wasser versorgen und einen schönen Abend verbringen.
( Sie wissen schon: )
Endlich ist der See in Sicht. Wenige hundert Meter vom Weg entfernt ist das Ziel klar vor Augen.
Schnell etwas Wasser holen und einen schönen Platz fürs erste Übernachten aussuchen.
Ich schlage den direkten Weg zum See ein, da in meiner Karte kein Weg eingezeichnet ist. Was als kurzer Fußmarsch geplant ist erweist sich als sehr schwierig.
Nach wenigen Metern trete ich in tiefere Wasserlöcher. Ich versuche durch gezieltes Auftreten auf Grasbüschel voranzukommen. Mehrmals rutsche ich ab und stehe bis zur Wade im Schlamm.
Hm.
Wird vielleicht besser.
Wirds aber nicht.
Nach ca. einhundert Metern verfehle ich einen festeren Stand und falle längs hin.
Ha, fast lustig.
Rucksack ab, Wasserflasche raus. Hole ich halt nur Wasser. Wenige Meter weiter macht es "schmatz". Ich stecke in einem Schlammloch. Der Modder reicht mir bis zum Oberschenkel. Sieht ja fast aus wie Moor denke ich und versuch aus dem Loch rauszukommen. Wie geht nicht so einfach durch Beine anziehen? Mich quer zur Grasnabe drehend ziehe ich mich aus dem Schlamm raus. Bleibe ein paar Sekunden schwer atmend liegen. In dem Moment sickert mir langsam die Gewissheit ins Bewußtsein:
Da liegst Du nun. Weit und breit kein Mensch außer dir. Kein Handy-Empfang und dein Trink-Wasser ist so gut wie alle. Moorleiche ist auch ein Scheiß-Job.
Tolle Planung.
Halt. Der Wasserfilter. Wofür hab ich das Katadyn Teil denn gekauft. Zurück zum Rucksack und raus mit dem Filter. "Fieberhaft" zusammengesteckt werfe ich die Saugglocke in die nächste Pfütze. Klar. Den Teefilter der als Vorfilter im Forum empfohlen wurde hab ich glatt vergessen in meiner Eile. Effekt ist natürlich das der Filter sich sofort durch Schlamm zusetzt und seine Funktion verweigert.
Da sitze ich und komme runter. Denke mal nach und analysiere die Situation. Meine schöne Planung ist im Eimer. Nun nützt natürlich auch kein Fluchen und Selbstmitleid denke ich mir nach kurzer Zeit. Ich versuche logisch vorzugehen und beschließe zurück zum Weg zu gehen und dort das Zelt direkt auf dem Weg aufzuschlagen, bevor es in wenigen Minuten dunkel wird. Jetzt passiert was ungewöhnliches. Sofort nachdem ich meinen "heiligen" Plan modifiziert und den praktischen Gegebenheiten angepaßt habe, überkommt mich ein erstaunliche Ruhe und Gelassenheit. Innerhalb weniger Minuten ereiche ich wieder den Weg. Nach ca. zehn Minuten passiere ich eine Stelle an der ein kleiner Bach den Weg kreuzt. Ich weiß sofort das ist mein Lagerplatz. Ich schlage rasch (und zugegebenerweise etwas schlampig) das Zelt auf.
Der Bach gibt ein farblich interessantes Wasser ab.
Ich trinke es trotzdem und ziehe mich rasch in meinen Schlafsack zurück. Komisch. Ich hab nicht mal Hunger. Abendessen fällt aus und ich falle gegen 21:00h in einen tiefen Schlaf.
Ende von Tag 1 und meiner tollen Planwirtschaft.
Beste Grüße,
Rainer
Reisezeit: September
Region/Kontinent: Nordeuropa
Im September war es soweit. Der im Mai mangels Kondition und Laune "gekniffene" Kintyre Way stand an. Präperiert mit einigen hundert Jogging km und einer mit Eurer Hilfe ausgefeilten Packliste gings am 07.09 an den Start.
Offizielle Infos über den Weg gibts hier: http://www.kintyreway.com/index.php
Den Packlistenthread findet Ihr hier: http://forum.outdoorseiten.net/showthread.php?t=25768
Die endgültige Liste sah so aus:
Zitat von Rainer Duesmann
Beitrag anzeigen
Mein Kintyre Way 2008, oder: Von einem der wohlgeordnet auszieht, unterwegs die alte Ordnung völlig verliert und überraschend mit einer neuen Ordnung heimkehrt.
Sonntag, 7. September 2008
Anreise aus Deutschland + 8km von Tarbert zum Loch na Machrach Moire
Jetzt gehts los!
Die Zeit der Vorbereitung ist endlich um.
Ein halbes Jahr durch den Wald gerenne und Packlisten planen ist vorbei. Der Wecker reißt mich aus kurzem Schlaf. 06:00h. Rasch die letzte Dusche vor der Tour genossen, ein paar Brote geschmiert und ins Auto gesprungen. Da mich diesmal meine Frau nicht wegbringen kann (die Dame aalt sich derweilen auf Malle ) nehme ich die Endkontrolle selber vor und schaffe es tatsächlich vor Fahrtantritt festzustellen das mein Ausweis noch auf dem Küchenschrank liegt. Stolz starte ich um 06:30h durch. "Lift off". "Houston, we have a lift off". Nach kurzer Fahrt erreiche ich pünktlich den Flughafen Düsseldorf/Weeze am Niederrhein und checke ein. Da ich Müsli und Trockenfutter plus Kameraausrüstung für den Flug ins Handgepäck auslagere erreicht mein Rucksack nur das Gesamtgewicht von gut 15 kg. Eure Packlistenberatung sei Dank!
Der Ryanair Flug startet pünktlich um 09:55h und ab gehts.
Jede Menge Platz für Daisy Chains und keiner bringt sie an...
Nach erfolgreicher Landung und Rucksackentgegennahme (Glück gehabt Dirk ) warte ich mit einigen anderen blauen Enten
sprich individual reisenden Rucksackträgern auf dem Bahnsteig auf den Verbindungszug nach Glasgow. Im Zug zahle ich trotz Vorlage meines Ryanair Tickets 3,50 Pfund für den Transfer. War das nicht mal ein 1 Pfund Trip?
Egal. In Glasgow wird im Nevi Sport noch eine 100g Gaskartusche für den Jetboil Kocher gekauft und ab gehts zum Busbahnhof Buchanan. Langsam wird man heimisch denke ich und biege in die falsche Seitenstraße ab.
Nun man kann ja auch mal einen anderen Weg gehen als gewohnt...
Nachdem der Busfahrer der Linie 926 mich davon überzeugt meinen Rucksack wieder aus seinem Laderaum zu nehmen weil er der West Coast Motors Bus ist und mein Ticket auf den Citylink Bus ausgestellt ist, sitze ich sogar im richtigen Bus. (Ist aber doch wirklich verwirrend das beide die Nummer 926 vorne dranhaben )
Egal. Ich bin auf Tour und Heute bringt mich nichts außer Fassung.
(Einwurf der Vorsehung: "Hehehehe. ")
Mittags statte ich in Inverarary noch meinem Lieblingswhiskyhändler einen kleinen Besuch ab und lasse mir für die Rückfahrt eine schöne Flasche 18jährigen Ledaig zurücklegen.
Die Sonne scheint und der Tag ist herrlich.
(Vorsehung: "Sie wissen schon, heheheheh ")
Um 17:00h ist das Fahrtziel Tarbert erreicht und ich begebe mich schnurstracks zum Startpunkt des Kintyre Ways.
Der Weg beginnt im Hafen und erreicht nach einer kleinen Steigung die Anhöhe auf der das alte Castle den Hafen überblickt.
Nach und nach erklimmt man höhere und einsamere Gefilde.
Der Weg ist überraschend feucht. Selbst Hügelkämme zeichnen sich durch morastigen Boden aus. Erstaunt marschiere ich in tieferen Abschnitten durch knöcheltiefes Wasser. Nach gut eineinhalb Stunden fängt es an zu dämmern. Mein Tagesziel ist der kleine See Loch na Machrach Moire. Dort werde ich mich mit Wasser versorgen und einen schönen Abend verbringen.
( Sie wissen schon: )
Endlich ist der See in Sicht. Wenige hundert Meter vom Weg entfernt ist das Ziel klar vor Augen.
Schnell etwas Wasser holen und einen schönen Platz fürs erste Übernachten aussuchen.
Ich schlage den direkten Weg zum See ein, da in meiner Karte kein Weg eingezeichnet ist. Was als kurzer Fußmarsch geplant ist erweist sich als sehr schwierig.
Nach wenigen Metern trete ich in tiefere Wasserlöcher. Ich versuche durch gezieltes Auftreten auf Grasbüschel voranzukommen. Mehrmals rutsche ich ab und stehe bis zur Wade im Schlamm.
Hm.
Wird vielleicht besser.
Wirds aber nicht.
Nach ca. einhundert Metern verfehle ich einen festeren Stand und falle längs hin.
Ha, fast lustig.
Rucksack ab, Wasserflasche raus. Hole ich halt nur Wasser. Wenige Meter weiter macht es "schmatz". Ich stecke in einem Schlammloch. Der Modder reicht mir bis zum Oberschenkel. Sieht ja fast aus wie Moor denke ich und versuch aus dem Loch rauszukommen. Wie geht nicht so einfach durch Beine anziehen? Mich quer zur Grasnabe drehend ziehe ich mich aus dem Schlamm raus. Bleibe ein paar Sekunden schwer atmend liegen. In dem Moment sickert mir langsam die Gewissheit ins Bewußtsein:
Da liegst Du nun. Weit und breit kein Mensch außer dir. Kein Handy-Empfang und dein Trink-Wasser ist so gut wie alle. Moorleiche ist auch ein Scheiß-Job.
Tolle Planung.
Halt. Der Wasserfilter. Wofür hab ich das Katadyn Teil denn gekauft. Zurück zum Rucksack und raus mit dem Filter. "Fieberhaft" zusammengesteckt werfe ich die Saugglocke in die nächste Pfütze. Klar. Den Teefilter der als Vorfilter im Forum empfohlen wurde hab ich glatt vergessen in meiner Eile. Effekt ist natürlich das der Filter sich sofort durch Schlamm zusetzt und seine Funktion verweigert.
Da sitze ich und komme runter. Denke mal nach und analysiere die Situation. Meine schöne Planung ist im Eimer. Nun nützt natürlich auch kein Fluchen und Selbstmitleid denke ich mir nach kurzer Zeit. Ich versuche logisch vorzugehen und beschließe zurück zum Weg zu gehen und dort das Zelt direkt auf dem Weg aufzuschlagen, bevor es in wenigen Minuten dunkel wird. Jetzt passiert was ungewöhnliches. Sofort nachdem ich meinen "heiligen" Plan modifiziert und den praktischen Gegebenheiten angepaßt habe, überkommt mich ein erstaunliche Ruhe und Gelassenheit. Innerhalb weniger Minuten ereiche ich wieder den Weg. Nach ca. zehn Minuten passiere ich eine Stelle an der ein kleiner Bach den Weg kreuzt. Ich weiß sofort das ist mein Lagerplatz. Ich schlage rasch (und zugegebenerweise etwas schlampig) das Zelt auf.
Der Bach gibt ein farblich interessantes Wasser ab.
Ich trinke es trotzdem und ziehe mich rasch in meinen Schlafsack zurück. Komisch. Ich hab nicht mal Hunger. Abendessen fällt aus und ich falle gegen 21:00h in einen tiefen Schlaf.
Ende von Tag 1 und meiner tollen Planwirtschaft.
Beste Grüße,
Rainer
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